Desire von Bramblerose (Fortzsetzung zu Hated but Loved) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 ~ Ausbruch ---------------------------------- Kapitel 5 ~ Ausbruch Ino und Gaara lagen einige Zeit in ihrem Bett, nahe beieinander, Ino dicht an Gaaras Brust gekuschelt. Seine Hände streichelten ihren Nacken und Ino mochte das Gefühl. Das, was gerade wieder zwischen ihnen neu entstand, fühlte sich endlich richtig an und sie begann sich an ihr neues Verhältnis zu gewöhnen. Zumindest solange sie es konnte. Denn die knapp bemessene Zeit die sie für einander hatten, beschränkter sich auf nicht mehr als eine Stunde, dann kam ein lauter Schrei aus dem Kinderzimmer. Yuri war aufgewacht und es verlangte ihr nach Ino. Folglich konnten es sich die jungen Eltern nicht leisten, wählerisch zu sein und Ino ging ihrer Pflicht nach. Sie holte Yuri ins Schlafzimmer und stillte sie. Gott sei Dank war Yuri wie ihr Vater, denn nachdem sie satt und mehr als kugel- rund war, begann sie zu schlummern. Allerdings brachten es weder Ino noch Gaara nach dem Anblick übers Herz, Yuri zurück zu bringen, folglich blieb Yuri bei ihnen und sie betteten das Kind in ihrer Mitte. Nach einer Stunde war Yuri wieder eingeschlafen und Ino und Gaara blinzelten auf sie hinab. Gaara hielt die Hand seiner Tochter und streichelte mit dem Daumen die weiche Haut. Ino beobachtete ihn still schweigend und ehe sie sich bremsen konnte, stolperten die Worte schon über ihre Lippen. „Irgendwie ist das eigenartig....“, flüsterte sie, damit Yuri nicht aufwachte. „Du fasst sie immer an..“ Gaara musste seinen Blick von dem Kind reißen um Ino verständnislos anzublinzeln. In ihren Worten lag kein Vorwurf, also verstand er ihr Anliegen auch nicht. Gerade als er etwas dazu sagen wollte, räusperte sich seine Frau. „Naja...“ Ino fuhr fort, um sich zu erklären. „Wenn du in der Nähe bist, berührst du sie immer. Du hast sie auf dem Arm, hältst ihre Hand, streichelst sie, küsst sie... ich meine, es ist OK! Aber... irgendwie muss ich sie gar nicht immer anfassen, verstehst du? Ich könnte nur hier liegen und sie beobachten und bin glücklich. Aber du streckst immer sofort deine Hände nach ihr aus... das ist mir aufgefallen vor ein paar Tagen. Komisch oder....müsste es nicht anders herum sein? Ich bin die Mutter.“ Es geschah nichts. Gaara schwieg und betrachtete sie eindringlich. Er dachte offenbar nach, dann erhob er sich etwas und blickte auf seine Tochter hinab. „Ist mir gar nicht aufgefallen.“, meinte er knapp. „Mir schon. Aber das ist ja nichts Schlechtes. Ich finde es gut und meine es nicht aus Eifersucht oder so.“ Ino wusste, dass Gaara sie trotz seines plötzlichen Schmunzelns, ernst nahm. Er nickte nur. „Ich finde es nur wichtig, dass Yuri weiß, dass ich da bin, das sie meine Anwesenheit zu jeder Zeit spürt und mich nicht nur sieht. Das sie sich auf mich verlassen kann. Das sie merkt, sie ist mir wichtig und dass ich sie nicht scheue!“ „Wieso sollte sie diesen Gedanken haben? Abgesehen davon, dass sie das in dem Alter noch gar nicht kann.“ Gaara antwortete nicht. Er schloss die Augen und richtete sich ganz auf, den Kopf von Ino abgewandt. Unergründlich stierte er ins Zimmer und Ino erwartete keine Antwort mehr. Aber es war eigenartig, dass er plötzlich so nachdenklich wurde. Hatte diese Aussage ihn plötzlich so stark getroffen? Das war nicht ihre Absicht gewesen. Aber so waren die Dinge nun mal. Yuri nur ansehen zu können, war Ino Geschenk genug. Sie WUSSTE, wann Yuri sie brauchte und sie wusste auch, dass sie in Sicherheit war. Und mit Sicherheit wusste sie, dass Yuri das gleiche von ihr dachte. Es war ganz still im Zimmer, also legte Ino ihren Kopf zurück aufs Kissen und betrachtete den schlafenden Rücken ihrer Tochter. Fast wäre sie wieder eingeschlafen, aber irgendwann ertönte Gaaras Stimme. Leise und dumpf, aber deutlich genug. „Als ich kleiner war....“, begann er. „Und das Siegel noch nicht aktiv war, da ist etwas passiert. Etwas, dass sich bei mir und Yuri nicht wiederholen darf.“ „.... Yuri hat mit Shukaku nichts zu tun.“, flüsterte Ino ernst. Gaara schüttelte einmal den Kopf. „Nein, das nicht. Aber als ich 5 Jahre alt war, ist Shukaku das erste Mal aktiv geworden. Er übernahm nicht vollständig Macht über mich, aber es reichte schon aus. Meine Gestalt veränderte sich und ich verlor die Kontrolle. Vater war nicht im Haus, nur Mama und ich. Und ich verletzte sie mit der Klaue des Dämons. Sie erschrak sich zu Tode.“ Ino wurde hellhörig und je mehr Gaara sprach, desto mehr erhob sie sich wieder. Bis sie neben Gaara saß und ihn von der Seite ansah. Sie berührte ihn nicht, allerdings war diese Neuigkeit ein kleiner Schock für sie. „Davon hast du mir gar nichts erzählt!“ „Ich erinnere mich nicht gerne daran. Wie an so Vieles.“ Gaara schielte nur einmal kurz zu Ino und er wurde nach langer Zeit wieder unruhig. „Oh Man.... Zum Glück kam Eichi früh genug Nachhause, bevor noch mehr passierte und verabreichte mir eine Spritze. Frag mich was es war, welchen Mist er mir da verabreicht hat, aber ich verlor das Bewusstsein und als ich aufwachte, war Shukaku nicht mehr da. Nicht an meinem Körper, aber in meinem Kopf.“ Er tippte sich an die Schläfe und drehte sich halb um. Sein Blick war düster geworden, die Augen zu Schlitzen verengt und er starrte Yuri mit einem Ausdruck an, der Ino zur Sorge antrieb. Ein Instinkt sagte ihr, nimm Yuri auf den Arm! Und sie tat es. „Gaara...das ist schrecklich! Aber ich verstehe nicht, was das mit uns zu tun hat?“ „Mama war ziemlich verletzt. Ihr Arm blutete stark und sie war verängstigt, sie versuchte es mich nicht spüren zu lassen, aber ich hab's mitbekommen. Ich bin nicht blöd. Sie.... sie starrte mich so komisch an, in den Wochen danach. Sie hatte Angst vor mir.“ Er hielt inne und wirkte plötzlich so labil wie schon seid Jahren nicht mehr. Er schlank die Arme um den Oberkörper und seufzte. Ino musste für eine Sekunde an ganz früher denken. Damals, bevor sie ihn besser kannte, wirkte er oft so verloren und verängstigt. Aber langsam verstand sie den Sinn hinter seiner Erklärung. „Yuri wird keine Angst vor dir haben! Vertrau mir. Sie liebt dich schon jetzt über alles und ich genauso! Du weißt doch, dass Shukaku uns nichts mehr tun kann. Das Siegel hält ihn fest verschlossen.“ Ino streichelte über Gaaras Bauch. Ungern erinnerte sie sich an den Tag in Suna,wo Gaaras leiblicher Vater den Dämon völlig bannte. Aber es hatte ihr aller Leben eindeutig verbessert. Da waren sich alle beteiligten sicher gewesen. „Es geht nicht um Shukaku. Ich erkannte Mamas Angst in ihren Augen. Aber viel mehr daran, dass sie sich von mir distanzierte. Sie hatte plötzlich Angst... mich zu berühren. Sie fasste mich nicht mehr an. Gar nicht. Für fast ein halbes Jahr... und es wiederholte sich immer dann, wenn Shukaku in ihrer Nähe aktiv wurde. Sie konnte nichts dafür, sie hat das nicht bemerkt. Es war natürlich...Selbstschutz. Überlebensinstinkte. Aber es war schrecklich. Sie hat mich angelächelt, aber hat mich nicht mehr berührt. Und das in der Zeit, als Vater auch plötzlich begann mich ins Labor mitzunehmen..... und das hat mich viel mehr verletzt, als das sie sich von mir ferngehalten hat. Ich war ein paar Mal sogar froh, dass er mich mitnahm. Weil ich wusste, dass die Stricke dann reißen. Danach war sie immer für mich da... immer.“ Er runzelte die Stirn und blinzelte zu Ino. Diese saß stocksteif neben ihm und konnte es nicht fassen. Gaara hatte noch nie ein schlechtes Wort über Akemi verloren. Vor allem damals als er ein Kind war, so dachte Ino, war Akemi sein einziger Halt. Das sie beide am meisten unter Eichi gelitten hatten. Niemals hatte sie in Erwägung gezogen, dass sich Akemi vor dem Dämon in Gaara gefürchtet hatte. „Das wusste ich nicht.... wieso hast du mir das nie gesagt? Ich meine...das ist doch schrecklich. Wenn sie dich nicht.... ich dachte, dass das mit Eichi das Schlimmste war.“ „Das war er ja auch. Deswegen habe ich nie weiter drüber nachgedacht. Aber jetzt.... wo Yuri da ist, ist das was anderes. Das Gefühl von damals... ich will nicht, dass Yuri das jemals fühlen muss. Das Gefühl, die Mutter oder der Vater wollen einen nicht berühren!“ Das Zimmer hüllte sich in Schweigen ein und keiner der Anwesenden gab einen Ton von sich. Ino beobachtete ihren Mann nur mit tiefsten Mitleid. Sein Leben war wirklich die Hölle gewesen. Ein ganz persönliche Hölle.... kein Wunder das Yuri und sie selbst ihm so wichtig waren. Deswegen lehnte sie sich zaghaft an seine Seite und streichelte nebenbei Yuri weiter. Gaara und sie hatte eine Sache gemeinsam. Auch Ino war als Kind jede Form von körperlicher Nähe verfährt worden. Zumindest in größten Teilen. Inoichi, ihr Ziehvater, hatte sie selten umarmt oder auf den Arm genommen. Deswegen suchte Ino auch immer viel Nähe bei Gaara und hatte sie früher bei ihrer Schwester und ihren Freunden gesucht. Als Kleinkind hatten Spielsachen hergehalten. Gaara hatte also vollkommen Recht. Yuri durfte dieses Gefühl niemals erfahren, niemals. Das hatten sich ihre Eltern im Grunde noch lange vor ihrer Geburt geschworen. Yuri würde alles bekommen, was sie nicht hatten. Finster entschlossen nickte Ino sich selber zu, ehe sie ihre Augen schloss. „Du hast Recht. Das wird sie nicht, dafür sorgen wir. Sie wird jede Art von Zuneigung bekommen, die sie sich wünscht. Du brauchst keine Angst haben! Und ich glaube auch nicht, dass du sie ständig in der Mache haben musst!“ Ino schmunzelte markant und öffnete halb die Augen. „Stell dir vor, was sie sagt wenn sie älter wird! Und Papa sie immer betudelt. Seine kleine Prinzessin wird durchdrehen!“ Ino lachte leise auf und drückte ihre Wange an Gaaras Schulter. „Lach nicht! Das ist mir wichtig.“ Gaara begann zu mosern und rückte zur Bett kannte. Er reckte seinen Rücken, dann atmete er laut aus. „Yuri ist etwas Besonderes. Mehr kann ich nicht sagen und sie soll es wissen! Ich betuddel sie nicht, ich beschützte sie doch nur!“ „Ja ,ich weiß. Wir sollten nicht von uns auf Yuri schließen. Wir...wir zwei hatten es nun mal nicht leicht, aber Yuri wird es das haben! Versprochen, Gaara. Hab keine Angst, ICH werde nie Angst vor meiner Tochter haben. “ Ino rückte ihm nach, denn auch sie fand, es war an der Zeit, dass sie aufstanden. Sie lagen hier faul herum, dabei wusste Ino ganz genau, dass Im Keller Wäsche wartete.... Hausfrau sein war öde, aber dennoch anstrengend. Und trotzdem, wenn es eins war, dann besser als zu grübeln! Gaara musste seine Dämonen verscheuchen und sie sollten aufstehen, bevor Akemi wieder kam. Was in der nächsten Stunde geschehen würde. Später am Tag, als alle Mitglieder der Familie wieder im Haus waren, herrschte schon etwas mehr Chaos, als zunächst gedacht. Kaum zu glauben wie viel Wirbel aufkam, wenn die Großmutter von Yuri wieder da war. Akemi war mit allem immer so überschwänglich, aber sie war gut organisiert und da sie im Supermarkt des Dorfes arbeitete, war es ihre Aufgabe für Abends was zu essen mitzubringen, da das Mittagessen meistens auf ein gemeinsames Abendessen verlegt wurde. Ino half ihr gerne beim Kochen, in der Zeit kümmerte sich Gaara um Yuri, doch an diesem Abend fühlte sich Ino irgendwie komisch, als sie Gaara und Akemi sah. Alles war wie immer, es gab nichts, was irgendwie eigenartig wirkte, der Abend war etwas aufregend und laut,weil Akemi aufgedreht war und gerne scherzte, aber wie immer war es harmonisch. Trotzdem. Was Ino heute erfahren hatte, rückte Akemis und Gaaras Beziehung in ein ganz anderes Licht. Akemi hatte schrecklich gelitten, genauso wie Gaara, doch auf ganz unterschiedliche Weise. Gaaras Psyche war teilweise absolut im Eimer, gut kaschiert, aber im Eimer. Ino hatte es am eignen Leib erfahren und mehr als oft genug beobachtet. Doch sie hatte nie wirklich über Akemi nachgedacht. In all den Jahren.... es gab nie Anlass dafür, darüber nachzudenken, ob Akemi eine Art 'Schaden' hatte. Doch irgendwo in der liebevollen Frau saßen mit Sicherheit tiefe Wunden. Es gab Ino viel zu denken auf. Im Grunde wuchs Yuri in einer schlimmen Familie auf. Na ja, die Familie war nicht schlimm, aber der Stammbaum und die Vergangenheit waren nicht gerade wünschenswert... zumindest für Ino. Yuri hatte wichtige Nachfahren, Große Leute, Hokage und Kazekage. Aber Ino bedeutete das nichts, es waren böse Menschen. Genau wie Eichi. Und Der Vater wie die Mutter hatten eine Vergangenheit, die viele Leute verurteilten. Doch zu wissen, dass Akemi sich geweigert hatte, Gaara anzufassen und ihn gefürchtet hatte.... gerade Akemi, die Gaara so sehr liebte. Und zu sehen, wie liebevoll die beiden jetzt miteinander umgingen. Es war so eigenartig. Ino konnte sich das nicht vorstellen, Angst vor dem eigenen Kind. Aber nun ja, auch sie hatte Gaaras Gestalt schon gesehen. Shukaku war mehr als unheimlich, es war wirklich ein Glück, dass der Dämon versiegelt war. Gaara wäre sonst eine Gefahr.... Seufzend starrte Ino auf die Pfanne vor sich, in der drei schöne Hähnchenschnitzel brutzelten. Hinter ihr redete Akemi gerade mit Gaara und sie alberten herum. Akemi konnte es nicht lassen, ihren Sohn immer wieder damit aufzuziehen, dass er als Baby nie so brav gewesen war wie Yuri. Seitdem Yuri im Haus war, hörte Ino eh mehr peinliche Kindergeschichten von Gaara, als jemals zuvor. Ino selbst fand das sehr amüsant, aber Gaara war genervt davon. Akemi lachte laut auf und gesellte sich dann zu Ino, eine Hand auf ihre Schulter legend. Ino spürte die Wärme von Akemis Hand und starrte zu eben dieser. „Ha! Dein Mann ist wirklich ein Griesgram!“, scherzte Akemi und band sich die langen Haare in den Nacken. Sie deutet auf Gaara, der nun neben dem Küchentisch stand. Yuri trug er auf de Arm und in seinem Gesicht wütete eine Gewittermine. „Es kann ja nicht jeder über dein dummes Gerede lachen. Ich kann's nicht mehr hören.“, murrte er und schloss würdevoll die Augen. Yuri auf seinem Arm nuckelte an ihrem Daumen und schaute zu Ino. Mittlerweile konnte sie schon weiter als 50cm schauen, doch auch wenn sie alles was um sie herum passierte beobachtete, zeigte sie sich nicht beeindruckt von den Neckereien ihrer Großmutter und ihres Vaters. „Du solltest dich glücklich schätzen.“, murmelte Ino, während ihr Blick noch immer auf Akemis Hand ruhte. Dann wand sie sich der Pfanne zu und nahm sie vom Herd. „Von mir gibt es keine Geschichten und wenn es welche Gäbe, dann weiß sie keiner.“ Sie blinzelte zu Gaara und zwinkerte ihn zu, aber dieser schüttelte erneut den Kopf. „Irrtum, du bist es die sich glücklich schätzen eben weil dich damit keiner nerven kann!“ „Ach, moser nicht herum. Setzt dich lieber, das Essen ist gleich fertig!“, beendete Ino die Diskussion ehe sie wirklich anfing. Passend zu ihren Worten schrie Yuri jedoch plötzlich auf. „Mein Stichwort.“, erklärte Gaara und drehte sich mit den Worten um. „Bevor ich mir diesen Unsinn hier weiter anhöre, wickle ich diese Kleine hier und DANN können wir essen.“ Gaara verzog sich nach oben, um sich um seine Tochter zu kümmern. Ino blieb Kopfschüttelnd zurück und deckte den Tisch zu ende, ehe sie schließlich neben Akemi platzt nahm. Diese kicherte noch immer und belud ihren Teller. „Gaara-kun ist wirklich ein eingebildeter Kerl geworden!“, gluckste sie vergnügt und sah Ino viel sagend an. Doch Ino seufzte nur. „Daran bist du selber Schuld, Mama. Du musst ihn auch immer ärgern!“ „Ach komm. Wir wissen beide dass er das genießt!“ Akemi kicherte noch immer. „Wir sollten ihn so normal wie möglich behandeln oder? Und das tun wir, indem wir ihn mit den alten Geschichten aufziehen. Er sollte sich freuen, dass er solche Geschichten hat!“ Mehr als ein Nicken brachte Ino nicht zustande, sie wollte nicht darauf eingehen. Allerdings hatte Akemi recht. Irgendwo genoss Gaara das. „Vielleicht hast du Recht. Aber auf Dauer wird es ihn nerven. Er ist nicht mehr dein Mamakind und du ziehst ihn damit auf. Er will ja ein richtiger Vater sein.“ Ino hob eine Augenbraue um damit anzudeuten, dass sie ihn lieber nicht herausfordern sollte. Aber ihre Mutter winkte mit der Hand und gab sich gelassen. „Ja, ja, ja, ja, ja! Nun lass mich doch auch ein bisschen Spaß haben. Ich bin eure Mutter und ich bin Yuris Großmutter und ich darf das. Und nun iss, bevor es kalt wird!“ Kaum ausgesprochen, landete frisches, warmes Rührei auf Inos Teller. „Du bist wirklich fies...“ Mehr hatte Ino aber nicht entgegen zu setzten und tat wie ihr geheißen. Stillschweigend stocherte sie mit ihrer Gabel im Essen und musste grübeln. Irgendwie musste sie noch immer über das was Gaara gesetzt hatte nachdenken. Aber ob ihr das ganze Grübeln etwas brachte wusste sie nicht. Sie konnte ja nichts mehr daran ändern und sie würde schon dafür sorgen, dass Gaara dieses Erlebnis auf keinerlei Art und Weise noch mal erleben musste. Ihre Mutter war eben ihre Mutter und auch wenn sie nun in einem etwas anderen Licht dastand, änderte das nicht wirklich viel an Inos Gefühlen. Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum und wünschte sich, dass Gaara endlich wieder runter kam. Es herrschte eine schreckliche Stille in der Küche, die aber nur Ino wahrnahm. Akemi saß auf ihren Platz und aß vergnügt. Sie schien gar nicht zu merken, dass sich Ino Gedanken machte. Gerade als Ino sich noch tiefer in ihre Gedankenwelt verziehen wollte, obwohl sie genau wusste, dass es nichts brachte, zuckten sie und auch Akemi zusammen. Der Grund dafür war ein Schrei der von oben aus dem Kinderzimmer kam. „YURII!!!!!“ Die Zeit blieb Stehen. Ino nahm gar nicht war, dass sie binnen Sekunden auf den Beinen war und das Geschirr auf dem Tisch klapperte nur so bei ihrem Aufsprung. „Gaara? Yuri, was ist los!?“, rannten die Worte automatisch über ihre Lippen und sie hastete zur Treppe in den Flur. Sich am Geländer festklammernd starrte sie nach oben, aber es kam einfach keine Antwort, nur Yuris Geschrei war zu hören. Inos Herz begann zu rasen und ein ungutes Gefühl nahm von ihr Besitzt. Während sie nach oben starrte, kam es ihr so vor, als würde die Treppe nach oben immer länger und als würde sich eine markerschütternde Stille im weiter ausbreiten. Nein... diese Stille war keine Stille, es war ein Grollen. Und es wurde Lauter. Wie eine unsichtbare Lawine rollte sie aus den oberen Zimmern die Treppe hinunter und erfasste Ino und Akemi. Und in dem Moment war Ino nicht die einzige die spürte, das etwas nicht stimmte. „Was ist denn?“, hauchte Akemi geschockt, die hinter ihr auftauchte. Ihre Mutter schluckte und ihre weit aufgerissenen Augen starrte in Inos Gesicht. „Da stimmt was nicht!“ Ino wartete nicht ab um zu erklären, was sie vermutete, denn irgendwie dachte sie plötzlich an nichts anders, als den Schrei der von Gaara ausgegangen war. Sie kannte diesen Schrei und dieses plötzliche Gefühl. Dieses Grollen.... So schnell sie konnte lief sie Treppen hinauf, dicht gefolgt von ihrer Mutter. Und je weiter sie nach oben kam, desto schlimmer wurde die Gänsehaut, die ihren Rücken hinunter koch. Diese seltsame Ausstrahlung wurde schlimmer und schlimmer und die Kunoichi, zur der Ino vor langer langer Zeit ausgebildet worden war, meldete sich nach Jahren zurück. Und analysierte, was sie fühlte. Etwas Böses. Und es war nicht nur die Angst um ihre Tochter, die Ungewissheit darüber, was der Schrei zu bedeuten hatte. Sie wusste nur, auf das Grollen würde etwas Entsetzliches folgen. Als sie den Flur im ersten Stock erreicht hatte, sah sie auch gleich, woher ihr ungutes Gefühl kam und sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Ihr rasendes Herz wurde von Schlag zu Schlag langsamer und ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Das, was sich dort vor ihren Füßen umher schlängelte, war keine giftige Schlange, aber eine Schlange wäre vermutlich nicht so furchteinflössend gewesen, wie das, was Ino nun sah. Es raubte ihr den Atem und verwandelte sie kurzzeitig in eine Statue aus Eis. Dieselbe Wirkung hatte es auf Akemi, die Ino gefolgt war und nun unmittelbar hinter ihrer Tochter stand, auf der obersten Stufe der Treppe. Lange starrte Ino auf das Gebilde hinab und bemerkte erst auf den zweiten Blick, woher es kam und wohin es führte. Ihre Mutterinstinkte meldeten sich sofort und schrien Ino an, ihre Tochter zu holen und zu flüchten. Sie zu verstecken. Denn das sich windende Etwas führte aus ihrem Schlafzimmer hinein in Yuris Zimmer. Und das war alles, was jetzt noch zählte. So schnell es ihre Starre zuließ, setzte sich Ino wieder in Bewegung und wollte in Yuris Zimmer stürmen. Doch in Wirklichkeit ging sie nur sehr langsame Schritte, die den Laminatboden unter ihren Füßen leise knarren ließen. Doch so leise dieses Geräusch auch waren, hier oben, wo die Luft stand, waren ihre Schritt laut wie Felsbrocken, die hinab fielen. Sand. Es war Sand. Es war der besondere gelb-rote Sand, den Ino schon öfter gesehen hatte. Es war der Sand des Dämon Shukaku, der einst in Gaara gebannt wurde, als er noch ein Fötus war. Und dieser Sand fand seinen Weg in das Kinderzimmer von Yuri. Als Ino die Tür zum Zimmer aufstieß war diese Erkenntnis aber nicht das Schlimmste. Ihr Blick fiel als Erstes auf die Wickelkommode zu ihrer Rechten und auf ihrer Tochter.... diese schwebte unmittelbar über den Boden und brabbelte nur vergnügt vor sich hin. Ihre Ärmchen zuckten dabei und ihre Augen blinzelten verwundert auf das, was sie umschlossen hatte. Eine gigantische Klaue war es, die Inos Tochter so hielt. So groß, dass Yuri selber darin wie ein zerbrechliches Püppchen wirkte. Eine Klaue aus Sand mit blauen, länglichen Mustern. Entsetzt hielt sich Ino eine Hand vor den Mund und endlich war sie wieder in der Lage sich zu bewegen. Aber nicht wegen Yuri. Ihr Verstand sagte ihr in rasender Schneller, wenn der Sand es gewollt hätte, hätte diese Klaue Yuri schon zerquetscht! Aber er hielt sie sanft in der großen Handfläche der Klaue. Beschützte sie..... und wieso schwebte Yuri überhaupt dort wo sie war! Inos Kopf fuhr herum und sie folgte dem Strom, aus der sich die Klaue bildete. „Gaara!“, entfuhr es ihr wie von selbst und sie fand ihn. Von dort wo sie stand, konnte sie Gaara so gerade sehen. Und auch er konnte sie sehen. Gaara lag längs auf dem Bauch, eine Hand in Richtung Kinderzimmer ausgestreckt. Sein Blick war entsetzt, geschockt und …..gelb? Seine Iris leuchteten nicht mehr Grün, sondern strahlten gelb. Der Rest des Augapfels war schwarz wie die Nacht. Das waren nicht Gaaras Augen, sondern die des Dämons. „Es...geht ihr gut.“, hörte sie ihn flüstert, als sich ihre Blicke trafen und Ino trat zwei Schritte zurück. „Es...geht ihr gut. Nimm sie... nimm sie da weg! Schnell....“ Ino wusste erst nicht was sie meinte, genauso wenig wie Akemi. Ino hörte es nur mit einem Ohr, aber Akemi atmete zischend aus. Doch dann war es klar, was Gaara meinte. Denn obgleich das Grollen dasselbe wie damals gewesen war und es die Augen eines Dämons waren, so war es Gaaras Gesichtsausdruck der Sorge und Angst. Und es war seine Stimme. Sie erinnerte sich nicht mehr daran ob sie nickte, aber sie tat rasch wie ihr geheißen. Mit äußerster Vorsicht trat sie zu der Klaue, die sich öffnete, als Ino an sie heran trat. Yuri erkannte ihre Mutter und streckte ihr die Arme entgegen. Nur wenige Sekunden darauf drückte Ino ihre Tochter an ihre Brust und entfernte sich von dem Sand, der darauf sofort zerbröckelte. Die Sandschlange die überall auf dem Flur war zog sich zurück. Zurück zu seinem Ursprung....zu Gaara. Der Sand wurde weniger je näher er Gaara kam, dann schwebte er eine Weile um Gaaras ausgestreckte Hand und es war, als würde er in eben diese verschwinden. Stille griff um sich. Aber es war eine andere Stille. Sie nahm das Grollen fort und die Luft bewegte sich wieder. Als würde das Haus ausatmen. Inos Rücken stieß an die Wand an und auch sie atmete auf. Mit dem Grollen waren die Augen des Dämons aus Gaaras Antlitz verschwunden und ihr Mann sackte aus seiner angespannten Haltung zusammen. Sein Körper fiel reglos auf dem Boden und er presste die Stirn gegen den Fußboden. Sein Atem ging schwer, obwohl Ino nicht sagen konnte, ob es aus Anstrengung oder Erstaunen war. „Gaara-kun!“ Obgleich es eigentlich ihre Pflicht gewesen wäre als Gaaras Frau als Erste zu reagieren, war es Gaaras Mutter, die um das Geländer herum lief und zu ihrem Sohn am Boden eilte. Ino konnte das Nicht. Die Erinnerung an die Nacht der Bannung war zu deutlich vor ihren Augen erschienen. Die Nacht, in dem der Dämon von Gaara besitzt ergriffen hatte und auch die Nacht, in der Gaaras Vater Shukaku bannte. Sie sah wie eben dieses Ungetüm ihre Tochter in seiner Gewalt hatte, darum konnte sie im ersten Moment nur durchatmen und Yuri beschützen. Doch wie war das alles möglich? Wie um alles in der Welt nur.... Langsam, fast in Zeitlupe öffnete sich Inos Mund und sie wollte ihre Gedanken laut aussprechen, wollte schreien, was passiert war. Was hier los war. Doch sie konnte nicht. Stillschweigend beobachtete sie, wie Akemi Gaara auf die Beine half und im selben Moment, glaubte sie Gaara kein Wort mehr von dem, was er über Akemi erzählt hatte. Wenn ihre Mutter jedes Mal in Panik geraten war, wieso dieses Mal nicht? Grüne Augen trafen ihren Blick und plötzlich bemerkte Ino, dass Gaara sie anstarrte. Entschuldigend und verwirrt blinzelte er ein paar Mal und fuhr sich mit bebenden Händen durch die Haare, ehe er einen zittrigen Versuch startete, ganz aufzustehen. Es gelang ihm, indem er sich am Türrahmen abstützte. Doch als er einen Schritt auf sie zu machte, kniff sie aus irgendeinem Grund die Augen fest zusammen. „Was...!“, begann sie, kam aber nicht zum Schluss. „Was....???“ „Ich weiß nicht.“ Seine stimme klang rau. „Ich wollte Yuri wickeln... und ich hab sie auf die Kommode gelegt. Doch dann waren da keine Windeln mehr und ich wollte Neue holen, aus unserem Bad.“ Er drehte den Kopf und schaute hinter sich, wo das Badezimmer lag. In Gedanken musste er wohl den gesamten...was war es... Tathergang? Nachspielen. „Yuri sie....sie lag nur kurz dort, ein paar Sekunden. Ich wollte zurück, aber sie begann plötzlich zu krabbeln. In meine Richtung...ich war nicht schnell genug. Sie fiel runter. Ich wollte schnell zu ihr, aber es war zu spät. Sie wäre auf den Boden geknallt. Auf das Laminat! Ich war nicht schnell genug.... und dann...“ Er faste sich urplötzlich an die Brust und hielt inne. Seine Finger krallten sich regelrecht in den Stoff seines Hemdes und unruhig zuckten seine Augen umher. Schließlich sah er zu seiner Mutter. „Der Gedanke sie würde fallen und sich weh tun..die Kommode ist so hoch...dieser Gedanke.“ Gaaras Hand lockerte sich und wanderte von der Höhe seines Herzens hinunter auf seinen Bauch. Akemi, die noch neben ihm stand schluckte. Sie war es, die nach dem Hemd griff und es nach oben zog. Auf Gaaras Brauch glimmte das Fuin. Der Bannspruch, den der Kazekage ausgesprochen hatte, um Shukaku zu versiegeln. Es flammte immer wieder grünlich auf, doch es war schon dabei zu verblassen. Ein stockendes Stöhnen kam über Gaaras Lippen. Alle hielten den Atem an, Ino spürte es förmlich. Als Gaara den Blick hob und sie verängstigt und gehetzt anstarrte, fielen ihr aber keine tröstenden Worte ein. Sie konnte nicht mal zu ihm gehen. Shukaku war böse. Das war das, was sich in ihr eingebrannt hatte. Der Dämon hatte sie ins Koma befördert. Und wenn das Siegel aufleuchtete,verrieten ihr ihre Ninjakenntnise, bedeutete das nur eins. Und davor musste die Mutter in ihr Yuri schützen. Das Siegel war gebrochen. Es war nicht ganz gelöst, aber etwas von der Macht des Dämons sickerte hindurch. Hinein in Gaara. ~~~~ Nach etwas längerer Wartezeit ein neues Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen und erstmalig, obwohl ich mich an die Vorlage halte: Falls ihr Ideen, Wünsche oder Anregungen habt, her damit!^^ Hosted by Animexx e.V. 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