Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 41: Schneidender Wind 15 -------------------------------- 15. Am Tag des Examens war Sunagakure bis zum Platzen gefüllt. Schaulustige, potentielle Auftraggeber, Vertreter der anderen Ninja-Dörfer, Prominente, Politiker, Verwaltungsbeamte und normale Touristen füllten die Stadt und das großzügig ausgelegte Stadion auf. Nun, das verstand ich unter einem wirklich gechäftigen Freitagnachmittagsmarkt in Konoha. Natürlich entsandte Getsugakure zwei Jounin, welche zusammen mit Amir die Leistungen von Mohad, Illan und Anne beurteilen würden. Den ersten erkannte ich sofort wieder. Es war natürlich Hassin. Kaum hatte ich ihn entdeckt, war ich auch schon auf ihn zugeeilt und hatte ihm die Hand gedrückt. "Hätte ich mir doch gleich denken sollen, dass du dabei zuschauen willst, wie dein Sohn abschneidet." Hassin lachte. "Um nichts in der Welt würde ich mir einen Kampf gegen einen Hyuuga entgehen lassen. Und wie es scheint, werden das viele nicht tun." Ich nickte. "Ja, Sunagakure stößt an die Grenze seiner Kapazitäten. Und, wie geht es meinen Mädchen und Aki-chan?" "Hanako und Karin dürften mittlerweile wieder daheim sein. Und was Aki-chan angeht, kannst du dich selbst überzeugen." "Du hast ihn mitgebracht?", fragte ich argwöhnisch. Wo war eigentlich die Mutter unterwegs, wenn sich immer jemand anderes um ihren Sohn kümmern musste? War er also mit dem Vater hier? "Ich nehme an, Khal ist der dritte Jounin?" "Äh, nein, nicht ganz. Es ist... Komisch, eben war sie doch noch neben mir." Suchend wandte er sich um. Schließlich grinste er. "Du brauchst dich gar nicht zu verstecken, du kleiner Feigling." Zögernd trat ein Shinobi hinter einer Häuserecke hervor. Jung, gut aussehend, feminies Gesicht, ein aparter schwarzer Kurzhaarschnitt, und ein schüchternes Lächeln auf den Lippen. In einem Tragegurt transportierte er Aki-chan vor dem Bauch. "Nun komm schon. Suna ist neutrales Gebiet. Dir kann nichts passieren", sagte Hassin drängend. Zögerlich trat der Shinobi näher heran. Der kleine Mann im Tragegurt reckte den Kopf, um sehen zu können, was geschah. Als er mich erkannte, strahlten seine Augen. "PAPAPAPAPAPA!" Das ließ den schwarzhaarigen Getsu-Nin zusammen zucken. Verlegen sah er herüber. Okay, spätestens in diesem Moment hätte mir etwas auffallen müssen. Irgend etwas. Aber das tat es nicht. Ich bin Shinobi und stolz darauf, aber genauso war und bin ich auch ein Mann. Und Männer konnten dazu neigen, betriebsblind zu werden. Vielleicht war ich auch nur zu sehr auf das Kleinkind fixiert. Besagtes Kleinkind streckte die Ärmchen nach mir aus. "PAPAPAPAPAPA!" Daraufhin nahm der Shinobi das Kind aus dem Tragesitz und stellte ihn auf die eigenen Füße. Prompt lief er in meine Richtung, legte sich mit großer Kunst auf die Nase, rappelte sich wieder auf, und lief weiter in meine Richtung. Als er nahe genug war, bückte ich mich nach ihm und nahm ihn auf den Arm. "Na, Akira, hast du mich vermisst?" Natürlich gab es keine Antwort. Stattdessen schlief der kleine Mann einfach ein. "Die Reise war wohl etwas viel für ihn", sagte der fremde Shinobi, während er zögerlich näher trat. Auch die Stimme passte zu seinem femininen Auftritt. Sie war sehr weiblich, sehr hell. "Hallo, Mamoru-sama", sagte er, und endlich, jetzt endlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Vor allem, warum sich Khal nicht um seinen Sohn kümmerte. "Maria", sagte ich erschrocken. Sie legte den Kopf auf die Seite, und ich merkte, das ich mich vom raspelkurzen Haarschnitt hatte ordentlich über den Hühnerdreck führen lassen. "Ach ja? Hast du mich tatsächlich jetzt erst erkannt, Mamoru-sama?" Ich schwankte zwischen Aufregung und Bestürzung. Außerdem hatte ich ihren Sohn auf dem Arm. "Es ist vielleicht keine gute Idee, wenn du Tooma oder Lian oder beiden unter die Augen trittst, Maria", sagte ich schroff. "Heißt das, du hast mir vergeben?" Ich wollte lachen, aber ich konnte es nicht. "Rein rechtlich gesehen sind wir jetzt wohl Verbündete, und meine Mädchen scheinen das wohl getan zu haben." Erneut musterte ich die Frau vor mir. Weibliche Hüften, flacher, kaum auftragender Busen, schmale Taille, ungeschminkte Lippen, raspelkurze Haare, die besser zu einem Mann passten, aber dieselben tiefblauen Augen und das aparte, symmetrische Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Wir hatte ich sie auch nur für eine Sekunde für einen Mann halten können? Wirklich nur wegen der Haare? Ihre Wangen röteten sich, und sie sah zur Seite. "W-wenn du mich so anstarrst, Mamoru-sama, dann machst du mich ganz verlegen." "Tja, da musst du wohl durch", sagte ich leicht gehässig. "Ich versuche mir gerade klar zu werden, warum ich dich nicht sofort erkannt habe." Ich musterte sie eingehender. Dabei bemerkte ich kaum, dass Hassin mir Aki-chan abnahm. "Du bist größer. Zumindest was die Körpergröße angeht. Und dein Gesicht hat nicht mehr so viel Babyspeck. Obwohl ich das ganz niedlich fand, bevor du versucht hast, mich im Chunin-Examen zu töten." "Ach ja. Die Geschichte, in der mich Tooma gelähmt zurückgelassen hat, damit mich eine fleischfressende Pflanze verschlingen konnte", sagte sie tonlos. "Sagen wir unentschieden?" Erstaunt sah sie mich an. "O-okay. Einverstanden. Unentschieden." Ich musterte sie weiterhin, vollkommen ungeniert. Immerhin hatte ich diese Frau nicht nur nackt in meinen Armen gehalten - was durchaus keine schlechte Erfahrung gewesen war, nein eine einprägsame, sodass ich mir bis heute keine weiteren sexuellen Kontakte erlaubt hatte - sondern sie auch geliebt. Was also sollte sie vor mir verbergen müssen? "Du bist mindestens drei Zentimeter gewachsen. Dein Busen jedoch nicht." Dies ließ noch mehr Röte in ihre Wangen schießen. "N-natürlich bin ich noch etwas gewachsen. Immerhin war ich damals in Otogakure erst sechzehn. Was meinen Busen angeht..." Sie griff sich mit beiden Händen an die Brust. "...war das nach Aki-chans Geburt eine ganze Menge mehr. Aber als ich wieder anfing zu trainieren und zu arbeiten, ist es wieder weniger geworden." Sie seufzte. "Schade, ich hätte gerne ein wenig mehr behalten. Aber man kann sich halt nur für eines entscheiden: Muskeln oder Fett." Ich räusperte mich verlegen. "Ich habe nichts gegen kleine Busen." Nun begann sie zu lächeln. "Ja, ich weiß, Mamoru-sama. Ihr drei seid ja alte Freunde." Nun begann ich rot zu werden. Gut, da hatte ich meine Erklärung. Sie war selbst erst achtzehn Jahre alt und noch ein Stück gewachsen. Ihr Gesicht war ein klein wenig schmaler geworden, und der Kurzhaarschnitt, der ihrer seidigen Haarflut hatte weichen müssen, hatte sie in einen ganz anderen Typ Frau verwandelt. Fest stand für mich, dass ich auf diese Frau jedenfalls nicht mehr böse genug war, um sie zu töten. "L-lassen wir die Vergangenheit hinter uns, und versuchen wir als Verbündete neu anzufangen. Wenn meine Mädchen das können, dann kann ich das auch." Zögerlich streckte ich meine Rechte aus. Beinahe noch zögerlicher griff Maria zu. Der Händedruck, den wir tauschten, war so lasch und zaghaft wie der Kuss zweier frisch Verliebter. Und ebenso abrupt beendeten wir ihn wieder. Ein komisches Gefühl, wenn ich daran dachte, dass ich mit dieser Frau gebumst hatte. Diese Zurückhaltung schien mir nicht... richtig zu sein. "Habt Ihr schon Quartier bezogen?", fragte ich nach einer peinlichen Pause des Schweigens. "Ja, Amir hat uns was besorgt. Ihr wohnt bei Lian, habe ich gehört?" "Wie ich schon sagte, geh ihr lieber aus dem Weg. Allerdings..." Ich musterte sie erneut. "Allerdings dürfte sie es schwer haben, dich wieder zu erkennen. Du bist ein vollkommen anderer Mensch." Sie senkte den Blick. "Ich habe in einem schweren Kampf meine Arroganz verloren, wenn du das meinst. Dieselbe Arroganz, die mich mein ganzes Leben beschützt hat, die mich auf der Straße nicht verhungern ließ, bevor Orochimaru mich aufsammelte, um meine Kraft zu missbrauchen." "Oh, wie interessant. Wer hat sie dir weggenommen?" Ein Lächeln, schön wie ein Sonnenaufgang, huschte über ihr Gesicht. "Aki-chan. Seit er geboren wurde, da... Sehe ich alles anders." Ich stand erstarrt da, ich wusste nicht wie lange. Aber endlich rang ich mich zu einer Entscheidung durch. "Das kann ich akzeptieren. Fall mir und meinen Freunden niemals in den Rücken, und..." "Und?", fragte sie hoffnungsvoll. "Und wir werden in Zukunft gut miteinander auskommen." Das erfreute Lachen, das sie daraufhin hören ließ, erinnerte mich doch stark an das kleine, gerissene Biest, das mich unter Otogakure bis in Guins Kammer begleitet hatte, um mich dann vor dem sicheren Tod zu retten - und das mit dem gleichen Selbstbewusstsein wie jetzt. Aber etwas war anders. Vorher war es ihr um ihren eigenen Spaß gegangen. Oder ihren eigenen Nutzen. Nun aber war sie zu zweit und würde es noch eine sehr lange Zeit bleiben. Ich beschloss, diese Frau ein klein wenig zu mögen. Zumindest hatte ich diesen Gedanken, bevor sie mir um den Hals fiel und mich so fest sie konnte an sich drückte. "Danke, Mamoru-sama! Danke! Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet!" Konsterniert ließ ich die Annäherung über mich ergehen. Ich roch ihren Körperduft, den Geruch ihrer Haare, spürte die Wärme ihres Körpers. All das hatte ich schon einmal gehabt, erlebt, nackte Haut auf nackter Haut, und... "Du machst es mir gerade sehr schwer, meinen neuen Entschluss umzusetzen", tadelte ich sie. "Oh. Ja, du hast Recht." Wie ein bei einem Streich ertapptes Schulmädchen ließ sie mich wieder los. Sie räusperte sich lautstark in ihre rechte Faust. "Ich nehme an, du wolltest ins Stadion gehen, Mamoru-sama?" "Allzu viele Alternativen gibt es nicht, wenn ich meinen Genin bewerten soll, oder?" "Äh. Das war keine ernstgemeinte Frage. Mehr so belanglose Konversation, um das Eis zu brechen, Mamoru-sama." "Ich bezweifle, dass Eis zwischen uns lange überleben könnte." "So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte einfach nur ein normales Gespräch führen." Das brachte mich zum Lachen. Nicht, weil ihre Bemerkung erheiternd war. Nein, weil sie sich so sehr um mich bemühte, das es mir schon ein wenig peinlich war. "Gehen wir einfach ins Stadion, okay?" "Okay." Ich sah mich nach Hassin um, der noch immer den schlafenden Akira auf den Armen trug. Ein Schmunzeln zierte sein Gesicht. "So, kommt Ihr zwei jetzt miteinander aus? Und muss ich nicht befürchten, das einer versucht den anderen zu töten? Zumindest für die nächsten zwei Stunden?" Ich hob abwehrend die Hände. "Keine Tötungsabsichten meinerseits." Maria sah ihn angemessen entsetzt an. "Warum sollte ich, ausgerechnet ich, Mamoru-sama töten wollen?" "Na, dann ist ja alles geklärt." Mit diesen Worten setzte er sich an die Spitze. Als wir das Stadion betraten, besuchte ich, wie es sich für einen ordentlichen Jounin-Ersatz gehörte, die Umkleidekabine der zukünftigen Kontrahenten. Vielleicht, um ihnen ein letztes Mal Mut zu zu sprechen. Amir und die Konoha-Jounin waren bereits da, ebenso Kankurou, Temari, und ein Suna-Shinobi, den ich noch nicht kannte. Ah, das Bewertungsteam von Suna, und der dritte Shinobi musste der Gruppenführer sein. Als Hassin mit dem schlafenden Akira auf dem Arm eintrat, war das Kleinkind sofort bewunderter Mittelpunkt der Mädchen und des aus Prinzip immer neugierigen Rock Lees. Selbst die beiden Suna-Mädchen, Kiari und Sunada, wie ich später erfuhr, waren von dem Kleinen entzückt. Illan und Anne ließen den anderen Mädchen den Vortritt, da sie Aki-chan Zuhause sehen konnten, so oft wie sie wollten. Mohad war aus einem anderen Grund aufgekratzt. "Maria-sempai!", rief er freudig, als die ehemalige Oto-Nin nach mir eintrat. "Ich habe es ins Finale geschafft, Maria-sempai!" Die schlanke Getsu-Jounin klopfte Mohad angemessen stolz auf die Schulter. "Das habe ich dir doch gesagt, Mohad-kun." Stolz grinste der hagere Genin sie an. "Unser langes Training hat sich ausbezahlt. Ich konnte sogar Anne beschützen. Also ihren Schattenklon, während die Echte lieber mit Mamoru-sempai herum gezogen ist." "Na, na, na. Wir haben Kabuto gejagt. Ist das etwa nichts?", warf ich ein. "Maria?", klang Uzuki-senseis Stimme auf. Sie kam auf die Getsu-Nin zu. "Die Maria, die aus Otogakure desertiert ist?" Da standen sie einander gegenüber. Die große, schlanke und kampferfahrene Yugao Uzuki, ANBU, Elite-Shinobi, Jounin Konohas, und eine der erfahrensten Kämpferinnen der hinter den Blättern versteckten Ninja-Stadt, und die etwas kleinere, etwas schmalere und etwas verlegenere junge Jounin aus Getsugakure, die aber bei der vollen Präsenz Yugaos irgendwie ins Hintertreffen geriet. "Äh... Ja." "Dann muss ich dir danken. Du hast Mamo-chan in Oto das Leben gerettet. Auch wenn das alles von dir geplant war, um ihn in eine Falle zu locken, fest steht, das er noch am Leben ist." Sie streckte der jungen Frau die Hand entgegen, und zögerlich griff Maria zu. Als beide Frauen zudrückten, zeigte sich auf beiden Mienen schnell ein verbissener Gesichtsausdruck. Unbedarfte Beobachter hätten vielleicht Überschlagsblitze aus Chakra gesehen. Ich sah vor allem, wie sich die Haut auf den Händen dort wo die Finger zudrückten bei beiden Frauen bläulich zu verfärben begannen. "Keine Ursache, Uzuki-san. Ich hätte es selbst schade gefunden, wenn Mamoru-sama durch diese hinterhältige Bombe den Tod gefunden hätte. Deshalb habe ich seine Rettung von vorne herein vorbereitet gehabt. Mir war klar, das er der Erste sein würde, der Guins Raum betreten würde. Und der Letzte, der ihn verlassen würde." Dies ließ Uzuki-sensei in jähem Erkennen aufseufzen. "Ja, da hast du vollkommen Recht." Die beiden Frauen beendeten den schmerzhaften Händedruck. Für den Augenblick herrschte zwischen ihnen Waffenstillstand, obwohl mir nicht ganz bewusst war, worum es eigentlich im Detail ging. "Das ist also Maria? Die Maria?" Kiba pfiff anerkennend, bevor er mich angrinste. "Dann ist es ja kein Wunder. Ich wäre dann auch nicht sauer auf sie, wenn sie..." "Kiba-kun!", sagte Kurenai-sensei hastig. Asuma brachte das zum Lachen. Er löste sich aus seinem Gespräch mit Amir und trat zu den beiden Frauen. "Ich bin Asuma Sarutobi, der Sohn von Mamo-chans Sensei, dem Dritten Hokage. Ich habe schon einiges über dich und Aki-chan gehört." "Nur Gutes, hoffe ich", sagte sie flapsig. "Sagen wir, so halb und halb." Er streckte ihr die Hand hin, und die junge Frau griff zu. Diesmal artete es nicht in einen Wettkampf aus. Die sich abzeichnende Begrüßungsoperette wurde davon unterbrochen, dass Gaara eintrat. Sein Blick wanderte durch den Raum, in dem sofort jedes Geräusch verstummte. "Genin", sagte er mit ernster Stimme, "es ist soweit. Jeder einzelne von euch hat seinem Dorf Ehre gemacht, indem er es bis hierher geschafft hat. Jeder, der die Endrunde erreicht, hat Großes vollbracht. Das wird euch niemand mehr nehmen können, egal ob Ihr da draußen gewinnt oder verliert. Und solltet Ihr verlieren, was sechs von euch passieren wird, dann macht euch bewusst, dass es ein Mannschaftssport ist, ein Shinobi zu sein. Und Ihr habt euch in der Gruppe bewährt, mehr als so mancher Shinobi vor euch." Gaara machte eine Pause, ließ seinen Blick schweifen. Die Genin nickten ihm lächelnd und entschlossen zu. "Also geht da raus, und zeigt, was Ihr könnt. Und vergesst nicht, dabei euren Spaß zu haben." Diese Worte lösten einen wahren Jubel bei den zwölf Genin aus. Na ja, ausgenommen bei Shino, der wie immer irgendwie eine Lücke, eine Nische oder einen Schatten fand, in den er sich still zurückziehen konnte. Er war eigentlich der perfekte Agent. "Tenten, Rock Lee, Ihr habt den ersten Kampf. Ich erwarte, einiges zu sehen zu bekommen." Kankurou lachte leise. "Das tun wir alle. Es ist eine erstaunliche Kombination, die wir hier ausgelost haben. Geschwindigkeit gegen unendlich viele Waffen." "Wir werden sehen, was das Ergebnis sein wird", sagte Gaara. Aber er sah Lee mit einem mahnenden Blick an, so als wolle er sagen: Wehe, du verlierst, alter Freund. Rock Lee quittierte das mit einem grimmigen Lächeln. Das wiederum gefiel Tenten überhaupt nicht, und ich wusste, wie das bei dem sturen Mädchen endete. Von diesem Kampf konnten wir uns einiges erwarten. "Lee!", sagte sie bestimmt. "Ich will, dass du mit voller Kraft kämpfst. Leg deine Gewichte ab, bitte." "Wie? Jetzt schon?" Might Guy sah seinen Schüler erstaunt an. "Du wirst gegen Tenten kämpfen. Hast du sie noch immer nicht abgelegt?" "Ich wollte nicht unhöflich sein", erwiderte Lee verwirrt. Er bückte sich, und begann die Beinbandagen zu lösen. Er zog zwei Gewichte hervor, und legte sie behutsam zu Boden. Gaara trat näher, und versuchte, eines der Gewichte aufzuheben. Es gelang ihm nicht, das Gewicht weit genug anzuheben, um die Finger darunter zu bekommen. "Wie immer äußerst beeindruckend, Lee", sagte er, und wischte sich heißen Schweiß von der Stirn. Nun war ich selbst neugierig. Ich war kein Schwächling, aber natürlich auch kein Bulle wie Asuma. Dennoch versuchte ich mein Glück. Stärker als der schmächtige Gaara würde ich ja wohl sein. Mit Mühe und Anstrengung, und ohne meine Kraft mit Chakra zu verstärken, gelang es mir, eine Platte vom Boden aufzuheben. Mit tiefrotem Gesicht und Schweiß auf der Stirn schaffte ich es, mich aufzurichten. "Himmel hilf! Und davon trägst du zwei?", fragte ich den Jungen verdutzt. "Nur permanentes Training führt letztendlich zum Erfolg, wie Guy-sensei immer sagt." Er löste auch seine Armbänder, die mit leisem Krachen zu Boden fielen. "Respekt", sagte ich, und ließ mein Gewicht fallen. Es zerschmetterte eine Steinfliese, als es aufschlug. "Aber, aber, Mamoru, du willst hier doch nicht randalieren", tadelte Gaara. Sein Sand floss aus dem Behälter auf seinem Rücken hervor, nahm das Gewicht auf, das ich hatte fallen lassen, dazu die anderen drei Gewichte, und sortierte sie fein säuberlich in einer Ecke des Raumes. Zurück blieb die zerschmetterte Steinfliese. "Äh, ich komme für den Schaden auf." "Nein, das geht in Ordnung. Für solche Fälle haben wir uns versichert. Es geht immer einiges kaputt beim Chunin-Examen. Aber Baki möchte wissen, ob du weitere Zerstörungen anzurichten gedenkst." "Äh, nein, eigentlich nicht." "So? Dann bin ich beruhigt." Gaara nickte noch einmal in die Runde, dann verließ er den Raum. Draußen in der Arena wurden die ersten beiden Kämpfer angekündigt. Tenten und Lee tauschten einen entschlossenen Blick. Wie schwer musste es ihnen fallen? Immerhin waren sie nicht nur aus dem gleichen Ort, sondern auch aus dem gleichen Team. Aber sie schienen entschlossen zu sein, die Sache durchzuziehen. "Wir sollten auf die Empore gehen", schlug ich den Jounin vor. "Falls nicht gerade jemand versucht, diesmal Suna mit einem Überraschungsangriff zu überziehen, sollten wir von dort den besten Blick haben." Kankurou schüttelte energisch den Kopf. "Regel Nummer eins, Mamoru. Rede solche Situationen gefälligst nicht herbei." Erst sehr viel später sollte ich erfahren, dass die untoten Oto-Ninjas von Orochimarus Suna-Verbündeten genau dazu hatten eingesetzt werden sollen: Um das Chunin-Examensfinale zu überfallen, und die wichtigsten Shinobi, einschließlich Gaara, zu töten. Als wir auf die Balustrade hinaus traten, fand ich mich plötzlich in einer recht merkwürdigen Paarung wieder. Hassin mit Aki-chan auf dem Arm hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit Kurenai-senseis, und damit auch die von Asuma, der sich über ihr Interesse tatsächlich zu freuen schien, anstatt sicherheitshalber die Beine in die Hand zu nehmen und so weit weg zu laufen wie er nur konnte; Guy-sensei und Amir bildeten eine Gruppe für sich und unterhielten sich über die ungeheuer schweren Gewichte, die Lee getragen hatte; Kankurou war zu Kakashi getreten, und die beiden sahen ohne ein Wort zu wechseln in die Arena hinab; Temari versuchte so unauffällig, das es schon wieder auffällig war, in die Nähe von Hassin und Aki-chan zu kommen; der mir unbekannte Suna-Jounin schloss sich dem schweigsamen Duo an; und zu meinem mittleren Entsetzen platzierten sich Uzuki-sensei links und Maria rechts von mir. Aus irgend einem Grund machte mich das nervös. Unten auf dem Sand - wie überaus passend für Sunagakure - traten Tenten und Rock Lee in die Arena, während der Stadionsprecher beide namentlich ankündigte. Die Ränge waren voll, richtig voll. Kein Platz schien unbesetzt zu sein. Und genau diese Menge jubelte jetzt in Erwartung eines großartigen Kampfes. "Was denkst du, Mamo-chan? Wer wird gewinnen?", fragte Kakashi unvermittelt. "Lee", sagte ich ohne zu zögern. "Ach, haben dich die Gewichte beeindruckt?", fragte er amüsiert. "Das ist es nicht. Tenten hat mit ihren Waffenschriftrollen ein beeindruckendes Arsenal, dem niemand entkommen kann. Zumindest nicht auf Dauer. Nein, ich schätze, Lee wird gewinnen, weil sie schlauer ist als er." "Eine interessante Prognose", sagte der mir unbekannte Suna-Jounin. "Wir werden sehen, ob sie wahr wird." Der Kampf begann mit einem freundlichen Abtasten der beiden. Lee griff sofort an, und Tenten wehrte sich mit einem Hagelschauer aus Kunais, die sie aus ihren Schriftrollen beschwor. Lee wich mit seiner wahnwitzigen Geschwindigkeit aus, und versuchte sich ihr zu nähern. Genau das aber versuchte Tenten zu verhindern. Sobald der Taijutsu-Nutzer bis auf Armeslänge heran kam, war der Kampf für sie vorbei, das wusste sie nur zu genau. Aber ihre Abwehr stand wie eine Eins, und das obwohl Lee bereits durch die abgelegten Gewichte einen Geschwindigkeitsvorteil verbuchen konnte. Um noch mehr Geschwindigkeit erreichen zu können, bediente er sich einer Shinobi-Technik, die sich des Chakras bediente, ohne das Chakra an sich zu verformen. Er öffnete das erste der Chakra-Tore in seinem Chakra-System. Das Ergebnis war ein abrupter Geschwindigkeitsanstieg, der ihn für normale, untrainierte Augen verschwinden ließ. Ich konnte seinen Bewegungen folgen. Noch. Soweit ich wusste, konnte er auf Kosten seiner Muskeln noch drei weitere Tore öffnen, bevor er nicht nur mit einem massiven Muskelkater, sondern auch mit seinem Leben spielte. Tenten hatte nur eine Chance, und genau deshalb würde sie verlieren. Noch hielt sie mit, erahnte jeden seiner Vorstöße. Dabei bediente sie sich nicht nur ihrer Schriftrollen, sondern auch der Waffen, die sie bereits ausgestreut hatte. Geschickt wich sie Lee aus, ließ sich von ihm treiben, und erreichte dabei ihre geworfenen Salven, die sie wieder in die Rollen bannte, während sie zugleich Lee selbst abwehrte. Der Junge erkannte, das er auf diese Weise Tenten nicht dazu bringen konnte, all ihre Waffenrollen zu verbrauchen. Also öffnete er das zweite Tor und bekam einen erneuten Geschwindigkeitsschub. "Ich sehe ihn nicht mehr", gestand Maria. "Ich schon." Aber auch aus meiner Sicht verschwand er für ein paar bange Sekundenbruchteile, während er die Waffen abwehrte, die Tenten nach ihm schleuderte. Schließlich geschah, womit ich gerechnet hatte: Ein Schwert traf doch, und verletzte Lee am Arm. Es war nur ein leichter Schnitt, aber er besiegelte Tentens Ende. Lee zog sich ein Stück weit zurück, und inspizierte seine Wunde. "Lee! Ist es schlimm?", fragte sie, voller Sorge um ihren Teamkollegen. "Nur ein Kratzer. Nichts ernstes." Er richtete sich auf und sah zu ihr herüber. "Tenten, ich werde jetzt das dritte Tor öffnen. Du musst dich mit all deiner Kraft wehren." Und dies war der Punkt, an dem meine Prophezeiung Wirklichkeit wurde. Die Kunoichi hob die rechte Hand. "Ich gebe auf." Enttäuschtes Raunen ging durch das Stadion. "Und daran bist nur du schuld, du Sturkopf!", warf sie Lee vor, wandte sich um und stürmte aus der Arena. Rock Lee schien aber nicht überrascht zu sein. Er wirkte ernst, sehr ernst. Und da erkannte ich, dass er es geplant hatte. "Du hattest Recht. Lee hat gewonnen", sagte Maria. "Aber warum hat Tenten-chan aufgegeben?" "Weil sie keine Alternativen hatte. Sie hätte nur auf eine Art gegen ihn gewinnen können, und das wäre, ihn zu töten", erklärte ich. "Sie wusste das, Lee wusste das. Deshalb hat er sie mit jedem weiteren Chakra-Tor in Zugzwang gebracht. Sie musste sich entscheiden, ob sie seinen Tod in Kauf nimmt, oder aufgibt. Sie hat sich für Lees Leben entschieden. Lee auf der anderen Seite hätte so viele Tore geöffnet wie nötig gewesen wären, um seine Geschwindigkeit so sehr zu steigern, sodass er Tenten überwinden konnte. Es hat nur so ausgehen können. Dafür kenne ich Tenten zu gut." Ich lächelte. "Was mich aber überrascht hat, das ist, dass Lee das auch wusste und so provoziert hat. Viel versprechend für einen zukünftigen Chunin." Der fremde Suna-Jounin nickte zustimmend. "Eine gute Analyse. Wie sieht es im nächsten Kampf aus? Wer wird gewinnen?" "Eine Hyuuga, die gegen einen Inuzuka antritt? Da würden alle auf Hinata wetten, oder?", fragte ich grinsend. "Dennoch, ich tippe auf Kiba." "Weil sie ihren Teamkollegen nicht töten wird?", riet der Suna-Nin. "Nein. Das ist es nicht. Sie hat die Möglichkeit, ihn auszuschalten, ohne ihn töten zu müssen." "Dann tippe ich auf die Hyuuga", sagte der Suna-Jounin. Unter uns wurden die Kontrahenten angekündigt. Hinata trat ein, jeder Schritt pure Entschlossenheit. Kiba war leichtfertig wie immer. Allerdings war, wie mir gerade auffiel, Akamaru mittlerweile zu groß, um von Kiba auf dem Kopf getragen zu werden. Er hatte seine dreifache Größe erreicht und ging an der Seite seines Herrn. Soweit ich wusste, sollte er aber noch größer werden. Groß genug, dass man auf ihm reiten konnte. Nun, ich war gespannt. "Kiba-kun! Ich werde mit allem kämpfen, was ich habe", sagte Hinata. In ihrem Gesicht erschienen die typischen Adern, die die Aktivierung des Byakugans anzeigten. "Das ist gut. Ich werde mich nämlich auch nicht zurückhalten. Stimmt's, Akamaru?" Sein Hund bellte bestätigend. Als der Kampf freigegeben wurde, verschwanden die beiden in einer Rauchwolke, und hervor kamen zwei Kiba. "Juujin Taijutsu Ougi: Gatsuuga !" Die beiden Kibas verwandelten sich in einen Wirbelsturm aus Krallen und Zähnen. Wie ein Tornado huschten sie davon, und griffen Hinata von zwei Seiten aus an. "Shugo Hakke Rokujuuyon Shou!" Hinata begann, während sie sich leicht um sich selbst drehte, mit ihren Händen einen Verteidigungskreis zu beschreiben. Dabei deckte sie dreihundertsechzig Grad ihrer Umgebung ab. Eine nahezu unpenetrierbare Verteidigung, solange ihre Kraft reichte. Kiba und Akamaru versuchten es trotzdem. Sie griffen Hinata an, und wurden abgewiesen. Erneut attackierten sie, und wieder scheiterten sie an der perfekten Verteidigung der Hyuuga. "Ist schon merkwürdig", sagte Kurenai-sensei, die sich für den Kampf ihres Schützlings tatsächlich von Aki-chan hatte losreißen können. "Sie greift gleich zu ihrer stärksten Technik. Normalerweise hätte sie zuerst Juuhou Soushiken verwendet, also ihr Chakra in den Fäusten gesammelt und damit attackiert. Sie muss Kiba und Akamaru sehr ernst nehmen." "Sie muss es ja am besten wissen. Immerhin sind beide im gleichen Team", kommentierte Kakashi. Unter uns wurden die beiden Wirbelstürme aus Krallen und Zähnen mittlerweile ein sechstes Mal abgewiesen. Beide Kibas kamen zum Stehen, schwer atmend, aber wütend. "Du machst dich gut, Hinata", sagte einer von ihnen. "Danke. Ich gebe mir Mühe", erwiderte sie über den Lärm der begeisterten Menge hinweg. "Aber ich glaube, ich muss das hier und jetzt beenden, bevor ich zu erschöpft bin", verkündete Kiba, und ging mit seinem Double erneut in den Wirbelsturm. "Erschöpft? Jetzt schon?", fragte ich verwundert. "Hakke Sanjuuni Shou", erklärte Kurenai-sensei. "Sie schlägt mit ihrem eigenen Chakra direkt auf die zweiunddreißig Knotenpunkte des Chakra-Netzes und verschließt sie. Dadurch lassen Kraft und Geschwindigkeit bei Kiba natürlich nach." "Das tut sie jetzt schon?", fragte ich verwundert. "Natürlich. Jedes Mal, wenn sie Kiba und Akamaru abweist, verschließt sie auch ein oder zwei Tenketsu." "Eieieieiei. Ich hätte doch auf Hinata setzen sollen", murmelte ich. Unter uns brachen die beiden Wirbel in den Boden ein, wirbelten Staub und Sand hoch. Unter Hinata kamen sie wieder hoch, rissen sie von den Beinen, und wirbelten sie meterweit durch die Luft; sie attackierten auf die einzige Art, die einer Hyuuga gefährlich werden konnte. Hinata landete geschickt auf beiden Füßen und der linken Hand, doch Kiba ließ sich den frisch gewonnenen Vorteil nicht nehmen. Er stürmte einher, und griff sie frontal an, solange sie nur eine Hand einsetzte. Dann war es vorbei. Großer Jubel klang auf, als Kiba wehrlos wie ein Sack Wäsche zur Seite kippte. Dabei gab er die Sicht auf Hinata frei, die mit ausgestrecktem rechten Zeigefinger vor ihm stand. Der Finger glühte von ihrem Chakra. Der zweite Kiba wandte sich ihr zu, wandte sich wieder ab, und löste seine Verwandlung auf. Es war Akamaru. "Verdammt. Wann hast du...?", fragte Kiba aus seiner unbequemen Position. "Drei bei jedem deiner Angriffe. Ich konnte mich vollkommen auf dich konzentrieren und Akamaru ignorieren. Aber hättest du nicht versucht, mich mit vielen Angriffen in Sicherheit zu wiegen, hättest du nach dem vierten oder fünften Angriff die Attacke durch den Boden geführt, hättest du gewinnen können." "Ah, Mist. Natürlich erkennt dein Byakugan, wer der echte Kiba ist. Tja, da habe ich wohl verdient verloren", murrte Kiba. Als sie als Siegerin verkündet worden war, hockte Hinata sich neben Kiba und löste die gesperrten Chakra-Knotenpunkte wieder, sodass er sich wieder von selbst bewegen konnte. "Du bist trotzdem ein großartiger Shinobi, Kiba." Der Junge aus dem Inuzuka-Clan lachte auf. "Daran besteht doch wohl kein Zweifel, oder?" Nun, ich hatte daran keine Zweifel. Ich kannte seinen und Hinatas Kampfstil aus erster Hand. Als nächstes waren der Insektenbändiger und Anne an der Reihe. Ich hatte keine Zweifel daran, dass Shino Aburame mal ein großartiger Chunin werden würde. Er war von der gleichen besonnenen Art wie Shikamaru, mein jüngerer Cousin. Er würde ein guter Anführer werden. Aber in diesem Kampf setzte ich nicht einen Cent auf ihn. "Anne gewinnt", stellte ich fest. "Bist du sicher?", fragte Maria zweifelnd. "Absolut sicher. Shino hat keine Chance." "Aber was, wenn er die nutzt?", fragte sie stirnrunzelnd. Okay, das war ein Argument. Anne konnte zum Beispiel darauf beharren, ihren Affenkrieger nicht zu beschwören. Dann würde sie verlieren. Als der Kampf eröffnet wurde, entließ Shino sofort in einem Versuch, als Erster zuzuschlagen, seine Insekten. Sie zogen in riesigen Schwärmen auf Anne zu und hüllten sie ein. "Schachmatt, würde ich sagen", kommentierte der Suna-Jounin. "Die Aburame-Insekten fressen Chakra. Sie wird noch schlimmer dran sein als der Inuzuka." "Dem möchte ich widersprechen", sagte Kankurou. Und tatsächlich, die dichte Wolke aus Insekten begann auf einmal, sich zu dehnen. Hatten sie vorher ziemlich genau Anne umschlossen, so war nun genügend Platz, damit ein ausgewachsener Mann neben ihr stehen konnte. Plötzlich gab es einen Lichtblitz, und die Insekten wurden davon geschleudert. Sie gaben Ryoga in seiner Affengestalt frei, der siegessicher und Kampfbereit ins Rund sah - bevor er anfing, sich mit seinen langen Krallen durch sein Fell zu gehen. "Insekten! Ausgerechnet Insekten! Bah! Wehe, ich finde auch nur eines der Biester in meinem Fell. Dann gnade dir die Hokage, Shino Aburame, ich tue es nicht!" Shino schlug eine Hand vors Gesicht. "Warum wechselst du nicht einfach in deine Menschenform, Ryoga-san?" "Oh. Danke für den Tipp." Der große Affe verwandelte sich, und war nun ein Mensch. Tatsächlich gab die Verwandlung ein paar von Shinos Insekten frei, die nun eilig zu ihm zurückkehrten. Ebenso wie die anderen Insekten, die von Ryoga über die gesamte Arena verteilt worden waren. "Keine Ursache. Bringen wir es zu Ende, Ryoga-san." "Hey, und was ist mit mir?", maulte Anne. Ryoga sah zu ihr zurück. "Du hast mich beschworen, damit ich dein Schwert sein kann. Also lass mich bitte auch dein Schwert sein." "Wichtige Lektion für alle, die andere führen wollen", murmelte ich. "Wissen, wann man selbst eingreifen muss, oder die anderen machen lässt." "Na gut", murmelte sie grummelig. "Ich hätte mir gleich denken sollen, das ich keinen Spaß mehr am Kampf haben werde, sobald ich Ryoga-sama beschwöre." "Wird das hier nun was?", fragte Shino ärgerlich. "Geht gleich los. Anne-sama, du musst das jetzt verstehen. Ich bin wie ein Teil von dir. Wie ein Arm. Das heißt, wenn du mich beschwörst, wirst du einfach nur mehr, aber du lässt keinen anderen für dich kämpfen." "Hm, wenn man es so sieht..." "Ich fang dann schon mal an, ja?" "Ist in Ordnung, Shino-kun. Also, Anne-sama?" "Ja, kapiert. Du bist von mir beschworen worden, und Shino-sempai hat ja auch seine Insekten, oder Kiba-sempai seinen Hund. Ich sehe es ein. Können wir dann mal gewinnen?" Ryoga, der bereits von den erneut angreifenden Insekten umspült wurde, lächelte liebenswürdig. "Ich wusste, du bist logischen Argumenten zugänglich, Anne-sama." Er wandte sich Shino zu. "Entschuldige die Wartezeit." "Macht nichts. Ich bin dankbar dafür", erwiderte der Aburame. "Auf diese Weise konnten meine Insekten einen beträchtlichen Teil deines Chakras verwerten, und mir eine echte Chance geben." "Ach, Chakra wollen die kleinen Biester?" Ryoga grinste schief. "Sollen sie haben." Es war wie eine Art Explosion, nur ohne Knall. Übergangslos stand Ryoga in einer einen guten Meter tiefen Mulde, die Luft um ihn schien zu flimmern, und etliche Insekten lagen betäubt am Boden. "Waaah! Was hast du gemacht?", rief Shino verzweifelt. "Ich habe ihnen Chakra gegeben. Sehr, sehr, sehr viel Chakra. Sie haben sich überfressen. Keine Sorge, davon werden sie sich schon noch erholen." Shino brach in die Knie ein. "Ich gebe auf." "Und hier haben wir wieder die wichtige Eigenschaft für einen Chunin, zu wissen, wann man zurückzieht", kommentierte ich das Geschehen. Anne wurde zur Siegerin verkündet, was sie trotz allem Verständnis nicht so sehr freute, wie es eigentlich sollte. Aber sie versuchte es, und sie bedankte sich artig bei Ryoga, bevor sie ihn zurückschickte. Anschließend, den Kampf diskutierend und unter dem Jubel der Zuschauer, verließ sie mit Shino die Arena. "Jetzt kommt dein Sohn. Hast du Hoffnungen, das er gewinnt?", rief ich zu Hassin herüber. "Mohad? Gegen einen Hyuuga? Er ist ein Nahkämpfer. Als Fernkämpfer hätte er eine Chance gehabt. Aber nicht wenn nahe heran gehen genau das ist, was Neji bevorteilt." "Ja, das dachte ich mir." Die beiden Jungen betraten den Sand der Arena. Wieder wurde gejubelt. Mohad sah den Älteren verbissen an. "Ich verzeihe es dir nicht, wenn du nur mit halber Kraft kämpfst, Sempai." Neji lächelte dünnlippig. "Wieso sollte ich mit halber Kraft kämpfen? Ich habe dir vier Wochen lang beigebracht, wie man einen Hyuuga überwindet. Ich bin gespannt auf das Ergebnis." "Gut", sagte Mohad zufrieden. "So und nicht anders will ich es." "Das Geheimnis bei der Geschichte ist einerseits, zu verhindern, dass Neji Mohads Tenketsu verschließt", sagte Asuma, "und andererseits, lange genug durchzuhalten, sodass Nejis absolute Verteidigung wegen Erschöpfung zusammenbricht. Man kann es drehen und wenden wie man will, der entscheidende Handlungsträger hier ist Neji." "Wir werden sehen, wie es sich entwickelt", erwiderte ich. Tatsächlich war der erste Angriff ein vorsichtiges Abtasten auf beiden Seiten. Neji verzichtete in dieser frühen Phase darauf, sein eigenes Chakra einzusetzen. Die beiden begegneten sich nur mit Taijutsu. Diese Kampfphase dauerte ungefähr zehn Minuten. Dann erst begann Mohad, seine Fäuste mit Chakra zu umhüllen, das ihm bei einem Körpertreffer eine hohe Schadenswirkung auf Neji verschafft hätte. Im Gegenzug hüllte sich der Hyuuga in seinen Juuken, seine absolute Verteidigung. Dies ging weitere fünfzehn Minuten gut, bevor beide Kämpfer erschöpft inne hielten. Aber für einen Shinobi waren sie noch nicht mal dabei, ihre Atemreserven anzugreifen. Ihre Körper waren damit noch nicht mal auf Betriebstemperatur. "Jetzt wird es spannend", kommentierte Kakashi. Für diese Phase des Kampfes hatte er sogar sein Sharingan aktiviert. Unten in der Arena gingen sich die beiden Shinobi wieder mit Taijutsu an. Dabei versuchte Mohad überraschend, seine Fäuste mit Chakra zu verstärken und einen Treffer zu landen. Und es gelang ihm. Für einem Moment hielt Neji inne, eine Hand auf die getroffene Körperstelle gepresst. Mohad legte nach, triumphierend, den Sieg vor Augen, ganz wie er es gelernt hatte, und schlug mit Elan mit der Rechten nach Nejis Brustkorb. Der ergriff den rechten Arm, drehte sich in Mohads Körper, und hebelte ihn einmal über sich hinweg. Mohad kam hart genug auf, um ihm die Luft aus der Lunge zu treiben. Verzweifelt nach Atem ringend blieb er liegen. Als er endlich wieder Luft bekam, sagte er: "Ich... gebe auf. Ich gebe auf. Keine Lust mehr." Er begann zu lachen. Erst war es nur ein Kichern, dann ein Keckern, wurde Gelächter, und schließlich lachte er aus vollem Hals. Neji fiel ein. Schließlich reichte der Hyuuga dem Getsu-Nin eine Hand, um ihm beim Aufstehen zu helfen, und unter dem Jubel der Massen verließen sie angeschlagen und erschöpft die Arena. "Illan", stellte ich fest. "Wer ist ihr Gegner?" "Taric", sagte der Suna-Jounin. "Mein Schützling." "Und? Ist Taric gut?" "Er ist im Finale des Chunin-Examens", erwiderte er. "Stimmt." Gespannt lehnte ich mich vor. Für mich war dieser Kampf eine einzige große Überraschung, weil ich weder Illans Fähigkeiten, noch die von Taric kannte. Was war das vorherrschende Element in Suna? Spötter mochten sagen, es wäre Sand, weil der Kazekage das Sandjutsu beherrschte wie kein anderer. Aber tatsächlich war es Wind. War Taric ein typischer Suna-Shinobi? Und was war mit Illan? Was war sie außer laut, frech und hübsch? Amir war ein Erd-Nutzer, und ein guter obendrein. Erde gegen Wind, da war keiner im direkten Nachteil. Ich wurde nicht gerade unangenehm überrascht, als sich die beiden nach der Freigabe des Kampfes fünf Minuten lange bewegungslos gegenüber standen. Meine schwache sensorische Fähigkeit sagte mir, dass die beiden wirklich dort waren, wo wir sie zu sehen glaubten. Zugleich aber bemerkte ich einen steten Fluss von Chakra von Taric in Richtung Illan. "Interessant", sagte ich, während auf den Rängen bereits lautstark nach einem Beginn oder einer Annulierung des Kampfes gerufen wurde. Der Suna-Jounin sah zu mir herüber. "Was ist interessant?" "Taric ist also Genjutsu-Nutzer. Und er hat Illan unter Kontrolle. Wahrscheinlich hetzt er sie durch eine Traumwelt. Und wenn sie tief genug drin ist, besiegt er sie in dieser Welt." "Genjutsu ist nur eines seiner Talente", sagte der Suna-Nin, womit er unterschwellig zugab, das ich Recht hatte. Tatsächlich, nach weiteren fünf Minuten, begann sich der Suna-Genin zu bewegen. Erst unsicher, dann aber mit immer festerem Schritt ging er auf Illan zu. Er fischte nach einem Kunai aus seiner Waffentasche, hob es hoch, und wollte es Illan an den Hals legen. Entweder, um seinen Sieg zu proklamieren, oder um ihr die Kehle durchzuschneiden, was, grausam wie es klang, durchaus im Rahmen der Regeln möglich war. Da aber schoss Illans Hand vor, und hielt ihn fest. Schweißperlen standen in dicken Tropfen auf ihrer Stirn. Taric entriss ihr seine Hand wieder, musterte sie ausgiebig, und kam zu dem Schluss, das es eine unbewusste Reaktion gewesen war. Also versuchte er es von hinten. Dies endete in einem weiteren Fiasko, als sie nach seinem Arm griff, und wie zuvor Neji den anderen Genin über sich hinweg hebelte. Sie sprang hinterher und landete mit beiden Knien zuerst auf seinem Bauch. Der Aufprall war hart genug, um ihm die Luft zu nehmen. Nun öffnete Illan langsam die Augen. "Es war eine dumme Idee von dir, mich komplett allein in der Traumwelt zu lassen", sagte sie. "Ohne deine Irrbilder habe ich relativ schnell raus gefunden. Außerdem hast du tatsächlich geglaubt, mein Körper wäre wehrlos, wenn mein Bewusstsein ihn nicht steuert." "Ja, ich weiß. War eine dumme Idee", antwortete der Suna-Genin. Er bäumte sich auf, warf Illan von sich ab, griff nach dem Kunai, das er fallen gelassen hatte, und attackierte die Getsu-Nin erneut. Illan zog ihrerseits ein Kunai, und die beiden trafen sich für einen schnellen Passierangriff. Dem folgte ein zweiter, ein dritter, sie steigerten ihr Tempo. "Taijutsu scheint auch zu seinen Talenten zu gehören", sagte ich. "Auch", gab der Suna-Jounin zu. Nun war es an Illan, die Dinge anzuheizen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. "Katon! Endan!" Sie jagte Taric mit ihrer Flamme, einmal um sich herum, bis das Feuer erlosch. Erneut suchten sie die direkte Konfrontation, stießen mit den Kunais aufeinander, trennten sich wieder, kollidierten erneut. "Sie sind gleich schnell", sagte Kakashi. "Aber der Kampf wird bald zu Ende sein." "Wie?", fragte der Suna-Jounin erstaunt. "Kannst du es nicht erkennen, Isago?", erwiderte Kankurou. "Das Genjutsu hat sowohl Taric, als auch Illan erschöpft." Wie um seine Worte zu bestätigen, kollidierten beide Genin erneut miteinander, stemmten sich ineinander - und fielen übergangslos und schwer atmend zu Boden. "Ich...", japste Illan, "ich kann nicht mehr." "Ich kann... Ich kann auch nicht mehr", erwiderte Taric im selben Tonfall. Er versuchte, sich aufzustützen, scheiterte aber kläglich. "Wollen... Wollen wir eine Münze... werfen?" "Dummkopf", erwiderte sie. "Wir brauchen... keinen Sieger. Das hat Mamoru-sempai uns erklärt. Manchmal... ist es einfach besser... wenn man zurückzieht... damit man noch mal... antreten kann." "Oh", machte Taric, und ließ sich wieder zu Boden fallen. "Unentschieden?" "Wenn du... nicht noch Reserven hast... Ich bin alle." Taric lächelte. "Also Unentschieden." Damit war auch dieser Kampf entschieden, und höchstwahrscheinlich ahnte kaum einer der Anwesenden, was in den ersten zehn Minuten dieses Kampfes passiert war. Dafür bejubelten sie den Taijutsu-Teil aber ausgiebig. "Schade", sagte Isago. "Ich habe auf Taric gesetzt. Also kein Geld jetzt. Ich dachte aber, er würde gewinnen." "Und?" Kankurou sah ihn amüsiert an. "Dafür hat er eine sehr wichtige Lektion gelernt. Nicht viele Shinobi erlernen sie im Feld. Meistens sterben sie daran, weil sie selbst in aussichtsloser Lage noch versuchen zu siegen. Ich denke, er ist heute einen Riesenschritt weiter gekommen." Isago lachte leise. "So kann man es auch sehen." Er sah dabei zu, wie die zwei langsam wieder auf die Beine kamen, die Medi-Nin wieder fort winkten, und Arm in Arm versuchten, die Arena zu verlassen. Dies geschah unter dem Jubel des gesamten Publikums. "Na, da bin ich aber gespannt, wie die Mädchen sich schlagen." Im letzten Kampf trafen nun Kiari und Sunada aufeinander. Das versprach ebenfalls interessant zu werden. "Mamo-chan, Yugao-chan", sagte Kakashi. "Kommt bitte mit rein." Ich nickte, und stieß mich von der Balustrade ab. Sensei folgte mir. Ich nickte Maria zu, bevor ich ging. Sie erwiderte das Nicken mit einem Lächeln, das ich nicht so richtig einsortieren konnte. Die Konoha-Jounin sammelten sich in einem leeren Umkleideraum, während draußen der reine Suna-Kampf spektakulär zu verlaufen schien, denn die Menge brach immer wieder in Jubelsalven aus. Asuma führte das Wort. "Also, mittlerweile können wir, denke ich, davon ausgehen, dass Sunagakure nicht überfallen wird. Jedenfalls nicht heute." Wir lachten. Das heißt, ich lachte gequält, und die anderen Jounin lachten über mich. "Daher wollen wir zu einer ersten Auswertung kommen." Asumas Blick ging über die Anwesenden. "Guy-san, du bewertest Lee." Das grüne Biest von Konoha nickte. Ein Taijutsu-Nutzer, der einen anderen Taijutsu-Nutzer bewertete. Das war logisch. "Ich bin ohne weiteres bereit, ihn als Chunin zu empfehlen. Er hat seine Fähigkeiten wohl dosiert eingesetzt und zudem mentalen Stress für Tenten aufgebaut. Seine Planung war fehlerfrei." "Gut. Deine Empfehlung wurde registriert. Kakashi. Du hast Tenten-chan." "Hm." Der Copy-Ninja dachte einen Moment nach. "Sie kennt ihre Grenzen, und überschreitet sie nicht. Und sie hat heute das Gleiche von Mamo-chan gelernt wie Illan. Sie hat zurückgezogen, im vollen Bewusstsein, dass sie damit einen zweiten Versuch riskiert. Aber das war ihr das Leben ihres Kameraden wert. Dafür." "Okay. Yuuhi-chan. Du hast Hinata-chan." Yuuhi Kurenai nickte. "Auch Hinata-chan hatte eine gute Taktik. Sie ließ Kiba-kun in dem Glauben, das er sie auspowern könnte, und hat ihn dann bei seinem letzten, alles entscheidenden Angriff matt gesetzt. Sie ist mittlerweile ruhiger, sachlicher, überlegter geworden. Sie ist nicht mehr das ängstliche Mädchen von der ersten Prüfung. Sie ist jetzt eine sehr gute Shinobi, die mit kaltem Blut an die Sachen heran geht. Dafür. Ich glaube zwar, das sie noch nicht wirklich so weit ist, eine Chunin zu werden, aber ich denke, das ihre erste Aufgabe, in der sie Verantwortung tragen muss, ihr genau das Wissen vermittelt, das sie braucht, um eine gute Chunin zu werden." Asuma lachte bei dieser Erklärung. "Gut, das habe ich notiert." Er sah Uzuki-sensei an. "Yugao-chan. Kiba." "Kiba hatte eine tolle Taktik, die wohl zum Erfolg geführt hätte, was bei einer überlegenen Abwehr wie die der Hyuuga eine mittlere Sensation gewesen wäre. Man könnte jetzt vielleicht sagen, er hätte nicht den Fehler begehen dürfen, Hinatas Byakugan zu unterschätzen. Aber ich denke, da steckt mehr hinter." Ich räusperte mich. "Wenn du mich fragst, ist Kiba einfach zu nett." "Erkläre das, Mamo-chan", sagte Kakashi. "Nun, ich habe das Gefühl, das er Hinata hat gewinnen lassen. Nicht, das ich nicht glaube, das Hinata auch aus eigener Kraft hätte gewinnen können. Aber er hat sie so gewinnen lassen, wie es am meisten nützte. Beziehungsweise ihrem Selbstvertrauen." Kakashi lachte. "Du willst also sagen, er hat die Chunin-Prüfung geschmissen, damit Hinata ihr Selbstvertrauen aufbauen kann?" "Wieso die Prüfung geschmissen? Wenn er wirklich so gehandelt hat, mit diesem Gedanken im Hinterkopf, wenn er bereit war für seine Teamkollegin so weit zu gehen, dann sollte er als allererster Chunin werden", argumentierte ich. Uzuki-sensei prustete verblüfft. "Wenn man es so sieht... Ich unterstütze seine Beförderung, Asuma." "Ist notiert." Sein Blick ging zu mir. "Mamo-chan. Du hast Shino." "Echt jetzt Shino? Dabei haben wir doch so gut wie gar nichts gemeinsam, was unser Jutsu angeht", murrte ich. "Schon, aber du kennst Anne und die Affen besser als jeder von uns", warf Guy ein. "Anne ist so gut wie Chunin", sagte ich. "Getsugakure kann gar nicht anders, denn der einzige Weg, sie zu bändigen, ist, ihr Verantwortung aufzuhalsen. So viel wie möglich. Sagt mal, warum grinst Ihr eigentlich alle plötzlich?" Asuma winkte ab. "Nicht so wichtig, Mamo-chan. Was aber sagst du zu Shino, wegen dem du hier bist?" "Zu Shino? Einhundert Prozent ja. Macht ihn zum Chunin. Er hat es sich verdient. Eine klare, exzellente Strategie, ein Notfallplan, und dann der Rückzug, als es aussichtslos wurde. Sein strategischer Verstand ist bei den Chunin hervorragend aufgehoben. Und wenn er noch das eine oder andere Jutsu über seine Insektenkunst hinaus lernt, dann denke ich, schafft er es bis in die Jounin-Ränge." "Gut. Ich werde deine Empfehlung Tsunade-sama weitergeben. Bleibt noch Neji. Ich denke, Mohad hatte eine gute Strategie, um gegen ihn zu gewinnen, aber Neji hatte eine bessere Gegenstrategie. Ich möchte kurz anmerken, das er zu lange mit Mohad gespielt hat, anstatt den Kampf zu beenden. Andererseits hat er gegenüber den potentiellen Kunden sehr gut dargestellt, was ein Hyuuga zu leisten vermag. Dafür." "Dann sind wir uns also alle einig, das unsere sechs Finalisten die Kraft haben, um Chunin zu werden", sagte Kakashi. Er sah zu Kurenai-sensei herüber. "Oder sie durch das Chunin-Amt erwerben werden." Wir nickten, einer nach dem anderen. Asuma zündete sich eine Zigarette an. "Normalerweise folgt der Rat den Empfehlungen der Jounin, die vor Ort zuschauen. Also denke ich, dass dieses Jahr denkwürdig für Konoha werden wird. Sechs neu ernannte Chunin bei nur einer Prüfung habe ich jedenfalls noch nicht erlebt." "Tja", sagte ich, und verschränkte beide Hände hinter dem Kopf, "bleibt nur noch ein Problem." "Und das wäre, Mamo-chan?", fragte Kurenai-sensei. "Wir müssen einen Weg finden, unser Grinsen zu verbergen, bis der Rat uns offiziell bestätigt hat." Die Jounin lachten. Doch diesmal nicht über mich, sondern mit mir. "Holen wir unsere zukünftigen Chunin ab", sagte Asuma. Gemeinsam suchten wir ihre Kabine auf. Damit war die Prüfung vorbei, und ein verdammt harter Monat ging zu Ende. *** Es gab Momente im Leben, die erstaunlich waren, sogar für mich, der nun wirklich noch nicht wenig erlebt hatte. Als Lian davon erfuhr, das Katous Mörderin in der Stadt war, und das ich sie getroffen hatte, ohne sie sofort zu liquidieren, war sie fuchsteufelswild geworden und kaum zu bremsen gewesen. Tooma war beherrschter, aber nur, um seine Energie für den Mord an Maria aufzusparen. Es dauerte nicht lange, und sie hatten die junge Frau, die für den Tod ihres Partners verantwortlich war, in ihrer Herberge aufgespürt. Sicherheitshalber war ich mitgekommen, um das Schlimmste zu verhindern, denn heutzutage tötete man keine Verbündete mehr, wie Maria es vorgemacht hatte. Aber ich hatte wohl zu viel befürchtet. Zuerst erkannte Lian die Getsu-Nin nicht einmal, als sie direkt vor ihr stand, von Tooma ganz zu schweigen. Und dann, als sie wütend werden wollten, um eine riesige Dummheit zu begehen, war es ausgerechnet Aki-chan, der die Krise entschärfte. Als er "Mama" rufend auf Maria zulief und sich an ihre Beine klammerte, war der Zorn der beiden wie weggewischt. Aber es war nicht Lian, die zuerst dahin schmolz wie Butter in der Sonne, sondern Tooma. Er versuchte Akira zu locken, mit Süßigkeiten zu bestechen, sich bei ihm einzuschmeicheln; aber erst als ich dem Kind zunickte, durfte er den kleinen Mann auf den Arm nehmen. Dort wurde er von Tooma ausgiebig betüttelt, während Lian fassungslos daneben stand. Nicht, weil er eine so feminine Seite und einen guten Umgang mit Kleinkindern präsentierte, was bei drei jüngeren Geschwistern vielleicht nicht so unerklärlich war, sondern weil er sie Aki-chan erst nach langer Überredung halten ließ. Dieses hin und her wurde schließlich sogar dem ausgeglichenen Kleinkind zuviel, und er bettelte, bei Papa auf den Arm zu dürfen. Papa war natürlich ich, und es bedurfte einer sehr langen und ausführlichen Erklärung, um den beiden zu erklären, das ich nicht wirklich sein Vater war. Auf jeden Fall schoben die zwei ihre Rachegelüste weit in die Zukunft. Vorerst siebzehn Jahre, damit Aki-chan erwachsen werden konnte. Aber wenn er keine Mutter mehr brauchte, dann... Tja, bis dahin hatten sie ihre Wut wahrscheinlich schon vergessen. Zumindest hoffte ich es. Am Tag nach dem Examen brachen wir wieder auf. Erneut gingen wir mit den Getsu-Nin und teilten uns einen Abschnitt des Heimwegs. Die Verabschiedung von den Suna-Nin war sehr herzlich. Ich reichte Baki die Hand. "Keine Ressentiments, Baki-tono." Der große Suna-Nin schüttelte mir die Hand. "Keine Ressentiments, Morikubo-tono." Danach schüttelte er Uzuki-sensei die Hand. Sie sagten dabei kein Wort, aber die stumme Entschuldigung in seinen Augen fanden endlich Resonanz in ihren. Temari reichte mir eine versiegelte Schriftrolle. "Hier. Für Shikamaru. Wenn du so nett bist, sie mitzunehmen..." "Aber selbstverständlich. Was ist es denn? Ein Kuchenrezept?" "Es ist kein Lie... Ich meine, Kuchenrezept", erwiderte sie harsch, und errötete, als sie sich verhaspelte. "Gut. Ich gebe es ihm." Daraufhin reichte ich ihr die Hand. Die Reihe kam an Lokke-sama, der es sich nicht hatte nehmen lassen, bis ans Stadttor mitzukommen. Er ergriff meine Hand und drückte sie fest mit einer Kraft, die sein Alter Lügen strafte. "Lian und Tooma haben mir erzählt, das du zugestimmt hast. Das freut mich sehr. Ich hoffe doch, es dauert trotzdem keine zwei Jahre, bis du mal wieder kommst, Mamo-chan. Wer weiß, wie lange ich noch zu leben habe, nicht? Und wenn du kommst, ist wenigstens ordentlich was los", sagte er mit einem Seitenblick auf Maria, die ein klein wenig verzweifelt versuchte, Aki-chan wieder von Tooma loszueisen. "Ich werde sehen, was ich tun kann, Lokke-sama." Und das war meine ehrliche Absicht. Zumindest damals. Keema war da ein ganz anderes Kaliber. Sie umarmte mich herzlich, bevor ich irgend etwas sagen konnte. "Komm gut heim und komm bald wieder. Das Haus der Toroza ist jetzt auch dein Haus, und das von Karin und Hanako." "Ist gut, Keema-sama. Ich richte es aus", erwiderte ich, ihre Umarmung sehr vorsichtig erwidernd. Als ich aus dieser Umklammerung entkam, geriet ich gleich in die nächste. Diesmal bestand Lian auf ihr Recht. "Mach es gut, sei vorsichtig und pass auf meine Freundinnen auf, versprich mir das." "Geht klar", erwiderte ich flapsig. "Ach, und es ist sooo schade, dass Aki-chan nicht von dir ist. Er hat ja zumindest deine grünen Augen, Mamo-chan. Wäre er deiner, dann könntest du uns mit ihm besuchen können. Und das wäre so toll." Sie sah zu Tooma herüber, der auf das Betteln Marias hin endlich Aki-chan wieder auf den Boden setzte. Dort aber wurde er von Kurenai-sensei in Beschlag genommen. Und das würde sicherlich noch ein wenig so weiter gehen. "Wir könnten dann an einer kleinen Freundin für Aki-chan arbeiten." Sie griente mich bei diesen Worten an. So fraulich war sie mir noch nie vorgekommen. Nicht einmal in ihrem Netz-Bodystocking. "Aber leider ist er nicht meiner. Also geht das nicht. Aber du kannst dich ja mit Maria anfreunden." Sie schnaubte amüsiert. "Scheint so, als würden neue Zeiten anbrechen." "Ja, ganz neue Zeiten." "Ich überlege es mir. Und jetzt verabschiede dich von Tooma." Sie schob mich zu ihrem Verlobten herüber. Auch er schloss mich ohne große Worte in die Arme. "Verdammt, Konoha, wenn ich dir nie begegnet wäre, was wäre mir alles im Leben entgangen. Du, Junge, bist der beste Freund, den ich auf dieser Welt habe." Meine Stimme verließ mich. Ich konnte vor Rührung nichts erwidern. Er ließ mich los und sah mich an. "Schon klar, das ich bei dir nicht auch der beste Freund sein kann. Aber ich bin doch wenigstens in der Top Ten?" Ich wollte antworten, aber der dicke Kloß in meinem Hals machte es mir unmöglich, etwas zu sagen. "Du bist gemein", sagte er theatralisch, und tat, als würde er weinen. Endlich konnte ich mich räuspern. Darauf folgte das Sprechen. "Suna, du bist einer meiner allerbesten Freunde. Mehr kann ich dir nicht geben, und mehr solltest du auch nicht verlangen." "Danke, das reicht mir schon", sagte er fröhlich. Von Tränen keine Spur. Dieser alte Schauspieler. Er klopfte mir kräftig auf die Schulter. "Gute Reise, Konoha, und komm bald wieder. Oder sag Bescheid, wenn du Getsu besuchst, dann machen wir da zusammen Urlaub." "Ja, das ist eine Idee", erwiderte ich. Wie zwei alte Veteranen schüttelten wir uns die Hand. Abgeklärt. So viel schon gesehen. Zuversichtlich in unsere Fähigkeiten und in unsere Freundschaft. Schließlich gelangte ich zu Kankurou. Wir tauschten einen vollkommen stummen Händedruck aus und sahen uns in die Augen. Worte waren nicht notwendig. Wir dachten gemeinsam an die erlebte Zeit, an die Kämpfe, die wir bestritten hatten. Es war ein Gefühl der Verbundenheit. Doch plötzlich begann Kankurou prustend zu lachen. "Gut, das du den verrückten Versuch, das Versteck zu infiltrieren, überlebt hast. Wenn ich daran denke, das ich wer weiß wie lange auf dem Affenberg festgehangen hätte, wie ein gewisser Oto-Shinobi jetzt gerade..." Ich lachte ebenfalls. "Das Glück ist halt mit den Dummen." "Und mit dir, Mamoru. Und mit dir." Er klopfte mir auf die Schulter, und trat dann an die Seite, um noch einmal mit Asuma zu sprechen. "Dann war es das also", sagte Gaara. Er musterte mich nahezu emotionslos. "Ja, das war es, Kazekage-sama." "Gaara", sagte er beharrlich und reichte mir seine Rechte. Ich griff zu. Der Kazekage hatte einen erstaunlich festen Händedruck. Aber das lag wahrscheinlich an seiner legendären Sandrüstung. "Du warst meinem Land eine große Hilfe. Das werde ich mir merken." "Ich denke, wir alle waren eine Hilfe, aber Konoha hat weitaus mehr profitiert als Suna." "Wir wollen doch nicht anfangen unter Freunden solche Dienste gegeneinander aufzurechnen", tadelte Gaara. Langsam ließ er meine Hand los. "Einer der befreiten Suna-Shinobi hat mir berichtet, das du um ein Empfehlungsschreiben gebeten hast, um Tsunade-sama gnädiger zu stimmen." "Ja", sagte ich, "sicherheitshalber." "Ich habe eines verfasst, und dich sehr gelobt, Mamoru. Aber ich habe nicht übertrieben. Das wäre mir auch schwer gefallen." Er lachte leise. "Du erinnerst mich an Naruto. Aber du bist dankenswerterweise eine ganze Ecke ruhiger als er." "Ja", sagte ich, "das kann ich nur bestätigen. Narutos Überaktivität kann anstrengend sein." Wir sahen uns an, und seufzten zugleich. Naruto war ein netter, feiner Kerl, aber eben auch anstrengend. Ich verstand, warum der Träger des Kyubis nach Anerkennung suchte, gerade bei einem Schicksal, wie er es durchlebt hatte, aber manchmal, nur manchmal ging seine Fröhlichkeit über meine Kräfte. "Wenn du Naruto sehen solltest... Ich meine, du bist ihm ja schon einmal begegnet, oder? Dann grüß ihn von mir." Erstaunt sah ich den Kazekage an. "Hat Tsunade-sama dich über mein Abenteuer in Mizu no Kuni informiert, Gaara?" Er lachte auf. "Ich habe die Abschrift einer Kopie deines Berichts aus Iwagakure zugespielt bekommen." Höflich lachte ich über den ältesten Ninja-Witz, den die Welt kannte. Obwohl, es musste nicht mal ein Witz sein. "Ich verspreche es. Wenn ich ihn sehe, werde ich ihn von dir grüßen, Gaara." "Leute, wir wollen los", sagte Amir. Wer sich noch nicht von allen verabschiedet hatte, holte es nun schnell nach. Ich nickte dem Kazekage zu, er erwiderte das Nicken, und dann ging ich zu Amir und Asuma, um die sich alle, die fertig mit den Verabschiedungen waren, sammelten. Drei Minuten später verließen die erfolgreichen Ninjas aus Konoha und Getsugakure Suna. *** Nach einem halben Tag hatten wir den Punkt erreicht, an dem wir uns auch von den Getsu-Nin trennen mussten. Diese Verabschiedung war nicht weniger laut und herzlich als die in Sunagakure. Ich umarmte Amir und Hassin herzlich, während unsere Genin sich von ihren Kohais verabschiedeten und ihnen noch einen Haufen praktischer Tipps mit auf den Weg gaben. Zeit genug für mich, um Aki-chan auf Wiedersehen zu sagen. Und Maria. Verlegen sah sie zur Seite, als ich auf sie zutrat. Sie war tatsächlich ein vollkommen anderer Mensch, so ganz anders als damals im Trainingsgelände bei der Chunin-Prüfung. Oder später im Umland von Konoha. Oder in Otogakure. Es war, als wäre ihr ein Großteil ihrer Arroganz genommen worden und durch Demut ersetzt worden. "Was?", fragte sie lachend, nachdem ich Aki-chan ein letztes Mal auf den Arm genommen hatte, und sie nun anstarrte. "Ich frage mich sehr, wie du dich so sehr ändern konntest. Ich wünschte, du wärst schon früher so gewesen. Liegt es wirklich an dem kleinen Mann hier?" "Nein, es liegt an dir, und an niemand anderen sonst, Mamoru-sama." Sie sah mich an, mit einem klaren Blick, den ich nicht erwartet hatte. "Als ich dich soweit manipuliert hatte, dass du die Nukenin verteidigt hast, bei unserer Flucht aus Otogakure, hatte ich dich schon viel zu gut kennen gelernt. Die ersten Stunden hatte ich noch immer eine Hand um mein Kunai gelegt, aber es fiel mir zunehmend schwerer. Ich lernte dich kennen, und ich mochte dich sehr. Ich mag dich sehr." Verlegen fuhr sie sich mit der Rechten durch ihr raspelkurzes Haar. "Als du dann erkannt hast, wie sehr ich dich getäuscht hatte, und du trotzdem bereit warst, die Oto-Nin auf der Flucht zu beschützen, da ist etwas in mir zerbrochen. Nein, nicht einfach zerbrochen. Ich habe auf einmal klar gesehen. So klar wie noch nie in meinem Leben. Bis zu diesem Moment war ich ein halbherziger Mensch gewesen, der sich mit dem begnügt hatte, was er hatte erreichen können. Aber ab diesem Moment, beschämt und doch erhöht, da... Da habe ich gelernt, das man die größte Kraft daraus schöpft, wenn man für andere da ist. Wenn man sie liebt. Du hast mir das Leben geschenkt, Mamoru-sama. Und das kann ich dir niemals vergelten." "Oh, du hast da schon eine wunderbare Anzahlung geleistet", sagte ich, und räusperte mich verlegen. Maria errötete bis zu den Ohren. "Mamoru-sama. Doch nicht vor dem Kleinen." Ich lachte auf. Ein letztes Mal drückte ich Aki-chan und gab ihn dann seiner Mutter zurück. "Gestattest du.. Ich meine, erlaubst du...?", fragte sie stockend. "Was immer du willst, tu es ruhig. Ich bin dir nicht mehr böse." Sie nickte dankbar. Dann senkten sich ihre Lippen zu einem flüchtigen Kuss auf meine, und das weckte Erinnerungen an ganz andere Dinge, die wir zusammen getan haben. "Auf Wiedersehen, Mamoru-sama." "Auf Wiedersehen, Maria." Ich streichelte Aki-chan über den Kopf. "Auf Wiedersehen, kleiner Mann." "Wiedersehen! Wiedersehen!" Ich trat zu den Genin, umarmte Illan herzlich, und klopfte Mohad anerkennend auf die Schulter. Schließlich nahm ich auch Anne in den Arm. Sie verkniff sich mit aller Kraft, in Tränen auszubrechen, aber eine feine Spur lief bereits über ihre Wangen. Und es hätte mich nicht gewundert, wenn auch noch Rotz aus ihrer Nase gelaufen wäre. "Mamoru-sama, ich vermisse dich schon jetzt." Ich lachte bei diesen Worten, und drückte das Mädchen an mich. Ich hätte nie gedacht, das ich einmal so empfinden würde, aber beim Gedanken, sie nach Getsu gehen zu lassen, hatte ich das Gefühl, meine eigene Schwester fortzugeben. "Was denn, was denn?", tadelte ich sie. "Du wirst in der nächsten Zeit oft nach Konoha kommen müssen. Immerhin werden wir als die einzigen Kontraktträger der Affen viel zusammen üben müssen." Ihre schlechte Laune verflog. "Versprochen?" Ein skeptischer Blick folgte. "Meinst du, der Tsukikage macht da mit?" "Natürlich macht er da mit", sagte Amir, und klopfte ihr auf die Schulter. "Du bist jetzt die einzige Kontraktträgerin der Affenkrieger in Getsu. Es ist doch klar, das wir einen solchen Goldschatz pflegen und hegen, und dir so oft wie möglich die Chance geben werden, von deinem Sempai zu lernen." Er grinste mich an. "Natürlich kann dein Sempai auch mal nach Getsugakure kommen, anstatt uns die ganzen Reisekosten tragen zu lassen." "Wenn ein Wochenende am Strand drin ist, bin ich dabei", lachte ich. Ich ließ Anne fahren. "Also, sei nicht traurig. Wir sehen uns schon wieder. Und bis dahin trainierst du schön deine Fähigkeiten, einen Affen zu beschwören." "Jawohl, Mamoru-sama." Sie schniefte, drückte mir einen Kuss auf die Wange und wandte sich ab. "Wir sehen uns wieder, Mamoru-oniichan!" Teufel auch, damit hatte ich wohl tatsächlich eine kleine Schwester. Was würde Mutter darüber erfreut sein. Allerdings vermutete ich, dass sie mir gleich darauf einen Vortrag halten würde, doch zuerst mit einer Freundin aufzuschlagen, bevor ich adoptierte Schwestern mit nach Hause brachte. Als sich die Getsu-Gruppe von uns trennte, winkten wir noch einige Zeit hinter ihnen her, bevor wir uns auf den eigenen Heimweg machten. "Aki-chan ist ja sowas von niedlich", sagte Uzuki-sensei, und prickte mir in die Seite. "Ich wünschte, er wäre von dir, dann könnten wir ihn öfter sehen." "Sensei, ich bin doch erst siebzehn", beschwerte ich mich. "Und? Maria ist achtzehn, und sie kümmert sich bereits um ein Kind, und sie ist weiterhin Kunoichi im aktiven Dienst." "Trotzdem. Etwas mehr Zeit hätte ich schon noch, bevor ich einen weiteren Morikubo auf die Welt los lasse." Dies brachte die Genin und die Jounin zum Verstummen. Zumindest bis Asuma zu lachen begann, und sich dabei den Bauch halten musste. "Ich finde, Yugao-chan, da hat er aber ein ziemlich gutes Argument, oder?" Uzuki-sensei grinste. "Ja, das ist ein sehr plausibler Gedanke. Konoha hat ja schon Naruto-kun und Mamo-chan. Ob wir einen zweiten Mamo-chan ertragen könnten?" Wieder lachten die anderen. "Hey", protestierte ich der Form halber. "Ich bin jedenfalls keine Naturgewalt auf zwei Beinen wie unser Naruto." Tenten fing an zu kichern. "Das beschreibt ihn doch ganz gut, unseren Naruto. Findest du nicht, Hinata-chan?" "Ja, Naturgewalt trifft es doch. So beharrlich, wie er immer seine Ziele verfolgt", sagte sie mit nachdenklichem Blick. Als sie unsere Aufmerksamkeit spürte, sah sie auf, und winkte mit beiden Händen ab. "I-ich meine, Naruto-kun ist Naruto-kun, und das ist auch gut so. Wir wollen ihn doch gar nicht anders." "Wollen wir ihn gar nicht anders, oder willst du ihn gar nicht anders, Hinata-sama?", stichelte Neji. "Beides", erklärte sie resolut, wandte sich um, und ging voran. "Sie ist definitiv gewachsen", stellte Kurenai-sensei zufrieden fest. Sie klatschte in die Hände. "Also gut, wir hatten für den Moment genügend Spaß. Also, Herrschaften, auf das wir nach Hause kommen." Nach Hause, das klang doch richtig gut. Ich konnte es kaum erwarten, wieder über Konohas Straßen zu wandeln, in meinem eigenen Bett zu schlafen, vor dem Büro der Hokage zu warten, bis sie mich rein rief, um mich zu maßregeln... Zuhause war doch der schönste Ort auf der Welt. Epilog: Nach Hause kommen war schön, auch wenn ich ahnte, das ich für mein Versagen im Fall Kabuto noch meinen Anteil von Tsundade-sama verpasst bekommen würde. Als wir durch das Tor schritten, schoben wie so oft Kamizuki und Hagane am Tor Wache. Die beiden waren mittlerweile als unzertrennlich bekannt. Izumo Kamizuki begrüßte die Neuankömmlinge und gab ihnen ihre Rapportzeiten für den Rat, wo über ihre Empfehlungen entschieden werden würde. Als er mich ansah, lag so etwas wie Mitleid in seiner Stimme. "Was dich angeht, Mamoru, so hast du leider Pech. Du musst hier warten, bis Shizune-san dich hier abholt und direkt zu Tsunade-sama bringt." Er räusperte sich. "Sie wurde sofort informiert, als du in Sichtweite warst, es kann also nicht lange dauern, bis sie hier ist." Bestürzt sah ich den Ninja-Kollegen an. War es wirklich so schlimm, mein Versagen? Selbst die Jounin machten ihre Bemerkungen zum Thema, teil verwundert, teils entsetzt. "Wird wohl wegen Kabuto sein. Ich habe nichts anderes erwartet." "Mamo-chan?", klang hinter mir Shizunes Stimme auf. Obwohl ich es nicht wollte, zuckte ich heftig zusammen. "J-ja?" "Tsunade-sama will dich auf der Stelle sehen. Lass deine Tasche bei Kamizuki-kun und folge mir." "Verstanden." Also stellte ich meine Tasche unter und schloss zu Tsunade-samas Sekretärin auf. "Vergiss nicht, Mamo-chan, wir wollen heute Abend grillen gehen", rief mir Asuma hinterher. Dieser sorglose Mensch. Ich war mir nicht sicher, ob ich am Abend noch in Stimmung war, überhaupt etwas zu unternehmen. Oder gar in der Lage dazu. "Ist es schlimm?", fragte ich leise. "Sehr schlimm", sagte Shizune nach einem tiefen Seufzer. "Tsunade-sama ist sehr, sehr wütend auf dich." Ich schluckte trocken. Also hätte ich doch, damals vor dem Schiff, alles auf eine Karte setzen sollen. Aber was half mir diese späte Erkenntnis? Wie ein geprügelter Hund schlich ich Shizune hinterher. Wir erreichten das Ratsgebäude, und für meinen Geschmack viel zu schnell erklommen wir den Weg zu Tsunade-samas Büro. Erneut schluckte ich trocken, als Shizune bereits anklopfte. "Tsunade-sama? Ich bringe Mamoru Morikubo." "Soll reinkommen!", rief sie in einer solchen Lautstärke, das ich meinte, die Tür wäre gar nicht verschlossen. "Viel Glück", raunte mir Shizune zu, und blieb draußen. Na, das konnte ja was werden. "Tsunade-sama, ich habe keine Entschuldigung dafür, das ich Kabuto nicht erwischen konnte. Ich bitte um eine harte und gerechte..." "Kabuto? Nicht erwischt? Blödsinn. Du hattest einen guten Versuch, ihn zu kriegen, und du hast getan was du konntest. Nicht viele Shinobi hätten ihm so lange auf der Spur bleiben können, und hätten nebenbei noch einen Stützpunkt Orochimarus ausgehoben. Nein, da habe ich dir nichts vorzuwerfen." Erleichtert wollte ich aufatmen, aber laut Shizune war die Hokage sehr sauer. Das dicke Ende kam also noch. "Jedoch!", rief Tsunade-sama, und mir wurde wieder einmal klar, warum ich Angst vor der blonden Frau hatte. "Jedoch bin ich äußerst ungehalten hierüber!" Sie schlug mit der flachen Linken auf ihren Schreibtisch. Da lagen mehr als ein Dutzend Depeschen. "Verrate mir, Mamoru Morikubo, warum ich von acht Kage, neun Ländern und siebenundsechzig Einzelpersonen offizielle Benachrichtigungen bekommen habe, in denen dein Einsatz in Orochimarus Geheimversteck über den grünen Klee gelobt wird, und in denen ich explizit gebeten werde, dich nicht zu hart zu bestrafen? In einigen Briefen werde ich sogar gefragt, ob sie dich abwerben können! Kannst du mir das erklären, Mamoru?" Sie faltete beide Hände unter ihrem Kinn zusammen, legte das Kinn darauf und sah mich missmutig an. "Was denkst du eigentlich, wie ich jetzt in der Welt dastehe?" Ich schluckte mehrfach. Also war die tolle Aktion, die ich mir ausgedacht hatte, vollkommen nach hinten los gegangen. Mist, Mist, Mist. "Als ziemlich streng? Was ja nichts schlechtes ist, Tsunade-sama", wagte ich einzuwenden. "Als großer, böser blonder Drache!", murrte sie lautstark. "Ich bin äußerst unzufrieden, Mamoru! Und das hat für dich Konsequenzen! Zwei weitere Jahre Beförderungsstopp zum Jounin für dich! Und du wirst ab nächster Woche dein eigenes Dreierteam Nachwuchs-Genin übernehmen, und ihnen die Basisfähigkeiten vermitteln!" "Müssen das nicht sonst die Jounin machen?", wagte ich aufzubegehren. "Es wäre ja keine Strafe, wenn ich dich vorher zum Jounin machen würde, oder siehst du das anders? Und widersprich mir nicht!", rief sie ärgerlich. "Jawohl, Tsunade-sama!" "Also, dein eigenes Team Genin frisch von der Akademie. Solange wie ich es dir befehle, verstanden? Ach, und besser drei Jahre Beförderungsstopp! Und mach dir keine Hoffnung auf den spezialisierten Jounin, der bleibt dir auch verboten!" Langsam besserte sich meine Stimmung. Alles in allem war das doch nicht wirklich schlecht. Und die Kids frisch von der Akademie würde ich auch noch überleben. "Hier, für dich", sagte sie mürrisch, während sie einen Zettel über den Schreibtisch schob. Ich trat vorsichtig näher, und nahm den Zettel auf. "Das ist was?" "Dein Bonus für die erfolgreiche Zerstörung eines Labors von Orochimaru. Plus mehrerer Boni, die uns für dich erreichten, weil du Shinobi anderer Nationen gerettet hast. Ich denke, du wirst zufrieden sein." Ich klappte den Zettel auf. Für einen Moment spürte ich meine Füße, meine Hände und meinen Kopf nicht mehr. "D-danke." "Ich habe den Betrag aufgerundet. Du hast ja in nächster Zeit die Feier mit den Affenkriegern auszurichten, oder? Da wirst du ohnehin einiges an Ryou brauchen." "Ja, das stimmt, Tsunade-sama." Sie winkte mich fort. "Geh, Mamoru. Mein Zorn ist verraucht. Aber du wirst einiges leisten müssen, um wieder auf meine gute Seite zu gelangen." "Verstanden, Tsunade-sama." Ich verbeugte mich lang und tief vor ihr, und wandte mich dann um. Nur noch raus, bevor was Schlimmes passierte. "Mamoru!", rief sie. Ich erstarrte mitten in der Bewegung. "Ja, Tsunade-sama?" "Was für eine Schande, dass Aki-chan nicht von dir ist, oder?" "Tsunade-sama, ich bin erst siebzehn!", tadelte ich sie. "Ach ja. Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Und jetzt raus mit dir, bevor mir noch was einfällt, was ich mit dir anstellen kann." Ich nickte noch einmal, und dann hatte ich die rettende Tür erreicht. Shizune sah mich skeptisch an. "Drei Jahre Beförderungsstopp. Das ist viel zu hart für einen Stapel Belobigungsbriefe für dich, Mamo-chan. Ich werde mit ihr reden." Hastig winkte ich ab. "Was mich angeht, könnte ich nicht zufriedener sein. Stell dir doch mal den Schaden vor, den ich als Jounin anrichten könnte. Nein, so ist das schon in Ordnung." "Oh. Da bin ich zwar anderer Meinung, aber na gut. Ich rede nicht mit ihr." "Shizune!", rief die Hokage. "Ich komme, Tsunade-sama!" Sie sah noch einmal zu mir. "Sieh zu, dass du nach Hause kommst, Mamo-chan." Damit war ich erlöst. Beschwingt sprang ich die Treppe hinab. Nachher noch Barbeque mit den anderen, ein dicker Bonus in der Tasche, Beförderunsstopp zum Jounin... Es versprach eine tolle Zeit zu werden. *** "Beförderungsstopp zum Jounin, aber ihm eine Anfängergruppe geben?", fragte Shizune ungläubig. "Dicker aufgetragen geht es doch gar nicht, Tsunade-sama." "Aber er hat es gefressen, richtig?" Shizune musste grinsen. "Augenscheinlich hat er das. Er hat nicht mal in Frage gestellt, wieso plötzlich ein Chunin den Nachwuchs trainieren soll. Gut, er ist nicht der einzige, der mit irgendwelchen Komplexen durchs Leben geht, aber seine sind gut gefüttert." "Du musst das verstehen. Seit er geboren wurde, hat man im Nara-Clan gesagt, das er sich selbst umbringen würde, wenn er Ninja wird. Weil er eben die Schattenkunst nicht beherrscht. Und was ist passiert? Er wurde ein sehr passabler Shinobi. Aber wenn man so lange eingeredet bekommt, dass man kein Ninja werden sollte, dann ist jeder Erfolg nur schwer mit dem eigenen Weltbild vereinbar. Immerhin unterstützt ihn sein eigener Clan jetzt vorbehaltlos. Und sobald er das selbst mitbekommt, ist er vielleicht auch diesen Komplex los, der ihn glauben macht, als Jounin würde er nur Schaden anrichten. Aber bis dahin geben wir ihm das, wa er haben will." "Einen Haufen Lügen." "Zu seinem Besten, ja." "Das ist eine Menge Aufwand für einen jungen Shinobi." Tsunade lächelte. "Den er aber wert ist. Ein Ninja-Dorf ist immer die Summe aller seiner Shinobi. Und Mamo-chan neigt die Waagschale in die richtige Richtung." "Wenn du es so siehst, Tsunade-sama..." Die Sekretärin der Hokage deutete auf die Briefe und Berichte. "Und was ist damit?" "Ach, die Bittschriften? Du wirst sie alle beantworten, und jedem einzelnen versichern, das es sein Brief war, der mich davon absehen ließ, gegen Mamo-chan ernstere Maßnahmen zu ergreifen. Da sie ohnehin denken, das ich ein grausamer blonder Drache bin, werden sie sich geschmeichelt fühlen. Und in unserer Schuld stehen. Das tun sie ohnehin wegen der Shinobi, die Mamo-chan befreien konnte, aber es kann nichts schaden, sie daran zu erinnern." "Ein kluges Manöver, Tsunade-sama." Die Godaime Hokage nickte, und erhob sich von ihrem Schreibtisch. Sie sah auf Konoha herab. "Jeder Shinobi Konohas ist ein Einzelstück, und braucht seine ganz individuelle Pflege. Nur dann sind wir wirklich schlagkräftig, Shizune." "Und Mamo-chan ist diese intensive Pflege wert." Tsunade lächelte. "Ja, das ist er. So wie jeder andere Jounin unter meinem Kommando. Wir polieren ihn noch ein wenig auf, und dann schauen wir dabei zu, was er noch für Konoha leisten wird." Sie trat näher an ihr Fenster heran. "Ich bin schon sehr gespannt, und habe große Erwartungen, Mamo-chan." Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)