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Hated but Loved

Ino x Gaara AU
von

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Kapitel 64 ~ [My Memory - VI]

My Memory - VI
 


 

Akemi verstand nicht wirklich, wieso sie sich darauf eingelassen hatte.

Draußen war es dunkel und sie saß nun schon eine Stunde in ihrem Auto auf dem dunklen Parkplatz hinter der Villa des Kazekage von Sunagakure.

Die Nacht war eingebrochen und sie brachte es noch immer nicht über sich, wieder Nachhause zu fahren, heim nach Konoha, zu ihrem Eichi, der sie sicherlich schon erwartete.

War es die Angst? Die Sehnsucht? Sie wusste es nicht genau, doch je länger sie darüber nachdachte, desto mehr bestätigte sich ihr eigener Verdacht.

Um Ino und Kimi wiederzusehen, hätte sie alles gemacht, was Inoichi ihr aufgetragen hätte und da sie noch immer unter ihm arbeitete, war sie dazu gezwungen gewesen! So einfach war das!

Gott...Ino und Kimi, sie hatte die beiden Kleinen so lange nicht gesehen und es war erst knapp einen Monat her, da sie Ino entbunden hatte....ihr jüngsten Mädchen, sie hatte sie nur eine Minute im Arm gehabt, nur eine Minute!

Gedankenverloren legte sie eine Hand auf ihren Bauch und machte sich ganz klein. Die Tränen die über ihre Wangen liefen hatten ihr Oberteil schon durchnäßt.

Das sie eine Affäre mit Eichi Soichiro angefangen hatte, war nun schon lange her und seitdem sie sich von Inoichi ganz getrennt hatte, schien auch Ewigkeiten her, dabei war es erst kurz nach der Geburt von Ino gewesen...im September. Nun war es grade erst Oktober und sie sehnte sich so sehr nach ihrem Baby, nach ihren beiden Töchtern, das ihr ganzer Körper schmerzte und sie das Gefühl hatte, jeden Minute zu zerbrechen. Darum hatte sie das getan! Gegen Eichis Willen, aber sie musste es tun!

Nur weil sie Inoichi verlassen hatte, war sie nicht bereit gewesen auch ihren Job aufzugeben, darum stand Inoichi noch über ihr... und er hatte ihr etwas Unmögliches aufgetragen, nur um sie zu quälen, das wusste sie! Aber es war auch ihre einzige Chance, ihre Mädchen vielleicht wiederzusehen.

Er hatte ihr befohlen nach Suna zu fahren um dem Kazekage, den Mann, mit dem er sie seit Jahren betrog, eine persönliche Nachricht zu überbringen!

Und sie hatte es getan...und anders als Akemi gedacht hatte, war es schmerzhaft geworden. Niemals hatte sie geglaubt, dass sie wegen Inoichi noch mal leiden würde, doch es tat weh, dem Mann einmal richtig in die Augen zu sehen, wegen dem ihre Ehe kaputt gegangen war.

Gott...wenn Eichi ihre Gedanken lesen könnte, wüsste er, was für eine selbstsüchtige Person sie war und würde sie hassen, dabei war er so ein liebevoller Mann.

Er wartete sicherlich schon in ihrer kleinen Wohnung auf sie, die er extra gemietet hatte, damit sie zusammen leben konnten. Wohin hätte sie auch sonst sollen, nachdem Inoichi sie rausgeworfen hatte? Es gab keinen Ort für sie. Und Eichi, als Arzt, konnte sie versorgen, denn Inoichi besaß keine Skrupel. Nicht mal eine halbe Stunde nach Inos Entbindung hatte er sie auf die Straße geworfen...und das war wortwörtlich so passiert.

In den blutigen verschwitzen Kleidern die sie trug hatte er sie hinaus aus der Villa werfen lassen, dem Hintereingang natürlich, damit niemand etwas mitbekam.... und Eichi hatte sie gerettet.

Gott sei dank war er da gewesen und Akemi war froh, nun einen anständigen Mann an ihrer Seite zu haben. Sie liebte Eichi mehr, als sie Inoichi je hätte lieben können, da war sie sich sicher. Er war furchtbar intelligent, sah so gut aus und war witzig, freundlich, einfühlsam und sanft zu ihr im Bett. Er war ein ausgesprochen guter Liebhaber und nachdem er sie auf der Straße aufgelesen hatte, brachte er sie in sein Einzimmer- Apartment und kümmerte sich um sie.

Dafür war Akemi ihm auch unendlich dankbar, aber er würde nicht verstehen, wie weit sie bereit war, um für ihre Töchter zu gehen.

Selbst auf diese Mission war sie gegangen, obwohl ihr Herz es kaum aushielt. Der Kazekage war ein gutaussehender Mann... es war grauenvoll, dass sie irgendwo verstand, dass der emotionale und anschmiegsame Inoichi einen Narren an ihm gefressen hatte. Aber das alles kümmerte sie nicht mehr, es sollte sie nicht kümmern. Es gab nur noch drei Dinge, um die sie sich sorgte und für die sie alles tun würde, was man ihr sagte: Kimiko, Ino und Eichi. Sie würde für die drei töten, wenn man es verlangte! Und das hatte sie auch Inoichi gesagt.
 

Und jetzt saß sie ihm Auto, aufgelöst von der Audienz bei Sabaku No Ren und ängstlich vor dem, was in Konoha auf sie wartete.

Würde Inoichi sein Versprechen halten und sie Kimi und Ino sehen lassen? Würde Eichi wütend sein? Sie wusste es nicht und sie wollte noch nicht darüber nachdenken.

Sie holte tief Luft, strich sich die langen Haare aus dem Gesicht und wischte sich über die Augen.

Draußen war es wirklich stockdunkel und es war eiskalt, immerhin war sie in der Wüste und die Nächte in Wüsten waren grundsätzlich kalt. Aber das kam ihr grade recht.

Sie wollte nicht verheult bei Eichi ankommen und ihm beichten, dass sie womöglich einen Fehler gemacht hatte, in dem sie immer wieder tat was Inoichi von ihr verlangte. Sie musste sich beruhigen und die kühle Luft würde ihr guttun. Wenn sie nur ein paar Schritte draußen umher ging würde sie sich bestimmt besser fühlen und sie war gewappnet für die Rückfahrt nach Konoha!

Sie öffnete die Wagentür und stieg hinaus, ein eisiger Wind bließ Sand in ihr Gesicht, aber im Laufe des Tages hatte sie sich bereits daran gewöhnt und es war ihr auch egal.

Sie schlug die Tür zu und wischte sich die restlichen Tränen weg, während langsam, zwischen all ihrer Trauer und ihrer Verzweiflung Hass und Wut in ihr gärte.

Sie war einfach so dumm und naiv und ließ sich auf Inoichis Lügen ein, sie wusste jetzt schon, sie brauchte nicht wieder bei ihm auftauchen und ihm sagen, die Nachricht war überbracht, sie wollte jetzt ihre Kinder sehen.... Er würde lachen und sie wegschicken und sie, blöde Kuh, würde dastehen wie der letzte Idiot! Inoichi liebte Kimi doch so sehr, aber Akemi sorgte sich mehr um Ino... sie wollte beide Kinder wiederhaben und so gemein es nun klang, aber Ino war ihr jetzt wichtiger. Sie wusste Kimi war in Sicherheit, Inoichi würde seiner Tochter nichts tun, aber, anders als Eichi, wusste Inoichi das Ino nicht seine Tochter war. Was wenn er ihr schadete? Wieso tat er das überhaupt, wieso nahm er ihr ein Kind weg, dass nicht mal seins war. Er hatte auf Ino kein Recht!

Natürlich könnte sie Eichi einweihen, aber dann würde es nur noch mehr Streit geben und sie befürchtete, dass einer der beiden es nicht überlebte...und das würde Eichi sein.

Heißblütig wie der junge Arzt war, würde er einen riesen Aufstand machen und sowas hasste Inoichi. Der Hokage wirkte oft sehr harmlos, aber er war ein radikaler Mensch und sehr berechnend, Akemi ahnte, dass er einen Plan hatte und ihr Ino deswegen weggenommen hatte.... nein, es war besser Eichi seine Tochter vorzuenthalten, bis sie Ino endlich wieder in ihren Armen trug, egal wie lang es dauerte.

Gedankenverloren streifte Akemi um die riesige kugelförmige Villa, die in der Dunkelheit über ihr empor ragte und nur noch unheimlicher wirkte, als sie es eh schon war.

Akemi schluckte und schlang die Arme um sich. Alles wirkte so leer und verlassen, ganz so, als würde sie in einer Geisterstadt umhergehen... unheimlich bei dem Gedanken daran, wieviel zur Tageszeit hier los war. Wie viele Ninja hier auch ein- und ausgingen, es war schlicht eine ungemütliche Gegend, die viel ruhiger und toter wirkte, als das belebte Konoha, dass selbst in der Nacht zu blühen schien. Nun ja, Konoha lag ja auch nicht in der Wüste und die Nächte waren nicht so kalt.

Bibbernd wandte Akemi ihr Gesicht von der Villa ab und ging am Haupteingang vorbei, um einmal ganz um das Gebäude herum zu laufen und dann zurück zum Parkplatz zu gehen.

Die kühlte Luft half ihr tatsächlich. Ihre Kopfschmerzen lösten sich und ihre Lungen füllten sich ebenso. Der drückende Schmerz, der vorhin auf ihrer Brust gelegen hatte, schien sich aufzulösen und in Akemi kam der Wunsch hoch, zu Eichi zu rasen und sich an ihn zu kuscheln. Er sorgte sich sicherlich schon, den ganzen Tag war sie weg gewesen und sie hatte ihm nicht gesagt, wohin sie gefahren war. Auf ihrem Handy waren schon 30 Anrufe aufgelistet, die sie absichtlich verpasst hatte... vermutlich drehte der Arzt grade durch.
 

Akemi seufzte und zog ihre Jacke so weit hoch wie es nur ging, selbst den Knopf am Hals knöpfte sie zu, damit es nicht zu kalt wurde. Unglaublich war es ja schon, wie die Menschen aus Suna diese Hitze bei Tag und die Kälte bei Nacht aushielten...und dann diese Dunkelheit! Kein Mensch war mehr zu sehen, kein Laut außer dem heulen des Windes begleitete sie auf ihrem Spaziergang. Nur die matten Lichter aus dem Inneren der umstehenden Häuser leisteten ihr Gesellschaft.

Nein, Suna war garantiert nicht der richtige Ort für sie, es war düster und unheimlich, darum wollte Akemi auch eiligst wieder zurück, allerdings hatte sie nicht mal die Hälfte des Gebäudes umrundet.

Hinter ihr war der Weg ebenfalls dunkel und nur spärlich erleuchtet. Wenn sie zurückblickte kam ein ungutes Gefühl in ihr hoch und etwas in ihr sträubte sich dagegen, den Weg zurückzulaufen. Aber auch der Weg vor ihren Füßen war es nicht besser.

„Mhm.“, machte sie leise und biss sich auf die Lippen. Wäre sie doch gar nicht erst ausgestiegen, manchmal waren ihre Ideen auch wirklich daneben!

Ihr Blick wanderte umher und schließlich entdeckte sie zu ihrer Linken eine kleine Gasse, die die großen Hauptgebäude wohl voneinander trennte. Der Weg war nicht nur dunkel, sondern wirklich schwarz, man konnte den Ausgang auf der anderen Seite nicht sehen, aber wenn Akemi richtig lag, würde sie so schneller auf die andere Seite kommen und am Ende schneller am Auto sein.

Vielleicht war es dumm in eine noch schwärze Gasse zu gehen, aber irgendwie fühlte sich Akemi zu diesem Weg eher hingezogen, als zu dem der vor ihr lag. Zwischen den Gebäuden die der Kazekage bewohnte würden schon keine gefährlichen Leute herumstreifen und wer wusste es schon? Am Ende war der Gang wirklich eine Abkürzung, denn nichts sehnlichster wünschte sich Akemi, als wieder in ihrem Auto zu sitzen.

Vorsichtig huschten ihre Augen noch mal über ihren Rücken, dann biss sie die Zähne aufeinander und entschloß sich durch den schwarzen Gang zu laufen.

Neben ihr ragten die steinernen Wände der Häuser hoch und sie fühlte sich wie in einem unendlich langen Gang, einem Flur, der ins ungewisse führte.

Wo auch immer er hinführte, vielleicht gab es am anderen Ende ja Hoffnung für ihre Wünsche?

Jetzt, da sie klare Luft zum atmen und zum denken hatte versuchte sie es positiv zu sehen. Inoichi war ein vernünftiger Mensch, er hatte Kimi... und Akemi liebte Kimi über alles, sie war ihr Sonnenschein gewesen. Doch sie wünschte sich so sehr ihr Baby im Arm zu halten, das man ihr so brutal entrissen hatte. Jetzt hatte sie Eichi und weder Inoichi noch sie, Akemi, waren noch in ihrer Ehe glücklich gewesen. Ino war Eichis Tochter! Sie und Ino würden bei Eichi leben.... und Akemi würde sooft es ging zu Kimi. Sie bevorzugte keines ihrer Mädchen, aber ihre Sehnsucht zog sie immer mehr zu Ino und sie schämte sich deswegen. Es musste daran liegen, dass sie keine Bindung zu ihrem Kind hatte aufbauen können. Welcher Mensch entriss ein Baby den Armen seiner Mutter nach einer Minute!

Würde Inoichi das hinbekommen? Ino richtig füttern und sie bemuttern? Würde er Kimi nicht vernachlässigen?! Er hatte doch immer soviel zutun! Wer kümmerte sich um ihre Mädchen?!

Schluchzend sah Akemi auf den sandigen Boden, während sie eiligst daher ging. Ganz frei waren ihre Gedanken noch nicht vom dem Thema, die Sorge zerfraß sie förmlich, aber sie suchte nach Hoffnung und würde niemals aufgeben!
 

Nach einigen Metern der gähnenden schwarzen Leere der Gasse bekam Akemi doch noch etwas anderes zu Gesicht außer Häuserwänden und Sandboden.

Im ersten Moment erschrak sie schrecklich, denn sie war mit ihren Gedanken noch immer bei ihrer Familie, doch dann fasste sie sich.

Sie blieb stehen und zögerte, während sie das Objekt vor sich mit Zweifel beäugte.

Es waren Müllcontainer, wie ihr die unangenehme Luft verriet. Offenbar war sie zu der privaten Mülldeponie der Villa gelaufen, ohne es zu wissen.

Sie seufzte und verdrehte die Augen, denn ungeachtet des Gestanks der ihre empfindliche Nase berührte, sträubte sie sich an den Containern und Müllsäcken vorbei zu gehen, der versträut dalagen und ihren Weg versperrten. Erst jetzt fiel ihr das Summen der Fliegen auf und ein ungutes Gefühl ereilte die junge Frau. Wo war sie nun schon wieder gelandet? Diese Container vor ihr waren genauso schwarz, wie der Rest der Gasse und fast verschmolzen sie mit der Wand, an der sie standen...es war ein unheimlicher Anblick.

Nicht mal eine Tür war zu entdecken, von der aus der Unrat hier her befördert wurde. Ein abgelegener Ort, an dem niemand von dem Dreck gestört wurde, man könnte hier Locker eine Leiche verwesen lassen und keiner würde es merken, denn genauso stank es hier.

Ein Ekellaut drang aus Akemis Kehle und schützend hob sie ihren Ärmel vor ihre Nase.

„Na super.“, flüsterte sie sich zu und schluckte. Sie hatte keine andere Wahl, zurückzugehen käme ihr dämlich vor, also würde sie auch noch den Rest der Strecke mit Würde nehmen und es als persönliche Strafe ansehen, sollte diese Mission am Ende doch umsonst gewesen sein.

Mit bedächtigen Schritten, einen Fuß vor den anderen, watete sie den Weg entlang und wich den Säcken aus, die ihr als gefährliche Hürden den Platz nahmen.

Kaum dass sie den Müllberg passiert hatte, raschelte plötzlich etwas hinter ihr und sie erstarrte. Ihr ganzer Körper zuckte vor Schreck zusammen, auch wenn es albern war.

Ein kalter Schauer fuhr ihren Rücken hinunter und es schüttelte sie. Wäre sie doch bloß im Auto geblieben!

Dennoch trieb die intuitive Neugier in ihr sie an, sich umzudrehen und zu schauen, was da so leise raschelte. Was war es, dass ihr Angst machte? Nur der Wind dieses Landes, der die zerrissenen Müllsäcke aufscheuchte? Oder lauerte, getarnt unter dem Dreck und dem Gestank ein Mörder, ein Triebtäter, der sie anfallen würde? Ganz wie in Zeitlupe drehte sie sich um und konnte so grade über ihre angezogenen Schultern spähen, hinein in die Dunkelheit, die hinter ihr lauerte.

Nichts.

Akemi blinzelte verwirrt, entspannte sich und drehte sich wieder um. Da war wirklich nichts. Weder ein Attentäter, noch ein zerrissener Müllsack, nur der Gestapelte Dreck aus Plastik, der sich drohend vor ihr auftürmte – widerlich anzusehen, selbst in der Schwärze.

Wieso war sie auch so schreckhaft? Das hatte sie sich selber zuzuschreiben, wenn sie immer so reagiert. Als würde ausgerechnet jetzt und heute in dieser Gasse jemand auf sie warten, um sie zu überfallen! So ein Unsinn.

Genervt über sich selber, wenn auch noch immer aufgewühlt, strich sie sich ihre langen blonden Strähnen über die Schulter und versuchte sich endlich zu fassen. Sie war ein logischer Mensch und ob nun Heil- Ninja oder normaler Ninja, ganz wehrlos war sie nun auch nicht. Immerhin versteckte sie Pfefferspray in ihrer Jackentasche.

„Akemi, du siehst Gespenster!“, tadelte sie sich vorwurfsvoll und zog ein Gesicht. Genug, sie musste Nachhause. Eichi erwartete sie und sie wollte nur noch in ihr Bett und im Schlaf alles vergessen. Sie drehte sich wieder weg, gelassener und sicherer in ihrer Haltung und versteckte ihre Hände tief in den Jackentaschen, dann machte sie sich wieder auf den Weg. Zumindest trugen ihre Füße sie weitere drei Schritte, dann raschelte es erneut und ein jämmerlicher Laut ertönte.

Dieses Mal fuhr Akemi blitzschnell herum und spähte mit wachen Augen den Weg hinunter.

„Ist da wer!?“, fragte sie automatisch laut, doch wieder begegnete sie einem nichts. Aber das konnte nicht sein, noch vor einer Sekunde hatte sie etwas gehört....

Da! Da war es wieder!

Ein kläglicher Laut kam von irgendwo her, schwach und quietschend. Akemi verengte unsicher die Augen und legte den Kopf schief. Als das Geräusch ein drittes Mal zuhören war, erkannte Akemi es.

Es klang nach einer kleinen Katze! Ein Tierbaby oder ähnliches musste sich dort unter dem Müllberg verfangen haben! Das war die Erklärung, denn so schwach und erbärmlich wie das Tierchen maunzte und weinte musste es schon eine Weile dort feststecken. Und Akemi, von Natur aus einfach ein zu guter Mensch, drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zu dem Abfall.

„Ach her je, hast du mich erschreckt! Ein Kätzchen, ja?“, flüsterte sie und ihr Blick überflog einmal den Berg vor sich. Im ersten Moment sah sie nicht und so sehr es ihr auch zu wider war, sie trat sachte gegen die schwarzen Säcke um sie beiseite zu schaffen und zog sie Stück für Stück zur Seite. Das Tier gab noch einen Laut von sich den Akemi nicht deuten konnte, aber sie fand das Geschöpf auch nicht, wo immer es sich auch versteckte. Es war stockdunkel um sie herum und nur die Geräusche halfen ihr nicht.

„Komm schon Kleines, wo versteckst du dich? Ich hab nicht ewig Zeit, ich will dir helfen, komm hervor!“, flüsterte sie etwas energisch und fügte in Gedanken hinzu, dass sie sonst Nachhause ginge. Allerdings würde sie das nie tun, jetzt, da sie ein verletztes Tierchen an diesem widerlichen Ort gefangen glaubte, würde sie bis zum bitteren Ende suchen.

Doch es half alles nichts, es war einfach zu dunkel, so würde sie nie etwas finden. Seufzend kramte sie darum in ihren Hosentaschen und zog ein Feuerzeug hervor.

Sie entzündete es und schon kam Licht in die trübe Gasse. Gott sei dank.

Erleichtert atmete Akemi aus und sah sich um und sie hatte Glück. Nun ja, Glück im Unglück. Endlich konnte sie erkennen, was sich da vor ihr auftat, doch ob sie das wirklich sehen wollte, war eine andere Geschichte. Das Resultat war zumindest, dass sie sich noch mehr vor diesem Ort ekelte.

„Meine Güte...wie bist du nur hier her geraten?“, fragte sie sich und verengte die Augen um sich auf das zu fixieren was vor ihr lag.

Den Berg an Müllsäcken hatte sie schon mal erfolgreich zur Seite geräumt, unglaublich das sie das geschafft hatte und das widerlich Zeug überhaupt angefasst hatte. Aber wenigstens sorgte das Licht des Feuerzeugs dafür, dass sie das sah, wonach sie schon solange suchte.

Ganz hinten, am Fuße des Müllbergs, vermutlich bis vorhin noch begraben und dem Last des restlichen Mülls raschelte es aus einem schwarzen Plastiksack.

Er lag versteckt, fast hinter dem großen Container und die Bewegungen in dem Sack waren mehr als schwach.

Es war ein trauriges Bild und Akemis Herz zog sich in Mitleid zusammen.

„Armes Ding....da bekommt die eigene Katze Junge und so will man sie los werden.“, flüsterte sie verärgert und verengte die Augen, ihre Faust ballte sich um das Feuerzeug. Hastig sah sie sich um und suchte etwas, was sie entzünden konnte, oder womit sie Licht schaffen konnte. Das Feuerzeug konnte sie schlecht in den Mund nehmen, aber sie brauchte das Licht um den doppelt und dreifach verschnürten Knoten des Plastiksackes zu öffnen.

„Moment, gib mir noch eine Sekunde.“, flüsterte sie, dann sah sie, glücklicher Weise die Reste von alten Kartons. Auf dem sandigen Boden würden die Flammen eine Weile glimmen und dann verlöschen, ohne ein großes Feuer zu verursachen. Sehr gut!

Gedacht, getan und wenige Augenblicke später hatte Akemi die Pappe entzündet und sie an die Hauswand gelehnt. Ihre Hände waren frei, ihre Rettungsmission konnte weitergehen!

Das Licht des Feuers beschien den glänzenden Sack und sachte zog Akemi ihn hervor.

Uff! Dafür das da eine Katze drin sein sollte, war das Bündel aus Müll ziemlich schwer und ein seltsames Gefühl kam in ihrer Magengegend auf.

Das verstärkte sich um o mehr, als wieder Laute aus dem Sack auf ihrem Schoß kamen. Jetzt, da der restliche Müllberg nicht mehr über diesem Sack lag, klangen die Laute ganz anders, nicht mehr so erstickt, aber immer noch jämmerlich.

ZU jämmerlich um genau zu sein... und wenn Akemi es noch genauer betrachtete und lauschte, waren das auch keine Tierlaute.

Ihr Körper verkrampfte sich, als ein schrecklicher Verdacht in ihrem Kopf Gestalt annahm.

Es konnte doch wohl nicht wirklich sein, dass jemand so grausam war....!!

Binnen Sekunden schlug ihr Herz unglaublich schnell und trotz der Kälte wurde ihr heiß und eine unglaubliche Übelkeit kam in ihr hoch. Aber das lag weder an dem Feuer noch an der Kälte dieses Landes.

„Oh Gott...nein!“, mit zitternden Fingern versuchte sie den Knoten zu öffnen. Erst langsam, als würde sie etwas Zerbrechliches halten, doch je länger sie daran hantierte und das Bündel auf ihrem Schoß lag, desto mehr regte es sich in ihm und um so mehr wollte Akemi diesen verdammten Sack öffnen! Das Jammern wurde immer deutlicher, immer lauter.... bis Akemi es einsehen musste.

Oh Gott!

Da war ein Baby drin!!

Hastig riss sie an dem Plastik herum, versuchte ihre Nägel in das Material zu schlagen um es so zu zerreißen. Ihr Körper zitterte in einem weg und sie konnte sich kaum bewegen, sie konnte nur versuchen das kleine Geschöpf daraus zu holen und hoffte noch immer, dass sie sich täuschte.

Ein ratschendes Geräusch ertönte und endlich hatte sie es geschafft, den Müllsack zu zerstören. Sie riss das raschelnde Zeug auseinander und erstarrte im selben Moment, da es zu beiden Seiten ihrer Beine hinunter fiel und sie das, was sich im inneren versteckt hatte genau vor sich, auf ihrem Schoß sah.

Ihr Herz klopfte so laut, sie glaubte ganz Suna würde es hören und ihr Körper bebte so sehr, dass sie nicht mal genau sagen konnte, was sie fühlte.

Was es Angst, oder Hass oder einfach nur bitteres Entsetzten?

Denn dort vor ihr, auf ihrem Schoß, eingewickelt in eine blaue, dreckige Decke lag ein Kind. Ein Baby. Akemi konnte es einfach nicht fassen, was ihr hier passierte und sie biss die Zähne fest aufeinander und musste schlucken.

Himmel noch mal, jemand hatte das getan! Jemand hatte sein Baby hier versteckt.....

Das kleine Dinge dort vor ihr wirkte schrecklich geschwächt, seine Haut hatten einen komischen Farbton, soweit sie das im Licht des Feuers erkennen konnte und jetzt, da sie wusste um was es sich handelte, erkannte sie auch, dass das Baby viel zu leicht war... sie wusste es, weil sie Ino erst vor wenigen Wochen in ihrem Armen gehalten hatte. Es waren nur 60 Sekunden gewesen, doch ihr Gewicht, ihr Gesicht, jedes Grübchen hatte sich in Akemis inneres Auge eingebrannt.

Das Baby auf ihrem Schoß gab ein keuchendes Husten von sich, mehr als schwach und streckte die Arme aus, sehr langsam. Es konnte sich nicht schneller bewegen, es war zu unterkühlt. Der Sack und die Decke hatten ihm alle Luft genommen und als Akemi sah, wie das Kleine hilfesuchend den Arm in ihre Richtung streckte, anstatt zu schreien, wie es die meisten Baby taten wenn sie etwas brauchten, sei es nun wärme, Nahrung oder Zuneigung, sie hätte am liebsten aufgeschrien vor Schmerz über dieses Bild.

Und in dem Moment durchfuhr ein Ruck sie. Sie konnte nicht hierbleiben! So schrecklich das alles war, sie konnte nicht, gelähmt vor entsetzten sitzen bleiben, denn dieses Kind brauchte Hilfe! Dringend!

Ehe sie überhaupt wusste was sie tat schnappte sie sich so vorsichtig wie möglich das Kind und drückte es an ihre wärmende Brust. Ihre Hände zitternd und sie flüsterte dem Kind tröstende Worte zu, irgendwas das es wusste, dass alles gut werden würde. Dann sprang sie auf die Beine und lief sofort zu ihrem Auto. Sie durfte nicht eine Minute warten! Wer weiß wie lange das Kleine hier lag, wie krank es war, was es brauchte! Und bei Gott, sie würde dieses Kind nicht in der Stadt zurücklassen, in dem die eigene Mutter es zum sterben in den verdammten Müll geworfen hatte! Nicht in der Stadt, in der der Kazekage lebte....

Tränen sammelten sich wieder in ihren Augen, als sie den Ausgang der dunklen Gasse erreicht hatte und ihr Auto ansteuerte.

Wie grausam war diese Welt! An einem Ort nahm man den Müttern ihre Kinder und an dem anderen Ort warf man sie wie Abfall einfach weg! Wie konnte man nur!
 

~~~~~~~~~
 

Eichi Soichiro seufzte genervt und starrte schmollend die Zimmerdecke an.

Abgesehen von seinem angekratzten Ego, das ihn so schmollen ließ, sorgte er sich fürchterlich. Heute Abend hatte er vorgehabt seine süße Akemi mit einem romantischen Dinner für zwei zu überraschen, der Tisch für zwei Personen war noch immer gedeckt und sah im Gegenzug zum Rest der kleinen Wohnung wirklich Edel aus.

Seine Akemi...allein der Gedanke ließ ihn erröten und tief in ihm quietschte eine verliebte Stimme auf, die niemals ein Mann an die Oberfläche kommen lassen würde. Dennoch war sie da und Eichi war sich dessen schon so lange bewusst. Er hatte sich Hals über Kopf in die niedliche, wunderschöne Assistentin des Hokage verliebt als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Damals wusste er nicht, dass sie die Frau des Hokage war, sie wurde in seine Abteilung geschickt, weil sie heilen konnte und ihm als Arzt eine Stürzte sein sollte. Aber ihre Kräfte hatten ihn nicht annähernd Interessiert wie die Frau an sich. Ihre freundliche Ausstrahlung die dennoch etwas verbarg hatte ihn magisch angezogen und eher er wusste wie ihm geschah, war er verknallt wie ein Schuljunge. Selbst heute noch, fast ein Jahr nachdem ihre Affäre begonnen hatte, merkte er noch, wie seine Knie weich wurden wenn sie einen Raum betrat und jetzt gehörte sie ihm! Sie waren verlobt und er würde sie heiraten! Ein größeres Glück hätte ihn nicht erwischen können. Der Hokage war auch dumm gewesen so eine Frau zu verschmähen und bei dem Gedanken glitt ein kühles selbstgerechtes Lächeln auf sein Gesicht.

Zum Glück hatte er damals in dem Supermarkt den Anstand gehabt sie anzusprechen. Das sie, normale Arbeitskollegen, sich beim einkaufen trafen war nicht unbedingt eine große Sache, aber Akemi hatte schrecklich traurig ausgesehen und er, als Gentlemen, hatte ihr seine tröstende Schulter angeboten... und noch viel mehr als das...

Jetzt gehörte die Frau, der er seid Monaten hinter her hechelte wirklich ganz ihm, fast konnte er sein Glück nicht fassen, wäre da nicht diese unschöne Geschichte mit Akemis Kindern, die sie mit ihrem Bastard von Ex- Mann gezeugt hatte. Er hatte nichts gegen die Kinder, nein! Wenn Akemi es verlangte, würde er beide sofort als seine anerkennen, er mochte Kinder und wollte mit Akemi unbedingt selber eins haben...doch seid man Akemi aus der Villa vertrieben hatte ohne ein Recht auf ihre zwei Jahre alte Tochter Kimiko und ihr Neugeborenes, war sie am Boden zerstört. Sie weinte nur noch, stand stunden lang vor der Villa und bat um Einlass und dackelte zu Inoichi, wann immer er nach ihr rufen ließ.

Das sie ihn betrog glaubte Eichi nicht, er wusste dass der Hokage einen Grund hatte die hübsche Akemi zu verschmähen, deshalb sorgte er sich nicht, aber so sah er Akemi sehr selten und ihr Leiden war nicht mehr mit anzusehen. Er fühlte sich beinahe schlecht sich so zu freuen Akemi seine Verlobte nennen zu können, wenn sie sich doch so nach ihren Kindern sehnte.

Genau darum hatte er sie heute überraschen wollen. Mit diesem Abendessen und vielleicht einer unglaublichen Nacht, um alles schön ausklingen zu lassen. Nun gut, der Tisch sah wirklich aus wie aus einem Edelrestaurant, er hatte sich Mühe gegeben und Servietten, Kerzen und alles besorgt was er dazu brauchte, nur das Essen war ein Problem gewesen. Er war Arzt. Schon während des Studiums hatte er sich von seiner Leibspeise Tütensuppen und Fast Food ernährt, aber er scheute keine Kosten! Er hatte Akemis Lieblingsessen bestellt und es fein säuberlich in sein bestes Geschirr umgepflanzt, damit es nach was aussah.

Doch sein Date war nicht erschienen... schon wieder nicht.

Immer wenn Akemi verschwand ohne was zu sagen ging es um Inoichi, er machte sich einen Spaß daraus sie am Haken zappeln zu lassen, wer wusste schon welche Gemeinheit er sich dieses Mal für sie ausgedacht hatte? Akemi war schon so lange weg, es war mitten in der Nacht und Eichi sorgte sich schrecklich und allmählich wurde er auch wütend.

Wie oft hatte er sie angerufen? 20 Mal? Mindestens! Aber sie antwortete ja nicht...

Sein Blick glitt hinüber zum Wohnzimmertisch zu seinem Handy, das reglos dalag. Keine SMS, keine Nachricht, nichts. Die Uhr schlug 12 Uhr Nachts und Eichi richtete sich seufzend auf.

„Akemi....wo steckst du!“, knurrte er und ballte die Fäuste. Als seine künftige Frau konnte sie ihn gefälligst darin einweihen wohin sie verschwand! Es reichte ihm langsam wirklich, diese Sorge machte ihn noch verrückt.

Grade wollte er zum Handy greifen und den X- Versuch starten sie zu erreichen, da hörte er wie ein Wagen vorbei fuhr und er spitzte die Ohren. War das Akemi?

Er eilte zum Fenster um zu sehen, welcher waren zu den Parkplätzen der kleinen Wohnungssiedlung fuhr, aber als er das erste Mal hinschaute glaubte er nicht wirklich, dass sie es war.

Der Wagen der dort vorfuhr bretterte förmlich die Straße hoch, ließ den Motor aufheulen und kam mit einem heftigen Quietschen der Reifen zum stehen, das Auto war auf Hochtouren gefahren worden, das stand schon mal fest. Verwirrt stellte Eichi aber fest, dass es sich beim zweiten Hingucken sehr wohl um sein Auto handelte. Das Auto was sich Akemi ausgeliehen hatte und das sie grade gequält hatte.

„Meine Güte!“ Er atmete aus und sackte kurz in sich zusammen, die Hände hatte er auf s Fensterbrett gestützt.

Sie war wieder da, endlich...er hörte wie die Autotüren zuschnappen und ihre eiligen Schritte zum Haus führten. Jetzt musste sie in den zweiten Stock und sie war wieder bei ihm!

Eine wirkliche Welle der Erleichterung fiel über Eichi rein, sie war wenigstens wohl auf! Trotzdem sagte ihm ein anderer Teil von ihm, er sollte böse sein! Sie hatte sich nicht gemeldet, war praktisch vom Erboden verschwunden und nun schrottete sie sein empfindliches Auto, in dem sie um die Uhrzeit mit dem Tempo durch eine Wohnsiedlung sauste! Langsam drehte sie wohl völlig durch und Eichi entschied sich ihr auf sanfte Weise die Leviten zu lesen.

Er rückte seine Brille zurecht, strich sein zerzaustes Haar glatt und räusperte sich. So leicht würde sie ihm dieses Mal nicht davonkommen! Er spielte sogar mit dem Gedanken, ihr freundlicher Weise die Tür aufzumachen, bevor sie ihren Schlüssel zücken konnte, aber er wollte im Grunde keinen Streit herauf provozieren. Aber eins musste sein, langsam aber sich rückte es unausweichlich voran: ein klärendes Gespräch. So sehr Akemi auch litt, so konnte es nicht mehr weiter gehen.

Schließlich hörte Eichi ihre Schritte im Hausflur und atmete noch mal tief ein, bevor er sie sehen würde.

Hektisches Schlüsselklappern vor der Haustür – er stellte sich mit verschränkten Armen hinter das Sofa, von dem er die Tür sehen konnte und dann , endlich, ging die Tür auf.

„Guten Abend, meine Teure, ich dachte schon, du wärst verloren gegangen...!“, begann er schnippisch, aber er konnte den Satz nicht mal zu ende bringen, denn anstatt zu antworten oder die Tür zu schließen oder sich entschuldigend in seine Arme zu werfen, raste Akemi an ihm vorbei, huschte durchs Wohnzimmer und verschwand im Bad und das war auch die einzige Tür, die ins Schloß fiel. Die Tür zum Badezimmer, Eichi blieb verwundert in der Wohnung stehen und blinzelte.

Was war denn nun los? Ging es ihr schlecht?

Kaum das der Gedanke aufgekommen war wich seine Wut und Sorge kam wieder in ihm hoch. Wenn es ihr schlecht ging würde er kein Salz in die Wunde streuen, zumindest nicht heute Abend...

Seufzend schloß er die Haustür und ging dann zum Bad, leise an die Tür klopfend.

„Akemi? Süße? Geht’s dir gut, kann ich rein kommen?“, fragte er, aber er hörte bloß, wie sie sich hinter der Tür hektisch bewegte, komische >Psscht!< Geräusche von sich gab und dann drehte sich der Wasserhahn auf. „Hör zu, ich bin nicht böse, dass du dich nicht gemeldet hast, was du durchaus hättest tun können, aber wenn es dir schlecht geht, na ja hier steht ein verdammt guter Arzt vor der Tür und ich...!“

„Wenn du so ein guter Arzt bist komm rein und zwar schnell, worauf wartest du!“, kam die heftige Antwort von Akemi und Eichi zuckte kurz zurück.

Die Schärfe in ihrer Stimme verwunderte ihn, aber er hörte auch, dass sie hysterisch klang und absolut aufgewühlt.

„Eichi komm endlich rein! Bitte! Die Tür ist nicht abgesperrt, sie ist zufällig zugegangen...ich brauch deine Hilfe, beeil dich!“

Es klang dringend. Eichis Mine verfinsterte sich und er tat worum er gebeten wurde.

„Also geht es dir schlecht!?“ Sofort betrat er das Badezimmer, er zögerte keinen Moment.

Akemi stand in der Mitte des Zimmers. Ihre überaus verdreckten Kleider lagen auf dem Boden verstreut, sowie eine blaue Decke, die Eichi nicht kannte.

Entsetzt musterte er das Chaos und sah in die Badewanne, die Akemi voll laufen ließ.

„Mein Gott, wo bist du denn gewesen...? Auf einer Müllkippe?“, fragte er laut, aber in dem Moment drehte sich Akemi zu ihm und sah ihn vernichtend, aber mit verweinten Augen an. „Reiß keine Sprüche, du musst mir helfen!“ Ihre Stimme zitterte richtig vor Aufregung, dann stand sie auf und drehte sich ganz zu Eichi um. In ihrem Arm hielt sie ein kleines Bündel, eingewickelt in eines ihrer Badetücher.

Der Arzt runzelte die Stirn und verstand nicht, wovon seine Verlobte da sprach, aber offensichtlich war es ernst. Akemi sah schrecklich aus, dreckig und ihre Augen waren abgeschwollen, aber ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Bündel in ihrem Arm, dass sie an sich drückte.

Ok, er musste zuerst versuchen Akemi zu beruhigen, dann konnte er weiter sehen. Beschwichtigend hob er darum die Arme und kam auf sie.

„Ganz ruhig, ruhig Süße, nun sag mir erst mal was los ist, wo du herkommst und was du da hast? Eine streundende Katze?“ Im selben Moment biss sich Eichi auf die Lippen und wünschte sich, dass nie gesagt zu haben, denn so wie Akemi ihn plötzlich ansah, so vernichtend und abweisend, er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt.

„Sei still!“, zischte sie laut, dann schluckte sie und schüttelte den Kopf.

„Eine Katze! Wie kannst du nur... wie kann man überhaupt...!“ Sie unterbrach sich selbst und schloß die Augen. Tränen rannen über ihre Wange und sie kam auf Eichi zu, nur wenige Schritte. Das Bündel in ihrem Armen bewegte sich und kurz darauf hatte Eichi es selbst in den Händen.

Es war viel zu schwer um eine Katze zu sein, aber zu leicht, als das Eichi sofort erkennen konnte worum es sich handelt.

Unsicher starrte er auf das Handtuch und dann wieder in Akemis Augen, die ihn fixierten und dann mitleidig das anstarrten, was sich in seinen Armen befand.

Eichi zögerte. Er kannte Akemi gut genug um zu wissen, dass sie sich niemals unnütze aufregen würde, wegen irgendwelchen Kleinigkeiten. Ein ungutes Gefühl kam in ihm hoch und während er Akemi misstrauisch musterte, öffnete er das Handtuch um zu sehen, was sich dort in seinen Händen befand.

„Verflucht!“

Eichi zischte laut und wich vor sich selbst einen Schritt zurück, beinahe hatte er das Bündel vor Entsetzten fallen lassen, aber im selben Moment noch wurde sein Griff um ein hundertfaches vorsichtiger und seine Finger begannen zu zittern.

Entsetzt starrte er von Akemi zu dem was er in Händen hielt... zu einem Kind.

„Was zum.... Akemi! Wo kommt dieses Kind her?“, wollte er energisch hauchen, doch seine Stimme klang absolut dünn, viel zu erschrocken und ein seltsamer Verdacht kam in ihm hoch. „Akemi, hast du etwa...ich meine.. ist das?“

„Es ist ein Junge.“, flüstere Akemi und schluchzte leise. Sie schlang die Arme um sich und machte sich vor ihrem Verlobten ganz klein. Heftig schüttelte sie dabei ihren Kopf, dass ihre Haare nur so flogen. „Das.. ist nicht... Ino und ich hab.. niemandem sein Kind weggenommen...wirklich Eichi-san, ich schwöre es dir...ich schwöre es....“

Klug genug war Akemi um diese Missverständnisse sofort aus der Welt zu räumen und Eichi hatte keinen Grund ihr nicht zu glauben, statt dessen musste er schlucken und sah auf das Kind runter. Langsam regte es sich wieder und wand sich unwohl. Sein kleiner Körper streckte die Arme und tastete nach Eichi, griff sich in seinem Hemd fest und zog daran. Nein, es war bei weitem nicht das normale Ziehen eines Babys, dieses Kind war viel zu schwach, es versuchte sich an den nächsten warmen Körper zu klammern, mehr nicht. Ein Schluchzen, was mehr als heiser klang, entrann der Kehle des Babys und es begann zu weinen. Und mit den Tränen dieses Babys gefror Eichis Inneres und sein Herz begann vor Mitleid und Verwirrung nur so zu rasen. Er konnte nicht anders, er stürzte das Köpfen des Kleinen so sachte er konnte, nahm es richtig auf den Arm und versuchte es zu wärmen, wie es sich wünschte.

„Pscht...wein nicht, ist ja gut...“, flüsterte er leise zu, doch seine Stimme klang auch nicht tröstend. Er konnte den entrüsteten Unterton aus seiner Stimme einfach nicht tilgen und absolut fassungslos ließ er sich auf dem Wannenrand nieder.

„Bitte, bitte hilf ihm! Er ist so kalt und schwach...du bist der beste Arzt den ich kenne, du musst dem Baby helfen!“, flehte Akemi und kam neben ihm, ließ sich auf die Knie nieder und sah zu ihm auf. Ihre Hände klammerten sich in seine Hose und mit riesigen Augen starrte sie zu ihm empor.

Er musste es tun! Er musste diesem Kind helfen, sie wollte nicht in eine Klinik, noch nicht, es würden Fragen aufkommen und so konnten sie dem Kind direkt helfen! Wenn Eichi dazu in der Lage war, aber Akemi vertraute ihm blind, er würde schon wissen was zutun war!

Ihr Blick fiel auf das kleine Geschöpf, dass noch immer weinte und nun zu schreien begann. Ihr Mutterinstinkt kam hoch und sie wollte automatisch nach dem Kind greifen, es an sich drücken, es beruhigen und ihm Trost spenden, aber Eichi ließ sie nicht.

Kaum da sie die Arme ausgestreckt hatte stand er auf du sah auf sie hinunter.

„Natürlich helfe ich ihm, das muss ich einfach, wenn ich da noch viel machen kann es ist so...das kleine er...er ist unterkühlt und unterernährt, er braucht wärme und Nahrung, aber ein heißes Bad ist vielleicht zu übertrieben jetzt...das müssen wir anders machen.“, flüsterte Eichi und der Arzt in ihm kam wieder zum Vorschein, doch es war schwer. Wie konnte er in seine Arztrolle schlüpfen, wenn seine Verlobte dir nichts mir nichts mit einem Baby mitten in der Nacht auftauchte, dass kurz vor dem Tod stand und eine Millionen Fragen offen waren. Doch für Fragen war keine Zeit. So verwirrt Eichi auch war, sein geschultes Auge sah was Sache ist. Wo immer dieses Baby herkam, es würde sehr bald sterben, wenn man es nicht sofort intensiv behandelte und Akemi hatte sein Mitleid geweckt, genau wie der kleine Junge, den er noch im Arm hatte. Sein bitterliches Weinen war herzzerreißend und er hielt es nicht mehr aus.

Er blinzelte und sah sich um, dann entschied er.

„Akemi hör zu, wir müssen jetzt diesem Kind helfen, gut erkannt, also tu genau was ich dir sage, versuch deine Emotionen runter zu schlucken bis wir alles im Griff haben, DANN ist die Zeit zum Reden da, hast du mich verstanden?“, erklärte er streng und deutlich und starrte direkt in Akemis Augen. Es dauerte zwar ein paar Sekunden, doch die junge Frau stand schnell wieder auf den Beinen und nickte. „Gut. Geh in mein Arbeitszimmer und hol meinen Arztkoffer und den üblichen Kram, ich brauche ein paar Geräte, in der Zeit werde ich das Baby sauber machen, es starrt nur so vor Dreck, vielleicht hat es eine Lungenentzündung oder einen Infekt, sag mir schnell, wo genau hast du es gefunden, mehr brauche ich jetzt nicht zu wissen!“, während er hastig seine Anweisungen erteilte, krempelte er so gut es ging seine Ärmel hoch, prüfte das Wasser was Akemi eingelassen hatte und nickte. Das würde vorerst reichen. Dann musste er es genau untersuchen und würde entscheiden wie er behandeln musste. Zum Glück hatte er eine mehr als gut ausgerüstete Notfall- Apotheke im Haus, er überließ ungerne dem Schicksal alles. Danach hieß es Wärme und Nahrung, so schnell es ging musste Nahrung für das Baby her, der Kleine konnte nur wenige Monate alt sein und sein Gewicht war dafür zu niedrig.

Wut kam in ihm hoch, wenn er daran dachte wie dieses Baby vernachlässigt worden war, aber dafür war keine Zeit.

„Ich.. ich hab ihn aus Suna hergeholt... es war Nacht und eiskalt und er war... Gott Eichi!“ Trotz seiner Anordnung brach sie wieder in Tränen aus und drückte sich die Hände vor die Augen. „Jemand hat ihn weggeworfen! Auf dem Müll, da hab ich ihn gefunden, in einem Plastiksack, ohne Luft und im Dreck und Abfall.. wer weiß wie lange er dort schon lag!!“, rief Akemi hysterisch und konnte sich bei weitem nicht so gut kontrollieren wie Eichi. „Ich konnte ihn nicht dort lassen, in der Dunkelheit, das ging nicht! Ich musste ihm doch helfen, ich musste etwas tun! Verzeih mir, Eichi! Aber ich musste....ich wollte ihn nicht dort lassen... beim Kazekage.. in Suna..!“

Bei der Geschichte gefror dem Arzt das Blut in den Adern. Es gab solche grausamen oder verzweifelten Mütter, die dazu in der Lage waren, doch das war sein erster Fall mit einem ausgesetzten Baby... es machte ihn noch wütender als zuvor, aber er dürfte sich nun nicht von seinen Gefühlen leiten lassen! Alles was er sich erlaubte war, die Augen zu zu kneifen und tief Luft zu holen, dann beruhigte er sich wieder. Das Akemi so gehandelt hatte verstand er und er war ihr nicht böse, er dachte sich seinen Teil dazu und wusste, wieso sie das Kind nicht in Suna zu einem Arzt gebracht hatte. In seinem Inneren blitzte ein Funken Stolz auf, weil sie ihm so sehr vertraute, dass sie lieber mit dem Baby die Strecke von Suna nach Konoha im Auto jagte, als Vorort Hilfe zu suchen.

„Akemi, das ist schrecklich ich weiß, aber heul nicht, bring mir die Sachen! Sein Körper ist ganz weiß und an einigen Stellen blau, du weißt doch was das bedeutet! Ich brauche deine Heil Jutsu gleich womöglich! Also reiß dich am Riemen, oder der Kleine hier wird sterben! Und das lasse ich niemals zu!“

Gesagt getan.

In der Nacht versuchte das junge Paar alles, um ihren kleinen Findling wieder auf Vordermann zu bringen. Je länger Eichi ihn behandelte und untersuchte – sofern seine begrenzten Möglichkeiten in seinem Haus das zuließen – hatte es sich nur um Stunden gehandelt. Eine Stunde später und das Kind wäre entweder erfroren oder erstickt.

Wer immer es gewesen war, der den Kleinen ausgesetzt hatte, hatte ihn schon vorher vernachlässigt, dass zeigte seine magere Gestalt. Eichi schätze das Baby auf etwa ein halbes Jahr, ein paar Monate mehr oder weniger vielleicht, er konnte das Alter nicht genau bestimmen, weil der Kleine in seinem Wachstum so zurück geblieben war, dazu brauchte er seine Praxis um es genau sagen zu können. Er war ein junge und hatte sich eine Lungenentzündung eingehandelt, die noch im Frühstadium war, so wie Eichi es vorausgesehen hatte. Auf einen weiteren Infekt deutete nichts hin, nur das der Kleine kaum Luft bekam, er war zu lange in diesem Sack gewesen. Eichi badete ihn, befreite ihm von Dreck und allen möglichen Krankheitserregern und untersuchte ihn, während Akemi zum nächsten Supermarkt jagte, der 24 Stunden aufhatte und Babynahrung suchte, wodurch Eichi kurz Zeit hatte durchzuatmen. Sie hatten keine Kinderkleidung im Haus, woher auch? Trotzdem hatte er das Kind in sämtliche Kleidungsstücke gewickelt, damit es warm blieb. Danach versuchte er mit seiner minimalen Ausrüstung zu untersuchen, wie gut oder schlecht es dem Baby ging, doch er war einfach zu mittellos. Wärme hatte er, aber das Kind brauchte Nahrung, das waren die zwei wichtigsten Punkte, alles andere tat Eichi nur, damit er nicht dumm herum stand und auf Akemi warten musste.

Er wog den Kleinen, um Größe und Gewicht des Babys festzustellen –zu klein und zu leicht, das war die eindeutige Diagnose. Innerlichen oder äußerlichen Fehlbildungen sah Eichi nicht, nur die Augen des Babys waren sehr dunkel umrundet, was sich der Arzt nicht erklären konnte. Er tastete sachte nach der dunklen Färbung, erschrak aber auch etwas, weil der Kleine mit seiner Hand nach Eichis Finger griff und ihn ansah. Seine Augen waren etwas angeschwollen und er blinzelte müde zu Eichi hoch, das Weinen hatte er wohl aufgegeben und das sorgte den Arzt. Gegen die Lungenentzündung hatte er ihm schon die notwendigen Medikamente in der richtigen Dosierung gegeben, dass wäre fast noch das einfachste Problem, dabei war mit einer Lungenentzündung nicht zu spaßen, vor allem nicht bei einem Kleinkind.

Normalerweise würde er auch die Reflexe untersuchen, die Organe , aber das würde ihm nicht viel bringen. Noch war der Kleine zu schwach um auf solche Untersuchungen reagieren zu können

Es blieb Eichi nichts anderes übrig als sich mit dem, in Decken und Kleider eingepackten Kind an die Heizung zu setzten und zu beten, dass die aufgelöste Akemi bald wieder kommen würde.

Doch da zusitzen, die ganze Zeit mit diesem fremden hilflosen Kind im Arm, war für Eichi eine seltsame Erfahrung. Er spürte wie sich Mitleid in seinem Herzen aufballte, der Drang zu helfen und dieses Kleine zu beschützen egal wie... er konnte es sich nicht erklären. Früher hatte er Kinder gehasst, er mochte sie nicht, sie waren ihm zu laut. Erst seid er Akemi kannte, hatte er sich für Kinder entschieden und für eine Familie, aber jetzt, er wusste nicht woher dieses mächtige Gefühl stammte. Jemand hatte diesen Jungen weggeworfen und er war bei ihm gelandet. Er wusste, er konnte nur sein Bestes für das Kind geben, alles er hier eben tun könnte, doch etwas in ihm schrie förmlich nach mehr. Nach Rache... Rache für dieses Vergehen. Wen der Junge die Nacht nicht überlebte, wusste Eichi, er würde durchdrehen und die Eltern finden und sie fertig machen! Egal wie.

Aber er hatte auch Glück und Akemi kam rechtzeitig wieder, um ihn von dieses eigenartigen Gedanken ab zu bringen. Und hatte die Nahrung besorgt, die Eichi ihr aufgeschrieben hatte. Trotz der Unterernährung war es nicht unbedingt gesagt, dass sie das Kind zum essen bringen würden und wenn das eintrat, dann hatten sie keine Wahl, dann mussten sie in ein Krankenhaus und das missfiel Akemi.

Nicht weil sie Krankenhäuser hasste, sie weigerte sich einfach, gegen jegliche Vernunft, dass Kind dort hin zu bringen. Sie vertraute ganz auf Eichi und das setzte den Arzt wirklich Unterdruck.

Würde das Kind nicht essen, hing sein Leben am seidenen Faden und selbst wenn es essen würde, dann kam es auf diese Nacht an. Eine Nacht, die dem Kind im Krankenhaus mehr gebracht hätte, aber Akemi weigerte sich ja. Es blieb also nur noch, dass sie abwarten mussten was passierte.

Aß er und überlebte diese Nacht, dann hatte das Kind womöglich noch eine geringe Chance.

Eine Chance, die Eichi ziemlich schnell als verloren ansah. Normalerweise würde er Kind, selbst auf einer Intensivstation – wo der Kleine unwiderruflich hingehörte- nicht gerne intravenös ernähren, doch manchmal blieb den Ärzten keine Wahl. Hier in seinem Heim hatte er nur die Babyflaschen die Akemi mit eingekauft hatte und in der die von ihm zusammen gemischte Nahrung gefüllt war. Es war ein kleiner Vitamin- und- aufbau- Cocktail, mehr konnte er nicht tun, zusammen mit verträglicher leichter Babykost. Und er nahm sie nicht an.... zumindest nicht von ihm, er wehrte sich dagegen, den Nuckel der Flasche in den Mund zu nehmen, egal was Eichi versuchte und dafür bekam er einen heftigen Tadel von Akemi, die ihm Flasche und Baby aus den Händen nahm und ihm unterstellte, ihm würde die Feinfühligkeit für ein Baby fehlen.

Doch Akemi gab auch zu, er hatte sich nicht dumm angestellt und war beinahe liebevoll mit ihm umgegangen.

Und in den Armen einer liebevollen Frau, die ihn sanft schaukelte und zum Essen ermutigte tat das Kind tatsächlich, worum es so dringlich gebeten wurde. Er ließ sich von Akemi die Flache geben und – zu Eichi Überraschung- fand er tatsächlich die Kraft, die Flasche auch leer zu trinken, binnen kürzester Zeit. Der Hunger war ihm vor Schwäche vermutlich gar nicht aufgefallen und jetzt trank er wie ein Verrückter. Es war eine Erleichterung, die Eichi ausatmen ließ.

Jetzt kam es auf die weiteren Stunden an.
 

Als Eichi am nächsten Morgen erwachte, wusste er nicht wie ihm geschah.

Es war warm um ihn herum, die Sonne schien mit blassen Strahlen in das Schlafzimmer hinein und kleine Staubfesten flogen über ihm in der Luft herum.

Unter sich spürte er sein weiches Bett, es war behaglich warm und angenehm, trotzdem schmerzten ihm die Augen vor Müdigkeit, er hätte einfach weiter schlafen können. Aber in seinem Kopf dröhnte es, als habe er die letzte Nacht nicht geschlafen und das hatte er in der Tat nicht...

Das Baby von gestern kam in seinen Erinnerungen hoch und sofort riß er die Augen auf. Er hatte verschlafen! Er und Akemi hatten ausgemacht sofort zum Arzt zu fahren am Morgen, nachdem das Kind eingeschlafen war. Doch die Erschöpfung in der Nacht hatte ihn umgehauen, er hatte sich so sehr reingehängt und alles getan was in seiner Macht stand. Danach musste er in einen tiefen Schlaf gesunken sein, wenn er auch nur wenigen Minuten verschnaufen wollte, er war ganz eingeschlafen.

Hektisch drehte er den Kopf nach Links und sah nur die Wand vor sich, dann drehte er sich in die andere Richtung um und blinzelte.

Neben ihm lag Akemi. Er schluckte und verengte die Augen um sie besser sehen zu können, denn er hatte seine Brille nicht auf. Er erkannte jedoch, dass Akemi neben ihm lag und schon wach war.

Sie sah ihn an und lächelte, ebenfalls müde. Doch sie wirkte glücklich, viel viel glücklicher als gestern Nacht noch. Sie lächelte so zufrieden, bei Gott! Wie lange hatte er sie nicht mehr so ausgelassen erlebt! Die letzten Monate war sie nur verzweifelt gewesen und wenn sie mal lachte, war es halbherzig, doch jetzt funkelten sogar ihre Augen! Alle Tränen waren versiegt und ihr Blick glitt von Eichis Gesicht hinunter zwischen ihre Mitte. Verwirrt folgte er ihren Blick und erkannte, worauf ihr Augenmerk lag, denn zwischen ihnen, und offenbar quietschfidel, lag der kleine Junge von gestern Nacht. Er hatte sich in Akemis langen Haaren vergriffen und gab zufriedene glucksende Geräusche von sich, während er an ihren Strähnen zupfte und leicht mit seinen Beinen strampelte.

„Akemi...?“, flüsterte Eichi verwundert bei diesem Anblick und richtete sich etwas auf. Er erinnerte sich daran, dass er sich gestern kurz hingelegt hatte, scheinbar war sie ihm mit dem Kind gefolgt und hatte sich zu ihm gelegt.

„Guten Morgen.“, schnurrte seine Verlobte ganz leise, sah aber nicht zu ihm auf. Sie wühlte ihre Hand unter den decken hervor und legte sie auf den Kopf ihres Findlings. „Es ist erstaunlich oder? Ich hab ihm gestern noch meine Hände aufgelegt, nicht lang, er schlief sofort ein und ich kam zu dir...und heute morgen hat er mich geweckt. Schau doch... es geht ihm gut!“ Sie lächelte so sanft und mütterlich, dass Eichis Herz einen Sprung machte und er eine Gänsehaut bekam. So eine Sanftheit und - bei Gott er hätte das verhindern sollen- so eine Liebe bedingungslose Liebe hatte er noch nie in den Augen einer Frau gesehen, nicht auf diese Art. Doch er hatte grade keinen Nerv dafür sich über Akemis Gedanken zu machen, er sah schnell zu dem Baby hinab und es stimmte was Akemi gesagt hatte. Er lag da, lächelte und schien vergnügt und hatte keine Anzeichen mehr von Unterkühlung oder Krankheit inne. Gut, seine Stimme klang noch etwas schwach und ab und an kam es rasselnd aus seiner Brust, aber so was hatte er noch nicht gesehen. Irgendwas stimmte da nicht.

Er beugte sich wieder hinab zu den beiden anderen und tastete nach der Stirn des Jungen – kein Fieber, kein Schüttelfrost, etwa normale Körpertemperatur. Während das Baby von Akemis Strähnen abließ und Eichis Finger schnappte, um sie an seinen Mund zu ziehen und darauf herum zu kauen, was der Arzt auch zuließ, seufzte Eichi und kurz flackerte ein erleichtertes Lächeln über seine Lippen. Es ging ihm gut genug das er an ihm herum sabbern konnte....er war ein niedliches Ding...

Dann blickte jedoch zu Akemi und man sah ihm die Verwirrung wieder an, die erneut in seinen Augen aufloderte. Es war vielleicht etwas zu früh für ihn, um solche Neuigkeiten zu verarbeiten.

„Moment, er...du sagst er ist wieder gesund? Hast du seine Lungenentzündung geheilt? Du weißt doch, ich bin gegen Gesundheits- Jutsu! Außer im Notfall. In Ordnung, das war ein Notfall, aber trotzdem!“

„Nein, so war es nicht! Ich hab nur ganz kurz meine Kräfte wirken lassen, sie hätten ihn nie geheilt! Aber er scheint wieder fast ganz gesund zu sein! Ich versteh es auch nicht, aber es ist mir egal... so gefällt er mir viel besser!“ Ohne auf ihren Verlobten zu achten lächelte Akemi, nahm den Jungen ganz vorsichtig hoch und ihn hielt etwas über ihr Gesicht. „Du bist ein braver Junge und ganz erstaunlich! Das du so gut auf Eichis Therapie angeschlagen hast, nicht wahr?“ Sie lachte auf und mit großen Augen starrte das Baby sie an, lachte ebenfalls und klatschte seine Hände zusammen.

Beide wirkten so ausgelassen, ganz so als wäre gestern Nacht nie etwas geschahen, doch Eichi konnte das nicht. Genau genommen konnte er nicht sehen wie die tolpatschige Akemi ein Baby so in die Luft hob, ob nun ein Bett unter ihr war oder nicht. Er zuckte zusammen und handelte binnen Sekunden.

„Akemi, was machst du denn! Himmel noch mal, der Kleine ist gestern kurz davor gewesen zu sterben und du alberst hier mit ihm rum! So gut KANN es ihm nicht gehen, verflucht!“ Mit den Worten nahm er Akemi das Kind schnell aus den Fingern, bevor sie es noch fallen ließ und drückte es selber an sich, wenn auch so, als würde es gleich in seinen Händen wie Glas zerbrechen.

Entrüstet schüttelte Eichi den Kopf und seufzte. „Du bist manchmal so ein Elefant im Porzelanladen!“

Vorsichtig blinzelte er auf das Kind hinunter, dass nun aber freudig in seinen Armen lag. Offenbar hatte er sich getäuscht? Ging es dem in doch wieder gut? Beziehungsweise gut genug, dass er wieder lachen konnte und so zappelte. Eichi wusste nicht was er davon halten sollte, was dem Kind zugestoßen war, aber irgendwie hatte er etwas besonderes an sich. Kein normales Kind würde so wenigen Stunden nach seinem Fund in so guter Verfassung sein! Es war medizinisch gesehen einfach unmöglich! Nachdenklich sah er auf das Baby hinab, während Akemi sich selbst auch aufrichtete und zu ihm hinüber robbte. Sachte legte sie eine Hand auf Eichi Schulter und lehnte sich dann gegen ihn.

„Ach Eichi-san.... du vergisst was ich bin. Ich hatte selber schon mal ein Baby, denk an Kimi.... ich kenne mich da etwas mehr aus als du... zumindest was die Mutterrolle angeht...und diesem Baby geht es gut. Warum auch immer. Sieh ihn dir an, er ist so süß.... er hat es nicht verdient was man ihm angetan hat...“

„Das weiß ich! Ich bin eben Arzt und hab es nicht darauf angelegt Vater zu werden bisher! Aber es kann einfach nicht sein, ich verstehe es nicht... und ich verstehe auch nicht, wieso man sein Kind aussetzt!“, fauchte Eichi aber im selben Moment zuckten er und Akemi zusammen, denn das Kind in Eichis Armen jammerte laut auf und kniff die Augen zusammen.

„Eichi!“ Eine Handfläche schlug ihn am Hinterkopf und Akemi schüttelte tadelnd den Kopf. „Sei nicht so laut! Wenn du böse klingst verunsichert das Kinder! Und mir sagst du ich bin ein Elefant!“

„Au! Tut mir leid...ist ja gut, aber man darf sich jawohl aufregen!“, murrte Eichi empört und blickte wieder hinunter zu dem Kind. Der Junge schluchzte noch, aber jetzt, da es wieder leise geworden war, beruhigte er sich. Mit riesigen grünen Augen starrte er Eichi an und wirkte einen Moment so, als habe er einen Geist gesehen. Seine Augen waren riesig und noch ganz rund und das helle Grün das sie angenommen hatten faszinierte den Arzt und zog ihn irgendwie in seinen Bann. Der Kleine blinzelte und lehnte dann seinen Kopf an Eichis Bauch, leise glucksend, wenn auch nicht fröhlich dieses Mal. Es seltsames Gefühl breitete sich in Eichis Brust aus, als er den Kleinen so beobachtete und er seufzte. Das Kind vertraute ihm, lehnte sich an ihn und kuschelte mit ihm, seine Hände klammerten sich wieder in sein Shirt und es sah danach aus, als döse er gleich weg. Es war eben ein Kind, welche Möglichkeit hatte er schon groß, außer sich an jene zu klammern, die sich grade um ihn kümmerten, der er brauchte und auf die er angewiesen war. Die letzte Nacht musste ihn trotzdem mitgenommen haben, selbst bei einem Baby hinterließen solche Torturen ihre Wunden. Wer auch immer dieses unschuldige Geschöpf einfach in den Müll zum sterben geworfen hatte, ihn sollte der Tod ereilen! Sofort! Am liebsten würde Eichi es selber tun und der Mutter des Kindes gehörig die Meinung sagen, oder den Vater zusammenschlagen, wer es auch war! Böse starte er vor sich hin und streichelte den Rücken des Kindes, dann seufzte er und sah zu Akemi neben ihm, die die Hand des Babys gefasst hatte und mit dem Daumen streichelte. Sie schaute ihn so sanft an, aber auch voller Mitleid.

Wie konnte sie auch anders? Seid dem Moment in Suna, wo sich dieses Kind hilfesuchend an sie gedrückt hatte, hatte sie ihn in ihr Herz geschloßen und wollte ihn unter allen Umständen beschützen. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe ihm noch mehr zu helfen! Irgendwie.

„Ich war die ganze Nacht mit ihm auf...“, fing sie leise an und schaute zu Eichi hoch. „Er lag die ganze Nacht in meinen Armen, hier neben dir, er war so brav. Er hat gar nicht geweint...es war so süß. Er hat an der Flache genuckelt und weißt du was....er wollte sogar an meine Brüste heran.“ Sie lachte kurz verlegen, errötete und stupste die Wange des Kindes an. „Ich glaub er ist noch nicht lange entwöhnt, dass heißt die Mutter hat ihn gestillt, aber wenn sie das getan hat, muss sie doch eine Bindung zu ihm gehabt haben, wie konnte sie ihn bloß wegwerfen?“

„Du hättest ihn nicht zu uns holen dürfen, Akemi, nicht in unser Bett, du solltest... keine zu enge Bindung zu diesem Kind aufbauen. Wir müssen uns jetzt anziehen und ihn dann zu einem anderen Arzt bringen, der mehr herausfinden kann!“, erklärte Eichi bevor Akemi weiter reden konnte. Er ahnte worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde, aber er unterband es sofort.

Mit dem Kind im Arm warf er die Beine über das Bett und stand langsam auf um ihn nicht zu wecken. Langsam drehte er sich noch mal zu ihr um und streichelte ihre Wange.

„Komm, wir können nicht mehr tun als das. Und schau bitte nicht so.“

„Zu einem anderen Arzt....was wird denn dann mit ihm gemacht?“ Auch Akemi stand auf und Eichi hatte recht, ihr Blick veränderte sich zunehmend. Sie sah ihn in einer Mischung aus Erwartung, Vorwurf und Mitleid an, aber vor allem flehten ihre Augen. Sie sah zu dem Kind und wieder zu Eichi, die Hände formell vor ihrem Schoß gefaltet. Sie seufzte, biss sich aber auf die Lippe, um nichts Falsches zu sagen.

„Der Kinderarzt im Krankenhaus kann ihn besser versorgen als ich, Akemi. Sie werden ihn behandeln und dann wird man ihm dem Jugendamt übergeben. Vermutlich kommt er in ein Heim und es werden die Verwandten gesucht. Finden sie diese nicht, wird er zur Adoption frei gegeben.“, murmelte der Arzt und suchte seine Sachen zusammen. Akemi jedoch stand ganz still neben dem Bett. Erschütterung durchfuhr sie und entsetzt weiteten sich ihre Augen.

„In ein Heim...“

„Sie werden sich schon gut um ihn kümmern, komm jetzt, oder ich fahre alleine.“, murrte Eichi weiter und versuchte es logisch zu betrachten. Dieses Kind ging ihn nichts an, auch wenn er in der Nacht um sein Leben gekämpft hatte und die ganze Zeit bei ihm war, ihm zugesehen hatte wie er selbst gekämpft hatte, wie schlecht es ihm ging und wie er sich an ihn geklammert hatte. So wie jetzt auch....

Doch als Arzt und objektiver Mensch sollte er sich nicht von Gefühlen beeinflussen lassen, nicht so, so schrecklich die Geschichte dieses Kindes wohl auch gewesen sein musste. Wie er vernachlässigt worden war, wie er entsorgt worden war....

„Eichi-san...?“, hinter ihm flüsterte Akemis Stimme flehend, sie war zu ihm gegangen und stand nun direkt hinter ihm, sah ihn aber nicht an, auch er drehte sich nicht um, sondern suchte weiter in dem Schrank ein Oberteil. „Eichi... können...können wir nicht ...? Ich meine... wir haben es gestern Nacht doch gut gemeistert und...“

„Nein!“, Eichis strenge Stimme brachte sie sofort zum schweigen und er schüttelte den Kopf. „Akemi, nein. Das können wir nicht und es ist nicht richtig. Zieh dich an, ich warte im Auto auf dich. Du hast ihn gefunden, sie werden deine Aussage brauchen.“

„Aber Eichi!! Seine Verwandten haben ihn in den MÜLL geworfen, wenn er zu denen zurückkommt....! Und in ein Heim...! Wieso...!?“

„Akemi, ich sagte nein! So geht das nicht, ich weiß du hast deine Töchter grade erst verloren, aber dieses Kind ist nicht Inos Ersatz, oder der von Kimi. Es ist nicht dein Baby und wir werden es nicht behalten.“
 

~~~~
 

Eichis Worte hallten noch in Akemis Ohren, als sie ihm Auto saß, fein angezogen wie er es gesagt hatte. Das Baby hielt sie, in eine saubere Decke eingewickelt, in ihrem Arm und sah auf es runter.

Ihre Mine war ein einziges Trauerspiel, doch Eichi wollte darauf nicht reagieren. Er setzte sich neben sie ans Steuer und fuhr los. Alles andere war Akemi in der Nacht bei dem Jungen gefunden hatte, hatte er im Kofferraum verstaut.

Das Auto fuhr von dem Parkplatz und steuerte die Innenstadt an, das Krankenhaus, was nach Eichis Meinung die beste Kinderstation hatte.

Im Wagen war es still, nur die leisen Geräusche des Autos waren um sie herum und das Gebrabbel des Kindes, das Akemi die ganze Zeit anstarrte und dann zu Eichi schaute. Die junge Frau auf dem Beifahrer sitzt und schluckte und blinzelte in das Gesicht ihres Findlings. Er war so niedlich und so hübsch... ein Heim hatte er nicht verdient, oder die Rückkehr zu seinen herzlosen Eltern!

Traurig stupste sie das Näschen des Kleinen an, dann biss sie die Lippen zusammen. Ihr Herz tat so weh, denn sie konnte nicht anders. Womöglich war es ihre Jugend oder noch das Gefühlschaos der Schwangerschaft das noch in ihr wütete, doch die Entscheidung, dass sie den Kleinen behalten wollte war bereits getroffen. Sie hätte sich gar nicht dagegen wehren brauchen, es stand fest als sie ihn aus all dem Dreck gezogen hatte. Der Kleine hatte nichts, keine Mutter, kein Heim und sie würde sich um ihn kümmern, sie würde ihn bedingungslos lieb haben! Wie konnte sie auch anders bei dem Gesicht, den großen Augen und den Grübchen die sich in den Wangen des Babys kräuselten.

Und es lag nicht daran, dass sie Ino verloren hatte und einen Ersatz suchte, sie wollte bloß dieses Kind schützen. Sie wollte ihn behalten, sie wünschte es sich so sehr.

Woher kam dieses Gefühl bloß? Je länger sie ihn ansah, desto weniger wollte sie ihn aus den Händen geben, sie hatte ihn doch gefunden, er gehörte also ihr! Nein.. es war falsch so zu denken, aber sie hatte ihn gefunden, sie war es gewesen die ihn gerettet hatte, ihn Nachhause geholt hatte, gewaschen und gefüttert hatte! Sie und Eichi waren es gewesen!

Langsam drehte sie den Kopf.

Eichi saß stocksteif neben ihr, sein Blick war ernst, doch sie sah, wie er sich am Riemen riss. Er starrte absichtlich so verbissen geradeaus, er war nicht locke rund schielte nicht einmal zu ihr herüber. Wie sollte sie ihn bloß überreden. Sie wünschte sich so sehr, Eichi könnte fühlen was sie fühlte, wenn sie dieses Kind im Arm hielt. Irgendwie glaubte sie, dass nur sie es sein konnte, die ihm helfen konnte. Er war in ihren Armen gewesen, in ihren.... sie hatte ihn gerettet! Vor dem Tod in dieser Gasse, auf diesem Abfallhaufen wo alles verdreckte und verweste...

Aber für einen Mann, für Eichi war das schwer zu begreifen, er war ein rationale objektiver Mensch, ein Kind konnten sie sich gar nicht leisten, nicht so eins zumindest. Bei Ino und Kimi gäbe es keine Probleme, aber Akemi wollte einfach nicht, dass der Junge zu hundert anderen in ein Heim kam.

Die kleine Wohngegend in der sie lebten hatten sie nun hinter sich gelassen und vor ihnen baute sich die Innenstadt auf. Das Krankenhaus kam immer näher, wurde hinter der Windschutzscheibe immer hoher und mit jedem Kilometer den sie näher kamen, schlug Akemis Herz schneller. Sie drückte das Kind an sich, das quietschte und sich an sie kuschelte. Das tat er schon die ganze Zeit, als würde er es nicht kennen, aber dafür endlich genießen. Man hatte ihn verwahrlost! Womöglich ignoriert, wer wusste es schon wie er behandelt worden war... doch Zuneigung und Körpernähe, Akemi hatte das Gefühl er kannte es nicht, so wie er sich die ganze Zeit an sie klammerte und kuschelte...

Schließlich bog Eichi ab und fuhr ins Parkhaus des Krankenhauses. Er musste zwei Stockwerke höher fahren, dann fand er einen Platz und stellte das Auto dort ab. Der Motor brummte leise, dann verstummte er und es wurde noch stiller im Auto.

Akemis Herz jedoch klopfte so heftig, sie war sich sicher Eichi hörte es. Sie starrte aus dem Fenster, bewegte sich nicht und drückte das Bündel an sich. Aber auch Eichi rührte sich erst nicht. Er saß da, nahm die Hände vom Lenkrad und atmete durch, die Augen schloß er dabei.

„Wir sind da.“

Akemi schluckte.

Gott bitte, ich weiß nicht wieso, aber ich möchte dieses Kind beschützen! Lass ihn mich behalten! Lass ihn mir..., dachte sie sich und schloß selber die Augen. Warum nur ging ihr das Schicksal dieses Kindes so nahe.

„Ich liebe dich Eichi...“, flüsterte Akemi leise und ihre Stimme zitterte weinerlich.

Eichi neben ihr seufzte noch lauter und Akemi zuckte zusammen, schnallte sich aber nicht ab oder ließ den Jungen frei. Sie beugte sich noch weiter über ihn und schüttelte den Kopf.

„Akemi. Ich hab‘s dir doch erklärt...“, setzte ihr Verlobte an und Akemi hörte, wie er sich bewegte und sich zu ihr drehte. Eine Hand landete in ihrem Nacken und er streichelte sie. „Was du fühlst, sind deine Muttergefühle für Ino. Du möchtest sie nur ersetzten, das ist alles. Dieses Kind hat Schreckliches Durchgemacht, es braucht professionelle Hilfe. Lass uns austeigen.“

Seine diplomatische Stimme war sanft, aber streng. Das war der Grund, wieso Akemi ihn so liebte. Er wusste was er wollte, war aber niemals zu laut oder aufgebracht dabei. Er war liebevoll und sogar einfühlsam, aber immer doch der nüchterne Arzt der er in der Praxis sein musste. Aber jetzt wollte sie sich nicht von seinem Charme, seiner Art oder sonst was ablenken lassen, sie musste es ihm verständlich machen und auf einmal schnaubte sie. Was er sagte machte sie wütend.

„Professionelle Hilfe? Was meinst du? Einen Psychiater, das ist ein Baby! Nur ein Arzt kann ihm helfen und was denkst du was dann passiert!“, sie wurde laut und drehte den Kopf zu ihm. Nun hatte sie doch Tränen in den Augen. Und mit ihrer Lautstärke begann auch das Baby erst leise zu jammern und dann zu weinen. „Wie du gesagt hast! Sie stecken ihn in ein Kinderheim, wo viele andere Kinder sind, die mehr Aufmerksamkeit brauchen, er wird untergehen! Das weiß ich einfach! Seine Mutter hat ihn zum sterben weggeworfen! Das der Kleine verhungert, erfriert, erstickt oder verdurstet! Zu solchen Leuten soll er zurück? Oder zu einer Adoptionsfamilie!? Wozu! Wir sind auch eine gute Familie, Eichi!“ Sie schluckte und starrte ihn mit riesigen Augen an. „Wir können uns genauso gut um ihn kümmern, wie ein Adoptionsfamilie! ICH hab ihn gerettet, ich war das! Wir beide haben die ganze Nacht bei ihm gesessen! Nicht eine Adoptivfamilie! Das waren wir! Das warst du.. du hast sein Leben gerettet, nicht der Arzt da drin! Und sieh wie gut es ihm jetzt geht...“ Sie schluchzte, dann drückte sie ganz leicht ihre Stirn an die des schreienden Kindes.

Eichi neben ihr war für einen Moment erstarrt, als es so aus Akemi hervorsprudelte und sie ihn direkt anschrie. Er schluckte, denn mit so einer Szene hatte er nicht gerechnet. Und das Schlimmste war, er verstand sie....er gab ihr sogar recht. Aber es kam ihm falsch vor, es kam ihm seltsam vor.

Leise räusperte er sich, dann beugte er sich zu Akemi rüber und nahm ihr das Kind ab. Die Frau drückte sofort ihre Hände wieder vors Gesicht und weinte selber leise....wie jeden Tag. Wenn Eichi dieses alltäglich Gesicht der Trauer mit dem ausgelassenen Lächeln von heute morgen verglich, mit dem Lächeln in ihrem Bett, dann brach es ihm das Herz.

„Im Moment, geht es ihm nicht gut... er weint, dass siehst du doch, also beruhige dich bitte.“, murmelte er und lehnte das Kind an seine Schulter um es sanft zu wiegen du zu streicheln. Das Geschrei ging ihm auf die Ohren, aber es tat ihm auch weh....

„Wie hast du dir das denn vorgestellt! Denk gefälligst nicht ich bin ein herzloser Mistkerl.“, flüsterte er kühl und sah Akemi abwertend an. Er streichelte weiterhin das Kind, sah aber gnadenlos zu Akemi. „Natürlich hast du Recht mit dem was du sagst, verdammt! Ich verstehe es ganz genau und ich wusste das es passiert... aber das ist nicht unser Baby, wir haben keinen Anspruch auf ihn. Glaub mir, ich habe einen richtigen Hass auf seine Eltern, er wurde SO ausgesetzt, aber wir haben keine Unterlagen von ihm, gar nichts. Ich möchte auch das es ihm gut geht, besonderes wegen letzter Nacht, aber wer sagt uns, dass wir das schaffen. Ich wollte Kinde r mit dir, aber eigene Kinder! Wer sagt, dass wir ihn lieben können?! Wer sagt, dass wir das finanzieren können. Ich hab Mitleid mit ihm, aber wer sagt das es mehr ist? Wer sagt, dass du nicht doch bloß einen Ersatz suchst!“

„Weil niemand einem die leibliche Tochter ersetzen kann!“, schrie Akemi laute rund wieder jaulte das Kind in Eichis Ohr. Wegen beiden zuckte er zusammen und seufzte, trotzdem sah er verunsichert zu Akemi, die ihn böse anstarrte. „Niemand kann das, nicht du, nicht das Baby da...niemand! Ino ist meine Tochter, ich habe sie in mir getragen, sowie Kimi auch! Ich liebe sie! Und ich vermisse sie, aber dieses Kind dort hat nichts! Und wir haben so viel.... es wurde weggeworfen! WEGGEWORFEN! Wie kann das sein, dass Mütter so etwas tun! Ich würde mich um ihn kümmern, sieh ihn dir doch an! Er braucht uns und kein Heim, wir haben ihn gerettet er braucht uns! Bitte... bitte Eichi, ich will ihn! Lass ihn uns aufziehen, bitte!“

„Akemi!“, schaltete sich auch Eichi und ein und wurde ebenso laut wie Akemi. Es war ihm egal, dass der Kleine verrückt spielte und schrie und zappelte und von ihm weg wollte, aber das war ihm einfach egal. „Weißt du was du da sagst!? Ihn aufziehen? Mein Gott....das geht doch nicht so einfach. Du überstürzt das!“

„Schrei mich nicht an! Und nein das tue ich nicht! Wieso ist es nicht einfach Eichi! Wenns ums Geld geht, dann werde ich mehr arbeiten, ich werde mich um alles kümmern, du musst nicht den Vater spielen, ich mache das alles! Ich werde mich darum kümmern, ehrlich! Ich schwöre es dir, aber lass ihn mir! Dieses Kind braucht mich und ich kann ihm geben was es will! Du hast recht ich kann Ino und Kimi keine Mutter sein, aber dem Kleinen! Du hast diesen Ort nicht gesehen, wo ich ihn gefunden hab! Das waren herzlose Monster! Und wenn du ihn nicht willst, gib ihn mir und ich verschwinde! Ich lasse nicht zu, dass du ihn dem Jugendamt übergibst!“ Sie griff nach dem weinenden Bündel Decken, aber Eichi zuckte etwas zurück, so dass sie nicht an ihn heran kam.

Verdammt, jetzt steckte er wirklich in einer Zwickmühle. Es war nicht so, dass er Akemi nicht verstand, er tat es! Und er wünschte dem Kind wirklich alles gute, doch er war sich nicht sicher, ob diese Idee so gut war. Er hatte gesehen wie der Kleine sich an ihn geklammert hatte, seine grünen Augen die ihn angestarrt hatten.... und er hatte Akemi gesehen, die so glücklich gewesen war. Sie wünschte sich dieses Kind so sehr, dabei würde er ihr sofort ein Kind machen, wenn sie wollte.

Er sah auf das Baby und dann wieder zu seiner Verlobten, die also wirklich drohte dieses ihm Kind vorzuziehen? Er nahm ihr das nicht ab und Akemi wusste das genauso, aber wenn er ablehnte, würde sie ihn womöglich hassen, bis in alle Ewigkeit.

Das Baby schrie sich in der Zeit die Seele aus dem Leib und Eichi wusste, das war schlecht für ihn, noch klang er heiser. Nein, der Kleine brauchte jetzt einen Arzt.

Eichi zischte und fluchte laut und trat dabei gegen das Innere des Autos, das Akemi neben ihm zusammen zuckte. Er schloß die Augen und strich sich über sein Wut verzerrtes Gesicht. Wenn es doch so einfach sein könnte und er nur wütend wäre...aber er war auch verunsichert.

Schließlich öffnete er den Gurt und stieg aus dem Auto aus.

„NEIN!“, schrie Akemi noch im selben Moment und sprang förmlich aus dem Wagen, raste um selbiges herum bis sie vor Eichi stand und an seinem Arm zerrte.

„Bitte, Eichi! Bitte!!“

Eine Hand schnellte hervor und legte sich fest auf Akemis Mund. Sie zuckte und kniff die Augen zusammen, dann wurde sie an das Auto gedrückt.

„Halt den Mund! Und schrei nicht so!“, fauchte ihr Verlobter. Verweint starrte Akemi zu ihm empor und sah dann zu dem jammernden Kind. Er hat ihr so leid, nach dieser Nacht einen Streit mitzuerleben konnte er wohl nicht gebrauchen.

Nur sehr langsam löste Eichi die Hand von ihrem Mund und sah sie vorwurfsvoll an, dann nahm er das Kind und drückte es in ihre Hände.

„Wir gehen da jetzt rein und sagen dem Arzt er soll sich um ihn kümmern, verstanden! Sag ihm deine Schwester sei eine miese Schlampe und habe ihn bei uns abgeladen und ist dann verschwunden, sag ihm irgendwas! Es ist mir egal, das badest du aus...aber du hast recht...er gehört nicht in ein Heim und nicht zu Verwandten die ihn misshandeln. Also nimm ihn wenn du ihn willst.“, grollte Eichi , aber Akemi konnte nicht fassen was sie da hörte. Sie nahm nur das Baby entgegen, um dann ihren Verlobten mit riesigen ungläubigen Augen zu bewundern. Hatte sie da grade richtig gehört?! Meinte er es ernst?

„....Wirklich?!“, flehte sie leise und klammerte sich in die Decken in ihrem Arm. Sie fand ihre Stimme erst nicht wieder, zu sehr war sie verwirrt über seine Worte. „Oder...hasst du mich dann....“

Eichi schüttelte den Kopf, aber seine Augen sahen sie noch immer ernst an. Doch nicht ernst genug, dass Akemi nicht erkannte, was er meinte. Er sah auch auf das Kind hinunter und sie sah, dass er so dachte wie sie! Das er ihn auch beschütze wollte, sie kannte diesen Blick von Eichi!

„Nein, aber ich kann dich nicht mehr weinen sehen. Solange du Ino und Kimi nicht vergisst und sie trotzdem liebst und solange du dich um ihn kümmerst und nie wieder weinst, in Ordnung! Das ist meine Bedingung! Und...das du MICH nicht vernachlässigst, dann behalten wir ihn....“

Ein Schluchzen halte durch das Parkhaus und Eichi verengte wehleidig die Augen, als sie sah, wie sich Akemi an das Bündel schmiegte und auf das weinende Baby einredete. Ihr Körper zitterte richtig, dann kam sie wieder auf ihn zu und bewunderte ihn weiter mit ihren Tellergroßen Augen, die nur so glitzerten vor Freude.

„Danke Eichi-san, danke, dank! Du wirst es nicht bereuen, ich schwöre es dir! Er wird unser Kind, er wird unser Sohn! Und ich.. ich tu was du willst, wirklich! Ich bedanke mich in der Form die du willst! Ich verspreche es dir! Wir gründen unsere Familie, wir können natürlich auch so noch ein Baby haben, ich schwöre es dir! Ich schaffe das schon, ich mach das alles! Ich werde mehr arbeiten und ich werde mich um Gaara kümmern!“, plapperte Akemi drauf los und Eichi verdrehte nur die Augen, er kannte es ja von ihr und er würde ihre Dankbarkeit in diesem Fall auf jeden fall ausnutzen, doch eine Sache verwunderte ihn wirklich.

Gaara?“, fragte er sie und legte den Kopf schief. „Wie kommst du auf Gaara?“

Akemi zuckte mit den Schultern und lächelte auf ihr neues Baby hinunter, ehe sie zu Eichi kam und sich schnurrend an seine Brust schmiegte.

„Ich weiß nicht, aber ich hab das Gefühl...das ist sein Name...“
 


 


 


 


 

Anm.:

Erstens: Ich weiß, Akemi und Eichi geben hier der Mutter die Schuld, aber sie wissen ja nicht, das Karura da schon tot war, Ren ist der Schuldige!

Zweitens: Eigentlich müsste Gaara ja eher wach sein die ganze Zeit, aber das erschien mir unlogisch. Was will Shukaku mit einem Babykörper? Zudem kann er kein Bewusstsein übernehmen weil Babys in dem Alter kein wirkliches ‚Bewusstsein‘ haben

Drittens: Eigentlich gab Karura Gaara ja absichtlich diesen Namen, aber naja... es ist ja AU^^‘



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Dayce
2009-10-20T16:17:22+00:00 20.10.2009 18:17
Recht interessant und wie immer toll geschrieben!
Tschaui Dayce
Von:  moebeli94
2009-10-06T09:18:30+00:00 06.10.2009 11:18
Das Kapitel war richtig traurig. *schnüff*
Du hast recht, was nützt es Shukaku einen
Babykörper zu übernehmen?XD

Dein Schreibstil gefällt mir und ich freue mich
auf das nächste Kapitel.=)
Von:  Merylex
2009-09-28T20:22:24+00:00 28.09.2009 22:22
süss wie eichi versucht das richtige zu tun und seine neue frau doch noch zufrieden zu stellen.
Leider hat er im späteren verlauf dieses Versprechen von Akemi dermassen ausgenutzt, dass ich fast nicht glauben kann sie seinen dieselben Personen.
Und Ren hat ihn sogar in den mühlsack gesteckt? Ich dachte erst er hätte ihn da einfach abgelegt. echt kranker Kerl.
auch der Hokage ist unter aller Sau, er hat ja Akemi niemals ihre Töchter besuchen lassen, obwohl er es sicher auch versprochen hatte.
Von:  Temari-nee-chan
2009-09-28T14:53:57+00:00 28.09.2009 16:53
*Hey:) sorry konnte jetzt erst lesen. Aber ich kann mich im Großen und gAnzen einfach nur meiner Vorrednerin anschließen. Es ist ein so herzlich erweichendes und rührendes Kapitel. Einfach schön. Mehr kann man nicht sagen.*

LG Tanja
Von: abgemeldet
2009-09-28T13:31:14+00:00 28.09.2009 15:31
juhu erste ;D

ein wort beschreibt dieses kapitel in meiner hinsicht sehr gut
"herzerweichend"
anders kann ich es nicht beschreiben, mir ist dermaßen das herz aufgegangen, ich war ein paar mal kurz davor zu weinen, vor allem als sie gaara gefunden hat T.T (SCHEIß REN!!! *in tot hauen will*

ich kann es mir immer noch schlecht vorstelle, dass eichi früher mal lieb gewesen ist, aber ich habe es ja gelsesen und muss wohl meine meinung ändern

jedenfalls, verdammt herzerweichend, bravisimo XD XD XD
lg
Nika


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