In den Fängen des Mäusekönigs von KiraNear ================================================================================ Kapitel 6: Finale Stimmung -------------------------- Blicke fielen durch den Raum, Panik füllte die Stimmung, die fast alle von uns fühlten. Wir fühlten sich hilflos und wehrlos, nicht in der Lage, uns unserem kurzem, abrupten Lebensende zu fügen. Auch ohne die Gesichter der anderen zu sehen, waren ich mir sicher, nicht nur auf meinem eigenen die hässlichen Fratze der Angst sehen zu können. Yellow drängte sich an die Wand, kauerte auf den Boden und wiegte sich wie ein kleines Kind, welches verloren ging und darauf wartete, von seiner Mutter abgeholt zu werden. Green sah schließlich nur noch zu mir hinüber, ich dagegen schloss die Distanz zwischen uns und hielt Green meine zitternde Hand hin, welche er mit wenige Kraft in seine eigene schloss. Auch die Imposter machten einen alles andere als selbstsicheren Eindruck. Fragend sahen sie sich immer wieder selbst an, dann ihren Auftraggeber. „Was, was soll das?“, fragte Fortegreen, seine Stimme klang laut und schrill. „Davon hast du uns nie etwas erzählt! Es hieß nur, wir sollen dir helfen, eine sehr wertvolle Fracht zu stehlen, die sich hier in diesem Raumschiff befindet. Du meintest, dass es nicht einfach werden würde, da sie die Fracht nicht einfach hergeben würden. Aber von einer möglichen Atomwaffe hast du uns nie etwas erzählt! Und auch nichts von dieser Selbstmordaktion. Hättest du von Anfang an mit offenen Karten gespielt, dann hätte ich hier niemals mitgemacht!“ Mice lachte auf. „Trottel, was denkst du, warum ich es dir nicht erzählt habe, ich wusste doch, dass ich euch beide hätte niemals engagieren können, wenn ich euch gesagt hätte: Achja, es könnte sein, dass wir mit dem Schiff auch einfach ins Hauptquartier rasen können. Aber dennoch, bis hierher habt ihr euren Job gut gemacht und dafür bin ich euch sehr dankbar. Ihr werdet als Märtyrer der Gerechtigkeit sterben, so viel steht sicher. Ihr könnt stolz auf euch sein, ihr beide. Dank eurer Unterstützung werden wir Mira HQ einen herben Schlag verpassen können!“, rief er entzückt und rieb sich die Hände. Black dagegen hielt sich den Helm zwischen den Händen, immer wieder stotterte er „Das kann doch nicht wahr sein!“, bis ihn Fortegreen mit ein paar Klopfern auf die Schulter zu beruhigen versuchte. Dann sah er zu uns herüber, der normalen Mannschaft des Schiffes. Beobachtete uns alle, bis sich sein Blick mit denen von Green und Nutcracker kreuzte. Sie sahen sich stumm an, es war ein seltener Moment, das wussten sie alle. Es bedarf keiner Worte, um zu das zu beschreiben, was die drei Astronauten in diesem Moment verband. Ohne sich verbal oder über Körpersprache auszutauschen, schienen sie zu wissen, was jetzt getan werden musste. Dass ihnen keine andere Wahl mehr blieb. Nutcracker nickte, Green wartete kurz, sah zu mir herüber und nickte dann ebenfalls. Fortegreen nickte zur Bestätigung und holte sein Tablet heraus. „Ist das nicht großartig? Schon bald werden wir Zeuge eines großartigen Moments sein“, begann er seinen Monolog und starrte aus dem Fenster. Mittlerweile konnte man einen guten Blick auf unseren gemeinsamen Heimatplaneten erhaschen. „Gut, zugegeben, der Moment wird nicht sehr lang sein, aber wie sagt man doch so schön: In der Kürze liegt die Würze. Und diese Würze wird feuriger sein als alles, was diese arroganten Luftköpfe dort unten in der Basis je kannten. Viel Zeit, etwas noch Schärferes kennenzulernen, bleibt ihnen ja auch nicht. Da könnte man fast Mitleid mit ihnen bekommen … aber auch nur fast.“ Er schmunzelte über seinen Witz, womit er der einzige im Raum war. Gerade, als er einer seiner liebsten Anekdoten zum Besten geben wollte, fuhr ein Ruck durch den Raum, durch das gesamte Raumschiff. Die Geschwindigkeit hatte sich wieder auf das normale Tempo reduziert, zeitgleich aktivierte sich der laute wie auch aufdringliche Alarm. Die roten Lampen flimmerten, tauchten wie alle anderen Räume auch diesen in ein rotes, unheimliches Licht. Meldungen erschienen auf der Innenseite meines Helms, der Reaktor war aktiviert worden, der Meltdown stand bevor. Green hob seinen rechten Daumen in die Höhe, Fortegreen tat es ihm nach. „WAS SOLL DAS? WARUM leitet ihr den Reaktor-Meltdown ein? Wir sind noch nicht so weit, was habt ihr vor? Wollt ihr Idioten euch etwa selbst opfern?“, schrie Mice aufgebracht, kaum hatte er sich umgedreht. Fortegreen nickte zur Bestätigung. „Ja, wir opfern uns, denn wir machen bei deinem irren Plan nicht mit. Wie gesagt, hätten wir gewusst, was du vorhast, hätten wir uns nie dafür gemeldet, sondern dich gemeldet oder zumindest aufgehalten“, sagte er, ging hinüber und half der verängstigen Yellow auf die Beine. „Ganz ehrlich, lieber opfern wir uns und sterben im Weltall, als das wir dich bei diesem irren Unternehmen unterstützen. Das ist doch Wahnsinn!“ Yellow sah erst Fortegreen selbst, dann seine Hand an, welcher er kurz in seiner hielt und blickte entschlossen zu Mice hinüber. So entschlossen, wie man es anhand ihrer Körperhaltung ansehen konnte. „Ja, lieber sterben nur wir, als die alle dort unten in Mira HQ. Da sind auch viele Unschuldige dabei, wie kannst du nur? Wie kommt man nur auf so eine Idee?!“, sagte sie, kaum hatte sie ihren Mut wiedergefunden. „WIE Ich nur kann? Ganz einfach, meine Liebe. Die da unten“, sagte Mice und deutete aus dem Fenster hinaus. „Die da unten bekommen einfach nur, was sie verdient haben. Rausgeworfen, das haben sie mich. Unehrenhaft entlassen und nun sollen sie spüren, wie tief der Schmerz über die Schmach und Schande war, in welche ich gestürzt waren. Nun sollen sie stürzen und Schmerzen spüren!" Mit schnellen Schritten näherte er sich Black, nahm ihn etwas unsanft am Arm und zog ihn zur Tür mit. „Und noch ist Zeit dafür, das alles hier aufzuhalten, damit alles seinen rechten Weg geht. Los, Black, wir gehen jetzt sofort, wenn wir rennen, dann schaffen wir es noch.“ Black versuchte sich zu weigern, hatte jedoch weniger Kraft als Mice, welcher nach wir vor am Arm des Imposters zog. Mit dem anderen Arm versuchte sie Fortegreen zu erreichen, doch dieser lief an Black vorbei. „Nicht, wenn ich es verhindern kann“, sagte er, holte seine Pistole hervor und zielte direkt auf Mice. „Das würdest du nicht tun“, sagte er, an seinen eigenen Worten zweifelnd. Da drückte Fortegreen ab, ein lauter Knall ertönte und Mices Körper klappte zusammen. Sein Kopf verschwand, nur noch sein Torso blieb und man konnte den einzelnen, blanken Knochen sehen, der herausragte. „Ich werde nie verstehen, warum die Körper der Toten das machen, egal, wie man sie tötet“, sagte Fortegreen und steckte seine Waffe wieder ein. „Danke euch für eure Hilfe“, sagte Nutcracker und ging auf die Imposter zu. „Aber erlaubt mir die Frage: Warum? Warum habt ihr uns geholfen? Normal wollen Imposter doch die gesamte Crew im Idealfall tot sehen, warum also habt ihr ihn aufgehalten.“ Doch Fortegreen hob nur die Hand. „Dafür werden wir gleich die Gelegenheit haben. Doch zuerst müssen wir uns um den Reaktor kümmern. Nur hinlaufen können wir nicht mehr, dazu reicht uns die Zeit nicht mehr aus“, dabei blickte er auf die sterblichen Überreste von Mice. „Wird Zeit, dass der Kerl einmal in seinem Leben etwas gutes tut“, sagte Fortegreen, packte sein Megafon und meldete den Fund eines toten Körpers.   Kaum hatte Fortegreen seine Meldung über das Megafon abgeschickt, hatte uns das Raumschiff an den gemeinsamen Tisch in der Cafeteria gebeamt, sowohl wir Crewmitglieder, als auch die zwei Imposter standen nun um den Tisch herum. Lediglich Mice fehlte, doch wir vermissten ihn nicht. Der Alarm war wie üblich über die Meldung deaktiviert worden, ebenso wie auch der Reaktor Meltdown. Wir waren nun wieder sicher. „Vielen Dank für eure Hilfe und auch für euer Vertrauen“, fing Fortegreen an und sah einmal in die Runde. „Um deine Frage zu beantworten, ja, ich und Black sind Imposter, wir waren es schon unser ganzes Leben lang. Aber es gibt Imposter, die böse sind und es gibt welche, die tatsächlich Spaß an ihrer Arbeit haben“, sagte er, nahm Blacks Hand. Dieser nickte. „Wir arbeiten gerne auf diesen Raumschiffen, zwar können wir im Gegensatz zu euch keine Aufgaben erledigen, aber dafür können wir die Crew beschützen. Sollte sich mal ein dritter Imposter aufs Schiff schleichen, behalten wir ihn ständig im Auge, damit er den anderen nicht schadet. Oft genug haben wir ihn auch von den anderen Crewmitgliedern rauswählen lassen, damit wir den Auftrag in Ruhe zu Ende bringen können.“ Nun nickte Black, ließ Fortegreens Hand los und sah die anderen nacheinander an. „Ja, wir mögen es hier. Wir mögen es, zusammen mit den anderen unterwegs zu sein, auch wenn wir nicht so sind wie sie. Und wir mögen Mira HQ. Sie haben so viel Gutes für uns getan, da wurde es Zeit, dass wir es ihnen wiedergutmachen konnten.“ „Außerdem“, fügte Fortegreen hinzu, „ist jetzt die Weihnachtszeit und wie ihr wollen auch nach Vollenden des Auftrags zu unseren Liebsten zurück, mit unserer Familie zusammen Weihnachten feiern. Als der Mäusekönig meinen Bruder und mich angefragt hatte, hatte ich nur das Geld im Sinne, ich dachte, wir würden irgendwelche technischen Geräte klauen oder Geld, irgendwas, was nicht so weh tun würde. Aber das … nein, solche Dinge unterstützen wir nicht. Das, nein, das liegt außerhalb meines Verständnisses.“ Fortegreen schüttelte mit dem Kopf. Yellow dagegen hielt ihren Helm zwischen ihren Händen und begann freudig zu quietschen. „Ihr seid Geschwister! Ich wusste gar nicht, dass Imposter Geschwister sein können. Das ist ja soooo aufregend!“, sagte sie mehr als begeistert. „Ja, doch, alle in unserer Familie sind Imposter, doch keiner von uns schadet der Gemeinschaft wirklich. Gut, wir machen hin und wieder einen Job, aber keine Angst, die meisten sind harmlos.“ „Wirklich“, sagte Black freundlich. „Aber die meiste Zeit passen wir auf die anderen auf. Manchmal stört es sie auch nicht, wenn wir venten, um den Reaktor-Meltdown zu verhindern oder den Sauerstoff wieder einzuschalten, nur weil ein dritter Imposter diese gerade sabotiert hat. „Dann spreche ich wohl für die gesamte Mannschaft, wenn ich mich bei euch herzlich bei euch bedanke. Klar, der Teil mit der Entführung war jetzt nicht so gut, aber ihr habt ja auch nur euren Job gemacht und uns gerettet, das rechne ich euch hoch an“, sagte Purple anerkennend. „Und ich möchte mich auch privat bei euch bedanken. Ich hatte ihn tatsächlich nicht sofort im Sinn, aber ich habe mich oft gefragt, was aus ihm geworden ist. Wir waren mal gute Freunde, nun ja, bevor ich das mit seiner Freundin herausgefunden habe. Egal, was habt ihr nun vor?“ „Nicht viel, ich denke, wir helfen euch, eure Mission zu Ende zu bekommen und dann fliegen wir alle nach Hause, die Feiertage genießen?“, schlug Fortegreen vor, zustimmendes Nicken erntete er dafür als Antwort. „Ja, lasst uns diese Mission fertig machen und nach Hause fliegen. Wir alle zusammen“, sagte Purple und ging ein paar Schritte auf den südlichen Ausgang zu. „Aber vorher werde ich noch einen Bericht absetzen, unsere Vorgesetzten werden wissen wollen, warum es bei unserer Lieferung eine kleine Verzögerung gibt. Aber keine Angst, ich werde euch beide nicht erwähnen“, sagte er zu Fortegreen und Black hinüber. „Wie meinst du das?“, fragte Fortegreen unsicher. „Nun, ich hatte mir das so vorgestellt: Ich sage ihnen einfach, dass Mice, nein, Tan, euch dazu gezwungen hatte, so wie er uns zwingen wollte, den Code für die Transportbox an ihn abzugeben. Den tatsächlich niemand von uns hat, reine Vorsichtsmaßnahme, und wie es aussieht, war sie auch vollkommen berechtigt.“ Ein kleines Schluchzen war aus Blacks Helm heraus zu hören, Fortegreen strich ihm tröstend über den Rücken. „Was mein kleiner Bruder damit sagen möchte, ist, dass wir dir dafür sehr dankbar sind. Ich hoffe, wir werden irgendwann eines Tages wieder auf eine gemeinsame Mission geschickt. Dafür befreien wir auch eure Freunde, sie sind viel zu lange und viel zu unnötig in Weapons gefangen gehalten worden. Green, White, Yellow, möchtet ihr mit uns kommen? Ich denke, wir werden dort sehr viel zu erklären haben und es ist wohl besser, wenn ihr uns dabei begleitet.“ „Ja, das wäre wirklich schön, wir sollten nachher noch Nummern austauschen“, sagte Purple, bevor er sich räusperte und von ihnen wegdrehte. „Gut, dann möchte ich keine Zeit verlieren. Auf dass uns unterwegs keine Schwierigkeiten mehr begegnen. Team Uranus, wir haben eine Arbeit zu tun. Auf uns und auf das Leben!“ „Auf uns!“, riefen wir wie aus einem Munde, bevor wir uns auf dem Weg zu unseren jeweiligen Aufgaben machten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)