Huans von Nagisa_Tsubaragi ================================================================================ Kapitel 5: Happy Birthday! -------------------------- Cedric war noch nie so wütend auf Salvatore gewesen. Wie konnte sich dieser eingebildete Lackaffe erlaben, engere Kontakte zu Nia zu knüpfen?! Und das alles nur wegen nächstem Jahr! Er könnte ihn erwürgen! Es war mehr als wahrscheinlich, dass er - Cedric - Nias "Huan" war. Wieso wollte er dazwischenfunken? Immer noch in düstere Gedanken vertieft begegnete er ihm tatsächlich: SALVATORE! Cedric funkelte ihn wütend an. "Kann ich dir irgendwie helfen?", erkundigte sich der Frauenschwarm. "Tu nicht so SCHEIßFREUNDLICH! Du weißt ganz genau, dass ich stinksauer auf dich bin!", fauchte Cedric ihn an. "Sie ist nicht dein Eigentum.", konterte Salvatore seelenruhig. "NIEMAND kann voraussagen, wer wessen Huan wird. Und vergiss nicht: Bis dato sind wir die EINZIGEN zwei, die wissen, dass wir Huans sind. Nia hat keine Ahnung, dass sie ein heiß begehrter "Waker" ist." Cedric knurrte bedrohlich. "Erzähl mir mal was Neues, Schmalzlocke!", spuckte er aus. "Ich hoffe inständig, das die alte Kotona (na, wer kennt die? ;-)) Unrecht hatte!" "Das hoffe ich auch.", entgegnete Salvatore kalt, "Denn ich habe genauso wenig Lust an dein Schicksal gebunden zu sein wie du an meines ..." __________________________________________________________ Die Tage zogen langsam ins Land. Die Nachmittage wurden immer heißer und die Lehrer weigerten sich, Hitzefrei zu geben, weil "ihr die Schüler dann ja doch in der prallen Sonne liegt und euch bräunt - hier lernt ihr wenigstens was!" (Rektorin). Was irgendwo auch stimmte, aber beim Sonnenbaden musste man seine Gehirnzellen nicht anstrengen! Besonders für Nia war es eine schwere Zeit - bis eins im dampfenden Klassenzimmer, das zusammengeschrumpfte Hirn auf Hochtouren - danach entweder ins stickige Zimmer oder in die staubige Bibliothek, um weiter zu lernen. Zu allem Unglück hatte sie Latein verpatzt und ging vor lauter Schuldbewusstsein Salvatore aus dem Weg. Cedric war nervig wie immer, was auch nicht gerade zu ihrer "guten Laune" beitrug. Auch die Lehrer spielten verrückt - nächstes Jahr war Abschlussprüfung in den "normalen" Fächern, weshalb sie ihnen extra viele Hausaufgaben aufgaben - als "Übung" und "Vorbereitung" auf die Prüfungen natürlich. Nia stand vor dem Waschbecken der Damentoilette und ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen. Anschließend befeuchtete sie ihre Schläfen, ihren Nacken und ihre Haare. Begierig schlürfte sie das kühle Nass aus dem Wasserhahn. Überall herrschte solch eine Affenhitze, dass man sich wünschte, einfach in einen Kühlschrank krabbeln zu können. Nia wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und schaute in den Spiegel. Morgen war ich sechzehnter Geburtstag, von dem außer Katja (und ihrem Vater) niemand etwas wusste. Irgendwie stimmte sie das traurig. Lag es daran, dass sie mit keinem feiern konnte? Oder einfach daran, dass Katja nicht mehr bei ihr war? Grübelnd ging sie zu ihrem Spind, um ihre Schulbücher einzusprerren. Morgen würde kein fröhlicher Tag werden und das schon allein wegen der Matheschulaufgabe ... ___________________________________________________________ Nia konnte vor lauter Aufregung nicht einschlafen. Irgenwann - spät, spät in der Nach war sie dann in einen unruhigen Schlaf gefallen. Als es dämmerte, erwachte sie. Benommen stieg sie aus dem Bett, zog sich bedächtig an und zog zum letzten mal vor der Schulaufgabe ihre Mathehefte hervor. Immer noch mit der Müdigkeit kämpfend überflog sie die schier unendlich langen Zahlenreihen. Zur Versicherung, ob sie das System noch beherrschte, fischte sie einen Bleistift aus ihrem Mäppchen und rechnete die Aufgabe erneut. Frustriert stellte sie fest, das nicht dasselbe herauskam und betrübt ließ sie den Stift auf das Blatt fallen. Gebannt schaute sie aus dem Fenster und beobachtete, wie der Himmel von einem zartrosa Ton zu einem flammenden Rot überwechselte. Traurig erinnerte sie sich daran, dass Katja und sie vor nicht einmal zwei Monaten ebenfalls staunend den Sonnenaufgang beobachtet hatten und versucht hatten, durch die Farben des Himmels zu bestimmen, ob der Tag sonnig, bewölkt oder regnerisch werden würde. Heute war er definitiv sonnig. Nia nahm wieder den Bleistift und schrieb totunglücklich an den Heftrand: Happy Birthday, Nia! ___________________________________________________________ In der ersten Stunde hatten sie schon Mathe - wenigstens hatten sie es dann hinter sich. Cedric kam - wie so oft - verspätet, wurder aber - paradoxerweise - als erster fertig und schlenderte aus dem Klassenzimmer. Nia gab als zweite ihr Blatt ab, aber nicht, weil sie fertig war, sondern weil sie es aufgegeben hatte. Jede Aufgabenstellung kam ihr so vor, als hätte sie den Aufgabentyp noch nie in ihrem Leben gesehen - sie war am Boden zerstört. Vor dem Klassenzimmer lehnte sie sich gegen die Wand, rutschte hinunter in die Hocke und schlang wie ein kleines Kind die Arme um die Beine, das Kinn auf die Knie gestützt. Cedric, der das anscheinend gesehen hatte und sich sichtlich langweilte, kam mit einer geöffneten Coladose auf Nia zu. "Lief nich' so gut, was?", erriet er und nahm einen großen Schluck. Nia schaute demonstrativ zur Seite und flüsterte tonlos: "Nein." "Hm.", antwortete er und überlegte kurz. "Willste 'n Schluck?", bot Cedric ihr schließlich an und wedelte mit der Coladose vor ihrer Nase herum. Verdutzt schaute sie ihn an - das wollte sie nicht glauben! Seit wann war er so nett zu ihr? Gerade, als sie die Dose dankbar annehmen wollte, fiel ihr auf, dass das ein "indirekter Kuss" wäre und sie damit Salvatore "untreu" wäre. "Nein, von dir will ich nix!", schmollte sie. Etwas fassungslos starrte Cedric sie an, bis er ihre Gedanken erriet. "Oh! Mutieren wir zur Zicke? Nr weil ich nicht Salvatore bin, willste nix saufen? Bitte - wie du willst! Zerfließe in Selbstmitleid darüber, dass du Mathe versaut hast und lass dich in den Armen deines Schwarms trösten - und Nachhilfe geben!!" Anstatt wie sonst fuchsteufelswild zu werden, überschwemmte Nia ein Gefühl von tiefer Traurigkeit. Tränen schossen ihr in die Augen, welche sie ergebnislos versuchte wegzublinseln. Jetzt kullerten sie ungehalten ihre Wangen hinunter und Cedric erstarrte. Besorgt ging er in die Knie, um in Augenhöhe mit ihr zu sein. "'Ey!", sagte er bekümmert, "So hab' ich das nich' gemeint, entschudige." In Nias Hals hatte sich ein dicker Kloß gebildet, der es ihr unmöglich machte zu antworten. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern, als Zeichen dafür, dass ihr alles egal war. Ohne jegliche Vorwarnung hob Cedric sie plötzlich hoch, sodass sie einen erschrockenen Schrei ausstieß. "Pssst!", befahl er ihr und trug sie weg. "Wohin bringst du mich?", jammerte sie. "Zu jemanden, den du gut kennst.", murmelte er und zischte: "Und jetzt mach die Augen zu!" Nia tat, wie ihr geheißen und nach einer scheinbaren Ewigkeit hielt er an und ließ sie runter. "Augen auf!", befahl er ihr und das Mädchen blinzelte aufgrund des grellen Sonnenlichts ... ... Vor ihr standen leibhaftig Salvatore und ... Katja! Augenblicklich verwandelten sich ihre Frusttränen in Freudentränen. Sie konnte es nicht fassen - das war einfach unmöglich! Alles andere war von einem Moment auf den anderen unwichtig geworden: Schule, Mathe, Cedric, einfach alles! "Alles Gute, altes Haus!", griente Katja und setzte ihr schelmisches Lächeln auf. "Katja!!!", kreischte Nia und fiel ihr um den Hals. Beide Mädchen kicherten, giggelten und freuten sich des Lebens, sich wiedergefunden zu haben. Für sie war es, als hätten sie sich ewig und drei Tage nicht mehr gesehen. Salvatore musste unwillkürlich lächeln. "Ich hab dich sooo vermisst - wo warst du bloß?", keuchte Nia und wischte sich die Tränen ab. "Das darf ich dir nicht sagen", meine Katja zögerlich und ernst, setzte aber gleich strahlend hinzu: "Die Hauptsache ist doch, dass ich jetzt da bin (wenn auch nur kurz) und dir dein Geschenk gebe, oder?!" Nia nickte eifrig. Egal, wie kurz Katja blieb, sie kostete jeden Augenblick voll aus. Sie waren beide wie Seelenverwandte, eine ergänzte die andere und wenn sie nicht beisammen waren, waren sie nicht komplett. Sie waren wirklich beste Freundinnen. "Sooo ... dann will ich mal anfangen!", stieß Katja enthusiastisch aus und zauberte ein schlampig verpacktes Geschenk hervor, das aussah, als wäre schon mal ein Bulldozer drübergefahren. Nia musste lachen. "Lach nicht!", schmollte ihre beste Freundin gekünstelt, "Nur der Inhalt zählt! " Hastig riss das Geburtstagskind das kackbraune Papier weg und erstarrte, während Katja sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte und ihren Bauch hielt. Salvatore blickte verlegen zur Seite. Nia hielt den knappsten Bikini seit seiner Erfindung in der Hand. "Du bist doof!", heulte die Beschenkte mit hochrotem Kopf, "Den kann ich doch niemals tragen!" "Doch! Um deinen Schwarm zu beeindrucken, zum Beispiel!" Stille. Ein verwirrter Salvatore: "Dein Schwarm?" Eine dunkelrot angelaufene Nia, die ihre beste Freundin mit Mordaugen anglotzte. "Nicht so wichtig!", kicherte Katja und versteckte sich hinter dem Mann der Begierde, damit ihre Freundin sie nicht zu Tode prügeln konnte. "Wie dem auch sei ...", räusperte er sich, "Hier ist dein Geschenk von mir." Nias Herz schlug ihr bis zum Hals. Ein Geschenk - von SALVATORE! Behutsam riss sie die Verpackung auf und zum Vorschein kam ... "Rock 'n Rose!", keuchte sie, "Mein Lieblingsparfum!" Sie war gerührt und Katja stand vor lauter staunen der Mund offen. "Was das gekostet hat!", stammelte sie, aber Salvatore schnitt Nias bester Freundin das Wort ab. "Was zählt, ist, dass ich es dir von Herzen schenke und nicht aus Berechnung, ja?", sagte er mit einer Stimme, die so sanft und melodisch wie der erste Sonnenaufgang im neuen Jahr war. Nia nickte überglücklich - heute war der schönste Tag ihres Lebens, noch schöner als der am Abschlussball! __________________________________________________________ Kaum hatte Cedric Nia bei IHREM Salvatore und Katja abgesetzt, hatte er einen stechenden, bohrenden, alles verzehrenden und brennenden Schmerz in der Brust gespürt, Da er gewusst hatte, dass er ohnehin unerwünscht gewesen war und nur als "Störfaktor" gesehen worden wäre, war er sofort gegangen. Sein Geschenk war das Wiedersehen mit Katja gewesen, was ihm nicht nur Zeit, sondern auch Mühe und Geschick abverlangt hatte. Es gab viele Regeln, Richtlinien und Gesetze, die nicht gebrochen oder übertreten werden durften. Eine davon war das Wiedersehen von Personen, die noch nicht "in der anderen Welt (der Huans) waren". Ansonsten erfolgte eine sofortige Strafe, in deren "Genuss" Cedric nun gekommen war. Er bekam keine Luft mehr. Notgedrungen stützte er sich an die Wand, ging aber tapfer weiter. Verdammt! Wenn das so weiterging, würde er noch ohnmächtig werden! Reumütig lächelte er. Hatt er nich von Anfang an gewusst, was ihn erwartete? Ein Gesetzbruch höchsten Grades, das würde nicht ungesühnt bleiben - nicht durch so Kleinigkeiten wie Atemnot oder Schwindel. ___________________________________________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)