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Konoha Side Stories

von

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Der ewige Chunin 18

Anfangs hatte ich erwogen, Kishio rauszuschicken, um ihm die Details von Shinpachis Folterungen zu ersparen, aber mir war nur allzu klar, dass er den größten Teil von dem, was sein Freund uns erzählen würde, schon längst durch die Berührung mit ihm wusste. Kurz spielte ich mit den Gedanken, einerseits durch eine Berührung alles von Shinpachi direkt zu erfahren und diese Informationen so vor Kumogakure zu verbergen. Aber selbst wenn ich mich zu dieser Perfidität hätte durchringen können, so wäre der junge Mann noch immer in Kumogakure gewesen, nicht in Konoha. Und mir war eines sehr wohl klar: Wollte ich Kishio halten, musste ich Shinpachi in meine Heimatstadt bringen - zu welchem Preis auch immer. Der Taktiker in mir wusste zu gut, wie wertvoll ein Moeru für Konoha sein würde. Und der Himmel alleine mochte wissen, wie wertvoll ZWEI sein würden. Also arbeitete ich in Gedanken an einem Plan, um das zu ermöglichen. Teil davon war, dass Shinpachi alle Informationen offenlegte, die er über das Versteck besaß, sodass er seinen subjektiven Wert für Kumogakure reduzierte. Dann musste er, als unschuldig Gefangener, nur noch den Wunsch äußern, mit Kishio zu gehen. A-sama war im Grunde seines Herzens ein hochanständiger Mann, wenngleich er tödlicher war als mein alter Lehrer Sarutobi-sama, der dritte Hokage. Er würde sich, wenn es Kumo nicht schadete, nie dagegen stellen, dass der junge Mann nach dem Leid, das er erlitten hatte, in jenem Ort lebte, in dem er auch leben wollte. In Gedanken formulierte ich bereits die Eildepesche an Tsunade-sama, denn wenn ich etwas nicht wollte, dann war das ein Leben für die beiden Moerus in Konoha, das ähnlich aussah wie das von Naruto. Grundlegendes musste dringend geklärt werden, wenn ich auch noch die Option besaß, sie A-sama anzuvertrauen. Ich musste hier einerseits als Shinobi Konohas entscheiden, andererseits aber auch als derjenige, der für Kishio Verantwortung übernommen hatte. Und damit auch für Shinpachi.
 

Ich vertrieb diese Gedanken, als der ältere Moeru seinen Bericht begann, nachdem ihm von Kishio ein Schluck Wasser eingeflößt worden war. "Danke", murmelte er, obwohl er ebenso wie ich wissen musste, dass er auch alleine hätte trinken können. Aber Kishio war so verzweifelt darauf fixiert, irgend etwas für seinen "großen Bruder" zu tun, dass es fast schon ans Hysterische grenzte.

"Wo fange ich an? Am besten bei der Vernichtung von Moeru Macchi und der Ermordung der Einwohner. Es war ein Überfall, der uns aus heiterem Himmel traf. Es waren zwei Haupttäter, die in Begleitung des Vertreters des Daimyos gekommen waren, der die Moeru stets protegiert hat. Ich schätze, damit ist es jetzt wohl vorbei." Die Augen Shinpachis kontraktierten stark und tiefe Falten bildeten sich in seinen Augenwinkeln, die seiner Erschöpfung geschuldet waren. "Sie trugen schwarze Umhänge mit roten Wolken. Arglos wurden sie mit dem Gefolge des Vertreters, Imada-sama, ins Dorf gelassen, dachten wir doch, was könnte einem Moeru, geschweige denn allen passieren, wo wir doch mit der Kraft des Geistes töten konnten. Oh, wie sehr haben wir uns geirrt. Der eine von ihnen war Orochimaru. Er beschwor Mandara no Jin, der sofort angriff und das erste Dutzend in einem Schlag tötete. Sein Begleiter war ein Uchiha. Unverkennbar. Seine roten Augen haben sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Was er anstellte, war noch viel furchtbarer. Er setzte das ganze Dorf in Flammen... In schwarze Flammen, die wir nicht löschen konnten. Im Gegenteil, wer einmal von diesen Flammen berührt worden war, war unrettbar verloren. Wir..." Shinpachi schwieg für einen Moment, nahm sein Gesicht in beide Hände und schluchzte. "Wir haben sie getötet, weil sie die Qualen nicht ertragen konnten. Wahrscheinlich haben mehr Moerus ihre Familienmitglieder getötet, als der Uchiha oder Orochimaru auf dem Gewissen haben. Und die Leute des Daimyos, Imada-sama und seine Shinobi sahen nur dabei zu, wie das schwarze Feuer wie ein gigantisches Wagenrad durch das fuhr, was einst unser Dorf gewesen war."

Schwarzes Feuer, Uchiha, dazu die Umhänge mit den roten Wolken... Unverkennbar. Akatsuki. Itachi Uchiha, der zweite große Verräter Konohas. Ich fühlte Zorn in mir aufsteigen, weil es nicht nur ein Konoha-Nukenin, sondern zwei gewesen waren, die so viel Leid über die Familie Moeru gebracht hatten. Leider war ich keinem beiden auch nur annähernd gewachsen, wie ich mir schmerzlich bewusst machte.

Ryoga trat leise ein, nickte mir zu und postierte sich an der Wand. Wenn er seinen Posten, auf die "Kleinen" aufzupassen, verlassen hatte, dann musste etwas passiert sein. Wenn er nicht sofort mit mir sprach, war es ein längerfristiges Problem. Verdammt, ausgerechnet jetzt. Ich erwiderte sein Nicken. Kurz darauf sprach Shinpachi, beruhigt von Kishios tröstenden Berührungen, weiter.

"Ich weiß nicht, was danach geschehen ist. Ich war mit ein paar Halbwüchsigen und anderen Kindern außerhalb der Flammen. Darunter befand sich auch deine Schwester, Kishio-sama, Tama-chan. Ich versuchte sie aus dem Ort zu bringen. Aber dabei beging ich den Fehler zu glauben, bei den Leuten des Daimyos Schutz und Sicherheit zu finden. Natürlich fanden wir sie dort nicht. Sie nahmen uns gefangen, trennten die Kinder und vor allem Tama-chan von mir. Kurz dachte ich daran, mich selbst und die... Mich selbst zu töten, aber sie erpressten mich mit Tama-chans Leben, die zu jung war um zu verstehen, was gerade geschehen war." Er schluchzte leise und Kishio beäugte ihn mit Besorgnis.

"Ich weiß nicht, ob und wer überlebt hat. In einem Fall wie diesem gibt es die Anweisung, nach Tanima no Kuni zu fliehen, in die Obhut von Taeki und Nagisa, die auch für genau so einen Fall dort eine Zuflucht für alle Moerus aufgebaut hatten. Natürlich würden sie diese aufgeben, sobald die ersten Flüchtlinge eintrafen, denn mit Gefangenen war zu rechnen, auch mit Verfolgern. Es ist nur logisch, dass sie kurz darauf untergetaucht waren. Falls sie nicht schon tot waren, denn ich fürchte, dass nicht nur Moeru Macchi angegriffen wurde, sondern auch all unsere aktiven Leute im Einsatz. Wenn... Falls noch ein Moeru lebt, so nur in Abgeschiedenheit, Verborgenheit, möglichst weit fort von hier. Und die anderen? So ein massiver Angriff Orochimarus konnte nur das Ziel haben, uns auszulöschen. Warum sollte er dann jemanden absichtlich übersehen?

Ich traf einen Deal mit Orochimaru. Ich würde mich nicht selbst töten, und er würde Tama-chan und die anderen Kinder am Leben lassen. Ich weiß bis heute nicht, warum er darauf eingegangen ist, aber bis zum heutigen Tag hat er sich zumindest bei Tama-chan daran gehalten. Ob die anderen Kinder auch noch leben, weiß ich nicht. Ich hoffe es, aber ich fürchte, so wertvoll war ich dann doch nicht für ihn. Was ich aber vergessen hatte ihm abzupressen, das war ihm zu verbieten, Tama-chan zu manipulieren und zu seinem Werkzeug zu machen. Das allerdings hat er getan. Oder sie hat den einzigen Weg gefunden, wie sie überleben kann, indem sie tat, was Orochimaru ihr beigebracht hat. Heute nennt sie sich Karin und ist ihm voll ergeben."

Ich brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, dass Kishio sich bei diesen Worten versteifte. Da gab es Hoffnung, tatsächlich Hoffnung, dass neben Shinpachi und ihm selbst noch weitere Moerus am Leben sein mochten, und es war ausgerechnet seine Schwester, die er tatsächlich verloren hatte, bevor er sie wiederfinden konnte.

"Aber ich greife vor", sagte Shinpachi. "Wir wurden getrennt, aber nicht getötet. Gemäß meines Eides fügte ich mich. Anfangs aus eigenem Willen, später, weil Orochimaru mich unter eine Droge setzte, die nach und nach meine Fähigkeiten dämpfte. Darunter auch mein Gefühl für Zeit. Es würde zu weit führen, um all die Arten zu erklären, auf die ich gefoltert wurde. Wie grausig die Experimente waren, die sie vornahmen, und das nicht nur an mir. Wie viele Menschen sie in dieser Zeit töteten, die für mich merkwürdig schwammig war. Und wie brutal ich bestraft wurde, wenn meine Fluchtversuche scheiterten. Ich versuchte es wieder und wieder und wieder, und sie bestraften mich wieder und wieder und wieder. Sie..." Er entblößte seine Unterarme und zeigte uns ein Netz von Narben, die von den Experimenten, den Bestrafungen und dem Sadismus seiner Wächter herrühren mussten. Ich schüttelte mich unbehaglich. Wie um alles in der Welt hatte er all das so lange überlebt?

"Und alles nur", fuhr er leise fort, "um die Fähigkeiten der Moerus auf andere zu übertragen. Orochimarus Wissenschaftler versuchten alles. Mal versuchten sie, einen anderen Körper zu überreden, doch Moeru-Chakre anzunehmen, mal wurde es wie eine Maske über das Chakra einer Versuchsperson gelegt, mal versuchten sie es mit einem Vorrat meiner DNS, das sie in einen Körper implantierten, damit dieser auf meine Körperzellen und indirekt auf meine Fähigkeiten zurückgreifen konnte. Schließlich versuchten sie es mit meinen Genen selbst, um einen Moeru zu erschaffen. All das misslang. Die letzte Methode, die sie probierten, war, sich eigene Moerus zu züchten, indem sie mir Blut und... andere Körperflüssigkeiten abnahmen."

"Dieses Konzept ist Kumogakure auch nicht ganz unbekannt, oder?", warf ich spöttisch ein, auf die beinahe gelungene Entführung von Hinata Hyuuga anspielend. Mir war klar, welche Körperflüssigkeiten abgezapft worden waren. Und die wären auch zum Einsatz gekommen, um mit Hinata Kumo-Hyuugas zu zeugen. Kirabi-sama schnaubte leise. Er hatte mich wohl verstanden.

"Wie dem auch sei. Von alledem sah ich nie ein Ergebnis und verbrachte meine Zeit, ohne wirklich zu wissen, wie viel Zeit vergangen war. Aber wie ich jetzt sehe...", er streichelte Kishio über den roten Haarschopf, "muss es eine kleine Ewigkeit gewesen sein."

Erst jetzt fiel mir etwas auf. Beide Moerus waren erschöpft. So erschöpft, dass sie nicht wie gewohnt ihre Tätowierungen verdeckten, ein Bild, das ich schon seit zwei Wochen gewöhnt war. Diese Tätowierungen waren Kishio auf dem Markt auch prompt beinahe zum Verhängnis geworden, wären die Einwohner Kumogakures nicht insgesamt ein großartiger Haufen. Jedenfalls hatte Shinpa eine Tätowierung mehr als Kishio. Ich beschloss, die beiden beizeiten nach der Bedeutung des Bogens über dem Kinn zu fragen. "Es dürften fünf Jahre sein. Nicht, Kishio?"

Der junge Moeru sah auf. "Ein wenig mehr, Sensei."

Ich nickte. "Fahre fort, Shinpa-chan."

Der ältere Moeru nickte. "Während der letzten Wochen meiner Gefangenschaft war ich nicht im Mittelpunkt des Interesses meiner Kerkermeister und der Forscher, die mich drangsaliert hatten. Aus einem Grund, den ich nicht kenne, hatte einer meiner Kerkermeister Mitleid mit mir. Eines Tages wusch er meine Wunden nach einem besonders schlimmen Experiment, was das Netteste war, was ich seit Jahren erlebt hatte. Er versorgte mich auch ab und an mit zusätzlichen Rationen und neigte auch nicht dazu wie so viele andere vor ihm, mich zu hänseln und zu quälen, wenn ich zu schwach war, um mich auch nur zu bewegen. Aber er sagte nie ein Wort. Am Tag des Angriffs Kumogakures aber warf er mir die Kleidung eines Oto-Nins in meine Zelle und ließ die Tür offen. Diese Chance ließ ich mir nicht entgehen. Ich zog mich um, verließ die Zelle und suchte nach dem Ausgang. Und wäre ich die Strecke nur einmal in meinem Leben mit offenen Augen gegangen, hätte ich ihn auch gefunden. So aber irrte ich im Versteck umher, bis ich von Kumo-Nin gestellt wurde, die mich für einen meiner Kerkermeister gehalten haben. Ich schätze, ich verdanke mein Leben lediglich dem Umstand, dass ich zusammengebrochen bin, kaum dass sie mich entdeckt hatten. Tatsächlich hätte es sicherlich weniger Probleme gegeben, wenn ich in meiner Zelle geblieben wäre. Aber hinterher ist man ja immer schlauer. Ich fiel in Ohnmacht. Wachte wieder auf und war hier. Fiel wieder in Ohnmacht. So ging es seither. Seit über drei Wochen liege ich hier, und nur langsam spüre ich, dass überhaupt etwas von meiner alten Kraft zurückkehrt. Heute ist der erste Tag, an dem ich so lange Zeit am Stück wach bleiben kann. Und dieser Tag hat mir meinen kleinen Meister zurückgegeben." Bei diesen Worten grinste er breit und tätschelte Kishio den Kopf. Aber der Junge gab kein Widerwort. Überrascht berührte Shinpachi ihn. "Eingeschlafen", stellte er fest. "Einfach eingeschlafen."

Ich lachte leise, trat neben das Bett und wuchtete Kishio hinauf. "Ich schätze, für einen Tag müsst Ihr euch dein Bett teilen, wenn es dir recht ist, Shinpachi. Er ist nämlich auch verdammt erschöpft, weil er zuviel Chakra verbraucht hat. Und ich vermute mal, er würde protestieren, wenn ihn jemand heute aus diesem Raum entfernen würde."

"Ja, das klingt nach ihm." Der ältere Moeru schmunzelte. "Einen Tag werde ich das gern ertragen."

Ich sah den leitenden Arzt an, der zustimmend nickte. "Das geht in Ordnung. Aber ich schätze, wir können Shinpachi Moeru nach oben verlegen, raus aus dem Gefängnis. Eine normale Wache wird wohl reichen - zu seinem Schutz."

Ich nickte zufrieden und auch Kirabi-sama ließ ein zufriedenes Grunzen hören. "Na, dann lassen wir Kishio doch mal schlafen. Er hat es nötig. Du solltest auch schlafen, Shinpachi. Je schneller du dich regenerierst, desto besser. Vor allem für Kishio."

Der Moeru nickte schwach. Seine Lider begannen sich bereits zu schließen, ein Zeichen dafür, wie erschöpft er noch immer war. "Ja, Sensei." Kurz darauf war er eingeschlafen.

"Er hat immer noch Reste des Gifts im Blut, das er erwähnt hat", erklärte der Arzt. "In zwei bis drei Tagen wird es abgebaut sein, und dann wird es ihm schlagartig besser gehen. Orochimaru ist erfindungsreich."

"Verstehe", erwiderte ich. Ein apathischer, wehrloser Moeru war für seine Experimente sicher die beste Wahl. Es schauderte mich, als ich daran dachte, was für ein Mensch dieser Kerl doch war. Und ich verspürte Respekt für Shinpachi, weil er trotz seines Zustandes mehrfach zu fliehen versucht hatte. "Danke, Doktor."

"Gehen wir ein Stück. Und dann ab zurück, du Tölpel, du Dummkopf."

"Ja, Kirabi-sama. Vom Protokoll eine Abschrift an Konoha", mahnte ich den Medi-Nin, der mitgeschrieben hatte.

"Ja, ja, bin ja kein Dummkopf", murrte der Mann.
 

Zu fünft verließen wir das Zimmer, und Kirabi-sama, Ryoga und ich strebten dem Treppenhaus mit dem Aufgang zum zivilen Sektor zu, während die Medi-Nin in ihrer Abteilung blieben.

"Also ist Shinpachi Moeru keine Gefahr für Kumogakure", stellte ich fest.

"Nein, ist er nicht, der kleine Wicht", stimmte mir Kirabi-sama zu.

"Gut. Mehr wollte ich nicht hören. Selbstverständlich wird er Konoha überstellt."

"Du Tölpel. Du Dummkopf. Das wird der Rat entscheiden. Mein Bruder wird ihn leiten."

"Aber er hat kein anderes Verbrechen begangen als eine Oto-Uniform zu tragen", warf ich ein. "Und er wird verständlicherweise bei Kishio bleiben wollen."

"Kishio kann hierbleiben. Du kannst ihn uns überschreiben."

"Eine Lebensschuld kann man nicht so leicht übergeben, und das weißt du, Sensei. Außerdem habe ich mehr getan als sein Leben zu retten. Ich habe ihm ein Leben, eine Aufgabe gegeben. Das kann er nicht so einfach und vor allem nicht so schnell zurückgeben. Und das wird er wollen."

Mürrisch sah Kirabi-sama mich an. "Besser, du sprichst schnell mit Yugito, sie sagt dir was dazu."

"Gut, ich werde sie aufsuchen. Aber ich bin fest entschlossen, die beiden mit nach Konoha zu nehmen. Immerhin wurde ich für mein Attentat nicht einmal von Kumogakure bezahlt, also denke ich, Ihr steht ohnehin in meiner Schuld, Sensei."

Erstaunt sah Kirabi-sama mich an. Er lupfte sogar die Sonnenbrille. "Attentat?"

"Ich denke, so kann man den Kampf meiner Genin gegen die Anti-Konoha-Fraktion durchaus interpretieren", sagte ich mit einem Lächeln, das man auch gut zum Schneiden von Fleisch hätte benutzen können. "Ich denke, du solltest A-sama dazu mal ein paar Fragen stellen."

Die Brille rutschte wieder an die richtige Position. "Das werde ich und warte hier, ich schicke Yugito zu dir."

Es überraschte mich nicht, dass, wenn es eine geplante Aktion gewesen war, Kirabi-sama nichts davon gewusst oder geahnt hatte. So stark er auch war, er hatte auch eine herzerfrischend naive Seite und er wäre mir und meinen Genin zu Hilfe gekommen, wenn er davon gewusst hätte. Egal wie die Planung gelautet hätte. Aber ich war fest entschlossen, Kumogakure für Konohas Unterstützung bezahlen zu lassen. Shinpachi war da nur der erste Posten auf meiner Liste.

"Und wann geht es zum Versteck?", rief ich Kirabi-sama hinterher.

"Das läuft schon nicht weg!", rief er zu mir zurück. Dann war er aus dem Gang verschwunden.

"Gut, das wäre in die Wege geleitet. Und was liegt nun an?" Ich übersah meine kleine Schar, die gewachsen war, während ich mich mit Kirabi-sama unterhalten hatte. Zu Ryoga war nun auch noch P-chan getreten; mit ihr Kira, dessen Haare merkwürdig abstanden. Und roch da nicht irgendwas an ihm verbrannt? Seine Spinne war wieder bei ihm. Ach, und Kiras Cousine war natürlich auch dabei.

Ryoga winkte mir, ihm zu folgen. Also bedeutete ich den anderen, hier zu warten, während ich ihn begleitete.

"Was gibt es, Ryoga?"

Der Affenkrieger runzelte die Stirn. "Mamo-chan, ich..." Er stockte.

"Um was geht es? Um eine Affenangelegenheiten, oder um Shinji, Mai oder Kuzoko?"

"Können wir das abseits besprechen?"

Ich nickte leicht und wandte mich wieder den Genin zu. "Okay. Kira, Kuzomi-chan, ich möchte, dass Ihr zum Büro des Raikage geht und meine Kohai und ihren Affenkrieger herholt. Shinobu, schnapp dir bitte Shinji und geh mit ihm zu dir nach Hause. Der Raikage hat gesagt, die Yamadas wollen uns aufnehmen. Ich wüsste gerne, ob dieses Angebot noch gilt, nachdem wir doch mehr sind als angekündigt wurden, oder ob wir uns für unsere Unterbringung an den Raikage wenden sollten."

"Ich bin mir da zwar ziemlich sicher, dass das Angebot noch steht. Ich denke mal, Opa besteht sogar darauf. Aber okay, ich gehe fragen."

"P-chan, begleite Kira und Kuzomi bitte. Sie kennen Kumogakure nicht."

"Keine Sorge, das mache ich doch gerne." Sie klopfte Kira auf die Schulter. "Vor allem jetzt, wo Kira und ich doch so gute Freunde geworden sind, nicht, Kira-chan?"

Das verlegene Lächeln des blonden Genins war von leichtem Entsetzen durchzogen. Aber immerhin, er lächelte und widersprach nicht.

"Na, dann los."
 

Ich suchte mit Ryoga eine Wartenische auf, während die Genin auseinanderstrebten. Dort ließ ich mich mit dem Affenkrieger nieder. "Wie schlimm ist es?"

"Woher weißt du, dass es schlimm sein könnte?"

"Weil du alleine mit mir reden willst."

Ryoga grinste jungenhaft. "Es ist schlimm und doch wieder nicht schlimm. Du musst mit Mai reden. Du bist ihr Sensei."

Ich runzelte die Stirn. "Mit Mai reden? Was hat sie denn getan?"

Der Affenkrieger sah mich ernst an, dann aber von mir fort. "Kishio hat... Im Schlaf gesprochen, als ich ihn getragen habe. Er hat was gefaselt von Mai, die ihn nicht wegschicken soll, und ich hatte nicht das Gefühl, es würde um ein Beziehungsproblem gehen."

Ich versteifte mich automatisch, als ich das hörte. Befürchtet hatte ich es schon länger, dass es zu Eifersucht kommen würde, wenn ich Kishio bei mir behielt, aber nun war sie offen ausgebrochen. Ausgerechnet bei Mai. Aber nach alldem, was sie durchgemacht hatte und nach ihren Schwächeanfall am Tafelberg war das eigentlich auch anzunehmen. Jede Form von Rückschlag war schlecht für sie. Und wegen Kishio musste ich Zeit für ihr Trainung abknapsen. Dass sie es so schlimm nahm, und damit weit schlimmer als die Jungs, hätte ich nie geahnt.

"Danke, Ryoga. Ich rede mit ihr", sagte ich und wollte aufstehen.

"Das ist noch nicht alles, Mamo-chan", hielt er mich zurück.

"Noch nicht alles?" Erstaunt ließ ich mich wieder zurücksinken. "Ist was mit Shinji?"

"Nein, es geht immer noch um Mai. Sie... Nun. Sie schneidet sich."

"Sie tut was?"

Unschlüssig sah Ryoga mich an, bevor er seinen linken Unterarm entblößte und ein Kunai zog. "Sie schneidet sich. So etwa. In kurzen, gleichmäßigen Schnitten. Den ganzen Arm runter. Schön fein säuberlich nebeneinander." Zum Glück verzichtete er bei der Vorführung, seine Haut tatsächlich einzuschneiden.

"Und warum?", fragte ich ungläubig.

Der Affenkrieger zuckte die Schultern. "Wenn ich das wüsste... Sie versteckt die Schnitte und Narben normalerweise mit einem Jutsu."

"Das ich nicht bemerkt habe. Hm, nicht schlecht für so einen kleinen Ratz. Vielleicht hängen beide Themen zusammen. Aber ich habe jetzt wirklich keine Ahnung von Psychologie. Ich wüsste nicht, wie ich mit ihr umgehen soll."

"Es wäre eventuell ein Anfang, herauszufinden, wie ernst sie das wirklich meint. Das mit Kishio."

Ich nickte dem Affenkrieger zu. "Du hast wahrscheinlich recht. Ich konfrontiere sie mal mit meinem Wissen."

Irgendwo im Gang voraus klappte eine Tür, dann huschten Shinobu und Shinji an der Korridoröffnung vorbei. Oder vielmehr huschte das Mädchen und der arme Junge war dazu verdammt, von ihr halb hinterhergeschleift zu werden. Wenigstens zog sie nicht am gebrochenen Arm. "Wir gehen dann, Sensei!", rief er mir zu, aber die Zeit war zu kurz, als das ich ihn hätte dabei ansehen können. Sie waren schon wieder im Gang verschwunden.

"Energisches kleines Mädchen. Hat viel Ähnlichkeit mit Kira", sagte ich.

Ryoga lachte meckernd. "Hoffen wir mal, nicht zu viel Ähnlichkeit. Mit Tsundere-Persönlichkeiten dürfte Shinji nämlich überhaupt nicht klarkommen."

"Oh, der Junge ist immer für eine Überraschung gut", erwiderte ich grinsend. Erneut erhob ich mich. "Geh ihnen nach und pass auf, dass ihnen nichts passiert. Unauffällig."

"Verstanden." Ryoga nickte mir harsch zu, bevor er per Step verschwand. Nun war mir etwas wohler.

Ich seufzte leise. Na dann, Mamoru Morikubo, auf ins Gefecht zur ersten Schlacht mit deiner Genin.

***

"Na, du bist mir eine. Erst hetzt du so, und dann trödeln wir", sagte Shinji gespielt beleidigt, während das Mädchen für sie beide gefüllte Waffeln kaufte.

"Oh, ich nehme nur Rücksicht auf dich", erwiderte das blonde Mädchen. "Du musst doch bestimmt eine Menge essen, um dein Gewicht zu halten, oder?" Grienend hielt sie ihm die Erdbeerwaffel unter die Nase.

"Da hast du vollkommen recht. Ich habe schon viel zuviel abgenommen, seit ich mit Sensei unterwegs bin. Danke dir." Die Augen fest auf die Waffel gerichtet, ergriff er die Süßspeise und biss hinein. "Oooooh, göttlich. Zucker, jaaaa."

Shinobu kicherte in sich hinein und dirigierte den dicklichen Genin in Richtung einer Bank, die bei dem seltenen Sonnenschein in Kumogakure einen verlockenden Eindruck machte. Sie setzten sich, wobei sie es sich nicht nehmen ließ, auf der Lehne Platz zu nehmen und ihre Füße auf die Sitzfläche abzustellen. Erst hier kostete sie von ihrer Waffel mit Bananenfüllung. "Wir haben Zeit", sagte sie zwischen zwei Bissen. "Auf eine halbe Stunde kommt es heute nicht mehr an. Und ich weiß ja, was Opa sagen wird. Ein Yamada nimmt eine einmal ausgesprochene Einladung nicht wieder zurück. Das ist eine Frage der Ehre. Vor allem, wenn es um Mamo-chan geht." Sie griente den Konoha-Genin erneut an. "Wusstest du, dass ich ihn schon lange kenne? Damals, als er zum Chunin-Examen in Kumo war, hat er meine Klasse an den Shuriken und im waffenlosen Kampf ausgebildet. Damals war ich gerade erst an die Akademie gekommen und hatte furchtbare Angst vor den Waffen und davor, zu Boden geworfen zu werden. Und ich hatte noch mehr Angst, dass Kira deshalb über mich lachen würde. Aber Mamo-chan - er nannte mich damals Shi-chan, weißt du? - hat mir die Angst genommen, indem er mir zeigte, wie ich fallen muss und wie die Shuriken tun, was ich will. Er ist ein guter Lehrer und hat viel Geduld."

"Er ist aber auch ein hinterlistiger Mistkerl", sagte Shinji mit grimmiger Miene. "Weißt du, was er mit uns gemacht hat, bevor wir aufgebrochen sind? Er hat das Glöckchenspiel mit uns gemacht. Er hat P-chan, einen Freund von ihm, Lee-san, und sich selbst mit Glöckchen ausgestattet und uns gesagt, wir müssten ihm eine von drei, P-chan ihre einzelne oder Lee-san eine seiner beiden Glöckchen abnehmen. Wer kein Glöckchen hat, darf nicht mit. Wir haben uns also richtig ins Zeug gelegt, um diese Glöckchen zu kriegen, aber Sensei hat uns richtig hart angepackt. Am Ende hatten wir nur ein Glöckchen, aber das hat uns P-chan mehr oder weniger geschenkt. Und als es darum ging, wer denn von uns dreien mit auf die Reise nach Kumogakure gehen sollte, haben wir uns furchtbar gestritten."

"Wolltet Ihr alle so gerne mit, dass Ihr euch um das Glöckchen gestritten habt?", fragte Shinobu verwundert.

"Natürlich wollten wir alle mit. Aber gestritten haben wir darum, wem wir das Glöckchen geben sollten. Ich glaube, jeder hat das Glöckchen dreimal weitergereicht, bevor Sensei der Kragen geplatzt ist. Er hat es uns weggenommen und gesagt..." Shinji erhob sich, warf sich vor Shinobu in Positur und versuchte, seine Stimme wie die seines Senseis klingen zu lassen: "Wenn Ihr euch nicht darüber einig werden könnt, wer die Ehre haben soll, das Glöckchen zu bekommen und mich auf meiner Reise zu begleiten, dann solltet Ihr doch besser alle drei mitkommen. Oder nicht?" Und da hielt er plötzlich drei Glöckchen vor unsere Nasen. Der Halunke hat nämlich gar nicht wegen der Glöckchen mit uns gespielt, ihm ging es nur darum, wie weit unsere Jutsu entwickelt sind und wie gut wir als Team arbeiten würden. Und ich verwette meinen rechten Arm darauf, dass P-chan das Glöckchen an Mai-chan gegeben hat, damit genau die Situation passiert, die wir dann erlebt haben."

Grübelnd setzte sich Shinji wieder und biss gedankenverloren in seine Waffel. "Wemmich so müber machbenke, damm häppe er umm wohl zuhau'e gelaffem, wemm wir..." Irritiert stoppte Shinji mitten im Satz, als sich Shinobu neben ihm schier ausschüttete vor Lachen.

Shinji schluckte seinen Bissen runter. "Lustig? Ich? Weil ich mit vollem Mund rede?"

Verdutzt unterbrach das Mädchen seinen Lachanfall. "Was?" Als die Erkenntnis es erreichte, lächelte es und tätschelte Shinjis Wange. "Nein, Dummerchen. Mir ist nur eben eingefallen, was Mamo-chan uns damals schon eingetrichtert hat: Wenn die Gruppe im Einsatz ist, sind deine Kameraden deine besten Freunde, also behandle sie auch so. Gell, hättest du das gewusst, dann wäre euch die Prüfung sicher leichter gefallen."

Shinji schnaubte aus und stopfte sich den Rest der Waffel in den Mund, nur um gierig zu kauen und den Rest runterschlucken zu können. "UNS hat er das nicht beigebracht. Ich bin eifersüchtig."

"Oh, keine Sorge, das brauchst du nicht. Ich bin bereit, Mamo-chan zu teilen, wenn du es auch bist. Selbst wenn er mich nicht wiedererkennt. Aber ich habe mich ja auch verändert. Alles wieder gut?" Sie beugte sich vor und küsste Shinji auf die Wange. "Bitte, ja?"

Eine leichte Röte huschte über seine Wangen. Er sprang auf. "A-alles wieder gut. In Ordnung, wir teilen ihn uns. Ich meine, neben Mai-chan und Kira teile ich ihn mir auch mit Kuzomi-chan, Kuzoko-chan, Perine-sama, Ryoga und Kishio, da kommt es auf einen mehr auch nicht drauf an." Er sah verlegen zur Seite. "W-willst du was trinken? Da hinten steht ein Automat."

"Gerne. Kirschsoda, bitte. Du bist so aufmerksam, Shinji-sama."

"Bi-bin ich das? Das freut mich! Bin gleich wieder da!" Er lief los, winkte ihr dabei zu und beeilte sich, um ihre Kirschsoda und Cola für sich zu bekommen. Dabei pochte ein Gedanke hinter seiner Stirn, der ihm vehement mitzuteilen versuchte, dass ihm etwas Elementares, Kiras Cousine betreffend, gerade zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus gegangen war.
 

Als er mit zwei eiskalten Getränkedosen zurückkehrte, war Shinobu nicht mehr alleine. Fünf Jungs unterschiedlichen Alters umringten sie, und der Größte von ihnen, ein hagerer Blondschopf von vielleicht fünfzehn Jahren, der ein Kumo-Shinobi-Stirnband trug, redete auf sie ein. Das alles ließ sie von sich abtropfen, als gebe es weder den blonden Jungen, noch die anderen vier.

"Alles in Ordnung?", fragte Shinji argwöhnisch, als er näher kam.

Shinobu sah auf, als sie seine Stimme hörte. "Shinji-sama! Willkommen zurück!" Mit einem Satz hatte sie die Bank verlassen, die beiden Jungs vor ihr übersprungen und landete nun sanft wie eine Feder neben dem Konoha-Nin. "Oh, danke, Kira-sama. Ich bin am Verdursten. Und sogar meine Lieblingsmarke? Woher wusstest du das?"

"Äh", machte Shinji verlegen, der von der Situation etwas überfahren war, "es war nur diese Marke im Automaten."

"Dann muss es Schicksal gewesen sein, dass du ausgerechnet diesen Automaten ausgesucht hast, Shinji-sama. Oh, wir passen so gut zusammen."

"Was?", raunte Shinji, die Augen vor Schreck aufgerissen.

"Spiel einfach mit, ja? Das ist Gero, ein Idiot. Er stellt mir dauernd nach."

"Er stellt dir nach?", fragte Shinji wütend und wollte vorstürmen, doch Shinobu hielt ihn zurück.

"Keine Sorge, er belästigt mich nur damit, das ich seine Freundin werden soll. Aber ich gehe doch nicht mit so einem Idioten."

"Ich kümmere mich um ihn", knurrte Shinji und wollte erneut an ihr vorbei, doch ihre Hand war unerbittlich.

"Wenn du in Kumo bist, tue die Dinge wie die Kumos. Hat dir dein Sensei das nicht beigebracht? Spiel einfach mit, und ich habe für eine lange Zeit meine Ruhe. Ja?"

Shinji entspannte sich merklich. "Okay. Ich vertraue dir."

Röte huschte über ihre Wangen. "G-gut, Shinji-sama." Sie griff nach ihrer Dose und öffnete sie, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. "Ah, das ist lecker."

"Wer ist denn der Typ da?", fragte der große Blonde, Gero mit Namen, als er nähertrat, seine Bande im Schlepptau.

"Oh, das." Shinobu legte besitzergreifend eine Hand um Shinjis Schulter. "Das ist Shinji-sama aus Konohagakure." Sie räusperte sich vernehmlich. "Mein Verlobter."

"Was?" Dieser Ausruf wiederholte sich fünfmal. Eigentlich sechsmal, aber Shinjis Entsetzen war in den Rufen der anderen untergegangen.

"Bitte, Shinji-sama", hauchte sie ihm zu.

"O-okay." Er trat einen halben Schritt vor und stellte sich halb vor sie. "Was sind das für Typen, Shinobu-chan, und warum belästigen sie dich?"

"Was willst du eigentlich, du Würstchen?", rief Gero aufgebracht.

"Das heißt nicht Würstchen, sondern Herr Würstchen! Oder noch besser, Verlobter von Shinobu-Würstchen!", knurrte er angriffslustig.

"Du", sagte einer der anderen Jungen, ein dunkelbrauner Bursche mit schneeweißen Haaren, "ich glaube, der meint das ernst, Gero."

"Erzähl doch nicht so einen Schwachsinn! Wer will schon was mit einem Konoha-Nin zu tun haben? Und selbst wenn's stimmt muss sie doch einer retten, oder?"

Zustimmendes Gemurmel der anderen klang auf.

Abfällig schürzte Shinobu die Lippen. "Du weißt aber schon, dass mein Clan Beziehungen nach Konoha unterhält, dass mein Onkel sogar nach dorthin geheiratet hat, oder? Opa sagt, aus jeder Generation soll mindestens einer von uns nach Konoha einheiraten und mindestens einer jemanden aus Konoha nach Kumogakure holen. Tja, und Shinji-sama ist nun mal meiner." Sie seufzte tief. "Oh, es war Liebe auf den ersten Blick, als wir uns getroffen haben. Nicht, Shinji-sama?"

"J-ja! Liebe auf den ersten Blick! Dieses wunderschöne Wesen, heller als ein Sonnenstrahl, hat mich sofort in seinen Bann gezogen! Und Ihr riskiert eine Tracht Prügel, wenn Ihr sie nicht in Ruhe lasst!"

"Gero, es ist vielleicht wirklich keine schlechte Idee, wenn..."

"Schnauze, Amati! Machst du mich an? Machst du mich tatsächlich an? Und wer soll dir das denn glauben, Fettie, dass ausgerechnet Shinobu-chan auf dich steht?"

"Gero, ich denke wirklich, dass..."

"Schnauze, Amati! Ich werde dem Kerl eine reinhauen, dass er Zähne spuckt wie ein Wunschbrunnen! Und dann ist ein für allemal klar, wer hier mit Shinobu-chan zusammen ist!"

Shinji schnaubte verächtlich. "Du könntest heute sogar eine echte Chance haben, weil mein Arm noch nicht wieder verheilt ist, Bohnenstange. Aber ich würde mir von einem oder zwei deiner Freunde helfen lassen", sagte er gehässig. "Nur um auf Nummer sicher zu gehen, du verstehst?"

"Wenn du glaubst, dass ich..."

"Gero, ich denke wirklich, wir sollten jetzt..."

"Schnauze, Amati! Ich lasse mich jedenfalls nicht von einem Burschen, der zwei Jahre jünger ist als ich, vorführen und verarschen! Wenn er..."

"Mamoru Morikubo ist sein Sensei!", sagte Shinobu scharf. "Und er ist Gast des Raikages!"

Für einen Augenblick stockte der blonde Bursche. Doch dann ließ er seine Knöchel knacken. "Wenn er wirklich der Schüler von DEM Morikubo ist, dann kann er sich wehren!"

"Gero, das ist wirklich keine..."

"Schnauze, Amati!"

"Du hast eh keine Chance bei mir, du widerlicher Angeber. Mein Herz gehört nur Shinji-sama", stellte Shinobu in verächtlichem Tonfall fest.

"Ha!", machte Gero abwertend. "Das sagst du, wenn du mich haben kannst? Das glaube ich dir n..." Er verstummte und wurde reichlich blass.

Der Grund hierfür war das Mädchen, das Shinji den Kuss seines bisherigen Lebens gab, von dem er nur deshalb nicht in Ohnmacht fiel, weil er sich nicht entscheiden konnte, dies aus absolutem Glück oder aus grenzenloser Panik zu tun.

Als sie sich wieder vom Konoha-Nin löste, warf sie Gero einen amüsierten Blick zu. "Denkst du, ich könnte ihn einfach so küssen, wenn ich nicht völlig in ihn verliebt wäre?"

Entsetzt sah der Kumo-Genin die beiden an. Mehrere bange Sekunden vergingen. Plötzlich zog er ein Kunai. "Dann muss er eben sterben, der dreckige kleine..."

"GERO, LASS DAS!", brüllte ihm der Weißhaarige aus nächster Nähe ins Ohr.

"Schnauze, Amati! Warum sollte ich das tun?"

"Weil der da verdammt sauer aussieht! Und er trägt ein Konoha-Stirnband!" Amati riss den Kopf des Älteren herum, sodass er sehen konnte... Eine grüne Weste auf Augenhöhe. Zwei pelzige Arme, die in Krallen endeten, die sehr verwandt mit Dolchen zu sein schienen. Der Blick wanderte höher und offenbarte ein behaartes Gesicht mit einem wirklich scharf aussehendem Gebiss. Darüber zwei drohende Augen und ein Konoha-Stirnband. "E-ein Affenkrieger!"

"Gibt es hier Ärger, Shinji-sama?", fragte er betont gelassen, wobei er das Sama deutlich betonte.

Shinji fing sich als Erster wieder. "Nein, kein Ärger, Ryoga. Die Herren wollten gerade für immer aufhören, Shinobu-chan zu belästigen. Und sie wollten gerade gehen."

"Ist das so?", fragte der Affenkrieger mit knurrender Stimme.

Eifrig bestätigten die fünf Ryoga Shinjis Worte.

"Gut. DANN GEHT!"

Die fünf nahmen die Beine in die Hand und liefen davon, so schnell sie konnten.

Vor den Augen Shinobus und Shinjis verwandelte sich Ryoga wieder in seine Menschengestalt. "Verzeih, Shinji-kun, ich weiß, du wärst selbst verletzt mit ihnen Schlitten gefahren, aber ich wollte die Situation möglichst ohne Tote lösen."

"Du überschätzt mich, Ryoga-sensei. Ich hätte mich tapfer geschlagen, aber fünf auf einmal?", gab er verlegen zurück. "Danke, dass du mich und Shinobu-chan gerettet hast."

Der Affenkrieger lachte abgehackt. "Bist du dir da so sicher? Dies hier waren nur Genin. Weißt du nicht mehr, gegen wen du heute morgen gekämpft hast? Waren diese fünf auch nur annähernd so stark wie deine Gegner auf dem Hügel?"

"Nein, natürlich nicht, aber..." Verblüfft hielt er inne. "Ich bin stärker als ein Genin?"

"Das ist toll, Shinji-sama!", rief Shinobu glücklich.

Ryoga lachte kehlig. "Sagen wir, für einen Genin bist du ganz schön stark. Vor allem, wenn du jemanden hast, den du beschützen kannst." Er zwinkerte der Kumo-Kunoichi zu, woraufhin die errötete.

"Mamo-chan schickt mich. Ich soll auf euch aufpassen. Aber ich bezweifle, dass das nötig sein wird. Aber wenn ich schon mal hier bin... Was gibt es hier denn noch außer Kirschsoda und gefüllten Waffeln zu kaufen, Shinobu-chan?"

"Oh, heute ist Markt! Es gibt so viele leckere Sachen! Wir können uns ja was für den Weg mitnehmen! Und für heute Abend! Das wird toll, das wird so toll!" Das Mädchen griff nach Shinjis Hand und zog ihn mit sich. "Komm, Ryoga-sensei!"

"Eieieieieiei", machte der Affe. Er hatte die ganze Szene beobachtet und fragte sich jetzt... Nun, manche Frauen waren tatsächlich so sprunghaft. Oder meinte sie es ernst?

"Ach ja, danke, dass du mich Sama genannt hast. Ich weiß das zu schätzen, Ryoga", rief Shinji ihm über die Schulter zu. "Auch wenn du es nicht ernst gemeint hast. Aber es passte zur Täuschung!"

"Also, meines war ernst gemeint, Shinji-sama", sagte Shinobu mit einem strahlenden Lächeln, das den jungen Genin erneut erröten ließ. "Hiervon müssen wir mitnehmen! Tintenfisch in gebratenen Teigkugeln! Wir nennen sie Takoyaki! Und da hinten, das sind Dangos, die habt Ihr in Konoha doch auch, oder? Müssen wir noch was für Mai-chan und die Spinnenmädchen suchen, was sie besonders mögen?"

"Für Mai-chan reicht es, wenn es süß ist. Sie hat eh so einen flachen Blutzuckerspiegel", erwiderte Shinji.

"Was? Sie auch? Manchmal esse ich morgens ein Stück Schokolade, um fit zu werden."

"Das werde ich ihr weiterempfehlen. Einer muss ja auf meine Onee-chan aufpassen", verkündete Shinji stolz.

"Eieieieieiei", wiederholte Ryoga und beeilte sich, um den Anschluss nicht zu verlieren.

***

Ich klopfte an Mais Behandlungszimmer an. "Herein."

Leise trat ich ein, zur Ärztin gerichtet, die anscheinend damit fertig war, ihr eine Standpauke zu halten. "Das trifft sich gut, dass Sie kommen, Morikubo-san. Sie müssen unbedingt..."

"Mit meiner Genin sprechen. Das werde ich. Jetzt sofort. Sie können sich jetzt Ihren anderen Aufgaben widmen, Sensei."

Die Ärztin sah mich verblüfft an. Die Verblüffung wurde schnell zu Wut. Zumindest, bis sie mich ansah und die stumme Bitte in meinen Augen sah. "Nun ja, ich habe durchaus noch mehr zu tun. Komm morgen zur Kontrolle wieder, Mai-chan. Guten Abend, Morikubo-san."

Sie rauschte an mir vorbei und warf die Tür hinter sich zu.

Ich trat vor Mai und setzte mich auf den Hocker, den die Medi-Nin benutzt hatte. "Hey."

"Hey, Sensei", erwiderte sie, das Gesicht abgewendet. Ihre Rechte lag auf dem linken Unterarm. Sie hatte das Jutsu, das die Schnitte verbarg, erneuert.

"Mai-chan, wir müssen reden."

"So. Müssen wir das?", fragte sie trotzig. Ihre Rechte umklammerte den Unterarm fester.

"Ja, wir müssen. Was hältst du davon, wenn wir Kishio aus der Gruppe entfernen?"

Ich spürte leichtes Entsetzen von ihr ausgehen. Sie ließ den linken Unterarm los und sah mich an. "Wieso? Hat er was ausgefressen? Ist was mit ihm? Ist was passiert?"

Ich stutzte kurz bei dieser Reaktion. So hatte ich das nicht erwartet. "Äh, nein. Aber man hat mir zugetragen, dass du ihn nicht mehr in der Gruppe haben möchtest. Und bevor es zu Unfrieden in der Gruppe kommt, muss ich eine Entscheidung treffen."

"Aber so habe ich das doch gar nicht gemeint!", rief sie aufgebracht. "Sicher, ich habe ihm gesagt, er sei schuld und so! Und ich habe ihm gesagt, dass... Dass..." Sie stockte wieder. "Aber ich habe es doch zurückgenommen! Ich weiß doch, dass er gar nicht schuld ist! Er kann ja auch gar nicht schuld sein! Ich war ungerecht, okay, manchmal bin ich das eben! Aber deshalb will ich ihn doch nicht loswerden! Wirklich, ich mag Kishio!"

"Dann liegt das Problem woanders. Ich bin es wohl. Trainiere ich dich zu wenig? Vernachlässige ich dich?"

Sie sah wieder zur Seite, Tränen in den Augenwinkeln. "Nein, Sensei, es ist nur... Es ist... Schwierig."

"Gut. Ich mag keine einfachen Sachen. Erzähle es mir. Und dann sag mir auch gleich, was wir hiermit anstellen können." Ich berührte ihren Unterarm. "Kai."

Das Jutsu wurde unterbrochen und offenbarte mehrere Dutzend parallele Schnitte, die den Arm hinabliefen. Ich betrachtete die Schnitte genauer. "Weißt du, wenn wir noch im rechten Winkel schneiden, können wir alle Linien verbinden. Dann haben wir ein Gitternetz, und wenn uns im Einsatz langweilig wird, können wir auf den Linien Go spielen. Was denkst du?"

Gegen ihren Willen musste sie kichern. "Sensei, du bist unmöglich."

Ich lächelte zurück. "Es hängt beides zusammen, nicht? Es geht sehr wohl um Kishio, aber sicher nicht so, wie ich mir das gedacht habe. Und sicher nicht so, wie er es sich denkt. Der arme Kerl. Wenn ich mir vorstelle, dass er sich deine Worte zu Herzen genommen hat, tut er mir leid."

"Ich habe es zurückgenommen, menno", murrte sie trotzig, die Lippen zu einem Flunsch vorgeschoben und den Blick gesenkt.

"Ich bezweifle, dass das bei ihm angekommen ist. Mai-chan, Kishio ist wie ein verschrecktes Wild, das Menschen nicht gewohnt ist. Jedes falsche Wort, jeder laute Ruf verscheucht ihn, auch wenn du das gar nicht willst. Er hat so lange Zeit alleine überlebt, ohne dass ihm jemand geholfen hat. Bei uns hat er das erste Mal so etwas wie ein Team, eine Familie. Aber diese Familie steht auf tönernen Füßen. Und selbst wenn die Tonfüße nicht zerbrechen, so kann er es immer noch denken und von selbst hinabstürzen." Ich ergriff ihre Hände. "Mai-chan, ich weiß, was du durchgemacht hast. Ich weiß, wie schwer es für dich war, dich wieder aufzurappeln und den Weg des Shinobi erneut zu gehen. Ich kann nicht nachempfinden, wie schlimm die Schmerzen waren, wie sehr du dich geplagt hast und wie schwer die Zweifel wogen, es vielleicht nicht zu schaffen. Aber du hast es geschafft. Du hast alle Hindernisse erklommen. Wieder und wieder und wieder. Und du hast mit Kira und Shinji zwei Freunde, die für dich Freunde fürs Leben werden können. Du hast gesehen, am Tafelberg, als dein Chakra zuende ging, dass sie sich für dich geopfert hätten. Beide. Und im Gegenzug hast du Seite an Seite mit ihnen gekämpft, hast dich als Kunoichi Konohas mehr als bewährt. Du bist dadurch größer geworden, Mai-chan. Kishio ist der Neue in der Konstellation, und du bist seine Sempai. Du musst auf ihn achtgeben, für ihn da sein. Du musst ihm zeigen, was du alles gelernt hast, als das Schicksal dich geprüft hat. Deine Ausdauer, deine Geduld, deine innere Stärke, die du erlangt hast. Ach, und die äußere Stärke. Von allen dreien bist du diejenige, auf die Kishio am meisten hört. Du bist seine Vertraute. Obwohl er immer noch mit deinen Worten kämpft."

"Meinst du wirklich?", fragte sie leise, den Blick noch immer gesenkt. "So habe ich das gar nicht gesehen. Und ich wollte meine Wut auch nicht an ihm auslassen. Aber ich dachte halt, du ersetzt mich bestimmt durch ihn, wenn ich wieder einen Fehler mache."

Ich sah ihr in die Augen, und das reichlich entgeistert. "Das glaubst du doch nicht wirklich." Schallend begann ich zu lachen.

"Lach mich nicht aus, Sensei", murrte sie. "Ich habe das ernst gemeint."

"Mai", sagte ich zwischen zwei Lachanfällen und einem Glucksen, "nichts und niemand kann dich aus deiner Gruppe entfernen. Okay, das Chunin-Examen, oder ein Einsatzbefehl für eine Solo-Mission. Schlechtes Beispiel. Niemand kann dir deinen Platz in Team dreizehn nehmen. Niemand. Ihr drei wurdet so aufgestellt und in dieser Aufstellung bleibt Ihr zusammen. Du, Shinji und Kira. Ihr seid der Kern und das Herz der Truppe. Man kann euch nicht austauschen, nicht auseinanderreißen. Ihr seid ein Team. Nicht einmal der Tod kann das ändern. Weißt du, als ich in Team drei war, damals, als Genin frisch von der Akademie, genau wie du heute, da habe ich unglaublich viele Fehler gemacht, unglaublich viel Mist angestellt. Ich schien irgendwie linke Füße zu haben. Aber es hat mir keine Angst gemacht. Weißt du auch, warum? Mein Sensei, Gekko Hayate, hätte mich nie aus seinem Team geworfen. Er war immer für mich da, besaß eine Engelsgeduld und unendliches Vertrauen in mich. Das stärkte mich so sehr, dass ich trotz meiner Unsicherheit meinen ersten richtigen Kampf auf Leben und Tod gewann. Ich verdanke meinem Sensei so viel, was ich ihm niemals wiedergeben kann. Aber ich kann es an meine Genin weitergeben, und du und Kira und Shinji, Ihr drei seid die Genin, denen ich all das gebe, was mir Hayate-sensei gegeben hat. Und so, wie ich immer meinen Platz in Team drei haben werde, so wirst du immer deinen Platz in Team dreizehn haben."

Übergangslos ließ sie meine Hände los und umarmte mich. Sie schluchzte leise, während sie ihr tränennasses Gesicht an meinen Hals drückte.

Ich wusste, das war nur ein erster Schritt auf dem richtigen Weg. Es war mein Fehler gewesen, nicht zu sehen, dass ihr Selbstbewusstsein noch mehr Aufbau benötigte; aber wer hätte das auch gedacht, nachdem er sie gesehen hatte, in zwei Schlachten und dem Spiel Genin gegen Genin. Vorsichtig drückte ich sie an mich, um ihre Verletzung zu schonen. So blieben wir einige Zeit, in der sie nur schluchzen und weinen konnte. Auch ich war einmal so gewesen, und damals war es Gekko gewesen, der für mich da gewesen war, bis die Tränen nicht mehr geflossen waren. Und er hatte nie etwas darüber gesagt, nicht zu Karin, nicht zu Hana-chan. Allerdings hatte ich die Vermutung, dass er Uzuki-sensei sehr wohl etwas gesagt hatte. Die ANBU musterte mich seitdem ab und zu so... Erwartungsvoll?

Als sie sich beruhigt hatte und mein Hemd aus Spinnenseide kräftig mit salzigen Tränen getränkt worden war, beschloss ich, einen kleinen Scherz zu machen. "Also, verbinden wir die Linien jetzt?Und was spielen wir dann? Go, oder doch lieber Shogi? Wir können auch Dschunken versenken spielen..."

Wieder musste sie gegen ihren Willen lachen. "Sensei...", mahnte sie mich, und ich lächelte darüber.

"Ich glaube", sagte sie mit leichtem Nachdruck in der Stimme, "wir müssen was dagegen tun, dass Kishio nur hört, was negatives zu ihm gesagt wird."

"Unbedingt."

"Und ich glaube, ich rücke ihm lieber mal den Kopf gerade. Nur weil ich ein kleines bisschen sauer war, will ich ihn doch nicht wegjagen. Ich sollte die nächsten Tage mit ihm arbeiten. Kannst du das einrichten?"

"Klar."

"Ich werde mich entschuldigen, aber diesmal so, dass er mich auch versteht und dass es hängenbleibt. Ich schätze, das bedeutet es, ein Sempai zu sein, oder?"

"Genau."

"Sensei?"

"Ja?"

"Können wir noch ein wenig so bleiben?"

Wieder huschte ein Lächeln über mein Gesicht. "Natürlich können wir das, Mai-chan."

Ich hielt sie noch gut zehn Minuten, bis sie sich wieder gut genug fühlte, um es mit der Welt aufzunehmen. Und die Welt war unvorbereitet.

***

Als Anne mit Hikaru Gosunkugi das Krankenhaus betrat, suchte sie vergeblich nach ihrem Sempai im Affenbeschwören. Auch Kira, einer der neuen Lehrlinge ihres auserwählten großen Bruders, konnte sie nur bis zu Mai, dem Mädchen der Gruppe, zu Ryoga-chan und zu Kuzoko bringen, der großen Schwester von Kiras beschworenen Begleiterin Kuzomi. Mamo-chan war wie vom Erdboden verschluckt. Perine begann ihn daraufhin zu suchen, aber er war auch nicht bei Kishio, der neben seinem ehemaligen Leibwächter und vielleicht letztem Überlebenden der Moeru schlief. Schließlich aber nahm sie seinen Geruch auf und führte die Gruppe bis an eine Tür, auf der Betreten verboten stand. "Mamo-chan, bist du hier?"

"RAUS!"

Erschrocken fuhr die Affenkriegerin zusammen. Das hatte nicht ihr Kontraktpartner gebrüllt, wohl aber Yugito Nii, Jounin Kumogakures und Gefängnis und Beherrscherin eines Biju, des Nibi. Und ihre Stimme hatte die Drohung enthalten, dieses Biju einzusetzen, wenn Perine nicht gehorchte. Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich um und riss die Tür wieder zu. Mit hastig klopfendem Herzen lehnte sie gegen die Tür.

"Das war doch Yugito-chan, oder?", fragte Ryoga stirnrunzelnd. "Warum hat sie dich so angefahren? Hat sie etwa...?" Der Affenkrieger errötete bis über beide Ohren. "Haben sie und Mamo-chan etwa...?"

P-chan gab ihm einen Klaps hinter die Ohren. "Dummkopf! Meinst du, dann hätte mich selbst Nibi davon abgehalten, in den Raum zu stürzen und Mamoru die Ohren langzuziehen? Nein, sie reden nur, aber die Atmosphäre ist... Unglaublich angespannt. Ich schätze, es ist am Besten, wenn wir hier warten." Das erwies sich als gute Entscheidung. Selbst Anne beschwerte sich nicht. Sie hatte die Stimme gehört, und noch immer hatte sie eine Gänsehaut. Diese Frau gehörte definitiv zu denen, die man besser nicht verärgerte.

***

Als Yugito-chan eintraf - merkwürdig, es erschien mir gar nicht so lange her, dass ich sie Nii-sensei genannt hatte - begrüßten wir uns mit einer knappen Umarmung und einem rituellen Kuss auf die Wange. Auch wenn ich die letzten Jahre nicht in Kumogakure unterwegs gewesen war, ein paar gemeinsame Einsätze hatte es gegeben, und in einem davon hatte ich mit ihr zusammengearbeitet. Und wenn man sich gegenseitig das Leben rettet, mehrfach, kommt man sich automatisch näher. Wir waren, nun, Freunde. Und ich glaube, diese Freundschaft tat ihr gut. "Wo können wir reden?", fragte sie, plötzlich angespannt. "Alleine."

Durch ihre Anspannung verunsichert fragte ich nach. Und so stellte man uns schließlich einen Raum zur Verfügung, den normalerweise nur Mitarbeiter betreten durften. Selbst wir durften nur hinein mit der strengen Auflage, außer den Stühlen, die man uns hineinstellte, nichts anzufassen. Es war ein Labor zur Auswertung von allerlei Proben, und es war richtig vollgestopft. Wir fanden kaum Platz für uns selbst. Ich setzte mich rittlings auf meinen Stuhl und sah Yugito erwartungsvoll an. "Also, leg los. Warum hielt es Kirabi-sama für besser, wenn wir miteinander reden, bevor eine Entscheidung bezüglich der Moerus fällt?"

Die Kumo-Nin errötete kräftig. Ein netter Kontrast zu ihren blonden Haaren, wie ich fand. Sie setzte sich auf ihren normal aufgestellten Stuhl, schloss die Beine, kippte sie nach links und legte die Hände gefaltet in den Schoß. Das war schon ein Kontrast zu der breitbeinig sitzenden, sich auf die Schenkel klopfenden und schweinische Witze erzählenden Frau, die sie vor anderthalb Jahren gewesen war. Nach Ende unserer Mission. Sie wirkte verlegen, nein, das war nicht richtig, sie war regelrecht durch den Wind. "I-ich... Nun, Kumogakure hat Interesse an Kishio Moeru. Und das nicht erst, seit er eingetroffen ist. Wir beobachten ihn etwa seit eindreiviertel Jahren. Das heißt, wir versuchen es, aber es ist schon schwierig genug, das Gebiet zu finden, in dem er sich eventuell aufhält. Er ist ziemlich gut mit seiner typischen Moeru-Kunst, der Ortung."

Ich runzelte die Stirn. "Gut, ich nehme das zur Kenntnis. Aber Ihr könnt ihn nicht haben. Er steht in meiner Schuld und ich werde mein Möglichstes tun, um ihm ein so normales Leben wie nur irgend möglich zu bereiten. In Konoha, Yugito."

"Das darfst du nicht!", sagte sie ärgerlich und sah mir unnachgiebig in die Augen.

"Und warum nicht, meine blonde Perle aus Kumo?"

"W-weil ich mit ihm geschla..."

"Mamo-chan, bist du hier?", klang P-chans Stimme durch die Tür auf, als sie sie öffnete, um einzutreten.

Yugito wurde puterrot vor Entsetzen, Scham und Wut. "RAUS!", blaffte sie in einem Tonfall, den sie bisher erst einmal in meiner Gegenwart angewendet hatte. Und mit dieser Stimme hatte sie einen gestandenen, vierzigjährigen Shinobi zum Heulen gebracht. Ich konnte nicht anders, ein Stückchen beugte ich mich vor ihr zurück.

Die Tür klickte. Die Junchiriki entspannte sich merklich. "Steht sie noch draußen?", fragte sie argwöhnisch.

Ich überprüfte das. "Sie sind zur Sitzgruppe zwanzig Meter den Gang runter gegangen."

Erleichtert atmete sie aus. "Gut. Wie ich schon sagte, wir wollen Kishio Moeru. Weil ich... Weil ich... ein persönliches Interesse an ihm habe." Sie errötete erneut bis unter die Haarspitzen. "Kein romantisches, wirklich nicht! N-nicht nur. I-ich denke aber, dass er das bestmögliche Leben führen sollte, und das kann er hier in Kumo. Zusammen mit dem anderen Moeru."

"Shinpachi."

"Ah, danke. Willst du ihm dieses Leben nicht gönnen, Mamo-chan?"

Ich zog die Stirn wieder glatt und rieb mein Kinn. "Du hast also mit ihm geschlafen?"

"Haaaaaaaaaaaa! Mamo-chan!"

"Hast du gedacht, ich habe das wegen P-chan überhört?" Ich grinste breit. "Nun aber mal raus mit der ganzen Geschichte."

Verzweifelt sah sie mich an. Dann aber seufzte sie und senkte den Blick. "Okay. Die ganze Geschichte. Du weißt, dass es eine Menge Gerüchte über die Moerus gibt, nicht?"

"Klar. Ich habe ein Dossier von Tsunade-sama erhalten, das vor Gerüchten über sie nur so wimmelt. Die gesicherten Erkenntnisse betreffen ihre außergewöhnlichen Ortungsfähigkeiten und ihre Abstammung vom Uzumaki-Clan. Einige Details bleiben unerwähnt, aber über Kishio kann ich sagen, dass er über eine unerschütterliche Loyalität verfügt. Außerdem versteht er sein Geschäft. Wenngleich er ein Rohdiamant ist, der dringend etwas Schliff braucht."

"Es gibt auch das Gerücht, dass sie mit ihrem Chakra töten können. Sogar auf große Entfernungen und so. Und Kirabi-sama hat mir von seinem Verdacht erzählt, dass Moerus nur mit ihren Gedanken kommunizieren könnten. Äh, das war der Schluss, den er aus der Situation zog, als Kishio beim Betreten von Shinjis Krankenzimmer mit ihm zu reden schien."

"Shinpachi. Ich bestätige das. Über eine gewisse Entfernung können zwei Moerus mit ihren Gedanken kommunizieren. Ein Umstand, der ihm einigen Ärger eingebracht hat. Shinpachi jetzt. Als Orochimaru mit Itachi Uchihas Hilfe sein Dorf zerstörte, war er in den Gedanken jedes einzelnen Bewohners, der starb oder getötet wurde. Das muss die Hölle gewesen sein."

Sie nickte verstehend. "Jedenfalls mussten wir herausfinden, wie gefährlich er ist. Du weißt, gefährlich zu sein steht bei uns Shinobi bereits in der Berufsbeschreibung, also ist das nicht wirklich ein Kriterium. Aber wie gut hat er sich unter Kontrolle? Ich habe das getestet."

"Indem du mit ihm geschlafen hast?"

"Mamo-chan! Es war ein Auftrag!"

Ich lachte leise. Sie war ja so leicht dranzukriegen. "Erzähl weiter."

"Es war schwierig, ihm dichtauf zu bleiben. Viel zu oft verschwand er einfach hier und tauchte dort wieder auf. Er war nicht zu fassen, wie ein Geist. Das erklärt wohl, warum er immer noch lebt und auch Orochimaru nicht in die Hände gefallen ist." Yugito seufzte. "Also habe ich die Suchtrupps zurückgezogen und etwas Unerwartetes gemacht. Ich habe ihn mich finden lassen." Ein dünnes Grinsen huschte über ihr Gesicht. "Es war Winter, es war bitterkalt und er hat nicht lange gefragt, als er eine einsame ältere Frau irgendwo in einer einsamen Waldhütte traf, die ihn vor den warmen Kamin ließ, wenn er versprach, sich zu benehmen. Damals habe ich ihn persönlich konfrontiert, weil ich mir als Jinchuriki die besten Chancen ausrechnete, seine Angriffe zu überleben. Und um ihn über meine wahre Natur zu täuschen, benutzte ich das Trugbild einer Älteren. Er hat wirklich niemals danach gefragt, wie ich alleine da draußen all die Zeit überlebt habe. Es gibt einige Alleinstehende in der Gegend, weit verstreut, aber sie wohnen selten alleine. Die Hütte selbst war verlassen. Ich ließ sie von meinen Leuten wiederherrichten und wohnlich machen. Bei der Gelegenheit ließ ich gleich ein Bad anbauen. Ich liebe Bäder."

"Ich weiß", erklärte ich grinsend.

"Mamo-chan, bitte. Wärm jetzt keine alten Geschichten auf."

Ich lachte amüsiert, aber verhalten. "Weiter im Text, Yugito."

"Jedenfalls setzte ich ihn behutsam, aber nachdrücklich unter ein Genjutsu, das seinen Sinn für Realität etwas... Nun, umformte. Dadurch brauchte ich mich nicht mehr zu tarnen, und er vergaß nach und nach seine Fähigkeiten einzusetzen, obwohl er glaubte, er würde sie noch benutzen. Als dieser Schritt für meine Sicherheit getan war, setzte ich ihn mehrfach unter Trance und befragte ihn vorsichtig. Aber in seinen Worten fand ich nichts, was gegen ihn sprach. Er war einsam, verlassen und auch ein wenig verzweifelt, aber er war kein Soziopath. Oder gar eine Gefahr für jemand anderen. Außer, du warst ein Kopfgeldjäger, oder es war ein Preis auf deinen Kopf ausgesetzt."

"Ja, das erklärt das Preisgeld, das er vor zwei Wochen für zwei Strauchdiebe kassiert hat", sagte ich, leidlich amüsiert.

"Später testete ich seine körperlichen Grenzen und auch seine psychischen. Ich ließ ihn Dinge tun, die er hasste, um zu sehen, wann er... Nun, ausflippte. Aber das tat er nicht. Das tat er nie. Er hatte sich immer im Griff. Und dann... Nun, es war mitten im Winter, wir waren allein und er ist wirklich ein lieber, lieber Junge. Da ist es halt passiert und ich habe ihm nicht nur suggeriert, wir würden miteinander schlafen, wir taten es auch. Aber immerhin habe ich ihm das von vorneherein gesagt. Wenn er bei mir unterkommen will, muss er auch mein Bett wärmen." Sie seufzte. "Viel Erfahrung hatte er ja nicht, aber in den kalten Nächten war es durchaus ein Vergnügen."

"Gut, ich verstehe die menschliche Seite. Aber was willst du jetzt tun? Ihm verraten, dass du die alte Frau von damals bist, dass du dich in ihn verliebt hast und mit ihm zusammensein willst?"

"Nein! Oh nein, das hast du falsch verstanden, Mamo-chan! Ich habe mich doch nicht verliebt. Er ist ja ganz knuffig und so, aber der Altersunterschied ist doch ein wenig groß. Ich habe nur ein Gefühl der Verantwortung für ihn entwickelt. Ich wollte, dass der arme Junge ein Leben kriegt. Als der Winter vorbei ging, entließ ich ihn aus dem Jutsu, vollgestopft mit nicht ganz so korrekten Erinnerungen an die gemeinsame Zeit. Ich war mir sicher, ich könnte ihn wiederfinden, auch wenn es anstrengend werden würde. Anschließend kehrte ich nach Kumogakure zurück, um den Rat zu überzeugen, dass wir Kishio in unsere Reihen aufnehmen sollten. Aber du kennst ja diese Bürokraten und Paragraphenreiter. Sie sagten: "Wenn er von selbst kommt, zeigt er uns, dass er tatsächlich in Kumogakure leben will. Ansonsten nein." Und was soll ich sagen? Er ist von selber gekommen, bevor ich ihn finden und ihm ein geheimes Angebot machen konnte. Du versaust mir das doch nicht, oder, Mamo-chan?"

Nachdenklich musterte ich Yugito. Ich kannte sie, sogar recht gut. Und ja, ich mochte sie. Ich verstand auch ihre Beweggründe, wenngleich ich nicht glauben konnte, dass ihr Verantwortungsgefühl der einzige Grund war. So ein klitzekleines bisschen musste sie sich auch in den Rotschopf verknallt haben, auch wenn sie es sich nicht eingestand. Außerdem schuldete ich ihr mindestens ebenso oft mein Leben, wie sie mir ihres schuldete. Aber das war eigentlich eine andere, kurze, aber verdammt heftige Geschichte gewesen.

Ich schlug beide Hände auf meine Oberschenkel und erhob mich. "In diesem Fall müssen wir vor allem darüber entscheiden, was das Beste für Kishio und Shinpa-chan ist. Ich denke, es dürfte ihn schwer treffen, wenn ich ihn gegen seinen Willen hier ließe. Er vertraut mir, weil ich ihm die Normalität wieder zurückgegeben habe." Ich überdachte das Argument. "Und ein paar Kämpfe noch obendrein, aber hey, wir sind Shinobi. Ich sträube mich aber nicht dagegen, dass Kishio und Shinpa-chan ein offizielles Angebot von Kumogakure erhalten. Tatsächlich habe ich eine Eildepesche an Tsunade-sama geschickt und um uneingeschränkten Rückhalt des Amts der Hokage in diesem Fall gebeten. Sollte sie mir diesen Rückhalt nicht geben können, unterstütze ich Kumogakure."

Sie sah mich aus großen Augen an. "Klingt fair, Mamo-chan."

"Wie ich schon sagte: Ich entscheide im besten Sinne von Kishio. Du weißt, wie man in Konoha unseren Jinchuriki behandelt. Ich möchte so etwas nicht einmal ansatzweise für Kishio und Shinpa-chan. Sie sind nicht annähernd so gefährlich wie der Kyuubi, aber Gerüchte und Vorurteile entstehen schnell, obwohl es weit tödlichere Shinobi gibt."

"Das verstehe ich. Und, Mamo-chan, du bist ein guter Mensch." Sie erhob sich ebenfalls und schloss mich in die Arme.

"Du zerstörst gerade mein Image als brutaler Killer und Meister von eintausend Kampfkünsten", beschwerte ich mich lachend.

"Eintausend Kampfkünste? Willst du deinem Sensei nacheifern und auch Professor genannt werden?", lachte sie.

"Das ist besser als mein derzeitiger Name. Weißt du, wie sie mich nennen? Den..."

"Ewigen Chunin", sagte sie kichernd. "Und ich finde, der Name passt besser zu dir als Professor."

"Okay. Irgendwo muss die Legende von Mamoru Morikubo aus Konoha ja beginnen", erklärte ich grinsend. "Nicht, dass ich eines Tages auf mein Leben zurückblicke und keine Legende geworden bin."

Yugito hielt mich ein Stück von sich entfernt, bevor sie sich von mir löste. "Na, na. Da steckt sich aber jemand hohe Ziele. Bei unserem gemeinsamen Einsatz hat das aber noch ganz anders geklungen. Wächst du etwa, Mamoru Morikubo?"

Ich zuckte die Achseln. "Es heißt wachsen oder sterben, Yugito. Ich habe mich fürs wachsen entschieden. Komm, gehen wir wieder raus. Ich muss heute noch einiges klären, fürchte ich."

"Da bleibt aber noch eine Sache. Eine persönliche Bitte", sagte sie, die Hand auf der Tür, die ich gerade öffnen wollte.

"Wie persönlich?"

"Recht persönlich. Aber wie ich finde, erfüllbar, Mamo-chan."

"Okay, raus damit. Du weißt, ich schlage dir nie etwas ab."

"A-aber es ist doch recht persönlich..."

"Yugito... Sag es endlich."

Verlegen sah sie mich an, bevor sie den Blick abwandte. "Ka-kannst du nicht mal mit Omoi reden?Er lässt mich niemals nie Aki-chan halten, weil er sagt, ich bin zu ungeschickt und lasse ihn fallen. Aber ich finde, er begluckt Aki-chan so sehr, dass es dem Kleinen auch nicht guttut. Und du bist doch sein Vater... Ja?"

Ich schlug mir mit der flachen Hand vor die Stirn. Natürlich, NOCH ein Problem. Wie bekam ich meinen Sohn von Omoi wieder zurück? Der Junge hatte leider augenscheinlich viel Erfahrung mit kleinen Kindern und kümmerte sich hervorragend um ihn, während ich zu tun hatte. Aber würde er ihn auch wieder rausrücken? "Natürlich darfst du ihn mal halten", versprach ich lächelnd und öffnete die Tür. Als ich auf den Gang hinaustrat, klang eine mir sehr vertraute Stimme entgegen: "Papapapapapa!"

Ich musste lachen. "Und wahrscheinlich früher als du denkst, Yugito."



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