Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 24: Schwankungen ------------------------ Kapitel 24: Schwankungen Langsam brach die Dämmerung heran. Ich weiß nicht wie lang ich schon hier auf dem Boden saß, unfähig einen Muskel zu rühren, unfähig etwas anderes zu empfinden außer lähmendes Entsetzen. Diese Verwirrung hatte mich erstarren und meine Gedanken mit einer endlosen Langsamkeit laufen lassen. Es war als wäre die Zeit schneller gelaufen während ich versuchte zu begreifen wie tief meine Gefühle für meinen Bruder gingen, wie sehr er mit meiner Seele verwoben war und welche Rolle er für mich spielte. Erst jetzt ergab alles einen Sinn. Warum hatte ich nicht schon vorher bemerkt wie sehr ich ihn liebte? Nie war es mir aufgefallen mit welch begehrlichen Blicken ich ihn angesehen hatte. Jedes Mal, wenn ich eine Kraft, die meiner eigenen sehr fremd war wie das Wasser, gezwungen hatte ihn mir zu zeigen, desto mehr hatte ich mich in seinen Anblick verliebt, und desto öfter hatte ich ihn sehen wollen. Das Verlangen ihn zu sehen war schon zu einer Sucht geworden und ich hatte es nicht einmal gemerkt, die Symptome nicht verstanden. Wie hatte ich nur so blind sein können? Es war mir unbegreiflich. Doch nun war es mir umso schwerer zu Begreifen was ich zu tun hatte. Ich wusste, egal wie sehr ich ihn liebte, er würde mich nie auf diese Weise ansehen, das gleiche wie ich empfinden. Und selbst wenn, auch wenn er so mächtig war, es würde ihm nicht möglich sein sich einem Urteil der Altdrachen zu verweigern. Er MUSSTE Nachkommen zeugen. Und Drachen banden sich fürs Leben. Ich sah die Barrieren die zwischen uns standen und meine Wut auf den Knirps wurde immer stärker. Wusste er nicht wie sinnlos es war? Außerdem war er ein Dämon! Einer der Gefallenen! Die Mauer die er zu überwinden sah musste größer sein als die meine. Und doch… was trieb ihn an es trotzdem zu versuchen? Er sollte einfach aufgeben. Das wäre besser für ihn. So würde er zumindest mit dem Leben davon kommen. Obwohl… was interessierte es mich ob er lebte? Meinetwegen sollte er es ruhig versuchen, scheitern und sich anschließend in Agonie wälzen und danach vergehen. Ich gönnte ihn den Schmerz, obwohl ich jetzt eher verstehen konnte warum er sich so für meinen Bruder eingesetzt hatte. Und dafür war ich ihm insgeheim dankbar. Doch um nichts in der Welt würde ich das jemals zugeben. Langsam, schleppend versucht ich mich zu erheben. Ich hatte das Gefühl die Schwerkraft lastetet stärker auf mir, als sie es gewöhnlich tat. Sie schien mich zu Boden zu drücken, an diesem Ort behalten zu wollen. Ich fühlte mich so schwer. Keiner meiner Körperteile schien sich dort zu befinden wo er es sollte. Jede Bewegung bereitet mir Mühe. Langsam, wie in Zeitlupe erhob ich mich. Die Luft drückt mich nieder, sie wirkte schwermütig. Fliegen standt außer Frage, so schwer wie es mir im Moment fiel überhaupt zu stehen. Ich straffte die Schulter. So wie ich jetzt aussah, war es eine Beleidigung für meinen Bruder. Langsam streifte ich den Schmutz von meiner Kleidung. Mein roter Mantel störte mich im Moment sehr. Es war eine warme, feurige Farbe, doch im Moment fühlte ich mich überhaupt nicht so. ein trauriger, gedeckter Ton würde mir im Moment ehr zusagen. Doch vielleicht war es gut so. Es war eine Möglichkeit meine wahren Gefühle vor Yasil zu verbergen. Solange wie er mich nicht fragte, würde er den Grund für die Unregelmäßigkeit meiner Herzschläge nicht verstehen. Mit schweren Schritten machte ich mich auf in Yasils Zelt zurück zu gehen. Er würde sich sorgen, wenn ich nicht da wäre. Auf dem Weg dahin fragte ich mich ständig, ob man es mir ansehen könnte. Ob er etwas ahnen würde. Ich kam bis zum Zelt. Dann stand ich eine Weile davor, unschlüssig ob ich reingehen sollte. Würde er dort sein? Würde er fragen wo ich so lange gewesen war? Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Doch ich hatte mich entschieden mich ich zu stellen und ich nahm meinen Mut zusammen und schlug die Plane zur Seite. Ein Seufzen entfuhr mir. Halb Erleichterung, halb Enttäuschung. Ich war froh noch jetzt nicht mit ihm konfrontiert zu werden, doch ich hätte ihn gerne gesehen und jetzt machte ich mir Sorgen, wo er geblieben sein könnte. Aber er hatte andere Pflichten, und wahrscheinlich ging er diesen gerade nach. Langsam versucht ich mich in eine Ecke des Zeltes zu setzen, doch die Schwerkraft machte mir einen Strich durch die Rechnung und zog mich mit aller Macht zurück zum Boden. Die Gefäße auf dem Tisch wackelten hin und her, als sich mein Körper mit Macht dem Erdboden unter sich entgegenstrebte. Langsam versank ich wieder in diesem Fluss aus Trübsinn und Verzweiflung. Er riss mich mit, seine Strömung war zu stark und ich einfach viel zu schwach… Kurze Zeit darauf hörte ich ein Rascheln und ich blickte auf. Yasil stand vor mir, und der blick den er mir zu warf, zeigte, das ich erschreckend aussehen musste. Ich hatte ihm eine Seite von mir gezeigt, die ich ihm nie hatte zeigen wollen. Sein besorgter Blick war auf mich gerichtet, während er sich langsam zu mir beugte und leicht meine Schulter berührte, so als hätte er Angst ich würde unter seiner Berührung zerbrechen. Es kam mir ironisch vor, das sein leichtes Vortasten mich so sehr an die Szene erinnerte die ich vorhin gesehen hatte, und der Schmerz brach sich wieder Bahn. „Alles okay?“ fragte er leise, mit einer Stimme, sanfter hatte ich sie noch nie vernommen. Ich schüttelte die Hand ab, mit der er mich berührte, denn sie schien mich von innen heraus zu verbrennen. Und ich schaute ihn an und versuchte mich doch gleichzeitig ihm zu entziehen. Ich war für diese Konfrontation noch nicht bereit. Langsam kam Yasil wieder näher und sanft wie ein leichter Winde streichelte er mir über das Haar. So sacht, so sanft. „Alles ist okay, egal was passiert ist, du wirst es überwinden. Du bist stark…“ sprach er mit seiner wunderschönen Stimme, so samten, dass ich nicht anders konnte als ihm Glauben zu schenken. So unglaublich warm. Langsam entspannten sich meine verkrampften Muskeln etwas. Doch je mehr er meine Haar streichelte, je mehr sich meine Muskeln entspannten, umso mehr rissen meine Gefühle an meiner Selbstbeherrschung. Mit aller Macht versuchte ich den Impuls zu unterdrücken der an den Ketten meines bewussten Seins riss, an der Türe kratzte. Und dann, ohne einen Hinweis, wurde die Tür eingerissen und noch bevor ich darüber nachdenken konnte, hatte ich ihn umarmt. Seine Haut auf meiner brannte, doch das Feuer war teil meiner Seele, und ich wollte brennen, hoffte diese Gefühle aus zu brennen. Tränen liefen mir die Wangen herunter, ich konnte es nicht verhindern. Doch diesmal konnte ich es kontrollieren, es blieben normale Tränen, sie würden nicht brennen, würden Yasil nicht verletzten. Ich spürte wie seine Haare immer nasser wurden, doch es war mir einfach nicht möglich. Es war mir nicht möglich meine Gefühle zu unterdrücken oder dieses Zittern zu beruhigen was durch meinen ganzen Körper lief. Langsam fühlte ich wie mir mein Bewusstsein entglitt... Ich erwachte als ich die Anwesenheit eines anderen Drachens vernahm. Ruckartig richtete ich mich auf. Die Schwere die mich vorher so nach unten gedrückt hatte war verschwunden. Ich befand mich auf dem Lager in Yasils Zelt. Er hatte mich wohl darauf gebettet, nachdem ich das Bewusstsein verloren hatte. Doch Yasil war verschwunden. Der Geruch eines anderen Drachen drang mir entgegen. Schlimmer noch. Es war der Geruch eines weiblichen Drachens. Die Plane des Zeltes wurde zur Seite geschlagen. „Was tust du hier.“ knurrte ich sie an. Ihr arroganter Blick richtete sich auf mich. „Die Altdrachen schicken mich. Ich will zum Herrn von Terranfor. Seid ihr das?“ Anscheinend hatte ihr noch niemand Manieren beigebracht. Sie musste wirklich noch sehr jung sein. Ich ging nach draußen und erwartete, dass sie mir folgte. Es tröpfelte noch leicht, doch Spuren eines Sturmes waren noch überall zu sehen. Draußen im Licht der aufgehenden Sonne betrachtete ich sie genauer. Ich konnte auch im Dunkeln sehen, aber es war an der Zeit ihr meinen höheren Rang deutlich zu machen. Mit einem Schnippen entzündete ich hell leuchtende Flammen, welche in der Luft um sie herum tanzten. Das Licht des Feuers spiegelt sich in den Pfützen auf dem Boden. Sie hatte etwa schulterlanges, gewellte Haare, welche mit einem Haarband nach hinten gehalten wurden. Gleichzeitig verdeckte das Band ihre Stirn. Nur ein paar wenige Strähnen fielen darüber. Ihre Haare waren vielfarbig. Goldene, blonde, rote und braune Strähnen der verschiedensten Farbtöne waren darin zu finden. Ihre kleinen dunklbraunen Hörner verschwanden regelrecht darin. Mit ihren feuerroten Lippen begann sie zu sprechen und wiederholte ihr Anliegen: „Ich suche den Herrn von Terranfor. Seid ihr das?“ Ich bemerkte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme. Die kleiner Feuershow schien sie effektiv davon überzeugt zu haben, dass mein Rang den ihrem weit überlegen war, und es angebracht wäre etwas höflich zu sein. Doch die Worte dies sie sprach waren reiner Trotz. „Nein, ich bin nicht der Herr von Terranfor. Aber was willst du von meinem Bruder?“ Meine Stimme war immer noch nicht so zivilisiert wie ich es gern hätte. Ich war eifersüchtig auf diese Frau, denn sie wäre in der Lage an der Seite meines Bruders zu bleiben, etwas, was mir nicht vergönnt war. Ihre gelben Augen musterten ich mit unverhohlener Neugier. Ich dagegen betrachtet ihr kurzes bauchfreies Oberteil. Es war ockerbraun und passte gut zur der enge rote Hose mit dem gelben Tuch, welches an ihrem braunen Gürtel befestigt war, das sie trug. Dies Kleidung ließ darauf schließen, dass sie es liebte mit den Gefühlen ihrer männlichen Artgenossen zu spielen, und ich konnte nicht zulassen, dass sie das auch mit meinem Bruder tat. Würde es nach mir gehen, bekäme sie ihn nie zu Gesicht. Eine schmale schlichte Schwertscheide, welche an ihrer Seite hing, zeigte allerdings, dass sie sich zu wehren wusste. Ihre bernsteinfarbenen Schuppen glänzen im Schein der Feuer und ihr Gesicht schien sich ständig zu wandeln. Mein Blick fiel auf ihren Bauch. Zischend sog ich die Luft ein. „DU!“ begann ich zu fauchen. Jetzt wusste ich was sie war. An der Seite ihres Unterleibes befand sich ein Tatoo. Das Symbol eines Kelches, eines Kreises und eines Astes hatten sich hier verbunden. Und es gab nur zwei Arten von Drachen, die solche eine ewige Zeichnung trugen. Verbrecher und Formwandler. Sie gehörte zu den letzteren. Und ich hasste Formwandler. Denn nie konnte man sich sicher sein, dass die äußere Gestalt die sie zeigten, auch ihre wahre Gestalt war. Nur das Tatoo war immer sichtbar und zeigte wer sie war. Es war wie ein Name, ein Code, der verriet, wer sich hinter der Maske des Fleisches verbarg. „Was ist mit mir?“ antwortete sie trotzig, jegliche Vernunft abgelegt. „Wer bist du?“ fuhr ich sie an, in der Hoffnung mich zur irren. „Mein Name ist Io.“ antwortete sie stur. Ich begann vor Wut zu zittern, doch dann bemerkte ich, dass es die Erde war, die zu beben begonnen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)