Training im Schnee 1 oder Wie kriegen wir unseren Teamchef wieder? von Venka (Für alle Kommentar-Schreiber hier das angekündigte Bonuskapitel!!!) ================================================================================ Kapitel 15: Chase in the Night ------------------------------ Training im Schnee oder wie kriegen wir unseren Teamchef wieder? Hi Leute! Sieht ja fast so aus als hätten wir euch mit dem Cliffie im letzten Chap ganz schön durcheinandergebracht... Lillie: Hätte nie gedacht, dass Tala so beliebt ist! Kai: Ich auch nicht... Venka: Ruhe Kai! *räusper* *smile* Dann lest mal schön weiter, hier kommt Kapitel 15!!! -------------------------------------- 15 – Chase in the Night Langsam wich Tala zurück. Er hatte Ray geholfen, das schwarze Blade zu stoppen und dafür reichlich schräge Blicke von seinen drei Teamkameraden kassiert. Was sollte er denn jetzt machen? – Am besten erst mal weg von von diesem ganzen Durcheinander. Der rothaarige Junge drehte sich um und verließ den Saal durch eine der Seitentüren. Ian, Bryan und Spencer, seine Teamkameraden, folgten ihm. „Tala! Warte mal!“ rief Bryan ihm schließlich nach, als sich die vier in einem Gang befanden. Widerwillig blieb Tala stehen und drehte sich um. „Was ist denn?“ fragte er. „Nur eine Frage: Du hast Ray geholfen... – Warum?“ „Ich weiß es nicht...“ beantwortete Tala die ihm von Spencer gestellte Frage. Ian grinste. „Du hättest Voltaires Gesicht sehen sollen, er...“ Der Junge brach ab und griff sich mit der Hand in den Nacken. Fast wie einstudiert führten auch Bryan und Spencer dieselben Bewegungen aus. Schlagartig wurde Tala klar, was hier gerade ablief. Sein komplettes Team stand unter der Kontrolle der Biovolt; gesteuert durch die Chips in ihren Nervenzentren und der sich im Keller befindenden Computeranlage. Sie fungierte als verlängerter Arm der Hauptanlage, von der nicht einmal Tala selbst wusste, wo sie sich befand. Sie abzuschalten brachte also immer nur Teilerfolge, das war auf die Dauer keine Lösung. Nun hatte Emily mit ihrem Treffer in die Anlage Einiges gehörig durcheinander gebracht und die vier Demolition-Boys aus ihrem hypnoseähnlichen Zustand geholt. Aber mittlerweile schien sich die Computeranlage zu rebooten und die Kontrollprogramme schalteten sich wieder ein. Es würde nur noch wenige Sekunden dauern, bis die drei vor ihm wieder vollkommene Sklaven der Biovolt waren. Dass es ihn nicht selbst traf, bezog er darauf, dass bei dem Treffer doch mehr Daten zerstört wurden, als er bisher angenommen hatte. Jetzt war er frei und wollte das auch mit allen Mitteln bleiben. Doch mit den drei Beybladern vor sich würde das kein leichtes Unterfangen werden, heil aus dieser Situation wieder rauszukommen. Was also machen? Weglaufen war nicht sein Stil. Er war noch nie vor einem Problem davongerannt und würde jetzt garantiert nicht damit anfangen. Es war eine reine automatisierte Bewegung, als Tala seinen Blade und den Starter in die Hand nahm. Und er wusste, dass er ein riesiges Problem am Hals hatte... Das wurde ihm nicht erst klar, als Ian ihn mit verengten Augen anblickte. „Verräter...“ zischte der Junge. Tala schüttelte nur den Kopf. „Es ist mir egal, wie ihr das nennt! Es war richtig, es zu tun!“ gab er zurück. Bryan schnaufte verächtlich. „Ach? – Haben wir neuerdings Mitleid mit Schwächlingen?“ „Willst du was?“ zischte Tala. Bryan grinste. „Ja...“ begann er und zog seinen Blade hervor. Spencer legte ebenfalls seinen Blade an. „...deinen Kopf...“ Tala verengte seine Augen zu gefährlichen schmalen Schlitzen. „Dann kommt her und holt ihn euch...“ knurrte er. Nur einen Augenblick später rasten 3 Blades in geschlossener Formation auf ein viertes zu. Tala kannte diesen Angriff und er wusste, dass es kein Entrinnen und keine Möglichkeit der Verteidigung gab. „Wolborg! – ATTACK!“ schrie er und sein Wolfs-Bit-Beast erschien. „Den übernehme ich!“ grinste Bryan. „FALBORG!“ Talas Augen weiteten sich überrascht. Er hatte er viel, nur nicht das erwartet obwohl es eigentlich so offensichtlich gewesen war. Bryans Strohblitz genannter Spezialangriff war eine Attacke aus >Luftklingen< die er nicht auf das Bit-Beast lenkte sondern auf den gegnerischen Blader selbst. Überrascht vernachlässigte Tala seine eigene Deckung obwohl es gegen diesen Angriff keinen Schutz gab. Er kassierte einen frontalen Treffer und wurde durch die ungeheure Wucht nach hinten geschleudert. Krachend landete er an der Wand und sank dann zusammen. Eine Blutspur, die er im Hinunterrutschen an der Wand hinterließ, verriet seinen Gegnern, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Das Blade kreiselte aus und blieb vor Tala liegen. Der Junge stand nicht wieder auf. „Na also... – Der ist hin...“ Bryans Gesicht zierte ein unübersehbares Grinsen während er das sagte. „Das wird Boris gar nicht gefallen...“ stellte Ian fest. Spencer zuckte mit den Schultern. „Voltaire auch nicht, aber der Verräter musste bekommen, was er verdient hat!“ „Gehen wir...“ murmelte Bryan und drehte sich um. Ohne noch einmal einen Blick auf den am Boden liegenden Tala zu werfen, verließen die drei Jungen den Gang in Richtung des Saales. Tala keuchte leise auf, als er seine Augen wieder öffnete. Er war alleine auf dem Gang; seine drei ehemaligen Teamkameraden hatten sich wohl wieder in den Saal zurückbegeben. Das musste bedeuten, dass sie alle drei der festen Ansicht waren, dass sie ihn erwischt hatten. Er richtete sich auf und griff nach seinem Beyblade; dann lehnte er sich an die Wand zurück. Schwer atmend blieb er in dieser Position, bis ihn Lärm auf den Hof aufmerksam machte. Tala erhob sich und ging an eines der Fenster um nachzusehen. Er sah, wie Kai und Ray in die beiden auf dem Hof stehenden Krankenwagen verfrachtet wurden und ließ seinen Kopf an die kühle Scheibe sinken. So beobachtete der Junge, wie die Krankenwagen schließlich den Hof verließen. Nur Sekunden später zuckte er zusammen und ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Hinterkopf. „Halt still...“ Die Stimme der Frau, die sich hinter ihm befand, war sanft und beruhigend. Tala biss die Zähne zusammen während sie das Blut von der Platzwunde an seinem Hinterkopf tupfte. „Geht es dir gut?“ fragte sie. „Geht schon...“ gab er zur Antwort und wandte sich dann zum Gehen. „Wohin gehst du?“ fragte Judy. Tala senkte seinen Kopf und zuckte resigniert mit den Schultern. „Ich weiß es noch nicht... – Irgendwo komme ich schon unter...“ gab er zur Auskunft. „Hier in Russland kannst du nicht bleiben! Wenn Biovolt dich findet, dann bringen die dich um für das was du gerade getan hast! Du müsstest wissen, dass die keine Gnade kennen!“ Der Junge lachte auf. „Na und?“ „Es wäre schade um einen talentierten Blader wie dich...“ „Ach ja? Was geht sie das an?“ „Im Gegensatz zur Biovolt kümmert sich die BBA um junge Blader in Schwierigkeiten! – Weißt du, wie du das Schloss der Ljubows findest?“ „Ja... – Aber...“ „Kein Aber!“ Energisch schnitt Judy Tala das Wort ab. „Du wirst dich sofort dorthin begeben! Dort bist du erst mal sicher! Ich werde Mr. Dickenson anrufen. Er ist noch dort, er wird sich darum kümmern, dass du von da wieder wegkommst! – Und jetzt lauf!“ „Danke!“ Tala drehte sich um und lief in Richtung der Treppe davon. Das dies ein Fehler war, merkte er nur wenige Augenblicke später, als er Stimmen auf der Treppe hörte. Doch zum Stehen bleiben war es zu spät. Roh stieß Tala Bryan beiseite und rannte dann die Treppe hinunter. Ian, Spencer und Bryan brauchten einen kurzen Moment, bis sie sich wieder gefangen hatten. „Das war doch...“ „TALA!“ „Hinterher! Wenn der uns entwischt, reißt uns Voltaire die Köpfe ab!“ Tala war zwar schon zwei Treppen tiefer kurz vor dem rettenden Ausgang, doch er hörte genau, was seine ehemaligen Teamkameraden von sich gaben. In ihm erwachte der Kampfgeist zu neuem Leben. „Vergesst es!“ keuchte er. „So leicht kriegt ihr mich nicht!“ Quietschend öffnete sich die Seitentür und knallte schwungvoll gegen die Mauer. Tala kümmerte sich nicht darum. Er rannte in den Schnee hinaus, blieb kurz stehen und sah sich um. – Da! Das konnte die Rettung sein für ihn. „Wo ist er hin?“ Etwas ratlos sah sich Bryan um, nachdem er durch dieselbe Tür wie Tala ins Freie gelangt war. Der Rothaarige war verschwunden. Nur die vier Troikas mit denen die Bladebreakers, White Tigers und All-Starz zum Herrenhaus gekommen waren, standen im Schein der wenigen Außenlampen. Langsam ging Spencer auf einen der Schlitten zu. „Wenn das mal nicht die kleine Josephine Ljubow ist...“ begann er. Josie rümpfte die Nase. „Was willst du?“ fragte sie. „Hast du Tala hier rumrennen sehen?“ wollte Bryan wissen. Josie legte den Kopf schief und überlegte. „Nein, habe ich nicht...“ gab sie schließlich zur Auskunft, drehte sich um und rief: „ALEX! Die Demolition-Boys suchen nach Tala, hast du den hier irgendwo gesehen?“ „Nein! Aber jede Menge anderer Beyblader!“ antwortete der Junge. „Die wissen auch nichts...“ gab Ian zurück. „Suchen wir weiter, weit kann er ja noch nicht gekommen sein!“ Die drei Jungen nickten einander zu und trennten sich dann um nach Tala zu suchen. Aleksej blickte ihnen nachdenklich nach. Beruhigend strich er dem Pferd neben sich über die Nase. „Was hast du gemacht, dass sie so sauer auf dich sind?“ fragte er schließlich. „Die wirken ja, als wollten sie dir gleich den Kopf abreißen...“ „Ich habe sie verraten indem ich den anderen Bladern geholfen habe, Kai zurückzuholen. Das passt ihnen nicht...“ antwortete Tala leise. Er hing seitlich zwischen zwei Pferden aus der Troika, die Aleksej gerade bewachte. „Ja dann ist mir klar, warum sie den Eindruck machen, dich grade lynchen zu wollen...“ „Danke, dass du mich nicht verraten hast.“ Aleksej lächelte. „Kein Problem... – Aber was machen wir jetzt?” „Judy sagte, ich sollte zu Mr. Dickenson gehen, der würde mir weiterhelfen können. Aber wenn ich jetzt... – Die kriegen mich doch im Handumdrehen! Und wenn ich hier bleibe, bringe ich dich und deine Schwester in Gefahr!“ „Mal nachdenken...“ murmelte Aleksej, dann hellte sich sein Gesicht auf. „Pass auf, das machen wir so: Ich werde jetzt da rüber zum nächsten Gespann gehen und da mal nach dem rechten sehen. Du löst inzwischen das Geschirr von Rioket, das ist hier an dieser Troika das mittelste Pferd! Rioket ist unser bestes Pferd und wenn du reitest, erwischen sie dich garantiert nicht! Und da meine Schwester nichts von unserer kleinen Abmachung weiß, wird sie denken, du klaust das Pferd! – Ist das OK für dich?“ Tala nickte. „Ich will nur nicht noch mehr Leute in Schwierigkeiten bringen!“ „Das geht schon klar! – Lass dich nicht erwischen!“ „Danke...“ Aleksej lächelte noch einmal und verließ dann das Gespann um zu einem der anderen beiden Gespanne zu gehen. Vorsichtig löste Tala die Schnallen des Geschirres. Rioket schnaubte leise und blickte dann mit gespitzten Ohren in Richtung des Herrenhauses. Spencer kam zurück zu den Gespannen. „Mist... – Aleksej, ich hoffe, das klappt auch...“ murmelte Tala. Für Zögern war es jetzt jedoch zu spät. Tala atmete noch einmal tief durch, dann drückte er sich kräftig von der Deichsel ab und schwang sich auf den Rücken des mehr als 1,80 m großen Pferdes. Dieses reagierte, kaum dass der Junge richtig auf seinem Rücken saß. Zwei schnelle Schritte vorwärts und es war frei von der Troika; frei von all den Riemen, die ihn am Schlitten gehalten hatten. Ohne zu zögern galoppierte das Pferd an; genau auf Spencer zu... Dem Jungen auf seinem Rücken blieb die Luft weg. Rioket war ein Clydesdale, Schulterhöhe fast 1,90 Meter; mehr als 900 kg pure, energiegeladene Muskelmasse. Die Erde dröhnte unter der Wucht, mit welcher der Hengst seine fast tellergroßen Hufe in den Schnee rammte. Tala klammerte sich an der langen, flachsfarbenen Mähne fest und schloss die Augen. Rioket würde vor Spencer bestimmt nicht stehen bleiben. Für ein solches Pferd war der Blader kein Hindernis... „Spencer, pass auf!“ Ians Stimme überschlug sich fast, als er sah, was sich da auf seinen Teamkameraden zu bewegte. Der Angesprochene reagierte blitzschnell und hechtete zur Seite weg; Riokets mit messerscharfen Hufeisen versehene Hufe verfehlten seine Beine nur um ein paar Zentimeter. Mit donnernden Hufen schoss der Hengst an Josie vorbei. Deren Augen wurden groß wie Suppenteller, als sie merkte, wer da auf dem Rücken des Hengstes saß. „HEY! Bring mir sofort das Pferd zurück! ELENDER DIEB! – Hey ihr Demolition-Boys, euer Teamkapitän klaut mir grade eins unserer Pferde!” „Was?“ Die drei Jungen blickten ungläubig dem davon galoppierenden Pferd hinterher. „Holt die Motorräder!“ knurrte Bryan. „Den schnappen wir uns!“ Wenige Augenblicke später strebten drei Geländemotorräder dem Wald zu. Aleksej grinste in sich hinein. „Vergesst es... – Tala kriegt ihr nicht!“ Mit weiten Sätzen jagte Rioket durch den nächtlichen verschneiten Wald. Der Hengst wusste, wohin er zu laufen hatte, er würde den Weg auch in stockfinsterer Nacht finden. Doch es war nicht stockdunkel, so dass Tala auch problemlos erkennen konnte, wohin der wilde Ritt ging. Ein weiterer Vorteil des leuchtenden Mondes war, dass er auch sehen konnte, welche Hindernisse auf ihn zukamen. Kleinere umgestürzte Bäume auf dem Weg stellten ohnehin kein nennenswertes Hindernis dar; die wurden mit einem einfachen Galoppsprung überwunden. Aber noch immer zitterten Tala die Knie. Rioket hatte zwar einen für ein Arbeitspferd recht weichen Galopp, was bedeutete, dass er öfter auch geritten wurde, aber es war mehrere Jahre her, seitdem Tala in seinem alten Heimatdorf das letzte Mal auf einem Pferd gesessen hatte. Und von einem Pony fiel man bei weitem nicht so tief wie von einem Clydesdale. Der Höhenunterschied betrug in etwa einen guten Meter, wenn nicht gar mehr. Ein mit jeder Sekunde lauter werdendes, definitiv nicht waldmäßiges Geräusch holte Tala aus seinen Überlegungen. Erschrocken sah er sich um und erblickte die Lichter der ihm folgenden Motorräder auf dem Waldweg. „Shit!“ fluchte er und krallte sich im selben Augenblick fester an die Mähne. Rioket war, seinem eigenen Instinkt folgend, von der Schneise auf einen kleinen, extrem unebenen Waldweg mit etlichen tief hängenden Ästen abgebogen. Tala lehnte sich nach vorn auf den Hals des Pferdes um den Ästen zu entgehen und sah aus den Augenwinkeln, wie ein Motorrad auf der Schneise weiterfuhr; die beiden Anderen ihm jedoch direkt folgten. Aufgrund der Wegbeschaffenheit verloren sie schnell wieder ein paar Meter, die sie sich vorher erarbeitet hatten. Tala atmete erst einmal auf, doch gleich darauf hatte er wieder Grund, einen leichten Anflug von Panik zu bekommen. Ians Motorrad welches vorher auf der Schneise geblieben war, stand jetzt direkt vor ihm auf dem Waldweg. Links und rechts davon dichtes Gestrüpp; wie eine Falle, extra für Pferd und Reiter vorbereitet. Und ein Zurück gab es auch nicht, denn von da näherten sich die anderen Demolition-Boys. Rioket schnaubte herausfordernd, doch ans Verlangsamen seiner Galoppsprünge dachte er nicht. Im Gegenteil; Tala konnte fühlen, wie sich der kräftige Hengst sammelte und den Takt seines Galopps noch einmal erhöhte. „Er wird springen!“ Die Erkenntnis, die den vier Jungen beinahe gleichzeitig kam, kam leider Gottes viel zu spät. Ian hechtete zur Seite weg, Tala zog den Kopf noch enger an den Hals des Pferdes, Spencer und Bryan rissen ihre Augen weit auf. Keiner der vier hätte dem mächtigen Hengst zugetraut, was dieser nun doch vollbrachte: Mit einem kraftvollen Satz flog er über die Maschine, riss diese zwar mit den Hinterhufen um, aber das war wohl eher Vorteil als Nachteil, denn sie wurde dadurch beschädigt und Ian war aus dem Rennen. Und schließlich waren Rioket und Tala auf der Flucht und nicht auf einem Springturnier. Warum also das stehen lassen, was einem im Weg herumstand? – Getreu dem Motto: Was weg ist, ist weg und macht keinen Ärger mehr. Mit donnernden Hufen raste der Hengst weiter; sein Galopptakt hatte sich zu vorher wieder etwas verlangsamt. Tala blickte nicht zurück. Die wilden Flüche hinter ihm waren ihm Beweis genug, dass Bryan und Spencer wohl noch ein Stück an Boden verlieren würden. Doch würde das reichen? Definitiv nicht, denn schon waren die Motorräder wieder hinter ihm. Tala fluchte leise. Was sollte er denn jetzt noch machen? Sehr lange würde Rioket den Motorrädern nicht mehr entkommen können. Dann jedoch wurde ihm schlagartig etwas bewusst. Ob Bryan und Spencer schon mitbekommen hatten, welches „Ziel“ Rioket ansteuerte? Tala hob den Kopf und sah nach vorn. Erschrocken stellte er fest, dass er sich nicht getäuscht hatte: vor ihm tauchte ein dunkler Streifen mitten in der Landschaft auf. Eine Schlucht, die gute 6 Meter breit und fast 40 Meter tief war. Auf der anderen Seite befanden sich Schloss und Ländereien der Ljubows und es gab auch eine Brücke, aber die befand sich an der Schneise und Pferd und Reiter waren mitten im Wald. Rioket spitzte die Ohren und schnaubte, als er das Hindernis vor sich sah. Er sammelte seine letzten Kraftreserven und beschleunigte den Galopptakt auf dem unebenen Boden noch einmal. Talas Augen weiteten sich. Er wusste, dass er dem Pferd ausgeliefert war. Wenn er abspringen würde, würden ihn die Demolition-Boys im Handumdrehen haben. Aleksej Ljubow hatte ihm das Pferd gegeben, damit er sich in Sicherheit brachte. Nun würde er es dem Pferd auch überlassen einen Weg dafür zu wählen. Und lieber sterben, als zu Biovolt zurück. Es war, als würde sich der Fluss der Zeit verlangsamen, als Rioket den Rand der Schlucht erreichte und sich kraftvoll abdrückte. Tala schloss seine Augen und klammerte sich an den Hals des Pferdes. ‚Lass es BITTE gut gehen...’ flehte er im Stillen, als der Hengst wie ein Pfeil über die Schlucht flog. „Was hat der Irre denn jetzt vor?“ knurrte Bryan, als er endlich bemerkte, wohin Tala eigentlich ritt. „Der wird doch nicht...“ begann Spencer. Ian, der hinter Bryan auf dessen Maschine saß, nickte nur grimmig. „Doch, der wird springen!“ „Dann folgen wir ihm!“ war Spencers Kommentar. „Das schaffen wir nicht! – Zumindest ich nicht, ich hab noch nen Passagier und das sind 6 Meter!“ gab Bryan zurück. „DANN BREMS!!! BREMS!!!“ brüllte Ian. Bryan kam dem sofort nach und legte die Maschine quer über den Waldweg. Nach ein paar Metern Schlitterpartie blieben die beiden Jungen mit der Maschine liegen. Spencer stoppte zwei Meter vor ihnen. Als die Jungen schließlich in Richtung der Schlucht blickten, waren Tala und das Pferd verschwunden. „Wo sind sie?“ fragte Ian schließlich. „Gesprungen...“ knurrte Spencer, sauer über den Verlust der sicheren Beute. „Tala muss doch nicht mehr alle Tassen im Schrank haben! – 6 Meter! Und Clydesdales sind doch keine Springpferde!“ meinte Bryan kopfschüttelnd, als von der anderen Seite der Schlucht ein triumphierender Schrei und ein lautes Wiehern zu ihnen drang. „Das kann doch nicht...“ begann Ian. „Doch... – Die zwei Verrückten haben das tatsächlich geschafft...“ knurrte Spencer. „Es wird Voltaire gar nicht gefallen, dass er uns durch die Lappen gegangen ist...“ „Und wenn wir zur Brücke fahren und da dann rüber?“ schlug Ian vor. Bryan schüttelte den Kopf. „Zu großer Umweg, den finden wir nicht wieder... – Ich fürchte wir werden beichten müssen, dass er uns entwischt ist...“ Nur wenige Sekunden nach dem Absprung spürte Tala einen dumpfen Schlag gegen seinen Brustkorb, als das Pferd auf der anderen Seite des Canyons landete. Rioket galoppierte noch ein Stück und blieb dann stehen als er merkte, dass sein Reiter total verkrampft auf seinem Rücken hing. Der Junge richtete sich auf und sah sich um. Die Schlucht lag nun hinter ihnen; sie befanden sich auf der anderen Seite, sie waren... „Frei...“ murmelte Tala. „Frei...“ Dann lächelte er und stieß einen Schrei der Erleichterung aus. Rioket bäumte sich ein Stück auf und wieherte triumphierend. Tala lachte und klopfte dem Pferd den Hals. „Danke Rioket... – Und nun auf zum Schloss!“ Rioket schnaubte wie zur Bestätigung und stapfte dann durch den verschneiten Wald zurück zur Schneise. Dort angekommen galoppierte er an und stürmte in vollem Galopp den Weg zu seinem Zuhause entlang. Zur selben Zeit im Schloss der Ljubows. Mr. Dickenson saß zusammen mit dem Schlossherrn im Kaminzimmer und wartete auf Nachricht von Judy oder einem der Beyblader, die aufgebrochen waren, Ray aus der Kathedrale zu holen. Dass diese sich aber in der Zwischenzeit schon mit Kai duelliert hatten, dass Dranzer wieder da war und dass es in Voltaires Herrenhaus drunter und drüber ging, davon hatten die beiden Männer keine Ahnung. Das änderte sich aber schlagartig, als einer der Bediensteten mit dem Telefon hereinkam. „Ein Telefonat für Mr. Dickenson. Eine Judy Tate möchte sie gerne sprechen.“ Sofort fuhr der ältere Herr von seinem Sessel hoch und nahm das Telefon an sich. Stanislav Ljubow lehnte sich interessiert über einen der Sessel und verfolgte das Telefonat. „Judy? Schön zu hören, dass es Ihnen gut geht! – Wie ist der momentane Stand der Dinge? Haben sie Ray gefunden? – Kai auch? Wie geht es... – Im Krankenhaus? Und beide ohne Bewusstsein? Wie geht es den anderen Teams? – Nur leicht verletzt? Das ist gut... – Wie bitte? Einen BBA-Helikopter? – Nein, das ist kein Problem, der kann in eineinhalb Stunden hier sein, aber...“ Mr. Dickenson unterbrach kurz sein Gespräch mit Judy und wandte sich an den Schlossherren. „Stanislav, wir brauchen einen BBA-Helikopter. So schnell als möglich, lässt sich da was einrichten?“ Stanislav Ljubow nickte. „Ich werde alles in die Wege leiten.“ Und mit diesen Worten verließ er das Zimmer, während sich Mr. Dickenson wieder seinem Telefonat zuwandte. „Judy? – Ja, ich bin wieder dran, der Hubschrauber ist auf dem Weg. Aber für was brauchen sie... – Judy, das ist gefährlich und das wissen sie auch! – Natürlich tut mir der Junge leid, aber... – Hmm... – Das ist eine wirklich sehr gute Idee Judy... – Ich leite alles in die Wege... – Ja, wir sehen uns dann später im Schloss... – Bis dahin also. Und seien sie weiterhin vorsichtig.“ Kopfschüttelnd beendete Mr. Dickenson das Telefonat. Es war ein gewagter Plan, den sich Judy Tate da ausgedacht hatte, doch wenn es tatsächlich klappte, dann war allen Beteiligten damit geholfen. Vor allem dem Jungen, den es direkt betraf. Noch während Mr. Dickenson nachdenklich auf dem Sessel saß, betrat der Schlossherr erneut das Zimmer. „Mr. Dickenson, der Hubschrauber ist angefordert und wird in rund einer Stunde hier sein. – Wozu brauchen sie ihn denn, wenn man da mal fragen darf?“ „Sie dürfen, sie dürfen Stanislav... – Es geht darum: wir müssen einen jungen Blader, der sich den Zorn der Biovolt zugezogen hat, so schnell wie möglich aus Russland rausschaffen.“ „Und um wen handelt es sich da? – Um ein Mitglied aus einem der drei Teams oder um eins meiner Kinder?“ war die beunruhigte Rückfrage. Mr. Dickenson lächelte beruhigend. „Ihre Kinder sind es nicht, machen sie sich da mal keine Gedanken. – Und die White Tigers, die All-Starz und die Bladebreakers stehen seit den World Championships im Fadenkreuz der Biovolt. – Nein, es handelt sich vielmehr um einen jungen Blader, der es gewagt hat, diesen drei Teams bei der Rettung von Kai beizustehen.“ Stanislav Ljubow nickte. „Und um wen handelt es sich dann?“ „Tala von den Demolition-Boys...“ „Ausgerechnet Voltaires Lieblingsbeyblader?“ „Wohl eher sein gehorsamster Sklave... – Aber das ist jetzt unwichtig! Judy sagte nur, dass der Junge jetzt hierher auf dem Weg ist. Wir müssen ihn nur von hier wegbringen, dann ist allen geholfen. Ihnen und uns.“ „Dann werden wir abwarten müssen, bis... – Lew, was gibt es denn?“ Stanislav Ljubow drehte sich zu dem eben das Zimmer betretenden Diener um und blickte ihn an. „Ihre Tochter hat sich soeben über die Funkfrequenz der Schlitten gemeldet. Sie sind auf dem Rückweg, kommen aber nicht so schnell vorwärts, da einer der Schlitten nur noch von zwei Pferden gezogen wird.“ „Wie kann denn das sein? Sie sind doch mit 12 Pferden aufgebrochen... – Ist eins der Tiere verletzt worden?“ „Nein Sir...“ gab der Diener zurück, während er sich langsam näherte. „Laut den Angaben ihrer Tochter wurde Rioket gestohlen...“ Der Schlossherr schüttelte den Kopf. „Das beste Pferd im Stall... – Lew, du wirst sofort die Polizei benachrichtigen...“ Mr. Dickenson lachte. „Stanislav, die Herren Polizisten bekommen ganz schön was zu tun, seit wir hier sind.“ Schief grinsend kratzte sich der Angesprochene am Kopf. „Ja... – Fragt sich nur, ob das alles wirklich nötig war...“ „War es, Mr. Ljubow... – Das war es...“ „Was willst du damit sagen, Lew?“ Der Schlossherr hob den Kopf und blickte seinen Diener an. Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass Lew einen Revolver in der Hand hatte und damit auf Mr. Dickenson zielte. „Lew! Was wird das denn?“ „Die Planung sah vor, dass Kai das hier erledigen sollte, doch offenbar scheint einiges nicht so zu laufen, wie sich das Mr. Voltaire vorgestellt hat...“ war die knappe Antwort und gleich darauf wurde der Revolver klickend entsichert. „Die BBA steht der Biovolt im Weg und wenn Kai sich nicht so dumm angestellt und uns bei der Vernichtungsaktion des Dranzer nicht diese kleinen Ratten auf den Hals geholt hätte, dann wäre das alles bereits über die Bühne und die BBA führerlos! – So ist es jetzt an mir, die Sache zu beenden!“ „Du elender Verräter! Ich nahm dich auf, als Voltaire dich verstieß!“ „Er hat mich nie verstoßen! Das alles waren vorbereitende Maßnahmen für den großen Schlag! – Alles gehörte zum Plan, auch das die Bladebreakers hier ins Schloss kommen sollten! Nur die anderen Teams waren, ehrlich gesagt, nicht Bestandteil des Planes... – Aber da...“ Weiter kam der verräterische Diener nicht. Ein silberner Blitz zuckte an ihm vorbei und zerschlug den Lauf des Revolvers. Doch der Treffer hatte doch weniger Schaden angerichtet als es Mr. Dickenson und der Schlossherr erwartet hatten. „Das hält mich nicht auf!“ knurrte Lew und hatte in Sekundenschnelle ein Messer in der Hand, mit dem er auf Mr. Dickenson los ging. „Bleib stehen oder diesmal ist nicht nur das Messer dran!“ rief jemand. Einem kurzen Zögern folgte ein weiterer Schritt nach vorn. „Ich sagte stehen bleiben! – Ich warn dich nicht noch mal, der nächste Schlag gilt deinem Kopf!“ „Wer auch immer du bist, ich lass mir nicht drohen! Mein Auftrag ist eindeutig!“ „Meiner auch... – WOLBORG!!!“ Ein heller Blitz folgte und das 2 Meter große Wolfs-Bit-Beast stand über dem tanzenden silbernen Blade im Raum. Lew fuhr herum. „Tala!“ Der Junge verengte seine eisblauen Augen. „Exakt! – Und jetzt leg das Messer weg, sonst endest du als Mitternachtssnack für mein Bit-Beast!“ Keine Reaktion. „Ich zähle bis 3!“ Wieder keine Reaktion. „1…“ begann Tala. „2… – Und…“ Klirrend fiel das Messer zu Boden. Der Rothaarige grinste. „Na also... – Geht doch...“ „Wie kannst du Biovolt nur so verraten?“ knurrte Lew, während ihn zwei weitere Bedienstete des Schlossherrn festhielten und so an der Flucht hinderten, während ein Dritter die Polizei rief. Tala verzog das Gesicht. „Ganz einfach! Ich habe das Sklavendasein satt!“ „Verräter! Du wirst deine Strafe noch bekommen!” rief Lew noch, bevor ihn die beiden anderen Diener aus dem Kaminzimmer brachten. „Ja, der einschlägigen Meinung waren Ian, Bryan und Spencer auch bevor ich ihnen im Wald entwischt bin... – Mister Ljubow, ich habe die letzten Worte des Gespräches gehört und es tut mir unendlich leid... – Ich wollte Rioket nicht stehlen, euer Sohn lieh mir das Pferd, damit ich vor den Demolition-Boys fliehen konnte. Sie waren auf Motorrädern hinter mir her und wenn der Hengst nicht über die Schlucht gesprungen wäre, dann hätten sie mich erwischt, ich...“ „Mach dir bitte keine Sorgen, Tala...“ unterbrach der Schlossherr den Jungen. „Wo ist das Pferd jetzt?“ „Einer ihrer Diener brachte es bereits in den Stall.“ „Dann ist doch alles in Ordnung, nicht wahr, Stanislav?“ fragte Mr. Dickenson. Ein Nicken seitens des Schlossherrn war die Antwort und Tala atmete gut hörbar auf. „Tala...“ begann Mr. Dickenson erneut. „Wir haben bereits einen BBA-Helikopter angefordert. Er muss bald hier sein. Mit dem wirst du außer Landes gebracht werden. Du brauchst vor der Biovolt keine Angst mehr zu haben.“ Tala lächelte leicht. „Vielen Dank...“ In etwa eine Stunde später näherten sich die vier Schlitten dem Schloss. Die Insassen bemerkten die Kälte nicht. Ihr einziges Gesprächsthema drehte sich um den vergangenen Kampf mit Kai und den Demolition-Boys und das seltsame Bit-Beast, welches erschienen war, als Ray den Bit von Dranzer auf Black Dranzers Blade aufgesetzt hatte. Es gab ihnen allen Rätsel auf. Was war es und welche Auswirkungen hatte es auf Kai? Und wie war der momentane Gesundheitszustand der beiden verletzten Beyblader? Noch dazu kam der Verlust von Rioket, den sich Josie nicht erklären konnte. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie nicht gut genug auf das beste Pferd ihres Vaters geachtet hatte. Dass Aleksej den Hengst jedoch an Tala verliehen hatte und dieser mittlerweile im Schloss angekommen war, wusste Josie natürlich nicht. Max unterbrach die angeregten Unterhaltungen in den vier Schlitten schließlich durch einen überraschten Aufschrei. Kurz darauf sahen und hörten es alle: Mit dröhnenden Turbinen hob ein Helikopter aus dem Schlosshof der Ljubows ab und flog in die Nacht hinaus. Wem der Helikopter gehörte und wer die Insassen waren, das konnten die Beyblader nicht sehen. Sie sahen der Maschine nur nach, wie sie von der Dunkelheit schließlich verschluckt wurde. Tala blickte während des Starts auf die vier Schlitten, die sich auf der Schneise unter ihm befanden. ‚Danke Miss Tate...’ dachte er, dann lehnte er sich zurück um seinen Flug in die Freiheit zu genießen... ======================================== Noch eine kleine Anmerkung an dieser Stelle: Wir wissen auch, dass die Stelle mit dem Sprung des Pferdes über die Schlucht bei einem Pferd dieser Rasse etwas utopisch ist, aber es war gut für die Spannung und damals fanden wir es passend. - Also in Anbetracht der Welt in der Beyblade spielt und was da alles möglich ist bitte nicht allzu ernst nehmen. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)