Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 42: Flucht ------------------ Author: Bina-chan86 Part 42/? Trotz der widrigen Umstände gelang es der Gruppe, einigen Abstand zwischen sich und die Azi Dahaka zu bringen. Aber würde dies zur Flucht ausreichen? Eravelle bezweifelte es. Immerhin mussten sie sowohl Mellryn und Dana als auch den toten Ganta mit sich tragen. Ihre Feinde hingegen waren schnell und in der Überzahl. So geht das nicht, dachte Eravelle angespannt. Unvermittelt blieb die dunkelhaarige Elbin stehen und obwohl Mellryn so sehr geschwächt war, bemerkte er es als erster. „Eravelle“, brachte er mit kratziger Stimme hervor. Die Angesprochene wandte sich zu ihm um und lächelte flüchtig. „Keine Sorge. Ich begehe keine kopflose Dummheit mehr“, versicherte sie ihm. Dann heftete sich ihr Blick auf Estela. „Aber ich brauche deine Hilfe.“ Skeptisch zog diese die Augenbrauen zusammen. „Ausgerechnet meine Hilfe?“, wunderte sie sich. „Ja“, bestätigte Eravelle. „Ich glaube zwar selbst kaum, dass ich das einmal sagen würde, doch in diesem speziellen Fall ist Schwarze Magie von Nöten.“ Estelas Interesse schien geweckt zu sein. „Aha, und wie hast du dir das vorgestellt?“ „Ganz einfach.“ Eravelle atmete tief durch. „Wenn wir deine Schwarze und meine Weiße Magie bündeln, werden sie sich abstoßen. Das ist jedoch genau der Effekt, den ich bezwecke.“ Ein Grinsen breitete sich auf Estelas Gesicht aus, als sie endlich verstand. „Die Spannungen, die dadurch entstehen, werden gewaltig genug sein, um unsere Feinde lange genug aufzuhalten. Keiner würde es wagen, durch einen magischen Sturm zu laufen.“ Sie nickte. „Gut, machen wir es so!“ „Aber…“ Erneut war es Mellryn, der die Stimme erhob. Jedes Wort schien ihn Kraft zu kosten. „Du kannst nicht…“ Beinah verzweifelt streckte er die immer noch gefesselten Hände nach seiner Vertrauten aus. „Keine Sorge“, wiederholte Eravelle – aus tiefster Überzeugung. „Ich kehre immer zu dir zurück.g Sie berührte ihn kurz und nickte Alvar dann zu. „Geht vor!“, sagte sie. „Nur so haben wir eine Chance.“ „Also gut“, gab Alvar nach. Er wusste, dass sie Recht hatte. „Wir erwarten eure Rückkehr.“ Eravelle und Estela tauschten einen Blick miteinander aus. „Legen wir los“, meinte Letztere. Dana hatte sich noch immer nicht gerührt, und langsam machte sich Zack große Sorgen um seine Ziehschwester. Noch nie hatte er sie so erlebt. Das war nicht die Dana, die er kannte. Doch wer war es dann? Diese Frage konnte er sich selbst beantworten: die Elbenprinzessin. Verstohlen schielte er zu Mellryn hinüber – Danas wahrem Bruder. Der Elb war auch ganz und gar nicht so gewesen, wie Zack ihn sich vorgestellt hatte. Er schien nur noch ein Schatten seiner selbst zu sein. Alvar lief plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken. Er spürte Energien, die er nicht einzuordnen vermochte. „Auf den Boden!“, schrie er – einer Eingebung folgend. Diese Warnung kam keine Sekunde zu früh. Nur wenige Herzschläge später raste eine gewaltige Druckwelle über ihre Köpfe hinweg, die Staub von dem trockenen Boden aufwirbelte. „Was war das?“, fragte Lydia erschrocken, als man schließlich wieder etwas erkennen konnte. Alvar seufzte. „Das geschieht, wenn man versucht, zwei gegenteilige Zauber miteinander zu verbinden. Es ist so, als würde man versuchen, die zwei Seiten einer Münze zur selben Zeit nach oben zu drehen. Eigentlich unmöglich, aber die Magie unterwirft sich solchen Regeln nicht.“ „Ob Eravelle etwas passiert ist?“, fragte Jules, während er nervös auf seiner Unterlippe herumkaute. Aus den Augenwinkel nahm er wahr, wie Mellryn dabei zusammenzuckte. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, warf Oranor ein. „In der Tat“, pflichtete Falmarin ihm bei. „Eravelle wird ihr Versprechen ganz sicher halten.“ „Die ist viel zu dickköpfig, als dass sie sich jetzt umbringen lassen würde“, brummte Tawha. Durch Estelas Schläge sah er ziemlich ramponiert aus, was seine Laune nicht unbedingt gebessert hatte. Aufgebracht trat Calina ihm auf den Fuß. „Halt den Mund, Verräter!“ Zum ersten Mal nahm Garim keine Notiz von Tawhas unangebrachtem Verhalten. Stattdessen trauerte er stumm um seinen Neffen, was ihm keiner verübeln konnte. Nachdem sie ein gutes Stück Weg hinter sich gebracht hatten, gestatteten es sich die Gefährten, ein wenig zu rasten, so dass Eravelle und Estela wieder zu ihnen aufschließen konnten – wenn sie es wirklich geschafft hatten. Und tatsächlich tauchten die beiden Frauen wenig später auf. Zerzaust, erschöpft, aber glücklicherweise unverletzt. „So ein Glück“, entfuhr es Jules erleichtert. „Ganz schön heftig, hm?“, bemerkte Estela selbstzufrieden. Eravelle tadelte sie ausnahmsweise nicht für diese arrogante Bemerkung, sondern kniete neben Mellryn nieder, den Alvar auf dem Boden abgesetzt hatte. Flatternd schlug Mellryn die Augenlider auf. Für eine Schreckenssekunde lang fürchtete Eravelle, er würde sie nicht wieder erkennen. Es fühlte sich an, als würde eine kalte Hand nach ihrem Herzen greifen. Doch dann lächelte er schwach – eine erlösende Geste. Eravelles Herz machte einen Hüpfer. Sie legte ihre Finger um die Fesseln an seinen Handgelenken. Diesmal war sie sich sicher, diese lösen zu können, denn der magische Sturm hatte alle Energien in der Luft durcheinander gebracht. Somit war auch der Bann geschwächt. Obwohl Mellryn so schmutzig war, strich sie ihm zwanglos übers Gesicht und küsste seine Stirn. Tränen liefen ihr inzwischen über die Wangen. „Ich bin so froh, dass du noch lebst“, schluchzte sie. „Ich hatte solche Angst um dich.“ Der Elb bettete seinen Kopf auf Eravelles Schoß, schloss friedlich die Augen und schlief sogleich ein. Zack fiel ein Stein vom Herzen, als Dana die Augen öffnete. Nein, Stein war noch untertrieben. Vielmehr ein Geröllhaufen. „Dana“, flüsterte er. Orientierungssuchend schaute diese ihn an. „Was ist geschehen?“, wollte sie wissen, während sie gleichzeitig versuchte, gegen die Schläfrigkeit anzukämpfen. „Du hast die Besinnung verloren, nachdem du die Azi Dahaka mit deinem Zauber niedergestreckt hast“, erklärte Zack. „Du hast uns damit einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“ Nachdenklich legte Dana die Stirn in Falten. Sie konnte sich nur noch an Bruchteile erinnern. Hatte sie sich wirklich allein ihren Feinden gestellt? „Ganta…“, begann sie, doch als ihr Blick auf Garim fiel, erkannte sie, dass sie den Tod von dessen Neffen nicht geträumt hatte. Betrübt ließ sie den Kopf hängen. Mellryn war frei, aber zu welchem Preis? Bereits als Garim zum ersten Mal wieder mit den anderen sprach, hatte er ihnen mitgeteilt, dass er Ganta in der geweihten Erde seines Volkes beerdigen wollte und so schnell wie möglich dorthin zurückkehren wolle. Dana setzte sich neben ihn. Verzweifelt rang sie um die richtigen Worte. „Tut mir leid“, sagte sie schließlich. „Wenn ich nicht gewesen wäre, könnte Ganta noch am Leben sein.“ Müde schüttelte Garim den Kopf. „Er hat sich ebenso wie ich aus freien Stücken dazu entschlossen, dich zu begleiten.“ Dana nickte langsam. „Er ist ehrenhaft gestorben und ich bin ihm dankbar für seine Hilfe.“ „Wer sollte sich daran erinnern? Kein Mensch, kein Elb interessiert sich dafür, wenn ein Zwerg stirbt.“ „Das ist nicht wahr.“ Lydia trat zu den beiden. Ihre sanfte Stimme ließ Garim aufblicken. „Wir werden uns daran erinnern“, fuhr die Geschichtenerzählerin fort. „Solange wir ihn in unseren Herzen tragen, wird er nie ganz vergessen sein. Eines Tages wird man sich mit Sicherheit die Geschichte von Ganta, dem Helden erzählen.“ „Mag sein, dass du Recht behältst“, entgegnete Garim zögerlich. Der Verlust Gantas lastete auf der ganzen Truppe. Hinzu kam, dass Dana keine Ahnung hatte, wie sie weiter vorgehen sollten. Sie wusste ja nicht mal, wie Mellryn wohl auf sie reagieren würde, wenn er wieder aufwachte. Alle schienen eine Entscheidung von ihr zu erwarten und damit fühlte sie sich in diesem Moment schlichtweg überfordert. Eravelles Vermutung erwies sich als richtig. Oranor, Calina und Falmarin ahnten offensichtlich wirklich, wer Dana war. Aber aufgrund der Situation hielten sie sich taktvoll zurück. Überraschenderweise war es Estela, die einen ebenso pragmatischen wie einfachen Vorschlag äußerte. „Also, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich würde gerne mal wieder unter einem Dach schlafen. Was wir wegen den Azi Dahaka unternehmen, können wir uns danach immer noch überlegen.“ End of Part 42 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)