Das größte Tabu von Edphonse15 ================================================================================ Kapitel 4: Tribut ----------------- Kapitel 4: Tribut „Es tut mir Leid, Alphonse!“ Nach einer Weile war Ed stehen geblieben und lehnte sich nun an die Wand eines Hauses an. „Verzeih mir!“ Doch obwohl es dem Blonden unendlich Leid tat, was er nun im Begriff war zu tun, konnte er nicht anders. Er musste seinen kleinen Bruder anlügen. Sicher sein, dass dieser nicht in der Nähe war. Kurz nur war Edward wieder in Schuldgefühlen gefangen gewesen. Als er sich wieder aufrappelte, sah alles schon wieder anders aus. „Ich habe es ihm damals Versprochen. Also halte ich es auch.“ Mit geballten Fäusten machte sich der Fullmetal Alchemist auf den Weg zu dem Sewing Life Alchemisten Shou Tucker. Sein Blick war eisern und entschlossener denn je. Nun gab es kein zurück mehr! Es dauerte auch nicht lange, bis er an seinem Ziel ankam. Er schluckte den Kloß herunter, der sich mittlerweile in seinem Hals gebildet hatte. Erst einige Sekunden später klopfte er an die alte Holztüre an. Lange dauerte es... Zu lange kam keine Reaktion. Edward wollte nicht noch länger vor dem kleinen Gebäude stehen und so öffnete er die knarrzende Tür von sich aus. Dunkel war es im Inneren. Gerade so Hell, dass man die Hand vor Augen erkennen konnte. Seine Augen aber gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und erkannte Ansatzweise, was sich hier befand. „Tucker?“ Leise Schritte kamen nach dem Ruf näher. Näher und näher, bis sie schließlich verstummten und sich eine große Gestalt vor Edward auftat. Mit dem Körper einer Chimäre und einem beinahe menschlichem Kopf, der nun kopfüber auf den Schultern lag. Diesen Anblick kannte der Staatsalchemist schon. Warum nur hatte sich Tucker damals in dieses Wesen transmutiert?! „So...“, begann die Person mit rauchiger Stimme. „Du hast dich also entschieden.“ Edward nickte nur. Kalter Schweiß rann an seinem Gesicht herab. Wie oft mochte er diese Person vor sich schon gesehen haben und doch machte sie ihm noch heute ein wenig Angst. Gerade wollte der Fullmetal Alchemist dem 'Mann' folgen, da hielt ihn ein kleines Mädchen zurück. „Edward-Onii-chan?“ Das kleine Mädchen, das Nina sehr ähnelte, hatte den Blonden an seinem Mantel festgehalten und sah nun mit großen Augen zu dem Alchemisten auf. Edward biss sich auf die Unterlippe. Wie sehr hatte er die kleine Nina doch gemocht. Ihren Tod wollte er noch immer nicht ganz hinnehmen. Und schon gar nicht das es Tucker – der eigene Vater – gewesen war, der sie damals transmutierte! Zwar wusste Ed, wer der wahre Täter war und dennoch! „Wieso...?“, brachte Ed mit gebrochener Stimme hervor. Er löste die Hand des Mädchens von seiner, eigentlich noch immer nassen Jacke und ging schließlich zu Tucker – der ein paar Schritte vor ihm stand. Ein kleiner dunkler Keller, der überfüllt war mit Käfigen, in denen vielerlei Chimären steckten und schrien. Nur schwer ertrug der 16 Jährige den Anblick dieser armen Kreaturen. Sagte jedoch kein Wort. Als die beiden dann ein wenig weiter ins Innere des Raumes gegangen waren, sah Edward einen weiteren Raum. Obwohl das Gebäude oben nicht sehr groß schien, war der Keller umso geräumiger. „Sieh her, Edward Elric.“ Als Shou Tucker erneut seine Stimme erhob, erschauderte der Blonde ein wenig. Was er hier imstande war zu tun, würde seinen kleinen Bruder sicher nicht erfreuen und doch war der Junge entschlossener denn je! Der Fullmetal Alchemist staunte nicht schlecht, nachdem er sich genauer in dem zweiten Raum umgesehen hatte. Das was er sah, konnte mit nichts von alledem verglichen werden, was er bisher gesehen hatte. Der Bannkreis mit neun Eckpunkten. Die vielen rot leuchtenden Reagenzgläser, in denen eine rote Flüssigkeit war. All dies war ihm so fremd und gleichzeitig so vertraut – hatte er derartiges schon einmal erlebt. Damals. Im fünften Forschungsinstitut... Schluckend nickte der junge Mann. „Das sagtet Ihr ja bereits“, unsicher blickte Ed zu dem ehemaligen Staatsalchemisten auf. „Gut. Dann folge mir.“ Der Chimärenmann trat aus dem Dunkel heraus, stand er eben noch neben Edward. Tucker ging geradeaus, über den Transmutationskreis drüber – der, wie Edward feststellte, mit roter Farbe gezeichnet worden war. „Was... ist...?“ „Ich habe rotes Wasser umgewandelt“, antwortete Tucker schlicht auf die Frage des Jüngeren. „Rotes Wasser?!“ Das war für ihn unvorstellbar. Transmutierte der Kerl doch tatsächlich rotes Wasser in Farbe, um die „natürlichen“ Eigenschaften dieser Flüssigkeit zu nutzen! Langsam wurde dem Fullmetal Alchemist klar, worauf er sich hier tatsächlich einließ. Bei näherer Betrachtung sah man, dass in einigen der größeren Reagenzgläser, außer dem roten Wasser, noch etwas schwamm. Etwas Rotes. Ed wollte es genauer wissen und so sah er sich die Gläser näher an. „Das sind ja...!“ ...Herzen, fügte Edward gedanklich hinzu. Der Anblick schwimmender Herzen war wahrhaft unmenschlich. Was trieb der Kerl nur? „Tucker!“ Wütend drehte sich Ed zu dem Mann um, der beschäftigt zu sein schien. „Habt Ihr die vielen Leben auf dem Gewissen?! Ich dachte...“ „Nachdem ich diese Studie begonnen hatte und die Theorie vollständig war, musste ich natürlich erst einmal probieren, ob ich richtig lag. Außerdem waren diese Menschen nur einfache Passanten und niemand von Belang“, kommentierte Shou emotionslos, ging weiter seiner Beschäftigung nach. Menschen? Er hatte Menschen...?! „Wie konntet Ihr es wagen?“ Am liebsten hätte Edward für die vielen Leute Rache genommen. Da er aber wegen eines bestimmten Grundes hier war, konnte er erstmal nichts tun und das hasste er am meisten. „Nun gut, Edward Elric.“ Der Ältere schien mit seinen Vorbereitungen fertig zu sein, denn nun sah der Sewing Life Alchemist dem Blonden wieder ins Gesicht. „Dieses rote Wasser hier habe ich so konzentriert, dass es deinen Körper unversehrt lässt...“ „Meinen Körper...? Was soll das heißen?“ Edward war ein Schauer über den Rücken gefahren. Er ahnte, das nun etwas kam, das er besser lassen sollte. „Nun. Der Transmutationskreis alleine reicht nicht aus, um diesen Stein der Weisen zu erschaffen. Nach langer und intensiver Forschung habe ich, wie ich bereits sagte, die idealen Ergebnisse herausfinden können.“ „Wie Ihr bereits sagtet?“, fragte Ed sichtlich verwirrt. Hatte Tucker so etwas schon erwähnt gehabt? „Bitte mach nun deinen Oberkörper frei.“ „Was?!“ Jetzt ging das aber wirklich zu weit. Nicht nur, dass er immer nur Stückweise erfuhr, was als nächstes passieren wird, jetzt sollte er sich auch noch ausziehen. „Warum?“ Ein wenig war der 16 Jährige zurückgetreten und blickte den etwa 40 Jahre alten Mann skeptisch an. Anscheinend verstand der Junge nicht, worum es hier ging. „Fullmetal Alchemist.“ Diese Stimme! Diese tiefe, rauchige Stimme! Jedes mal, wenn der ehemalige Staatsalchemist zu sprechen begann, überkam Edward diese Gänsehaut, die ihn von Kopf bis Fuß packte. Er würde sich wohl nie daran gewöhnen. „Ich werde dir dieses rote Wasser verabreichen. Sobald es sich vollständig in deinem Körper verteilt hat, können wir mit der Transmutation beginnen." „Ihr wollt mir... rotes Wasser verabreichen? Wofür das?“ „Es wirkt wie ein Katalysator und lässt die Energie in dir besser zirkulieren.“ Edward schwieg auf diese Worte hin. Fragwürdig. Wie war der Kerl nur auf so etwas gekommen? Ed hatte auch nach all den Jahren nie im Sinn gehabt, sich eine andere Herstellungsmethode für den Stein auszudenken. Tucker musste entweder wirklich Einsam, oder - was Edward eher glaubte – total Verrückt sein. „Und dann?“ Edward traute dem anderen nicht. Und sicher sein konnte er das auch nie. Aber um Alphonse seinen Körper zurück zu holen, würde er fast alles machen. Fast alles... „Als nächstes werde ich dir einen Transmutationskreis auf dein zu opferndes Herz zeichnen.“ Schluckend hörte der Fullmetal Alchemist dem Mann zu. Langsam wurde ihm immer mulmiger bei der Sache. Aber hatte er eine Wahl? Sicher könnte er jetzt gehen und die Sache einfach Vergessen. Doch jede weitere Sekunde könnte für Al's Körper das Ende bedeuten. Zwar besagte die Theorie Edward's, dass sie auf der anderen Seite des Tores miteinander verbunden waren, aber ob das wirklich alles was? Wer konnte das schon sagen? Alphonse' Körper war wie eine Zeitbombe. Eine, die jederzeit hochgehen konnte. Ob und wann das war, könnte niemand voraussagen. Nur eines wussten die Elric-Brüder. Den Grund dafür, warum das mit Al geschehen war. Ob das bei dem Körper Al's, der sich auf der anderen Seite befand, anders war oder nicht, waren bisher nur Vermutungen gewesen. Niemand hatte irgendwelche Beweise dafür. Und doch war sich Edward sicher, dass Alphonse auf der anderen Seite des Tores auf ihn wartete. Geduldig wartete. Auf den Tag, an welchem Ed das Tor öffnen und ihn wieder mitnehmen würde. Nachdem sich Edward verabschiedet hatte, war Alphonse noch ein wenig durch die Stadt gegangen, um auf andere Gedanken zu kommen. Doch egal wie viele Leute er auch sah. Egal, was es in den Schaufenstern auch zu sehen gab. Egal, wie viele Seitenstraßen er auch abklapperte, ihm kam immer nur ein Gedanke in den Sinn: Was sein Bruder jetzt wohl tat? Al hatte Angst. Angst, dass der Ältere irgendetwas anstellte, dass er besser lassen sollte. Das Gehen des Anderen war ja auch so schon seltsam genug gewesen. Fast wie am Vortag... Um wieder zur Ruhe zu kommen, machte sich Alphonse auf den Weg zum Gasthof. Dort, so hoffte er, würde er sicher nicht mehr daran denken müssen. Weit war es ja nicht, wie er feststellte. Diese Stadt hatte Ähnlichkeit mit Reole. Die gepflasterten Straßen waren zwar lang, aber dennoch übersichtlich. Zu beiden Seiten befanden sich Gebäude – deren höchste hatten kaum mehr als drei Stockwerke, vom Krankenhaus und der Kirche abgesehen. Die Häuser hatten alle hübsche Monumente. Die Bauten wurden wahrscheinlich im letzten Jahrhundert errichtet, was Wool – der Stadt am See – einen besonderen Charme verlieh. Bäume und Blumen waren überall gepflanzt worden. Wohl einer der schönsten Orte, die Alphonse bislang gesehen hatte. So ging die Rüstung die Hauptstraße weiter geradeaus, bog dann schließlich rechts ab. Der Gasthof lag in einer Seitenstraße, direkt neben dem Hospital. Man konnte es kaum verfehlen – auch weil es gut beschildert worden war. Von dem Krankenhaus mal abgesehen, konnte man das Gebäude auch anhand der riesigen alten Eiche erkennen, die rechts daneben stand. Sie war bestimmt schon an die 500 Jahre alt, hatte einen dicken Stamm und eine üppige Baumkrone. Sicherlich bewohnten nicht nur Eichhörnchen und Vögel diesen imposanten Baum. Bei näherer Betrachtung konnte man ein kleines Baumhaus erkennen, in dem ein paar Kinder Spaß zu haben schienen. Gerade erreichte Alphonse den Gasthof und war auch schon eingetreten, da winkte ihm der Portier zu. Er hielt das Telefon in der Hand und meinte, dass das Militär dran sei. Natürlich fragte sich Al, warum das Militär hier anrief. Einen Grund gab es doch keinen? „Ja bitte?“, fragte Alphonse leise. Er war Nervös. Der Anruf war bestimmt für seinen Bruder. „Fullmetal?“ Eine sehr bekannte Stimme drang an das Ohr des Jüngeren. „Oberst? Warum ruft Ihr an? Ed ist gerade unterwegs.“ „Hm. Das ist nicht gut...“, sprach Roy Mustang beunruhigt. „Alphonse? … So hießt du doch?“ „Ja.“ „Einer unserer Männer, der bis vor kurzem ebenfalls noch in Wool war, hat etwas äußerst interessantes herausgefunden.“ Gespannt lauschte der junge Alchemist den Worten des Oberst. „Man berichtete, dass Shou Tucker, der ehemalige Sewing Life Alchemist, in Wool gesehen wurde. Und er soll ein kleines Mädchen dabei gehabt haben.“ Al nickte, auch wenn es Roy nicht sehen konnte. „Ja. Ed sagte, er hat ihn mit ihr gesehen. Und ich habe kurz mit Tucker gesprochen.“ Die näheren Umstände, warum es dazu gekommen war, wollte der Junge erst einmal für sich behalten. „Ihr seid ihm also beide begegnet?“ Skeptisch klang die Stimme, die durch den Hörer drang. „Was hat er gewollt?“ Al schwieg. Sollte er diese Frage beantworten? Oder es lieber verschweigen? Er wusste ja nur, dass sein Bruder ein echter Idiot war, der sich scheinbar leicht beeinflussen ließ. Und obwohl er das wusste, glaubte Alphonse daran, dass sein Bruder keine Dummheiten machte. „Alphonse?“ Das lange Schweigen kam Oberst Mustang komisch vor. Er kannte den kleinen Bruder mindestens genauso lange wie den Fullmetal Alchemisten, darum war er sich sicher, dass hier etwas nicht stimmte. „Alphonse! Ist etwas vorgefallen?“ Der Angesprochene erschauderte bei dem besorgten, gleichzeitig wütenden Ton des 30 Jährigen. Er ahnte wohl, dass etwas im Busch war und etwas schreckliches passieren könnte. „Oberst...“, noch zögerte die Rüstung. Er hatte ein wenig Angst vor der Reaktion des Mannes am anderen Ende der Leitung. „Es hat alles gestern Abend angefangen...“ Roy lauschte den Sätzen des jungen Mannes, drehte seinen Stuhl und blickte nun aus dem Fenster. Riza Hawkeye, seine Treue Begleiterin, sah dem ganzen schweigend zu. Zwar wusste sie nicht ganz, um was es bei dem Telefonat ging, doch hatte sie schon so eine Ahnung. Immerhin war sie immer an der Seite Roys, wohin dieser auch immer geschickt wurde. Damals, als sie Edward und Alphonse das erste Mal besuchten. Ebenso an dem Tag, als Tucker seine Lizenz verlor. Riza kannte ihren Vorgesetzten gut. Besser als jeder andere des Teams. Anhand dessen, was Roy in den letzten Tagen beschäftigte, konnte die feststellen, worum es hier ging. Insgeheim hoffte sie, dass nichts passiert war. Das Gespräch dauerte nun schon einige Minuten an. Was gab es da nur alles zu erzählen? „Verstehe. Okay. Ich rufe später wieder an. Ruh dich inzwischen etwas aus“, die nachdenkliche Stimme Roys holte Oberleutnant Hawkeye aus ihren Gedanken zurück. Neugierig sah sie den Flame Alchemisten an, der sich nun wieder auf seinem Schreibtisch abstützte und auflegte. „ Das ist nicht gut...“, gab er zu verstehen. „Fullmetal scheint etwas anderes im Kopf zu haben, als den Auftrag, den ich ihm gab.“ „Wisst Ihr, worum es sich handeln könnte?“, fragte Riza leise ihren Vorgesetzten. „So wie wir ihn kennen, wird Fullmetal wohl den Körper seines Bruders zurückholen wollen. Doch nach dem, was Alphonse mir erzählte, ist es nicht ungefährlich...“ Für einen Moment herrschte Stille in dem Büro, in welchen sechs Leute beschäftigt wurden. „Er vergisst jedes Mal, dass er noch ein Kind ist. Verdammt!“ Wütend schlug Roy auf einen Stapel Papier ein. „Wir können, Nein, dürfen ihn nicht in sein Verderben rennen lassen!“ Mit entschlossenem Blick war der Oberst von seinem Ledersessel aufgestanden und sah nun in die Runde – bestehend aus Riza Hawkeye, Jean Havoc, Kain Fury, Heymans Breda und Vato Falman. „Alle mal her hören. Wir machen einen kleinen Abstecher nach Wool. Keine Wiederworte, klar?“ „Ja.“ Eigentlich hatte jeder einzelne genug zu tun. Doch darauf konnte der wehrte Herr Oberst keine Rücksicht nehmen. Das war schon immer so gewesen und würde sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Dennoch blieb die Truppe dem Mann treu. Auch wenn Roy noch so gemein sein konnte, waren ihm seine Freunde sehr wichtig. Niemals würde auch nur einer von ihnen den Schwarzhaarigen im Stich lassen. Fortsetzung folgt in Kapitel 5: Vorbereitungen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)