Herz aus Glas von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Lila und Blau ------------------------ Würde man mich fragen, an was ich mich noch alles erinnern konnte, so war es nicht viel. Wie üblich ließ mich mein Gedächtnis viel zu sehr im Stich … doch halt, nein, es war sogar noch übler als sonst. Normal konnte ich am nächsten Tag noch sagen, was ich alles gemacht hatte, bevor ich und mein Freund ins gemeinsame Bett gekrochen sind. Bevor es für uns beide ins Land der Träume gegangen war. Ob ich nun mit Mentas an der gemeinsamen FF geschrieben oder an der Switch Animal Crossing oder Pokémon Schwert gezockt hatte, oder nur stundenlang YouTube geschaut hatte … egal, was es war, ich konnte mich daran erinnern. Doch dieses Mal war es anders. Dieses Mal konnte ich absolut nicht sagen, was mit mir passiert ist. Oder was ich getan habe. Waren wir alleine? War noch jemand bei uns zu Besuch? Wie spät war es überhaupt? Ich wusste nur noch, mein Freund hatte uns ein leckeres Essen gekocht, es war irgendwas mit Fleisch … ach ja, Gulasch, mit Spiralnudeln, wie konnte ich das nur vergessen?! Aber mehr weiß ich nicht mehr, ich wusste nur noch, dass ich Toradora weitergucken wollte, immerhin wurde es nun langsam richtig interessant in dem Anime … Irgendwie musste ich ins Bett gefunden haben, ich war wohl ziemlich müde. Doch wo ich mich nun befand, das konnte ich nun wirklich nicht sagen. Erst hatte ich es für einen Traum gehalten. Anstatt in meinem weichen, neuen Bett aufzuwachen, lag ich auf dem Boden, mit dem Gesicht nach unten. Schmerzen hatte ich keine, ich fühlte mich auch nicht unwohl oder schwindelig. Lediglich die Perspektive kam mir ein wenig seltsam vor, was ich aber darauf schob, dass ich mich wohl draußen befand und meine Brille nicht auf der Nase hatte. Natürlich, wer schlief auch mit Brille im Bett? Zumindest niemand, den ich kannte, fiktiv oder real. Verwirrt sehe ich mich um. Das Schlafzimmer, mein Freund, das Bett, unsere gefühlt zehntausend Plüschtiere, das alles war fort. Stattdessen befand ich mich in einer leicht staubigen und tot wirkenden Gegend, eine, die schon lange kein Licht oder Leben mehr gesehen hatte. Unbehagen meldete sich und ich hatte das Gefühl, als wäre ich ein leichtes Opfer, auch wenn ich nicht sagen konnte, für wen oder was. Dass es sich nicht um einen Traum halten konnte, hatte mir schon der harte Boden mitgeteilt. Hart und erdig, fast schon zu trocken. Und in einem Traum konnte ich nichts spüren. Doch den Boden, den hatte ich an meinem Bauch spüren können. Mal überlegen, was gibt es da nochmal für Tipps und Tricks, wenn man an einem fremden Ort aufwacht … ach Mist, ich kenne zwar da was, aber das hilft mir hier alles nicht weiter. Weder befinde ich mich in einem Labyrinth noch bin ich verloren gegangen. Oder? Immerhin bin ich an einem fremden Ort gelandet, und weiß nicht, wo ich jetzt bin. Ob man schon nach mir sucht? Wie bin ich überhaupt hierhergekommen? Was mache ich hier? Wer hat mich hierhergebracht? Oder war es nur ein Unfall? Das Angstgefühl, welches in mir aufstieg, unterdrückend zwang ich mich dazu, mich ein wenig mehr umzusehen. Mir die Gegend ein wenig vertrauter zu machen, möglicherweise war ich auch einfach nur betrunken, aus dem Haus gelaufen und irgendwo gelandet. Immerhin wohnte in dem Dorf gerade mal einen Monat lang, möglicherweise bin ich an einen Punkt gekommen, den ich nicht kannte und dort dann eingepennt. Wobei mir die Gegend absolut nicht vertraut vorkam. Auch kam es mir seltsam vor, dass ich einfach herumgelaufen bin. Abgesehen davon war ich auch nicht so leicht betrunken zu bekommen. Kopfschüttend ließ ich die Theorie fallen und ging ein paar wenige Schritte.   Wie erwartet traf ich keinen anderen Menschen in dieser seltsamen Gegend, doch da im Dorf generell nur selten unterwegs Leute waren, wunderte es mich nicht. Auf der anderen Seite hätte ich es allerdings nicht als schlimm empfunden, immerhin hätte ich dann die Person fragen können, wo ich mich befand und wie ich wieder zu meiner Wohnung zurückfinden würde. Überhaupt traf ich niemanden, keine Katze auf Erkundung, kein ausgerissener Hund, kein Vogel, kein Nichts. Fast so, als hätte sich alles, was am Leben ist, von diesem Ort verzogen und würde sich nun für immer von ihm fernhalten. Ich konnte nicht einmal genau sagen, ob es nun früh oder mitten am Tag ist, der Himmel war trüb und grau. Genauso wie im Winter, nur ohne die nervige Kälte. Ich beschloss mich weiter umzusehen, folgte den grauen Wänden, die sich links und rechts von mir in eine schier unendliche Höhe in den Himmel streckten. Viel zu hoch, um dort oben irgendwas erkennen zu können. Schließlich ging ich um eine Kurve, noch immer sagte mir die Gegend nichts und meine Magengegend fühlte sich nervös an. Wieder schluckte ich das Gefühl herunter, jetzt in Panik zu geraten, käme mir nicht sehr hilfreich vor, auch, wenn es schon verlockend war. Doch solange ich mich und meine Emotionen noch unter Kontrolle hatte, wollte ich sie auch nicht so schnell abgeben. Schließlich fiel mein Blick auf etwas dunkles an einem der Wände, doch so recht konnte ich nicht erkennen, was es war. Vorsichtig näherte ich mich diesem dunklen Fleck. Was ist das, das sieht ja merkwürdig aus … ne, Moment, das ist ja kein Fleck, das ist ein Loch. Verwirrt trat ich ein paar Schritte zurück und bemerkte, dass das Loch eine bestimmte Form hatte. Eine Form, die mir nur allzu vertraut war, dadurch, dass ich die Serie in den letzten vier Jahren viel gesehen und noch viel mehr gehypt hatte. Schnell sah ich mich um, wie erwartet war die komplette Wand vor mir voller Löcher, wobei sich diese in einem gewissen Abstand zu dem Loch befanden, welches ich gerade gefunden hatte. Und ich wusste ganz genau, was diese Löcher bedeuteten. Wem dieses eine Loch gehörte. Es war Amethysts Loch. Moment mal, wenn das das Loch von Amethyst ist, dann … bin ich im Prime Kindergarten. Ich bin IN Steven Universe. Aber das ist doch nicht möglich, nein, ganz und gar nicht. Steven Universe ist doch nur eine Serie, ein verdammt coole, aber eben nur eine Serie. Wie ist das möglich? Schnell zwickte ich mir in die Wange, ich wollte sichergehen, ob das nicht einer meiner Träume war. Doch es war keiner, meine Wange schmerzte ein wenig und ich bereute es, so fest zugekniffen zu haben. Vor mir war das Loch von Amethyst, eine der Crystal Gems, die vor langer Zeit aus diesem Loch herausgetreten war. Schnell blickte ich mich in mehrere Richtungen um, doch noch immer konnte ich niemanden sehen oder hören. Aber es stand fest: Ich war auf der Erde, aber nicht auf meiner, sondern auf der von Steven. Neugierig blickte ich in das Loch, dabei stützte ich mich nun am Rand ab, als mein Blick auf etwas lilafarbenes fiel, was auf meiner Hand zu kleben schien. Doch diese war ebenfalls Lila. „Was zum?!“, stieß ich verwirrt aus und blickte meine Handrücken an. Beide waren lila, komplett lila. Jedoch nicht nur eingefärbt, als hätte mich jemand mit Cosplay-Schminke vollgemalt, sondern als wäre es meine Hautfarbe. In meinem rechten Handrücken konnte ich nun auch den Gem erkennen, welcher darin zu stecken schien. Nervös strich ich darüber, ganz langsam, als könnte er durch meine Berührung herausfallen. Er fühlte sich weder kalt, noch warm an, sondern nur wie ein sehr glatter Stein. Neugierig drehte ich meine Hand um und sah, dass der Gem auf der anderen Seite nicht durchkam. Was mich ein wenig beruhigte. … Kleidung, die nicht am Körper befestigt ist … Peridots Worte über die Boxershorts mit den Alien Motiven kam mir in den Sinn und ich begann an mir herunter zu sehen. Ich konnte sowohl ein einfaches Shirt, wie auch eine Hose erkennen, die mir über die Knie ging. Ein Blick über meine Schulter verriet mir, dass ich das gleiche Haar wie Amethyst haben musste. Zumindest vermutete ich es, da es eine sehr ähnliche Farbe hatte und auch recht wild wirkte. Ich glaube es nicht … nicht nur, dass ich hier bin, ich bin auch noch eine Amethyst! Das erklärt auch, warum die Perspektive so komisch ist. Warum das Loch so viel … niedriger ist. Dabei müsste die Amethyst ja so groß sein wie ich, aber ich bin offensichtlich größer … wow, daran könnte ich mich gewöhnen. Wie groß eine normale Amethyst wohl ist, so um die 1,80 rum? Krass, 20 Zentimeter mehr! Das ist ja soooo cool! Neugierig sah mich meinen Körper an, soweit es mir möglich war. Ich war tatsächlich ein Gem geworden. Oder war ich doch noch irgendwie menschlich? Doch angesichts meiner lilafarbenen Hautfarbe, welche sich auch durch Rubbeln nicht entfernen ließ, warf ich diese Theorie wieder recht schnell über Bord.   Möglicherweise sind die Crystal Gems gerade hier. Vielleicht habe ich ja Glück und ich finde jemanden von ihnen, egal wen. Ob nun Steven, Pearl, Garnet oder wen auch immer. Aber vielleicht ist ja auch ein Mensch unterwegs … ich muss einfach mal nachsehen. Damit ich es mir nicht wieder anders überlegte und ich auch sonst nicht wusste, was ich hier tun könnte, lief ich den Kindergarten weiter entlang. Zwar kannte ich ihn und seine unheimliche Atmosphäre bereits aus der Serie, doch hier direkt darin zu stehen, das war etwas vollkommen anderes. Viel intensiver und direkter. Die kalten Wände, gespickt mit den Löchern der anderen Amethysts, wirkten unheimlich und düster. Auch wenn ich wusste, dass von ihnen keine Gefahr ausgehen würde, so wusste ich, wofür sie stehen. Hier wurde vor tausenden von Jahren das Leben aus der Erde gesaugt, dieser Ort hatte sich bis heute nicht mehr davon erholen können. Schon interessant, welche Parallelen da zwischen der Serie und unserer echten Welt vorhanden sind, was das angeht … So ging ich den Kindergarten immer weiter entlang, fand bis auf das eine Loch keine Abweichung von der Norm, jedes von ihnen sah perfekt aus. Doch noch immer konnte ich nichts entdecken, weder einen Menschen, noch einen Gem oder irgendein kleines Tier, welches sich einfach nur in den Kindergarten verlaufen hatte. Wie auch das Leben schien tatsächlich alles den Kindergarten zu meiden. Schließlich blieb ich stehen, überlegte mir, was ich nun tun konnte. Was meine nächsten Schritte sein sollten. Also, ich bin offenbar wach, also ich träume nicht, das habe ich ja getestet. Gut, ich bin ein Gem, eine Amethyst, was schon ziemlich cool ist. Ob ich eine Waffe habe? Mit Sicherheit habe ich das. Muss ich ja, immerhin sind Amethyst ja Soldaten, und wie soll ein Soldat ohne irgendeine Waffe kämpfen können? Ich versuchte mich auf den Gem auf meinem Handrücken zu konzentrieren, doch nichts passierte. Das mit dem Waffenbeschwören würde ich noch lernen müssen, nahm ich mir vor. Wenn Steven das hinbekommen hat, dann würde ich es erst recht schaffen. Wenn auch nicht jetzt, in diesem Moment. Ok, das ist nicht schlimm, ich muss mich ja auch gerade nicht verteidigen, ist ja alles ruhig hier … ok, ich bin hier im Prime Kindergarten, kann mich aber nicht erinnern, wie ich hierhergekommen bin. Oder wer mich hergebracht hat. Ob es dafür wohl einen Grund gibt? Bestimmt, sonst hätte der- oder diejenige ja nicht dafür gesorgt, dass ich eine Amethyst bin. Was auch immer der Grund ist, offenbar ist es dafür wohl hilfreicher als ein Mensch zu sein. Und eine Amethyst zu sein ist ja auch ziemlich cool. Gut, was weiß ich noch? Eigentlich nicht viel mehr. Was mache ich am besten? Vielleicht sollte ich die Crystal Gems finden, aber nur wie? Hier sind sie offenbar nicht und wenn ich mich richtig erinnere, muss man dafür wohl lange mit dem Zug herumfahren … aber vielleicht kann ich ja einfach den Gleisen folgen und finde so meinen Weg nach Beach City. Wenn ich wirklich ein Gem geworden bin, dann werde ich ja weder Hunger noch Müdigkeit spüren … hey, was war das?   Für einen Moment dachte ich, ich hätte etwas hinter einen Felsen huschen sehen. War das ein Tier? Oder ein Gem-Monster? Sollte ich nachsehen? Schlau wäre es ja nicht. Dennoch hielt ich mich nicht an das, was die warnende Stimme in meinem Kopf sagte, sondern ging auf den Felsen zu und umrundete ihn langsam. Ich rechnete mit einem Hund; der sich verlaufen hatte oder mit einem Gem-Monster, welches mich gleich angreifen würde vor Panik. Doch was ich zu sehen bekam, damit hatte ich nicht gerechnet. Vor mir standen zwei Gems, welche sich ein wenig ängstlich an den Felsen klammerten. Eine von ihnen mehr als die andere. „Oh nein, jetzt ist alles aus! Wir sind verloren!“, sagte die ängstlichere von den beiden, ihre Knie schlackerten und sie klang, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. Zumindest hatte ich das Gefühl, als würde sie es tun, wenn sie ein Mensch wäre. „Naja, wenn es sein muss … dann verteidigen wir uns!“, meinte der andere Gem, aber ich wusste nicht, ob sie das nun ernst meinte oder nicht. Verwundert sah ich die beiden an. Dann versuchte ich die Wogen zu glätten. „Also vor mir müsst ihr keine Angst haben, ich tue niemanden was!“, sagte ich und hoffte, dass meine Worte sie erreichen würden. Was es auch tat. Irgendwie, ein wenig. Immerhin traute sich der eine Gem näher an mich heran; und da sie sich nicht mehr an den Felsen herandrückte, konnte ich den Stein auf ihrem Bauch erkennen. Es musste sich um eine Lapis Lazuli handeln, wenn auch um eine mit einer komplett anderen Persönlichkeit als die, die bei Peridot lebte. „Nun, immerhin hast du uns nicht angegriffen, das ist schon mal wahr“, sagte sie und legte eine nachdenkliche Miene auf ihr Gesicht. Mit welcher sie mich auch gleich musterte. Ich dagegen betrachtete sie näher. Ihre lockigen Haare endeten in hellbraunen Strähnen, ihr Gesicht macht einen freundlichen, fast schon naiv-kindlichen Eindruck. Ihre Kleidung bestand komplett aus einem kurzen, gestreiften Oberteil, auch einer sehr kurzen Hose, ebenfalls gestreift. Zwei Bänder verzierten ihre Oberarme und hier und da ein paar Körper Tattoos. Es musste sich dabei wohl um etwas handeln, was sie sich selbst bei einer Reanimation auf die Haut gemacht hatte, zumindest konnte ich mich an keine Lapis mit Verzierungen erinnern. An ihren Füßen trug sie simple Schlappen, was aber auch irgendwie wieder seinen Reiz hatte. Ihr Gesicht lockerte sich wieder. „Naja, wenn man sie sich genauer ansieht, dann kann sie wirklich gar nicht böse sein“, meinte sie, begann zu grinsen und drehte sich zu ihrer Begleiterin um. „Sieh sie dir mal an, es ist eine Amethyst-Soldatin, aber wenn sie im Auftrag von Homeworld unterwegs wäre, dann hätte sie uns längst geschnappt und puffen lassen. Aber das hat sie nicht getan, also vertraue ich ihr mal!“ Im Gegensatz zu vorhin lag ziemlich viel Stärke in der Stimme, dieses Mal war ich mir sicher, dass die Lapis von ihren eigenen Worten überzeugt war. Die andere Gemdame nicht so sehr, diese schlich sich nur ganz langsam von ihrem Platz am Felsen weg. Auch sie hatte einen Gem auf ihrem Bauch, der mir verriet, dass sie eine Pearl war. Wie die Lapis war sie blau, wenn auch in dunkleren Tönen gehalten. Ihr brustlanges Haar fiel ihr leicht gewellt über die Schultern den Rücken hinab. Sie trug schlichte Kleidung, ein einfaches Oberteil mit einer Art halbdurchsichtigen Jacke; darunter eine aufgeplusterte Hose, lange Strümpfe und die typischen Ballerinas, wie sie von jeder Pearl getragen wurden. Offenbar gab es einen Trend unter Pearls, oder gar eine Art Dress-Code, zu der die Ballerinas dazugehörten. Unsicher sah sie mich an, während auf Lapis Gesicht immer noch ein Lächeln lag. Ich lächelte zaghaft zurück. Nicht, weil sie mich einschüchterten, sondern einfach, weil ich mich selbst nur schwer zum spontanem Lächeln zwingen konnte. „Da müsst ihr wirklich keine Angst haben, ich bin nicht im Auftrag von irgendeinem Gem oder Homeworld oder sonst wem hier. Ich … bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, warum ich hier bin. Aber wegen euch bestimmt nicht“, sagte ich, auch wenn ich mir da nicht sicher war. Aber die beiden schienen nett zu sein und ich wollte sie nicht gleich verschrecken. Offensichtlich befanden sie sich auf der Flucht und ich wollte ihnen nicht noch mehr Stress machen als sie ohnehin hinter sich haben mussten. „Jedenfalls, ich wollte nur mal nachsehen, ob hier noch jemand ist und ich dachte schon, hier wäre sonst niemand … wie heißt ihr eigentlich? Ich meine, ich sehe, dass ihr eine Pearl und eine Lapis seid, aber habt ihr irgendwelche besonderen Namen? Oder gar Spitznamen?“ Ich konnte sehen, dass ich die beiden damit komplett überfordert hatte. Fragend sahen sich die beiden gegenseitig an. „Also ich habe leider keinen besonderen Namen, ich bin einfach nur eine Amethyst“; sagte ich als Versuch, das Eis zu brechen. Die beiden sahen sich immer noch an, dann mich und schüttelten mit dem Kopf. „Nun, ich bin eine Blue Pearl; und meine Begleitung ist …“ „Ich bin eine Light Lapis Lazuli!“, mischte sich Lapis ein und ich konnte den Stolz aus ihrer Stimme heraushören. Allgemein klang sie viel lebendiger und fröhlicher als Pearl, welche einen sehr ruhigen, aber auch schüchternen Eindruck machte. „Verstehe“, sagte ich, um irgendwas zu sagen. „Gut, dann nenne ich euch einfach Pearl und Lapis. Und ihr könnt mich ja einfach Amethyst nennen. Einverstanden?“ Die beiden nickten und schon wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. Oder gar tun. Eigentlich wollte ich ja nach den Crystal Gems suchen, weil die mir vielleicht irgendwie weiterhelfen konnten. Aber ich konnte auch nicht die beiden einfach stehen lassen … vor allem, nachdem wir uns schon so vertraut hatten. Zwar kannte ich sie kaum, aber ich mochte sie dennoch. Sie mussten von Homeworld geflohen sein, sonst hätten sie es ja nicht erwähnt oder gar vermutet, dass ich eine Wache war mit der Mission, sie wieder zurückzubringen. Warum sie wohl geflohen sind? Gut, das kann ich mir bestimmt denken. Aber vor wem und wie? Bestimmt mit Lapis ihrer Hilfe. So recht konnte ich mir das nicht erklären und ich würde sie fragen, sobald mein Gefühl sagte, dass nun der richtige Zeitpunkt dafür wäre. Jetzt war er es jedenfalls noch nicht. „Nun, wie es aussieht, seid ihr wohl auf der Flucht, oder?“, fragte ich und sowohl Pearl, als auch Lapis nickten, wenn auch die letztere ein wenig intensiver. „Gut, dann sollten wir hier wohl nicht bleiben, sondern irgendwo hingehen, wo es sicher ist. Kennt ihr vielleicht einen solchen Ort?“ Dieses Mal schüttelten sie ihre Köpfe und ich tat so, als würde ich nachdenken, wobei ich längst wusste, wohin wir auf jeden Fall gehen sollten. Nur, ich kann es ihnen nicht so einfach sagen, sonst würden sie mich fragen, woher ich die Gems oder den Ort überhaupt kenne und das kann ich ihnen nun wirklich nicht erklären … „Auf jeden Fall sollten wir von hier weggehen, wer weiß, vielleicht finden wir ja was, was uns hilft, einen guten und sicheren Ort zu finden. Was meint ihr, sollen wir es versuchen?“ Wieder sahen ich sie beiden an, wieder nickten sie mir zu. Die Idee schien ihnen wohl zu gefallen. „Es ist wohl besser, als sich weiterhin an diesem deaktiviertem Kindergarten aufzuhalten. Hier würden sie uns bestimmt recht schnell finden“, sagte Pearl, ohne näher darauf einzugehen, wen genau sie damit meinte. „Ja“, pflichtete Lapis ihr bei. „Gehen wir lieber schnell weg von hier, hier mag ich es ehrlich gesagt nicht“, sagte sie, umklammerte ihre Arme und sah sich unsicher um. „Dann lasst uns lieber losgehen!“, sagte ich und setzte auch gleich meine Worte in Taten um, indem ich meinen vorherigen Weg aus dem Kindergarten heraus fortsetzte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die beiden sich komplett aus ihrem schlichten Versteck heraustrauten und zu mir herangelaufen kamen. Erst jetzt sah ich, dass die beiden mir gerade mal bis zur Schulter reichten. Offenbar bin ich doch eher 1,90 Meter groß, wenn ich das so sehe … wow, das sind ja dann gleich ganze 30 Zentimeter mehr. Wie aufregend! Schließlich führte ich die beiden aus dem Kindergarten heraus und wir fanden auch recht schnell die Gleise, welche unter anderem nach Beach City führten. Wieder tat ich so, als würde ich nachdenken, blickte in beide Richtungen und deutete dann in die, in welcher ich Stevens Heimat vermutete. „Lasst uns einfach diesen seltsamen Gebilden folgen, wer weiß, was wir dort finden werden. Könnte ein sicherer Ort sein!“, sagte ich, ging voran und die beiden folgten mir. In eine Zukunft, die für uns alle drei noch komplett ungewiss war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)