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Alles wird sich ändern

denn die Zeit bleibt nicht stehen
von

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Eravelle

Alles wird sich ändern

Author: Bina-chan86

Part 20/?
 


 

„Wie jemand zu solch geistiger Inkontinenz fähig ist, kann ich euch leider auch nicht beantworten“, kommentierte eine spöttisch-fröhliche Stimme Zacks Gefühlsausbruch. „Ihr seid wie blutige Anfänger in diese mehr als offensichtliche Falle getappt. Geschieht euch ganz recht, dass ihr nun in Schwierigkeiten steckt.“

Zack wandte sich wütend um und ohne auch nur darüber nachzudenken, wer dort vor ihm stehen könnte, stürzte er sich auf den Neuankömmling. Niemand hatte das Recht, so mit ihnen zu sprechen.

Estela fing seinen Schlag mühelos mit einer Hand ab. „Das war wirklich erbärmlich.“

Zack war so überrascht, dass er seine Wut für einen Moment lang vergaß. Wie konnte diese Frau, die doch um ein vielfaches kleiner und schmächtiger war als er selbst, diesen Angriff so gelassen abwehren, als handele es sich lediglich um einen Windhauch?

„Überrascht, Bürschchen?“, fragte die Priesterin höhnisch. „Seinen Gegner nach seinem Aussehen zu beurteilen ist genauso wenig ratsam wie sich ohne nachzudenken auf jemanden zu stürzen.“

„Was geht dich das überhaupt an?“, knurrte Zack sie an, während die anderen die Szene mit leichter Befremdung verfolgten.

„Warum sollten mich solche Vorkommnisse nichts angehen?“, konterte Estela.

Zack schnaubte verächtlich. „Wahrscheinlich bist du sogar für all dies verantwortlich. Man kann niemandem trauen, der…“

Ein Fausthieb brachte Zack zum Verstummen. „Wie kannst du es wagen, du Wicht!“, schimpfte Estela und schickte ihn dann mit einer schallenden Ohrfeige zu Boden. „Du hast nicht die geringste Ahnung und glaubst trotzdem, dass du ständig dein Maul aufreißen kannst.“

Jules sah aus, als wäre er gerade Zeuge einer Naturkatastrophe geworden, während Alvar und Lydia ebenso verwirrte wie wissende Blicke miteinander austauschten.

Zack saß derweil wie ein Häufchen Elend auf dem Boden und rieb sich das Kinn.

„Ich bin hergekommen, um euch zu helfen“, eröffnete Estela ihnen und stieß dabei einen ungeduldigen Laut aus.

„Wer seid Ihr überhaupt?“, wollte Alvar misstrauisch wissen.

Estela zog einen Mundwinkel nach oben und deutete eine höhnische Verbeugung an, wodurch man Einblick in ihren großzügigen Ausschnitt erhielt. „Ich bin Estela, die Priesterin.“

„Du siehst aber nicht unbedingt wie eine Priesterin aus“, bemerkte Lydia gelassen. „Zumindest nicht in diesem Aufzug.“

Estela lachte. „Nun, das würde stimmen, wenn ich einem Gott als Priesterin dienen würde.“

Wie auf Stichwort rappelte Zack sich auf, Alvar setzte zu einem Zauber an und Lydia zog ein langes Messer. Jules begnügte sich damit, große Augen zu machen.

Beschwichtigend hob Estela die Hände. „Also wirklich, ich habe doch gesagt, dass ich euch helfen will“, erklärte sie. „Außerdem… was unterscheidet die Götter schon von den Dämonen? Mal abgesehen von ihrem Namen. Die Welt in Gut und Böse einteilen zu wollen ist eine sehr naive und ungesunde Einstellung. Es trübt euren Blick und macht euch anfällig für Intrigen. Ich für meinen Teil stelle mich über eine solche strikte Einteilung und biete euch meine Dienste an.“

„Was könntest du schon tun, wozu Alvar nicht in der Lage wäre?“, fragte Zack skeptisch. Er konnte selbst nicht fassen, dass er diese Worte überhaupt aussprach. Immerhin bestand kein Zweifel mehr daran, dass vor ihnen die Frau stand, die den Dämonenpakt eingegangen war. Ihr zu vertrauen wäre Irrsinn. Und doch… vielleicht war es auch eine Chance.

Estela blinzelte zwischen den Strähnen ihres karmesinroten Haares schmunzelnd hervor. „Weil ich im Gegensatz zu eurem Freund diese Barriere durchbrechen kann. Aber…“

„Aber was?“, hakte Zack nach.

„Ihr müsst mir vorher eine Frage beantworten“, fuhr Estela selbstsicher fort. „Wer ist gefährlicher als jemand, der alles verloren hat?“
 

Dana erlag für eine kurze Zeit der Hoffnung, dass sie nun gerettet wäre, nachdem der Elb erkennen musste, dass sie magische Kräfte besaß. Jedoch hielt das Schicksal bereits neue Schrecknisse für sie bereit, die – sobald man sie vollständig begriffen hatte – ein Leben grundlegend verändern konnten.

Entsetzt schrie Dana auf, als jemand ein Schwert durch den Körper ihres Angreifers stieß. Sie spürte warmes Blut auf ihrem Gesicht und stolperte zurück.

„Du hättest nicht meinen Weg kreuzen sollen“, sagte die Frau, die sich nun über die Schulter des Dunkelelben beugte.

Nein, korrigierte sich Dana in Gedanken selbst. Das war keine gewöhnliche Frau, sondern ebenfalls eine Elbin!

„Wa… warum tust du das?“, war alles, was ihr Opfer hervorbringen konnte. Seine Stimme war mehr ein Röcheln.

Die fremde Elbin lachte, allerdings klang dies mehr nach zersplitterndem Eis. Sie strich sich eine Locke ihres vollen, rabenschwarzen Haares hinter die Ohren und trieb die Klinge noch tiefer in den Körper den Mannes. „Du warst mir im Weg“, flüsterte sie. „Aber keine Sorge, die Wunde ist nicht tödlich, wenn sie gleich behandelt wird. Zu Schade, dass kein Heiler in der Nähe ist. Wenn ich es recht bedenke, solltest du dich vielleicht doch sorgen.“

„Hör auf damit!“, schrie Dana unvermittelt. Sie wusste selbst nicht genau warum, aber sie wollte nicht, dass der Elb starb. Sein Tod hätte keinen Sinn gehabt.

Als das Schwert aus dem Körper des Mannes gezogen wurde, sackte er auf dem Boden zusammen.

Die dunkelhaarige Elbin kniete daneben nieder und legte ihre Hand über die Wunde. „Ihr habt vollkommen Recht. Er war nur Mittel zum Zweck“, erwiderte sie gelassen, wobei die Verletzung langsam zu verschwinden begann. „Es ist nicht sein Tod, den ich will, sondern Eurer!“

Dana war zutiefst erschrocken, war aber geistesgegenwärtig genug, um sich auf einen Angriff vorzubereiten. Vorerst geschah allerdings nichts dergleichen.

Stattdessen verbeugte sich Danas Gegenüber. „Eravelle aus dem Calen-Eryn grüßt Dana, Prinzessin aus dem Eledhrim-Ardh.„

„Du hast mir diesen Brief geschrieben?“, entfuhr es Dana erstaunt.

„Ganz recht“, erwiderte Eravelle. „Ich habe Euch herbestellt und zwar aus gutem Grund.“

Dana schüttelte leicht den Kopf. „Was willst du damit sagen?“, fragte sie. „Was willst du von mir? Und woher weißt du überhaupt von meinem Bruder?“

Eravelles ungewöhnliche türkisfarbene Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich will, dass Ihr endlich Euren Teil der Verantwortung übernehmt. Tretet Euer Erbe an und flieht nicht länger vor Eurem Schicksal. Ich habe eigens dafür einen Bannkreis erstellt. Niemand soll uns stören und Ihr sollt keine Gelegenheit haben, Euch hinter jemandem zu verstecken.“

Dana schluckte. „Ich verstehe nicht, wovon du redest. Was soll das für eine Verantwortung sein?“

„Wenn Ihr das nicht wisst, dann habt Ihr kein Recht zu leben.“

Dana konnte nicht so schnell reagieren, wie Eravelle ein Messer gezogen hatte und sie auf den Boden drückte.

Nein, bitte! Ich will noch nicht sterben, dachte sie voller Panik.

Als sie etwas warmes, flüssiges auf ihrer Wange spürte, vermutete sie zunächst, dass es sich wieder um Blut handelte – ihr Blut. Doch sie irrte, denn es waren Tränen.

Eravelle weinte. „Das ist nicht fair“, schluchzte sie. „Warum könnt Ihr ein unbehelligtes Leben führen, während sich Mellryn für alle opfern musste? Wie könnt Ihr das zulassen?“

Und in dem Moment erkannte Dana, dass sie niemandem mit einem bösen Herzen vor sich hatte. „Du liebst meinen Bruder“, stellte sie mit erstaunlich gefasster Stimme fest.

Eravelle ließ sie endlich los und trat einen Schritt zurück. Den Blick hatte sie abgewandt, aber sie nickte.

„Mellryn bedeutet mir mehr als mein eigenes Leben“, sagte sie, als sie Dana wieder ansah. „Wenn ich nicht an seiner Seite sein könnte, dann hätte das Leben keinen Sinn mehr für mich.“

Diese aus tiefstem Herzen empfundenen Worte ließen Dana vergessen, dass Eravelle noch vor einer Minute vorgehabt hatte, sie zu töten. Sie zögerte kurz, bevor sie sich schließlich traute zu fragen: „Was ist mit meinem Bruder passiert?“

Eravelle schaute sie unverwandt an. „Als das Eledhrim-Ardh seinerzeit von den Azi Dahaka, den selbsternannten Dämonen, vernichtet wurde, hat sich Mellryn für Euch geopfert.“

Eravelle berichtete von dem Kampf und letztendlich auch von Mellryns Entschluss. Er war einer der mächtigsten Magier unter den Elben und es gelang ihm das Leben seiner jüngeren Schwester freizukaufen. Er wusste, dass es zu einem hohen Preis geschah, doch er wollte nicht mit ansehen müssen, wie man seine gesamte Familie auslöschte. Alle hatten geglaubt, er hätte das Eledhrim-Ardh für immer verlassen, aber er kehrte zurück – nahezu unbemerkt.

Eravelle hielt für einen kurzen Augenblick inne, ehe sie weiter sprach. „Damals verlor er sein rechtes Auge“, erklärte sie betrübt.
 

„Gefährlicher als…“ Zack betrachtete Estela voller Ungeduld, „Was soll dieser Unsinn bedeuten? Willst du uns auf den Arm nehmen?“

„Die Frage ist gar nicht so dumm“, fand Alvar.

„Nicht dumm, aber leicht zu beantworten“, fügte Lydia hinzu.

Zack rollte mit den Augen und wandte sich um. „Hättet ihr zwei dann die Güte, uns an euren Erkenntnissen teilhaben zu lassen?“, brummte er sarkastisch.

„Gefährlicher als der, der alles verloren hast, ist derjenige, der alles verlieren kann“, antwortete Alvar ruhig.

Estela grinste und klatschte dabei in die Hände. „Richtige Antwort!“

„Wirst du uns nun helfen?“, hakte Jules nach.

Estela nickte. „Ja, aber ich denke, dass der Spuk sowieso fast vorbei ist.“
 

End of Part 20



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Taroru
2009-10-31T21:57:39+00:00 31.10.2009 22:57
o.O
*sprachlos ist*
gott es hat mir echt die sprache verschlagen o.O

das ist genial geschrieben... auch die szenen umschwänker sind verständlich und machen sind (vorallem mach die mich immer neugierig was jetzt gerade bei den anderen passiert XD)

*schnell weiter liest*


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