Walk on the Edge von ChogaRamirez (Arkham City) ================================================================================ Kapitel 11: Die entfesselten Mächte der Natur --------------------------------------------- Sichtlich genervt rollte Poison Ivy mit den Augen und verschränkte demonstrativ die Arme vor ihrem spärlich bekleideten Oberkörper, um zu signalisieren, dass sie zu keiner weiteren Kommunikation bereit war. Doch den Joker, der sie fröhlich angrinste, interessierte das herzlich wenig. "Was gibt es eigentlich zu grinsen?", fragte sie schließlich gereizt und ließ dabei Catwoman, die sich gerade mithilfe ihrer Peitsche auf das Dach des Naturkundemuseums schwang, nicht aus den Augen. "Wir sind heute wohl ein bisschen kratzbürstig, was?", stellte der Joker eine Gegenfrage und grinste noch breiter, was bewirkte, dass Ivys ohnehin schon giftiger Gesichtsausdruck langsam aber sicher mörderisch wurde. Doch gerade das stimmte den Clown noch fröhlicher. "Ich habe mir mal sagen lassen, dass jeder Tag, an dem man nicht lacht, ein verschwendeter Tag ist", fügte er breit grinsend hinzu. "Und wie du siehst, befolgte ich dieses Lebensmotto nach bestem Wissen und Gewissen." "Du und ein Gewissen?", konterte Ivy sofort. "Solltest du dich nicht wie ein sterbender Hund irgendwo verkrochen haben, um deine letzten Atemzüge zu hauchen?" "Aber, aber, meine Liebe ..." Die Augen des Jokers fingen an, vergnügt zu funkeln. Auf eine gewisse Art und Weise mochte er die verbalen Schlagabtäusche mit der Rothaarigen. "Gerüchte über meinen Tod sind stark übertrieben." Mit einem beleidigten "Tzt!" wandte sich Ivy ab und wartete auf das Signal von Catwoman, dass die Katze das Museum betreten würde. Es dauerte auch nur wenige Sekunden, ehe das Zeichen erfolgte und Ivy den Timer aktivierte. Der Joker hatte sie dabei nicht aus den Augen gelassen. "So, so ...", fuhr er im geschäftsmäßigen Tonfall fort. "Du und Eddie also ..." "Wie kommst du denn auf diese bescheuerte Idee?" "Ach weißt du ... Ich habe über tausend Ecken vernommen, dass du unserem Möchtegern-Sherlock geholfen hast, aus dem Knast abzuhauen, nachdem er sich mal wieder von Bats hat fangen lassen bei meiner netten kleinen Revolte in Arkham." Ivy funkelte den Joker angriffslustig an und zischte ihm ein "Ich wüsste nicht, was dich das angeht!" zu, ehe sie sich umdrehte und in die Richtung ging, aus der sie und Selina vorher gekommen waren. Mit einem süffisanten Grinsen sah der Joker der kaum bekleideten grünhäutigen Frau hinterher und beobachtete ganz genau, was sie tat. Sie verschwand kurz hinter einer Häuserecke und hatte, als sie nur wenige Augenblicke später wieder auftauchte, einen großen Korb mit Blumentöpfen, in denen sich irgendwelche Pflanzen nach oben rankten, in den Händen. Als sie sich wieder näherte, erwartete der Joker sie schon mit einem anzüglichen Lächeln auf den Lippen. "Komm schon, Ivy. Mir kannst du es doch verraten, wenn da was zwischen dir und Eddie läuft. Ihr mögt doch immerhin dieselbe Farbe und darauf könnt ihr aufbauen." "Kannst du endlich mal deine Klappe halten!", fuhr Ivy ihren unfreiwilligen Gesprächspartner so laut und heftig an, dass einige seiner Anhänger sich erschrocken zu ihr umdrehten. "Es geht dich einen Scheißdreck an, was ich mit wem tue oder lasse!" "Uih!", machte der Joker gespielt erschüttert und das Funkeln in seinen Augen verriet, dass er sehr genau wusste, dass er eine wunde Stelle bei Ivy getroffen hatte, an der er jetzt nach Herzenslust weiter herum puhlen konnte. "Warum denn gleich so aggressiv? Bist du etwa sexuell nicht ausgelastet? Ich könnte dir da behilflich sein ..." Gefährlich langsam drehte sich Ivy um und funkelte den Joker mit Mord im Blick an. "Fass mich einmal an und ich werde höchstpersönlich dafür sorgen, dass du den nächsten Tag nicht mehr erleben wirst." Ihr Blick wurde noch ein Stück aggressiver. "Und eines garantiere ich dir: Wenn du Harley noch mal ein Haar krümmst, kannst du dir sicher sein, dass es das Letzte gewesen ist, was du getan hast. Ich werde dich dann höchstpersönlich zu Dünger verarbeiten." Während Ivy den Joker feindselig anfunkelte, zeigte der sich gänzlich unbeeindruckt von der mehr als offensichtlichen Drohung. Mit gespielt schockiertem Gesichtsausdruck schlug er sich die Hände vor sein Gesicht und blinzelte Ivy durch die Finger an. "Du bist echt süß, wenn du dich so aufregst, Ivy. Ich mag es, wenn eine Frau ein bisschen widerspenstig ist." Schneller als der Joker hätte reagieren können, machte Poison Ivy eine ruckartige Bewegung in seine Richtung und machte dabei den eindeutigen Eindruck, dass sie dem Clown in diesem Moment am liebsten eigenhändig den Hals umdrehen würde. Wie nicht anders zu erwarten, lächelte der Joker weiterhin sein undurchschaubares Lächeln, was Ivy nur noch mehr aufregte und sie gedanklich dazu veranlasste, ihre Drohung schon jetzt in die Tat umzusetzen. Doch bevor sie dem Joker wirklich etwas antat, hielt sie sich selber rechtzeitig genug davon ab, was den Joker in schallendes Gelächter ausbrechen ließ. Allerdings bereute er seine Reaktion nur Sekunden später, da er von einem Hustenanfall geschüttelt wurde und sich auf den Knien abstützen musste. "Du willst doch nicht etwa den schönen Plan ruinieren, oder?", würgte der Joker zwischen zwei Hustenanfällen hervor und seine Augen funkelten verräterisch. "Unser Eddie hat sich doch so viel Mühe dabei gegeben ..." Jedes Mal reagierte Ivy nicht auf die Provokation, sondern wandte sich mit einem letzten angeekelten Blick ab und schritt mit würdevoll erhobenen Kopf durch die Reihen von den Handlangern des Jokers, die ihr mit teilweise verhohlenen, teilweise offensichtlichen Blicken hinterher sahen. Auch der Joker sah ihr mit einem süffisanten Grinsen hinterher. Ivy ging bis zum vorderen Bereich der Außentreppe, die zum Museum führte und setze doch ihren Korb mit den Pflanzen behutsam ab. Dann nahm sie zwei der Töpfe aus dem Korb und positionierte sie an beiden Enden eines schmalen, aber langen Blumenbeetes zu Füßen des Museums, welches seit Jahren keine Pflanzen mehr gesehen hatte. Nicht einmal Unkraut traute sich auf diesem Beet zu wachsen. Nachdem Ivy sich über die Positionen ihrer Pflanzen vergewissert hatte, fischte sie eine kleine Blumenschaufel aus ihrem Korb und begann damit, die Töpfe einige Zentimeter tief in der Erde zu versenken. "Was machst du da Schönes?", fragte plötzlich unvermittelt der Joker, der sich Ivy unbemerkt genähert hatte und ihr Tun über ihre Schulter aus aufmerksam beobachtet hatte. "Nach was siehst es denn deiner Meinung nach aus?", stellte sie eine Gegenfrage und funkelte den Joker missmutig an. "Mhm ...", machte der Clown und strich sich nachdenklich über das Kinn. "Ich würde sagen ... Gartenarbeit, aber eigentlich pflanzt man doch im Herbst oder im Frühling. Jetzt haben wir aber Winter und –" Weiter kam der Joker nicht, denn Ivy hatte eine Hand erhoben und gebot ihm damit Einhalt. "Bist du wirklich so blöd, oder tust du nur so?", fragte sie und schüttelte den Kopf. "Nein, verkneif dir die Antwort, ja?" Sie seufzte. "Da wir nur noch ein paar Minuten Zeit haben, bereite ich schon mal den Angriff vor. Ich stehe schließlich nicht nur sinnlos in der Gegend rum und lasse Andere die Arbeit für mich machen." "Du hast ja auch keine Ahnung, wie schwer und frustrierend es ist, einen Haufen Idioten zu erklären, was sie tun sollen", erwiderte der Joker theatralisch. "Du arbeitest alleine, aber ich bin aufgrund meines Gesundheitszustandes leider auf Hilfe angewiesen. Das bringt das Alter nun mal so mit sich, weißt du? Normalerweise würde das ja meine bessere Hälfte übernehmen, während ich im Bett liege und meine kleine Bronchitis auskuriere – das Stahlwerk ist ziemlich schlecht geheizt, muss du wissen – aber leider Gottes hat unser Freund Oswald sie mir einfach so weggenommen." Ivy rollte aufgrund des Monologes, den der Joker mit weinerlicher Mimik vorgetragen hatte, mit den Augen und seufzte lautlos. "Können wir dann endlich mal damit anfangen, Cobblepot die Hütte unter seinem Arsch wegzureißen?", fragte sie, um das Thema zu wechseln. Sofort erhellte sich das Gesicht des Clowns und er winkte seinen Männern zu. "Endlich, ich dachte schon, du fragst gar nicht mehr!" Seine Schläger reagierten sofort und kamen im Laufschritt angerannt und positionierten sich auf der Treppe, die zum Museum führte. "Meine Königin ...", fügte der Joker noch hinzu und verbeugte sich vor Ivy, die ihn für einige Sekunden irritiert ansah, ehe sie sich mit ihrem Korb durch seine Männer schlängelte. Erst als sie dann vor der Tür angekommen war, signalisierte sie den bewaffneten Handlangern, dass sie ein paar Schritte zurück weichen sollten, was sie auch gehorsam taten. Dann konzentrierte sich Ivy und ließ die beiden Pflanzen, die sie unten im Beet platziert hatte, wie von Geisterhand wachsen. Sie schlängelten sich bis zu ihren Füßen, wo sie sich wie Schlangen zusammenrollten und immer weiter wuchsen. "In genau zwei Minuten werde ich diese Tür aufbrechen und meine beiden Lieblinge hier werden Alles umreißen, was sich ihnen in den Weg stellt", erklärte Ivy, während sie die Männer des Jokers ernst ansah und dabei abwechselt die beiden riesigen Ranken zu ihren Füßen tätschelte. "Da sie nicht durch das ganze Museum kommen, könnt ihr erst rein, wenn sie ihr Wachstum abgeschlossen haben. Ich gebe euch ein Zeichen, wenn es soweit ist, klar?", fragte sie an den Truppenführer gewandt, der ihre Worte nickend bestätigte. "Und nun zu dir", sagte Ivy an den Joker gewandt. "Wir zwei Hübschen werden das Schlusslicht bilden und du bleibst gefälligst in meiner Nähe, verstanden?" "Alles was du sagst, Pamela", erwiderte der Joker mit einem Grinsen und einem verschlagenen Funkeln in den Augen. Die rothaarige Ökoterroristin funkelte den Joker wütend an, verkniff sich aber jeden weiteren Kommentar und starrte stur das aus Massivholz bestehende Eingangsportal des Naturkundemuseums an. Wenn sie allerdings das hinterhältige Grinsen im Gesicht des Clowns gesehen hätte, hätte sie den Abgriff wohl an Ort und Stelle abgeblasen. Der Joker, der Poison Ivy nicht eine Sekunde aus den Augen ließ, verfolgte neben der Rettung von Harley noch seine eigenen Ziele. Und er lachte sich still und heimlich ins Fäustchen, dass Ivy, die immer wieder gegen ihn argumentierte, sich so schnell dazu bereit erklärt hatte, ihm zum helfen. Es war mehr als nur naiv von Ivy, die - sehr zu seinem Leidwesen – die beste Freundin seiner ... Nun ja, Freundin wäre vielleicht ein wenig übertrieben gewesen. Handlangerin, Bettgespielin – das waren Worte, die dem Joker in den Sinn kamen, wenn er an Harley Quinn dachte. Und irgendwo zwischen diesen Worten wusste er, dass er sie um jeden Preis wieder an seiner Seite haben wollte. Denn egal, wie sehr sie ihn auch nervte und wie sehr es ihn fast wahnsinnig machte, dass sie ständig um ihn herum wuselte und wie ein Schießhund auf ihn aufpasste, hatte er doch schon fast romantisch anmutende Gefühle für sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)