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Keeping Secret

von

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Von Narben übersäte Seele

Er war zu hart zu ihr gewesen. Er hätte besser seine Zunge im Zaum halten sollen, anstatt genau das zu sagen, was ihm schon so lange durch den Kopf ging. Obwohl Harley über einen brillanten Verstand verfügte, hatte sie, was den Joker betraf, eine rosarote Brille auf und sah einfach nicht, wie tief sie bereits im Sumpf von Wahnsinn und Gewalt steckte.
 

Natürlich hätte Edward seine Worte sorgfältiger wählen können und Harley die ungeschminkte Wahrheit schonender beibringen können, aber vielleicht erzielte er trotzdem mit seiner Methode einen Erfolg – wenn auch nicht gleich. Er und Poison Ivy hatten schon viel zu oft und viel zu lange mit netten Worten versucht, ihr begreiflich zu machen, dass sie unbedingt von diesem psychopathischen Mistkerl weg musste.
 

Im Nachhinein bereute der Riddler es, so hart mit Harley ins Gericht gegangen zu sein. Nachdem er seine kleine Ansprache beendet hatte, dauerte es nicht lange, bis aus den stummen Tränen, die ihr vom Kinn tropften, ein regelrechter Sturzbach wurde. Harley schlug sich die Hände vor das Gesicht und weinte hemmungslos.
 

Jeder normale Mensch hätte sich spätestens jetzt bei ihr entschuldigt und sie tröstend in den Arm genommen. Doch Edward gehörte nicht zu diesen normalen, emotional stabilen Menschen. Er war restlos überfordert mit der sich ihm bietenden Situation und tat das Einzige, was ihn in den Sinn kam – er ergriff die Flucht.
 

Er sprang von seinem Stuhl auf, verließ schnellen Schrittes die Küche und verschanzte sich in seinem Arbeitszimmer am Ende des Flurs. Er musste nachdenken. Nachdenken über die ganze Situation, in die er sich unwillkürlich, aber mit voller Fahrt voraus, hinein manövriert hatte. Er hatte Harley nie absichtlich weh tun wollen und doch hatte er genau das mit einer spielerischen Einfachheit geschafft, dass er selbst nicht glauben konnte, was er eigentlich getan hatte.
 

Harley hatte so verdammt verletzlich gewirkt, dass Edward eigentlich nichts lieber getan hatte, als sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass Alles wieder gut wird. Aber er konnte es nicht tun. So sehr sich sein Herz auch nach ihrer Nähe sehnte, so sehr sträubte sich sein Verstand dagegen, die emotionale Mauer, die er vor Jahren um sich herum errichtet hatte und die mit jedem Jahr höher und breiter wurde, einzureißen.
 

Es fiel dem Riddler unheimlich schwer es zuzugeben und er würde es nie laut aussprechen, aber er hatte Angst. Angst vor der Art Nähe, nach der er sich sehnte. Angst davor, wenn er es zuließ, dass, wenn Jemand seine Mauer zum Einsturz brachte, seine verwundete, von Narben übersäte Seele, an die Oberfläche kam und er letztendlich noch schlimmer, tiefer, tödlicher verletzt wurde. Angst davor, sich zu verlieben, sein Herz zu öffnen und am Ende noch mehr enttäuscht zu sein als jetzt schon. Angst davor, dass er endgültig zu einem emotionalen Krüppel wurde.
 

Bevor er sich mit diesen schockierenden Gedanken auseinander setzen musste, vergrub er sich lieber in seiner Arbeit. So hatte er es in den letzten Jahren immer gemacht. Ganz besonders dann, wenn er mal wieder tatenlos mit ansehen musste, wie die Frau, für die er schwärmte, zurück in dieses tiefe schwarze Loch fiel, an dessen Boden der Joker bereits auf sie wartete.
 

Es tat weh, Harley so sehen zu müssen, doch er alleine konnte sie aus dieser Situation nicht befreien. Den letzten, endgültigen Schritt musste sie alleine machen, doch dazu war sie nicht in der Lage. Und bevor Edward sich gefühlsmäßig noch mehr auf sie einließ und damit riskierte, selber verletzt zu werden, stieß er sie von sich und verletzte sie damit.
 

Kaum, dass er die Tür des Arbeitszimmers, welches mit Computern, Bildschirmen, Überwachungsgeräten und allem möglichen technischen Schnick-Schnack voll gestopft war, hinter sich verriegelt hatte, verspürte der Riddler den Drang, seinen Kopf gegen einen harten Gegenstand zu schlagen. Dass, was er Harley an den Kopf geworfen hatte, war wohl so ziemlich das Dümmste, was er seit langem von sich gegeben hatte.
 

Frustriert raufte er sich die Haare. Im schlimmsten Fall würde sie jetzt, so verzweifelt wie sie war, hinaus in die Nacht stürmen und irgendwelche Dummheiten machen. Vielleicht würde er sie nie wieder sehen und dann hatte er die Möglichkeit, ihr zu sagen, was er für sie fühlte, ungenutzt verstreichen lassen.



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