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Die europäischen Meisterschaften

~*Der Kampf bis zur Spitze*~
von

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La Familia

Kapitel 3: La Familia
 

Sichtbar irritiert starrte er in die Arena und beobachtete mit wachem Auge die beiden Blades, die in der Bowl hin und her huschten, immer bemüht, einen Fehler in der gegnerischen Verteidigung zu finden und zum eigenen Vorteil zu verwenden. Er musste zugeben, bisher war der Kampf durchaus interessant gewesen, die Kontrahenten hatten beide ein großes Maß an Können, Geschick und Taktik bewiesen, aber wenn es um Charakter ging -

„Hey, Schwesterherz! Ich dachte, du wolltest den Pokal haben? Stattdessen kickst du dich ja beinahe selbst aus der Dish. Aber danke für diese Freikarte ins Halbfinale!“

„Na warte, Rico, ich mach dich platt! Du wirst noch bereuen, dich über mich lustig ge- hey! Achte gefälligst auf mich und hör auf mit den Mädels zu flirten, während wir bladen!“

- waren die beiden meisterlich dabei, sich mit Idiotien und Kindereien zu unterbieten. Pikiert zog er seine Augenbrauen zusammen. In der Arena war dank dieser beiden Kinder das Niveau schon fast im Erdkern angelangt, und er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass der Sieger dieser Runde im Halbfinale ausscheiden würde. Nicht, dass er auch nur in einem der beiden eine wirkliche Bedrohung für seinen künftigen Titel sehen würde – aber es wäre eine Schande, wenn er sich, als Mitglied der Jürgens-Familie, mit solchen geistigen Tieffliegern messen müsste, um den Europameistertitel zu erlangen.

Interessiert hob er eine Augenbraue, als der ältere der beiden – Enrico Giancarlo war sein Name, und so weit er sich erinnern konnte, hatte er bereits mehrmals geschäftlich mit dieser Familie zu tun gehabt – eine plötzliche Kehrtwendung mit seinem Blade vollführte und seine jüngere Schwester Lina geschickt aus der Arena katapultierte, jedoch nicht ohne dabei noch eine affige Pirouette zu drehen und einem Mädchen in der ersten Reihe einen Luftkuss zu zu werfen. Missfallend schloss er die Augen. Der Moderator, ein scheinbar hyperaktiver und –mobiler Schiedsrichter unter dem Banner der BBA, einem Mitsponsor der Meisterschaft, der angeblich Weltklasse besaß und extra aus Japan angeflogen worden war, verkündete eben Enricos Sieg in der ersten Runde und stachelte das Publikum an, dem nächsten Match in fünf Minuten mit noch größerer Spannung und Begeisterung beizuwohnen, doch Robert hatte genug gesehen. Die erste der drei Viertelfinalsrunden in Block A hatte ihm genug über die beiden Giancarlo-Sprösslinge verraten, um sich den späteren Sieger errechnen zu können. Sich noch weiter dem Gezanke der beiden Geschwister auszusetzen wäre nur unnötige Verschwendung kostbarer Zeit gewesen.

Mit einem knappen Kopfnicken entschuldigte er sich bei den anderen Sponsorenvertretern, die mit ihm in der Ehrenloge untergebracht waren, und verließ die Arena. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich auch Simon von seinem Platz erhob und in Richtung Ausgang stolzierte, mit seiner hochgewachsenen, drahtigen Gestalt, der blassen Haut und den gepflegten, kurzen, gegelten roten Haaren ein Blickfang für die Mädchen in seiner Umgebung. Entschlossen ballte Robert die Hände zu Fäusten. Vielleicht würde es ihm diesmal gelingen, seinem Cousin Vernunft einzureden.
 

„Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt, verdammt. Verdammt!“ Mit jedem Wort trat Lina entschlossen gegen die Bank, die in ihrer Umkleidekabine stand, bereute es jedoch im nächsten Moment wieder, als sich langsam pochender Schmerz in ihrem rechten Bein ausbreitete und sie darauf hinwies, dass der Kampf Mensch gegen Möbelstück für sie kein gutes Ende nehmen konnte.

Wütend stampfte sie auf und ging zu dem Ganzkörperspiegel, der neben dem Spint hing. Nachdenklich betrachtete sie sich. Mit ihren dreizehn Jahren war sie eine der jüngeren Teilnehmerinnen der Meisterschaft, auch wenn sie laut internationalen Statistiken gerade das Durchschnittsalter der meisten Blader erreicht hatte. Ihre kurzen, blonden Haare waren zerzaust, ihre Frisur vollkommen verloren vom Haareraufen, und ihre blauen Augen blitzen sie kampfeslustig und herausfordernd an. Viele ihrer Züge waren noch deutlich die eines Kindes, doch an einigen Stellen ihres sportlichen Körpers zeigten sich schon Ansätze der Frau, die wohl eines Tages aus ihr werden würde. Sie stemmte die Hände in die Hüften. Ihre ganze Ausstrahlung war die einer Siegerin, und wer Lina Giancarlo im Wettkampf erlebte, der wusste, dass sie eine harte Nuss war, und dass sie nicht leicht zu knacken war.

Und trotzdem hatte ihr Bruder sie mit Leichtigkeit besiegt!

Ihre Faust schloss sich um ihr rostrotes Blade, und der Bit ihres treuen Beasts Manticorax leuchtete auf. Sie hatte vielleicht die erste Runde verloren, aber es standen noch zwei Kämpfe aus – und in denen würde sie ihrem Bruder zeigen, dass sie auch für ihn ein ernstzunehmender Gegner war.

Die Anzeige an der Wand, die das Ende der Pause für die Blader verkündete, leuchtete auf, und entschlossen verließ Lina ihre Umkleide, ging zum Eingang der Arena und trat hinaus in das Scheinwerferlicht, wo schon die jubelnde und tosende Menge auf sie wartete und auf den nächsten Kampf. Ihr gegenüber war gerade Enrico dabei, das Plateau zur Dish zu besteigen, und mit zielstrebigem Schritt überwand sie die letzten Meter, die sie von ihrem Sieg über ihren Bruder trennten. Sie war sich sicher, diesmal konnte sie einfach nicht verlieren.

„Na so was, Lina, dass ich dich hier treffe! Ich hätte echt nicht gedacht, dass du noch mal den Weg hierher findest. Ich hatte dich eher schon längst auf dem Weg nach Hause erwartet, weil dein Bruder so gemein zu dir ist!“ Theatralisch hielt sich Enrico den rechten Handrücken an die Stirn, also würde er gleich vor Schrecken ob dieser Grausamkeit in Ohnmacht fallen, doch Lina verkniff sich eine Antwort. Wenn sie diese Runde für sich entscheiden wollte, dann durfte sie nicht auf die Provokationen ihres Bruders eingehen, egal wir kränkend sie waren.

„Was denn, hat es dir die Sprache verschlagen? Komm schon, Schwesterherz, rede mit deinem älteren Bruder! Wenn du lieb bist, dann lass ich dich nachher auch mal für ein paar Minuten den Pokal halten!“ Selbstzufrieden zwinkerte Enrico seiner Schwester zu und rastete sein Blade in den Starter ein, doch Linas Mine blieb eisern, als sie ebenfalls ihr Blade startklar machte. Angestrengt presste sie die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Was für Schwächen kannte sie von Enrico, die sie ausnutzen konnte? Was für Schwächen kannte er von ihr, und wie würde er sie ausnutzen?

Der Moderator – DJ Jazzman, ein furchtbar nerviger Typ aus Japan – begann mit dem Countdown, als Line die zündende Idee kam, wie sie ihren Bruder besiegen konnte. Entschlossen zog sie die Reißleine, und funkensprühend trafen die beiden Blades in der Mitte der Bowl aufeinander.

„Was sagst du, Linalein, soll ich noch ein bisschen mit dir spielen, oder möchtest du lieber, dass ich dich gleich von deinem Leid erlöse?“ Überlegen grinste Enrico sie an, zog aber irritiert die Augenbrauen zusammen, als sie sein Grinsen erwiderte.

„Freu dich nicht zu früh, Rico – denn diesmal werde ich dein Verderben sein. Manticorax, los!“

„Amphilyon!“

Mit mächtigem Gebrüll erhoben sich die beiden Beasts aus ihren Bits, und kaum waren sie erschienen schenkte Enrico Lina genau die Chance, die sie sich gewünscht hatte.

„Los, Amphilyon! Twin Destruction!“

Mit wütendem Geschrei stürzten sich die beiden Köpfe der Amphitere auf Manticorax, doch anstatt auszuweichen schickte Lina ihr Beast direkt auf das gegnerische Beast zu.

„Manticorax, dreh dich! Lass ihn deinen Schwanz erwischen!“

Gehorsam wandte sich das Beast zur Seite, und auf Enricos Gesicht machte sich entsetzen breit, als er erkannte, was seine Schwester vorhatte, die ihn mit entschlossenem Blick fixierte.

„Poisoned Tail!“

„Amphilyon, stopp-!“

Doch es war bereits zu spät, und der hintere Kopf seines Beasts schrie vor Schmerz auf, als sich seine Zähne in den Skorpionschwanz des Mantikors bohrten und das galleartige Gift sich in sein Maul fraß.

„Sehr gut, Manticorax! Jetzt schalten wir diesen Kopf ganz aus – Winged Claw!“

Noch bevor sich Enricos BitBeast von dem Angriff erholt hatte setzte Lina nach und die mächtigen Löwenpranken brachten den hinteren Kopf Amphilyons zu Boden. Vor Schreck und Schmerz brüllend zog sich das Beast in seinen Bit zurück, und fassungslos blickte Enrico auf sein Blade, das nun von Lina mühelos aus der Bowl gekickt wurde.

„Tja, Bruderherz, das hättest du nicht gedacht, was?“

Benommen blickte er auf und in das Gesicht seiner kleinen Schwester, die den Blick sichtbar zufrieden erwiderte.

„Aber dass es mir auch nicht vorher eingefallen ist – ich meine, bisher habe ich immer versucht, beide Köpfe gleichzeitig in Schach zu halten, aber das ist absoluter Blödsinn. Man muss nur einen der beiden ausschalten, und schon hat man die furchtbare Bestie mit den zwei Köpfen in ein jaulendes, einköpfiges Biest verwandelt. Wirklich praktisch, oder?“ Feixte sie und rief ihr noch immer kreiselndes Blade zurück.

DJ Jazzman verkündete sie als Siegerin der zweiten Runde, und während das Publikum vor Begeisterung tobte, ging Lina zu Enrico und reichte ihrem Bruder die Hand.

„Mal sehen, wer von uns denn nun gewinnen wird, Bruderherz.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Phase
2014-01-07T09:22:48+00:00 07.01.2014 10:22
Eigentlich eine Schande, dass ich bisher nicht dazu gekommen bin, das aktuellste Kapitel der FF zu kommentieren. Nun ja, hole ich es eben jetzt nach.

Ich finde es witzig, wie in den einzelnen Kapiteln Robert immer als der stille, wenn auch skeptische Beobachter dargestellt wird. Er scheint die ganze Aktion wirklich für einen einzigen Kindergarten zu halten - ich kann mir vorstellen, dass er später mit Johnny dennoch so seine Schwierigkeiten haben wird! >:D
Was mich im ersten Moment sehr verblüfft hat, war, dass Simon ROTE Haare hat. Da ich ihn mir immer schwarzhaarig vorgestellt habe, kam das sehr überraschend - aber damit kann ich mich durchaus arrangieren. Schaut in meiner Vorstellung durchaus sehr gut aus.
(Die Frage ist nur: Sind Layla und Simon nach Animeverhältnissen dann tatsächlich noch Geschwister oder gibt es da irgendein düsteres Familiengeheimnis??)
Enricos Verhalten beim Kampf kann ich nur allzugut nachvollziehen. Gerade auch die Pirouette mit dem Luftkuss. xD Mich wundert es nicht, dass Robert das alles als unter seinem Niveau ansieht - hoffen wir nur, dass er mit dieser Einstellung auch gehörig auf die Nase fliegt - und Johnny EUROPAMEISTER wird. (ja, genau, als ob das passieren wird bei einer Geschichte, die VOR der Serie spielt...)
Ich muss nach wie vor sagen, dass ich Lina sehr gerne mag. Sie kennt durchaus ihre Grenzen, will aber trotzdem nicht so einfach aufgeben, weil sie weiß, dass sie den Kampf durchaus schaffen könnte. Vermutlich will sie auch eigentlich nur Aufmerksamkeit von ihrem Bruder, weil der immerzu nur mit anderen Mädels flirtet, und deshalb hat sie mit dem Beybladen angefangen. Oder so. *ohne Grundlage hineininterpretier* xD''
Enrico ist jedenfalls reichtlich gemein zu ihr, auch wenn die Bemerkungen mit seinem Akzent und der Sprechart in der Serie wohl lieber klingen, als sie hier stehen. Trotzdem kann ich verstehen, wenn Lina ihm das schließlich wieder heimzahlen will.
Aber für den Moment tut sie das einzig richtige: Einen kühlen Kopf bewahren!
Haha, witzig, wie alle immer auf Jazzman rumhacken. XD
Ach, schön, dass Lina diese Runde für sich entscheiden konnte. Ich denke, Enrico hat mit seiner arroganten Art echt verdient so fertig gemacht zu werden.
Mal sehen, ob ich demnächst mal Zeit habe, an der FF weiter zu schreiben - ich glaube, da wir nur noch zu zweit sind, bin ich an der Reihe - irgendwie habe ich da gerade wirklich Lust drauf. :D
Also ein sehr schönes Kapitel, bei dem man die einzelnen Figuren sehr gut nachvollziehen kann. Ich freue mich schon aufs nächste Kapitel, wenn dann der entscheidende Kampf zwischen Enrico und Lina ansteht - und dann vielleicht auch Johnny eine größere Rolle (auch für Lina xD) einnehmen darf.


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