Ophéa von Azahra (Die Braut des Drachen) ================================================================================ Kapitel 3: 3.Kapitel -------------------- Das Feuer knisterte vergnüglich, während es lange Schatten auf den sandigen Boden warf. Ophéa lehnte mit dem Rücken an einem großen Felsen, während Arion auf einem Baumstumpf saß. Zwischen den beiden herrschte vollkommene Stille. Die junge Elbin nahm manchmal den Ruf einer Eule oder eines Wolfes wahr, die durch die Nacht schlichen. Obwohl sie nahe am Feuer sah, fröstelte sie es. Immer wieder sah sie zu Arion, der mit einem kleinen Messer, an einem Holzstück schnitze. Neben dem Feuer lagen die abgenagten Knochen des Hasen den die beiden gefangen, und inzwischen, verspeist hatten. Ophéa räusperte sich plötzlich. Arion sah sie an. »Wollt Ihr etwas sagen?«, fragte er sie ohne den Blick zu heben. »Wo lebt Euer Herr, Arion?« »Im Drachenhorst. Dieses Gebirge befindet sich in Doânu.« »Wie ist Euer Herr? Ist er gütig, launisch? Reich, arm? Ein Fürst – oder gar ein König?«, fragte sie nun neugierig. Arion seufzte tief. Er sah Ophéa aus braunen Augen skeptisch an. »Es ist nicht klug so viele Fragen auf einmal zu stellen, Ophéa. Sobald wir im Drachenhorst sind, werdet Ihr sehen, wie mein Herr Trésko ist.« Arion widmete sich wieder seiner Schnitzarbeit. Ophéa seufzte tief und rollte mit den Augen. Sie hob das Bündel auf, das neben ihr auf dem Boden lag. Sie öffnete es und sah hinein. Dort drin lag Kleidung für sie, eine prall gefüllte Wasserflasche, eine Decke, einen leichten Mantel und Schuhe. Ophéa nahm das allererste Kleidungsstück heraus und sah es an. Es war ein langärmliches Wams aus dunkelgrüner Seide. Dazu eine weiße Hose, die sich sehr weich anfühlte. Die Schuhe holte sie ebenfalls hervor. Es waren kniehohe Stiefel aus Wildleder mit Schnüren. Ophéa blinzelte mehrmals. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie solch hochwertige Kleidung sah, die nur für sie allein war! Ohne lange nachzudenken, zog sich Ophéa das schmuddelige Kleid aus und warf es ins Feuer. Dort verschlangen es die Flammen gierig. Als Arion, das brennende Kleid sah, blickte er zu Ophéa, und errötete. Die Elbin trug zwar ihre Unterkleidung, dennoch sah der Elb mehr als ihm lieb war. Die Achtzehnjährige bemerkte dies, störte sich aber nicht daran. Arion sah flüchtig Narben die Ophéas Körper zierten. Als sie wieder angezogen war, mit der neuen Kleidung, holte sie die Decke hervor und setzte sich auf diese. Sie wollte ihre neue Kleidung nicht schmutzig machen. Die Langlebige räusperte sich. »Sagt mal, woher stammen die Narben an Eurem Körper?« »Bestrafungen. Ich war recht ungezogen«, antwortete sie ihm ehrlich und streckte leicht die Zunge raus. Arion runzelte die Stirn. »Mich wundert es nur, dass Euer Herr Euch nicht totgeprügelt hat. Recht hitzköpfig ist er ja.« Ophéa zuckte mit den Schultern und strich sich durch ihr braungoldenes Haar. »Das hätte er sich niemals getraut. Odette, seine Frau, hätte ihn davongejagt.« »Diese Menschenfrau, und ihr Sohn, schienen Euch sehr zu mögen«, sprach Arion das Thema nun an. Ophéa verkrampfte sich. »Für Armin und seinem Bruder - David - war ich wie eine Schwester, und sie war wie meine Brüder. Obwohl ich eine Sklavin war, waren sie immer gut zu mir, vor allem Odette. Sie hat immer dafür gesorgt, dass es mir gut ging und oft war sie für mich da, wenn es mir schlecht ging.« Die Elbin lächelte Arion an. »Sie waren meine Familie, all die Jahre lang. Und jetzt bin ich frei.« »Nun ja. Genau genommen seid Ihr nicht frei.« Ophéa horchte auf. »Ich habe Euch – oder besser gesagt – mein Herr gab mir das Geld um Euch freizukaufen. Ihr gehört also solange, bis wir im Drachenhort sind, mir. Dann wird Meister Trésko darüber entscheiden, wie er mit Euch verfahren wird.« Ophéa runzelte die Stirn. »Wie bitte? Soll das heißen, dass ich erneut als Sklavin dienen muss?!« Arion zuckte mit den Schultern. »Kann gut möglich sein. Ich weiß, dass Ihr den Meister vor acht Jahren gerettet habt. Dafür hat er Euch versprochen, dass Ihr frei sein werdet. Aber damit meinte er bestimmt nur, dass Ihr diesen Menschen nicht mehr dienen müsst.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es kann gut möglich sein, dass Euch Trésko als Dienerin einstellen wird.« Die junge Elbin stand wutentbrannt auf. »Bringt mich zurück!«, forderte sie nun. Arion sah sie blinzelnd an. »Zurückbringen?« »Ja! Bringt mich wieder zurück zu dem Gut! Lieber verbringe ich mein Leben weiterhin als Sklavin dort, als, dass ich einem Drachen dienen soll! Am Schluss kommt er noch auf die Idee und will mich aus lauter Dankbarkeit fressen!« Ihre Stimme hallte noch lange durch das kleine Waldstück, obwohl diese schon längst verstummt war. Der Langlebige sah sie leicht belustigend an. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass dich dein Herr wieder nimmt?« Die förmliche Anrede ihr gegenüber sparte er sich nun. »Warum glaubst du das?« Ophéa stellte sich nun auf die gleiche Ebene wie er. Auf Höflichkeiten hatte sie noch nie viel wert gelegen. Arion stand auf und legte das Schnitzmesser weg. Herausfordernd ging er auf sie zu. Seine Augen sahen Ophéa gebannt an. Die Elbin schluckte schwer und versuchte, seinem Blick standzuhalten. Als er direkt vor ihr stand, bemerkte sie, dass sie mit dem Rücken gegen den großen Felsen stieß. Arion beugte sich zu ihr hinunter. Zärtlich hauchte er ihr zu: »Sobald ich das getan habe, wird dein früherer Herr dich nicht mehr wollen.« Bevor Ophéa antworten konnte, begriff sie, was er meinte. Sie wollte laut protestieren, doch es war schon zu spät. Der Elb küsste sie stürmisch und drückte sie dabei noch fester gegen den Fels. Die junge Elbin wehrte sich, doch Arion war einfach stärker. Sie versuchte ihn, mit den Füßen zutreten, doch der Elb wich ihr immer wieder geschickt aus. Als dieser unter ihrem Wams fasste und seine Hand hinauf zu ihrer Brust wandern ließ, schaffte sie es endlich ihn von sich zu trennen. Überraschend stolperte der Elb und wäre beinahe ins Feuer gefallen, hätte er sich nicht gerade noch gefangen. Angeekelt wischte sich die Elbin den Mund ab. Ihre anfängliche Faszination von Arion war nun verpufft. Sie hatte erkannte, dass er genauso war wie alle anderen Männer. »Wage es ja mich nicht noch einmal zu berühren!«, schrie sie ihm wütend an. Arion schnaufte tief ein und aus. Er wirkte mit einem Mal sehr verunsichert. »Na? Hast du dich verschluckt?« »Was hast du gemacht?«, fragte Arion sie nun und atmete heftig. Er fasste sich an den Hals. Dieser fühlte sich dick und pelzig an. Ophéa verstand nicht. »Ich?! Du hast angefangen. Ich habe mich nur gewehrt!« Der ältere Elb sank auf den Boden und begann wild zu husten. Die Achtzehnjährige eilte zu ihm und beugte sich hinab. »Atme ganz ruhig«, sagte sie zu ihm und strich ihm über den Kopf. »Ganz ruhig.« Arion japste inzwischen wie ein Fisch und Ophéa hatte Angst, dass er erstickte. Sie strich über seinem Hals und betastete ihn vorsichtig. Die Elbin begann, ihn sanft zu massieren. »Ruhig«, flüsterte sie ihm erneut zu. Ophéa wiederholte diese Prozedur mehrmals, bis sie merkte, dass es Arion wieder besser ging. Er stand auf und setzte sich wieder auf seinem Baumstumpf. Seine braunen Augen sahen die Elbin ängstlich an. »Was war das?«, fragte er sie. »Das könnte ich dich auch fragen«, erwiderte Ophéa. Arion seufzte tief und schüttelte den Kopf. »Vergessen wir das, ja?« »Vergessen? Das soll ich einfach vergessen«, warf sie ihm aufgebracht vor. »Ja! Ich werde es vergessen, genau so wie du! Und jetzt gute Nacht. Ich will endlich schlafen.« Ohne ein weiteres Wort holte er seine Decke hervor, drehte ihr den Rücken zu und schlief. Ophéa schnaubte empört und tat es ihm nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)