Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 40: Morn Gondram ------------------------ Author: Bina-chan86 Part 40/? Eravelle klärte ihre Freunde – die Letzten der Dúath – darüber auf, was auf ihrer bisherigen Reise vorgefallen war. Bewusst ließ sie dabei brisante Aspekte aus, wie beispielsweise Danas Herkunft. Sie traute Calina, Oranor und Falmarin zwar, sah aber keine Möglichkeit sie aufzuklären, ohne dass auch Tawha davon erfuhr, mit wem sie hier reisten. Die Information, dass Dana die Elbenprinzessin war, erschien ihr einfach zu kostbar. Die drei Neuankömmlinge straften Tawha, den Verräter, derweil wahlweise mit Nichtachtung oder bösen Blicken. An letztere hatte sich der Dunkelelb mittlerweile fast gewöhnt, denn eben jene warf ihm Garim ohne Unterlass zu. Mürrisches, kleines Volk, dachte Tawha verdrießlich. Unterdessen beobachtete Dana eine neuerliche Veränderung an Eravelle. Die Dunkelhaarige gestikulierte beim Sprechen mit ihren Händen – machte weit ausholende Gesten – und wirkte auch sonst lebhafter. Ob sie so gewesen sein mochte, bevor das Land in Dunkelheit versunken war? Dana konnte sich noch keinen Reim darauf machen. Nur eines war klar: Es war schwer, sein eigenes Ich zu bewahren, wenn man in den Krieg hineingezogen wurde. Kaum einer wusste das so gut wie sie selbst. „Euer Vorhaben ist riskant“, wandte Oranor bedächtig ein, nachdem Eravelle ihre Ausführungen beendet hatte. „Aber der Widerstand ist das einzige, was uns noch bleibt.“ Falmarin lächelte wehmütig und ergriff dann Eravelles Hände. „Ich finde es wundervoll, wie zielstrebig du für deinen Liebsten kämpfst. Euch verbindet ein starkes Band.“ Eravelle lief rot an und wich Falmarins Blick aus. Ihr Weg war längst nicht so romantisch gewesen, wie Falmarin ihn sich ausmalte. Calina überging Eravelles Verlegenheit höflich. „Du hast Glück, so tapfere Gefährten gefunden zu haben, die dich begleiten. Es ist sehr selbstlos, für einen Fremden zu kämpfen. Vielleicht besteht ja auf diese Weise tatsächlich eine Chance.“ Es wäre leicht gewesen, auf Dana zu deuten und zu sagen: Sie ist ja nicht fremd, sondern seine Schwester. Die Prinzessin. Doch diese Worte kamen Eravelle nicht über die Lippen. Problematisch daran war nur, dass zumindest Oranor und Falmarin bald Verdacht schöpfen könnten. Beide hatten zu viel erlebt, um sich an der Nase herumführen zu lassen. Lediglich Calina war etwas zu gutgläubig, aber dafür mochte sie Eravelle umso mehr. Jules hatte Mühe damit, sich abzulenken. Eravelle und Falmarin – Hand in Hand – erinnerten ihn an die Bilder von Kirchenwänden, die er als Kind ehrfürchtig betrachtet hatte. Gestalten von makelloser Schönheit hatte er gesehen und es erschien ihm in diesem Moment so, als wären diese Gemälde zum Leben erwacht. Insgeheim fragte er sich, ob Elben wohl grundsätzlich solche Reaktionen bei ihrer Umwelt hervorriefen oder ob er besonders anfällig dafür war. „Was erwartet uns als nächstes?“, warf Zack unvermittelt ein. Fragend musterte er dabei die Dúath. „Grenzposten“, entgegnete Oranor knapp. Eravelle nickte zustimmend. „Hier wird es noch einmal heikel. Für einen allein ist es leichter vorbeizukommen, aber mit einer ganzen Gruppe müssen wir uns geschickt anstellen… oder kämpfen. Letzteres wäre allerdings keine kluge Idee, denn es könnte jemand Alarm schlagen. Somit wüssten die Azi Dahaka, wie nah wir schon sind“, erklärte sie. „Es sollte jedoch unser Vorteil sein, dass das Land an dieser Stelle so zerklüftet ist. Es gibt genug Möglichkeiten, um in Deckung zu gehen.“ Für Zack war das eine nette Beschreibung dafür, dass sich Ghartiselidh hier nicht unbedingt von seiner besten Seite zeigen würde. „Dann sollten wir vielleicht bei Nacht weiterziehen“, schlug Alvar vor. „Wir sollten kein unnötiges Risiko eingehen.“ „Ich kenne das Gelände gut genug. Selbst im Dunkeln könnte ich euch problemlos hindurch führen“, fügte Eravelle hinzu. Nicht nur Alvar war erstaunt darüber, wie selbstbewusst die Antwort der Elbin ausgefallen war. Die Aussicht, Mellryn bald wieder zu sehen, beflügelte sie offenbar. Oranor wechselte einen Blick mit Calina und Falmarin. „Wir werden euch begleiten“, sagte er dann. „Mellryn ist unser Freund und es wäre unehrenhaft, ihn im Stich zu lassen.“ Eravelle nickte ihm dankbar zu. Sie wusste, dass die drei Dúath mehr an Mellryns Fähigkeiten glaubten als an die alte Prophezeiung. Sie hatte ähnlich gedacht – bis sie Dana kennen gelernt hatte. Durch den unverhofften Zuwachs gestärkt reiste die Gruppe weiter. Am zweiten Tag rasteten sie bereits zur Mittagsstunde, um am Abend Alvars Vorschlag in die Tat umzusetzen. Die meisten Mitglieder der kleinen Gruppe schienen nervös und Estela war wohl die Einzige, die sowohl äußerlich als auch innerlich ruhig blieb. Es war beinah so, als würde ihre Großspurigkeit keinerlei Zweifel zulassen. Und dennoch fragte sich Dana, ob da nicht doch mehr war. Seit Estela allein gegen den Azi Dahaka gekämpft hatte, beschlich die Elbin zunehmend ein ungutes Gefühl. Sie verscheuchte den Gedanken vorerst und schaute stattdessen zu Lydia und Alvar hinüber. Nachdem Dana Alvar in gewisser Weise ertappt hatte, war der Elb ein wenig von Lydia abgerückt. Nur hielt dieser Umstand nicht lange vor. Besonders, als die Geschichtenerzählerin ihrerseits die Distanz überbrückt hatte, indem sie seine Hand bei der Wanderung ergriffen hatte. Die zarten Bande zwischen den beiden wurden nur langsam geknüpft, schienen dafür aber umso stärker zu sein. Dana war schon zuvor aufgefallen, dass Alvar Lydia kaum noch aus den Augen ließ und sie wünschte ihnen von Herzen Glück. Eravelle war schon zur Abenddämmerung hin abreisebereit. Den Blick hielt sie fest auf den Horizont gerichtet – auf ihr Ziel. Die Sonne war nur noch als schmaler Streifen zu sehen und kurz bevor sie endgültig verschwand, konnte man in der Ferne die Umrisse von Türmen erkennen. Eravelles Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie würde den Anblick der abscheulichen Festung, die Haryon hatte errichten lassen, niemals vergessen. „Gehen wir“, sagte sie ernst, ehe die Erinnerungen sie überwältigen konnten. Der Grenzposten wurde nicht so scharf bewacht, wie sie anfangs befürchtet hatten. Oranor war zur Erkundung vorgegangen und berichtete nur von lediglich fünf der Azi Dahaka, die dort ihren Dienst verrichteten. Das wirkte zwar auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber die Dúath wussten, dass ihre Feinde die Festung von Morn Gondram für uneinnehmbar hielten. Diese Eitelkeit war eine Chance, die sie nutzen mussten, wenn sie an ihr Ziel gelangen wollten. Dabei gingen sie auf inzwischen gewohnte Weise vor – Elben führten Menschen, während die Zwerge die Nachhut übernahmen. Estela hatte mit Freuden ihren Fluch ein zweites Mal angewandt und Tawha damit zum Schweigen verdammt. Dieser war zwar wütend, konnte sich aber nicht beschweren. Sie schlichen einer nach dem anderen langsam und dabei bedächtig leise am Wachturm vorbei. Jules wagte kaum zu atmen, während er fürchtete, über seine eigenen Füße zu fallen. Seine Anspannung sank erst, als Eravelle ihn über die Felsen lotste, die ihr so vertraut und ihm so fremd waren. Angespannt hatte Zack die Finger um seinen Jagdbogen geschlossen. Er wusste, dass der Moment, in dem er diesen für den Kampf benutzen würde, kurz bevorstand. Er war kein wirklicher Krieger, aber er hoffte, dass er es für Dana lernen würde. „Hîth“, flüsterte Alvar in die Stille hinein. Es war nur ein kleiner Zauber, der ihren Gegnern die Sicht erschweren würde, aber es konnte nicht schaden und er war in der Lage, hierbei alle magischen Energien zu verbergen. Inzwischen ging es für ihn um so viel mehr. Dana ihrem Schicksal zuzuführen war eine Sache, aber es gab nun eine Person, die er mehr als andere schützen wollte – aus eigenen, vielleicht egoistischen Gründen. Leicht drückte der Elb Lydias Hand, auch wenn er nicht wusste, ob er nun sie oder sich selbst damit beruhigen wollte. Dana blickte an den hohen und wenig einladenden Steinwänden empor, um die sich nun Nebelschwaden rankten. Sie spürte die Gänsehaut auf ihrem Arm – sie waren dem Feind inzwischen erschreckend nahe. Der Elbenprinzessin erschien es schon fast wie ein Wunder, als sie den Posten unbeschadet hinter sich ließen. Bisher hatte niemand die kleine Gruppe entdeckt. Allerdings machte sie sich keine Illusionen über den Ernst der Lage. Die Azi Dahaka hatten fähige Magier, die sie sicherlich bald aufspüren würden. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie sich bewusst wurde, dass das, was sie für einen Berg gehalten hatte, eine riesige Wehranlage war. Natürlich, Eravelle hatte gesagt, dass es hier kein Gebirge mehr gäbe. Dana schluckte. Sie kam sich selbst so klein vor im Vergleich zu der in Fels gehauenen Burg. Wenn Haryon seine Feinde einschüchtern wollte, so hatte er dafür mit Sicherheit nicht den schlechtesten Weg gewählt. „Ziemlich hässlicher Kasten“, murrte Zack geringschätzig. Dana lächelte ihn dankbar an. Er hatte das nur gesagt, um ihre Nervosität zu zerstreuen. „Morn Gondram“, sagte Eravelle. „Nun sind wir also endlich am Ziel.“ Halte durch, Mellryn. Wir sind bald bei dir, sandte sie in Gedanken und betete inständig darum, dass er die Hoffnung noch nicht verloren hatte. End of Part 40 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)