100 Moments von GodOfMischief (Brotherhood) ================================================================================ Kapitel 6: Wie es damals war ---------------------------- Titel: Wie es damals war Autor: Wort: #55 - Verrat Charaktere: Sascha, Sarah, Benedict, Kai, Bernadette Genre: Drama..? Sonstiges: Ich habe ein mal angefangen die Originalstory auszuschreiben, wie Sascha zu dem wurde, der er heute ist und so weiter und so fing es an: „Der Junge zieht schon wieder so ein Gesicht“, die dünne Stimme war nur ein Flüstern, doch in dem Wagen war es so still, das man sie auch so vernehmen konnte. Der kleine Junge, der gemeint war, war der fünfjährige Sascha, der in der Mitte der Rückbank saß und ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter machte. „Er kann kein anderes Gesicht machen, das sieht immer so dämlich aus“, murmelte das blonde Mädchen, das zu seiner rechten saß. Saschas Hand zuckte, als er versucht war sie ihr in den Magen zu schlagen, doch er riss sich zusammen, als sein Vater einen strafenden Blick nach hinten warf: „Sarah, hör auf so über deinen Bruder zu reden und du Sascha guck nicht so“ Kaum richtete er seinen Blick wieder auf die Fahrbahn vor sich, ließ es sich Sarah nicht nehmen ihren kleinen Bruder gegen das Schienbein zu treten. Er streckte ihr sofort die Zunge heraus und verpasste ihr einen Faustschlag gegen den Oberarm. Ihr gespielter Schmerzensschrei hallte durch den Wagen: „Daddy! Hast du das gesehen?“, sie rieb sich den Oberarm und die falschen Tränen ließen auch nicht lange auf sich warten. Sascha hingegen zog die Augenbrauen zusammen und funkelte die Ältere wütend an. Es war klar, das sie sofort alles aus ihrem Repertoire zog. „Es reicht!“, die Worte waren fast schon ein Kreischen, als sich Bernadette in das Gespräch einschaltete, „Honey, halte bei der nächsten Moglichkeit“, sie drehte sich zu den drei Kindern auf dem Rücksitz um und warf jedem von ihnen einen vernichtenden Blick zu, sogar Benedict der kein einziges Wort dazu beigetragen hatte, doch an dem kurzen Blickaustausch mit dem Kleinsten, konnte man erkennen, das er genauso genervt von diesem war, wie seine Schwester und seine Mutter, die sich nun bereits die Schläfen massierte, da ein weiterer ihrer bekannten Migräneanfälle drohte. Das Tempo wurde langsamer und mit einem Schlenker fuhr Kai auf eine Raststätte. Es war zwar nicht mehr weit, bis sie wieder in Basin waren, doch wenn Bernadette es sagte, wurde es gemacht. Und kaum stand der Wagen, riss sie die Tür auf und stackste auf ihren schwarzen Pumps davon, in Richtung des kleines Verkaufshäuschens. Es dauerte auch nicht lange und Benedict, sowie Sarah sprangen aus dem Wagen, rannten über den asphaltierten Weg, dann die Böschung herunter um auf den Spielplatz des Fernfahrerrestaurants zu gelangen. Nur der Vater machte keine Anstalten aufzustehen, stattdessen beobachtete er im Rückspiegel das Jüngste seiner Kinder. Manchmal musste er sich doch eingestehen, dass der kleine Sascha ihn in seine schlechte Stimmung mit hinein sog, wie ein Strudel aus derlei negativen Gefühlen und dann kam er zu dem Schluss, das er ihn vielleicht doch bei seiner Mutter hätte lassen sollen. Doch diese konnte nichts aufweisen. Also hatte er zugestimmt ihn aufzunehmen, um ihm ein besseres Leben bieten zu können. Bernadette war zwar nicht so angetan davon, doch er war immerhin ein kleines Kind – jetzt gerade mal fünf Jahre alt. Und schlau war er. Ohne hinzu gucken, hatte er schon das Gefühl beobachtet zu werden und schnallte sich ab, sodass auch er aus dem Wagen klettern konnte. Seine kleinen Hände versteckte er in den Hosentaschen, seine grünen Augen glitten aufmerksam über den fast ausgestorbenen Parkplatz. Einige Familien kamen wohl gerade wie sie aus dem Urlaub zurück und machten nun eine Pause um sich die Beine zu vertreten. Der Himmel über ihnen war schon wieder grau. Kaum waren sie zurück in der Heimatstadt, begrüßte sie das fast schon typische Regenwetter. Der Kleine umrundete die Zapfsäulen, bevor auch er sich zu der Grünfläche trollte, sie einige Male auf- und abging, bis er abseits davon einen kleinen Hund entdeckte, der aufgeregt anfing mit dem Schwanz zu wedeln, als auch er den Jungen ausmachte. Sascha hätte gerne einen Hund als Haustier gehabt, jemanden, mit dem er spielen konnte, denn mit seinen Halbgeschwistern verstand er sich schließlich nicht so gut und seine Eltern, beziehungsweise seine Stiefmutter waren nie da oder nicht dazu bereit etwas mit ihm zu spielen. Und Haustiere durften sie auch nicht halten. Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht, als er zu dem Jungtier – vermutlich gerade aus dem Welpenalter heraus gewachsen – kam und es nun immer aufgeregter wurde. War es hier ausgesetzt worden, oder sollte es hier nur warten? Die Zeit war wie vergessen, während er sich mit dem Tier beschäftigte, keiner kam um es mitzunehmen. Vielleicht gehörte er wirklich niemandem? Der Weg nach Hause war gar nicht mehr weit, die nächste Ausfahrt und sie kamen gleich in das Hafenviertel, mussten sich nur noch durch die Innenstadt schlängeln und dann waren sie fast da. Aber seine Eltern ließen sich sicher nicht überreden und schon keinesfalls von ihm. Mit einem traurigen Seufzen tätschelte er dem Hündchen den Kopf und erhob sich, um wieder zurück zum Auto zu trotten. Sein Blick haftete auf den Autos, die nicht alle säuberlich in Reih und Glied eingeparkt worden waren. Er wusste, das sie den großen, silbernen Familienwagen genommen hatten. Aufgrund des Platzes versteht sich. Normalerweise nahmen die Erwachsenen nämlich lieber den schwarzen, viel schickeren Wagen. Aber in den passten nicht noch zusätzlich drei Kinder. Kaum erreichte Sascha den Stellplatz, blieb ihm das Herz stehen. Die Parklücke war leer. Er spürte förmlich, wie alle Luft aus seinen Lungen wich, ihm das Herz mit einem schweren Schlucken in die Hose rutschte und pure Verzweiflung sich durch sein Innerstes frass. Sie hatten ihn hier zurückgelassen. Sofort kam ihm der Gedanke, das es Absicht war, mit hundertprozentiger Sicherheit konnte er sagen, das seine Stiefmutter dahinter steckte. Es dauerte keine fünf Sekunden, das nach dieser Erkenntnis Tränen in seinen Augen brannten, ihm gänzlich die Sicht auf den leeren Platz nahmen. Der kleine Sascha musste schwer schlucken und blickte sich verzweifelt um, vermutlich hatte er nur den Platz verwechselt, sie konnten, konnten, konnten einfach nicht ohne ihn gefahren sein. Doch, egal, wie oft er den Platz absuchte, er fand das Auto nicht und irgendwann gab er die Suche auf. Statt Trauer machte sich nun Wut in seinem Inneren breit. Seine kleinen Hände begannen zu zittern, die Tränen quollen endgültig hervor, kullerten über seine Wangen, doch er versuchte jegliches Schluchzen zu unterdrücken. Die Schwäche würde er nicht zeigen wollen. Mit versteifter Haltung, stackste er über den Platz zurück zu der Grünfläche. Er konnte spüren, wie einige Blicke auf ihm ruhten, ihm kurz folgten, doch keiner machte Anstalten ihn anzusprechen, zu fragen, ob alles okay sei. Das war es doch offensichtlich nicht. Warum half ihm denn keiner? Wahrscheinlich war es wirklich so, wie sein Vater immer sagte: „Vertraue nie auf andere“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)