Sturm & Drang von die-in-darkness ================================================================================ Kapitel 80: Ein neues Problem ----------------------------- Kapitel 80 ~~~~ „Lass mich deine schlechten Erinnerungen durch schöne ersetzen...“, Hilary schlug die Augen auf als sie seine warmen Lippen auf ihren spürte. Ihre Hände legten sich sofort um seinen Hals und hielten seinen Kopf fest. Sie würde ihn nie wieder gehen lassen...genauso wenig wie er sie. ~~~~ Es nahten die letzten Tage für die kleine Familie in Tokio. Es waren vertraglich die wichtigsten Dinge geklärt, und Kai wirkte mittlerweile ziemlich entspannt. Am letzten Morgen vor ihrer Rückreise hatte er sich mit Emilia sogar durchgerungen herunter an den Pool zu gehen. Es war noch angenehm kühl am Wasser doch die Liegen wurden schon vorsorglich mit Handtüchern blockiert. Kai ließ sich davon nicht weiter stören, nahm Handtücher von zwei Liegen und legte seinen eigenen darauf. Emilia hielt eine kleine Schüssel in den Händen die reichlich mit frischem Obst gefüllt war. Das naschte sie auf dem Weg. „Du weißt schon, dass du jetzt nicht schwimmen gehen darfst?“, der Blick seiner Tochter verriet ihm, dass es ihr herzlich egal war, ob sie ins Wasser durfte oder nicht. Schwimmen konnte sie nämlich eh nicht. Genüsslich steckte sie noch ein Stück Erdbeere in den Mund. „Damit sinken deine Chancen weiter.“, hockte er sich wissend neben sie und drückte den Finger gegen ihre dicke Wange, in der sie die Erdbeere hamsterte. Emilia musste sich sehr anstrengen um ihrem Vater die Zunge heraus zu stecken. Das gestaltete sich schwieriger als gedacht. Der kleine Mund öffnete sich und die Zunge lugte ein kleines Stück heraus ehe es PLOPP machte und das unzerkaute Stück Obst aus der Wange flog. Für einen kurzen Moment herrschte betretene Stille zwischen den beiden. Emilia schlug beide Hände vor den Mund als sie die hochgezogene Augenbraue ihres Vaters sah. Der Anblick seiner Tochter war unbeschreiblich und ließ den sonst so beherrschten Russen in ein unaufhörliches Lachen verfallen. Emilia sah ihren Vater überrascht an, hatte sie ihn noch nicht oft lachen sehen. Unter ihren Händen musste auch sie grinsen. „Ihr scheint eine Menge Spaß zu haben!“, rief es ein Stück entfernt von ihnen. Hilary war auch aufgestanden und gesellte sich zu den beiden. Sie trug einen türkis farbenen Bikini und um die Hüften ein dünnes Tuch gebunden. „Was ist denn so lustig?“, grinste sie ebenfalls, denn viel brachte ihren Mann nicht dazu in der Öffentlichkeit eine derartige Gefühlsregung zu zeigen. Kai räusperte sich, stand auf und nahm die Erdbeere vom Boden. „Das bleibt unser Geheimnis.“, er legte symbolisch seinen Finger auf den Mund und zwinkerte seiner Tochter vielsagend zu. Die nickte sofort. Dann wand er sich seiner Frau zu. „Na, endlich ausgeschlafen?“, seine Hände legten sich sanft auf ihre Seiten, gefolgt von einem Kuss. Hilary verzog das Gesicht. Sie hätte gerne noch weiter geschlafen. „Es gibt da jemanden, der dachte, dass die paar Stunden ausreichen würden...“, sagte sie übertrieben betont, wobei sie ihren Bauch streichelte. „Das Baby ist heute ziemlich aktiv.“ „Vielleicht ist dem kleinen zu warm da drin...“, schlussfolgerte der blau-haarige, worauf seine Frau kopfschüttelnd abwinkte. „Blödsinn... Aber vielleicht hilft eine Abkühlung. Und hör auf immer zu behaupten es wird ein Junge!“, seine Anmerkungen zum Geschlecht des Babys häuften sich je größer ihr Bauch wurde. Dabei ließen sich die beiden überraschen und Hilary glaubte nicht daran, dass Kai einen 7. Sinn dafür besaß. Kai zog die Schultern hoch. „Wie du meinst.“, und sprang mit einem gekonnten Köpper ins kühle Nass. Er tauchte auf und hielt sich am Beckenrand fest. „Los, komm schon. Das Wasser ist angenehm.“ Kurze Zeit später schwammen sie zu dritt durch den Pool. Ihren letzten Tag verbrachten sie großteils draußen am Pool und ehe sie sich versahen war es Abend geworden. Die letzten Sachen packten die beiden am Morgen darauf ein. Ihr Flug würde gegen 12 Uhr Mittag starten, somit konnten sie den Vormittag in aller Ruhe nutzen. Ein letztes japanisches Frühstück im Hotel, danach im Park den Spielplatz unsicher machen. Kurz vor dem Mittag gab Kai den gemieteten Wagen zurück, den er sich am Anfang in Tokio besorgt hatte. Endlich hatten sie den Check-In überstanden, die Koffer abgegeben und die restliche Zeit hieß es warten. Für Emilia eine wahre Freude, denn diese außergewöhnlich großen Vögel zogen sie magisch an und sie klebte regelrecht an der großen Fensterscheibe. Jetzt näherte sich ihr Flieger, der direkt vor der Scheibe zum Stehen kam. Unten bereiteten die Mitarbeiter die Schleuse vor, es wurden letzte Anweisungen gegeben. Eine halbe Stunde später waren sie in der Luft. Der Flug dauerte ein paar Stunden und alle waren erleichtert heil in Moskau festen Boden unter den Füßen zu spüren. Zurück im eigenen Heim hielt der Alltag schnell wieder Einzug. Die folgenden Wochen vergingen zügig und auch die Arbeit im Sportzentrum ging wieder ihren geregelten Gang. Allerdings nicht zur Freude des Chefs. An einem Vormittag klopfte es an seiner Bürotür. „Ja!“, rief er laut und seine Mitarbeiterin trat ein. Sie war in seinem Alter, allerdings ziemlich nervös wie es schien. Vorsichtig kam sie dem Schreibtisch näher, Kai deutete mit einem Wink an, dass sie sich setzen sollte. Er trug auf einer Liste ein paar Zahlen ein, dann wand er sich der Person vor ihm zu. „Ich höre.“, ihm war der Zettel, den sie in der Hand hielt beiläufig schon aufgefallen, worauf er gleich zum Punkt kommen wollte. Die junge Mitarbeiterin hatte großen Respekt vor ihrem Chef, das sah man ihr an der Nasenspitze an. Ihr blondes Haar war gelockt und über die Schulter nach vorn gelegt. Zögerlich legte sie den Zettel auf den Schreibtisch. Kai, der bis eben noch zurückgelehnt in seinem Bürostuhl saß, lehnte sich vor um das Schriftstück zu lesen. Dabei sah er seiner Mitarbeiterin flüchtig ins Gesicht und bemerkte, dass sie geweint hatte. Ein tiefes Schnaufen hallte durch den Raum als er den Zettel kurz überflogen hatte. „Herr Hiwatari...es tut mir leid...“ „Ein Beschäftigungsverbot? Das heißt dann wohl...“ „Ich bin schwanger. 6. Woche. Der Arzt hat sofort das Verbot ausgestellt, als ich ihm gesagt habe wo ich arbeite.“, sie senkte ihren Kopf und rang mit den Tränen. Der blau-haarige reichte wortlos eine Packung Taschentücher herüber. Wie sehr er nicht ausstehen konnte, wenn Frauen weinten... Eine passende Antwort auf die ungeplante Situation wollte ihm auch nicht gelingen. „Da kann man nichts machen...“, innerlich ohrfeigte er sich für diese dumme unprofessionelle Antwort. Einen Moment später wirkte er wieder geordneter. „Ich brauche zusätzlich noch irgendeine ärztliche Bescheinigung, die bestätigt, dass Sie wirklich schwanger sind.“, sprach er kühl weiter. Die junge Frau nickte und wischte mit dem Tuch über ihr Gesicht. „Reicht Ihnen das hier erstmal?“, sie öffnete den Reißverschluss ihrer Handtasche und zog ein kleines Ultraschallbild hervor. „Hm. Ich denke für den Moment schon.“, er nahm das Bild, kopierte es und legte es zu ihrer Personalakte. „Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie das Heft bekommen und einen genauen Termin wissen.“, damit reichte er das kleine Bild wieder zurück an ihre Besitzerin, die erneut nickte. Kai erhob sich, um die Akte wieder wegzuräumen. „Gibt es noch etwas?“ Aufgeschreckt sprang sie vom Stuhl. „Nein! Nein...ähm...auf Wiedersehen Herr Hiwatari.“ „Ja. Herzlichen Glückwunsch.“ „Danke.“, damit verließ die Mitarbeiterin das Büro und hinterließ eine Lücke im Zentrum um das Kai sich jetzt kümmern musste. Der gezielte Griff zum Telefon war schon unbewusst gemacht. Da war es auch nicht verwunderlich, dass er den Amerikaner am anderen Ende der Leitung begrüßte. „Wir haben hier ein Problem.“ „Wir?“ „Ja, ich brauch dich hier.“ Ein Murren vom anderen Ende war zu hören. „Weißt du eigentlich wie spät es ist?“ „09:47 Uhr.“ Erneut ein resigniertes Seufzen. „Das war eine rhetorische Frage...was ist denn los?“ Kai schilderte die erlebte Situation mit seiner Mitarbeiterin und bekanntlich war Max der Letzte, der einem Freund Hilfe verweigern würde. Doch es war mitten in der Nacht bei ihm, daher war sein Gemütszustand nicht der beste. Auch die Tatsache, dass Emily neben ihm lag und herum moserte, förderte dies nicht unbedingt. „Ich werde sehen was ich machen kann...aber...lass mich bitte eine Nacht darüber schlafen...“ Nach dem Telefonat mit seinem Geschäftspartner, welches sich anders entwickelt hatte als er im Kopf hatte, klopfte er nervös mit dem Kugelschreiber auf seinem Schreibtisch herum. Es musste doch eine Lösung für dieses unvorhergesehene Problem geben... Kai schrieb dem Amerikaner zusätzlich noch eine Email in der er erklärte, was genau passiert war. Und, dass er dringend Personal bräuchte. Als nach einigen Stunden des Wartens seine Email beantwortet wurde gab es noch ein größeres Problem: Eine weitere Angestellte gestand ihrem Chef die Schwangerschaft und damit sofortiges Beschäftigungsverbot. „Warum ausgerechnet jetzt...“, murrte er unzufrieden vor sich her, als er gedankenversunken über den langen Flur zu den Bey-Arenen lief. Er hatte mittlerweile seinen Anzug gegen einen lässigen Trainingsanzug getauscht um die beinahe ausfallende Trainingseinheit selbst zu leiten. In der Hand trug er ein Klemmbrett, welches ihm den Stand seiner Schüler verriet. Es war bereits nachmittags und das sollte die letzte Einheit des Tages gewesen sein, die seine schwangere Angestellte hätte leiten sollen. Nach einer Stunde verabschiedeten sich die Kinder und wurden freudig von ihren Eltern in Empfang genommen. „Was für eine Truppe...“ Damit am morgigen Tag nicht wieder so ein Chaos herrschen würde, überarbeitete er bis zum frühen Abend die Dienstpläne und verteilte alle Trainer neu. Das sollte für den Moment kein größeres Problem darstellen. Allerdings könnte er nicht auch noch das Training der Kinder neben der Büroarbeit übernehmen. Hinzu kam, dass Hilary mittlerweile hochschwanger war und es nur noch eine Frage der Zeit war bis die Geburt losging. Zuhause wurde er bereits mit einer warmen Mahlzeit erwartet. Mal wieder kam er viel zu spät von der Arbeit. Hilary war bereits daran gewöhnt, doch wünschte sie sich etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Der Russe brachte auf Wunsch seiner Tochter, diese ins Bett und ihr fiel immer wieder etwas neues ein was sie ihm erzählen musste. Aufmerksam hörte ihr Vater den spannenden Geschichten seiner Tochter zu bis er nach einer Stunde dem Ganzen den Riegel vor schob. „Es reicht jetzt aus, Emilia. Leg dich hin...so zudecken...“, spaßig warf er die Decke über ihren Körper samt Kopf, was die kleine urkomisch fand. „Okay, jetzt ist aber wirklich Schluss.“, vermutlich maßregelte er sich gerade selber mehr als Emilia. Die lag nun bereit für das abendliche Hörspiel eingekuschelt im Bett. „Papaaaaaa...? Wann kommt das Baby?“, fragte sie ihren Vater nachdem er die CD angeschaltet hatte. Ein lauter Seufzer verließ seinen Mund, er zuckte mit den Schultern. „Hoffentlich lässt es sich noch Zeit...Gute Nacht...“, er schloss leise die Tür und kehrte zu seiner Frau zurück. Sie hatte ihre Füße bereits hochgelegt. Die Schwangerschaft strengte sie immer mehr an. Auch ihr Bauch wurde zusehends praller. Kai ließ sich neben ihr nieder und sofort kuschelte sie sich an ihn. Er legte seinen Arm um sie. „Was gibt es neues bei dir?“, erkundigte sie sich. Sein Seitenblick verriet ihr allerdings nicht weiter danach zu fragen. Er warf müde seinen Kopf nach hinten... „Beschissener hätte es heute echt nicht werden können... Ich brauche neues Personal...“ „Ohje, hat etwa jemand gekündigt?“ „Schlimmer...zwei Frauen aus dem Trainerteam sind schwanger...mit sofortigem Arbeitsverbot. Max kann auch niemanden entbehren und frühestens in einer Woche herkommen...“, genervt fuhr er sich durch die Haare. „Dann musst du jemand neues einstellen!“ „Schlaumeier...daran hab ich auch schon gedachte. Die Auswahl ist allerdings nicht sehr überzeugend...“ „Probier es doch aus. Schalt eine Anzeige in der Zeitung oder wo auch immer und dann warte ab.“ „Genau da ist der Knackpunkt. Ich kann nicht warten. Ich brauche jetzt jemanden, der das Training in Eigenregie leiten kann. Und zuverlässig ist.“ Hilary atmete lautstark aus. Konnte er nicht einmal in so einer Situation seine Ansprüche ein Stück herunterfahren? Klar, verstand sie ihn sehr gut, doch war sich Kai mal wieder selbst im Weg... Tags darauf hatte Kai erneut eine Mail von Max im Postfach. Dieser konnte es einrichten Anfang nächster Woche bei ihm zu sein. „...das wären dann...“, er blätterte in seinem Terminkalender, der vor ihm auf dem Tisch lag. „...fünf Tage...ohne Wochenende drei... Das sollte machbar sein.“, redete er mit sich selbst. Eine seltsame Angewohnheit, die er entwickelt hatte. Gut, dass ihn niemand hören konnte. Er mailte Max zurück, dass es in Ordnung gehen würde. Innerlich hoffte er natürlich, dass sein Stellvertreter eine Nonplusultra-Lösung im Gepäck haben würde. Ein weiterer Tag verging und er zog sich wie Kaugummi in die Länge. Wieder einmal überarbeitete er die Pläne und erstellte geeignete Trainingspläne für die übernommenen Gruppen. Das bereitete ihm mehr Freude, schließlich war er sehr gut darin, sein damaliges Team zu drangsalieren. Mit Erfolg. „Hey...ich bin wieder da.“, rief er durch den Flur. Hilary hatte ihn bereits gesehen und winkte, dass er leiser sein sollte. „Emilia ist gerade erst eingeschlafen...sshh...“, sie deutete auf die Couch auf der die kleine in eine Decke eingekuschelt lag. Wissend nickte er. Emilia wollte auf ihren Papa warten, so wie sie es von ihrer Mama gelernt hatte. Die wartete nämlich auch jeden Tag auf ihn. Er gab seiner Frau einen liebevollen Kuss ehe er seine Tochter auf den Arm nahm und sie in ihr Bettchen trug. Vorsichtig deckte er sie zu und strich über ihr Gesicht. Unten erwartete Hilary ihn bereits. Er setzte sich mit seinem Essen an den Küchentisch und bekam gleich ein paar Zettel vor die Nase gehalten. „Hier.“ Er nahm ahnungslos die Zettel entgegen, „Ein Entwurf für eine Stellenausschreibung für das Zentrum.“ „Hilary...wir haben darüber gesprochen... Das ist meine Arbeit.“ „Und ich bin deine Frau und will etwas für dich tun! Also ließ es dir doch wenigstens mal durch...“ Ungern nahm er die Hilfe seiner Frau an. Es waren zwei Entwürfe für die Ausschreibung der zu besetzenden Stellen. Kai gab keinen Laut von sich, nur die Augenbrauen sprachen für ihn. „...und?“, fragte die Brünette und setzte sich zu ihm. „Hm.“, kam es knapp, worauf er das Papier hinlegte und zu essen begann. „Hört sich nicht schlecht an...“ „Echt? Schau mal, ich hab hier mal geguckt...“, sie zückte erneut einen Zettel. „Da, da und da könntest du die Anzeigen günstig schalten. Da würden sie von vielen gesehen werden. Und wenn du bei dem-“ „Stopp!“ „Was?“ „Du hast das alles schon in Sack und Tüten?“ „Ja. Du musst es nur noch absegnen.“, grinste sie und legte eine Strähne hinter ihr Ohr. Ein Schnauben war gleichzeitig unüberhörbar. „Du hast dich gegen meinen Willen eingemischt..., eine Anzeige entworfen...und soweit, dass sie nur noch online gehen muss...“, er warf sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „...über welche Zeitspanne reden wir hier?“ Hilary's Augen wurden größer. Schnell suchte sie nochmal nach den genauen Zahlen. „Ähm...die hier wäre für vier Wochen....und...die sogar für acht Wochen. Wobei...“ „Lass beide online gehen.“ „Echt jetzt?“ „Hab ich undeutlich gesprochen?“ „Was? Nein! Aber- das heißt du machst das?“, ihr zufriedenes Lächeln wurde immer breiter. Das war einfacher als sie dachte. Im Großen und Ganzen war er wohl doch einfach dankbar über die Arbeit, die sich Hilary machte ohne etwas dafür zu verlangen. „Das Geld haben wir auch noch übrig.“, zuckte er gleichgültig mit den Schultern. „...danke.“ „Das mache ich doch gerne für dich...und das weißt du hoffentlich auch.“, sagte sie liebevoll und umarmte ihn. Am selben Abend nur später, saßen die zwei im Bett vor Kai's Laptop. Er tat er wirklich. Er veröffentlichte gerade die Anzeigen über die er tags zuvor noch geschimpft hatte. „So. Online. Zufrieden?“, er klappte den Laptop zu. „Ja, sehr.“, bestätigte sie ehrlich seine Frage. „Dann heißt es jetzt warten.“ Hilary ließ sich ins Bett fallen. „Ja... Wie lange dauert so etwas eigentlich bis sich jemand meldet?“ „Wenn ich Glück habe nur ein paar Tage...“, er sprach die andere Variante erst gar nicht aus um nichts herauf zu beschwören. Die nächsten Tage vergingen wie die zurückliegenden, sie zogen sich endlos in die Länge. Kai prüfte mehrmals täglich das Mailfach, welches er extra für die Anzeigen eingerichtet hatte. „Immer noch nichts...“, grimmig schloss er das Email-Programm. Das konnte doch nicht so schwer sein jemanden zu finden... Warum meldete sich niemand? Er prüfte die Anzeigen erneut auf Fehler, Telefonnummern prüfte er auf Richtigkeit, ebenso die Email Adresse. Alles stimmte. Dann kam ein Anruf von Max rein. „Heeeey Mann! Was geht ab? Gibt's schon was neues?“, diese überschwängliche Freude und Zuversicht ruinierten seinen restlichen Tag komplett. Knurrend verneinte der Russe die gut gemeinten Fragen seines Kumpels. „Oh man... Ich hab dafür Neuigkeiten! Da wir momentan in New York wenig zu tun haben, konnte ich eher einen Flug buchen und sitze gerade beim Check-In.“ Sprunghaft erhob sich eine Augenbraue des Zuhörers. Sein Tag wurde vielleicht doch nicht so bescheiden wie er eben noch dachte. „Morgen früh sollte ich landen, wenn alles nach Plan läuft. Ich hab gesehen, dass du eine Anzeige geschaltet hast.“ „Hör mir auf...die ist nicht auf meinen Mist gewachsen...“ „Ah, Hil...ich verstehe.“, grinste Max am anderen Ende der Leitung. „Hat sich denn schon jemand gemeldet?“ „Nein...“, da war sie wieder die schlechte Laune von vorhin. Nebenbei öffnete er wieder das Postfach. Immer noch nichts. „Cool bleiben, das braucht manchmal eine Weile bis es läuft.“, der Amerikaner hatte bereits mit Judy über diese Art von Onlineschaltungen gesprochen. Sie suchten in New York nur über diese Plattformen nach neuem Personal. Und das ziemlich erfolgreich. Da würde es Kai sicherlich auch schaffen. Es verging eine weitere Woche, die der Russe damit verbrachte, Trainingspläne zu schreiben, Dienste zu ändern und ganze Trainingsstunden zu übernehmen. Das konnte er sich glücklicherweise mit Max teilen, der ein tatkräftige Unterstützung bot. Regelmäßig checkte Kai die Emails nach Bewerbungen, bis an einem Abend eine Nachricht auf seinem Handydisplay aufploppte. „1 neue Nachricht“, Kai schnappte sein Handy und tippte darauf herum. » Betreff: Bewerbung.....“ „Wer schreibt dir denn jetzt noch?“, Hilary drehte sich müde zu ihm herum. „Nicht so wichtig. Schlaf ruhig weiter...“ „Hmm....“, schon war die brünette wieder im Land der Träume. Vermutlich war sie gar nicht richtig wach und würde sich am nächsten Morgen gar nicht mehr an diese Frage erinnern. Wie spät war es eigentlich? Ein nochmaliger Blick auf das Display verriet ihm die Zeit. Kurz vor elf. Na diese Person hatte Nerven zu so einer Zeit Bewerbungsunterlagen einzureichen. Auch wenn die Zeit etwas unpassend war und er eigentlich schlafen wollte, überflog er die erhaltenen Unterlagen. Er schloss seine Augen für einen Moment. Wieder eine Frau, dachte er sich, als er den Namen las. Dennoch wollte er dieser Person eine Chance geben und sie nicht vorverurteilen. Beim Überfliegen des Anschreibens stellte er fest, dass ihre Referenzen sehr gut waren. So hatte es den Anschein. Schließlich konnte jeder Schreiben was er wollte, ob es nun der Wahrheit entsprach würde er noch herausfinden müssen. Moment. Gab er dieser Frau da gerade eine gedankliche Zusage auf ein Vorstellungsgespräch? Das lang ersehnte Wochenende war endlich da und gemütlich saß die kleine Familie samt Max am Frühstückstisch. Als dieser aber die ganze Zeit auf seinem Handy herumtippte, wies der Herr des Hauses ihn in die Schranken. Wortlos entfernte er das störende Ding aus Max' Hand. „Hey!“ „Komm runter...du kannst später mit Emily weiter diskutieren.“ Eins zu Null für Kai. Max tippte gefühlt seit er in Moskau angekommen war auf dem Teil herum. „Ich hab eine erste Bewerbung bekommen.“ „Das ist super! Ist es denn auch jemand der deinen Ansprüchen gerecht wird?“, Hilary war erleichtert. Nun würde er vielleicht wieder bergauf gehen und ihr Mann hätte nicht mehr so viel um die Ohren. Kai zuckte mit den Schultern. „Die Bewerbung ist aussagekräftig. Hört sich nicht schlecht an. Einziger Haken: eine Frau.“ „Muss doch nichts schlechtes heißen.“, erwiderte Max. „Ja, bis zu dem Tag an dem sie schwanger sind.“, dafür kassierte er einen schmerzhaften Ellenbogenhieb in die Seite von seiner Frau. „Ist nun mal so, Hil...“, rechtfertigte er sich wissend und rieb die schmerzende Stelle. „Wann hast du sie eingeladen?“ „Sie hat keine Telefonnummer hinterlassen. Aber ich hab ihr per Email geantwortet. Es wird schon einen Grund geben, warum sie keine Nummer angegeben hat.“ „Vielleicht wird sie ja polizeilich gesucht oder ist eine Spionin von Boris.“, scherzte Max und brach in lautem Gelächter aus. Der Russe hatte für diese Ausschweifungen allerdings kein müdes Lächeln übrig, denn so abwegig klang das für ihn nicht. Wenn sein Großvater die Finger im Spiel hatte oder sogar Boris, dann könnte das eine verheerende Wendung nehmen. Soweit wollte er aber gar nicht denken. Am späten Abend erreichte den Halbrussen erneut eine Email, die Antwort von seiner Bewerberin. Max, der neben Kai am großen Küchentisch saß und am Laptop die neuen Stundenzeiten eingab, schaute interessiert zu seinem Nachbar. „Und?“ „Sie hat den Termin bestätigt.“ „Und wie heißt sie? Hat sie ein Bild in der Bewerbung?“, Max war äußert interessiert an dieser unbekannten Bewerberin. „Sie heißt Elena. Elena Bogdanowa.“, er rief die Email auf den Laptop und öffnete das Bewerbungsfoto. „Uh...sie sieht ja ziemlich gut aus.“, grinste der Blonde. „Das sollte sie auch. Damit passt sie ganz gut ins Team. Und als gelernte Physiotherapeutin kann sie nicht aussehen wie ein Sack Kartoffeln. Sie hat ein paar gute Qualifikationsnachweise, das sollte schon passen.“ „Wenn sie dich noch persönlich überzeugen kann, heißt es.“, lachte Max los. Drei Tage später sollte das vereinbarte Vorstellungsgespräch mit dieser gewissen Elena am Nachmittag stattfinden. Max war total hibbelig auf diesen Termin, während Kai dem eher kühl entgegen sah. Er rechnete nicht damit, dass diese Frau so professionell sein würde. Es war gerade Mittag und Hilary eröffnete ihrem Mann, dass sie Lust auf Pizza hatte. So war Kai mehr oder weniger gezwungen diese zu besorgen, denn Max nutzte die Chance um weiter mit Emilia zu spielen. Nachdem er die Pizzen im Wagen verstaut hatten, wollte er sich wieder auf den Heimweg machen. Doch er wurde durch einen Zwischenfall aufgehalten. Gerade als Kai das Auto startete sah er auf dem Gehweg zwei junge Leute die sich miteinander stritten. Oder eher der Mann, der seine Begleitung wüst beschimpfte. Der Blau-haarige verharrte hinter dem Steuer um die Situation zu beobachten. Wilde russische Beschimpfungen prasselten auf die junge Frau ein, die erfolglos versuchte ihren aufgebrachten Begleiter zu beruhigen. Dieser wurde in dem Moment handgreiflich und packte die Frau grob am Oberarm. Geschockt erstarrte sie in ihrer Bewegung während er sie weiter hinter sich her zog und beschimpfte. „Hey! Lassen Sie die Frau los!“, rief der blau-haarige den beiden ruhig aber mit Nachdruck hinterher. Er war aus dem Auto gestiegen um der jungen Frau zu helfen. Sofort drehte sich der stämmige muskulöse Mann um. Er trug die Haare kurz rasiert und sein Gesicht verriet dem Halbrussen, dass er mit Vorsicht voran gehen musste, um die Frau, welche er immer noch fest am Oberarm hielt, nicht weiter zu gefährden. „Verpiss' dich! Was geht dich das an, hm?!“, zusammen mit der jungen Frau drehte er sich um zum Weitergehen. „Ganz offensichtlich ist diese Frau nicht zufrieden damit wie Sie mit ihr umgehen! Also lassen Sie sie los!“, forderte er erneut. Eine prompte Reaktion des Gehenden folgte unmittelbar und er blieb stehen. Mit einem Ruck schubste er die Frau von sich, um sich dem Halbrussen zu zuwenden. „Du hast wohl heute noch keine Prügel kassiert oder warum flehst du danach?! Das Mädchen gehört mir und ich mache mit ihr was ich will!“, er schob seine Jackenärmel hoch und kam bedrohlich auf Kai zu. Dieser nahm die Hände aus den Hosentaschen, zu allem bereit. Sein Gegenüber fixierte er. Jede noch so kleine Bewegung nahm er wahr. Mit einem Mal ballte der stämmige Mann die Faust und schleuderte sie dem blau-haarigen entgegen. Dieser wich zurück und der nahende Schlag verfehlte ihn nur knapp. „Bitte nicht!“, rief die braunhaarige verzweifelt im selben Moment und konnte nichts als hilflos daneben stehen. Würde sie jetzt dazwischen gehen, könnte seine Aggression auch auf sie übergehen. Kai schlug die Faust des Gegenübers kräftig zur Seite doch schon kam die andere geflogen. Und diesmal traf der kräftige Kerl den Halbjapaner in die Seite. Der Schlag war fest und zeigte sofortige Wirkung. Kai zog scharf Luft ein und taumelte ein Stück zurück, wobei er sich die eben getroffene Stelle hielt. „Nicht schlecht.“, spottete der Unbekannte. „Du kannst noch stehen, ha ha ha!“, dem Russen schlug eine mächtige Alkoholfahne entgegen. Das erklärte wohl sein reizbares Verhalten. „Sergej! Hör doch auf!“, rief die Frau flehend noch einmal, griff aber weiterhin nicht ein. Kai hatte den letzten Schlag verkraftet und setzte jetzt zu einem Gegenschlag an. Eigentlich war das nicht seine Art sich auf offener Straße zu prügeln, doch gegen offensichtliche Gewalt an einer Frau musste er eingreifen. Er holte aus und versuchte den stämmigen Mann zu treffen. Der wich aus und auch ein zweites Mal ging Kai's Schlag daneben. Er musste sich auskennen. Vielleicht war er Boxer oder machte Kampfsport. Nach einem weiteren Schlag stoppte der Russe abrupt in seiner Bewegung. „Keine Bewegung, klar?“, der Unbekannte hatte aus irgendeiner Tasche an der Hose ein Messer gezückt und richtete es jetzt auf den Jüngeren. Er war gewillt es auch einzusetzen. Die Situation war höchst gefährlich und drohte zu eskalieren. Kai hob langsam die Arme, um ihm zu signalisieren, dass er ihn ernst nahm. Doch kurz darauf fuchtelte er wie wild mit dem Messer herum. „Ich hab gesagt, keine Bewegung!“, er kam ein Stück auf Kai zu und stach in der Luft herum. Kai hatte weder etwas um sich zu verteidigen, schon gar nichts um ihn anzugreifen. In seinem Kopf rotierten die Gedanken. Wie sollte er aus dieser Situation entkommen? Wenn er einfach wegfuhr, was würde aus der Frau werden? Wieder holte wildes Gefuchtel ihn aus seinen Gedanken zurück. Kai sprang schlagartig einen Satz nach vorne, griff nach der Hand seines Gegenübers in der das Messer war. Nur knapp zog der bewaffnete sich zurück und der Russe griff direkt in die Messerklinge hinein. Ein Schmerz durchfuhr seinen gesamten Körper, doch davon konnte er sich jetzt nicht unterkriegen lassen. Mit der rechten Faust schlug er so fest zu wie er konnte. Erst auf die Hand mit dem Messer und ein zweiter Schlag mit dem Ellenbogen direkt gegen sein Kinn. Sofort ließ der Typ das Messer los und taumelte benebelt von dem kräftigen Hieb zurück. „W-w-was...?“, das Messer fiel klirrend zu Boden. Ein paar Ausfallschritte des großen Kerls nach hinten hielten den Russen nicht auf. Als der sah, dass sein Gegenüber sich wieder gefangen hatte, setzte er nochmal zu einem Schlag an. Diesem konnte der alkoholisierte Mann nicht mehr standhalten. Kai knockte ihn aus und der kräftige Kerl sackte zusammen. „Oh nein! Sergej! Hey! Sergej!!“, die junge Frau seinen Alters rannte zu besagtem Sergej und versuchte ihn zu Bewusstsein zu bekommen. „Wach doch auf! Sergej!“, sie rüttelte aufgebracht an ihm. Kai nahm derweil das Messer an sich und stellte sich neben die braunhaarige. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“, er hockte sich neben sie, worauf sie schnell nickte. „Ja...aber wenn er zu sich kommt...“ „Dann sollten Sie nicht in seiner Nähe sein.“, stellte der Russe bestimmt fest. „Wenn ich nicht da bin wird er-“ „Randalieren?“ Ihr Kopf sank nach unten und nickte erneut. „Wir wohnen im nächsten Aufgang dort. Helfen Sie mir ihn nach Hause zu bringen! Bitte! Wenn die Polizei ihn mitnimmt-“ „Okay...“, er griff dem Bewusstlosen unter die Arme und die junge Frau versuchte ihr Bestes eben dasselbe zu tun. Es waren nur einige Meter, die sie schnell schafften. „Welcher Stock?“ „Der erste gleich. Dort!“, gemeinsam hievten sie den Mann drei Treppenstufen hinauf, in die Wohnung hinein und legten ihn auf die Couch im Wohnzimmer. „Der Typ ist voll wie ein Fass Wein...“, stellte er Russe noch einmal fest, doch stieß er damit auf taube Ohren. „Er trinkt sonst nicht so viel...nur ein bisschen...“ „Sie sollten sich von ihm fernhalten. Wer weiß, was er das nächste Mal macht.“ „Sergej ist ein guter Mensch! Das war er nicht selbst! Glauben Sie mir.“, sie beschützte ihn auch noch nach dem Aufsehen gerade auf der Straße? Entweder war sie dumm oder naiv. Oder beides. „Ihre Hand!“, sie lenkte die Aufmerksamkeit auf die stark blutende linke Hand. An seinen Fingern tropfte das Blut auf den Holzboden. „Scheiße...“, der blau-haarige hielt mit der anderen Hand das tropfende Blut auf. „Haben Sie ein Taschentuch?“ „Da wird wohl kein Taschentuch reichen.“, die brünette musste unweigerlich lächeln. „Kommen Sie mit. Hier entlang.“, sie ging voraus und der Russe folgte ihr stumm. Die Frau vor ihm war etwas kleiner als er. Schlank und gut gebaut. Ihre langen braunen Haare trug sie zu einem sportlichen Zopf gebunden. „Setzen sie sich...ich hab...hier nehmen Sie das erstmal.“, sie reichte ein paar Papiertücher um das Blut aufzufangen. Währenddessen kramte sie aus dem Badezimmer einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer. „Das ist nicht nötig.“, winkte Kai direkt ab. Er wollte ihr nicht noch mehr Umstände bereiten, die sie eh schon hatte. „Das muss aber verbunden werden so stark wie es blutet... Es tut mir so leid...“ „Ist schon gut...wenigstens hat er Sie losgelassen.“, kühl wie je, blockte er ab. „Bitte! Ich lasse Sie nicht eher gehen!“ Der Russe schnaubte trotzig. Wortlos legte er die Hand auf den Tisch, damit die Brünette sie von dem vielen Blut befreien konnte. Vorsichtig tupfte sie beide Schnittstellen ab. „Ich desinfiziere noch die Wunde...dass könnte etwas brennen...“, sie goss vorsichtig etwas Flüssigkeit auf ein kleines Tuch und tupfte um die Wunde herum. Und verdammt, es brannte mächtig doll! Kai versuchte sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen. Es ging ein Zucken durch seine Hand bei jeder Berührung. Schließlich verband sie notdürftig seine Hand. „Das wäre wirklich nicht nötig gewesen...“ „Damit sollten Sie noch zu einem Arzt gehen...“ „Ich kann alle Finger bewegen. Also halb so schlimm.“, demonstrativ bewegte er alle Finger seiner verbundenen Hand und grinste. „Passen Sie auf sich auf.“, er stieg die Stufen hinab und öffnete die Haustür. „Wie heißen Sie eigentlich?“, rief sie ihrem Retter hinterher. Er blieb noch einmal stehen. „Kai.“, er hob die Hand ehe er aus der Tür nach draußen ging. „Danke...Kai...“ Im Auto angekommen schnaufte er tief durch. Warum musste er sich auch einmischen? Das hatte er nun davon, eine tiefe Schnittwunde die Gregor mit hoher Wahrscheinlich nähen wollen würde. Sein Blick fiel dann auf den Beifahrersitz. „Na toll...und wie erklär' ich das meiner Frau...“, die Pizzen, die er vorhin eingepackt hatte, waren kalt geworden. Genervt fuhr er nach Hause. Nachher hatte er noch dieses Vorstellungsgespräch. Am liebsten würde er es absagen. Seine Laune näherte sich dem heutigen Tiefpunkt. Absagen konnte er es nicht...er brauchte Personal. Das Vibrieren seines Handys holte ihn zurück. Das steckte allerdings in der rechten Hosentasche. Mit der rechten Hand hielt er das Lenkrad. Mit der linken konnte er es nicht aus der Tasche fischen. Ein Teufelskreis! Er ließ es also gezwungenermaßen Klingeln. Auch nicht schlecht, und das Klingeln verstummte nach wenigen Sekunden. Kurz darauf bog er in die Auffahrt ein. Mit den kalten Pizzen, die er mit der rechten Hand trug, ging er zügig zur Tür und klingelte. Schnell wurde ihm auch geöffnet. „Mensch wo warst du denn so lange? Ich hab mir Sorgen gemacht!“, Hilary fiel ihm um den Hals und gab ihm einen Kuss. Kai deutete auf die Kartons die er trug. Hilary nahm sie ihm ab und ging schon vor in die Küche. „Was ist denn das?!“, brüllte es unüberhörbar aus der Küche. „Die sind ja kalt!“ „Sorry, es hat etwas länger gedauert. Mach sie einfach nochmal warm.“, Max griff ihr unter die Arme und schmiss eine Pizza nach der anderen nochmal in den Backofen. Die, von Emilia und Hilary zu erst, denn hungrige Frauen waren unberechenbar. Zufrieden saßen die beiden Damen des Hauses vor ihren Pizzastücken. „Hey Kai, wo bleibst du?“, erkundigte sich der Blonde nach seinem verschwundenen Freund. „Ja ja...“, aus dem Nichts kam er in die Küche und setzte sich ebenfalls mit an den Tisch. Während Max sich auch endlich seiner Pizza widmen konnte, nahm sich der blau-haarige nur zwei Stücken. Aufmerksam beobachtete seine Frau ihn. „Warum hat das denn so lange gedauert?“, genussvoll biss sie in das nächste Stück Pizza. „Es gab einen kleinen Zwischenfall.“, gab er teilweise zu und zeigte die verbundene Hand. „Wow! Was hast du denn gemacht?!“, Max fiel aus allen Wolken und auch Hilary konnte ihre Überraschung nicht verstecken. „Papa aua!“, auch die kleinste in der Runde konnte schon ahnen was sich unter dem weißen Verband versteckte. Beruhigend strich er ihr über den Kopf. „Kai was ist passiert?“, Hilary stand sofort auf um sich das ganze genauer anzusehen. Doch ihr Mann legte die Hand in den Schoß. „Halb so wild.“, speiste er das Thema wieder einmal ab. „Ich hab mich nur geschnitten.“, Schulter zuckend aß doch ein Stück mehr Pizza und das nahm er sich von dem Amerikaner. Nachher brachte Max seine kleine Lieblingsprinzessin ins Bettchen. Er liebte sie einfach, denn sie war so süß. Es wurde für Max und Emily höchste Zeit auch ein Kind zu bekommen, fand Hilary. Sie kümmerte sich gerade um ihren Mann. Unter Protest ließ er auch noch seine Frau einen Blick auf die, seiner Meinung nach, harmlose Schnittwunde werfen. „Was hast du da gemacht? Das sieht echt schlimm aus.“, sie entfernte den Verband vorsichtig. „Übrigens dürfte Gregor auch gleich da sein. Ich hab ihm geschrieben.“, ein fassungsloser Blick seinerseits ließ sie in liebevolles Lächeln übergehen. „Ich weiß doch, was du brauchst.“, zärtlich strich sie ihm über den Arm und küsste ihn. Resigniert schnaubte er. Was sollte er da noch tun? Etwas später war auch Gregor eingetroffen und kam zu dem Schluss, dass er die Schnittverletzung nähen wollte. Auch dies ließ er ohne Murren über sich ergehen, schließlich musste er in knapp zwei Stunden bei dem Gespräch sein. Mit einer frisch genähten Schnittwunde und einem professionellen Verband machte sich der Russe bereit. Auch Max zog sich bereits um. Er hatte Kai in den letzten Stunden noch einmal ordentlich genervt, dass er mitkommen könnte. Mit Erfolg. Sauber gestriegelt und mit den benötigten Unterlagen in der Tasche, waren sie abfahrbereit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)