Keeping Secret von ChogaRamirez ================================================================================ Kapitel 5: Ein tollwütiger Hund ------------------------------- Für eine Weile erwiderte Edward nachdenklich Harleys flehenden Blick, ehe er seufzte und eine wegwerfende Geste machte. "In Ordnung, du kannst erst mal hier bleiben", sagte er und sofort stahl sich ein begeistertes Lächeln auf Harleys Gesicht. Sie sprang vom Stuhl auf, umrundete den Tisch und umarmte den Riddler stürmisch. "Danke! Du wirst es nicht bereuen!", sagte sie erleichtert und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Während sie zurück zu dem Stuhl schlenderte, auf dem sie gesessen hatte, bemerkte sie Edwards beinahe fassungsloses Gesicht nicht und wie sehr er sich bemühen musste, um nicht bis unter die Haarwurzeln zu erröten. Es erforderte seine komplette Willenskraft, sich nicht mit dem Handrücken über die Wange zu fahren. Für jemanden wie ihn, der nicht allzu viel Wert auf körperliche Nähe legte und grundsätzlich eher auf Distanz zu Menschen ging, war es beinahe unerträglich, eine andere Person so nah an sich heran zu lassen. Bisher hatte Edward nur schlechte Erfahrungen damit gemacht. Sein Vater hatte in seiner Kindheit weder Verständnis noch Liebe für ihn übrig gehabt und seine Mutter war weiß der Geier wo. Und irgendwann kam für ihn der Punkt, wo er sämtlichen physischen und psychischen Annäherungen abgeschworen hatte. Und damit war er auch jahrelang gut gefahren – bis dieses aufgedrehte, naive, blonde Ding in sein Leben getreten war. Entgegen seiner öffentlichen Haltung, dass er alleine am Besten zu Recht kam und absolut Niemanden in seinem Leben brauchte, sehnte er sich doch insgeheim nach seelischer und körperlicher Nähe, nach Liebe, Geborgenheit und Verständnis. Er war schließlich auch nur ein Mensch, der Bedürfnisse, Träume und Sehnsüchte hatte. Edward sah Harley mit einem langen, undeutbaren Blick an, während sie an ihrer Tasse nippte. Wenn sie doch nur nicht diesem Psychopathen verfallen wäre, dann hätte er vielleicht wirklich eine Chance bei ihr. Aber was konnte er ihr schon bieten? Sein Leben war bei Weitem nicht so aufregend wie das des Jokers. Für den Clown war das Leben doch eine einzige Party, die er exzessiv bis ans absolute Limit feierte. Das Leben des Riddlers war gegen den Lebensstil des Jokers fast schon langweilig. "Alles okay?", riss ihn Harleys Stimme aus seinen Gedanken. Als er seinen Blick, der in die Ferne geschweift war, auf sie fokussierte, sahen ihn ihre blauen Augen besorgt an. Müde rieb sich Edward den Nasenrücken und nickte. "Alles bestens ...", murmelte er als Antwort und senkte den Blick. Ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Körperhaltung zufolge, schenkte Harley seinen Worten nicht viel Glauben. Sie beugte sich nach vorne, so dass sie Edward eine Hand auf die seine legen konnte. Er hob erstaunt den Kopf und sah Harley verwundert an. "Du arbeitest schon wieder zu viel, Eddie", sagte sie mitfühlend und strich vorsichtig mit dem Daumen über seinen Handrücken. "Du siehst blass aus und du scheinst dünner geworden zu sein." "Ich habe viel zu tun", erwiderte der Riddler nüchtern und entzog Harley mit einer schnellen Bewegung seine Hand. "Ich bin da an einer großen Sache dran und habe keine Zeit, um –" "Du heckst immer irgendwelche Pläne aus", schnitt Harley ihm das Wort ab und musterte Edward kritisch. "Und dabei vergisst du Alles um dich herum. Das tut dir auf Dauer nicht gut, Eddie. Du musst auch mal an dich selber denken." Sie deutete anklagend zum Schreibtisch, auf und um den sich unzählige Stapel Papiere aneinander reihten. "Spricht da die Psychologin aus dir?", erwiderte der Riddler und begegnete Harleys forschendem Blick mit einer Maske aus Arroganz und Selbstgefälligkeit. "Wie wäre es, wenn du zuerst bei dir selber anfängst, bevor du Anderen neunmalkluge Ratschläge erteilst, Doktor Quinzel?" Bei seinen folgenden Worten veränderte sich Harleys selbstbewusste Mimik, doch Edward übersah es einfach. Vielleicht wollte er es auch nicht sehen, wie sehr seine Worte sie verletzten. "Du weißt doch genau, dass der Joker wie ein tollwütiger Hund ist." Er machte eine kurze Pause, um Luft zu holen und Harley gar nicht erst die Möglichkeit zu geben, zu kontern. "Ich habe eine Frage an dich, Miss Quinn: Wie oft hat dich dieser Hund bisher schon gebissen?" Die einzige Antwort, die Harley auf diese Frage hatte, war Schweigen. Sie sah Edward mit weit aufgerissenen Augen an. Als ihre Unterlippe anfing zu zittern und sich Tränen in ihren Augen sammelten, erkannte der Riddler, dass er zu weit gegangen war. "Ja, er schlägt mich ...", gab Harley schließlich kleinlaut zu. "Es ist nur ... Er hat so viel Wut in sich und die muss ... Also manchmal verliert er die Kontrolle und ... Ich verdiene es auch manchmal. Ich provoziere ihn immer wieder ..." Ihre brüchige Stimme wurde leiser und Tränen rollten ungehindert über ihre Wangen. "Es macht mir Angst, wenn er so durchdreht ... Ich meine, er ... Manchmal weiß ich einfach nicht, was ich tun soll ..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)