Alles wird sich ändern von BinaLuna (denn die Zeit bleibt nicht stehen) ================================================================================ Kapitel 12: Mellryn ------------------- Alles wird sich ändern (Gemeinschaftsstory mit elbin-luna-chan) Author: Bina-chan86 Part: 12/? Alvar focht einen inneren Kampf gegen sich, zauderte und starrte dabei gedankenverloren auf seine langgliedrigen, eleganten Hände. Als er schließlich wieder aufsah, lag tiefe Unsicherheit in seinem Blick. Dana zuckte leicht zusammen, denn es war, als würde der Elb sie mit seinen Augen um Verzeihung bitten. „Unsere Angreifer, die Azi Dahaka, benannten sich selbst passender Weise nach einem Sturmdämon“, begann Alvar schließlich zu erzählen, wobei seine sonst so weiche Stimme brüchig klang. Skepsis legte sich über Lydias Gesichtszüge. Die Azi Dahaka waren ihr ein Begriff und als ihr einfiel, warum dies so war, sog sie erschrocken die Luft ein. Alvar ließ sich durch ihre Reaktion nicht beirren und fuhr stattdessen fort. „Die Azi Dahaka sind Wesen ohne jegliche Moral und lassen sich nur von ihren eigenen Begierden leiten, doch…“ Er hielt für einen Moment lang inne und dann sprach tiefe Verzweiflung aus seinen Worten. „Doch sie sind auch Spiegel unserer eigenen Sünden.“ Endlich brachte er es fertig, Dana in direkt in die Augen zu sehen. „Die Azi Dahaka sind gwarth – Verräter, aber ursprünglich waren sie Flüchtlinge aus dem Ardh.g Zack und Jules sahen überrascht zu Alvar hinüber, während Lydia betreten die Augenlider niederschlug. Dana lachte – nervös und beinahe hysterisch. „Das ist doch bestimmt auch nur so eine Geschichte, nicht wahr?" Flehend wandte sie sich Alvar zu. „Sag mir bitte, dass es nur eine Geschichte ist!" Betrübt schüttelte Alvar den Kopf. „Nein. Ich wünschte, es wäre so, aber mein Vater war dabei, als die Azi Dahaka vertrieben wurden. Damals vor fast 200 Jahren.“ Die Schwere der Erinnerung legte sich über Alvar wie ein schwarzes Tuch. „Einige Elben wandten sich zu der Zeit gegen deinen Vater, aber es waren zu wenige, um von einem Krieg zu sprechen. Ein kleiner Trupp reichte aus, um sie zur Aufgabe zu bewegen. Also zogen sie sich in die undurchdringlichen nördlichen Wälder zurück und schworen Rache.“ „Warum haben sie überhaupt rebelliert?“, warf Jules ein. „Danas Vater hatte ein Bündnis mit den Menschen geschlossen, deren Reich südlich an das Eledhrim-Ardh grenzte: Wenn sie jemals angegriffen würden, so sollten die Elben ihnen zu Hilfe eilen. Das gleiche galt auch für den umgekehrten Fall. Die, die wir heute als Azi Dahaka kennen, missbilligten diesen Pakt zutiefst, denn sie hassten die Menschen. Stimmen wurden laut und forderten einen neuen König. Die Mehrzahl der Elben hielt jedoch treu zu Danas Vater“, erklärte Alvar. „Aber die Azi Dahaka wurden stärker, bis letztendlich der Tag ihrer Rache kam…“, schlussfolgerte Dana traurig. Besorgt legte Zack ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung?“, fragte er zaghaft. Dana zog unwirsch ihren Arm weg. „Natürlich!“ Zack wusste, dass sie log, doch er wagte es nicht, sie weiter zu bedrängen. Dana schwieg lange. Tränen brannten dabei unter ihren Lidern. „Niemand“, brachte sie dann schluchzend hervor. „Niemand aus meiner Familie hat überlebt. Ich bin ganz allein, weil irgendwelche Leute die Entscheidungen meines Vaters nicht mochten.“ Nun war es an Alvar, verwirrt dreinzublicken. „Alle, aber…“ „Was ist?“, zischte Dana ihn aufgebracht an. Alvar hob beschwichtigend die Hände. „Was ist mit deinem Bruder?“ Dana zog die Augenbrauen zusammen und ihr Blick wanderte flüchtig zu Zack. Doch Alvar schüttelte den Kopf. „Ich spreche nicht von ihm, sondern von deinem richtigen Bruder.“ Dana wurde blass. Sie saß da wie erstarrt und versuchte verzweifelt sich zu erinnern. Die Gesichter ihrer Eltern konnte sie sich mit Leichtigkeit ins Gedächtnis zurückrufen, aber an einen anderen Verwandten konnte sie sich nicht entsinnen. „Nun ja“, räumte Alvar ein, „vielleicht warst du noch zu jung, als er fort ging. Sein Name ist Mellryn. Er besaß die Klugheit deines Vaters und das schöne Gesicht deiner Mutter.“ „Was ist aus ihm geworden?“, wollte Dana wissen. „Das weiß ich leider nicht“, bedauerte Alvar. „Er verschwand eines Tages und kehrte nie wieder nach Eledhrim-Ardh zurück.“ Lydia musterte den Elb aufmerksam. „Er verschwand… ebenso wie du?“ Alvar lächelte wehmütig. „Ich bin fort gegangen, weil ich es nicht länger mit ansehen konnte, wie immer mehr von uns in Schweigen verfielen. All das Schlechte, was uns in der Vergangenheit widerfahren ist, ebenso wie das Gute – niemand sprach mehr darüber. Selbst ich empfand die Azi Dahaka bald lediglich als bösen Traum. Da entschied ich mich zu gehen. Ich wollte meine Freunde in Gedanken am Leben erhalten und sie nicht vergessen." „Geschichten geben denen, derer wir gedenken sollten, einen Platz in unseren Herzen“, pflichtete Lydia ihm sanft bei. Den Rest des Abends verfiel Dana in nachdenkliches Schweigen und so starrte sie still zum Fenster hinaus. Sie beobachtete die Schneeflocken so lange, bis sie vor ihren Augen verschwammen. Einen Bruder, ich habe einen Bruder, dachte sie mit einem leichten Gefühl von Befremden. „Mellryn“, flüsterte sie, als könne der Name ihn erscheinen lassen, gleich einem Zauber. Wie er wohl sein mochte? Er besaß die Klugheit deines Vaters und das schöne Gesicht deiner Mutter, hatte Alvar gesagt. Jedoch konnte sich Dana beim besten Willen kein Bild von ihm machen. Vielleicht war es auf diese Weise ja das Beste. Ja, möglicherweise wollte Mellryn gar nicht, dass man sich an ihn erinnerte. Warum hätte er sonst fortgehen sollen? Die vielen Fragen, die in Danas Kopf herumschwirrten, verursachten ihr irgendwann Kopfschmerzen und sie rang sich dazu durch, endlich schlafen zu gehen. Mitten in der Nacht – es war inzwischen weit nach Mitternacht – schlich Zack aus seinem Bett zu Dana. Er zögerte einen Moment lang, ehe er sie vorsichtig anstupste. Dana erwachte brummend und bedachte Zack mit einem halb verschlafenen, halb irritierten Blick. „Zack… was ist denn?“ „Ich wollte dich nur etwas fragen“, begann ihr Ziehbruder unsicher. „Wenn du…“ Er unterbrach sich selbst und setzte neu an. „Wenn du deinen richtigen Bruder finden würdest, würdest du denn bei ihm bleiben wollen? Für immer, meine ich.“ End of Part 12 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)