Life must be beautiful von sissyphos (Naruto & Sasuke) ================================================================================ Kapitel 1: Life must be beautiful --------------------------------- Der Mond scheint hell. Der Wind streicht ein laues Lüftchen durch die Äste der Bäume. Vereinzelt höre ich die Geräusche von Tieren, ganz in meiner Nähe. Es ist eine klare, angenehm kühle Sommernacht. Eigentlich nichts Besonderes. Doch du kniest über mir. Deine azurblauen, gefühlvollen Augen dringen durch meine leeren, kalten. Du versuchst meinen Blick zu deuten. Du versuchst mein Feuer wiederzuentfachen. Dann beginnst du zu zittern. Dein Körper rüttelt an mir. Alles ist vergeblich. Alles ist vergänglich. Alles ist nun gut. Und in diesem Moment weiß ich, dass wir uns in dieser unbedeutenden Nacht das erste Mal lieben würden. Zuerst warst du nichts weiter, als eine Last für mich. Du hast mich genervt, obwohl ich wusste, dass ich dich brauche. Jetzt, wo alles sein Ende findet, erinnere ich mich an unsere kurze, gemeinsame Zeit. Ich erinnere mich an meine Fehler. Erst jetzt. Viel zu spät. Womit ich deine Zuneigung verdient habe, weiß ich bis heute nicht. Bilder tauchen plötzlich vor meinem geistigen Auge auf. Zeigen mir meine lachenden Freunde. Zeigen mir meinen ersten und einzigen Kuss. Dabei wollte ich dich doch töten. Dafür brauchte ich dich, um meinem Ziel näher zu kommen. Ich wollte dich benutzen, so wie jeden anderen auch. Aber ich konnte es damals nicht und zu keinem Zeitpunkt danach. Langsam fraß sich die Dunkelheit tiefer und tiefer in mein Herz hinein, führte mich schließlich zu Orochimaru, immer nur mit dem einen Ziel vor Augen: Rache. Ich war blind für alles andere. Doch du gabst mich nicht auf. Auch wenn es niemand verstehen konnte: Du wolltest mich zurück. Mehrmals in meinem Leben fragte ich dich, warum ich dich so kümmere. Deine Antwort war stets die gleiche: Ich sei dein Freund und wie ein Bruder für dich. Ich wollte es nicht hören. Mehr und mehr erlangte die Dunkelheit Besitz von mir. Ich hätte es verhindern können. Aber ich wollte es ganz einfach nicht. Weil ich Angst hatte. Angst davor, mein Leben könne mit einem Schlag seinen einzigen Sinn verlieren. Nach Itachis Tod, als ich endlich die bittere, schreckliche Wahrheit über ihn und meinen Clan erfuhr, brach für mich eine Welt zusammen. Ich konnte es nicht fassen. Die Wahrheit war für mich unbegreiflich. Und ich wollte Rache für das Leid meines Bruders und mein eigenes. Dafür sollten alle Einwohner von Konoha bluten. Sie sollten meinen Schmerz nachempfinden können. Ich gab meinem Leben einen neuen Sinn. Letzendlich wurde ich zu einem kaltblütigen Monster, das ich nie sein wollte. Ich tötete Unschuldige, was ich vorher vermied. Meine Seele wurde schwarz. Zerfressen von meinem Schmerz. Du warst immer mein einziges Licht in dieser Finsternis. Mein Wegweiser. Doch ich entschied mich freien Willens einen anderen Weg einzuschlagen. Und obwohl ich versuchte, deine geliebte Freundin zu töten, konntest du mich nicht hassen. Ganz im Gegenteil: Du wolltest sogar mit mir zusammen sterben, sollten wir jemals gegeneinander kämpfen. Und dieser Tag neigt sich nun dem Ende zu: Du hast gesiegt. Jetzt verlierst du Stück für Stück den Glanz aus deinen Augen, kannst es nicht fassen, was du getan hast, während mein Leben schwindet - Mein Dasein, das sowieso nur aus Lügen, Schmerz und Verrat bestand. Tränen bahnen sich den Weg über dein schmerzverzerrtes Gesicht, flüsterst wehleidig meinen Namen und entschuldigst dich für etwas, das nicht deine Schuld ist. Mein Körper ist schwach. Ich bin am Ende. Überall spüre ich die Schmerzen des Kampfes durch meinen Körper zucken - sie sind nicht annährend mit meiner seelischen Last zu vergleichen. Selbst jetzt kannst du noch um mich weinen. Obwohl ich dir alles nehmen wollte. Mittels meiner letzten Kraft, hebe ich meine Hand, lege sie an deine kalte Wange und versuche zu lächeln - so wie Itachi es tat. Allmählich verschwimmt mein Sichtfeld - die Umgebung wird von einem milchigen Schleier verzehrt. Ich spüre, wie du meine Hand hältst. Deine Wärme - vermutlich die einzig Bedeutende, die ich jemals erleben durfte. Du küsst mich auf die Stirn. Deine Tränen laufen meine Haut hinab. So musste es also enden. Aber warum? Zu welchem Zweck ist das hier geschehen? Ich will nicht, dass du mich so siehst. Und ich will dich nicht so sehen. Plötzlich will ich weinen. Ich will schreien. Ich will lachen. Ich will, dass es noch nicht vorbei ist. Aber es ist bereits zu spät. Viel zu spät noch etwas zu verändern. Erst jetzt, wo meine Geschichte längst geschrieben ist, wird mir bewusst, was ich all die Jahre verdrängt habe. Dass ich mich nach Zuneigung sehnte, die ich immer wieder zurückwies. Damals dachte ich, solche Gefühle würden mich schwächen. Jetzt sind sie das Einzige, das mir Kraft gibt - Kraft für meinen letzten Schritt. Deine zittrigen Finger streichen meine Wange entlang. Mein Herz schlägt noch ein letztes Mal höher. Und ich erkenne, dass du meine Erlösung bist. Und auf einmal glaube ich, dass ich dich mehr liebe, als ich meinen Bruder geliebt habe. Deshalb konnte ich dich niemals töten. Deshalb konnte ich dich niemals vergessen. Deshalb warst du der Einzige, der mich berühren konnte. Mit einem Mal ist alles ganz klar. Alles ist verständlich. Ich will es dir sagen. Aber meine Stimme gehorcht mir längst nicht mehr. Also bleibe ich stumm. Dein Kopf ruht inzwischen auf meiner blutüberströmten Brust. Dann siehst du wieder auf - ich erkenne nur noch vage Umrisse. Ohne dir jemals gestanden zu haben, was du mir wirklich bedeutest, würde ich von dieser Welt gehen - was für ein bitteres Ende. Aber ich bin nicht alleine auf meinem Weg. Denn du bist und warst immer bei mir. Du begleitest mich. Und du flüsterst ein paar Worte, die ich nicht mehr verstehe. Dennoch glaube ich zu wissen, was du mir sagen willst. Das letzte Lächeln meines kurzen Lebens umspielt nun meine Mundwinkel. Denn endlich kann ich in Frieden gehen. Dank dir. Die Äste knacken um uns herum. Der Wind wird stärker und zieht mich mit sich. "Sasuke...Bleib bei mir." Du schreist. Du weinst. Du flehst. Also wünsche ich dir von ganzem Herzen, dass du dein Ziel erreichen wirst. Das ist das Letzte und Einzige, das ist alles, was ich für dich tun kann. Und ich habe dennoch das Gefühl, dich aufrichtig und aus meinem tiefsten Inneren zu lieben, Naruto. Schade nur, dass ich niemals erfahren habe, wie es sich anfühlt, auf diese Art und Weise von dir zurückgeliebt zu werden. Aber das hatte ohnehin nie eine Zukunft. Früher nicht und heute nicht. Deshalb gehe ich jetzt meinen letzten Weg zu Itachi. Wir werden uns wiedersehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)