Love Sick von Rave_ShadowHeart ================================================================================ Kapitel 1: Love Sick -------------------- Love Sick Ein dumpfer Schmerz wuchert durch die Dunkelheit ihres Schlafes und weckt ihre Lebensgeister. Das Dröhnen in Levys Kopf nimmt stetig zu, wird lauter. Der Schmerz klopft in ihren Ohren und macht es für sie unerträglich weiter zu schlafen. Mühsam und mit zitternden Liedern, versucht sie ihre Augen zu öffnen. Sie schafft es nur einen schmalen Spalt weit, ehe sie aufgibt und es fürs Erste sein lässt. Ihr Kopf schmerzt und sie schafft es nicht ihre Gedanken einzufangen. Es fühlt sich an, wie ein Kater nach einem, für Fairy Tail typischen, Gilden-Saufgelage. Levy trinkt so gut wie nie Alkohol, weil sie ihn nicht mag und auf die Nachwirkungen am nächsten Tag sehr gut verzichten kann. Ab und zu kommt es jedoch trotzdem vor dass es Cana gelingt, ihr etwas unterzuschieben. Da Levy nicht mal annähernd trinkfest ist, sind die Auswirkungen enorm und der Brummschädel am nächsten Tag dementsprechend dick. Genau so ein Gefühl hat sie im Moment und doch ist es nicht das Selbe. Es ist anders… Noch nie waren ihre Gedanken nach zu hohem Alkoholkonsum so undurchsichtig, so „nicht vorhanden“ wie dieses Mal. Sie konnte sich zumindest immer an das erinnern, was vor ihrem Black-out passiert ist. Dieses Mal ist alles verschleiert. Plötzlich ist da ein heftiges Gefühl in ihr. Ihr Herz beginnt zu rasen und scheint das Pochen in ihren Ohren zu übertönen. Levys Atmung erhöht sich und der Wunsch vor etwas davon zu laufen, appelliert wieder an ihre Lebensgeister endlich aufzuwachen. „Wach auf… wach auf… ich muss aufwachen…“, ruft es in ihr und sie hört ihre eigene Stimme dabei. Mit angestrengtem Gesichtsausdruck pendelt sie zwischen erlösender Traumwelt und Wachwerden hin und her, ehe der Schmerz in ihrem Kopf so stark wird dass sie einfach aufwachen muss. Schwach und müde öffnet sie ihre Augen und versucht etwas zu sehen. Aber es ist alles verschwommen und dazu auch noch dunkel. Sie versucht sich zu bewegen, aber es geht nicht. Der erneut ansteigende Druck in ihrem Kopf, ringt ihr ein wehklagendes Ächzen ab, ehe sie den Versuch, sich aufzurichten, erneut aufgibt. Erst nach einer Weile, wird ihr Geist etwas wacher und doch kann sie ihre Gedanken nicht fassen. Zumindest schafft sie es schon ihre Augen zu öffnen und auch etwas offen zu halten. Sie blickt an eine Zimmerdecke, die sie nicht kennt. Sie ist aus dunklen Holzdielen gefertigt. Sie spürt etwas Kratziges und festes um ihre Handgelenke. Der erneute Versuch sich zu bewegen gelingt und sie kippt etwas mehr zu Seite. Ihr Gesicht landet in einer, mehr oder weniger weichen, Decke. Erst jetzt registriert sie all ihre anderen Schmerzen. Im Grunde fühlt sie sich zerschlagen, als wäre sie einen tiefen Abgrund hinunter gefallen und hätte sich zig Knochenbrüche zugezogen. Ihr ganzer Körper scheint ein einziger Schmerz zu sein. Erschrocken und doch fast gleichgültig stellt sie fest, dass man ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt hat. Panik durchfährt sie und lässt ihren Herzschlag erneut ansteigen. „Jet…? Droy…?“ fragt sie sich in Gedanken. Sie erinnert sich, dass sie mit ihrem Team von einer Mission zurückgekommen war. Sie hatten sich noch kurz unterhalten, anschließend verabschiedet und getrennt. Die Beiden wollten sie bis zu den Toren von Fairy Hills begleiten, aber sie hatte verneint. Sie wollte sich nur schnell frisch machen, ehe sie sich in der Gilde wieder treffen würden, um bei Mirajane Bericht zu erstatten. So trennten sich ihre Wege und sie ging den Weg über die Waldseite zu Fairy Hills. Das Nächste an das sich Levy erinnern kann, waren raschelnde Blätter hinter ihr und der Schrecken der sie heimsuchte, während sie zu dieser Geräuschquelle herumfuhr und nur diesen schwarzen Schatten auf sich zuspringen sah. Es folgten ein dumpfer Schlag, ein leises Knacken und ein stechender Schmerz, ehe alles in Finsternis tauchte und sie mit sich riss wie ein fallendes Blatt. Ein leises Keuchen, erfüllt von Panik und Verzweiflung, entrinnt ihrer Kehle als sie realisiert dass man sie entführt hat. „W… wer? W…warum…? Jet… Droy…“, beginnt es in ihrem Kopf zu rufen. Die Ungewissheit ob ihre beiden Teamkollegen auch geschnappt wurden oder ob sie hoffentlich unversehrt sind, beherrscht ihre Gedanken und da ist wieder dieser Schmerz. Ihr Blickfeld verschwimmt und ihre Gedanken verflüchtigen sich, als wieder alles in diese Finsternis stürzt und die Kräfte sie verlassen. Die beschlagenen Hufe des Tieres, preschen mit klappernden Lauten über den steinigen Weg. Schaumfetzen spritzen dem Pferd vom Maul und besprenkeln sein dunkles Fell an Brust und Schultern. Mit einem „Heyah!!“, treibt Gajeel den Braunen des Einspänners zu seiner Höchstleistung an und peitscht mit den Zügeln. „Verflucht… ich könnt kotzen…“, tobt es in ihm, während er versucht seine Augen offen zu halten. Seitdem er bemerkt hat, dass er genauso Transportmittelkrank ist wie Natsu, hat er zwar angefangen dagegen anzugehen und es sich abzutrainieren, aber dieses Vorhaben ist nicht gerade mit Erfolg gekrönt wie er bemerkt. Ohne Lily an seiner Seite, ist er leider auf solche Alternativen angewiesen, um schnell von A nach B zu kommen. Oder es liegt an der gesamten Situation, die ihm die Galle hochkommen lässt. Die Situation ist, wie es schon so oft in seinem Leben der Fall war, verfahren und heikel. Er gibt sich selbst die Schuld dafür. Er hätte es eigentlich besser wissen müssen! Nun ist wieder mal alles in der Schwebe was er sich aufgebaut hat und ja… was ihm etwas bedeutet. Seit den Großen Magischen Spielen, hat er zusehends bemerkt wie er immer mehr und mehr seine Wachsamkeit ablegt. Er hat sich zu oft dabei ertappt, wie sorglos er umhergegangen war und sich hat gehen lassen. Es war aber auch zu verlockend gewesen. Durch den Sieg im Turnier, war die Gilde wieder an die Position der Besten Gilde Fiores gerückt und sie brauchten keine Gegner oder Konkurrenten mehr fürchten. Sie konnten sorglos Aufträge annehmen, sie erledigen und ihren Spaß haben. Feste feiern und neue Herausforderungen anstreben. Die Bedrohung von einst, in die er selbst mehr als jeder andere verstrickt war, geriet in Vergessenheit. Auch er hat sie gekonnt verdrängt oder einfach vergessen, weil sie als „aufgehoben“ galt. Bei den Magischen Spielen, wurde das Team von Raven Tail disqualifiziert weil sie gegen die Regeln verstoßen hatten. Später hieß es, die Gilde sei aufgelöst worden und niemand verschwendete mehr einen Gedanken an Ivan und seine düstere Gefolgschaft. Jetzt sind sie zurück… und sie sind boshafter und unberechenbarer als jemals zuvor. Schon aus dem Grund weil Gajeel nichts mehr über sie weiß. Früher, als Spion in deren Reihen hatte er einen Überblick was die Gilde tat und was nicht… was ihre Mittel waren. Nun hat er kaum Informationen, außer die Tatsache dass sie vor nichts zurückschrecken würden um ihre Ziele zu erreichen. Den Fall von Fairy Tail! „Scheiße!“, flucht er knirschend, als der Einspänner bei einer der Kurven, der unwegsamen Straße, fast aus der Bahn geschleudert worden wäre. Ein Zeichen für ihn, das Tempo etwas zu reduzieren, ehe ihm auch noch das Pferd im Gespann eingehen würde. Er atmet erleichtert aus, als sich der Wagen stabilisiert hat und unterdrückt im nächsten Moment einen Würgereiz. „Bloß nicht dran denken…“, nimmt er sich vor und lässt seinen Blick kurz nach oben, in den mit Wolken behangenen, Nachthimmel wandern. Er sollte sich lieber auf den Weg konzentrieren, anstatt ständig daran zu denken dass ihm Speiübel ist. Es hängt zu viel von seinem jetzigen Auftrag ab. Schlagartig senkt sich sein Blick starr auf den Weg vor sich, ehe er das Pferd etwas bremst und es langsam über eine knarrige Brücke gehen lässt. Der ruhige Takt der beschlagenen Hufe auf dem Holz, lassen seine Müdigkeit an ihm empor kriechen wie Unkraut. Er hat seit zwei Tagen nicht geschlafen. Es musste alles schnell gehen als Raven Tail sich bemerkbar und ihre Zeichen gesetzt hat. „Tu was nötig ist!“, hallen Makarovs Worte noch immer in seinen Gedanken wieder. Nachdem Raven Tail in Aktion getreten war, führten sie eine deutliche und klare Beredung unter vier Augen. Gajeel musste eine Entscheidung fällen. Es fiel ihm schwer, aber es erschien ihm die einzige Möglichkeit zu sein. „Egal was… tu was nötig ist! Du hast freie Hand!“, hatte der Meister ihm abermals zugeredet, weil er bei seiner Entscheidung zögerte. Gajeel hat sich entschieden… Es sind diese Art von Entscheidungen, die schnell erfolgen müssen. Entscheidungen, von denen er nicht weiß ob sie Richtig sind oder Falsch. Das wird sich erst zeigen… Es herrscht absolute Ausnahmesituation… Krieg… und er hatte keine Zeit sich auf irgendetwas vorzubereiten. Irgendetwas zu planen… er handelt einfach. So wie sein einzig wahrer Meister, zu dem er aufsieht wie zu keinem anderen, es ihm aufgetragen hat. „Tu was nötig ist!“, diese Aussage würde ihn noch oft in dem bestärken was er tut oder tun muss. Denn Gajeel würde tun was nötig ist, alles. Bedingungslos alles… Im Moment weiß er nicht mal was zwischen den Fronten los ist, doch das ist jetzt unwichtig. Er weiß nur eines und davon würde ihn niemand abhalten: Er muss so schnell wie möglich zurück! Als der Wagen die Brücke endlich verlassen hat, lenkt er das Tier in einen Seitenweg und treibt es wieder vorwärts. Er setzt seinen Weg fort, so schnell er kann und nur mit einem Ziel vor Augen. Sein glühender Blick huscht dabei immer wieder in den Himmel, um nach schwarzen Vögeln Ausschau zu halten. Auf Zehenspitzen stehend, versucht Levy durch einen Spalt der Holzdielen zu schauen, um zu sehen wo sie sich befindet. Alles was sie sieht sind spitze Baumwipfel, ein paar hohe Felsen oder Berge und Grün. Es ist alles Grün. Dunkelgrün. Wie Nadelwald und nördliche Tundra. Zumindest kann sie die Sonne sehen. Laut ihrem Stand muss seit ihrem letzten Erwachen die Nacht und mindestens ein halber Tag vergangen sein. Ihr Entführer ist inzwischen bei ihr gewesen und hat ihre Fesseln gelöst. Als sie vor wenigen Momenten aufwachte, waren die Seile zumindest verschwunden und sie war mit einer dünnen Decke zugedeckt. Sie hatte es nicht mal annähernd bemerkt, so tief hatte sie geschlafen. Oder man hatte ihr im Schlaf irgendetwas eingeflößt, damit sie so tief geschlafen hat. Ihr Kopf pocht noch immer schmerzhaft und ein erneut aufkommendes Schwindelgefühl, lässt sie zurück in einen normalen Stand sinken, ehe sie sich kurz am Fensterbrett abstützt. Als sie vorhin aufgewacht war, war sie zuerst in Panik. Eine Zimmerdecke und ein Zimmer das sie nicht kannte. Sie hat einige Zeit lang gelauscht ob noch jemand hier war. Nach einer ganzen Weile, hatte sie den Verdacht allein zu sein. Levy hatte zuerst angenommen dass der Entführer nicht weit sein kann, wenn er ihr schon die Fesseln abnimmt. Es hat sie große Überwindung gekostet, sich aufzusetzen und ihre Beine aus dem Bett zu schwingen. Des Weiteren war ihr Schlecht und Schwindlig, was ihr zusätzlich die Motivation nahm. Das Zimmer in dem sie sich grade befindet, ist klein und dient wohl nur als Schlafraum für eine Person. Es könnte noch ein zweites Bett darin Platz finden, wenn man den verstaubten Tisch beiseite stellen würde. Es sind sogar Vorhänge am Fenster, auch wenn diese etwas ausgebleicht und alt sind. Das Fenster selbst, ist zugenagelt. Von Außen natürlich. Nur ein paar kleine Ritzen und Astlöcher sind ihr aufgefallen, durch die sie etwas Tageslicht sehen kann und die den Raum ein kleinwenig aufhellen. Es ist also Tag. Das ist ja schon mal nicht ganz so schlecht. Nur langsam, löst sich Levy von der Stelle am Fensterbrett und steuert auf die einzige Tür im Zimmer zu. Würde sie der Entführer auf der anderen Seite erwarten? Zögerlich, streckt sie ihre Hand nach der Türklinke aus und lässt sie ein paar Atemzüge darauf ruhen. Vermutlich würde die Tür ohnehin abgesperrt sein. Als sie die Klinke trotzdem runter drückt, ertönt ein lautes Quietschen und die Tür geht tatsächlich auf. Ungläubig starrt die Magierin auf die nun offene Tür und holt einmal tief Luft, ehe sie die Tür einen Spalt weit aufmacht. Ganz vorsichtig, lugt sie mit einem Auge durch den Spalt und blickt in einen Wohnraum. „E…es ist niemand da?“, fragt sie sich, als sie niemanden sieht und auch niemanden hört. Mit einem Schlucken, öffnet sie die Tür nur so weit, dass sie hindurch schlüpfen kann. Sie lässt die Klinke nicht los, um sich im Notfall, schnell hinter der Tür wieder in Sicherheit zu bringen. Zeitgleich beginnt sie sich zu fragen, wer um Himmels Willen sie nur entführt haben könnte? Wer könnte von ihr etwas wollen? Sie hat nichts in ihrem Besitz, das für jemanden dienlich sein könnte. Und für sie Lösegeld einzufordern steht auch nicht zur Debatte. Zudem würde noch kommen, dass sich der Entführer gleich mit der gesamten Gilde Fairy Tail einlässt und so selbstmörderisch kann man nicht veranlagt sein. Levy weiß… man würde sie befreien kommen. Irgendjemand. Zu allererst würden Jet und Droy durchstarten. „Jet… Droy… ich hoffe es geht euch gut…“, denkt sie nun wieder auf. Sie weiß nicht ob sie auch entführt wurden oder ob man es nur auf sie abgesehen hatte. „Man sucht bestimmt schon nach mir…“, schlussfolgert sie, auch um sich selbst etwas zu beruhigen. Wenn ihre Abschätzung stimmt, sind wirklich die ganze Nacht und ein halber Tag vergangen und das ist bestimmt jemandem aufgefallen. Als erstes im Wohnheim, denn dort läuft man sich zur abendlichen Stunde immer noch mehrmals über den Weg, ehe man sich zur Bettruhe begibt. „Ja… es wird bestimmt schon nach mir gesucht… es kann nicht mehr lange dauern und ich bin hier raus…“, versucht sie sich gut zuzureden. „Was… wenn ich dann schon längst nicht mehr hier bin?“, beginnt sie plötzlich. Der Gedanke dass es sich hier nur um ein „Zwischenlager“ für sie handeln könnte, kommt ihr zumindest. An der einen Seite des Zimmers, fallen ihr viele gestapelte Kisten ins Auge. Nicht unweit davon, befindet sich eine Art kleine Kochnische mit verkohlter Feuerstelle. Auf Levy macht es den Eindruck, als hätte hier schon länger keiner mehr gewohnt oder zumindest geputzt. Der Tisch, und die etwas verzogene Kommode weisen starke Staubablagerungen auf. Mit weiten und hastigen Schritten, ist Levy an der Tür, die sich gleich neben der Kommode befindet. Laut ihrer Vorstellung einer normalen Hütte, denn das hier ist nichts anderes als eine Hütte, kann es sich hierbei nur um die Tür handeln die nach Draußen führt. In die Freiheit! Ein stechender Schmerz entbrennt in ihrem Kopf, als sie an der Tür ist und einfach die Klinke nach unten drückt. Ihre Hand, verkrampft sich um die Türklinke und tiefe Schatten fallen in ihr Gesicht. Ihre Lippen pressen sich zu einem schmalen und blutleeren Strich zusammen. „Zu…“, flüstert sie mit sich selbst und eigentlich hatte sie es schon geahnt. Sie schluckt ein verzweifeltes Schluchzen hinunter, ehe sie sich strafft und von der Tür ablässt. „Sie… suchen bereits nach mir…“, redet sie auf sich ein und wendet sich von der Tür ab. Auch wenn sie daran glaubt, es hofft, dass man bereits nach ihr sucht, will sie selbst nicht untätig bleiben. Vielleicht kommt sie hier irgendwie allein raus. Und wenn es Draußen wirklich hell ist, hat sie gute Chancen vielleicht einen Weg zu finden um hier weg zu kommen. „Solid Script: Hole!!“, ruft sie aus und zeigt auf die Tür um dort ein Loch entstehen zu lassen. Aber es passiert nichts. Die Magie sammelt sich nicht mal an ihrer ausgestreckten Hand und mit Schockgeweiteten Augen starrt sie erst auf die Tür und dann wieder auf ihre Hand. Ihre zierliche Hand beginnt zu zittern. „Verstehe… irgendein Aufhebungszauber…“, knirscht sie in sich hinein und senkt ihren Blick gen Boden. Jemand muss außerhalb der Hütte, oder direkt um diese herum, eine Barriere aus Runen errichtet haben. Oder ein Mechanismus mit Speziellen, Magie neutralisierenden, Lacrima. Levy hat irgendwo einmal gelesen dass es solche Lacrima gibt. Wie man sie entschärft, hat sie bis heute nicht nachgelesen, was sie nun bereut. Davon abgesehen, müsste sie diese erst finden, wenn es sich überhaupt darum handelt. Eines weiß sie allerdings mit Sicherheit: Ohne Magie hat sie keine Chance hier raus zu kommen. Es sei denn, sie findet irgendwo eine Brechstange und hat auch die körperliche Kraft dazu sie zu gebrauchen. Ihre Tasche, die sie immer bei sich hat, ist auch spurlos verschwunden. Sie vermutet dass der Entführer sie entweder achtlos am Tatort hat liegen lassen, sie verloren oder sie ihr weggenommen hat. Ihre Tasche… was würde Levy nun geben um ihre Tasche bei sich zu haben? Mit dem Buch, das sich darin befindet, würde sie vielleicht eine Lösung für ihr Problem finden. Oder vielleicht könnte sie ihre Kontakt-Karte verwenden um jemanden aus der Gilde zu erreichen. Wie sie auch darüber nachdenkt, es ändert nichts an der Tatsache dass sie sich im Moment vollkommen mittellos hier ausgeliefert fühlt. Ein unwirscher Laut entfährt ihr, als sie sich von der Tür abwendet und sich den Kisten neben der Kochnische zuwendet. Sie öffnet die Erste und findet Konservendosen darin vor. In einer anderen findet sie Kartoffeln und noch mehr Konservendosen. Wieder in einer anderen befinden sich neben Lebensmitteln auch ein klein wenig Geschirr. Levy bricht ihre Suche ab. Bei allen Kisten scheint es sich nur um Vorräte zu handeln. Anhand der Menge, scheint man sie wohl für Länger hier festhalten zu wollen, stellt sie fest. Oder sie würde noch Gesellschaft bekommen. Oder man würde sie mitsamt den Lebensmitteln irgendwo anders hin verfrachten. Irgendwo hin, wo sie niemand mehr findet. „Hör auf… hör auf… hör auf…“, fasst sie sich an den Kopf. „Es wird alles gut…“, redet sie mit sich selbst. Sie versucht sich von einer Panik-Attacke abzulenken und atmet ein paar Mal tief durch. „Jet und Droy sind bestimmt schon auf dem Weg… und Natsu… und Lucy… und bestimmt auch Gajeel…“, zählt sie auf und hält kurz inne. „Nein, Gajeel nicht. Der ist auf Mission…“, seufzt sie leise. „Wie er wohl reagieren würde? Vermutlich ist es ihm egal…“, denkt sie sich. Sie hat den Dragon Slayer schon eine Weile nicht gesehen. Wenn er mal in der Gilde war, war er gleich wieder verschwunden und auch allgemein wirkte er etwas gehetzt, rastlos und genervt. In den letzten Tagen war er zudem auch noch ziemlich launisch und sogar sie hat oft lieber davon abgesehen ihn anzusprechen. Er machte den Eindruck auf sie, als ob er irgendwelche Schwierigkeiten hatte. Levy verfällt einem kurzen Ärger weil er seine Probleme immer nur alleine lösen will. Er ist einfach zu stolz was das angeht, meint sie. Der Meister hatte ihr vor längerem schon mal gesagt, dass man Gajeel oft am Besten in Ruhe lässt wenn er so drauf ist. Sie hat sich immer an diesen Rat gehalten. Der Meister schien auf alle Fälle immer mehr zu wissen als Andere. Ein tiefes Seufzen quält sich aus Levys Kehle, ehe sie ihre Gedanken an ihr eigenes Problem zurück lenkt. Sie muss irgendeinen Ausweg hier finden. Kurz linst sie zum Kamin, aber das verwirft sie noch ehe sie den Gedanken überhaupt fertig gedacht hat. Sie entschließt sich, sich zuerst einen Gesamtüberblick über die Hütte zu machen. Es gibt ein Zimmer, nämlich jenes in dem sie sich befand. Jetzt befindet sie sich im Wohnraum der mit Kochstelle, einem Tisch, zwei Stühlen und einer Kommode bestückt ist. Zu ihrer Rechten, zwischen Kochstelle und der Tür zu dem Zimmer mit Bett, fällt ihr ein ganz kleiner Gang auf, der sie zu einer weiteren Tür führt. Hinter dieser Tür findet sie ein kleines Bad. Eine Toilette, eine kleine Wanne und ein Waschbecken. Alles, wie der Rest der Hütte, nicht geputzt. Der Spiegel ist so beschlagen dass sie sich nicht mal klar sehen kann und er hat einen Sprung. Kurz dreht sie am Wasserhahn und es kommt nach einigen Luftstößen endlich Wasser aus der Leitung. Levy hat unglaublichen Durst, aber sie wagt nicht das Wasser zu trinken. Wer weiß woher es kommt, zudem sieht es etwas verschmutzt aus. So dreht sie den Wasserhahn wieder zu und ihr Blick fällt auf eine weitere Kiste. Die Kiste sieht genauso aus wie die im Wohnraum. Als sie sie vorsichtig öffnet, ist sie deutlich erstaunt. Seife, Haarshampoo und sogar Hygieneartikel befinden sich darin. Welcher Entführer denkt an Hygieneartikel?! Es sei denn, es ist einer der sich auf leichte Art eine Frau hinter den Herd stellen will. „Oh mein Gott…“, entfährt es Levy, ehe sie die Lasche des Kartons ruckartig loslässt und ein paar Schritte davon zurück prallt. Panik beginnt in ihr zu wuchern und zu wachsen. Sie kann ein verzweifeltes Aufwimmern nicht unterdrücken und wischt sich fahrig über die Stirn, vergräbt ihre Finger in ihren blauen zerzausten Haaren. „Mein Gott… bitte… bitte nein…“, stammelt sie und schluckt einen großen Klos in ihrem Hals hinunter. Levy schließt ihre Augen und zwingt sich ruhig zu atmen. Sie darf sich nicht von dieser Verzweiflung einnehmen lassen. Sonst kann sie nicht mehr klar denken und findet keinen Ausweg. Irgendetwas muss sie tun. Sie will nicht als Opfer eines Sexualverbrechers oder lebenslange Liebes-Ehe-Sklavin enden. Ein lautes Poltern reißt sie aus ihren Gedanken und lässt ihren Atem stocken. Eher aus Reflex, legt sie beide Hände auf ihren Mund, um bloß keinen Ton von sich zu geben. Mit weit aufgerissenen Augen, starrt sie erschrocken Richtung Badezimmertür und unterdrückt ein panisches Aufkeuchen. Ganz kurz ist es still und dann ist da wieder ein Poltern. Als sich jemand an der Tür zu schaffen macht, weiß sie dass es nur der Entführer sein kann. Ihre Augen fliegen panisch im Badezimmer umher. Was soll sie tun? Was wird er tun wenn er sie hier findet? Soll sie zurück ins Zimmer laufen und sich schlafen stellen? Ihre braunen Augen bleiben an einem Wischmopp hängen. Putzzeug… die Hütte strotzt vor Staub und hier seht das Putzzeug! In Windeseile hat sie sich den Wischmopp geschnappt und den Stiel aus dem Mopp gedreht. Ein bloßer Holzstock, ist besser als gar keine Waffe! Zumindest wenn man keine Magie anwenden kann. „Vielleicht hab ich ja Glück und er ist kein starker Magier… wenn er überhaupt einer ist… davon abgesehen kann er bei dem Aufhebungsszauber auch keine anwenden…“, tobt es hinter Levys Stirn, während sie sich hinter der Tür kampfbereit hinstellt und den Stil in Angriffstellung bringt. Sie unterdrückt ihre Atmung, versucht so flach und vor allem lautlos zu atmen wie nur irgendwie möglich. Es poltert ein paar Mal noch vor der Tür und dann meint sie das Schnappen von Schlössern zu hören. Die Tür öffnet sich quietschend und harte Schritte sind auf dem knarrigen Holzboden zu hören. Levy hält den Atem an. Sie ist im ersten Moment unfähig sich zu bewegen. Zeitgleich weiß sie nicht was sie tun soll. Soll sie einfach aus ihrem Versteck springen und ihn attackieren? „Angriff ist die beste Verteidigung!“, hatte Gajeel ihr mal gesagt. Es war in jener gemeinsamen Woche als sie sich auf ihre S-Rang-Magier-Auswahlprüfung vorbereitet hatten. „Angriff ist die beste Verteidigung…“, verstärk sie ihre Gedanken und sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen. Als hätte das Schicksal es gut mir ihr gemeint, hört sie die Schritte genau in ihre Richtung kommen. „Das… das wird ein Überraschungsangriff!“, schreit es in Levy und ihre Gedanken überschlagen sich. Im Grunde, sieht sie das Kommende schon wie einen Film über Lacrima-Vision in ihrem Kopf ablaufen. Wenn sie Glück hat, ist auch die Tür offen. Zumindest hat sie nicht gehört, dass sie geschlossen wurde. Levy ist eine gute Läuferin, wenn sie ihm kräftig eines mit dem Mopp-Stiel überbrät hat sie eine Chance! Ihre Hände schließen sich fest um den Stiel und gerade als die Tür zum Bad aufgezogen wird, springt sie mit einem „Heyaaaah!“, hervor und attackiert ihren Entführer. Ein Unterarm, wehrt den Stiel energisch ab und die Wucht der Abwehrbewegung, lässt Levy im Schritt nach Links taumeln. Der Stiel kracht zu Boden und noch ehe sie ihr Gleichgewicht findet, erkennt sie diese schwarz gekleidete Gestalt, an den Federn und an dem pechschwarzen langen Haar. Es sind Sekundenbruchteile in denen Levy mit offenem Mund und geschocktem Gesichtsausdruck dasteht und ihr Gegenüber anstarrt. Sie setzt zu Worten an, doch ihr versagt erst die Stimme. „G…Gajeel…“, es ist nicht mal ein Hauch auf ihren Lippen, während sie ihre Waffe zu Boden fallen lässt und sich einfach zu ihm hinwirft. „Oh Gott… du hast mich gefunden…“, schluchzt sie auf und schlingt ihre dünnen Arme einfach um seinen Oberkörper, vergräbt ihr Gesicht in seinem Shirt. Gajeel ist wie erstarrt, lässt sie aber gewähren und rührt sich nicht. Sein Körper versteift sich von Kopf bis Fuß. Er ist so angespannt, dass es bereits schmerzt. Er tut nichts, er steht einfach da. Er erwidert nicht mal ihre Umarmung oder legt beruhigend seine Hand auf ihren Kopf, so wie er es sonst machen würde. Er ist nahe dran es zu tun, und doch ist er unfähig sich zu bewegen. Wie hätte er auch mit so einer Reaktion rechnen können? „Wie hast du mich gefunden? Sind die Anderen auch hier irgendwo? Oh, ich bin so froh dass du mich gefunden hast und mich hier weg holst!“, es sprudelt nur so aus Levy heraus. All ihre Ängste und Verzweiflungen der letzten Stunden. Sie hatte wirklich Angst, panische Angst hier ein Opfer zu bleiben und ihre Familie nie wieder zu sehen. Aber nun wird alles gut. Jetzt wo er sie gefunden hat… Da bemerkt sie seine Haltung. Er ist wie ein Fels und doch ist da etwas an ihm dass sie stutzig macht. Ein Unwohles Gefühl sucht sie heim und so bremst sie sich in ihrer Begeisterung. Langsam und vorsichtig, drückt sie sich etwas von ihm weg und schaut nach oben, in sein Gesicht. Erst da fällt ihr dieses leichte zittern, seiner Muskeln unter ihren Händen, auf. Der Ausdruck in seinem Gesicht, lässt sie allerdings erstarren. Es ist eine Mischung aus Reue, Qual und ja… es ist Verzweiflung. So hat er sie noch nie angesehen. So hat sie ihn ohnehin noch nie gesehen. Zögernd nimmt sie ihre Hände von seiner Brust und geht mit zitternden Knien auf Abstand. „Ga…Gajeel… ist etwas passiert?“, fragt sie ihn zögernd und da fällt ihr Blick auf die Kisten die im Wohnraum hinter ihm stehen. Ihr Blick saugt sich an ihnen fest, besonders an der einen, deren Deckel weit genug offen ist um den Inhalt zu identifizieren. Es sind Bücher… und Levy meint sie als ihre eigenen zu erkennen. Zumindest einen Teil davon. Jetzt kommt eines zum Anderen. Wie ein Puzzle, setzt sich alles vor ihrem geistigen Auge zusammen. Die Vorräte, die Hygieneartikel und das Haarshampoo im Bad… man hat sie zugedeckt während sie schlief… welcher Entführer macht so was? Ihr Entführer wollte scheinbar nicht dass sie friert, oder dass ihr an irgendetwas fehlt. Er ist fürsorglich und hat an alles gedacht. Jetzt ihre Bücher, der handfeste Beweis dass die Person sie kennt. Gut sogar. Besser als sie je auch nur geahnt hatte. Levy ist kreidebleich im Gesicht, als sie realisiert dass sie ihrem Entführer gegenüber steht. „W…warum…?“, es ist ein raues Krächzen, das sie aus sich hervor quält und Tränen sich in ihren Augen sammeln. Unsicher und mit deutlicher Angst, schaut sie zu ihm auf, genau in seine Augen. Sein Blick ist wie gebrochen. Warum musste sie auch aus ihrem Schlaf aufwachen? Gajeel hatte gehofft alles erledigt zu haben, ehe sie aufwacht. Er wollte ihr nicht mehr begegnen. Er wollte nicht dass sie ihm begegnet… er wollte sich nicht für seine Tat rechtfertigen und er wollte ihr nicht mit seiner Anwesenheit noch mehr wehtun. Er hatte nur vor ihr eine kurze Nachricht zu hinterlassen und dann zu verschwinden, um seine Mission anzutreten. Sie wären sich nicht mehr begegnet, bis zu dem Tag an dem er sie wieder befreien kann. Ob sie ihn dann hasst oder nicht, wäre ihm egal gewesen. Hauptsache sie lebt. Nun hasst sie ihn bereits jetzt, wird sich mit Hass verabschieden und ihn weiterhin hassen. Hätte er alles früh genug erledigen können, hätte sie nur seine Nachricht gefunden und ihn aus der Ferne hassen können. Eine direkte Konfrontation ist immer problematisch… und es verursacht nur Schmerzen. Auch ihm und das missfällt ihm am meisten. Ein Seufzen entkommt ihm und die Anspannung fällt mit einem Mal von ihm ab. Jetzt ist es auch schon egal… nun konnte sie ihn gleich richtig hassen wenn sie will. Vielleicht wäre es so für sie leichter? „Das… brauchst du nicht zu wissen…“, antwortet er ihr nur und Levys Augen weiten sich. „Sag mir was passiert ist!! Warum hast du mich hergebracht?!“, schreit sie ihn nun an und die pure Verzweiflung ist ihr wie ins Gesicht gemeißelt. Scharf zieht sie die Luft ein, als ihr Blick auf seine linke Schulter fällt. „Wo… ist dein Gildensymbol?!“, fährt sie ihn an und prallt zeitgleich noch etwas mehr von ihm weg. Gajeel antwortet nicht. Nur ein wehmütiges Grinsen ziert seine Lippen und er senkt seinen Blick. Er kann ihr nicht länger in die Augen sehen. „Antworte! Was ist passiert?!“, fordert Levy ihn auf und wird zum Ende hin wieder etwas leiser. „Bitte…“, flüstert sie und ihre Finger krallen sich in den Saum ihres Rockes. „W…was hast du gemacht?“, hängt sie ihren Worten an, während erste Tränen aus ihren Augen quellen und über ihre geröteten Wangen perlen. „Raven Tail… sie sind aktiv geworden…“, antwortet er ihr schlichtweg und wendet sich von ihr ab. „R…Raven Tail?“, wiederholt Levy und in ihrem Kopf beginnt es zu arbeiten. „Du hast doch nicht…?!“, entkommt es ihr, doch sie stoppt inmitten ihrer Vermutung. Gajeel zuckt bei ihrer Vermutung leicht zusammen. „Nein… er würde Fairy Tail nicht verraten…“, denkt sie ihren Gedanken zu Ende. „Vielleicht muss er untertauchen und hat sich das Symbol deshalb entfernen lassen?“, kombiniert sie, denn auch das wäre möglich. Nach den Magischen Spielen, hatte der Meister ihnen den Sachverhalt und Gajeels Mission von damals erzählt. Es wäre nur logisch wenn er jetzt, wo Raven Tail wieder aufgetaucht ist, abtauchen und auf seinen Schutz achten würde. „W…was haben sie gemacht?“, Levys Stimmt ist brüchig und doch ist ihre Tonlage ernst. Gajeel hört ihre ehrliche Besorgnis heraus und genau das war einer der Gründe warum er zu diesen drastischen Mitteln greifen musste. „Tu was nötig ist…“, hallen wieder Makarovs Worte in seinem Kopf wieder. „Desto weniger du weißt, desto besser…“, hat er ihr kalt geantwortet. „Hör auf! Sag schon! Was ist passiert?!“, fährt sie auf und macht ein paar Schritte auf ihn zu. „Hat man dich bedroht? Dich angegriffen? Oder ist die ganze Gilde in Gefahr?“, sprudelt es aus ihr heraus und die Verzweiflung gewinnt allmählich die Oberhand. „U…und was hat das mit mir zu tun? Warum sperrst du mich hier ein?!“, setzt sie nach und ihr Blick ist unnachgiebig auf ihn gerichtet, in der Hoffnung er würde sie doch ansehen. Nur kurz hebt Gajeel seinen Kopf und linst in ihre Richtung. Es ist nur ein Atemzug indem sich ihre Augenpaare treffen. Mit einem zischen und zusammengebissenen Zähnen, wendet er seinen Kopf ruckartig von ihr ab. „Es herrscht Krieg… und du bist hier gut aufgehoben“, erklärt er ihr und wendet sich ab. Mit kraftlos erscheinenden Schritten, entfernt er sich von ihr und steuert die Tür an. „W…warte!! Du kannst mich hier nicht einsperren! Wozu überhaupt?! Ich will zur Gilde zurück! Wenn es wirklich zum Krieg kommt, muss ich kämpfen!“, ruft sie aus und eilt stolpernd hinter ihm her. Sie umschlingt seinen Arm und klammert sich fest an ihn. „Du kannst mich nicht hier lassen! Das ist nicht fair!!“, begehrt sie auf und stemmt sich gegen seinen Zug. Gajeels Geduld ist am Ende. Mit einer ruckartigen Bewegung entzieht er ihr grob seinen Arm, worauf Levy zu Boden geht. „Der Krieg an sich ist nicht fair! Also halt die Klappe! Du weißt gar nichts!!“, fährt er sie an und seine Augen funkeln wie die eines wilden, in die Enge getriebenen, Tieres. Schnell wendet er sich wieder von ihr ab. Er erträgt diese Verzweiflung in ihrem Blick nicht. Levy fallen diese dunklen Ringe unter seinen roten Augen auf. Seine ganze Körperhaltung wirkt irgendwie kraftlos und zerschunden. Er ist müde… vielleicht von der ganzen Situation und der Vorbereitung die er hier wegen ihr getroffen hat. „Bitte… du… du kannst mich nicht im Ernst hier lassen…“, versucht sie es auf ruhiger und vertraulicher Ebene. „Was wenn man mich hier findet… wer beschützt mich denn wenn du Meilenweit entfernt bist?“, redet sie weiter und hofft ihn damit umstimmen zu können. „Wenn wir Seite an Seite kämpfen, haben wir viel bessere Chancen…“, setzt sie nach und Gajeel hält im nächsten Schritt inne. Er setzt zu Worten an, schweigt dann aber. Er ergreift die Türklinke und ist im Begriff sie nach unten zu drücken. „Die Gilde wird zurrecht kommen… dafür Sorge ich…“, antwortet er ihr tonlos und öffnet die Tür. Levy stockt der Atem. Er wird sie tatsächlich hier zurück lassen! „N…nein! Nein! Warte!!“, schreit sie auf und ist auf den Beinen. Mit ein paar Sätzen eilt sie ihm hinterher und versucht noch einen Fuß zwischen die Tür zu bekommen. Leider erfolglos. Er schiebt sie einfach zurück und schließt die Tür vor ihrer Nase. „Bitte! Du kannst mich nicht hier allein lassen!“, hämmert sie mit ihren Fäusten gegen die Tür. „Um die Gilde mache ich mir keine Sorgen… aber um dich du Idiot!“, ruft sie aus und prallt erschrocken zurück als der Schlag von Gajeels Faust das gesamte Türblatt zum erbeben bringt. „Halt endlich den Rand hab ich gesagt…“, zischt Gajeel auf der Außenseite der Hütte. Levy stockt der Atem, ehe sie ihre Hände wieder vorsichtig an das Türblatt legt. „Bitte… ich…“, beginnt sie leise, aber Gajeel schneidet ihr das Wort ab. „Hör jetzt genau zu!“, fordert er sie auf und er meint Levys scharfes einziehen der Atemluft deutlich zu hören. „Du kannst kochen, oder?“, fragt er sie und seine Stimme klingt neutral und fast so normal wie immer. Aber es ist nicht normal. „Ja…“, antwortet Levy zögernd. „Du hast genügend Proviant für zwei Monate. Wenn du sparsam bist, für drei. Wenn die Leitungen einfrieren, nimm das Wasser aus den Kanistern, koch es aber in jedem Fall vorher“, erklärt er ihr kalt und Levy linst zu den Kanistern, neben den Proviant-Kisten. „Ich komm dich abholen, wenn die Sache vom Tisch ist“, verkündet er und ein seltsames Leuchten tritt in Levys Augen. „E…er kommt mich abholen?“, fragt sie sich verunsichert und doch voller Freude zugleich. „Wenn mir etwas zustößt, hebt sich die Verrieglung auf und du bist hier raus“, versichert Gajeel ihr und Levy erschaudert. „W…was bedeutet das… wenn dir etwas zustößt?“, fragt sie sofort. Hebt sich seine Magie mit der er die Verriegelung erstellt hat auf, wenn er schwer verletzt wird? Oder muss er dafür sogar sterben? „Gajeel! Bitte! Ich… ich verstehe es nicht…!“, druckst sie herum und neue Tränen steigen ihr in die Augen. „E…er hat an alles gedacht…“, schießt es ihr dabei durch den Kopf und sie weiß dass es ihr nie gelingen wird ihn umzustimmen. „In der letzten Schublade findest du ein paar Karten und einen Kompass… das nächste Dorf ist einen halben Tagesmarsch von hier entfernt“, erklärt er ihr und Levy lugt nach rechts zur Kommode. An der letzten Schublade befindet sich ein Schloss, dessen Schlüssel bestimmt nicht in der Hütte zu finden ist. „Geh wohin du willst, aber kehre nicht nach Magnolia zurück! Verleugne dass dir die Gilde Fairy Tail überhaupt je bekannt war! Hast du verstanden?!“, so wie Gajeel ihr das sagt, klingt es wie ein Befehl und das ist auch seine Absicht. „Hast du verstanden?!“, hakt er nach und seine Stimme klingt wütend. „Ja… das verstehe ich alles… alles was du gesagt hast, aber… aber…“, Levy beginnt zu schluchzen und Gajeels Fäuste ballen sich. „W… warum? Warum sperrst du mich hier allein weg…?“, Levys Frage ist wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Ihr bedeutet diese Frage viel. Sie hat erkannt dass es keinen Sinn macht, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Es ist immerhin Gajeel, der sie hier einsperrt. Aber sie würde wenigstens gerne verstehen wollen, warum er nur sie in Sicherheit bringt? „Bitte… Gajeel? Bist du noch da?“, fragt die Magierin unsicher, da sie nun schon eine ganze Weile auf seine Antwort wartet. „Wie schon gesagt… desto weniger du weißt desto besser…“, antwortet er kühl, ehe er sich von der Stelle löst. „Leb wohl…“, ist das Einzige dass er ihr noch sagt und es lässt in Levy ein Gefühlschaos ausbrechen. „Bitte… Gajeel! Bitte geh nicht! Lass mich hier nicht allein! Gajeel!!“, beginnt sie nun zu rufen und zu schreiben, als sie bemerkt dass sich seine Schritte entfernen und er sie wirklich hier alleine zurück lässt. Sie hämmert gegen die Tür, ruft seinen Namen und fleht ihn an, sie hier nicht allein zurück zu lassen. Erfolglos. Aufgelöst in Tränen und heftig um Atem ringend, krallen sich ihre Finger bis zur Schmerzgrenze in die hölzerne Tür. „I…ich… ich liebe dich doch…“, bringt sie schluchzend und zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch, während sie langsam an die Tür gelehnt zu Boden rutscht. Er hört es nicht mehr und Levy bereut, dass sie es ihm nicht schon längst gesagt hat… Blut tropft von seinen geballten Fäusten, während er den Trampelpfad zurück zum Wagen eilt. Warum musste sie auch wach sein?! Hätte sie nicht schlafen können, bis er die Sachen abgelagert, ihr eine Nachricht geschrieben und längst über alle Berge gewesen wäre?! Warum musste er sie noch mal sehen? Warum musste das alles so kompliziert und schwer sein?! Es fällt ihm jetzt nur noch schwerer sie hier zurück zu lassen. Aber es ist nach wie vor die einzige Möglichkeit sie raus zu halten und zu schützen. Dennoch ist es krank… ein kranker Plan, denn seine Gefühle zu ihr selbst sind es die ihn krank machen. Er hat es schon länger bemerkt. Dieses Gefühl das manche „Liebe“ nennen… es ist so tief in ihm, wie dieser dunkle Abgrund in seiner Seele der ihn zu solchen Aktionen überhaupt erst aufruft. Gajeel wollte das Risiko nicht eingehen dass sie zur Zielscheibe wird. Dass man sie benutzt um ihn zu schwächen… oder dass sie dabei gar umkommt! Er wird sie holen kommen, wenn er dann noch kann. Sollte er den Tod finden, hat er für alles gesorgt. Sie wird frei kommen wenn das geschieht und er weiß, dass sie sich dann selbst durchschlagen kann. Er weiß auch, dass sie tun wird was er ihr gesagt hat. Er hat sich für die Gegenseite, für Raven Tail, entschieden und so sein Gildenzeichen verloren. Ein tiefes Knurren entweicht seiner Kehle, als er sich daran erinnert und an den Vertrag, den er mit Ivan gemacht hatte. Seine blutverschmierten Finger, krallen sich an die Stelle, wo einst sein schwarzes Fairy Tail Zeichen gesessen hatte. Er hat sich gegen die Gilde entschieden, die er tatsächlich sein „Zuhause“ nannte! In seinem ganzen Leben hatte er bis auf die Zeit bei Metalicana kein wirkliches Zuhause gehabt. In Fairy Tail fand er diesen Frieden… und nun musste er diesen Frieden aufgeben um ihn zu schützen und zu bewahren. Es ist wie immer… es geht alles den Bach runter! Aber noch ist nichts verloren. Fairy Tail hat ihm die Stärke verliehen, auch den Mut zur Hoffnung zu haben. Und so tut er wie Makarov persönlich es ihm geheißen hat. Alles. Er wird alles tun was nötig ist und wenn es seinen Tod bedeutet! Er wird mit seinen eigenen Händen dafür sorgen, dass sich dieser Krieg zu Gunsten Fairy Tails entscheiden wird. So zieht der Dragon Slayer in den Krieg, ist gewillt dem Tod ins Auge zu blicken und weiß sein Liebstes in Sicherheit. Open End ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hui… so schnell habe ich wohl noch nie eine spontane Idee umgesetzt. ^-^ Jedenfalls war das nun eine weitere Version von meinem geliebten „Gajeel ist Doppelagent, steht zwischen den Fronten und will Levy mit seinem Leben beschützen“ Schema… *hach* Zudem ist es nun auch gleich mein erster OS im neuen Jahr und ich hoffe er hat euch gefallen. Und? Hat mit so einer Handlung irgendjemand von euch gerechnet, nachdem ihr den Titel gelesen habt? Seid ehrlich! ^-^ *zwinker* Vielleicht seid ihr nun auch von diesem „Open End“ irritiert? Ich für meinen Teil, LIEBE offene Enden. Allein schon aus dem Grund weil man sich selbst ausmalen kann, was noch passieren „könnte“… *hach* Das Kapitel, so wie ihr es gerade vor euch habt, ist so gesehen also Abgeschlossen, Eigenständig und würde mit einem offenen Ende verbleiben. ABER, hätte ich noch so ein… zwei (oder vielleicht auch drei) verschiedene Versionen von einem „Ausgang“ (also einem Ende) dieser Geschichte im Kopf. Ob und wann ich welche davon niederschreibe und als „Bonus“ veröffentliche, kann ich noch nicht sagen. ^-^* Lasst euch überraschen! Des Weiteren, bleibt diese Geschichte ein einfacher OneShot mit offenem Ende. Eine richtige Kapitel-FF wird daraus nicht werden. Da würde mir etwas anderes vorschweben… huch! Fast verplappert…. *drop* Ich wünsche euch auf alle Fälle nun mit dieser OS einen guten Start ins neue Jahr und Hey: Man liest sich bestimmt in einer anderen FF von mir wieder. Ich freu mich auf euch! Liebe Grüße und Danke, eure Rave Kapitel 2: Bonus Ende 01: Wartend --------------------------------- Wartend (Bonus Ende 01, 20.02.2014) Aus müden Augen, mit nahezu gleichgültigem Blick, schaut Levy den kleinen Luftbläschen zu, wie sie in dem kleinen Topf an die Wasseroberfläche steigen. Ein frösteln jagt durch ihren Körper, woraufhin sie sich die Decke, die sie sich umgelegt hat, enger um die Schultern zieht. Sie hat sich Teewasser aufgestellt, in der Hoffnung sich so von innen aufzuwärmen. Gestern hat es angefangen zu schneien und bis auf die Kochstelle, hat sie in der Hütte keine Wärmequelle. Zumindest ist für genügend Brennholz gesorgt, welches sie unter einer Falltür mitten im Wohnbereich gefunden hat. Er hat an alles gedacht… Ihr Blick hebt sich von dem kleinen Topf, ehe sie sich von der Stelle löst und zu dem Lager von Lebensmitteln geht, das sie sich eingerichtet hat. Zielstrebig, ergreift sie das kleine Kästchen, das den Tee enthält. Sogar an Tee hat er gedacht… weil er wusste, dass sie ihn gerne trinkt. Fast automatisch schweift ihr Blick dabei prüfend über ihren Proviant. Spontan, schlichtet sie den kleinen Sack mit Mehl auf die andere Seite der Konservendosen und schiebt diese zeitgleich in die Richtung, in der der Mehlsack gestanden hat. Sie nickt mit einem seichten Lächeln, ehe sie sich wieder von ihrem Lager abwendet und zurück zur Kochstelle geht, um das siedende Wasser herunter zu nehmen. In den letzten Wochen, die sie mittlerweile hier verbracht hat, hat sie Stunden damit zugebracht, ihre Lebensmittel zu sortieren und zu schlichten. Mal hatte sie sie der Größe nach sortiert. Vom Kleinsten, bis zum Größten, nebeneinander und hintereinander geschlichtet. Tage später, hatte sie wieder alles ausgeräumt und die Sachen nach dem Alphabet angeordnet. Erst gestern hat sie die Sachen nach Menge des jeweiligen Produkts sortiert und nun ist sie wieder im Begriff, ihre neue Anordnung zu verwerfen und von vorne anzufangen. Die Zeit vergeht kaum… und sie hat hier nichts zu tun. Sie hat keine Alternativen. So hat sich Levy selbst Tätigkeiten gesucht, die sie davon abhalten hier durchzudrehen. Sie hat Tage damit verbracht die Hütte aufs Genaueste zu untersuchen. Jeder Ritz, jedes Astloch ist ihr bekannt. Sie hat sogar geputzt. Auch das hatte Tage in Anspruch genommen und nun kann sie sich in den Fenstern, die nach wie vor von außen zugenagelt sind, spiegeln und sich betrachten. Die einzige Person die bei ihr ist, ist ihr Spiegelbild. In einer der Kisten hat sie Kerzen gefunden. Einmal, hat sie alle auf einmal angezündet um sich nicht so allein zu fühlen. Die ständigen Bewegungen der Kerzenflamme, gaben ihr schon früher immer das Gefühl, dass noch jemand bei ihr wäre. Ihre Vernunft hatte schlussendlich gesiegt und so hat sie die meisten Kerzen wieder weg geräumt um sie aufzuheben. Wer weiß wie lange sie noch hier sein würde? Bis auf das Licht der Kerze, hat sie hier keine Helligkeit. Nur die kleinen Lichtpunkte, die Tagsüber durch die Ritzen und Löcher der Bretter, mit denen sämtliche Fenster zugenagelt sind, fallen, spenden ein wenig Licht. Aber es reicht nicht zum Lesen. Lesen… sie hat Lesen einst geliebt. Jedenfalls war das eines ihrer ersten Antworten, wenn sie jemand gefragt hat was sie gerne mag. Jetzt… kann sie keine Bücher mehr sehen! Zumindest nicht die Selben… Gajeel hat wirklich an viel gedacht. Bei seiner Auswahl was ihre Bücher angeht, hat er scheinbar einfach nur zugegriffen und eingepackt was er tragen konnte. So gehetzt muss er gewesen sein… Oft… hatte sie ihn verflucht, für das was er ihr hier antat. Als er sie damals einfach hier gelassen hat und einfach ging, kauerte sie noch eine ganze Weile an der Tür und weinte sich förmlich die Augen aus dem Kopf. Hunger und dieses unerträgliche Durstgefühl, haben sie dann aber aufstehen und sie zu den Kisten mit den Lebensmitteln gehen lassen. Selbst da rollten ihr noch unaufhörlich Tränen die Wangen hinunter, als sie das erstbeste Brot in der Kiste fand und einfach aß. Er hat sich Mühe gegeben… alles hergeschafft was sie brauchen würde oder brauchen konnte. Angefangen von den vielen Kisten mit Lebensmitteln, den Wasserkanistern und sogar den Hygieneartikeln im Bad. In einer Kiste fand sie auch Verbandszeug, falls sie sich aus Versehen verletzte. Sie hat eine ganze Woche gebraucht um alle Kisten zu entleeren und sich einen kompletten Überblick zu verschaffen. Aus ihren Räumen in Fairy Hills, hat er nicht nur ihre Bücher mitgehen lassen. Im Zimmer, in dem sie bewusstlos gelegen hatte, hatte sie auf dem Boden, am Fußende eine Tasche und eine Kiste mit Kleidern gefunden. Zum Teil waren sie aus ihrem Schrank… zum Teil hatten sie sogar noch das Preisschild dran, was ihr sagte, dass er die Sachen die er bei ihr nicht finden konnte, noch schnell gekauft hat. Unter diesen Dingen befand sich auch dieser lange Pullover, den sie gerade trägt und der ihr um eine ganze Nummer zu groß ist. Auch die Farbe des Pullovers ist nicht unbedingt die, die sie sich selbst kaufen würde. Vermutlich hatte er keine Zeit darauf zu achten und hat einfach willkürlich eingepackt und gekauft was er in etwa ihrer Größe finden konnte und von dem er wusste, dass sie es früher oder später brauchen würde. Nur so erklärt sich Levy auch das Fehlen der Unterwäsche. Gajeel hat scheinbar nicht gewagt, an ihr Unterwäschefach in ihrem Zimmer zu gehen und von Frauen-Unterwäsche kaufen konnte erst gar nicht die Rede sein. So hat sie alle zwei oder drei Tage ein Höschen zum anziehen, da sie es waschen muss und es hier oben viel länger dauert bis ein Kleidungsstück trocken ist. Die anderen Tage, muss herhalten was da ist. Zum Glück hat er ihr einige Hosen eingepackt und kaum Röcke. Levy erinnert sich, dass er in dieser einen Trainingswoche schon immer zu ihr gesagt hatte, sie solle zum trainieren und kämpfen lieber Hosen anstatt Röcke und Kleider anziehen. Ein seichtes Lächeln, zeigte sich bei dieser Erinnerung in ihrem Gesicht und neue Tränen sammelten sich. Ohja… Levy hat ihn viele Male seit ihrer Ankunft in dieser Hütte verflucht… ihn lautstark ausgeschimpft obwohl sie wusste, dass er es nicht hören kann. Sie war auch verzweifelt. Hat weinend nach ihm gerufen und doch kam er nicht zurück. Irgendwann, hatte sie schlussendlich damit aufgehört auf ihn wütend zu sein. Er hatte seine Gründe und es beschäftigt und schmerzt sie, dass er ihr diese Gründe nicht gesagt hatte. Nur das Wissen, dass er sie abholen kommen würde, hält sie im Grunde noch aufrecht und lässt sie jeden einzelnen Tag hier durchhalten. Sie weiß mittlerweile nicht mehr genau wie viele Tage sie hier ist. Am Anfang, hatte sie noch eine Strichliste geführt. Irgendwann bei 47 Kerben, die sie mit dem Messer in den Türrahmen ritzte, für 47 Tage, hatte sie dann darauf vergessen. Genauso wie an den Tagen darauf. So hatte sie es sein lassen. Egal wie viel Zeit verstreichen würde… sie kommt hier nicht weg. Sie wartet hier auf ihn, bis er sie abholen kommt. Das ist die einzige Hoffnung die sie hat. Bis dahin heißt es nur „Durchhalten“ Durchhalten und das was er ihr hier eingerichtet hat, sinnvoll und mit Vernunft gebrauchen. Er hat sich Mühe gegeben… sie muss sich auch Mühe geben. Manchmal hat sie überlegt, was sie wohl tun wird wenn er ihr wieder gegenüber steht? Würde sie sich freuen? Natürlich… sie würde sich freuen hier raus zu kommen. Aber würde sie ihm verzeihen können? Das würde vermutlich von seiner Erklärung abhängen. Würde er ihr überhaupt erklären warum er sie hier alleine eingesperrt hat? Würde er auf ihre Fragen, mit denen sie ihn sicherlich bombardieren würde, überhaupt antworten? Gajeel hat ihr, bevor er ging, ein paar Dinge gesagt. Wichtige Dinge die sie unbedingt einhalten und beachten sollte. Sie ist gewillt dem allem Folge zu leisten. Gajeel hat noch immer gewusst was das Richtige ist und wie man überlebt. Sie weiß das alles… das „Warum“ weiß sie allerdings nach wie vor noch nicht und darüber hat sie sich Tage und Nächtelang schon den Kopf zerbrochen… Was bedeutet sie ihm, dass er sie hier wegsperren muss? Will er sie in Sicherheit wissen? Wissen… dass ihr hier nichts geschieht? Stellt sie ein Problem für ihn dar? Könnte es sein, dass manche sie als seine Schwachstelle ansehen? „Unmöglich…“, hatte sie bei diesem Gedanken gedacht. Sie stehen sich nicht so nahe… jedenfalls ist das das Bild, das sie für andere und Außenstehende abgeben. Sie selbst, fühlt sich nach wie vor noch zu ihm hingezogen und sie macht sich unglaubliche Sorgen um ihn. Zu gerne würde sie wissen wie er das sieht. Wie er „Sie“ sieht… bedeutet sie ihm vielleicht etwa mehr als er je zugeben würde, wenn er sie schon hier versteckt? Oder meint er einfach nur, sie wäre zu schwach um an seiner Seite zu kämpfen, wenn es zum Krieg mit Raven Tail kommt? All diese Fragen auf die sie keine Antworten findet, zumindest nicht bevor sie ihn wieder sieht, bereiteten ihr schon zu oft Kopfschmerzen. So hat sie so gut sie konnte vermieden darüber nachzudenken und das gestaltete sich oft schwer. Der Wunsch um seine Gefühle ihr gegenüber zu wissen, wird von mal zu mal größer, desto häufiger er in ihre Gedanken dringt. So wartet sie, gezwungen geduldig, auf den Tag seiner Rückkehr. Es gibt so vieles das sie ihm sagen will. So vieles, das sie von ihm erfahren möchte. So vergehen weitere Tage und Nächte, und es ist in der Zeit noch mehr Schnee vom Himmel gefallen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Unwirsch, legt Levy das Buch, das sie gerade zur Hälfte gelesen hat auf den Tisch. „Langweilig…“, entkommt ihr, als sie sich erhebt. Kein Wunder. Sie hat das Buch schon zum dritten Mal vor sich, denn ihr Sortiment an Büchern ist gering und mittlerweile hat sie jedes mindestens einmal gelesen. Draußen ist es bereits Nacht geworden und der Schein der Kerze wirft kontrastreiche Schatten an die Holzwände der Hütte. Das Licht ist zum Lesen nicht mal annähernd ausreichend und so entschließt sich Levy dazu, einfach zu Bett zu gehen. Sie schlingt sich die Decke fester um die Schultern, während sie zur Kochstelle geht und noch etwas Holz für die Nacht nachlegt. Morgen würde sie den Gedanken, ihr Schlaflager hier in den Wohnbereich zu verlegen, in die Tat umsetzen. Diese Nacht, musste es noch so gehen. Auf dem Rückweg zum Tisch ergreift sie den Mopp-Stiel, an dessen einen Ende sie ein Messer mit Mullbinden befestigt hat, um ihn Notfalls wirklich als Waffe zu benutzen. Ebenso nimmt sie den Kerzenhalter an sich und wendet sich dem Zimmer zu. Sie öffnet die Tür in das kleine Schlafzimmer zur Gänze, sodass die Wärme des Feuers hineindringen kann. Sie stellt die Kerze aufs Fensterbrett und zieht sich noch einen Pullover über, ehe sie sich wieder in die Decke wickelt und sich ins Bett legt. Dort, schlägt sie noch eine Decke über sich und rollt sich wie eine Katze zusammen. Es ist kalt und die Wärme des Feuers dringt nur allmählich und langsam ins Zimmer. Ihr Atem wird in Form von weißen Wölkchen sichtbar und das gibt ihr das Gefühl gleich noch mehr zu frieren. Sie rubbelt an ihren Oberarmen und bald wird es besser. Langsam aber sicher wird ihr allmählich wärmer und so sinkt sie fast in einen entspannten Schlaf. Es kann ihr hier immerhin nichts passieren, so wie Gajeel die Hütte verrammelt und verbarrikadiert hat. Es ist wohl mitten in der Nacht, als Levy von ihrem seichten Schlaf hochschreckt. Augenblicklich versteift sich ihr Körper und sie versucht sich noch mehr in die Decke zu drehen. Da ist es wieder… Das Geräusch des Windes, der an den Holzbalken und Ziegel der Hütte rüttelt und das Geheul der Wölfe… Levy erschaudert und sie kneift die Augen fest zu. Sie versucht das Wolfsgeheul zu ignorieren. Sie können ohnehin nicht in die Hütte. Aber allein ihre Rufe zu hören, lässt ihre Fantasie mit ihr durchgehen. Eine ganze Weile, erträgt sie diesen Zustand. Sie versucht wieder einzuschlafen, aber sie ist Putzmunter. Und wieder ist es genau gleich wie die Nächte zuvor. Das Geheul der Wölfe, scheint immer gleich weit weg zu sein. Dieselbe Entfernung… „Ob das etwas zu bedeuten hat?“, fragt sie sich wie in der Nacht davor. Seitdem Schnee gefallen ist, kamen die Wölfe fast jede Nacht hierher. Auch das Brummen eines Bären oder von beiden Raubtieren hatte sie mal vernommen. Levy schluckt und sie nimmt ihren Mut zusammen. Anders als die letzten Male, schlägt sie die Decke etwas zurück und kommt in ihrem Bett auf die Knie. Sie rutscht zum Fenster und sucht nach den Ritzen, aus denen sie nach draußen blicken kann. Da sieht sie sie. Es handelt sich um ein ganzes Rudel und wie dunkle Schatten, huschen sie zwischen den mit Schnee bedeckten Büschen umher, verschwinden mal in den Schneedünen der unebenen Gegend und tauchen dann mit glühenden Augen wieder auf. Sie scheinen sich immer auf demselben Pfad zu befinden und sie kommen nicht näher heran. „Ob… sie nicht können?“, schießt es Levy durch den Sinn. Wenn Gajeel schon daran gedacht hat einen Bannkreis mit einem Aufhebungsszauber zu errichten, vielleicht hat er draußen auch eine Barriere erstellt, die sämtliche Raubtiere fern hält? Seitdem Levy die Wölfe das erste Mal gehört hat, hatte sie die Bestätigung dass sie sich in der reinsten Wildnis befindet. „Er… muss einfach auch daran gedacht haben…“, schlussfolgert sie und es würde ihm ähnlich sehen. Was würde es bringen, sie hier zu ihrem eigenen Schutz zu verstecken und sie zeitgleich aber wilden Tieren auszuliefern? Sie könnte sich niemals, schon gar nicht ohne Magie, gegen Raubtiere dieser Art zur Wehr setzen. Levy ist fast ein wenig erleichtert diese Tatsache nun zu wissen. Sie ist Sicher in dieser Hütte und vielleicht sollte sie Dankbar sein? Sie lächelt, aber ihr Lächeln verschwindet sofort wieder. Sie ist auf gewisse Weise Dankbar für das, was er für sie tut… aber verstehen, kann sie es immer noch nicht. „Gajeel… bitte komm mich bald abholen… ja?“, meint sie halblaut in den Raum und stellt sich dabei vor es ihm selbst gesagt zu haben. Sie erträumt sich seine Reaktion darauf und sie sieht dieses typische Grinsen in seinem Gesicht, wenn er ihr versichert bald zu ihr zu kommen. Sie wird ein wenig rot, als ihr bewusst wird, wie wild ihr Herz in ihrer Brust schlägt und dass sie wieder auf diese Art von ihm träumt. Mit diesem Traum in ihrem Herzen, vergehen weitere Tage und Nächte… und es hörte auf zu schneien. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Wohlriechend, fruchtiger Duft, steigt aus der qualmenden Teetasse, während Levy in einem Buch blättert das sie bis jetzt erst einmal gelesen hat. Den Prolog empfand sie diesmal etwas anders als beim ersten Mal. Aber es heißt doch ohnehin, dass man ein Buch, wenn man es das zweite Mal liest, anders wahrnimmt als beim ersten Mal. So ist sie gutem Willens dieses Buch ein weiteres Mal zu lesen, denn sonst hat sie für heute ohnehin nichts vor. Nicht, dass sie hier in dieser Hütte groß etwas unternehmen könnte. Sie würde den ganzen Tage wohl mit lesen verbringen, immerhin war der neue Tag erst angebrochen und zum ersten Mal scheint wieder die Sonne. Es hat nun seit Tagen nicht geschneit, aber es war nach wie vor noch bitterkalt und die Schneedecke würde wohl noch lange liegen bleiben. Der Winter, war hier auf diesem Berg erst angekommen und sie sehnt sich nach dem Zeitpunkt an dem sie hier raus und zurück ins wärmere Magnolia gehen konnte. Diese Hoffnung, hegt sie wie einen Schatz und die schwachen Sonnenstrahlen, die vereinzelt durch die Ritzen der verbarrikadierten Fenster dringen, erwecken neuen Mut in ihr. Die letzten Wochen waren hart für sie gewesen. Oft war sie an einem Punkt angelangt, wo sie selbst glaubte den Verstand zu verlieren. Doch nun, hat sie plötzlich ein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Bald würde all das vorbei sein und sie würde hier raus können. Sie spürt es, lange würde es nicht mehr dauern bis er sie holen kommt. Sie weiß nicht warum dieses Gefühl sich in ihr einnistet, aber es ist warm und zaubert ein zuversichtliches Lächeln in ihr bleiches Gesicht. Auf Gajeel war schon immer Verlass… und allein schon wie er diese Hütte hier für sie eingerichtet und „präpariert“ hat, spricht für sich. Bald… bald würde er sie holen kommen und dann würde alles wieder gut werden. Daran glaubt sie fest, ehe sie diese Gedanken beendet und sich voll und ganz ihrem Buch widmen will. Das Buch, handelt von einem typischen Helden-Abenteuer und schon jetzt freut sich Levy auf die Stelle in der der Held, die begehrte Jungfrau aus den Fängen des Bösewichtes retten wird. Mit Vorfreude, liest sie Seite um Seite. Ohne ihre Magische Brille ist sie dazu verdammt in normaler Lesegeschwindigkeit voran zu kommen, aber das ist ihr diesmal nur Recht. Sie hat doch genügend Zeit… bis ihr Held sie retten kommt. Allein bei dem Gedanken, wird sie rot um die Nase und um ein weiteres, setzt sie sich selbst und Gajeel in die Rollen der Figuren aus dem Buch. Eine ganze Zeitlang, liest sie in dem Buch… Seite um Seite… Abenteuer um Abenteuer… Auf ihren Tee hatte sie schon beinahe vergessen so ist sie in die Geschichte vertieft. Der Tee ist bereits kalt, als sie zum ersten Mal die Tasse ergreift und einen Schluck trinkt. Es macht ihr nichts, denn auch kalt ist der Tee ganz gut. Sie setzt gerade zu einem zweiten Schluck an, als ein seltsames Geräusch sie davon abhält. Sie hält in der Bewegung inne, mit dem Tassenrand an ihren Lippen. Ihre Augen wandern von einer Seite auf die andere und sie hält sogar den Atem an. Hat sie sich das nur eingebildet? Nein… da ist ein Geräusch. Es klingt nach einem „prasseln“… wie Regen, oder nein, doch eher wie Feuer es verursacht. Schreck durchfährt sie und hastig stellt sie die Tasse auf den Tisch, legt das Buch beiseite. Feuer? Brennt die Hütte? Hat sie die Kerze im Schlafzimmer vergessen? Nein… weder noch. Als sie zur Außentür blickt, sieht sie dieses Leuchten im unteren Türspalt. Ein Geräusch, als würde etwas zu Boden fallen ertönt und lässt sie in sich zusammen fallen. Das Prasseln, ist mittlerweile überall und auch das Licht wird heller. Als sie ihren Blick umwendet, erkennt sie dass dieses grüne Licht bereits durch die Ritzen der Fenster dringt und die Spalten größer werden. Bretter fallen polternd von den Fenstern und das Prasseln ist mittlerweile so laut, dass es sich fast schon bedrohlich anhört. Auch im Zimmer, erscheint dieses grüne Licht. An der Kommode. Das Schloss an der letzten Schublade bröckelt herab wie rostiges Eisen, das man nach 100 Jahren aus dem Meer gefischt hat. Levys Augen weiten sich, sie leuchten und in ihrem Gesicht entsteht ein ungläubiger Ausdruck. Immer mehr und mehr Bretter fallen, während das Geräusch noch anhält, einfach so von den Fenstern und lassen immer mehr Licht ins Zimmer dringen. Die gesamte Hütte ist durchflutet mit diesem Licht... Diesem wunderschönen Licht… Diesem smaragdgrünen Licht… dieselbe Farbe wie Gajeels Magie. „Er… er kommt mich holen?“, entspringt in Levy und ein zittriges Lächeln entsteht auf ihren Lippen. Sie kann es nicht glauben. Grade vorhin noch hat sie daran gedacht, hatte sie ein gutes Gefühl bei diesem Gedanken und nun ist es schon so weit? Es kann nur ein Traum sein. Es dauert einige Atemzüge bis das Licht erlischt und nur noch das normale Sonnenlicht durch die nun freien Fenster der Hütte dringt. Jetzt, im Licht betrachtet, hat sich Levy in einer doch wohnlichen Hütte befunden. Jedenfalls, nachdem sie sie zu dieser gemacht hat. Zögernd steht Levy von ihrem Stuhl auf und sie schwankt. Ihre Knie sind von diesem Ereignis so weich geworden, dass sie im ersten Moment glaubt, nicht stehen zu können. Sie stützt sich am Stuhl ab und schaut zur Tür, die sie nach draußen führt. Soll sie es wirklich wagen? Oder hatte sie nur einen Tagtraum? Ihr Blick auf die Kommode, sagt ihr das Gegenteil. Das Schloss, das sich an der letzten Schublade befand, ist zerfallen und liegt wie ein Häufchen Staub am Boden. Levy schluckt, als sie ihren Blick wieder auf die Tür wendet. Langsam kommt sie in Bewegung und steuert mit unsicheren Schritten die Tür an, die bis jetzt jeden Tag verschlossen war. Es ist bei weitem nicht so, als dass sie es nicht jeden Tag versucht hätte sie zu öffnen. Ihre Hand liegt an der Türklinke und sie fühlt sich seltsam warm an. Wärmer als sonst. Es musste an der Magie liegen die gerade das Schloss freigegeben hat. Gajeels Magie. Ihre Hand, verkrampft sich fest vor ihrem Herzen, während sie noch diesen dicken Klos im Hals herunterschluckt. Sie hält ihren Atem an, als sie die Klinke herunterdrückt und ihr Herz scheint stehen zu bleiben, als sich die Tür tatsächlich bewegt. Sie ist offen. Levy ist im ersten Moment nicht fähig sich zu bewegen. Was würde sie draußen erwarten? Und warum kommt Gajeel nicht rein? Will er sie auf die Folter spannen oder damit einen besonderen Effekt erzeugen? Ihre Gedanken überschlagen sich und noch ehe sie ihre Gedanken vollendet, öffnet sie die Tür. Frische, klare und kalte Luft schlägt ihr entgegen. Es brennt in den Lungen und die Sonne auf dem weißen Schnee ist so grell in ihren Augen, dass sie im ersten Moment in den Schatten der Tür zurückweicht. Sie braucht ein paar Sekunden um sich auf dieses grelle Licht einzustellen, ehe sie den nächsten Versuch wagt. Sie blickt nach draußen und öffnet die Tür zu Gänze. Ihr Atem, verlässt in weißen Wolken ihren Mund, da es draußen sehr kalt ist. Aber ihr macht die Kälte jetzt nichts aus. Sie ist frei! Langsam und fast schon andächtig, tritt sie aus der Tür und steht auf einer halb verfallenen Veranda. Ihr Blick überschaut die Gegend. Diese flache, von Schnee bedeckte Hochebene mit den paar Büschen und Bäumen. Hier würde man niemals etwas Lebendes auch nur im Ansatz vermuten. Die Hütte, scheint eine Jagdhütte zu sein, wie sie an dem aufgehängten Geweih über der Tür zu deuten weiß. Die ersten Eindrücke hinter sich lassend, geht sie die zwei Stufen der Veranda hinunter und steht im Schnee. Sie trägt keine Schuhe, nicht mal Socken aber es macht ihr nichts aus. Sie geht einige Schritte weiter und bleibt einige Meter von der Hütte entfernt stehen. Sie kann es noch gar nicht fassen. Sie ist frei! Draußen… vor der Hütte. Nur der kalte Schnee unter ihr und der blaue Himmel über ihr… Sie steht im Sonnenlicht und noch nie ist ihr das Sonnenlicht so wohlig warm auf ihrer Haut und in ihrem Gesicht vorgekommen. Und das, wo sie Wadentief im Schnee steht. Sie schlingt ihre Arme kurz um sich, ehe sie diese weit von sich streckt und tief Luft holt. Diese klare Luft die ihre Lungen durchflutet und an ihren Lebenswillen rüttelt. Es kommt ihr vor, als hätte sie noch nie so reine Luft geamtet wie hier. Oder es liegt daran, dass sie die letzten Wochen in einer kleinen, stickigen Hütte verbracht hat. Sie ist endlich frei und das fühlt sie mit jeder Faser ihres Körpers, als sie laut aufjuchzend die Arme weit von ihrem Körper streckt und sich im Kreis dreht. Sie läuft ein paar Schritte, bückt sich zu Boden und hebt etwas Schnee mit beiden Händen auf. Sie wirft ihn in die Luft und erfreut sich selbst an dessen Kälte als er wieder auf sie hernieder prasselt. Levy hat sich noch nie so lebendig gefühlt wie jetzt. Auch ihre Magie spürt sie nun deutlich in ihren Körper zurückfahren und ohne zu zögern probiert sie diese aus. Sie schreibt alle möglichen Wörter und lässt sie rings um sich in den Schnee fallen. Sie lacht vergnügt und ausgelassen dabei. Sie erfreut sich ihrer neu gewonnenen Freiheit, die sie nun auf neue Art und Weise zu schätzen weiß. Erst nach einigen Moment, als sie sich wieder etwas beruhigt, fällt ihr Gajeel wieder ein. „Gajeel? Wo bist du?“, ruft sie ihn augenblicklich. Sie vermutet, dass er die Hütte vielleicht schon aus der Ferne entriegelt hat, um sie so schnell wie möglich zu befreien. Oder er traut sich nicht näher, weil er glaubt, sie hasst ihn abgrundtief. Gut… es ist nicht gelogen wenn sie sagt, dass sie ziemlich wütend auf ihn war. Aber hassen? Hassen könnte sie diesen Dragon Slayer nicht. Dazu sind ihre Gefühle für ihn viel zu stark. Aber es würde ihm ähnlich sehen, erst auf Sicherheitsabstand zu gehen… oder sie gar ohne ein „Hallo“ zu befreien und gleich zu verschwinden. Allerdings, hatte er doch gesagt er kommt sie abholen und damit hatte Levy eigentlich verbunden, dass er sie an Tür und Angel abholt. „Vielleicht… ist er verletzt…“, denkt sie sich. „Gajeel? Wo bist du?! Antworte mir!“, ruft sie ihn und im nächsten Moment beginnt sie zu laufen. Vor ihrem geistigen Auge, sieht sie Gajeel schon irgendwo verletzt im Schnee liegen. Er könnte seine letzte Kraft verbraucht haben um die Riegel zu lösen und dann Bewusstlos geworden sein. Alle möglichen Theorien suchen Levy heim, während sie um die Hütte läuft und seinen Namen ruft. Am Ende, findet sie sich erneut vor der Hütte wieder und alles was sie auf ihrer Suche gefunden hat, waren die zertrampelten Pfade in denen die Wölfe Nächtelang die Hütte umrundet haben. „Wenn mir etwas zustößt, hebt sich die Verrieglung auf und du bist hier raus“, die Worte treffen sie wie ein Schlag ins Gesicht und lassen alles in ihr verstummen. Jegliche Gedanken. Sie hört nur diese Worte von ihm, die er damals an sie wandte. Sie hat sogar noch seinen Tonfall in den Ohren und diese unaussprechliche, verborgene Verzweiflung die seine Stimme in sich hatte. Sie hört sich selbst noch Fragen stellen was er damit meint. Sie hat es vermutlich immer gewusst, aber nicht daran denken wollen. Es schnürt ihr die Brust zu, presst ihr die Luft aus den Lungen und ihr Herz schmerzt, als würde es jeden Moment zerbersten. Vor Schmerz, verkrampfen sich beide Hände vor ihrem Herzen, während ein undefinierbarer Klagelaut ihre Lippen verlässt. „Nein…“, ein Hauch, ein Flüstern auf ihren Lippen. Jegliche Kraft schwindet aus ihr und ihre Beine knicken unter ihr ein wie Streichhölzer. Ihre Knie, sinken in den tiefen Schnee, doch sie spürt es nicht. „Nein…“, dieses mal lauter und aus zusammengebissenen Zähnen. Es schmerzt… sie windet sich darin und versucht sogar noch gegen die Tränen anzukämpfen ehe sie ihnen unterliegt. „NEIN!!!“, ein Schrei, der die Luft um sie herum zerreißt und in den Bergen widerhallt. „Gajeel… nein… nein… Gajeel…“, seinen Namen tränenerstickt flüsternd, kämpft sie mit sich und ihrem Schmerz. „Neiiiin!!“, ruft sie von diesem tiefen Schmerz gebeutelt aus, während sich ihre kniende Gestalt überstreckt und sie beide Hände in den Schnee schlägt. „Nein!“, viele male ruft sie es und ihr schreien und ihr Schmerz nimmt kein Ende. „Ich hasse dich!“, schreit sie wütend und aufgelöst, so oft bis es wieder nur noch ein wimmern auf ihren blauen Lippen ist. Levy sinkt in sich zusammen und bleibt mit den immer selben Worten, an Ort und Stelle im Schnee sitzen. Die Kälte macht ihr nichts aus, sie spürt sie nicht mal. Kälte greift nach ihrem Herzen, jetzt wo er sie nicht mehr abholen kann… jetzt… wo sie nie Antworten auf all ihre Fragen erhalten wird. Gajeel ist tot…. Levy weiß nicht, wie lange sie dort so im Schnee saß und einfach nur weinte, schrie und glaubte alles um sie herum würde verschwinden. Irgendwann hatte sie den Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr schreien konnte oder nicht mehr wusste mit welchen Wörtern sie Gajeel dafür beschimpfen sollte. Er hat sie hier her gebracht, sie hier eingesperrt, ihr versichert sie abzuholen und nun? Er hat gelogen… er hat sie angelogen. Gajeel ist ein Lügner. Aber er hat dennoch alles für sie getan. Als der zierlichen Magierin das klar wird, spürt sie ihre Füße vor Kälte nicht mehr. Der erste Versuch aufzustehen erscheitert. Ihre Beine sind wie taub und eingefroren. Ihr gesamter Körper erscheint ihr steif und das war das Signal für sie endlich aufzustehen und irgendwie in die Hütte zu kommen. Sie musste in die Hütte. Am Ende würden noch die Wölfe kommen und sie schlussendlich doch noch erwischen. Ob die Barriere, welche die Wildtiere bis jetzt von ihr ferngehalten hat, noch aufrecht ist, weiß sie nicht. Zuerst auf allen Vieren, dann mit wankendem Schritt, bahnt sie sich einen Weg zurück zur Hütte und sie war noch nie so erleichtert wieder in der Hütte drin zu sein wie jetzt. Sie schließt die Tür hinter sich und schiebt den inneren Riegel vor. Levy beginnt sofort sich die Arme zu rubbeln, während sie zur Kochstelle eilt und Wasser für ein Bad aufstellt. Sie zieht sich die vom Schnee nassen Sachen aus und wickelt sich ihre Decke um. All dies tut sie unter Tränen, denn sie hören nicht auf ihre Wangen zu benetzen. Zum Schluchzen und zum Schreien, hat sie keine Kraft mehr. Ihr Hals fühlt sich wund an und sogar das Schlucken schmerzt, so hat sie sich verausgabt. Während sie wartet bis das Wasser seinen Siedepunkt erreicht hat, fällt ihr die Kommode ins Auge und mit wackligen Schritten geht sie noch vor Kälte zitternd darauf zu. Sie schaut wehmütig auf das Häufchen Staub, das zuvor noch ein Schloss war, welches die Schublade zugehalten hat. Ein Schluchzen, kann sie nicht zurückhalten, während sie davor in die Knie geht und kurz über die Schublade streicht. Mit beiden Händen, ergreift sie die Griffe und zieht sie auf. Es ist wie Gajeel gesagt hat. Ein Kompass und ein paar Landkarten befinden sich darin. Und ihre rote Umhängetasche… Ihre Augen füllen sich mit neuen Tränen und ein weiteres Schluchzen bahnt sich seinen Weg nach draußen. Ihre Lippen, pressen sich zu einem blutleeren Strich zusammen. Wut und Schmerz, nehmen sie gleichermaßen schwer ein. „Blöder Gajeel…“, schluchzt sie leise, ehe sie mit tränenden Augen in sich zusammensackt und sich auf die offene Schublade lehnt. Ende Kapitel 3: Bonus Ende 02: Regen ------------------------------- Es ist noch gar nicht lange her, da hab ich euch das 1. Ende meines OneShots „Love Sick“ präsentiert. Hier nun schon das 2. Ende, welches man alleine stehen lassen kann, oder auch als „Fortsetzung“ zum 1. Ende „Wartend“ sehen könnte. Das ist euch überlassen. Diejenigen unter euch die das 1. Ende kennen, wissen also schon was sie ungefähr erwartet. Alle die es nicht kennen, empfehle ich es zu lesen. ^-^ Egal wie ihr euch entscheidet, ich wünsche euch in jedem Fall, gute Unterhaltung. Und PS: Diesmal wird es kürzer als sonst. ^-^ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Regen (Bonus Ende 02, 21.02.2014) Der Regen prasselt auf den dunklen Wettermantel den Levy trägt. Den Saum des Mantels, hat sie notdürftig mit der Schere, welche im Verbandszeug enthalten war, abgeschnitten weil er ihr viel zu lang war. Sie vermutet dass es Gajeels eigener war, den er ihr in der Hütte gelassen hat. Er ist viel zu weit und die Kapuze, die sie sich tief ins Gesicht gezogen hat, verrutscht ihr andauernd. Diesmal ist sie dankbar, dass niemand ihr Gesicht sieht. Der Regen sorgt zusätzlich dafür dass sich kaum Menschen auf der Straße aufhalten. Menschen, die sie vielleicht erkennen könnten. Levy befindet sich an einem für sie gefährlichen Ort. Einem Ort, an den sie laut Gajeel nicht hätte zurückkehren sollen. Und doch konnte sie nicht anders. Sie musste einfach wissen was geschehen ist. Nachdem sich die Verriegelung der Hütte aufgelöst hatte, grenzte ihre Freude fast an Wahnsinn. Die erste Freude überwunden, wurde ihr klar, dass Gajeel gestorben ist wodurch sich die Verriegelung gelöst hat. Sie weinte, schimpfte und schrie sich den Schmerz aus der Seele bis sie vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Ein paar Tage blieb sie in diesem „komatösen“ Zustand, vegetierte vor sich hin. Sie sah keinen Sinn mehr weiter zu leben, wo scheinbar alles verloren war. Sie hatte sogar schon das Messer von ihrem Mopp-Stiel an ihrem Handgelenk, der Schlagader und ritzte sich in die Haut. Doch ehe sie diesen Schritt vollenden konnte, fiel ihr ein das alles umsonst gewesen wäre was Gajeel für sie getan hat, wenn sie ihrem Leben jetzt ein Ende bereiten würde. So lies sie es… sie würde aber dennoch gegen seinen Befehl handeln und zurück nach Magnolia gehen. Sie musste einfach Gewissheit haben! So brach sie auf. Nahm den Kompass und die Landkarten aus der Schublade zur Hand und packte nur das Notwendigste in einen Rucksack, ehe sie auf die Reise ging. Der Abstieg zu diesem Dorf war beschwerlich, aber zu schaffen. Einen Teil des Weges legte sie mit dem Zug fort, obwohl sie es bevorzugte zu Fuß zu gehen. Sie durfte sich niemandem zu erkennen geben. Gajeels Tod, war ein Hinweis für sie, dass Raven Tail die Oberhand hatte. Als mitten auf ihrer Reise ihr Gildensymbol von ihrem Schulterblatt verschwand, war es das Zeichen dafür, dass der Meister ebenfalls gestorben war. Trotzdem wollte sie wissen was geschehen ist. All die Wochen hatte sie unwissend in dieser Hütte verbracht, während alle anderen mutig und tapfer kämpften. Dem Gegner entgegen traten und die Stirn boten. Levy fühlte sich um diese Erfahrungen beraubt. Aber sie war am Leben. So steht sie nun, mitten im Regen vor den Trümmern ihres Zuhauses. Fairy Tail. Sie ist dankbar für diesen kühlen Regen. Vertuscht er doch ihre Tränen, die sie bei diesem Anblick nicht mehr zurückhalten konnte. Die gesamte Gilde, in Schutt und Asche. Es sieht noch schlimmer aus als damals, als Phantom Lord sie dem Erdboden gleichgemacht hat. Oder als die Gilde Karfunkel bei ihnen eingefallen war, um eine Mandantin zu entführen. Kein Stein liegt mehr auf dem anderen. Balken und Bretter, ragen in alle vier Winde und vom Mobiliar ist kein Stück mehr ganz. Stellenweise sieht es aus als hätte es gebrannt, oder wären Explosionen an der Zerstörung schuld gewesen. Die Flagge von Fairy Tail, jene die ganz oben am Turm befestigt war, ist zerrissen und verkohlt. Das Gildensymbol mit Blut befleckt, welches sich durch den Regen über den ganzen Stoff saugt. Es ist ein Bild des Grauens. Schreckliche Kämpfe mussten sich hier abgespielt haben. Nicht mal die Aufräumarbeiten sind abgeschlossen. Levys tränennasse Augen, wandern ein Stück nach rechts, wo sie weit hinter der Gilde am Strand des Sees, ein paar Zelte ausmacht. Sie sieht ein paar Leute, die meisten davon tragen die Uniform der Rune Knights, mit Klemmbrettern herumlaufen und Dinge notieren. Wieder andere, tragen Holzbahren mit weißen Laken und bringen diese in die Zelte um sie ins trockene zu schaffen. Die Laken sind blütenweiß und doch blutverschmiert. Zusätzlich nass vom Regen. Es gab viele Tote. Levy fährt in sich zusammen. Sie würde sich gerne vergewissern, wer alles in den Zelten liegt. Sind all ihre Freunde dort? Dort.. unter all den Toten? Gab es überhaupt Überlebende? Ihr graut davor nachzusehen oder auch nur zu fragen. Davon abgesehen, würde man sie nicht mal in die Nähe der Zelte lassen. Das Gebiet ist großflächig abgeriegelt und an manchen Stellen stehen sogar Wachposten. Noch ein Zeichen dafür was für ein Kampf hier getobt haben muss. „Entschuldigen sie Miss…“, eine männliche Stimme spricht Levy nun an und sie zuckt sichtlich zusammen. Langsam und mit erschrockenem Blick, wendet sie sich der Person zu. Es ist ein normaler Arbeiter. Scheinbar ein freiwilliger Helfer. „Entschuldigen sie… aber aufgrund der Aufräumarbeiten ist es hier zu gefährlich für sie. Manche Balken sind noch nicht fixiert und könnten umstürzen. Bitte verlassen sie dieses Areal“, fordert er sie neutral, fast freundlich auf. Levy stutzt und als sie sich umsieht wird ihr bewusst, dass sie hinter die Absperrung getreten ist. Der Anblick der zerstörten Gilde muss sie so eingenommen und entsetzt haben, dass sie unabsichtlich zwischen den Schranken durchgegangen ist. „Oh…ich… Verzeihung…“, gibt sie leise von sich, ehe sie sich hastig hinter die Absperrung begibt. Sie stolpert dabei beinahe und stützt sich mit einem leisen Schreckenslaut an einem der Pfeiler ab. Ihr Herz hämmert wie wild gegen ihr Brustbein. Sie muss ihre Hand davor verkrampfen in der Hoffnung es zu lindern. Sie hat das Gefühl auf einmal schwer Luft zu bekommen. Tränen, keimen erneut in ihren Augen auf und der Schmerz wird unerträglich. „Ist ihnen nicht gut?“, fragt die Stimme fürsorglich, während die Hand des Mannes sich auf ihre Schulter legt. Levy, die kreidebleich im Gesicht ist, schreckt leicht zusammen. Sie hätte ihn fast vergessen! Er darf ihre Tränen nicht sehen, sie könnten Verdacht erwecken. „N…nein, alles in Ordnung. Danke… ich bin nur… schon lange unterwegs…“, antwortet sie und das ist nicht mal gelogen. „Ah, verstehe. Sie waren auf Reisen… suchen sie sich am besten ein Hotel… bei so trostlosem Wetter sollte man nicht unbedingt vor die Tür gehen…“, lächelt der Arbeiter freundlich und wirkt beruhigt. Levys Körper hingegen bebt vor Anstrengung und Erschöpfung. Sie darf sich nichts anmerken lassen, aber das ist ihre Chance etwas in Erfahrung zu bringen. „Sagen sie…“, beginnt sie zögerlich und mit gezwungen neutraler Stimme. „Was ist hier passiert?“, fragt sie und schaut mit leerem Blick auf die Trümmer der Gilde. „Ach… das wollen sie gar nicht wissen…“, versucht dieser ihre Frage abzuwimmeln. „Bitte…“, fordert Levy erneut und sie muss sich ganz schön zusammenreißen um sich nicht im Ton zu vergreifen. „Mich… interessieren solche Dinge…“, fügt sie dem fast schon rechtfertigend hinzu und der Mann neben ihr seufzt. „Es war ein Albtraum… das kann ich ihnen sagen…“, beginnt er und stützt sein Kinn auf seine Handrücken, die auf seiner Harke ruhen. „Sie kamen aus dem Nichts und griffen die Gilde an… es passierte alles so schnell und am Ende war Fairy Tail geschlagen…“, erzählt er und wirkt selbst ein wenig schockiert dabei. Levy würde fast meinen, er hätte es mit angesehen. „Es war wie ein Krieg zwischen zwei Gilden… ein richtiges Massaker… viele sind umgekommen…“, redet er weiter und sein Blick geht kurz in Richtung der Zelte. „Manche sagen… dass ein paar von ihnen geflohen wären… aber sicher weiß es keiner… es wird jedenfalls nach ihnen gesucht…“, erwähnt er nebenbei und Levy verspürt tatsächlich so etwas Ähnliches wie Erleichterung. „Es sind nicht alle tot?!“, schreit es in ihr. Die Hoffnung ist klein, aber vorhanden. „Viele sind noch verschüttet… leider regnet es seit dem Kampf und das erschwert die Bergung und die Aufräumarbeiten zusätzlich…“, erklärt er seufzend und rückt sich seine Kappe, die ihn ein wenig vom Regen schützt, zurrecht. „Jedenfalls… hätte es niemand für möglich gehalten, dass Fairy Tail gestürzt werden könnte…“, endet er wehmütig und linst die Frau in dem Wettermantel neben sich an. Sie ist stumm geworden und er meint einen seltsamen leblosen Ausdruck in ihrem Gesicht zu sehen. „Kannten sie die Gilde?“, fragt er sie nun direkt, da er ein seltsames Gefühl bei dieser jungen Frau hat. Levy stutzt. Normalerweise würde sie, wie aus der Pistole geschossen, mit einem „Ja“ antworten. Doch sie hat Gajeels Worte im Kopf. „Verleugne dass dir die Gilde Fairy Tail überhaupt je bekannt war! Hast du verstanden?!“, seine Stimme klingt bestimmt und schreit förmlich in ihrem Kopf. „Nein… nicht direkt. Nur vom Hörensagen…“, antwortet sie und ihre Hände ballen sich unter dem Mantel zu Fäusten. So fest, dass ihre Fingernägel schmerzvoll in ihre Handflächen dringen und sie sich dessen bewusst wird. Sie lässt locker, entspannt ihre Gestalt. Sie fühlt sich, als wäre gerade ein Teil von ihr gestorben. Sie hat ihre Familie verleugnet… sie fühlt sich, als hätte sie sie verraten. „Schlimme Sache…“, fügt sie dem hinzu. „Vielen Dank für die Auskunft…“, endet sie und wird auf eine weitere Stimme aufmerksam. „Hier ist noch einer!“, ruft ein anderer Arbeiter dem Mann neben ihr zu und dieser nickt. Zeitgleich eilen zwei weitere Männer herbei und helfen bei der Bergung des Leichnams. Sie räumen ein paar Holzbretter beiseite, der Eine zieht an einem Arm, der Andere bückt sich um das Bein des Körpers zu fassen. In Levy zieht sich alles zusammen. An der Kleidung, meint sie den Magier zu kennen… aber nur vom sehen in der Gilde. Seinen Namen hat sie nicht gekannt. Trotzdem wir ihr übel und alles in ihr tobt. „Gehen sie besser… das hier ist kein Ort für sie…“, spricht der Mann neben ihr sie nun an, da er wirklich der Meinung ist, dass es kein Schauplatz für eine junge Frau wie sie ist. Das auffinden der Leichen ist nicht mal für ihn immer leicht, da sie oft so zugerichtet sind oder sich schon im Verwesungsprozess befinden. „Wirklich… schlimme Sache…“, gibt Levy noch von sich, ehe sie sich mit einem seichten nicken verabschiedet und abwendet. Ihre Füße tragen sie fort. Fort von ihrem zerstörten Zuhause, fort von dem das sie bis jetzt noch am Leben hielt. Es fühlt sich an, wie an dem Tag als sich die Verrieglung der Hütte gelöst hat. Ein immenser Schmerz und doch ist da diese alles vertilgende Leere in ihr, die sie aufzusaugen droht. Sie fühlt sich taub und benebelt als ihr klar wird, dass hier nichts mehr auf sie wartet. Gajeel, würde sie nie wieder sehen und damit hatte sie sich zum Teil abgefunden als sie die Hütte verlies. Sie hatte gehofft hier noch Überlebende zu finden. Lucy vielleicht… oder Erza… oder Mirajane… vielleicht ist es Jet und Droy auch gelungen zu fliehen? Aber nichts… da ist nichts mehr. Da ist niemand mehr, der auf sie wartet oder sie kennt. Es ist alles verschwunden… Wie soll sie so nur weiter leben?! „…leider regnet es seit dem Kampf und…“, es sind diese Wortfetzen an die sie sich plötzlich erinnert. Der Mann hatte es zuvor während seiner Erzählungen verloren. „Der Regen…“, hallt es in Levy nach und sie bleibt schlagartig stehen. Sie hebt ihren Blick, in den wolkenbehangenen Himmel. Es regnet jetzt wieder in Strömen und die dicken Tropfen, schlagen mit voller Wucht auf ihr unbedecktes Gesicht, schwemmen ihre Tränen fort. „Juvia…“, flüstert sie mit geweitetem, fast schockiertem Blick und da ist ein Funken in ihr. Ein Funken eines neuen Zieles. „Ich muss sie finden!“, denkt sie sich bestimmt, während sie ihren festen Blick wieder gerade aus auf die Straße richtet. Als sie nun auf dem gepflasterten Boden weiter schreitet, sind ihre Schritte fest und zielstrebig. Ende ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Puh… dieser Teil ist wohl nicht weniger Traurig als das 1. Ende aber dazu auch noch ein wenig grausig. Ich entschuldige mich wieder… aber ja… auch diese Handlungen müssen einfach aus meinem Kopf raus wie es scheint. Mal sehen was das 3. Ende bringt. Noch bin ich ja nicht ganz am „Ende“ mit meinen Enden. ^-^ Hatte ja gesagt dass auch eines mit Happy End kommen wird… nur wann oder in welcher Reihenfolge ist die Frage. Fest steht nur, dass Ende 1 und 2, die Schlimmsten waren was Drama und Traurigkeit und „Taschentücher in Hülle und Fülle“ angeht. So strapazier ich euch also bei dieser Geschichte nicht mehr, keine Sorge. Danke dass ihr durchgehalten habt. Seid gespannt was als nächstes kommt. ^-^ Eure Rave Bleib auf dem Laufenden: http://ravesstorytime.blogspot.co.at/ Gajeel x Levy/Fairy Tail Fan? Dann bist du hier richtig: http://gajeelxlevy.blogspot.co.at/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)