Keeping Secret von ChogaRamirez ================================================================================ Kapitel 8: Zeichen der Schwäche ------------------------------- Edward lag mit offenen Augen, nur mit Shorts und einem Unterhemd aus Feinripp bekleidet, auf seinem Bett und starrte die Decke an. Seinen Anzug und das weiße Hemd hatte er lieblos auf einen Stuhl in der Ecke geworfen. Es war ihm mittlerweile egal geworden, ob das Jackett Falten bekam oder nicht. Sein Körper war zwar todmüde, doch sein Geist war noch immer hellwach. Sein Verstand ging auf eine ruhelose Reise und seine Gedanken drehten sich fast ausschließlich um das, was außerhalb seines Schlafzimmers vor sich ging. Wenn er seinen Verstand über die vielen Jahren nicht so diszipliniert hätte, würde er jetzt vermutlich durchdrehen. Es tat fast schon körperlich weh, dass er nicht über seinen Schatten springen und Harley einfach sagen konnte, was er für sie fühlte – oder zumindest glaubte, für sie zu fühlen. Seit seiner Kindheit, spätestens seit seiner Jugend, hatte sich Edward von Gefühlen jeglicher Art zurück gezogen. Natürlich war ihm dabei bewusst, dass er nicht alle Gefühle in sich abtöten konnte und wollte, denn er wollte unter keinen Umständen so ein emotionaler Zombie wie Scarecrow werden. Negative Gefühle wie Hass, Eifersucht, Angst, Frustration und Neid kannte er zur Genüge. Sie gehörten mehr oder weniger zu seinem Alltag und es war in Gotham City nicht weiter verwunderlich, dass man diesen Emotionen an fast jeder Ecke begegnete. Dagegen waren positive Gefühle wie Dankbarkeit, Freude, Mut, Geborgenheit, Liebe und Respekt Mangelware. Nicht nur auf den Straßen von Gotham, sondern auch im Leben und in der Seele von Edward. Nur schwach konnte er sich an eine Zeit erinnern, als es diese Emotionen in seinem Leben gab und er sie genießen konnte. Aber seine verstümmelten Gefühle waren momentan nicht sein größtes Problem. Viel mehr Sorgen machte er sich darüber, was passierte, wenn er sich nicht mehr kontrollieren konnte. Wenn er seinen Sehnsüchten einfach nachgab und damit Etwas auslöste, dessen Konsequenzen er nicht einmal erahnen konnte. Egal, was passierte, er durfte auf keinen Fall die Kontrolle über sich verlieren – auch wenn das beim Anblick der halbnackten Harley ein nicht gerade einfaches Unterfangen war. Genau deshalb versuchte er, seine emotionale Mauer zu erhöhen, damit sein Herz – dieser kleine miese Verräter – keine Chance hatte, alle diese verwirrenden Gefühle an die Oberfläche brodeln zu lassen. Es war für ihn ein Zeichen der Schwäche, dass sein Herz seinen Verstand gerne komplett ignorierte, wenn er Harley gegenüber stand. Bisher konnte Edward immer rechtzeitig die Flucht ergreifen, bevor er irgendwelche Dummheiten machte, doch er fragte sich, wie lange er die aufkeimenden Gefühle noch im Zaum halten konnte. Er wusste, dass es ihm nicht gut tat, daran zu denken, wie es zwischen ihm und Harley sein könnte, wenn es den Joker nicht gäbe. Doch es gab diesen verrückten Clown und wenn der Riddler auch nur einen Annäherungsversuch bei seiner Clownsprinzessin machen würde, musste er vermutlich auswandern. Dem Joker war sein Eigentum heilig und für den Clown Prince of Crime war Harley nichts weiter als ein Gegenstand, den er nach Lust und Laune benutzen konnte. Edward seufzte und raufte sich frustriert die Haare. Er hatte das große Verlangen, Harley aus dieser beschissenen Situation zu befreien. Bei solchen Gedanken kam er sich manchmal sogar wie ein Held in strahlender Rüstung vor, der die Prinzessin vor dem bösen Drachen rettete. In seiner Kindheit hatte er Märchen über Ritter und Drachen geliebt und sich vorgestellt, dass er so etwas später machen wollte, wenn er erwachsen war. Wieder tauchte Harley vor seinem inneren Auge auf – bekleidet in seinem Shirt. Und wieder brach das emotionale Chaos in seinem Kopf aus und er hatte das Gefühl, sein Herz würde in Flammen stehen. Ein einziger Gedanke an sie war wie ein kleiner Stein, der eine riesige Welle auslöste. So konnte es einfach nicht mehr weiter gehen. So viel stand für Edward fest. Aber er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was er dagegen tun sollte. Er rühmte sich damit, dass er mit seinem herausragenden Intellekt über diesen Dingen stand, doch in Wirklichkeit war er in dieser Hinsicht kein bisschen besser als der gewöhnliche Arbeiter. Ein Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Beinahe panisch starrte er im Dunkeln in Richtung der Geräuschquelle und er hörte sein eigenes Blut in den Ohren rauschen. Hatte Harley seit Neustem übernatürliche, telepathische Kräfte, von denen er noch nichts wusste? Ein weiteres Klopfen ließ ihn stocksteif im Bett liegen. Dann öffnete sich die Tür von außen. Ein schwacher Lichtstrahl fiel in den Raum. "Eddie?", fragte Harley zögerlich mit leiser Stimme. "Bist du wach?" Edwards Gedanken rasten. Sollte er antworten oder lieber weiterhin so tun, als ob er bereits tief und fest schlief? Was war die logische Lösung für dieses Rätsel? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)