Keeping Secret von ChogaRamirez ================================================================================ Kapitel 14: Zu schön, um wahr zu sein ------------------------------------- Als der nächste Morgen anbrach, hatte es aufgehört zu regnen. Es war ein trüber, nebelverhangener Tag, wie Edward feststellte, als er das Fenster in seiner Küche öffnete, um ein wenig frische Luft in sein Appartement zu lassen. Nach einigen tiefen Atemzügen, die allerdings nicht die erhoffte Wirkung zeigten und seine Geister weckten, brauchte er unbedingt einen Koffeinschock in Form von starkem schwarzem Kaffee. Er hatte so gut wie kein Auge in dieser Nacht zugemacht und fühlte sich dementsprechend gerädert. Sein Kopf dröhnte und er hatte tiefe Augenringe, die ihm ein zombiehaftes Erscheinungsbild gaben. Harley hatte ihn die halbe Nacht wach gehalten und auch, nachdem sie eingeschlafen war, kam Edward nicht zur Ruhe. Es ging ihm zu viel im Kopf herum, als dass er einfach so einschlafen konnte. Er und Harley hatten in dieser Nacht Dinge getan, die nie eine andere Person erfahren durfte. Denn wenn es Jemand erfahren würde – allen voran ein ganz bestimmter Jemand -, dann war es vorbei mit seinem ruhigen Leben. Er konnte noch immer ihre Lippen und Hände auf seinem Körper fühlen, die neugierig jeden Quadratzentimeter Haut erkundeten. Es hatte sich verdammt gut angefühlt, sie auf diese Art und Weise zu spüren und er wünschte sich, es würde mehr solcher Nächte geben. Als Harley eine Stunde später total verschlafen und mit strubbligen Haaren barfuß in die Küche tappte, hatte sich Edward mit der mittlerweile dritten Tasse Kaffee hinter der Tageszeitung am Küchentisch zurück gezogen. Neben ihm stand ein Aschenbecher mit Zigarettenstummeln. Er hatte zu viel Kaffee getrunken und zu viel geraucht. "Morgen ...", murmelte Harley schlaftrunken und steuerte zielsicher auf die Kaffeemaschine zu. Sie öffnete probeweise ein paar Schränke um herauszufinden, wo der Riddler die Tassen aufbewahrte. Edward sagte nichts dazu, sondern las stur weiterhin in seiner Zeitung und ignorierte sie. Nachdem sie endlich die Tassen gefunden hatte, goss sie sich Kaffee ein, schlenderte zum Tisch und setzte sich seufzend auf einen Stuhl. "Ich fühle mich wie erschlagen", sagte Harley mit gedämpfter Stimme und schnupperte genüsslich an ihrer Tasse. Sie nippte kurz an der aromatischen schwarzen Flüssigkeit, um festzustellen, ob die Temperatur stimmte. "Du hast ja heute morgen besonders schlechte Laune", meinte Harley kurze Zeit später, nachdem sie ein paar Mal an ihrer Tasse genippt hatte. "Ich meine, du bist auch sonst nicht besonders gesprächig, aber morgens ist es wohl außerordentlich schlimm." Ein amüsiertes Zwinkern in seine Richtung sollte verdeutlichen, dass es als Scherz gemeint war. Edward klappte seine Zeitung um und musterte sie über den Rand seiner Brille. Er hatte sich bereits für den Tag fertig gemacht und trug seinen auffälligen grünen Anzug, auf dem wahllos unzählige Fragezeichen angeordnet waren. Seine Augen fixierten sie mit einem düsteren Blick und er machte keinerlei Anstalten, auf ihren Humor zu reagieren. "Habe ich was angestellt?", fragte Harley schließlich vorsichtig, die sich zunehmend unwohl bei seinem Blick fühlte, der sie förmlich zu durchbohren schien. Der Riddler seufzte, faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch. "Mir ist einiges klar geworden", sagte er mit fester Stimme. "Eine Zeitlang habe ich deinen Worten wirklich Glauben geschenkt – aber es war einfach zu schön, um wahr zu sein." "Was soll das heißen?", fragte Harley. Sie hatte keine Ahnung, was Edward ihr damit sagen wollte, aber sie wusste instinktiv, dass es nichts Gutes war. Sie kannte diesen Tonfall. Nur allzu oft hatte der Joker Gespräche mit dieser Sprechweise angefangen, die letztendlich alle darin endeten, dass sie die Schuld für Irgendetwas bekam. Statt zu antworten, erhob sich Edward und ging zu seinem Schreibtisch. Er spürte ihren fragenden Blick im Rücken, widerstand aber der Versuchung, sich umzudrehen und ihr ein paar gepfefferte Worte um die Ohren zu werfen. Äußerlich wirkte er seelenruhig, als er nach seinem Bowler griff, ihn schwungvoll aufsetzte, anschließend seinen Gehstock nahm und zur Tür ging. Erst, nachdem er die Tür entriegelt hatte, drehte er sich zu Harley um, die erstaunlicherweise bisher den Mund gehalten hatte. "Ich bin bis etwa dreizehn Uhr weg und wenn ich wieder da bin, will ich, dass du verschwunden bist", sagte er mit einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. "Wa ... Was?" Harleys Gesichtsausdruck zeugte von Verwunderung und Unglaube. Als Edward die Tür geöffnet und einen Schritt nach draußen gemacht hatte, sprang sie auf und folgte ihm. "Eddie! Warte!", rief sie und Panik schwang in ihrer Stimme mit. Der Riddler blieb stehen und drehte sich langsam zu ihr um. Seine Mimik machte deutlich, dass er eine Erklärung von ihr verlangte, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen. "Warum neigen rote Äpfel dazu, von innen zu verfaulen?", fragte er und ließ Harley nicht aus den Augen. Verwirrt erwiderte sie seinen Blick und fand nicht schnell genug eine Antwort auf seine Frage. Aber das musste sie auch nicht, denn Edward beantwortete seine Frage selber. "Gift!", sagte er und spuckte dieses Wort so aus, als ob er etwas Widerwärtiges im Mund hatte. "Geh zurück zu deinem tollwütigen Hund, Miss Quinn. Du bist wie gemacht für ihn." Mit diesen bissigen Worten drehte er sich um und stieg einige Stufen hinunter, bis er ihre Stimme über sich hörte. "Was habe ich denn getan?!", rief sie mit vibrierender Stimme. Edward blieb erneut stehen. "Du redest im Schlaf ...", antwortete er ohne sie anzusehen oder sich auch nur ein Stück in ihre Richtung zu drehen. Seine Fassade bröckelte bereits und wenn er sie jetzt ansah, würde sie endgültig in sich zusammenbrechen. Kaum, dass er ihre Frage beantwortete hatte, stieg er eilig die restlichen Stufen hinunter und verschwand aus ihrem Blickfeld. Er ließ eine um Fassung ringende Harley zurück, der erneut die Tränen in die Augen stiegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)