Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 28: Feind in Sicht -------------------------- Alles wird sich ändern Author: Bina-chan86 Part 28/? Aufgrund der unvereinbaren Persönlichkeiten von Eravelle und Estela stritten die beiden noch eine gute Stunde weiter ohne zu einer Lösung zu gelangen. Jules kam das alles wie Stunden vor, doch er wagte es nicht, sich den Frauen in den Weg zu stellen. Denn die zwei waren – jede auf ihre Art – gefährlich. „Jetzt reicht es mir aber!“, stieß Eravelle plötzlich hervor. Sie wandte sich dabei so abrupt um, dass ihre rabenschwarzen Locken im Wind tanzten. Die Hände waren zu Fäusten geballt und die Schultern angezogen. Auf diese Weise wirkte die Elbin viel jünger als sonst. „Hm?“, machte Estela und zog die Augenbrauen zusammen. Diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit nutzte Eravelle zu ihren Gunsten aus und verpasste Estela einen Tritt. Für eine Sekunde überrascht, dann fluchend, rutschte die Dämonenpriesterin ein Stück weit den Abhang hinunter. „Wenn du die anderen unbedingt suchen willst, dann such sie ALLEIN“, fauchte Eravelle hinterher. Jules zog erschrocken die Luft ein. „Bist du übergeschnappt?!“ Dicht am Abhang kniete er sich in den Schnee und spähte in die Tiefe. Zu seiner großen Verwunderung war Estela nur wenige Meter unter ihnen in einer Schneewehe gelandet – mehr oder weniger sanft. Mit großen Augen blickte sich der junge Mann zu Eravelle um. „W… wie konntest du das wissen?“, stammelte er. „Du hast nicht mal hingesehen.“ Eravelle zuckte mit den Schultern. Rein äußerlich wirkte sie nun wieder vollkommen gelassen. „Man muss nicht unbedingt etwas sehen, wenn man etwas erkennen will. Früher oder später wirst du das auch noch verstehen, Mensch.“ Sie wollte noch weiter sprechen, jedoch hielt sie inne, als ein Schatten auf sie fiel. Diesmal handelte es sich unglücklicherweise nicht um Wolken. Estela hatte offensichtlich mit Hilfe ihrer Zauberkraft eine Wand aus Schnee entstehen lassen, die sie nun ohne Vorwarnung auf Eravelle hinabsausen ließ. Die Elbin wurde augenblicklich begraben. Allerdings kam sie recht schnell wieder zum Vorschein. „Was erdreistest du dich…?“, brachte sie empört hervor. Estela setzte derweil ihre beste Unschuldsmine auf. „Eigentlich hast du recht“, wechselte sie das Thema, „ich sollte die anderen wirklich allein suchen gehen. Ihr wärt mir ja doch nur ein Klotz am Bein.“ Jules schlich sich leise aus der Schussbahn. Die sind beide gruselig, dachte er unbehaglich. Etwa zur selben Zeit stapfte Zack durch den Schnee. Missmutig, denn er war bereits ein paarmal bis zur Hüfte im Schnee versunken. Das Gelände war unwegsam und er kam nur langsam voran. Auch sein Handgelenk schmerzte inzwischen stärker, als ihm lieb war. Auf diese Weise konnte er seine linke Hand kaum gebrauchen. „Mist“, brummte Zack, als er beim nächsten Schritt bis zu den Knien versackte. Mühsam kämpfte er sich wieder hervor, und während er sich anschließend den Schnee von der Kleidung klopfte, entdeckte er etwas, das seine Aufmerksamkeit erregte. Er musste näher herangehen, um Genaueres erkennen zu können. Es waren Spuren im Schnee – Fußabdrücke. Dass sie noch vorhanden waren, konnte nur bedeuten, jemand war nach der Lawine hier vorbeigekommen. Skeptisch zog Zack die Augenbrauen hoch. Irgendetwas war merkwürdig an den Abdrücken. Dann ging ihm ein Licht auf: Diejenigen, die an dieser Stelle gewesen sein mussten, waren – ganz im Gegensatz zu ihm selbst – kaum eingesunken. So etwas vermochte eigentlich nur ein Elb. Dabei konnte es sich allerdings nicht um Dana, Alvar oder gar um Eravelle handeln, denn dazu waren es einfach zu viele Spuren. Zack beschlich ein furchtbarer Verdacht. Die Azi Dahaka, dachte er bestürzt. Es war ihnen also tatsächlich bereits jemand auf die Schliche gekommen. Von dem neuen Problem ahnte Dana nichts. Momentan konzentrierte sie sich nur aufs Vorankommen, was ihr jedoch leichter fiel, als sie es anfangs vermutet hatte. Ihre angeborenen elbischen Fähigkeiten ließen sie diesmal nicht im Stich. Wird ja auch Zeit, dass ich wenigstens ein einziges Mal bei etwas Glück habe, dachte sie grimmig. Gleichzeitig fragte sie sich aber, wie es ihren Gefährten ergangen war. Je mehr Zeit verging, desto besorgter wurde sie. Aus Fremden waren mittlerweile Vertraute geworden und Dana wollte sie nicht verlieren. „Also weiter“, spornte sich die Elbenprinzessin selber an und setzte entschlossen einen Schritt vor den anderen. „Und du bist sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind?“ Alvar musste wider Willen schmunzeln. „Erstmal nach oben, dann sehen wir weiter“, erklärte er. Inzwischen hatte der Elb ein Stück entdeckt, wo der Schnee gefestigter war und man sich somit leichter fortbewegen konnte. Prüfend strich er mit den Fingern über die ungleichmäßigen Formen. „Hier müsste es gehen“, befand er und zog das Pferd hinter sich her. Auffordernd hielt er Lydia die andere Hand hin. „Wir schaffen das schon“, sagte er zuversichtlich. „Immerhin sind wir ja zusammen.“ Das Wort ‘zusammen’ ließ Lydia für einen Moment lang die Luft anhalten. Sie zögerte und ließ sich dann von ihm helfen. „Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht.“ Alvar blickte sich zu ihr um. „Vertrau mir einfach.“ Vertrauen? Das sollte Lydia leichter fallen, als sie glaubte. Auf diese Weise schafften es Alvar und Lydia tatsächlich ein ganzes Stück weiter den Berg hinauf. Doch wo man auch hinsah – nur weiß. Es wirkte, als hätte man alles mit einem Bettlaken eingehüllt. Die Welt liegt im Schlaf versunken, kam es Lydia in den Sinn. Aber man gewöhnte sich daran – an den Wind, an die Kälte und an das beständige Knacken des Untergrundes. Lydia biss sich leicht auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass gerade dieses ‘Gewöhnen’ gefährlich war. Völlig unvermittelt blieb Alvar stehen. Er lauschte vollkommen reglos und schloss konzentriert die Augen. Was ist los?, fragte sich Lydia alarmiert. Sie wagte es jedoch nicht, laut danach zu fragen. Alvar machte einen schnellen Schritt zur Seite und zog sie dabei mit sich. Knapp an ihnen sauste ein Pfeil vorbei und blieb im gefrorenen Boden stecken. Dem Pferd wurde das zu viel und es nahm Reißaus. „In Deckung“, stieß Alvar geistesgegenwärtig hervor. Er schob Lydia hinter eine Schneewehe und schaute sich dann in alle Richtungen um. Zunächst konnte er niemanden erkennen, er konnte lediglich jemanden spüren. Sein Blick fiel in die Richtung, aus welcher das Geschoss gekommen sein musste. Dann endlich sah er sie. Die Azi Dahaka und sie waren zu fünft. Es gab keinen Weg, um zu entkommen, also blieb Alvar nur eine Wahl. „Bleib hier“, raunte er Lydia zu. „Was hast du denn vor?“, fragte diese erschrocken. „Vertrau mir einfach“, wiederholte Alvar seine Worte von zuvor. Gemessenen Schrittes trat er hervor und stellte sich den Angreifern. Niemand sagte etwas, aber das war auch nicht nötig, denn es lag auch so eine Drohung in der Luft. Sie haben uns also gefunden, dachte Alvar. Er vermutete, dass sie Eravelle heimlich gefolgt sein mussten. Und während er darüber nachsann, betrachtete er die kleine Gruppe eingehend. Es waren hoch gewachsene Elben mit langen Haaren und unbewegten Mienen. Ein jeder von ihnen trug entweder einen Bogen oder ein langes, elegantes Schwert bei sich. Ohne Magie würde Alvar nicht gewinnen können. Er ging zum Angriff über, ehe es einer von ihnen tun konnte. Auf diese Weise brachte er zwei Feinde zu Fall, musste dann aber selbst einem Pfeil ausweichen. Sie schossen mit einer unglaublichen Präzision, aber das wunderte ihn nicht weiter. „Gwarth“, schleuderte Alvar ihnen wütend entgegen. Verräter. Der Elb hatte seine Magie über viele Jahre erprobt und er hatte nicht vor, sich nun, wo es darauf ankam, so einfach überrumpeln zu lassen. Außerdem war er ja nicht allein… Aber es blieb ihm nicht viel Zeit, seine Zauber zu wirken, denn die Angreifer waren schnell. Und dann geschah es… Einer der Azi Dahaka verstand sich ebenfalls auf Magie und brachte Alvar zu Fall. Jetzt habe ich mich doch überrumpeln lassen, dachte der Elb mit zusammengebissenen Zähnen. Einer der Abtrünnigen kam auf ihn zu und setzte ihm die Schwertspitze an die Kehle. „Dein Widerstand wird dich teuer zu stehen kommen“, sagte er. Das war das erste – und vielleicht das letzte – was Alvar von seinen Feinden zu hören bekam. Lydia hatte die Szene aus ihrem Versteck aus entsetzt mit angesehen. Sie ballte die Hände zu Fäusten, um zu verbergen, wie sehr diese zitterten. Und plötzlich wusste sie, ob sie es im entscheidenden Moment schaffen würde, ihren Mut wieder zu finden. Ihre Finger gruben sich tief in das Eis neben ihren Füßen. Ohne darüber nachzudenken schleuderte sie den Schneeball direkt in das Gesicht desjenigen, der Alvar bedrohte. „Nimm deine Finger von ihm!“ Der Azi Dahaka stolperte fluchend einen Schritt zurück und wischte sich dabei übers Gesicht. Alvar nutzte diese Unaufmerksamkeit und wandte einen Zauber auf den Dolch an, den er stets bei sich trug. Diesen stieß er tief in den Körper seines Gegners. Die Verwirrung griff auf dessen Gefährten über und so gelang es Alvar, auch diese zu attackieren. Sie leisteten erbittert Widerstand, doch ohne ihren Magier waren sie verunsichert und Alvar gewann nach und nach die Oberhand. Einer der Azi Dahaka konnte sich dennoch retten und seine Wut konzentrierte sich nun auf Lydia. Die Geschichtenerzählerin hatte nicht die Kraft sich zu wehren, als er sie bei der Kehle packte. „Dafür stirbst du“, zischte er. Lydia wurde von ihm in eine Spalte zwischen den Schneemassen gestoßen, ehe Alvar ihr zu Hilfe eilen konnte. Und dann wurde alles schwarz… Das erste, was Lydia spürte, als sie wieder zu sich kam, war der eisig kalte Wind. Doch da war auch Wärme. Blinzelnd schlug sie die Augen auf. Sie wurde auf jemandes Rücken getragen. „Alvar?“, brachte sie mit brüchiger Stimme hervor. „Keine Sorge“, flüsterte der Elb, „ich bringe dich in Sicherheit.“ Lydia schaute sich um. Wie in aller Welt hatte Alvar sie wieder so weit den Berg hinauf bringen können, wo er doch zusätzlich ihre Last trug? „Du solltest dich nicht zu viel bewegen“, fuhr Alvar fort. „Mindestens zwei Rippen sind gebrochen.“ Lydia spürte keinen Schmerz – nur das entfernte Echo eines Schmerzes. Sie war noch viel zu benommen. Alvar deutete mit den Kinn nach vorn. „Ich habe eine Hütte gefunden. Dort kannst du dich ausruhen.“ „Hm…“ Lydia wollte seinem Blick folgen, aber ihren Augen fielen bereits wieder zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)