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Huans

von

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Rendevous

Es war Anfang des Monats Juli, als Nia von Frau Wood die von ihrem Vater überwiesenen fünf Euro bekam. Ein Vorschuss auf ihren Geburtstag am 14. Juli, den sie dankbar empfing.

Doch dieses Jahr freute sie sich nicht sonderlich auf ihren "Purzeltag", denn sie war mit niemand anderes außer mit Katja befreundet gewesen - und die war ja jetzt weg. Zu ihrem selbsternannten Unglück war Cedric auch wieder wohlauf, was aber niemanden wirklich interessierte - im Gegenteil, viele hatten es angenehmer empfunden, als er nicht da war, um einen seiner giftigen Sprüche loszulassen.

Nia wurde vom Rest ihrer Klasse - der ganzen Schule sogar! - gemieden, beschimpft, beleidigt und gemobbt. Zeitweise hatte es nachgelassen, weil sich kaum noch einer daran erinnert hatte, was vorgefallen war, doch sobald dieser Fall eintrat, schürte die "Gerüchteküche" wieder das Feuer des hasses.

Und das wöchentlich.
 

Inzwischen war der Pool fertig gebaut worden, sodass am Nachmittag, wenn alle anderen Schüler aus hatten, kaum einer im Internet-Café, auf den Sport- und Spielplätzen, in der Mensa oder gar in der staubigen, alten Bibliothek saß.

Also hatte Nia alles für sich allein - denn wie sollte sie denn schwimmen gehen, ohne das nötige Kleingeld für einen Bikini zu besitzen?

Allerdings hatte sie sich vorgenommen, eisern für einen zu sparen - 15.-€ war der billigste, den sie in einem Katalog erspäht hatte. Fünf Euro hatte sie schon und pro Monat bekam sie Geld zwischen fünfzig Cent und 1,50 €.

"Das kann sich nur noch um Ewigkeiten handeln!", dachte sie betrübt, während sie einsam zwischen den staubigen Bücherreihen der Bibliothek ging.

Jetzt suchte sie schon seit einer geschlagenen Stunde nach einem blöden Lateinwörterbuch, das sie einfach nirgens entdecken konnte! Oder hatten Lexika seit neuestem Beine?!

Mühsam überflog sie die Titel der vor ihr stehenden Bücher.

"Latein für Anfänger"

"Weise Sprüche auf Latein"

"Latein für Mediziner"

"Latein in der Natur"

"Latein - Grundstein aller Sprachen?"

und etliche andere Namen.

Seufzend schlurfte sie durch die nächste Reihe - nichts!

Wie um alles in der Welt sollte sie die Hausaufgabe erledigen, wenn sie die Hälfte der Wörter nicht verstand? Und nächste Woche stand auch noch eine Schulaufgabe auf dem Programm!

"Suchst du was?", fragte die melodische Stimme von Salvatore, die sie unwillkürlich frösteln ließ.

"Äh ... Ähm .. Hast du zufällig ... Kannst du mir sagen, wo ich ein Lateinwörterbuch finde?", stotterte sie und wurde angesichts seines strahlenden, gutaussehenden Äußeren puterrot.

"Hm ...", überlegte er und legte seine Stirn in sexy nachdenkliche Falten.

"Vorhin hatte ich es noch, Eigentlich hab ich es hierhin gestellt." Er verschwand kurz zwischen den Regale, tauchte aber mit leeren Händen wieder auf.

"Seltsam ... Irgendjemand muss es sich genommen haben. Tut mir echt leid."

"K ... Kein Problem! Ist ... ist schon in Ordnung.", sagte Nia und biss sich auf die Unterlippe. "Verdammt!", dachte sie, "Wie soll ich das jetzt machen?"

Salvatore, der anscheinend den Ernst der Lage begriff, fragte vorsichtig:

"Kann ICH dir vielleicht irgendwie weiterhelfen?"

"Was?", stieß Nia ungläubig hervor - sie konnte ihren Ohren nicht trauen.

"Entschuldige, ich wollte dich nicht beläs-" "Nein, nein, nein!", unterbrach sie ihn und strich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.

"Nein - es wäre mir sogar mehr als recht ..." Als sie sein verwirrtes Gesicht sah, fügte sie eilig hinzu: "Natürlich nur, weil ich ... gehört habe, dass du besser in Französisch ... äh ... Latein bist als ich ... äh ... was natürlich keine große Kunst ist ... ich meine ..."

"Verdammt! Ich laber hier solch einen Müll vor SALVATORE zusammen, das ist ja unglaublich!", dachte sie, verärgert über ihre eigene Dummheit.

Schüchtern schaute Nia zu ihm hoch.

"Hoffentlich hält er mich jetzt nich für doof ...", grübelte sie.

Doch zu ihrer großen Freude lächelte er sie an!

Hach, sein Perlwei-Lächeln ließ wirklich JEDES Frauenherz höherschlagen!

Er führte sie zu einem kleinen Tisch, auf dem mindestens zehn verschiedene Schulbücher, Hefte oder Notizbüchlein verstreut lagen. Mit schnellen Handgriffen bereinigte er die Unordnung.

"Setz dich doch.", bot er ihr an und setzte sich selbst auf einen freien Stuhl.

"Wo hast du deine Probleme?", wollte er wissen und gemeinsam, in ungewohnter Zweisamkeit, die Nia nervös und verlegen machte, lösten sie eine Schwierigkeit nach der anderen.

Keiner von beiden musste befürchten, dass jemand - der Fanclub - hier vorbeischaute, denn der Pool und danach ein leckeres Eis in der Mensa waren viel zu verlockend als eine stickige, staubige Bibliothek. Die Zeit verging wie im Flug, was Nia sehr bedauerte.

Schließlich mussten sie sich voneinander verabschieden.

"Man sieht sich.", sagte Salvatore wie letztes Mal auch.

"Danke für alles. Ich stehe in deiner Schuld.", presste sie verlegen hervor.

"Ach was - hab ich doch gern gemacht.", meinte er lächelnd.

"Nein - was schulde ich dir?", beharrte sie.

"Wenn du so darauf bestehst ...", antwortete der Schönling langsam, "dann möchte ich, dass du in der Schulaufgabe dein Bestes gibst!"

Und mit diesen Worten war er auch schon auf und davon. Von Glück durchflutet machte sich Nia zu ihrem Zimmer auf. Auf halbem Weg dorthin begegnete sie Cedric.

Sie verdrehte die Augen.

"Na? Fertig mit dem geheimem Date mit deinem geliebten SALVATORE?", bohrte er bösartig und schaute sie finster an.

Blitzschnell wirbelte das Mädchen herum, in ihren Augen blankes Entsetzen.

Wenn das jemand hörte! Woher wusste er das überhaupt?!

Grob legte sie ihre Hand auf seinen Mund. Er durfte das auf keinen Fall wiederholen!

Scheinbar ohne Kraftaufwand wischte er ihre Hand weg.

"Woher weißt du das?!", zischte sie wütend.

"Man hat so seine Quellen ...", wich Cedric aus.

"LÜG NICHT!", fuhr sie ihn an.

Er seufzte.

"Es gibt zwei Möglichkeiten:

Entweder, man geht von deinem Honigkuchenpferd-Grinsen aus, oder man war einfach live dabei.", erklärte er ihr in einem beunruhigend ruhigen und sachlichen Ton.

Nia stand wie versteinert da, kam sich vor, als hätte man ihr eine Ohrfeige verpasst.

"Du warst DA? WANN? Warum hab ich dich nicht GESEHEN? Oder zumindest BEMERKT?!", stieß sie hervor.

Erneut seufzte Cedric.

Musste man der ALLES erklären?

"Ich hab wie du ein Lateinwörterbuch gesucht. Gerade als Salvatore um die Ecke kam, hab ich es mir genommen. Und NETT wie er ist, hat er es mir nicht aus der Hand gerissen. Den Rest mit Nachhilfe geben und so weiter und sofort hab ich beim Rausgehen mitbekommen. Zufrieden?", endete ein leicht genervter Cedric seine Darlegung.

Nia wusste beim besten Willen nicht, was sie tun oder sagen sollte, so geschockt und wütend war sie.

Bevor sie irgendetwas unternehmen konnte, fragte er sie:

"Warum hast du mir die Blumen gekauft?"

Sie schluckte.

Woher wusste er das? Er hatte doch geschlafen ... oder etwa nicht?

"Das war ich nicht!", log sie kurzerhand.

"Warst du wohl!"

"War ich nicht!"

"Doch!"

"Nein!"

"Ich hab's mit eigenen Augen gesehen!"

"Du hast geschlafen, wie kannst du so etwas geseh..."

"Ha! Also doch!", triumphierte er.

Nia hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Sie war solch ein Narr!

Als sie Cedric anblickte, wurden seine Gesichtszüge auf einmal entspannter, fast freundlich.

"Warum hast du das getan?", fragte er ruhig mit rauer Stimme und schaute sie mit seinen kohlrabenschwarzen Augen direkt an.

Nia wich seinem Blick peinlich berührt aus.

"Weil ... weil ...", begann sie, fuchtelte theatralisch mit den Händen herum und verlor schließlich die Geduld.

"Ist das nicht TOTAL EGAL? Freu dich darüber und sei glücklich damit!"

Sie war beschämt, dass er "herausgefunden" hatte, dass sie es war, die ihm die Blumen geschenkt hatte, schließlich hasste sie Cedric und liebte Salvatore!

"Warum gibst du so viel sauer erspartes Geld für mich aus? Ich weiß, dass du immer knapp bei Kasse bist, mir geht's kaum anders ... Und natürlich freue ich mich darüber, auch wen sie schon längst verwelkt sind!", sprudelte es aus ihm heraus.

"Wa ...", wollte Nia gerade loslegen, als Cedric, der behinderte Idiot, ihr vier Euro in die Hand drückte.

"HÄ?!", kam es Nia wie aus der Pistole geschossen, doch er erklärte.

"Das ist für die Blumen. Keine Ahnung, was die gekostet haben, aber das spielt auch keine Rolle. Was zählt ist die Geste. Und bevor die irgendetwas erwidern kannst:

Wenn du's nicht annimmst, gehe ich auf direktem Weg zur "Gerüchteküche", erzähle ihnen brühwarm von der "Date-geschichte", liefere die Beweisfotos, kassiere mein Geld für die nützliche Info und bin glücklich - kapiert?"

Nia lief ein kalter Schauer über den Rücken. Wenn er das machen würde, würde der Fanclub sie töten oder zumindest bewusstlos prügeln!

"Das wagst du nicht!", keuchte sie.

"Möchtest du's ausprobieren?", fragte er provkativ.

"NEIN!", ächzte sie und wurde leichenblass.

"Na also!", griente er, klopfte Nia auf die Schulter und ging weg. Cedric ließ sie mit dem Geld stehen.

"Du ... Du behinderter Idiot!", schrie Nia ihm hinterher, nachdem sie den ersten Schreck überwunden hatte.

Zur Antwort winkte er ihr mit dem Mittelfinger - ohne sich umzudrehen.

Aktuelles Buget: Neun Euro.

Fehlendes Geld bis zum Bikini: Sechs Euro.

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  AimaiLeafy
2013-05-26T08:23:32+00:00 26.05.2013 10:23
Bevor ich weiter lese, möchte ich schonmal sagen, dass ich auf den Vater gespannt bin, der ihr nur so wenig Geld da lässt - ich meine, hallo xD?! Gut, dass sie (wahrscheinlich, nehme ich an...?) in der Schule essen bekommt, ansonsten würde das arme Mädchen ja eingehen è_e ist er mega geizig, oder kostet die Schule so viel Geld? Naja, das erfährt man ja sicherlich noch, denn es scheint ja wichtig zu sein xD!

Und Cedric wird mir immer sympathischer u///u und Salvatore eher ins Gegenteil gehend... haha, ob das daher kommt, dass ich Nia/Cedric besser finde xD? Ich schließe mich Racuun einfach mal an, denn auch ich finde, dass dein Schreibstil flüssiger wird >w< im allgemeinen mag ich deine Wortgewandtheit sehr! Du benutzt viele verschiedene Wörter und nie die gleichen, was ich angenehm finde, hihi. Für das Remake würde ich mir ein paar mehr Beschreibungen der Gegenden wünschen; im allgeinen mehr Beschreibungen, denn momentan finde ich, dass die Dialoge noch zu sehr überwiegen - es wirkt irgendwie so schnell und persönlich würde ich mich lieber "länger" in einer Szene aufhalten um mich gänzlich in sie einleben zu können 'w' ♥ n-nur so als kleine Anmerkung, vielleicht ist das ja in den späteren Kapiteln schon ganz anders; das werde ich dann ja noch herausfinden >w<!!!
Von:  Racuun
2011-07-22T11:51:49+00:00 22.07.2011 13:51
hab das gefühl, der schreibstil wird von kapitel zu kapitel besser, gefällt mir :3
vorallem ists schön spannend geschrieben... arg, eigentlich müsste ich grad nen essay für die uni schreiben x_x""
ich werd später auf jeden fall noch weiter lesen x3!~
Von:  Xaris
2011-06-24T23:06:21+00:00 25.06.2011 01:06
Dieser Salvatore scheint an ihr zu kleben, warum macht er das? Weiß er überhaupt etwas vom Fanclub? *verwirrt ist* XD
Und cedric ist offensichtlich eifersüchtig. X3 Oder es steckt ein anderer Grund dahinter. O_o


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