Dragonsoul von DeaNox ================================================================================ Kapitel 5: Training mit Folgen ------------------------------ Kapitel 5: Training mit Folgen Als ich am Morgen schweißgebadet erwachte war die Sonne gerade erst im Steigen begriffen. Die weichen Felle unter mir luden zum weiterschlafen ein, doch als ich einen Blick zur Seite warf, war ich hell wach. Es war doch kein Traum gewesen, den Göttern sei Dank. Ich war wirklich hier, Ich hatte ihn wirklich gefunden. Meinen grünen Engel, meinen Seelenpartner Yasil. Noch währen ich ihn anschaute quollen Tränen der Dankbarkeit aus meinen Augen, ich konnte sie einfach nicht zurückhalten. Leise schluchzend senkte ich den Kopf und begann zu beten, ein Dankesgebet an die Götter, wer und wo auch immer sie waren. Ich hörte ein Rascheln von Kleidung und schaute auf. War er erwacht? Doch Yasil hatte sie nur bewegt. Noch schlief er. Ich stand auf und trat etwas näher um ihn zu betrachten. Er lag in einer Hängematte, einer seiner Füße ragte über den Stoff hinaus. Ich bewunderte die vollendet geformten Zehen mit den dunkelgrünen Krallen. Ich hatte noch nie eine Vorliebe für Füße gezeigt, aber Yasil belehrte mich eines Besseren. Bis ich ihn getroffen hatte, hatte ich auch nur Interesse an Frauen gezeigt, nie war mir in den Sinn gekommen, dass der männliche Körper genauso anziehend sein konnte, wie der Körper einer Frau. Mein Herz schlug schneller, als ich mein Blick auf seinem Gesicht verharrte. Wie oft hatte ich schon von ihm geträumt, wie oft voller Sehnsucht erwacht, nur mit der Gewissheit, dass es ihm gut ging. Und nie war es mir in den Träumen gelungen ihm so nahe zu sein, ihn so betrachten zu können. Mein Blick heftete sich auf seine Lippen, sie waren leicht geöffnet. Meine Finger begannen zu zittern, so stark war das Verlangen ihn zu berühren, einen Beweis zu erbringen, dass dies die Realität war. Ich erinnerte mich wieder an meine Feigheit vom Vortag. Beschämt drehte ich mich weg. Ich hatte nicht das Recht ihn so zu betrachten, wenn ich ihm nicht einmal sagen konnte, warum ich wirklich hier war. Sein kalter Blick gestern hatte mich verletzt. Ich hatte ihn immer noch mit diesem leicht traurigen, sanften Lächeln in Erinnerung. Doch ich wusste auch, dass diese Weite von ihm noch existierte, existieren musste. Ich schüttelte den Kopf, versuchte meine Gedanken zu ordnen. Er hatte mir erlaubt zu bleiben, wenn auch nur für die Nacht. Wie seine Laue heute sein würde, konnte ich nicht vorhersehen, aber ich wollte alles tun, um hier zu bleiben, alles, um bei seiner Seite zu sein, bis ich endlich den Mut aufbringen konnte ihm zu sagen, dass ich ihn liebte. Ich blickte wieder zu ihm. Lange Zeit überlegte ich was, was ich tun könnte, um noch etwas zu bleiben. Die Sonne stieg höher und der goldene Schein, den sie auf den Boden warf, brachte mich auf eine Idee. Leise schnappte ich mir die benötigten Materialen, lugte aus dem Zelt, um festzustellen ob mich jemand sehen konnte, und als niemand da war, stahl ich mich davon. Ich suchte einen Ort, an dem ich ungestört ein Feuer errichten konnte. Bald wurde ich fündig, und ich begann damit, die Honigbrötchen herzustellen wie es mir die Küchenmagd zu zeigen gepflegt hatte. Bald bereitete sich köstlicher Duft aus, doch das ging mir nicht schnell genug, denn die Sonne stieg immer höher, und ich wollte fertig sein, bevor Yasil erwachte. Er sollte nicht denken, dass ich versucht hätte weg zu laufen. Ich hatte bereits Wasser für einen Tee aufgesetzt. Die Kräuter dafür hatten sich in meinem Beutel befunden, aber ich gab auch einige Heilkräuter der näheren Umgebung hinzu. Mit angespanntem Gesicht sah ich hinüber zu dem Zelt, in dem meine andere Hälfte hoffentlich noch schlief. Ein weiteres Mal schaute ich ungeduldig nach den Brötchen und wurde belohnt. Sie waren genau richtig. Schnell legte ich sie zum Kühlen zur Seite und löschte das Feuer mit Wasser aus der nahen Quelle, wobei ich leider selbst nass wurde. Ich war gerade im Zelt angekommen, als ich sah, wie sich Yasils Atem veränderte. Er schien aufzuwachen. Schnell ging ich in die Ecke des Zimmers und legte die Brötchen auf ein Tablett. Ich schaute mich nach einem Krug für den Tee um. Inzwischen war Yasil erwacht und hatte sich umgesehen. „Was machst du da?“ hörte ich die kultivierte Stimme hinter mir sagen. Sie war rau, und eine Gänsehaut überfiel mich, so dass ich unweigerlich zusammenzuckte. Langsam drehte ich mich um, das Tablett mit den Brötchen bereit, unsicher, ob er es überhaupt versuchen würde. Ich versuchte ihn mit dem Essen zu versöhnen. „Ich hoffe du magst Honigbrötchen? Ich habe auch einen Tee dazu gemacht.“ Es erschreckte mich ein wenige, dass er darauf hin so mürrisch reagierte, ja, mich fast anknurrte, aber ich hatte auch noch nie einen Drachen beim Aufwachen zugesehen, ich wusste nicht, wie er reagieren würde. Und wo waren seine Flügel hin? Ich drehte mich um und räumte einige der Ingredienzien weg, welche ich für die Frühstücksvorbereitungen gebraucht hatte. Verträumt sah ich kurz hinüber, sah, wie er an seinem Tee nippte und errötete, als sein Blick meinem begegnete. Ich konnte nicht anders, als den Kopf abzuwenden. Sein Anblick war einfach zu schön. Aber die Flügel waren dort gewesen. Hatte ich mir das nur eingebildet? „Der Tee…“  hörte ich ihn sprechen, und schaute ihn schüchtern an. „Er ist gut“ Ein Glücksgefühl bereitete sich in meiner Brust aus, und mir schien, als würde die Welt plötzlich heller strahlen. Die Gefühle waren einfach so überwältigend. „Warte erst bis du die Brötchen probiert hast.“ Konnte ich noch sagen, doch dann verstummte ich. Er hatte mich wieder einmal in seinen Bann gezogen, wie er da saß, und die Brötchen aß, die ich für ihn bereitet hatte, so konnte ich mir keinen glücklicheren Moment in meinem ganzen Leben vorstellen. Ich hatte die Arme auf den Tisch, und meinen Kopf in die Hände gestützt. Die Sonnenstrahlen fielen zum Eingang hinein und beleuchteten sein unglaubliches Haar. Die Schönheit dieses Augenblickes wollte ich nie wieder vergessen. Plötzlich eine ernste Miene aufsetzend fragte er: „Also, wie hast du das gemacht?“ Ich war verwirrt. „Hmm? Ich habe Mehl und Honig genommen, das vermischt, dann noch..“ Ich wollte gerade weiter ausführen wie ich die Brötchen gemacht hatte, da unterbrach er mich. „Nein, ich meine wie du hierher gefunden hast. Dieser Ort steht unter starkem Schutz und sollte völlig unbekannt sein, und zwar für jeden. Also wie hast du von diesem Ort erfahren?“ Ich schieg, wieder konnte ich es nicht sagen, diese Gelegenheit war doch genau richtig. Warum nutzte ich sie nicht? Ich verfluchte meine  Feigheit. Ich hatte mich immer für mutig gehalten, doch nun, da ich das Wichtigste zu sagen hatte, was es gab, wollten mir die Worte einfach nicht über die Lippen kommen. Ich überlegte wie ich anfangen sollte, versuchte die Worte zu wählen, als ich einen leisen Seufzer hörte.  „Na gut, aber sag mir, weiß noch jemand anderes von diesem Ort?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich Feigling. Innerlich gab ich mir einen Tritt und beschimpfte mich rückhaltloses Weichei. Ich schaute auf, sah ihn hinausschauen. „Ich muss weg.“ Mir schien das Herz in der Brust stehen zu bleiben. Er konnte nicht weggehen, ich hatte ihn doch gerade erst gefunden. Panik ergriff mich und Verständnislosigkeit machte sich breit. „Ich muss die neuen Rekruten einarbeiten. Ich rate dir, nicht nach draußen zu gehen, wenn es sich vermeiden lässt. Die anderen würden sofort merken, dass du kein Drache bist, und dann wäre es um dein Leben geschehen.“ Immer noch schlug mein Herz so laut, dass ich sicher war, er müsste es hören. „Wirst du wieder kommen?“ fragte ich voller Hoffnung. Sein Spott ließ nicht lange auf sich warten: „Natürlich, die hier ist meine Unterkunft, falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Wieder hatte er errötend den Blick gesenkt, doch das war mir egal, einzig und allein wichtig war nur, dass er nicht wiederkommen würde. Ich blickte ihm nach, wie er festen Schrittes und ohne sich noch einmal nach mir umzusehen ging. Ich war froh darüber. Hätte er mein Gesicht gesehen hätte ich meine Gefühle nicht mehr verbergen können, diese Liebe, die mich zu verbrennen drohte. Wie in meinem Traum. Auch diesmal hatte ich von Yasil geträumt, wie jeden Tag, seit dem sich unsere Seelen verbanden. Und von Feuer, welches Yasil ergriffen hatte, ihn nicht losließ. Ich rannte um sie zu erreichen, rannte, bis ich ihn in die Arme schließen konnte, und das Feuer verbrannte mich, während Yasil meinen Namen rief. Schweißgebadet war ich erwacht, nur um festzustellen, dass ein anderer Traum Realität geworden war, ein besserer Traum. Ich hatte noch etwas nach draußen gestarrt und die grauen Wolken betrachtet, welche am Horizont aufgezogen waren, als ich Yasil plötzlich wieder kommen sah. Ihm folgten etwa 20 jung aussehende Drachen, obwohl sie sicher auch schon seit 100 Jahren auf der Welt waren. Wie alt wohl Yasil sein mochte… Ich erinnerte mich wieder an unsere erste Begegnung. Er hatte damals nicht viel älter ausgesehen als ich. Doch Drachen wuchsen noch langsamer als Dämonen. Dass er sie anscheinend nicht nur anführte, sondern auch ausbildete war erstaunlich. Ich beobachtete Yasil, wie er die Gruppe marschieren lies, ihnen den Umgang mit dem Schwert zeigte und verschiedene Verteidigungs- und Angriffsarten demonstrierte und ausführen ließ. Ich bewunderte seine eleganten Bewegungen, und ich überlegt, ob er die Übungen vielleicht hierher verlegt hatte, so dass ich ihm zuschauen konnte. Doch ich verwarf den Gedanken sogleich wieder. Undenkbar, dass Yasil so etwas machen würde. Wahrscheinlicher war, dass er mich im Auge behalten wollte. Langsam verging der Tag, erstaunlicherweise gönnt er den jungen Rekruten keine Pausen. Nach dem Schwerttraining wurde sie im Umgang mit Pfeil und Bogen, sowie dem Reiten und gleichzeitigem Schießen unterwiesen. Wieder konnte ich nur staunend zu sehen, wie er den Bogen ergriff, und im Reiten einen Vogel erschoss, der so hoch flog, dass ich nicht mal in der Lage gewesen war ihn zu sehen. Ihm gegenüber wirkte ich wie ein Kind, dass gerade erst zu laufen gelernt hatte, nicht wie der königliche Thronerbe und Anführer der Garde. Was meine Männer jetzt wohl gerade taten? Ich war gegangen ohne auch nur einmal zurück zu schauen und ohne auch nur einmal zu zögern. Ich dachte an Nilam. Es schmerzte, mir vorzustellen was er jetzt wohl gerade dachte. Ich hatte mich auf den Boden des Zeltes gelegt, und schaute durch die offene Zeltplane hinauf auf die Übenden. Und ich dachte an die Zeit, an der Nilam und ich zusammen trainiert hatten. Es war so eine schöne Zeit gewesen, in der sich keiner von uns Sorgen machen musste, und in der wir einfach das Leben genossen hatten. Ich hatte ihn nie als meinen Diener betrachtet. Er war für mich wie meine eigene rechte Hand, ein Teil von mir, mein bester Freund. Damals, auf dem Markt, war ich in den Bann seiner blauen Haare geraten. Doch ich hatte ihm nie gesagt, dass dies der Grund war, trotzdem hatte er seine Haare lang wachsen lassen, und ich hatte es immer wieder genossen ihm ab und zur vor dem Kampf das Haar zu flechten, so dass es ihm beim Kämpfen nicht im Weg war. Er hatte es immer Ablehnen wollen, da ich doch der Prinz war, doch am Ende hatte er immer klein beigegeben. Ich vermisste ihn, seine Existenz war mir zur Selbstverständlichkeit geworden. Doch ich hatte es nicht über mich bringen können, ihm zu erzählen, wohin ich unterwegs war. Mein Blick fiel wieder auf Yasil, wie er den Angriff und Verteidigung mit einem Speer demonstrierte. Ja, ich vermisste Nilam, die Männer, Vater und Mutter, aber er war es wert. Die Sonne musste den Zenit schon weit überschritten haben, und mein Engel war immer noch nicht fertig mit den Neuen. Ihnen musste das wie eine Quälerei vorkommen, doch ich wusste, dass Yasil nicht so war. Irgendwann würde ihnen das einmal das Leben retten. Plötzlich erhob sich die Gruppe in die Lüfte, anscheinend waren nun Flugstunden dran. Ich stand auf um besser sehen zu können, versteckte mich aber noch und hielt mich im Schatten. In der Luft gingen die Übungen mit den Speeren weiter, und selbst in der Luft schaffte Yasil solch elegante Bewegungen, dass es ausaß, als würde er tanzen. Ich beobachtete die Rekruten. Sie waren am Ende ihrer Kräfte, einige torkelten sogar in der Luft. Yasil ließ sie angreifen, sie würde verteidigen. Ich hoffte, dass er wusste, was er tat. Plötzlich schien es, als würden die Flügel des einen Drachen ihn nicht mehr halten können. Er kollidierte mit einem anderen, konnte sich aber noch fangen, verlos aber seinen Speer. Und dieser fiel in die Tiefe und durchbohrte Yasils Flügel. Ich sprang auf vor Schreck, die Rekruten sahen fassungslos zu, wie er zu Boden fiel. Und ich dachte nicht länger nach, mein Körper hatte sich schon bewegt, und bevor ich mich versehen konnte, war ich in der Luft und konnte Yasil gerade noch fangen, bevor dieser den Boden erreichte. Er schaute mich an: „Du kannst ja doch fliegen.“ Meinte er nur ernst, doch ein spöttisches Lächeln zierte seine Lippe. Wir landeten, und in diesem Moment erhob sich eine Feuersbrunst, welche die Rekruten vertrieb. Ein Flammenstoß hielt auf mich zu, und Yasil warf sich zur Seite, zog mich mit in Sicherheit. Wir wandten beide den Kopf in die Richtung aus der die Flammengekommen waren. In der Luft schwebte ein Drache mit langen, flammenden Haaren, rubinroten Schuppen und Flügeln. Seine Augen schienen von ihnen her zu Glühen und uns zu fixieren. Selbst seine Kleidung war in Orange- und Rottönen gehalten. Im Moment schien es fast, als würde auch diese brennen. Seltsamerweise hatten sich seine Haare nicht dem Wind unterworfen, sie flogen in eine komplett andere Richtung. Plötzlich peitsche um uns ein Wind, dessen Macht sich die Haare des flammenden Drachen nicht wiedersetzen konnten. Sein Blick war auf mich gerichtet und schien mich zu durchbohren. Neben mir hörte ich Yasil ungläubig einen Namen wispern: „Yakut…“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)