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Edwards Weihnachtswunder

von

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Christmas Day

Er hatte keine Ahnung, wie spät es war, als er am nächsten Morgen wieder zu sich kam. Er wusste nur eines mit absoluter Sicherheit: Er hatte mörderische Kopfschmerzen. Das Hämmern in seinem Schädel wäre wohl am ehesten mit einer Reggae-Band zu vergleichen, in der der Bongo-Spieler ein episches Solo zum Besten gab.
 

Die Vorhänge in seinem Schlafzimmer waren zugezogen, doch trotzdem fand die tiefstehende Wintersonne einen Spalt, durch den sie ein paar Sonnenstrahlen hindurch schicken konnte, was den Effekt hatte, dass sich seine Kopfschmerzen verstärkten.
 

Stöhnend hielt er sich den Kopf und stellte fest, dass er vollständig bekleidet in seinem Bett lag. Er brauchte ein paar Sekunden, ehe er sich daran erinnern konnte, weshalb das so war.
 

Obwohl erinnern eindeutig das falsche Wort war. Er fand einige bruchstückhafte Schemen in seinem sonst gut sortierten Gehirn. Heute war der Christmas Day, soviel war wohl sicher, wenn er nicht gerade mehr als einen ganzen Tag geschlafen hatte. Er war gestern durch die menschenleere Stadt spaziert, frustriert und durchgefroren wieder nach Hause gekommen und hatte seinen seelischen Schmerz mit Whiskey ertränkt. Allerdings hatte er nicht bedacht, dass seine Sorgen schwimmen konnten.
 

Frustriert fuhr er sich durch die Haare. Zumindest konnte es jetzt nicht mehr schlimmer werden. Egal wie spät es auch immer sein mochte, er hatte keine Verpflichtungen. Er war auf keine Party eingeladen und musste auch für Niemanden kochen. Also konnte er auch einfach im Bett liegen bleiben, sich selbst bemitleiden und weiter Trübsal blasen.
 

Gerade, als er sich die Bettdecke über den Kopf ziehen wollte, runzelte er die Stirn und spitzte die Ohren. Er hatte doch gerade Etwas gehört. Es klang wie ein Gegenstand, der umgeworfen worden war.
 

Bei seinem Glück waren es Einbrecher, die die Festtage ausnutzen, um in Wohnungen einzubrechen, deren Mieter über Weihnachten verreist waren. Da hatten sie sich eindeutig den Richtigen ausgesucht. Er war verkatert und hatte schlechte Laune – bei ihm eine explosive Mischung.
 

Vorsichtig - darauf bedacht die fast leere Whiskey-Flasche, die neben seinem Bett stand, nicht umzustoßen – stand er auf und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Sie war nur angelehnt und so war es ihm möglich, zu lauschen.
 

Es war still. Zu still für Einbrecher. Nur zur Sicherheit griff er trotzdem zu seinem Gehstock, der neben der Tür lehnte, atmete tief durch und verließ todesmutig sein Schlafzimmer.
 

Im Wohnzimmer stockte er und musste mehrere Male blinzeln und sich selber zwicken, um heraus zu finden, ob er doch noch träumte.
 

Da stand tatsächlich ein kleiner, etwa einen Meter hoher Weihnachtsbaum in der Ecke neben dem Kamin. Er war mit einer Lichterkette, vielen goldenen und silbernen Kugeln und einer Christbaumspitze in Form eines Fragezeichens, das grün leuchtete, geschmückt.
 

Verwirrt sah er sich um und fühlte sich an die versteckte Kamera erinnert. Wie zum Teufel kam dieser Baum in seine Wohnung?
 

Irgendwo hinter ihm raschelte es und alarmiert drehte er sich zu der Geräuschquelle um. Er sah zwar Niemanden, ging aber trotzdem auf die Küchenzeile zu – den Gehstock fest im Griff und bereit, ihn auch einzusetzen. Das Rascheln wiederholte sich und als er um die freistehende Theke, an deren zum Wohnraum zeigenden Seite zwei Barhocker standen, ging, sah er nur noch, wie ein kleines, haariges Etwas aufgeschreckt davon rannte.
 

Das haarige Ding hatte ein buntes Fell, vier Beine, einen langen Schwanz und große Augen. Eine Katze. Definitiv eine Katze. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er jetzt sagen, dass Selina alias Catwoman sich hier rumtrieb oder zumindest hier gewesen war und eines ihrer Viecher hier vergessen hatte.
 

Das war dann wohl auch der Ursprung des Geräusches, welches ihn aus dem Bett geholt hatte. Und tatsächlich lag eines seiner Bücher nicht mehr auf dem kleinen Tisch vor der Couch, wo er es hatte liegen lassen, sondern auf dem Fußboden.
 

Sein Blick fiel wieder auf den geschmückten und beleuchteten Weihnachtsbaum. Er konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen, aber er wusste mit Sicherheit, dass er gestern Abend noch nicht da gewesen war.
 

Zögerlich ging er auf den Baum zu und entdeckte einen auffällig weißen Briefumschlag zwischen den Ästen. Er nahm den Umschlag an sich und konnte es nicht verhindern, einen der Zweige anzufassen. Die Tanne war tatsächlich echt. Und erst jetzt bemerkte er, dass der Baum in einem großen Topf stand.
 

Bevor er den Umschlag öffnete, brauchte er erst einmal einen starken Kaffee. Stark und schwarz, um wenigstens ein bisschen zu begreifen, was hier eigentlich vor sich ging.
 

Mit einem Becher heißem Kaffee setzte er sich auf die Couch, nachdem er ein wärmendes Feuer im Kamin entzündet hatte. Als er saß, huschte sein Blick zum wiederholten Mal zu dem Baum, als befürchtete er, dass er einfach so wieder verschwand. Er gab es nur ungern zu, aber ihm gefiel der Baum. Er hatte etwas sehr beruhigendes an sich.
 

Hoffentlich brachte der Briefumschlag ein wenig Klarheit in diese verworrene und ihm sehr unangenehme Lage. Es stand zwar kein Name auf dem Umschlag, aber er war sich trotzdem ziemlich sicher, dass er für ihn bestimmt war. Immerhin steckte er zwischen den Zweigen des Baumes, der in seinem Wohnzimmer stand.
 

Im Umschlag war ein Bogen Papier mit einer fein säuberlichen Handschrift, die er schon mal gesehen hatte. Die grüne Tinte, die vermutlich sogar biologischen Ursprung war, tat ihr übriges zu seiner Vermutung. Es war die Handschrift von Poison Ivy.
 

Zu aller erst: Es war alles Harleys Idee! Ich wollte da gar nicht mitmachen, aber sie hat mich dazu gezwungen! Sie war es auch, die dich ausfindig gemacht hat.
 

Harley kam zu mir mit einer total bescheuerten Idee. Sie meinte, du wärst an Weihnachten sehr einsam und sie wollte dir eine Freude machen. Deswegen auch die Tanne. Betrachte sie als dein Weihnachtsgeschenk von mir. Nach den Feiertagen solltest du sie an einer geeigneten Stelle einpflanzen, damit sie groß werden kann. Und ich werde überprüfen, ob du es auch wirklich gemacht hast. Wenn nicht, wirst du es mit mir zu tun bekommen! Und ein bisschen Wasser schadet auch nicht, solange sie bei dir ist.
 

Harley war übrigens Diejenige, die den Baum geschmückt hat. Ich wollte ihr erst nicht glauben, aber nachdem wir in deiner Bude waren, war ich richtig schockiert. Nicht nur, dass es hier total chaotisch ist, du hattest Nichts, was irgendwie mit Weihnachten zu tun hat.
 

Falls du dich wunderst, wie wir reingekommen sind: Es war Selina. Sie hat dein Schloss geknackt und uns geholfen. Du hast sicher schon gemerkt, dass du von heute an einen neuen Mitbewohner hast. Die Katze ist ein Geschenk von Selina, weil sie und Harley möchten, dass du nicht mehr so einsam bist. Mir persönlich ist das egal, aber ich soll dir von Selina ausrichten, dass sie dir das Fell über die Ohren ziehen wird, wenn du die Katze nicht anständig behandelst und ordentlich versorgst.
 

Sie hat bisher noch keinen Namen, du kannst dich da also austoben. Sie ist ein knappes halbes Jahr alt und ziemlich wild. Irgendwo in der Küche findest du Katzenfutter, was locker einen Monat reichen sollte. Und im Bad haben wir eine Katzentoilette platziert. Irgendwo steht auch noch ein Beutel mit Katzenspielzeug herum.
 

Frohe Weihnachten
 

P.S. Du warst dermaßen betrunken, dass du uns nicht gehört hast. Du solltest deinen Alkoholkonsum ein wenig einschränken.
 

Er musste diesen Brief mehrmals lesen, um den Inhalt wirklich zu verstehen. Die Gotham City Sirens, bestehend aus Catwoman, Poison Ivy und Harley Quinn, waren in der Nacht bei ihm eingebrochen und hatten einen geschmückten Weihnachtsbaum, eine kleine Katzen und Alles, was eine Katze benötigte bei ihm zurück gelassen – als Weihnachtsgeschenke.
 

Er hob den Blick und sah die Katze tatsächlich. Sie kam gerade aus der Küche geschlichen und wollte sich wohl am Feuer wärmen. Das kleine Ding war nur eine handvoll Katze, mit großen Augen und einen sehr kuschelig aussehenden bunt gescheckten Fell. Die Leute nannten so etwas eine Glückskatze. Und Glück konnte er wirklich gebrauchen.
 

Er beobachtete den kleinen Fellball, der neugierig das Feuer betrachtete. Und jedes Mal, wenn er einen Schluck Kaffee trank, zuckte die kleine Katze kurz zusammen und sah ihn mit ihren großen Augen ein bisschen ängstlich an, so als ob sie heraus finden wollte, ob er nett zu ihr sein würde.
 

Eine Katze. Er hatte nun tatsächlich eine kleine Katze. Er hatte mal als Kind ein Haustier. Es war eine räudige Straßenkatze, die im Garten Mäuse fing. Ab und zu stellte er ihn ein Schälchen Milch hin und nach einiger Zeit ließ sie sich sogar von ihm anfassen und streicheln. Er konnte sich daran erinnern, dass ihm die Zuneigung der Katze gefallen hatte. Vielleicht war es doch gar keine so schlechte Idee, dass er jetzt wieder eine Katze hatte.
 

Betont langsam stand er auf, um die kleine Glückskatze nicht zu verschrecken und ging ins Badezimmer. Dort stand tatsächlich eine Katzentoilette unter dem Waschbecken. Daneben stand ein großer Sack mit Katzenstreu. Zumindest hatten die Sirens an Alles gedacht.
 

Nachdem er sich kaltes Wasser ins Gesicht geklatscht hatte, fühlte er sich zumindest wach. Die Kopfschmerzen waren noch da, aber er fühlte sich erstaunlicherweise ziemlich gut. Zurück in der Wohnküche inspizierte er die Schränke und fand im Schrank unter der Spüle mehrere Tüten mit Trockenfutter und eine ganze Palette mit Nassfutter in Dosen. Verhungern würde die Katze schon mal nicht.
 

An der Theke, dort wo es vorher geraschelt hatte, standen drei Näpfe – einer für Trockenfutter, einer für Nassfutter und im dritten Napf war Wasser. Daneben lag eine kleine Spielzeugmaus. Damit hatte die Katze wohl gespielt, ehe er sie erschreckt hatte. Er bückte sich und hob die Maus auf. Sie raschelte und knisterte.
 

Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass die kleine Katze, die sich unter dem Weihnachtsbaum versteckt hatte, neugierig in seine Richtung sah und die Ohren gespitzt hatte. Sie wollte wohl spielen.
 

Er ging um die Theke und in die Hocke und warf die Maus der Katze hin, die sofort aus ihrem Versteck geschossen kam und ihr Spielzeug attackierte. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht. Irgendwie war die kleine Katze schon niedlich. Und wenn er sie behielt, wäre immer Jemand da, der auf ihn wartete, wenn er nach Hause kam.
 

Während er der Katze beim Spielen zusah, taufte er sie gedanklich auf den Namen Lucky und entschied, dass sie bleiben konnte. Und irgendwann, wenn sich die Gelegenheit bot, würde er sich bei Harley, Ivy und Selina dafür revanchieren, dass sie ihm das schönste Weihnachten, seit er denken konnte, beschert hatten.



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