Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 74: Der Regenmacher 10 ------------------------------ Der Höhepunkt der Party war die Ankunft der anderen auswärtigen Gäste. Anne, Shinji und ich beschworen mit unseren Kontrakten drei Affen: Ich den König selbst, Anne ihren erklärten Liebling Ryoga und Shinji schaffte es erstaunlicherweise, Kodachi Kuno zu beschwören, die schwarze Rose der Affen, eine Frau, wegen der man überhaupt erst festgestellt hatte, dass Rosen Dornen haben... Die drei Affen beschworen weitere Affenkrieger, sodass wir schnell auf insgesamt zwölf geladene Gäste vom Affenberg kamen. Anschließend wandten Kira und ich uns der zweiten Pflicht zu. Wir beschworen unsere Spinnen-Kontraktpartner. Kuzomi war ja bereits in Konoha, und wie immer wenn sie hier war, Kira nicht von der Seite gewichen. Also beschwor ich Kuzoko, ihren Vater und Wesir der Affen Kageji, sowie ihre Mutter und Clansführerin Hino Kuzokami. Kira gelang es, Kuzoro zu beschwören, den zweitältesten Bruder Kuzomis, der in den vergangenen neun Monaten mehrmals mit uns trainiert hatte. Ein feiner Kerl, der sich auf eine Kombination von Erd-Jutsu mit der so typischen Spinnenseide seines Clans spezialisiert hat, die uns... Nun, ich schweife ab. Auf jeden Fall wurde die Party ab hier sehr lebhaft. Und wenn ich zuvor Bedenken gegen eine große Feier gehabt hatte, waren sie hier widerlegt. Es machte Spaß, zu sehen, wie die Menschen, die mir etwas bedeuteten, so viel Spaß miteinander hatten. Beinahe waren wir eine große Familie. Größer, als der Nara-Clan mit der Morikubo/Moeru-Unterabteilung ohnehin schon war. Aber der Spaß war nicht das Einzige, was mich an diesem Abend erwartete. Das merkte ich, als Shikaku-jii mich nach zwei Stunden kurz nach dem Essen in ein Nebenzimmer bat. "Eines wirst du sehr bald merken, Mamo-chan", sagte er gut gelaunt, und das machte mich misstrauisch, "solche Feiern sind nicht nur Feiern, sondern auch erstklassige Gelegenheiten für Hinterzimmer-Vereinbarungen. Und wir sind gerade auf dem Weg zu solch einer Vereinbarung." Dies waren seine Worte, bevor er die Tür zum nächsten Raum öffnete. Was mich erwartete, erstaunte mich. Es waren Hitomi und Shouta Kobashi, Mais Eltern. "Also, jetzt wird es interessant", murmelte ich und ließ mich neben Shikaku auf einer Tatami nieder. Hitomi-san war eindeutig die Wortführerin in dieser Geschichte, wie immer sie sich entwickeln wollte. Das merkte ich daran, dass sie ein Stück vor ihrem Mann saß. Warum, wieso, weshalb? Ich würde es merken. Bald. Und ob es mir gefallen würde, war vollkommen offen. Wie Recht ich damals hatte... Hitomi verbeugte sich vor mir. "Mamoru-tono, als Kameradin, als Kunoichi und als ehemalige stolze Kriegerin Konohas bin ich hier, um Verzeihung zu erbitten." Erst jetzt fiel mir auf, das Shinpachi ebenfalls im Raum war. Er hatte sein Chakra gelöscht und stand unauffällig neben einem Schrank. Der Verdacht kam mir, dass man den Schrank extra in den Raum geschafft hatte, damit er im Halbschatten stehen konnte - verdammter Poser. Wenigstens brachte mich das innerlich zum Lächeln. "Verzeihung wofür?", fragte ich verwirrt. Hitomi zog eine Augenbraue hoch. "Hat Kishio-kun nichts erzählt?" "Nein", gestand ich ehrlich. Ich sah zu Shinpachi herüber, der aber nur den Kopf schüttelte. Sie griff in die Brusttasche ihrer Kombination und zog einen Stapel Zettel hervor. "Diese Nachrichten habe ich direkt erhalten oder von anderen bekommen, als ich nachgefragt habe. Unter ihnen Kiras und Shinjis Eltern. Wobei Shinjis Eltern die meisten Zettel direkt nach dem Empfang weggeworfen haben. Hätte ich es auch mal so gehalten." Ich sah sie an, die leichte Zornesröte auf ihren Wangen und den Ärger in ihrem Blick. Das war merkwürdig. Also griff ich nach den Zetteln und begann sie zu lesen. Und jeder Zettel machte mich wütend und wütender. Als ich damit fertig war, verbrannte ich das Papier spontan in meiner Hand. Vielleicht mit einer etwas zu heißen Flamme, denn Shikaku rückte ein Stück von mir ab. "Hooo, ruhig, Großer, ruhig." Ich knirschte mit den Zähnen. Das, was auf den Zetteln gestanden hatte, war ungeheuerlich gewesen. "Gewiss, Kishio hat ein schweres Leben hinter sich, war auf sich gestellt und musste alleine überleben. Er hat Härten erlebt, die mancher Jounin nicht hinter sich bringen musste und Greuel gesehen, die kaum jemand ertragen kann. Aber ich kenne niemandem, der sich trotz all der Verletzungen, körperlich wie seelisch, so sehr sein Herz bewahrt hat, seine Freundlichkeit und seine Liebe. Man sollte meinen, jemand, der so hintergangen, verraten und missbraucht wurde, wäre dazu nicht mehr fähig, aber Kishio gibt jedem seine Chance. Was soll also dieser Mist mit er wäre ein Monster und würde Mai missbrauchen und wegwerfen, und dem anderen Dreck? Woher hast du diese Zettel, Hitomi?" Wenn sie erstaunt war, dass ich ihren Namen ohne Suffix benutzte, zeigte sie es nicht. Stattdessen verneigte sie sich wieder leicht. "Ich habe sie erhalten, indem sie mir unter der Tür durchgeschoben wurden. Was aber schlimmer ist, ich habe sie geglaubt." Ich spürte förmlich, wie sich Shinpa-chan versteifte und zugleich anspannte. Auch ich selbst spürte Ärger in mir aufwallen. "Es ist nichts passiert", beeilte sich Hitomi Kobashi zu sagen, "aber ich war beim letzten Besuch Kishios etwas sehr rau zu ihm und stellte Fragen, die weit über das hinaus gegangen sind, was meine Sorgen erlaubt hätten. Zudem handelte ich gegen besseres Wissen. Ich hatte geglaubt, wollte wirklich glauben, er hätte uns, er hätte mich täuschen können. Ich hatte glauben wollen, dass er ein Monster sein konnte." "WAS, BITTE?", rief ich entrüstet. Laut und heftig genug, dass Hitomi die Augen schloss. Kurz glaubte ich gar ihre Haare nach hinten wehen zu sehen. "Aber ich bin eine Mutter!", begehrte sie auf. "Wenn ich mein armes Baby nicht beschütze, wer tut es dann?" Shouta räusperte sich vernehmlich und amüsiert, aber Hitomi ignorierte ihn. "Beschütze vor was?", hakte ich nach. Nun zog sie einen regelrechten Schmollmund. "Natürlich davor, dass er mir mein Baby wegnimmt." Ich versuchte, mir meine Überraschung nicht ansehen zu lassen. Kurz ging mein Blick zu Shinpachi, der, wie ich nur zu gut wusste, zur Zeit mehr mit Kishio tat als sein großer Bruder zu sein. Ein kurzer Gedanke erreichte mich von ihm. Es war ein verlegenes Gefühl, das mich darauf hinwies, dass Kishio gerade nicht mithörte, weil er sich abgekapselt hatte. Vermutlich waren ihm die Party, die vielen Leute und die Stadt wieder zuviel geworden und er hatte die Ruhe und die Einsamkeit gesucht. Das kam mir recht gelegen. Über die Verbindung der beiden würde Kishio eh erfahren, was hier gesprochen werden würde, aber ich fand es gut, dass ich es vorab erzählt bekam. Danach konnte ich mich auf die Reaktion des jungen Moerus vorbereiten, sie mildern oder unterstützen. "Äh, Hitomi-san, bevor du dich da zu sehr reinsteigerst, ich dachte auch, Mai und Kicchan... Aber Shinpachi und er sind... Nun..." "Das weiß ich", sagte sie. "Aber wir sollten dabei die Realität der Dinge nicht aus den Augen verlieren, Shinpachi-san. Ihr seid beide Männer. Und Männer alleine gründen keinen Clan neu." Das war ein verdammt gut zutreffendes Argument, wie ich fand. Woher sie das allerdings wusste, oder ob sie es schlicht und einfach ins Blaue geschossen hatte, verriet sie nicht. Vielleicht hatte sie auch einfach nur gutes Einfühlungsvermögen in die menschliche Psyche. Immerhin war sie in ihrer aktiven Zeit eine Kameradin meiner Mutter gewesen, eine aktive und bekannte Medi-Nin. "Und wenn wir ganz ehrlich miteinander sind und keine Scheuklappen aufsetzen, dann ist es doch offensichtlich, dass Mai bis über beide Ohren in Kishio-san verliebt ist." "Mehr als offensichtlich", sagte der ältere Moeru. Dies tat er ohne Ärger, Neid oder Abwehr. "Und wenn wir auch ganz ehrlich sind, dann ist Kishio-san zumindest nicht abgeneigt. Im Gegenteil. Ich denke, er mag Mai mehr, als er selbst zuerkennt." "Moment mal, moment!" Mein Blick ging zu Shikaku. "Wohin führt dieses Gespräch, Shikaku-jii?" "Zu einer Hinterzimmerverhandlung, Mamoru." Ich fixierte Mais Mutter. "Zu einer Hinterzimmerverhandlung? Ohne die beiden Hauptprotagonisten?" "Zu einer Hinterzimmerabsprache", beschwichtigte Mais Mutter. "Zu einem gegenseitigen Abklopfen, um... ah, Möglichkeiten aufzutun. Um Meinungen zu erfahren." Sie sah zu Shinpachi herüber und deutete eine Verneigung an. "Ich sage ja nicht, dass was aus den beiden werden wird oder muss. Ich sage ja auch nicht, dass das automatisch bedeutet, dass Shinpachi außen vor gestellt wird. Ich meine, wir sind hier in Konoha, und hier darf eigentlich jeder leben, wie er oder sie es für richtig hält. Du kennst Puny-sama, oder, Mamoru?" Was für eine Frage. Ich nickte ihr zu als Zeichen dafür, fortzufahren. "Was ich sagen will, ist, dass Kishio no Moeru seinen Clan neu gründen will und muss. Das hat keine Auswirkungen darauf, wen er liebt und mit wem er schläft. Wenn es aber jemand ist, den er ohnehin mag, den er vielleicht sogar liebt, dann sind das zwei Fliegen mit einem Kunai erwischen. Abgesehen wird Shinpachi-san sich selbst auch darum kümmern müssen, den Bestand an Moerus in der Welt zu vergrößern, oder?" Ich spürte eine Welle der Verlegenheit von meinem anerkannten älteren Bruder kommen. Anscheinend hatte er darüber selbst schon nachgedacht, aber keine Antwort für sich gefunden. "Was also ist dein Fazit, Hitomi?" Sie wechselte einen Blick mit ihrem Ehemann, der nun bis über beide Ohren grinste. Mir war plötzlich klar, dass er seiner Frau den Kopf gewaschen haben musste. "Nun", sagte sie leicht verlegen, "niemand kann sagen, ob und wie lange diese Gefühle der beiden füreinander Bestand haben. Niemand kann sagen, was im nächsten Jahr ist. Aber man kann sagen, dass... Eine Verbindung der Kobashis und der Moerus eine nicht gerade schlechte Verbindung wäre. Die Moerus sind hervorragende Shinobi, und sie werden in und für Konoha trotz ihrer kleinen Zahl Großes leisten. Zudem habe ich mir selbst eingestanden, was an meinen Vorwürfen an Kishio-san aufgrund der Zettel dran war - nämlich nichts. Ich hätte mir selbst mehr trauen sollen. Was ich aber nicht getan habe, weil ich meine Tochter nicht loslassen wollte." Sie schwieg einen Moment, ballte die Hände im Schoß zu Fäusten. "Aber ich will nicht enden wie meine eigene Mutter. Als ich an der Reihe war, mein eigenes Leben zu leben, war sie sehr gegen die Verbindung mit Shouta. Das war mir egal, und auch wenn es schwer war, wir haben unser gemeinsames Leben ohne die Hilfe meiner Familie aufgebaut. Noch heute reden wir nicht miteinander, aber ich stehe zu meiner Entscheidung. Ich will nicht eines Tages so für Mai dastehen. Lieber lasse ich sie scheitern oder erfolgreich sein." Scheitern schien dabei ihre Lieblingsmöglichkeit zu sein, aber ich hütete mich davor, dies auszusprechen. "Was also schlägst du vor, Hitomi?" Sie schnaubte amüsiert. "Ein wenig Handfestigkeit in die Geschichte zu bringen, wenn Shinpachi-san nichts dagegen hat. Du bist Kishios Herr, nicht, Mamoru-san?" "Solange er sich an mich gebunden fühlt. Aber ich bin mir sicher, dass er mir über Claninterna keine Entscheidungsbefugnis einräumen wird. Vielleicht sucht er meinen Rat, aber meinen Befehl?" "Und wenn es nur um ihn selbst geht?" Ich schmunzelte. "Noch bin ich mir sicher, dass er mich da anhören wird und meinem Wort Gewicht gibt. Ja, vielleicht macht mich das zu Kishios Herrn, aber ich bin lieber sein großer Bruder." Hitomi schnaubte trotzig. "Dann bitte ich dich als Kishios Herrn darum, einer Verlobung mit meiner Tochter zuzustimmen." Erschrocken fuhr ich zusammen. Shinpachi fuhr auf. Shikaku hätte sich fast gekringelt vor Vergnügen. "Äh, was, bitte?" "Wenn Shinpachi-san nichts dagegen hat", fügte sie an. Ich warf dem Moeru wieder einen schnellen Blick zu, aber da war kein Widerstand, nur Neugierde. Letztendlich hatte Hitomi in zwei Punkten Recht. Kishio mochte Mai wirklich gerne, und Shinpachi und er konnten keine Kinder kriegen, nur zeugen. "Das klingt sehr interessant." "Nur, um den beiden eine Möglichkeit zu geben, einander näher zu kommen", sagte Hitomi schnell. "Ich meine, Mai sitzt stundenlang da und schreibt ihm Briefe, die sie nie abschickt, und er hält sie halbnackt in den Armen und denkt nicht mal daran, dass sie eine Frau ist, obwohl er sich für sie vor ein geworfenes Shuriken stellen würde. Kannst du das noch mit ansehen, Mamoru-san?" Okay, damit hatte sie einen Nerv getroffen. "Rede weiter, bitte." "Wir verkaufen es ihnen als Mittel, die Teamarbeit zu verbessern und die Moerus noch mehr an Konoha zu binden. Wenn es nicht funktioniert, können sie in ein oder zwei Jahren die Verlobung selbst auflösen. Aber wenn es funktioniert, richtig funktioniert, dann..." Dann war sie die Großmutter des künftigen Clanschef der Moerus. Wie überaus interessant. "Shinpa-chan?" "Sie hat Recht", sagte der Moeru. "Mit so ziemlich allem. Aber kann Mai damit leben, dass... Kishio und ich..." Für einen Moment dachte ich an einen gewissen Strand, an vier lauschende Mädchen, während Kishio und ich Chakra und seine sensorischen Fähigkeiten geteilt hatten... "Ich denke, sie kann dem Szenario positive Aspekte abgewinnen", sagte ich mit einem Hauch Amüsement in der Stimme. Und was darüber hinaus passierte, war nicht meine Angelegenheit. "Sind wir uns da also einig, Mamoru-san?" "Also gut", sagte ich und erhob mich. "Eine Verlobung also, begrenzt auf zwei Jahre, an deren Ende entweder die Auflösung oder die Verlängerung oder gar eine Hochzeit steht." Mist, das erinnerte mich wieder an meine eigenen Sorgen und Probleme. "Dann ist Kishio achtzehn und rechtlich in der Lage, zu heiraten. Allerdings ist das eine Sache, die wir weder ihm noch Mai aufzwingen sollten. Wir werden sie fragen müssen." Andererseits war es an der Zeit für meinen kleinen Bruder, etwas Glück zu finden. Das war eine Sache, die ich ihm vor allen andern Dingen in dieser Welt gönnte. Ihm, und natürlich Mai. Und ich war sicher, dass diese Familie, dieser Clan - der kleinste Konohas - sehr glücklich werden konnte. Die Idee hatte etwas, und das Herumgeeiere der beiden umeinander hatte dann auch ein Ende - wenn sich die Moerus und Mai arrangieren konnten, hieß das. "Ach ja, noch etwas", sagte Hitomi unvermittelt. "Die Sache mit den Briefen, die Mai schreibt und nie abschickt... Das bleibt unter uns, okay?" Ich schmunzelte. "Versprochen. Und wann setzen wir unsere kleine Verschwörung in die Tat um?" Shikaku klopfte mir auf die Schulter. "Heute nicht mehr, Mamo-chan. Dies ist dein Abend. Da hast du es schon schwer genug." Und er hatte verdammt noch mal damit Recht. "Aber fragen sollten wir die zwei trotzdem heute noch. Shinpa-chan?" Der ältere Moeru - immerhin zwei Jahre hatte er mir voraus - schüttelte unwillig den Kopf. "Er schottet sich immer noch ab, Mamo-chan. Sein Kanshi ist zu stark. Ich kann nicht so einfach in seines einbrechen wie er es in meines könnte, um zu sehen, wo er gerade ist. Abgesehen davon, dass er es mir übel nehmen würde." Er stieß sich von der Wand ab. "Gehen wir ihn suchen, Otouto. Setzen wir das Gespräch in einer Stunde fort?" Hitomi und ihr Mann erhoben sich ebenfalls. "Wir gehen Mai suchen. In einer Stunde, einverstanden." Ich nickte bestätigend. Wenn das funktionierte - sobald das funktionierte, da war ich mir sehr sicher, würde sich einiges in Kishios Leben voran bewegen. Positiv gesehen. *** "Mamoru-san, hast du Zeit für mich?", empfing mich Kuzoko, kaum, dass ich als Letzter das "Hinterzimmer" verlassen hatte. Da grübelte ich noch darüber nach, wie ich diese bahnbrechende, lebenverändernde Neuigkeit am Besten Mai-chan - und vor allem Kicchan - schmackhaft machen konnte, da stand augenscheinlich schon das nächste Thema an. "Natürlich, Kuzoko-chan. Worum geht es denn?" Die junge Spinnenfrau biss sich auf die Unterlippe. "Es... Es ist sehr persönlich. Wenn du vielleicht..." Ich warf Shinpachi einen kurzen, fragenden Blick zu. Der ältere Moeru nickte. "Ich suche alleine. Tu du, was du tun musst, Otouto." Ich nickte und hielt dem Spinnenmädchen die Tür zum Hinterzimmer auf. Nach ihr ging ich zurück in den Raum. Sie ließ sich auf der Tatami nieder, auf der zuvor Hitomi gesessen hatte. Ich nahm ihr gegenüber Platz. Ihre Verlegenheit, ihre vollkommen offensichtliche Verlegenheit, war ihr sehr gut anzusehen. Die Röte in ihren Wangen sagte darüber genug aus. Mir schwante Übles. "Möchtest du etwas trinken?" "Habe ich schon", erwiderte sie und hielt sich eine Hand vor den Mund. Dennoch bemerkte ich einen Hauch Sake in ihrem Atem. "Sonst könnte ich das gar nicht." "Aha." Sie hatte sich Mut angetrunken. Meine Ahnungen verstärkten sich. "Nun sag schon, worum geht es, Kuzoko-chan?" Sie sah fort. Ihre gebräunten Wangen wurden von heftiger Röte geziert. Eigentlich ein sehr hübscher Anblick, wie ich fand. Wofür ich mich aber sofort wieder tadelte. "Wie geht es dem Bizeps? Alles in Ordnung?", fragte ich, um ihr Gelegenheit zu geben, sich wieder zu fangen. Sie nickte und zeigte mir erneut die feine, weiße Narbe. "Wirklich, es ist alles in Ordnung. Wir haben die Muskelfasern, die Sehnen und die Gefäße mit Spinnenseide vernäht. Das ist besser als eine reine Chakra-Heilung. Man ist quasi sofort wieder einsatzbereit. Es gibt halt nur ein paar unschöne Schwellungen, die ein paar Tage brauchen, um zu verschwinden. Blut und andere Körpersäfte, die in geprelltes Gewebe einsickern. Jeder gute Medi-Nin hat das aber im Griff." Sie sah auf und lächelte. "Ich bereue es nicht." Tatsächlich hatte sie mich dadurch, dass sie zwischen mich und den Streich gegen meinen Rücken gegangen war, wahrscheinlich vor einer schlimmen Verletzung, vielleicht dem Tod bewahrt. Ich hatte ihr erzählt, dass ich das Gleiche für Omoi getan hatte, und sie hatte gelacht und gesagt, wie ähnlich wir uns doch wären. "Und ich bin dir immer noch dankbar dafür." "Hai, Tai-sho", sagte sie mit einem frechen Grinsen, legte die rechte Faust in die linke Handfläche und verbeugte sich. Ich erwiderte die Geste mit einer kürzeren Verbeugung. Dann lachten wir gemeinsam. Wieder sah sie verlegen fort. "Ich habe es dir nie leicht gemacht, oder? Was war ich gemein zu dir, als Mutter dich eingeladen hatte, um den Kontrakt mit Kira-chan abzusprechen. Was habe ich dich unfair behandelt... Aber ehrlich, ich wollte nur meine süße kleine Schwester beschützen. Damals kannte ich dich noch nicht so wie jetzt. Damals schätzte ich dich noch nicht. Damals habe ich..." Ich erhob mich. "An dieser Stelle sollte ich vielleicht Karin, Maria und P-chan hinzu holen." Entgeistert sah sie mich an. "Wieso das denn?" Konsterniert hielt ich inne. "Nun, wenn es darum geht, was ich vermute, wirst du mit den dreien reden müssen, weil..." "Hä?" Ihr Blick war ein einziges Fragezeichen. "Wieso soll ich Karin-sempai und die... Ach so! Der Mamo-Pakt! Ich habe davon gehört." Übergangslos begann sie zu lachen. Sie lachte so sehr, dass sie sich mit beiden Händen den Bauch hielt und dabei vorneüber beugte. Dies tat sie fast zwei Minuten lang, und ich fühlte mich peinlich berührt, ja, ausgelacht. "Setz dich bitte wieder, Mamoru-nii", sagte sie nach einem letzten Glucksen. In ihren Augen brannte der Schalk, während ich mich gehorsam wieder niederließ. "Du solltest wissen", begann sie, "dass du durchaus ein hübscher kleiner Teufel bist. Ich verstehe, dass die Frauen dir nachlaufen, dass manche sogar einen eigenen Pakt gründen, nur um die Zahl deiner Verehrerinnen überschaubar zu halten. Und ich kann Suirin verstehen, wenn sie so Hals über Kopf... Nun, deine Persönlichkeit macht es auch leicht, dir zu verfallen. Deshalb mag ich dich ja auch so sehr, Mamoru-nii." "Mögen?", fragte ich, nur leidlich erstaunt. Nach dem Lachanfall war mir klar, dass sie mir keine Liebeserklärung machen würde und sie auch nicht in den Mamo-Pakt aufgenommen werden wollte. "Nein, das ist vielleicht nicht ganz richtig. Besser ist wohl wirklich, dass ich dich liebe, Mamoru-nii. Aber eben nur wie einen großen Bruder, wie jemanden, der mir so wichtig ist wie meine eigene Familie. Was jedoch das andere angeht..." Sie wiegte den Kopf. "Wir bringe ich dir das bei? Ich gehe nicht in diese Richtung, Mamoru-nii. Ich bin mehr so der Frauentyp." "Was, bitte?" "Ich liebe Frauen, keine Männer. Zumindest in der Hinsicht. Sie sind weicher, zarter, reinlicher, zurückhaltender und viel sanfter als Männer." Sie schüttelte sich kurz. "Die meisten zumindest." "Was für ein Verlust für die Männerwelt", erwiderte ich, einfach um irgendetwas zu sagen. "Das sehen die Frauen auch so", erwiderte sie grinsend. "Und das ist auch gut so." Nun, was soll ich lange lamentieren, ich brauchte ein paar Minuten, um das Gehörte zu verdauen. Kuzoko benutzte die Zeit, um mir gehörig den Kopf zu waschen. "Du darfst halt nicht denken, das alles, was einen Busen hat, dir automatisch verfällt. Nicht jeder ist so leicht zu begeistern wie Suirin, und Konoha hat noch mehr hübsche Teufel zu bieten als dich alleine. Und viele Frauen stehen auch auf den herberen Typen wie Asuma, der cool an seiner Zigarette zieht, bevor er ein Dutzend Gegner auf einen Schlag platt macht. Oder sie stehen mehr auf den androgynen Mann, den Typ Kishio. Was ich sagen will, ist, dass dir die wenigsten Frauen sofort oder auf lange Sicht verfallen werden. Das liegt nicht nur am Mamo-Pakt, mein Bester, sondern auch daran, dass du vielen Frauen schlicht egal bist." Okay, das war hart zu verdauen. Zwar entsprach es vollkommen der Realität, aber es gesagt zu bekommen war eine andere Sache. "Bist du deswegen gekommen? Um mich zu erden und um mir zu verraten, dass du die gleichgeschlechtliche Liebe bevorzugst?" "Nein, natürlich nicht. Das hat sich so ergeben. Weshalb ich tatsächlich gekommen bin, das hat einzig und allein mit meinem Verhalten dir gegenüber zu tun." Sie streckte mir die Hand aus. "Ich wollte dich bitten, mein Freund zu werden. Etwas, was ich von Anfang an hätte tun sollen, anstatt mir einen so schweren Start mit dir aufzubürden. Damals wusste ich schon, dass du es wert bist, aber ich bin ein sturer Mensch und ich wollte Kuzomi-chan beschützen... Du kennst das ja." Ich ergriff ihre Hand und drückte sie. "Du musst mich nicht um Selbstverständlichkeiten bitten, Kuzoko-chan." "Ich weiß. Aber ich wollte es aussprechen, Mamoru-nii. Und damit sind wir auch schon beim nächsten Thema. Ich will deine kleine Schwester sein." "Und damit auf die gleiche Stufe kommen wie Anne-chan und Suzume-chan?" "Vor allem, um unser Band zu festigen." Die junge Spinnenfrau beugte sich vor und gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange. "Keine Einwände", sagte ich. "Dann ist ja gut." Kuzoko erhob sich. Sie ging zur Tür und wandte sich dort noch einmal um. "Das hast du übrigens erstaunlich gut verdaut, Mamo-nii. Das habe ich nicht erwartet." Ich seufzte, während ich mich erhob, um ihr zu folgen. "Glaub es oder glaub es nicht, bis ich sechzehn war, war ich der größte Liebesgrobmotoriker Konohas. Damals war es für mich vollkommen normal, dass Frauen mich als Bruder-Ersatz ansahen. Du kannst meine Überraschung verstehen, als ich lernte, das es noch etwas darüber hinaus gibt. Allerdings habe ich nie geglaubt, dass mir alle Frauen auf dieser Welt zu Füßen liegen würden." Ich grinste frech. "Höchstens achtzig Prozent." Kuzoko lachte glockenhell, bevor sie trocken erwiderte: "Auf sechzig lasse ich mich hochhandeln." Wir sahen und an und lachten diesmal gemeinsam. Zumindest der Bereich meines Lebens war derzeit im Lot. Aber ich ahnte, dass die Tage im Kuni no Yuki einiges daran ändern würden. *** "Das ist es also?", brauste Kishio auf. Mit vor Zorn blitzenden Augen sah er mich an. "Das ist es, was du willst? Nun gut, du sollst es bekommen! Hai, Tai-sho!" Verwirrt sah ich ihn an. "Kicchan, es ist nur ein Vorschlag..." "NATÜRLICH ist es nur ein Vorschlag!", sagte er in ätzendem Tonfall, giftig genug, dass selbst Hitomi und Shouta verblüfft dreinsahen. Von Mai, die neben ihren Eltern hockte, gar nicht erst zu reden. Ihr standen Unverständnis und Entsetzen ins Gesicht geschrieben. "Es ist IMMER nur ein Vorschlag! Großvater hat NUR Vorschläge gemacht! Und dann hat er erwartet, dass sie schnellstens und so korrekt wie möglich ausgeführt wurden! Das ist nämlich der Sinn einer Hierarchie, der Sinn eines Herrn und seines Gefolgsmanns!" "Kicchan, ich habe nicht vor, dich...", begann ich erneut, aber mein kleiner Bruder unterbrach mich erneut. "Du verstehst es nicht, oder?", fragte er resignierend. "Du verstehst nicht, worum es mir geht." Er sah Shikaku an, aber der Clansführer der Nara zeigte eine unbewegte, stoische Miene. "Du hast mich aufgenommen, ohne Forderungen zu stellen. Du hast mich nie gefragt nach dem, was war. Niemals. Selbst, als ich dir alles, alles über meine Familie, über meinen Großvater, über den Clan erzählen wollte, hast du es abgeblockt." Verlegen sah ich ihn an. Das hatte schmerzvoll geklungen. "Ich... Ich wollte nie, dass du einem Befehl folgst und dich vollkommen offenlegst. Jeder Mensch braucht ein oder zwei Geheimnisse. Für mich war immer nur wichtig, dass du mir dann, wenn es darauf ankommt, sagst, was ich von dir wissen will. Ich wollte dich nie zwingen, Kishio." "Ja, das habe ich mir auch gedacht. Es widerspricht vollkommen dem Denken der Moerus, aber ich habe dich kennengelernt, und viele wichtige und relevante Informationen in unsere vielen Gespräche eingebaut, damit du dir nicht die Blöße geben musst, mir das zu befehlen, Tai-sho", sagte er mit resignierender Stimme. "Geschenkt hättest du es bekommen. Stattdessen musste ich es dir unterschieben, damit wir überhaupt Seite an Seite kämpfen konnten." Nun klang seine Stimme vorwurfsvoll. War ich zu zaghaft, zu sanft, zu wenig fordernd ihm gegenüber gewesen? Ich hatte nie das Gefühl gehabt, zu wenig über ihn zu wissen, nicht zuletzt wegen der Moeru-Kommunikation. "Ich nehme dir das nicht übel. Nicht mehr. Du hast mich gelehrt, dass du kein Clanführer-, und Clangefolgsmannverhalten von mir wünschst. Oder von Shinpachi-nii. Nach einiger Zeit hat es mir gefallen, und ich fühlte mich mehr und mehr wohl in der Rolle als dein kleiner Bruder, als Teil der Familie Morikubo." Er schwieg einen Moment. "Du hast mich aufgenommen. Dank dir habe ich Shinpachi lebend wiedergetroffen. Ich habe eine Heimat, eine Familie, Freunde, sehr, sehr wichtige Freunde." Kurz ging sein Blick an mir vorbei. "Und mehr als das." Ich versteifte mich. Mir war klar, dass da noch was kommen würde, denn sonst hätte sein Wutausbruch keinen Sinn gehabt. "Du hast einen Individualisten aus mir gemacht. Jemand, der Anweisungen befolgt, aber auch sein Potential, selbst zu denken, voll ausschöpft. Sonst wäre ich nie aufgebrochen, um dich in Kumogakure aus der tödlichen Falle Orochimarus zu retten." "Und ich bin dankbar dafür", erwiderte ich, als er eine erkennbare Pause machte. Eine Pause für mich. "Und nun erinnerst du mich wieder daran, dass du der Mann bist, auf den ich geschworen habe, dem ich gelobt habe zu folgen, dessen Befehlen ich gehorche. Nicht nur im Kampf, nicht nur als Shinobi, sondern als mein Lehnsherr, als mein Obmann. Wenn du nun statt eines Bruders eine Drohne willst, die Befehle befolgt, wenn du willst, dass ich gehorche, statt selbst zu denken, wenn du die Stelle meines Großvaters einnehmen willst, dann werde ich das so akzeptieren. Denn immerhin verdanke ich dir mein Leben, das steht unumstößlich fest. Aber was du dann bekommst, Tai-sho, das ist dann auch nur eine Drohne!" Sein wütender Blick taxierte mich. Ich setzte zum Sprechen an, brachte aber kein Wort heraus. Er schnaubte leise. "Nun gut. Wenn du das so willst, dann wirst du es so bekommen. Hai, Tai-sho! Ich, Kishio no Moeru, als dein getreuer Gefolgsmann, folge deinem Befehl, und..." Abrupt erhob ich mich. Das unterbrach Kishios Redefluss. "Ich habe einiges falsch gemacht", sagte ich mit der festesten Stimme, die ich zustandebrachte. Was nicht viel sein konnte. "Ich habe vieles nicht gesehen, nicht erkannt, vielleicht auch nicht mitbekommen wollen. Du hast Recht darin, mich zu tadeln, Otouto. Und ich hoffe sehr, dass du mich auch weiterhin als deinen großen Bruder ansiehst. Ich kann es dir nicht verdenken, wenn du deinen Eid als obsolet ansiehst. Aber ich bitte dich, nimm meine Entschuldigung an und bleibe." Ich verneigte mich steif in der Hüfte vor ihm. Selten war ich mir so oberflächlich und dumm vorgekommen. Da ließ ich ihn mich großer Bruder nennen, und was tat ich? Nicht die Dinge, die ein großer Bruder tun sollte. "Aniki...", hauchte Kishio betroffen. Ich richtete mich wieder auf und verneigte mich nun vor der Familie Kobashi. "Es tut mir aufrichtig leid. Ich habe einen unverzeihlichen Fehler begangen. Ich möchte das nicht mit einem zweiten Fehler vertiefen. Deshalb sage ich die Idee einer Verlobung ab. Ich übernehme jedwelche Kompensation, die eure Familie mir dafür auferlegt, und..." "Äh, Aniki", unterbrach Kishio mich, "die Verlobung ist eigentlich der einzige Teil deines Hinterzimmergesprächs, der meine Zustimmung findet." Ich nickte beifällig. Das hatte ich mir gedacht. Und es war dazu geneigt, Kishio noch mehr zu verletzen, noch mehr zu ent... Was? "WAS?", rief ich überrascht. Verlegen sah der junge Moeru beiseite. "I-ich meine, die Idee ist ja wirklich nicht schlecht, und wir zwei verstehen uns auch sehr gut, und sie verträgt die Einbindung in die Moeru-Kommunikation sehr gut, und es ist ja auch erstmal ein zeitlich begrenzter Versuch... Also, ich bin dafür." "WAS?" Ich sah zu Mai herüber. Das Mädchen war puterrot bis zum Haaransatz, aber das hinderte sie nicht daran, heftig zu nicken. "I-i-ich bin da voll Kishios Meinung! Total sowas von! Die Idee ist doch gut! Versuchen wir es! Damit aufhören können wir doch immer noch! Eine sehr gute Idee, Mamo-chan, ich meine, Sensei!" "Was?", fragte ich vollkommen verblüfft. Auch Shouta war sprachlos. Lediglich Hitomi und Shikaku zeigten ein feines Lächeln. Ich suchte Shinpachi, der wieder neben dem Schrank stand - tatsächlich war er schon vorher im Raum gewesen, der Schrank jetzt - und für mich eine beschwichtigende Geste machte. Na, auf die Erklärung war ich gespannt. Kishio erhob sich. "Hanabi, ich denke, wir sollten jetzt über den Vorschlag von Mamo-nii und deinen Eltern reden. Alleine." Mai kam ebenfalls auf die Beine. "Ja, sollten wir. Immerhin wirft das unser Leben doch sehr um." Die beiden verließen den Raum. Kishios letzter Blick ging zu Shinpachi. Er hob den Zeigefinger, wollte etwas sagen, ließ die Hand fallen, setzte erneut an und ließ es dann doch. Shinpachi legte die rechte Faust in die linke Hand und präsentierte beides. "Hai, Tai-sho." Kishio grunzte zufrieden und ging mit Mai hinaus. "Bedeutet das Ärger für dich, Shinpachi-kun?", fragte Hitomi. "Warum sollte es das? Kishio hat sein Kanshi selbst gelöscht, während wir gesprochen haben. Ich war ohnehin nur hier als seine Augen und Ohren." Das war nicht ganz falsch und nicht ganz richtig. Immerhin nahm ich mir vor zu versuchen, etwaigen Ärger in seine Richtung auf mich zu ziehen. Wie mir der junge Moeru klargemacht hatte, hatte ich ja auch genug falsch gemacht, um den Ärger zu verdienen. Verdammt. Hitomi und Shouta erhoben sich nun ebenfalls. "Erklären wir das Thema für heute als beendet. Und, Mamoru-san, wirst du heute noch deine eigene Verlobung bekannt geben?" Ich grummelte unwirsch. "Von Verlobungen hatte ich für heute echt genug." "Das ist... Etwas unfair deinen Damen gegenüber, junger Mann." "Es gibt ein paar rechtliche Probleme, die ich mit ihnen besprechen muss. Das will ich nicht heute tun müssen." Hitomi dozierte mit dem Zeigefinger. "Mamoru-san, mach nicht noch einen Fehler heute." Diese Worte erschreckten mich. "Ich... Ich will es versuchen." Bis hier war es ja wirklich ein grandioser Geburtstag für mich. Verdammt. Ich spürte, wie Shinpachi mich am Arm berührte. Dadurch etablierte er die volle Moeru-Kommunikation, sodass ich seine beruhigenden Gefühle wahrnehmen konnte. Das, und die Erinnerungen eines gewissen Kishio no Moeru, die dieser gemacht hatte, während er sich total gegenüber Shinpachi und mir abgeschottet hatte. Anscheinend hatte er, als er Shinpachis Erinnerungen über die Verhandlung mit den Kobashis abgefragt hatte, nicht ganz auf seine Deckung geachtet. Anders konnte ich mir diese Bilder nicht erklären. Aber etwas anderes konnte ich mir erklären, nämlich, warum das Unwetter so schnell wieder von dannen gezogen war, wie es hatte aufziehen können: Während ich in einem Hinterzimmer gesessen hatte, war mir Kishio no Moeru nämlich einen Riesenschritt voraus gewesen und hatte in seinem Versteck ein langes Gespräch mit Mai gehabt. Und anscheinend hatten beide keine Probleme mit der Synchronisation ihrer Chakras mehr, denn... Nun, es hatte einen gewissen Austausch gegeben, an Chakra und Mundflorabakterien. Okay, dafür, dass er dieses Wissen mit mir teilte, würde Kishio ihn garantiert leiden lassen. Aber es bewirkte zumindest, dass ich mich nicht mehr ganz so wie ein Versager fühlte. Im Gegenteil, nun war Kishio in Erklärungsnot. Und ich würde den Umstand ausnutzen. Garantiert. *** Gegen Morgen gab es eine handfeste Auseinandersetzung, als die meisten Gäste schon gegangen waren. Ausgerechnet Kodachi Kuno und Kuzoro gerieten aneinander und stritten aufs Heftigste darüber, wer der bessere Kontraktpartner war, die Affen oder die Spinnen. Da ihre Clansführer zu dieser Zeit entweder schon daheim waren oder in Nebenzimmern in kleinem Kreis weiterfeierten - letzteres, garantiert, ich kannte meine Pappenheimer eben - war es an mir, sie zur Räson zu bringen. Aber erst die Androhung sie zurückzuschicken, verbunden mit der Aussicht auf ein Duell konnte die Frau mit vor Wut rot glühenden Wangen und den Spinnenmann mit vor nicht weniger Wut rot funkelnden Augen zur Ruhe bringen. Kuzoko und Ryoga waren mir dabei eine Hilfe, indem sie sich der beiden Streithähne annahmen und sie trennten. Das blieb auch die einzige Krise. Zumindest die einzige, die ich mitbekam. Gegen vier Uhr schien das offizielle Ende der Party erreicht. Mutter hatte sich schon früh verabschiedet, um Aki-chan ins Bett zu bringen, der wohl den besten Schlaf seines Lebens haben würde, und Vater hatte sich mit dem König der Affen und Kuzokos Eltern verabschiedet, um in einem anderen Lokal weiterzutrinken; die meisten Affen waren auf den Affenberg zurückgekehrt und die Mehrzahl der Konoha-Shinobi hatte auch bereits ihr Limit erreicht. Zu dieser Zeit wurde mir bewusst, dass ich selbst kaum etwas getrunken oder gegessen hatte. Ich war vollauf damit beschäftigt gewesen, mich um meine Gäste zu kümmern und Hinterzimmerprobleme zu lösen. Wie hatte Kishio mir doch vor ein paar Tagen gesagt? "Wenn ich achtzehn werde, dann lade ich drei, vier, maximal fünf Leute ein, gehe mit ihnen ein Wochenende in ein Onsen und lasse es mir dort mit ihnen gutgehen." Diese kleine Lösung erschien mir mehr und mehr attraktiv zu sein. Zum Beispiel für meinen zwanzigsten Geburtstag. Andererseits lebte ich in der falschen Stadt, gehörte dem falschen Clan an und hatte die falschen Beschwörungspartner, um das durchziehen zu können. Solche Feiern waren es nämlich, die die Bande untereinander festigten. Und das waren wichtige Bande. Das merkte ich, als mich Shikaku beiseite nahm. "Ich habe recherchiert, die Zettel betreffend", sagte er. "Auch im Clan sind einige aufgetaucht. Als Überbringer diente ein Junge aus der Nachbarschaft, der dafür großzügig bezahlt wurde, aber nichts weiter über seine Auftraggeber weiß. Er hat die Zettel und ein Taschengeld erhalten und sie dann unter die Türen durchgesteckt, die ihm gesagt wurden. Allerdings habe ich Inoichi gebeten, seine Erinnerung zu sondieren, und er hat ein paar Erinnerungen aufgetan, die mir bei der Recherche weitergeholfen haben." Ich starrte meinen Clansherrn und Onkel (zweiten Grades) fassungslos an. Hatte er all das während der Feier arrangiert und sogar die Yamanaka involviert? "Was für Hinweise?" "Danzou." Ich fühlte, wie etwas Eisiges nach mir griff. Danzou Shimura-sama bedeutete ANBU-Ne, und ANBU-Ne bedeutete Ärger, verdammt viel Ärger. "Danzou hat sich die Mühe gemacht, Kishio zu denunzieren?" "Danach sieht es aus", bestätigte er. Ich fühlte meine Gesichtsmuskeln arbeiten. Wut stieg in mir auf. Wut auf den Anführer der ANBU-Ne. "Er wollte also Kishios Resozialisierungsprozess abwürgen, unterbrechen, eventuell rückgängig machen. Das verstehe ich. Der alte Kishio, zurückhaltend und scheu, wäre eine gute Wahl für die ANBU-Ne gewesen. Zudem ist seine Fähigkeit, nur mit seinen Gedanken zu töten, ein Wunschtraum für die ANBU, der in Erfüllung geht." Ich ballte die Hände zu Fäusten. "Ich habe nichts dagegen, dass Kishio ANBU wird. Gewiss nicht." Ich kannte Kakashi, der lange Jahre Mitglied gewesen war, ich kannte Yugao-chan und ihr Team, hatte mit ihnen gearbeitet. Die ANBU waren eine wichtige Stütze für Konoha. Aber die ANBU-Ne... Wenn ich an Sai dachte, wenn ich an sein Auftreten, an dieses Fragment von Persönlichkeit dachte, dass die ANBU-Ne ihm gelassen hatten, war mir klar, dass ich nicht wollte, dass Kishio so wird. Und wenn ich den alten Mann dafür umbringen musste. "Normalerweise tun sie so etwas nicht", sagte Shikaku. "Kicchan ist zu alt für sie. Sie suchen sich ihre Rekruten, wenn sie neun oder zehn Jahre alt sind. Eigentlich. Aber sein Kekkei Genkai macht ihn wohl auch so wertvoll genug. Zudem muss er nicht mehr aufwändig trainiert werden, wenn er von selbst zu seinem introvertierten Selbst zurückkehrt, das keinen Einfluss von außen zulässt und nur Befehlen gehorcht." "Was in etwa dem Leben im Clan der Moerus entsprechen dürfte", schloss ich. Dieses Leben hatte Kishio ja erst vor ein paar Stunden vor mir ausgebreitet. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. "Ich gehe zu ihm." "Was?" Mein Blick war ernst, als ich meinen Onkel ansah. "Ich gehe zu Danzou und schlage ihm Kishio aus dem Kopf. Entweder mit Worten, oder auf die harte Tour." "Du Wahnsinniger. Du willst ins Herz von Danzous Macht marschieren und ihn herausfordern? Willst du wirklich nur achtzehn Jahre alt werden?" "Es gibt eine Alternative", sagte Shinpachi. Shikaku erschrak über sein plötzliches Auftreten so sehr, dass er spontan das Clansjutsu anwendete und den Moeru einfing. Erst als dieser in vorwurfsvoll ansah, zog er die Schattenkunst zurück und entschuldigte sich. "Du bist zu plötzlich aufgetaucht. Und Mamo-chan hat mich nicht vorgewarnt." Ich lächelte schmallippig. Auch wenn Shinpachi sein Chakra gelöscht hatte, so hatte ich ihn doch bemerkt. Er hatte das hören sollen. Und ich wusste auch, was er nun vorschlagen würde. "Jedenfalls gibt es eine Lösung, die Danzou-sama akzeptieren kann", führte er seinen Gedanken weiter. "Ich gehe zu den ANBU-Ne. Ich habe die gleiche Kekkei Genkai wie Kishio und..." Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Wir beide werden morgen Mittag die ANBU-Ne aufsuchen." "Du willst Shinpachi opfern?", fragte Shikaku entrüstet. Natürlich, schienen seine Gedanken sagen zu wollen, dann war Shinpachi fort, und Kishio und Mai würden es leichter haben, das neue Arrangement hinzunehmen, aber richtig war es deshalb noch lange nicht. "Natürlich nicht, Shikaku-jii. Mein Plan ist ähnlich plump, aber er wird Kishio aus dem Fokus Danzous nehmen." Shinpachi sah mich erst wütend, dann ernst und schließlich nachdenklich an. Durch den Körperkontakt konnte er meine Gedanken zum Thema lesen, und schließlich nickte er. "Guter Plan. Nicht perfekt, nicht nett, aber ein guter Plan." "Lasst Ihr mich an eurem Plan teilhaben?", fragte Shikaku. "Ich sollte auf dem gleichen Stand mit euch sein, wenn wir drei da runter gehen." "Du kommst mit?", fragte ich und spielte den Überraschten. Aber mir war klar, dass ausgerechnet Shikaku Nara nicht anders konnte. "Natürlich komme ich mit!", sagte er eine Spur zu laut. "Kishio und Shinpachi sind Angehörige des Nara-Clans! Es ist meine Pflicht, sie zu beschützen!" Damit war es beschlossen. Danzou Shimura und die ANBU-Ne würden einen denkwürdigen Tag erleben. *** Letztendlich waren wir zu viert. Wir, das waren Shinpachi, Onkel Shikaku, ich, und als zusätzliches Druckmittel Fuse, die sich nicht lange hatten bitten lassen, nachdem ich der Dämonenkatze erklärt hatte, worum es ging. Hinzu kam... Nun, eine gewisse Lebensversicherung. Danzou war ein verschlagener Mann, der stets sein eigenes Süppchen kochte und dafür eine Privatarmee zur Verfügung hatte. Es war eine Riesendummheit, ihn zu unterschätzen. Oder sich, wie in meinem Fall, nur auf seine Fähigkeit zu verlassen, Affenkrieger zu beschwören. "Unpraktisch, unpraktisch, unpraktisch", lamentierte Fuse zum viertenmal, während wir unter Konoha durch die Eingeweide der Stadt wanderten. Die meisten Menschen wussten es nicht, aber früher einmal hatte an dieser Stelle eine Fabrik gestanden. Was produziert worden war, wie viel und wofür, war in den Wirren des ersten Ninjakriegs verloren gegangen. Aber solche Fabriken hatte es damals öfters gegeben. Die Hauptstadt des Kuni no Ame war eine solche Fabrik. Wie ich wusste, war die Fabrik, die sich mehrere hundert Meter in die Höhe erhoben hatte, zerstört worden. Bis auf die Eingeweide, in denen wir uns bewegten. Damals war sie tief in die Felsen getrieben worden, an die Konoha heute im Norden grenzte. Das Jutsu oder die Waffe, die diese Fabrik ausgelöscht hatte, hatte eine kreisrunde Fläche vollkommen zerstört und das Halbrund aus den Felsen geschnitten, in dem heutzutage die Köpfe der ehemaligen Kages Konohas prangten. In den Resten des Runds hatte man die Stadt errichtet. Auch das war Wissen, das heute nicht mehr geläufig war. Die Reste der Fabrik, die sich hauptsächlich - so sie noch funktionierten - mit dem Transport von Wasser beschäftigten, ließen keinen Rückschluss auf die damalige Produktion zu. Viele industrielle Prozesse brauchten eine Menge Wasser. Aber wenn man durch diese Eingeweide wanderte, dann fühlte man sich beklommen und ängstlich angesichts dessen, was Menschen einander antun konnten... Andererseits, wenn man Ratten suchte, dann fand man sie dort, wo all das hinwanderte, womit der Mensch sich nicht belasten wollte. Im Untergrund. "Mamo-chan, ich rede mit dir!", begehrte Fuse auf. Ich stoppte und sah sie an. Für unsere Mission hatte ich sie überredet, Menschengestalt anzunehmen. Seither wurde sie nicht müde, über die "Nachteile eines waffenlosen Menschen" zu reden. Sie hatte sich für die Gestalt einer hochgewachsenen, schlanken Frau mit langem, schwarzen Haar entschieden. Es hatte mich einiges an Diskussion gekostet, sie davon zu überzeugen, dass Frauen heutzutage keinen Bart trugen und auch ansonsten auf den Armen keine Haare hatten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen, fand ich. Wobei sie es beim Busen eindeutig übertrieben hatte. Das, was sie vor sich her trug, hätte einer normalen Frau schon nach zehn Minuten Rückenschmerzen bereitet. Erhebliche Rückenschmerzen. Nicht, dass es so viel war, dass sie sich damit mit der Hokage messen konnte. Aber für ihre sehr schlanke Gestalt war es eindeutig zu viel. "Du wolltest diesen Mörderbusen", erinnerte ich sie. "Ja, weil Shinpachi darauf steht", sagte sie und tätschelte dem Moeru die Wange. "Nicht, mein Lieber?" Der Moeru errötete leicht. "Und du auch, Mamo-chan, nicht wahr?" Ich kniff die Augen zusammen. "Ich kann mich nicht erinnern, das jemals gesagt zu haben." "Was? Aber Ihr wart doch bei Puni-chan, oder nicht? Und die hat doch so gewaltige..." "Das heißt nicht, dass ich große Busen bevorzuge." "Aber Karin-chan hat doch auch so niedliche..." "Maria aber nicht", konterte ich. "Und Hana-chan auch nicht." "Oh, unterschätz mal Hana-chan nicht. Die ist gut gepolstert. Auch wenn man das nicht sofort sieht." "Jedenfalls bevorzuge ich großen Busen nicht. Ich bin offen für alles, Fuse-chan." "Hm. Da wollte ich dir mal einen Gefallen tun, und dann ist es auch nicht richtig." "Wegen mir kannst du aber so bleiben", wandte Shinpachi schüchtern ein. "Awwww, wenigstens einer, der zu seinen Bedürfnissen steht", schnurrte sie. Dabei drückte sie Shinpachis Gesicht an ihre Oberweite. Manche Shinobi hätten dies freiwillig als Hinrichtungsart gewählt. Shikaku schmunzelte. "Genug jetzt. Wir sind gleich da", fügte er mahnend an. "Verstanden", sagte Fuse. Sie entließ Shinpachi aus ihrem Griff und schritt weiter. Wir erreichten eine Brückenkreuzung, die meterhoch über dem brodelnden Wasser stand. In der Mitte erwartete uns Danzou, ein gebückt gehender, stark bandagierter Mann, ehemaliger Vertrauter des Sandaime Hokages. Um ihn herum standen mehrere ANBU. Eine klare und sehr offensichtliche Drohung an uns. "Was wünschst du, Mamoru?", fragte er direkt. Immerhin, ich kannte ihn persönlich, hatte als Lehrling Sarutobi-samas ein paarmal mit ihm zu tun gehabt. Daher wusste ich auch einiges über ihn, was nicht öffentlich bekannt war. "Seht ihm nicht in die Augen. Oder vielmehr das Auge", mahnte ich die anderen. Der alte Mann lächelte mich arrogant an. "Das wird nichts nützen. Shinpachi no Moeru und du, Ihr mögt sensorische Ninjas sein und auch mit geschlossenen Augen kämpfen können, aber Shikaku-bozou und die Katze können das nicht. Zudem kennst du die Fähigkeiten meiner Leute nicht." "Hm", machte ich leise. "Danzou-sama, das ist mir alles klar. Ich bin auch nicht hier, um zu kämpfen. Ich bin hier, um zu verhandeln." Der alte Mann lächelte nun geringschätzig. "Und was bietest du mir an? Vergiss nicht, dein Higatsuku no Kara ist in einer Umgebung wie dieser, die vor Wasser nur so wimmelt, nicht viel wert." Aha, er fürchtete also meine Kunst, mit der ich meinen ganzen Körper in Flammen setzen konnte. Das war eine interessante Information. Oder aber er hatte das absichtlich gesagt, damit ich meinen vermeintlichen Trumpf zog und damit scheiterte. Danzou war ein raffinierter alter Hund. "Nichts dergleichen, Danzou-sama. Ich will mit dir über Kishio no Moeru verhandeln. Ich bin sein Meister, und dabei bleibt es auch." Die Miene des alten Mannes versteifte sich. Sein linkes Auge, das rechte war unter einer Bandage verborgen, kniff er zusammen und sah mich wütend an. "Kishios Kunst eignet sich sehr gut für die ANBU-Ne. Wir dürfen ein solches Talent nicht ungenutzt lassen oder gar verschwenden. Seine sensorischen Fähigkeiten sind sehr gut, das alleine wäre es schon wert, ihn aufzunehmen. Aber sein Kekkei Genkai macht es zu einem Muss. Wir brauchen ihn und wir bekommen ihn." "Nein, das tut Ihr nicht", sagte ich bestimmt und trat einen Schritt vor. Mehrere ANBU-Ne fuhren zusammen, gingen in Abwehrhaltung. "Wenn ich euch Kishio überlasse, wäre es das Gleiche, als wäre er tot. Aber ohne Kishio gibt es keinen Clan der Moeru, und ohne Moeru ist ganz Konoha einer großen Chance beraubt. Ich kann und werde das nicht erlauben. Das ist mein letztes Wort." "Mamo-chan, lass das Gerede. Ich streife diesen unpraktischen Körper ab und dann lasse ich beim alten Knacker mal die Verbände fliegen", sagte Fuse fauchend. Ich hielt sie mit einer Handbewegung zurück. "So weit sind wir noch nicht, Fuse-chan. Im Gegenteil, wir beginnen gerade erst, nicht, Danzou-sama?" Danzou hatte den linken Arm gehoben, um die Reaktion eines seiner Leute zu verhindern. Der andere Arm steckte dick bandagiert in einer Schlinge, und wie ich den alten Sack kannte, kaschierte er damit entweder ein Jutsu, oder er versuchte zu erreichen, dass ein eventueller Gegner seine rechte Seite wegen dem verbundenen Auge und dem derangierten Arm unterschätzte. Danzou war ein tödlicher alter Bastard. "Sprich, Junge." Ich lächelte geringschätzend, vermied es aber immer noch, ihn direkt anzusehen. Ich wusste, dass er unter dem Verband am Kopf ein Sharingan versteckte. Und ich wusste dank Kakashi auch, wie ich gegen ein Sharingan kämpfte. Zumindest gegen seine Funktion als Hypnosewaffe. Jene überlegenen Jutsu, die Madara Uchiha damit hatte einsetzen können, waren hoffentlich ein für allemal mit dem Clan gestorben. Mit ein wenig Glück würden auch die letzten beiden Überlebenden, Sasuke und sein älterer Bruder Itachi keine Kinder zeugen und ihre Kekkei Genkai nicht weitergeben, geschweige denn die Jutsu erlernen, die Madara zum zweitgefährlichsten Shinobi seiner Zeit gemacht hatten. "Man frisst nicht das Getreide, mit dem man säen will, alter Mann. Das weißt du doch. Willst du jetzt einen Moeru, der dir an die Kehle geht, sobald er herausbekommt, was du mit seinem Verstand tun wolltest, oder willst du später in aller Ruhe wählen können?" "Oi, oi, Otouto, das war nicht abgesprochen", raunte Shinpachi mir zu. "Erkläre mir das, Mamoru", forderte Danzou. "Dir sollte klar sein, dass der Clan der Moeru ausgelöscht wurde. Und ehrlich gesagt würde es mich überhaupt nicht wundern, wenn du da deine Finger drin gehabt hast, um diese potentielle Gefahr für Konoha auszuschalten, Danzou-sama." "Und wenn es so wäre?", fragte er geringschätzend grinsend. "Umso wichtiger ist es doch, die Talente der Moeru jetzt einzusetzen, solange es sie noch gibt." "Du denkst falsch", sagte ich. "Sie können mich haben!", sagte Shinpachi schnell. "Ich beherrsche die Jutsu des Clans besser als Kishio! Ich werde Ihnen eine größere Hilfe sein!" "Und wieder hast du das gleiche Problem wie mit Kishio, nicht, Danzou-sama? Du hast doch einen bestimmten Grund, warum du deine ANBU-Ne im Kindesalter auswählst und lange trainierst. Beide, Kishio wie Shinpachi, sind erwachsen und haben ihren eigenen Kopf. Du kannst sie nicht lange zur Loyalität erziehen, und deshalb kannst du ihnen nie trauen, so wie deinen willigen Schlägern hier." Unwillig raunten die anwesenden ANBU-Ne, aber Danzou lachte. "Was also schlägst du vor?" "Warum jetzt das Saatgetreide fressen, wenn die Ernte viel ergiebiger sein wird? Wenn du wählen kannst?", sagte ich. "Kishio wird den Clan neu gründen und Kinder zeugen." "Mamoru, du elender Bastard, du wirst doch nicht...", begann Shinpachi. Er sprang auf mich zu, aber einer der ANBU-Ne ging dazwischen und stoppte ihn. Vor ihm flirrte ein violetter Staub in der Luft. Ich wusste, es handelte sich um mikroskopisch kleine Insekten, die ein schnell wirkendes Gift produzierten. Eine verdammte effektive und heimtückische Waffe. "Du bleibst, wo du bist. Du siehst doch, was dies hier ist, oder?", drohte der Aburame Shinpachi. Widerwillig zog sich der Moeru einen Schritt zurück. Shikaku trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ruhig, Shinpachi. Du weißt, dass dies hier notwendig ist." "Das macht es nicht leichter", knurrte er. "Amüsant. Was also bietest du mir an? Kishios Erstgeborenen?" Ich lachte leise. "Ich sprach von der Ernte, nicht vom ersten Korn, Danzou-sama. Tatsächlich kann unter Kishios zukünftigen Kindern eines dabei sein, das deine Anforderungen perfekt erfüllt. Im Sinne der Sicherheit von Konoha könnte es dir überantwortet werden. Aber warum so lange warten?" "Es geht schneller?" "Es geht schneller." Ich deutete auf Shinpachi. "Orochimaru hat mit diesem Mann experimentiert. Mit ihm, seinem Körper und seinem Sperma. Wir sind schon einmal einem Kind begegnet, das auf diese Weise gezeugt wurde. Es diente einem Verbündeten Orochimarus als Spürhund. Ansonsten war es ein Mädchen ohne Verstand und ohne Willen. Ganz so, wie du es magst." "Hüte dich", brummte der alte Mann. "Du willst mir also sagen, dass man die anderen Moerus, die Orochimaru mit Shinpachis Sperma zeugen ließ, finden kann, um sie für unsere Sache zu nutzen. Und dass dabei auch ein Exemplar sein kann, dass für die ANBU-Ne geradezu geschaffen ist?" "Wenn es das nicht ist, kannst du immer noch auf Kishios Kinder setzen, Danzou-sama", sagte ich spöttisch grinsend. "Wie sieht es also aus? Haben wir einen Deal?" "Mamoru, du Halunke! Das kannst du nicht machen! Wenn du das tust, dann schwöre ich dir, dass..." "Dann was, Shinpachi? Du weißt, dass dies die einzige Möglichkeit ist! Oder nicht?" Der Moeru knirschte mit den Zähnen. "Ja", presste er schließlich hervor. "Also, Danzou-sama. Haben wir einen Deal?" Der alte Mann begann leise zu lachen, steigerte sich und lachte schließlich aus vollem Hals. "Nun gut, ich versuche nicht mehr, Moeru no Kishio zu destabilisieren und in die ANBU-Ne zu holen. Dafür aber suche ich mir einen Moeru aus, der in meine Einheit passt. Ich suche ihn aus, wohlgemerkt." "Einverstanden." Ich wandte mich von ihm ab. "Wir gehen." Wortlos schlossen sich Shikaku und Fuse an. Shinpachi fluchte unbeherrscht, dann aber folgte auch er. Als wir wieder auf dem Weg zur Oberfläche waren und weder ich, noch Shinpachi Verfolger oder Überwachungsgeräte entdecken konnten, machten wir kurz Pause. Shinpachi seufzte erleichtert auf und ließ sich, wo er war, zu Boden sinken. "Puuuuh, ich hätte nicht gedacht, dass wir das überleben." "Das war gut geschauspielert, Shinpachi-san", lobte Fuse, während sie dem Moeru die Haare tätschelte. "Ohne dein Talent hätte Danzou sonst gemerkt, wie sehr wir ihn über den Kamm barbiert haben." "Und dank unsere entzückenden Fuse, auf die Danzou mehr als die Hälfte seiner Aufmerksamkeit verschwendet hat, weil er sie nicht einschätzen konnte", fügte ich an, "wird er es auch nicht mehr merken. Hoffentlich." "Und selbst wenn, wird er es nicht wagen, Nachbesserungen zu verlangen. Immerhin war ich als Zeuge und Clanschef anwesend", ergänzte Shikaku. "Dennoch wurmt es mich, ihm überhaupt einen Moeru überlassen zu müssen." "Besser ein leeres Kind ohne eigenen Verstand, für das das Leben als ANBU-Ne eine Verbesserung darstellen wird, als Kishios Erstgeborener", sagte ich. "Abgesehen davon ist Danzou ein alter Sack, der eh bald abtreten wird. Ob es dann überhaupt noch ANBU-Ne geben wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Jetzt, für den Moment, war dies die beste Lösung, um uns Ruhe und ein ruhigeres Leben zu erkaufen. Uns, und vor allem Kishio." Ein sehr heftiger und wütender Gedanke erreichte mich. Von Kishio. Vehement hatte er sich dafür eingesetzt, ebenfalls mitgehen zu dürfen, um, so seine Originalworte "uns nicht alleine in unseren Tod rennen zu lassen". Aber einerseits hatte ich seinen schauspielerischen Fähigkeiten misstraut, und andererseits hatten wir nur einen Moeru mitnehmen können. Der andere hatte an einem nahen, aber sicheren Ort unsere Eindrücke überwachen müssen, um zu entscheiden, ob und wann das gemischte Team aus Spinnen, Affen und ANBU, die mir noch einen Gefallen schuldeten, eingreifen sollte. Dass sie nicht zum Einsatz gekommen waren, war kalkuliert gewesen, aber ich war trotzdem froh, dass die Geschichte so ausgegangen war. Seltsamerweise spürte ich nach dem ersten Zorn Bestätigung von Kishio. Verbunden mit dem Gedanken, Danzou nicht mal eines der "leeren" Kinder aus Orochimarus Arsenal zu überlassen. Nun. Wir würden sehen, ob und was nötig werden würde, solange Danzou und seine ANBU-Ne existierten. Ich winkte die Truppe weiter. "Gehen wir. Der Untergrund von Konoha gehört meiner Meinung nach eingestampft." "Hai, Tai-sho." Fuse kam an meine Seite und rieb sich an mir, so als wäre sie in ihrer Gestalt als kleine, zweischwänzige Katze. "Und so ein gerissener Tai-sho noch dazu." "Ich tu, was ich kann, Fuse. Ich tu, was ich kann." Und das war bereits eine ganze Menge. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)