Walk on the Edge von ChogaRamirez (Arkham City) ================================================================================ Kapitel 12: Wer zuletzt lacht, lacht am Besten ---------------------------------------------- Das hinterhältige Grinsen des Jokers wurde noch verschlagener, als er Poison Ivy für einige Sekunden dabei beobachtete, wie sie stur auf die Eingangstür starrte und sich weigerte, auch nur noch ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln oder ihm eine kostbare Sekunde ihrer Aufmerksamkeit zu widmen. Sein Plan, die zum Teil aus Pflanze bestehende Frau so lange zu nerven, bis sie ihm keine große Beachtung mehr schenkte, war aufgegangen. So konnte er sich nun in Ruhe seinem eigenen Plan widmen. Mit einem kurzen Kopfnicken signalisierte der Clown einem seiner Gefolgsleute in unmittelbarer Nähe, dass es los ging. Als sie noch im alten U-Bahn-Tunnelsystem gewesen waren, der sich vom »Industrial District« waagerecht bis zur »Bowery« erstreckte und direkt unter dem abgesperrten Bereich des »Wonder Towers« entlangführte, hatte er einige wenige Männer in seinen Plan eingeweiht und jetzt, wo Ivy unaufmerksam war und sein Plan Gestalt annahm, würde er am liebsten einen kleinen Freudentanz hinlegen und sich selbst triumphierend auf die Schulter klopfen. Doch das wäre wohl selbst für ihn ein wenig voreilig gewesen, denn die gute Ivy war nicht gerade die dümmste Person in »Arkham City« und sollte natürlich nichts von seinem Plan mitbekommen. Und nur für den Fall, dass sie tatsächlich bemerkte, wie der Mann über die Straße huschte und die Stufen zur U-Bahn hinunter eilte, hatte der Joker natürlich eine Antwort parat. Er würde ihr einfach mit seinem sympathischen Grinsen und seiner charmanten Art zu verstehen geben, dass er befürchtete, zuhause im Stahlwerk den Herd angelassen zu haben und nun sollte sein treuer Werkgefährte und Mitarbeiter des Monats schnell nachsehen gehen. Die meisten Unfälle passierten ja schließlich zuhause und er wollte natürlich, dass bei seiner Rückkehr das Stahlwerk im selben tadellosen Zustand war, wie er es verlassen hatte. Aber das war gar nicht nötig, denn kaum, dass der Handlanger verschwunden war, ließ Ivy ihre Ranken sich wie Sprungfedern zusammenrollen. Nur Sekunden später schnellten die Ranken nach vorne und rissen so spielend einfach ein riesiges Loch in die Eingangstür, als ob sie aus Pappmaschee wäre. Der Joker musste aufgrund der rabiaten Zerstörungswut von Ivy unwillkürlich anerkennend nicken. Er hätte es selber kaum besser hinbekommen. Vielleicht sollte er doch ab und zu mal die Nase in ein Gartenbuch stecken. Die Rothaarige warf ihm einen kurzen Blick zu, den der grinsend erwiderte. Er machte eine Handbewegung, als ob er eine lästige Fliege verscheuchen wollte, was seinen Männern signalisierte, dass sie Poison Ivy, die mit weiteren Pflanzen im Gepäck zielstrebig ins Museum schritt, folgten sollten und das taten, was sie am Besten konnten: Alles kaputt machen, was sich ihnen in den Weg stellte. Immer noch grinsend folgte der Clown der randalierenden Meute und erklomm mit aller Seelenruhe die Stufen. Seine Männer waren längst im Museum verschwunden und dem Lärmpegel nach zu urteilen, hatten sie jede Menge Spaß daran, dem Museum mal richtig zu zeigen, was sie davon hielten. Ivy, der es anscheinend nicht schnell genug ging, trat mit einem genervten Gesichtsausdruck in die Trümmerteile der Eingangstür. Sie hatte die Arme vor dem Oberkörper verschränkt und klopfte ungeduldig mit den Fingern. "Wird's bald?!" "Ich bin ein alter und sehr kranker Mann und kein junger Hüpfer wie du", erwiderte der Joker mit einem breiten Grinsen. "Gib mir doch etwas mehr Zeit, bis ich diese lange Treppe geschafft habe." Ivy rollte mit den Augen und murmelte etwas, was nach einer gefluchten Beleidigung klang und den Clown bis über beide Ohren strahlen ließ. Sie musste kurz davor sein, ihm ins Gesicht zu springen. "Beeil dich gefälligst!", blaffte Ivy und verschwand wieder im Museum. Der Joker zählte gedanklich von drei an rückwärts, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und wie eine junge Gazelle die Stufen hinunterrannte. Sein Gefolgsmann war wieder an der Oberfläche und er war nicht alleine. Im Schlepptau hatte er ein halbes Dutzend weitere Männer, die allesamt mit halbautomatischen Pistolen bewaffnet waren. Das Schlusslicht dieser Parade bildete Mister Hammer, der sich ein Clownsgesicht ins Gesicht gemalt und seinen riesigen Hammer über die Schulter geworfen hatte. Da sich der Pinguin den anderen Teil der ehemals siamesischen Abramovici-Zwillinge – Sichel – unter den Nagel gerissen hatte, und sich sehr wahrscheinlich von ihm beschützen ließ, musste auch der Joker dasselbe schwere Geschütz auffahren. Gemeinsam eilte die sehr seltsam anmutende Gruppe, angeführt von ihrem Boss, der ebenfalls eine halbautomatische Waffe aus seiner Jacke hervorzauberte und sie entsicherte, im Schatten des Museums entlang, um schnellstmöglich auf die andere Seite zu kommen. So wie der Joker den Pinguin kannte – und er kannte ihn gut – würde sich Cobblepot beim ersten Anzeichen von Gefahr in seinem Nachtclub verschanzen und von dort aus verschwinden. Genau das wollte der Clown verhindern und somit einen Zweifronten-Krieg vom Zaun brechen. Jetzt musste er nur noch schnell genug sein, um den Vogel vor Ivy und Catwoman zu erwischen. Schnell und für Handlanger – besonders seine – erstaunlich leise erreichten sie die Straßenkreuzung und huschten um die Ecke. Die Straße, die an der Außenmauer von »Arkham City« endete, war menschenleer. Also musste Cobblepot noch im Gebäude sein. Mit den Waffen im Anschlag näherten sie sich der Tür, von der aus die »Iceberg Lounge« zu ihrer glorreichen Zeit als Nachtclub betreten wurde. Natürlich war die Tür abgeschlossen, was den Joker allerdings nicht sonderlich störte. Er klemmte sich seine Maschinenpistole zwischen die Oberschenkel und zog dann aus der Innentasche seiner Jacke einen Dietrich hervor, mit dem er sich routiniert und geschickt am Schloss der Tür zu schaffen machte. Nach ein paar Sekunden war das sanfte Klicken einer entsicherten Tür zu hören. Ein wenig erstaunt steckte der Joker den Dietrich wieder ein und richtete seine Waffe auf die Tür. Das ging eindeutig einfacher als erwartet, was entweder bedeutete, dass der Pinguin direkt hinter der Tür verschiedene Sicherheitsmaßnahmen installiert hatte oder dass der blöde Vogel wirklich total bescheuert war. Was auch immer es war: Sie würden es gleich heraus finden. Mit einem Kopfnicken in Richtung der Tür und dem zeitgleich erfolgenden Wink mit der Waffe in seiner Hand, signalisierte der Joker einem seiner Männer, dass er den Vortritt hatte. Der stämmige Mann schluckte sichtbar, ehe er die Tür öffnete. Grinsend beobachtete der Clown jede Bewegung. Er konnte er seinem Handlanger nicht verdenken, dass er sich gerade zurück ins Stahlwerk wünschte. Es war immer ein Risiko, als Erster einen Raum betreten zu müssen. "Sauber …", murmelte der Mann mit der Clownsmaske im Gesicht und trat in den Vorraum der »Iceberg Lounge« ein. Die Pistole hielt er im Anschlag und war bereit, auf alles zu schießen, was sich bewegte. Der Joker lauschte gespannt, doch das erwartete Geräusch von einer Kugelsalve oder einer Explosion blieb aus. Cobblepot war anscheinend wirklich dümmer als er aussah. Nachdem die komplette Gruppe im Gebäude verschwunden war und die Tür hinter sich wieder zugezogen hatte, schwärmten die Handlanger aus und warfen einen Blick in jeden Raum, den sie passierten auf dem Weg zum Pinguin. Mr. Hammer blieb dabei wie ein Schatten an der Seite des Jokers kleben und machte den Eindruck, Alles und Jeden von seinem Boss fern zu halten – und dass notfalls auch mit brachialer Gewalt. An einer großen, prunkvoll aussehenden Tür, von der der Joker sicher wusste, dass sich dahinter der eigentliche Nachtclub befand, blieb der Clown stehen. Er legte ein Ohr an die Tür und lauschte angestrengt. Er hörte Stimmen, die aufgeregt miteinander sprachen. »Nimm den Schirm runter, Oswald. Ich bin nicht dein Feind.« »Du steckst da bis zum Hals mit drin, Riddler! Das ist doch Alles auf deinem Mist gewachsen!« »Es ist mir vollkommen egal, mit wem du noch eine Rechnung offen hast. Was kann ich denn dafür, dass du hier keine Freunde hast?« »Du hast Jokers Leuten und Ivy verraten, wie sie hier reinkommen!« »Du spinnst doch komplett, Oswald. Ich will mit dir Geschäfte machen und dann gebe ich Anderen Tipps, wie sie an dich rankommen und ruiniere mir damit meinen eigenen Plan?« »Ich glaube dir nicht ein Wort, Riddler! Das ist Alles deine Schuld!« Wie aufs Stichwort schlug Mr. Hammer die massive Tür mit seinem gigantischen Hammer ein und die Handlanger des Jokers stürmten den Raum. Das Bild, welches sich dem Clown bot, brachte ihn dazu, hämisch zu grinsen. Der Pinguin stand mit wütendem Gesicht vor dem Riddler und bedrohte ihn mit einem seiner Regenschirme. Ob es sich dabei um einen Trick-Schirm handelte, konnte der Clown auf den ersten Blick nicht sagen. Links und rechts neben Cobblepot standen vier Männer, die sich bedrohlich aufgebaut hatten, aber den Riddler schien das Alles gar nicht zu stören. Er hatte ein amüsiertes Grinsen im Gesicht und stützte sich lässig auf seinen Gehstock. "Mit einem Punkt hast du tatsächlich recht, Vogelhirn", sagte der Joker mit vor Ironie tropfender Stimme. "Es ist tatsächlich alles Eddies Schuld." Vom Museum aus hörte man Kampfgeräusche und hin und wieder einen erstickten Schrei. Der Joker grinste noch breiter und kam langsam auf den Pinguin zu, dessen Mimik zwischen mordswütend und total überrascht hin und her schwankte. "Das war es dann für dich, Pinguin", sagte der Joker gefährlich leise. "Jetzt wirst du gerupft." Cobblepot machte einen Schritt zurück und schien angestrengt nachzudenken. Doch schon im nächsten Moment nahm sein Gesicht einen sadistischen Ausdruck an. Er fixierte den Joker mit den Augen und deutete mit seinem Regenschirm auf ihn. "Du denkst jetzt wohl, du hättest gewonnen, was? Aber vergiss es, Clown! Ich bin dir einen Schritt voraus!" Cobblepot pfiff laut und die Seitentüren des großen runden Raumes öffneten sich. Von dort aus stürmten plötzlich mehrere Dutzend bis an die Zähne bewaffnete Männer in den Raum und fingen eine heftige Schlägerei mit den Männern des Jokers an. Der Pinguin nutzte die Gunst der Stunde, um sich schnell aus der Affäre zu ziehen, indem er durch eine der geöffneten Türen verschwand, während seine Männer immer mehr die Oberhand gewannen. "Ganz große Klasse, Jack!", rief der Riddler über den Lärm hinweg und schenkte dem Joker einen sarkastischen Blick. "Ganz fantastisch!" Einer von Pinguins Männern stürmte mit erhobener Faust auf ihn zu und im letzten Moment konnte er noch einen Schritt zur Seite machen. Er griff nach einer Büste, die neben ihm auf einer Säule stand und zog sie dem Mann, der schmerzhaft mit der Wand kollidiert war, über den Schädel. Leblos sank der Mann zu Boden und blieb liegen. Der Joker selbst verlor im Kampfgetümmel seine Pistole, als er angerempelt wurde und ging hinter einem umgestürzten Tisch in Deckung. "Es war dein Plan!", schrie er durch den halben Raum. "Den du versaut hast!", schrie der Riddler zurück und hatte Mühe, sich einen von Cobblepots Männern vom Hals zu halten. "Kannst du nicht einmal das machen, was man dir sagt?!" Direkt neben dem Joker kam eine Pistole zum liegen, die anscheinend einer seiner Männer im Kampf verloren hatte. Schnell griff der Clown danach und es gelang ihm aus seiner Deckung heraus zwei von Pinguins Handlangern mit dem Rest des Magazins zu erschießen. "Weil der Plan Scheiße war!", rief der Joker und grinste den Riddler hämisch an, der sich mittlerweile hinter einer Statue in der Nähe in Sicherheit gebracht hat. "Mein Plan war scheiße?! Aber deiner war besser oder wie?!", schrie Edward zurück und musste den Kopf einziehen, als ein nicht näher zu identifizierendes Wurfgeschoss die Statue enthauptete. "Wir müssen hier raus!" "Der erste intelligente Satz von dir heute!", rief der Joker und versuchte zu der inzwischen wieder verschlossenen Tür zu gelangen, durch die der Pinguin verschwunden war, ohne dabei seine Deckung aufzugeben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)