Dare o erabu kana? von Shizana (Für wen soll man sich entscheiden?) ================================================================================ Prolog: -------- Seit ihrem Debütkonzert waren nun schon sechs Monate vergangen. Ein halbes Jahr, in denen Starish versuchte, aus dem Schatten eines One-Hit-Wonders hinauszutreten und wahre Idole zu werden. Ein schwieriges Unterfangen, wie sie alle schon bald feststellen mussten. Doch in letzter Zeit war es seltsam. Es war, als drohte sie das Glück zu verlassen. Irgendetwas lag in der Luft, doch was, das wusste keiner zu sagen. Sie trainierten viel. Sangen zusammen, übten an einem neuen Performing und tüftelten an neuen Texten für ihre Songs. Zwar waren alle bei der Sache, doch Haruka hatte das Gefühl, als läge etwas Bedrückendes auf jedermanns Seele. Nicht zuletzt auch auf ihr selbst. Lag es an ihrem straffen Zeitplan? Wenn sie nicht gerade im Wohnheim gemeinsam übten, hatten der Direktor, Ringo-sensei und Hyuga-sensei immer neue Aufträge und Termine für sie parat. Sie waren viel unterwegs, teilweise über Tage hinweg, und ihre Tage könnten wahrlich länger sein. Ein freies Wochenende gab es eigentlich nie für die Gruppe. „Es ist hart“, seufzte Haruka und ließ sich bauchlings auf ihr Bett fallen. Sie war müde, erschöpft von dem langen Tag voller Kritikenauswertungen mit den Lehrern und den Medien, und sie wollte am liebsten einen ganzen Tag durchschlafen. Doch das konnte sie sich nicht leisten. Ihr letzter Song für Starish war nahezu vom Direktor in der Luft zerrissen worden, da er ihren letzten Hit nicht toppen konnte. Sie musste ein besseres Lied schreiben, und zwar bald, schließlich hing von ihr ab, wann die Jungs mit ihrem Anteil der Arbeit fortfahren konnten. Obgleich ihr die Lider schwer waren, hob sie ihren Kopf und blickte neben sich zu ihrem Nachttisch. Dort hatte sie ihre Unterlagen abgelegt, das bunt benotete Blatt ganz oben. Die vielen roten Kritzeleien über einigen eingekreisten Notengruppen lösten Unmut in ihr aus. „Es ist zu viel“, hatte der Direktor gesagt, „und zugleich zu wenig. Miss Nanami, Halbherzigkeit wird sich nicht nur auf den Song auswirken. Kannst du verantworten, dass Starishs prächtiger Sonnenaufgang wegen eines zerrissenen Songs noch vor Tagesanbruch von dicken Wolken verhangen wird?“ „Halbherzigkeit“, murmelte sie leise dieses Wort, welches Shining Saotome dafür verwendet hatte, um Kritik an ihr zu üben. War sie wirklich nur halbherzig bei der Sache? Sie schrieb jede einzelne Note mit Bedacht, dachte bei jeder Melodie an die Jungs und versuchte sich auszumalen, wie es klingen mochte, wenn sie dazu singen würden. Wie sie im Übungsraum, sie am Piano und die Jungs um sie herum, gemeinsame Worte dazu fanden und diese zu einem Song vereinten, der auf einer großen, hell erleuchteten Bühne vor großem Publikum gesungen werden könnte. Immer, wenn sie sich an die Komposition eines Liedes setzte, rief sie sich das Bild der Jungs ins Gedächtnis. Wie sie lächelten, sich mit ihr freuten und glücklich waren. Bei jeder Zeile, die sie einem von ihnen widmete, dachte sie an eben diesen und erinnerte sich gern, was sie schon alles mit demjenigen erlebt hatte. So versuchte sie, all ihre Liebe, all ihr Herzblut in ihre Lieder zu stecken, um den Jungs so zu zeigen, was sie ihr bedeuteten. Alle zusammen und jeder für sich. ‚Was ist es?‘, dachte sie still, während sie noch immer auf das Notenblatt starrte. Dann raffte sie sich auf, streckte sich nach dem Blatt und setzte sich mit diesem in ihren Händen an die Bettkante. Ihr Blick wurde traurig, als sie die Noten zum unzähligen Male las. ‚Was ist es, das mir fehlt? In diesem Lied steckt so viel Liebe… Wieso sagt der Direktor, es sei halbherzig?‘ „Ich verstehe es nicht“, sprach sie zu sich selbst und ließ das Blatt auf ihren Schoß sinken. Die Zweifel trieben ihr Tränen in die Augen, welche sie schnell wegwischte, ehe sie auf das Papier tropfen und die Noten verwischen konnten. „Ich verstehe es nicht… Was soll ich nur tun? Ich will nicht, dass Starish meinetwegen schlecht dasteht. Sie geben sich alle so viel Mühe… und es ist unser Traum.“ Wieder blickte sie zu ihrem Nachttisch, wo ihr Handy lag. Dann sah sie hinüber zu ihrem Schreibtisch. Doch sie schüttelte nur kurz darauf mit dem Kopf. Sie konnte Tomo-chan nicht anrufen, nicht zu solch einer späten Uhrzeit. Ihre Freundin hatte selbst genug um die Ohren, da konnte sie ihr nicht auch noch mit ihren Sorgen zur Last fallen. Und auch ihrer Großmutter konnte sie nicht schreiben. Sie schämte sich, ihr in einem Brief davon zu erzählen, was man ihr heute zu ihrer Arbeit gesagt hatte. Ihre Großmutter glaubte an sie und steckte viel Hoffnung in sie. Zudem konnte die alte Frau ihr in dieser Situation keine Hilfe sein. Doch es würde gut tun, jetzt ein paar liebe Worte von ihr zu hören. Seufzend legte sie das Notenblatt zurück in den Hefter, wo es hingehörte. Anschließend erhob sie sich, um in ihr Nachthemd zu schlüpfen, ehe sie sich unter die helle, mit einem bunten Blumenmuster versehene Bettdecke verkroch. Sie zog sie sich bis zum Kinn und schloss die Augen. ‚Was soll ich nur tun?‘, wiederholte sich die Frage in ihrem Kopf, bis sich Haruka schlussendlich auf die Seite drehte mit dem festen Entschluss, schnell einzuschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)