Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 39: Schneidender Wind 13 -------------------------------- 13. Sommer. Sonne. Strand. Decken, Sonnenschirme, leicht bekleidete Männer und Frauen, Barbeque, dessen Geruch sich bereits leicht verbreitete, ja, das fühlte sich sehr nach Urlaub an. Nur noch nicht für mich. Ich lag auf einer der Decken unter einem Sonnenschirm, und ließ von Ranko-sama meine Brandwunden behandeln. "Sensei, du machst mich fertig", brummte ich missmutig. Ranko-sama, die auf meinen Rücken kniete, lachte leise. "Was denn, was denn? Der großartige Mamoru Morikubo, der Konoha-Ninja, der Otogakure vernichtet hat, der mit weniger als einem Dutzend Ninjas die Burg eines unteren Daimyos des Reichs des Wassers erobert hat, der Mann, der Orochimaru einen Stützpunkt abgenommen hat, beschwert sich?" Mit diesen Worten ließ sie ihre Hände weiter über meinen bäuchlings liegenden Körper wandern. Wusste sie eigentlich, was sie mir antat, wie es in mir aussah? Natürlich wusste sie es, und sie spielte mit mir. Ich für meinen Teil war froh, das ich auf dem Bauch lag, denn die sanften, filigranen Hände meiner Lehrerin auf meiner nackten Haut zu spüren, hatte... Unwillkommene Nebenwirkungen, die ich selbst in den weiten Badeshorts kaum verbergen konnte. Mir blieb nur zu hoffen, dass Sensei mich nach der Behandlung meiner Brandwunden nicht sofort zwang aufzustehen. Diese auffällige Beule musste selbst ein Blinder sehen. Andererseits, wenn ich es schnell ins Wasser schaffte, dann... "Kannst du nicht zumindest mit deinen Knien von meinem Rücken runter gehen?", flehte ich leise. Die Berührung von derart viel nackter Haut meines Senseis war viel zu aufregend für mich. Ich meine, sie trug einen Bikini, der nicht gerade das verwendete, was man in Shinobi-Kreisen Stoff nannte. Er war nicht provokant geschnitten, einfach nur... Großzügig darauf bedacht, Stoff einzusparen. Sensei war zu neunzig Prozent nackt, und ihre nackte Haut berührte meine nackte Haut. Das war... Kontraproduktiv. "Na, wenn du meinst..." Ich spürte, wie sie die Beine spreizte, und mit ihren Knien von meinem Rücken glitt. Nun saß sie auf mir, auf Höhe meiner Nieren. Oh, ich verfluchte den Tag, an dem mir bewusst geworden war, was eine Frau war, was eine Frau ausmachte, und was es mir bedeuten konnte. Und, was man mit Frauen tun konnte. Sensei in ihrer Menschengestalt wusste das nur zu gut. Sie piesackte und neckte mich, wo sie nur konnte. Weil dies der Strand war, hatte sie gesagt. Und meine Mädchen? Hatten dazu nur gegrinst, weil sie "mir die Lektion gönnten". Es schien tatsächlich so, dass sie ein wenig nachtragend waren, was mein Verhalten ihnen gegenüber in den letzten Jahren betraf. Mein Blick ging, als sich die zarten Finger Ranko-samas heiß wie Feuer und kalt wie Eis zugleich auf eine kleinere Verbrennung legten, zu Karin und und Hana-chan herüber. Die beiden Verräterinnen spielten mit Ryu und Kitsune Volleyball. Hanako machte dabei in ihrem kanariengelben Bikini eine recht gute Figur, wenngleich ich den Verdacht hatte, das ziemlich knappe Höschen müsste ihr jederzeit von der Hüfte rutschen. Auf jeden Fall kaschierte das Oberteil durch den Faltenlook die wahre Größe ihrer Oberweite, die sich seit dem Chunin-Examen nicht besonders vergrößert hatte. Ihr goldenes Haar, zu einem Zopf gebunden, schlackerte um sie wie eine Schlange, bei jedem Sprung, wirkte aber wie ein teures Juwel. Ihr Haar war schon immer ihr wichtigstes Accessoire gewesen. Ihre schlanke, gut proportionierte Gestalt machte aus ihr ein Gesamtkunstwerk an Fraulichkeit. Karin in ihrem Einteiler machte eine exzellente Figur mit ihrer schmalen Taille, den Hüften, die genau richtig proportioniert waren, ihrem langen schwarzen seidigen Haaren, und... Und einer Oberweite, die sie wohl mit einem Schuhlöffel in diesen Badeanzug gestopft haben musste. Dazu bebte ihr Busen bei jedem Sprung und jeder Landung derart auf, dass die beiden Männer schon gar nicht mehr wussten, wo sie hingucken sollten. Das Ergebnis war, dass meine Mädchen bereits mit zehn Punkten führten. Und sie waren nicht nett genug, um ihren Vorteil nicht auszunutzen. Nekohime war ebenfalls am Strand. Sie trug den farblosesten Einteiler, den ich je gesehen hatte, den sie aber ausfüllte, wie ich es bei diesen "Schulbadeanzug" genannten Einteilern noch nie gesehen hatte. Auch hier wieder - das Schuhlöffelprinzip. Sie beschäftigte sich ausgiebig mit Aki-chan, und schien dabei im siebten Himmel zu sein. Sie bauten gemeinsam an einer Burg, und jede Bewegung, jedes Wort des gerade ein Jahr alten Jungen wurde von ihr begrüßt wie eine Offenbarung. Sie war schon nicht mehr vernarrt in Marias Sohn - sie hatte sich Hals über Kopf verliebt. Blieb noch Anne, die einen recht züchtigen Zweiteiler trug, der am Höschen mit einem kleinen Rock benäht war. Der konnte allerdings auch nicht verhüllen, dass das Wort "Hüfte" noch nicht zu ihrem Gebrauchsschatz gehörte. Ihr Oberteil war ähnlich wie bei Hana-chan mit Rüschen aufgepeppt, die verhindern sollten, dass... Ja, sorry, aber sie war flach wie ein Brett. Allerdings war sie noch nicht in dem Alter, in dem sie Busen haben sollte. Moment, korrigierte ich mich selbst. Auch wenn sie nicht danach aussah, sie war beinahe vierzehn Jahre alt und für die Chunin-Prüfung zugelassen worden. Sie war so alt wie ich damals, als ich selbst das Examen abgelegt hatte. War sie eine Spätentwicklerin? Würde sie so dünn bleiben? Der Gedanke bereitete mir einige Sorge. Nicht etwas jene Sorge, die ich - seit ich es gelernt hatte - für einen potentiellen Partner haben würde. Was nicht sehr abwegig war, immerhin war ich nur drei Jahre älter als sie. Nein, es war die Sorge, die man einem Schutzbefohlenen gegenüber empfand. Oder einem Kohai. Doch, sie würde sich noch entwickeln, und zu einer attraktiven jungen Frau heran wachsen. Das stellte ich mit einer Art brüderlichem Trotz fest. Der Gedanke irritierte mich. Hatte ich Anne-chan etwa in Gedanken schon adoptiert? "Autsch." "Oh, da bin ich abgerutscht. Hat es sehr weh getan?", säuselte Sensei. "Es hat mich nur überrascht", erwiderte ich, mir Ranko-samas Nähe wieder bewusst werdend. Vor allem, wie ihre warmen, weichen Schenkel meine Seiten umrahmten, ja, einspannten. Was hätte ich in diesem Moment für eine kalte Dusche gegeben. "Warum tust du das mit mir, Ranko-sensei?", fragte ich vorwurfsvoll. "Weil ich es kann", stellte sie fest. "Und weil ich dich gerne necke." Ja, das hatte sie schon immer gerne getan. So sehr, das ich eine Zeitlang wirklich Angst vor ihr gehabt hatte. Okay, diese Zeit war noch nicht vorbei, aber ich liebte sie trotzdem. "Das erklärt einiges." Ich hörte sie leise auflachen. Das war immer noch laut genug, um Kankurou, Kuma, Hikaru und Okami, die im Wasser Ball spielten, zu uns herüber sehen zu lassen. "Du hast ja keine Ahnung", säuselte sie. Sensei beugte sich vor, bis ich ihr wunderschönes Menschengesicht rechts neben mir erkennen konnte. Sie lächelte, und es war eines der schönsten Lächeln, die ich je gesehen hatte. "Aber sei versichert, dass du der Mensch bist, den ich am meisten liebe." "Aber das weiß ich doch, Sensei." Ihr Lächeln wurde für einen Moment glanzlos. Doch dann küsste sie mich auf die Wange. "Ja, das war mir klar, mein kleiner Schatz." Sie richtete sich wieder auf, und schlug mir mit fester Hand auf meinen Po. "So, das war die Heilbehandlung. Wir sind fertig." "Super! Danke!", rief ich, und wollte aufstehen, aber Sensei blieb auf mir sitzen. "Moment, Mamo-chan. Vorher will ich dich eincremen. Sonnenschutz ist für dich gerade besonders wichtig." Akane-chan, die neben uns lag, grinste herüber. Sie trug eine nachtschwarze Sonnenbrille, die sie hochschob, als sie fragte: "Soll ich dir helfen, Ranko-chan?" "Keine Sorge, das kriege ich auch alleine hin", erwiderte sie im Brustton der Überzeugung. Dann traf etwas Kaltes meinen Rücken. Sonnencreme. Wieder spürte ich Senseis Hände auf meiner Haut, und es war geradezu gefährlich angenehm. Mein Blick ging zu Akane, die einen blauweißen Einteiler trug. Nichts besonderes, und auch die "Füllung" riss mich nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin, aber ich mochte sie, sehr sogar, weil sie nicht einfach nur als nettes Mädchen auftrat, sondern eines war. Zudem aufrichtig, zuverlässig, ehrlich, vielleicht etwas verbohrt. Manchmal fragte ich mich, ob sie eines der beiden Mädchen sein konnte, die ich aus dem Mamo-Pakt noch nicht kannte. Aber... Nein. Nein, das konnte nicht sein. Ranma-sempai hätte mich dann längst beiseite genommen, denn ich wusste aus sehr, sehr guter Quelle, dass er unglaublich auf Akane stand. Wie übrigens auch Hikaru, und ein gutes Dutzend anderer männlicher Affen. Und wir sollten die Kriegerinnen nicht vergessen, unter denen Akane auch Fans hatte... So ein Affenleben war schon kompliziert. "Dreh dich bitte um, Mamo-chan", sagte Sensei, und erhob sich, damit ich mich wenden konnte. Sie setzte sich an die Seite, das Sonnencremefläschchen in der Hand. "Nanu? Ich hätte nicht gedacht, dass du von mir runter gehst. Willst du mich heute nicht bis zur Neige necken?", fragte ich, verzweifelt auf dem Bauch liegen bleibend. Denn da... Ich erwähnte es schon. "Nein. Weißt du, es gibt... Regeln. Ich möchte sie nicht überschreiten." Verwundert sah ich zu ihr herüber. "Regeln?" Sie deutete zum Volleyballfeld. Dort standen Hanako und Karin. Nachdem sie Ryu und Kitsune gnadenlos zerstört hatten, lächelten sie zu uns herüber. Als ich sie ansah, winkten beide auf eine sehr liebenswürdige Art. Das jagte mir einen eiskalten Schauder den Rücken runter. Hätten sie böse herüber geschaut, ärgerlich, oder demonstrativ desinteressiert fortgeschaut, das hätte ich verstanden. Aber diese demonstrative Freundlichkeit, die machte mir Angst. Dabei war Sensei nicht mal Teil des Mamo-Pakts, dieses mir immer noch teilweise unbekannten Zirkels aus fünf Frauen, die mich unter sich ausmachen wollten. "Oh-oh", murmelte ich. "Ja, genug gespielt", sagte sie, und die alte, etwas sterile Freundlichkeit kehrte in ihre Stimme zurück, mit der sie mich im Training anzusprechen pflegte. "Dreh dich bitte um, Mamoru." Und das war genau das, was ich gerade nicht tun konnte. "Morikubo-san! Eine Nachricht von Tsunade-sama!", hörte ich Sai rufen, während er auf den Strand gelaufen kam. "Das ist wichtig!", sagte ich hastig, kam auf die Beine und rannte los, bevor Ranko-sensei überhaupt realisierte, was gerade geschah. Als ich Sai erreichte, tat ich so, als würde ich mir von ihm ein Schriftstück geben lassen, das ich ausgiebig studierte. "Danke. Du hast mir aus der Patsche geholfen, Sai." Der blasse junge Mann setzte sein gefälschtes Lächeln auf. "Ich folge nur deinen Befehlen, Morikubo-san. Du hast gesagt, hol mich nach einer Viertelstunde raus. Dem bin ich gefolgt." "Trotzdem. Du hast einen gut bei mir." Ich musterte den voll bekleideten ANBU. "Und? Hast du deine Badehose mitgebracht?" Dies ließ den Jungen irritiert schauen. "Äh. Ich dachte, wenn ich dir die nicht existierende Nachricht bringe, dann kann ich wieder zurück gehen, und..." "Davon habe ich kein Wort gesagt. Ich sagte nur, das du mich raushauen sollst." Kurz sah ich an mir herab. Gut, DAS Problem begann sich zu erledigen. "Von einem Freibrief, die Freizeit zu schwänzen, habe ich nie gesprochen." "Aber sollte ein solcher Dienst nicht belohnt werden?", warf Sai ein. "Und genau das versuche ich ja gerade. Weißt du, da hinten stehen Hassin, Khal und fünf weitere Getsu-Nins, die ein wundervolles Mittagessen für uns zubereiten. Selbst du Gefühlsabstinenzler wirst doch gutes Essen zu schätzen wissen." "Ich dachte, ich hole mir dann einfach meine Portion", wandte er ein. Ich grinste triumphierend. Also doch! Sai mochte gutes Essen! Und er musste den Bratengeruch, der von den Steaks und den Bratwürstchen ausging - das übliche Grillgut in Getsugakure - bereits gerochen haben. Auch wenn der Mensch vor mir einer der gefühlskaltesten war, die mir je begegnet waren, so bemerkte ich doch, wie er sich beim Gedanken an das Essen die Lippen leckte. Wenigstens eine Konstante. "Keine Widerrede. Wir gehen zurück, du wechselst in deine Badeshorts und genießt ein wenig die Sonne, bevor wir essen. Äh, du kannst doch Sonne vertragen?" Irritiert sah er mich an. "Wie kommst du auf den Gedanken, das ich es nicht könnte?" Nun war es an mir, irritiert zu sein. "Hallo? Du bist bleicher als Frischkäse! Du siehst aus, als hättest du dein ganzes Leben bei künstlichem Licht unter der Erde verbracht! Da ist es doch gerechtfertigt, wenn man dich fragt, ob du Sonne überhaupt ertragen kannst!" "Oh, ich verstehe. Keine Sorge. Ich vertrage Sonne sehr gut. Im Gegensatz zu deiner Vermutung lebe ich weder unterirdisch, noch nokturn." "Nokturn?" "Nachtaktiv." "Ah. Hätte aber zu dir gepasst." "Bitte, Morikubo-san..." "Ich spreche ja nur das Offensichtliche aus. Also, warum wirst du dann nicht brauner? Ein wenig zumindest?" Sai seufzte. Das sah ich zum ersten Mal an ihm. Interessant. "Ich habe keine Ahnung. Ich nehme einfach keine Farbe an. Nicht, dass ich es versucht hätte, aber... Ich bleibe so farblos wie eine meiner Tintenzeichnungen." Nun, das waren gewichtige Aussagen. Aber wenn ich die Essenz extrahierte, dann kam dabei heraus: "Also verträgst du Sonne." "Ja, das habe ich doch schon festgestellt." "Gut. Dann hast du ja keine Ausrede mehr. Gehen wir." Der zweite Seufzer seines Lebens. "Jawohl, Morikubo-san." Na also, ging doch. Als wir wieder zu den Decken, Liegen und Sonnenschirmen zurück kamen, die das Revier Konohas auf diesem Strand darstellten, sah ich Hana-chan und Karin bei Ranko-sensei auf meiner Decke hocken und miteinander tuscheln. Als ich sie fast erreicht hatte, sahen sie mich an, als wenn sie die Weisheit des Universums mit Löffeln gefressen hätten, und begannen zu dritt zu kichern. Früher einmal hätte mich das irritiert, noch ein wenig früher mehr hätte ich nicht mal verstanden, was gerade passierte. Aber nach der Jagd auf Kabuto war ich in vielerlei Hinsicht gelassener geworden. "Na, was amüsiert euch drei denn so?", fragte ich gut gelaunt. "Du, Mamo-chan", sagte Hanako unverblümt. "Hat dich Ranko-sama so aufgeregt, dass du eilig flüchten musstest?" Sie senkte leicht den Kopf, lächelte spöttisch und schürzte die Lippen. "Vielleicht sollte ich dich das nächste Mal eincremen. Ich bin gespannt, ob ich die gleiche Wirkung erziele." Peinliche Röte wollte mir in die Wangen schießen, aber ich war fest entschlossen, diesmal mit der Neckerei zu leben. Ich war eben auch nur ein Mann, und die drei Frauen vor mir waren Frauen, die mich viel zu gut kannten. Hm, nein, ich würde noch viel mehr tun, als damit zu leben. "Mach dich nicht lächerlich!", sagte ich barsch. Meine Worte ließen sie zusammenzucken. "Natürlich hätte es die gleiche Wirkung auf mich, wenn du mich eincremst, Hana-chan. Denkst du, deine Berühungen würden mich kalt lassen?" Mit einer gewissen Befriedigung sah ich ihre Wangen rot werden. Ich sah, wie sie leicht zitterte, wie von einem kalten Windhauch, und ihre Arme überzogen sich mit Gänsehaut. Beschämt senkte sie den Blick. "Mamo-chan..." "Und das gilt selbstverständlich auch für dich, Karin", sagte ich mit einem amüsierten Lächeln. Die Angesprochene wurde noch roter als Hanako. Beinahe wäre sie ohnmächtig zur Seite gekippt, aber Ranko-sensei fing sie rechtzeitig auf. "Nicht schlecht, junger Schüler. Wirklich nicht schlecht", stellte sie anerkennend fest. "Eine Schwäche in einen Vorteil zu verwandeln ist etwas, was nicht jeder beherrscht." Ich zwinkerte ihr verschmitzt zu. "Erstens bin ich nur der gelehrige Schüler meiner drei Lehrerinnen, und zweitens habe ich endlich die Regeln verstanden." Ich ließ mich ebenfalls auf meiner Decke nieder, weil es illusorisch erschien, den dreien hier am Strand zu entkommen. Energisch klopfte ich auf den Sand neben meiner Decke. "Du kannst dich hier ausbreiten, Sai. Hast du deine Zeichnungen mit? Ich wollte doch reinschauen." "Natürlich, Morikubo-san." Wortkarg entfaltete er eine der Decken, die für diesen Zweck von Getsugakure bereit gelegt worden waren, entkleidete sich bis auf die Badehose - aha, also doch vorbereitet, Sai - und zog sein Malbuch hervor. Er machte ein paar Pinselstriche, und hielt mir das Skizzenbuch hin. Dort hatte er geschrieben: Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber es ist unfair, dass du mich da mit rein gezogen hast. "Eine sehr schöne und korrekte Arbeit", sagte ich. "Das erinnert mich an die Pflicht, die jeder Shinobi seinem Vorgesetzten gegenüber zu erfüllen hat." Etwas knackte laut. Ich sah zur Seite. Zwar lächelte der ANBU-NE, aber der Malstift in seiner Hand war durchgebrochen worden. Von seinem Daumen. "Natürlich hast du Recht, Morikubo-san", sagte er in einem Tonfall, der viel zu liebenswürdig war. Hm, da hatte ich wohl übertrieben. Ich hätte mich mehr auf Ryu verlassen sollen, wie immer. Es würde mich einiges kosten, um Sai wieder zu versöhnen. Aber andererseits - endlich zeigte der Junge mal Emotion. Und das Mittagessen würde sicherlich auch einiges reißen. *** Der erste Tag verging wie im Flug, und für uns Gäste aus Sunagakure und Konoha gab es mit einbrechender Nacht sogar ein Feuerwerk. Natürlich nur ein kleines, aber ich rechnete es Hassin hoch an, überhaupt eines für uns über der tropischen Badebucht veranstaltet zu haben. Wir konnten uns nicht über zu wenig Sonne beschweren. Oder über mangelnde Versorgung. Abends gab es eine landestypische Speise, eine große Reispfanne mit verschiedenen Meeresfrüchten, die sie in Getsu Paella nannten, und die wirklich gut schmeckte. Als die Sonne untergegangen war, sahen wir uns das Feuerwerk an. Wir empfanden es als großartige Geste gegenüber Konoha und Suna, und die Feuerwerker gaben sich große Mühe. Als der letzte Komet dahin gegangen war, die letzte feurige Blume für immer verblasst war, die letzte Staffette vergangen war, sammelten wir uns um ein Lagerfeuer. Es wäre im Anbetracht der warmen Witterung nicht notwendig gewesen, aber es war gut für die Atmosphäre. Irgendwie fühlte ich mich wie auf einem Ausflug, und meine Laune hätte nicht besser sein können, als Sake und Bier die Runde machten. Auf ein gutes Essen etwas gutes zu trinken, wie wundervoll. Während ich also am Feuer saß und einen frisch gezapften Krug mit dem Gerstengebräu genoss, gingen die anderen ihren eigenen Gewohnheiten nach. Kitsune und Kuma tranken nie. Sie hielten sich an Limonade und Saft. Nekohime hingegen sagte dem Sake so sehr zu, dass sie schon bald zusammengerollt wie eine Katze zu Okamis Füßen lag, und leise im warmen Sand vor sich hin döste. Sie wachte nur ab und an einmal auf, um einen weiteren Schluck aus ihrer Sake-Flasche zu nehmen. Einen besseren Hinweis darauf, dass man Alkohol in Maßen genießen sollte, gab es nicht. Außerdem durfte ich in meinem jungen Alter ohnehin nur Bier trinken. Ranko-sensei trank mit dem Tsukikage, der sich entschlossen hatte, uns Gesellschaft zu leisten. Die beiden waren bester Laune, und erzählten sich gegenseitig Anekdoten, die aus dem letzten Ninjaweltkrieg stammten. Ich hatte nicht gewusst, dass auch das kleine Getsugakure daran teil genommen hatte. Andererseits, welches Land wurde von einem Weltkrieg verschont? Ryu saß rechts von mir am Bierfaß, und zapfte eifrig nach. Da er dabei einen erheblichen Teil seiner Arbeit selbst konsumierte, befürchtete ich für ihn das gleiche Schicksal wie für Nekohime-chan. Hikaru saß abseits und trank Sake. Ich hatte ihn vorher alleine mit Akane gesehen, und seither war er deprimiert. Hatte er sie erneut gefragt, ob sie mit ihm gehen wollte, und hatte er wieder eine Abfuhr bekommen? Es sah ganz danach aus. In dieser Phase, wenn die Wunde noch frisch war, ließ man ihn am Besten in seinem Tran. Ich würde später mit ihm sprechen, und helfen, die Schäden an seinem Herzen notdürftig zu beheben. Akane saß da, trank Sake, und sah so aus, als könne sie kein Wässerchen trüben. Eventuell hatte sie nicht einmal gemerkt, das der arme Bursche ihr seine Liebe hatte gestehen wollen, bevor sie ihm mit ihrem Nein den Gnadenstoß versetzt hatte. Khal und Hassin hatten sich ebenfalls zu uns gesellt, und Padme, Hassins Frau, kam gerade mit einem Tablett voller Knabberzeug zu uns herüber. Hanako und Karin hatten den Tag fürchterlich übertrieben, sich tüchtig überanstrengt. Sie lagen hinter mir auf ihren Decken, von mir gut zugedeckt, Gesicht zu Gesicht beieinander. Sie lächelten selig, und hielten einander bei den Händen. Beste Freundinnen halt. Kankurou saß links von mir, und war mit einer Flasche Sake beschäftigt. Ungeschminkt wirkte er um Jahre jünger. Aber er sah immer noch älter aus als ich, obwohl ich wusste, das uns nur ein knappes Jahr trennte. Anne saß neben ihm im Sand. Im Gegensatz zu meinen Mädchen war sie noch fit, aber verärgert. Doch egal wie viel sie meckerte, sie war zu jung für Bier, und musste sich an Limonade halten. Blieb noch der Letzte der Runde, Marias Sohn Akira. Nachdem seine potentiellen Pflegemütter eine nach der anderen ausgefallen waren, hatte ich mich, teils aus Empörung, teils dank meines Instinkts als Anführer, seiner angenommen. Nach dem Abendbreichen hatte ich ihn auf den Schoß genommen, wo er beinahe sofort eingeschlafen war. Ich hoffte, das er länger schlafen würde als Hanako und Karin, ansonsten würde ich vielleicht in die Verlegenheit kommen, Windeln wechseln lernen zu müssen. Ob Kakashi Windeln wechseln konnte? Normalerweise beherrschte der Copy-Ninja ja alle Künste, die er einmal sah, und die kein Kekkai Genkai erforderten. Doch in dem Fall war ich durchaus im Zweifel. Dennoch, den kleinen Menschen auf meinem Schoß zu haben, ihn satt und zufrieden an mich gelehnt schlafen zu sehen - die Breireste auf meinem Hemd ignorierend, die er wieder ausgespuckt hatte - war alleine schon die Reise wert gewesen. Er ging sehr nach seiner Mutter, was das Aussehen anging, und wenn ich Khal betrachtete, war das wahrscheinlich eine unterstützenswerte Entwicklung für den kleinen Burschen. Ich sah zur Seite, als ich den Blick bemerkte, den Kankurou mir zuwarf. Der Suna-Nin setzte zum Sprechen an, zögerte, versuchte es erneut. "Wie ich gehört habe, hat die Mutter dieses Kindes dich verführt." "Es ist nichts worüber ich gerne spreche", erwiderte ich. Ein Großteil meines Ärgers auf Maria basierte darauf, dass sie Katou getötet hatte, der Rest darauf, wie sie mich ausgenutzt hatte, damit ein Teil der Oto-Nin hatte nach Getsugakure emigrieren können. Das war alles nicht sehr nett gewesen. Aber hasste ich deswegen ihr Kind? Nein. "Sie hat mich benutzt", seufzte ich. "Eiskalt benutzt." "Ja, das tun Frauen öfter", sinnierte Kankurou. "Vielleicht nicht so wie in deinem Fall, Mamoru, aber das Benutzen kommt doch öfters vor." Der Suna-Nin musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue. "Aber dass du dich um den Kleinen kümmern würdest, hätte ich nicht gedacht. Immerhin sitzt der Vater hier." "Ist schon in Ordnung", wiegelte Khal ab. "Ich bin eh zu ungeschickt für sowas. Aber langsam sollten wir ihn mal ins Bett stecken." Er seufzte ebenfalls. "Ja, Kinder bedeuten eine Menge Verantwortung. Und man kann sich nicht mehr in die gleichen Risiken stürzen wie zuvor. Zumindest nicht mehr mit der gleichen Begeisterung." Er warf mir einen fragenden Blick zu. "Mamo-chan, willst du mal Kinder haben?" Ich schnaubte überrascht aus. "Was ist das denn für eine Frage? Ich bin gerade erst siebzehn geworden. Ich denke, ich zäume das Pferd mal nicht von hinten auf, und suche mir erstmal eine feste Freundin, die ich dann eventuell auch heirate. Dann denke ich über Kinder nach." "Aber generell würdest du schon, oder?" Ich lächelte. "Dafür werden alleine schon meine Eltern sorgen. Sie würden sagen, sie haben mich nicht in die Welt gesetzt, damit ich kinderlos sterbe." "Na, das ist doch beruhigend zu wissen." Er grinste, und verschränkte dabei seine Hände hinter dem Kopf. "Steht dir übrigens gut, mein kleiner Aki-chan." "Danke." Ich erhob mich. Dabei zog ich den schlafenden Jungen auf meinen Arm. "Bettzeit, sagtest du? Dann bringen wir den Kleinen doch mal nach Hause." "Du solltest Karin und Hanako wecken", riet Khal. "Sie sind schließlich hier, um auf ihn aufzupassen." Skeptisch musterte ich die beiden. "Meinst du, die kriegt einer wach?" "Meinst du, du schaffst es, alleine auf den Kleinen aufzupassen?", konterte er. Ich erstarrte. Nach diesem Schock der Erkenntnis hockte ich mich neben meine Mädchen und rüttelte sie. "Los, wacht auf. Es wird Zeit, Akira ins Bett zu bringen." Erstaunlicherweise waren die zwei sofort hellwach. "Aki-chan? Wo ist Aki-chan?", fragte Hanako in plötzlicher Panik. "Hier, auf meinem Arm." Die beiden wechselten einen klaren Blick. Zusammen erhoben sie sich. Karin nahm mir den Jungen vom Arm, und Hanako begann, seine Sachen einzusammeln. "Du brauchst nicht mitzukommen", sagte Hanako. "Du hattest eine schwere Mission und musst dich erholen. Außerdem sind wir dafür da, um für Aki-chan zu sorgen." "Genau. Amüsier du dich ruhig noch", half ihr Karin aus. "Du wirst ja eh wieder bei Hassin schlafen." Sie sah zu Ranko-sama herüber. "Sorgst du mit Akane dann dafür, dass es Hime-chan auch nach Hause schafft?" "Geht klar, geht klar", erwiderte die Affenkriegerin, und winkte die beiden fort. "Ich habe hier alles im Griff. Seht zu, dass der Kleine ins Bett kommt." Meine beiden Mädchen atmeten erleichtert aus. Sie drückten mir je einen Gutenachtkuss auf die Wange, dann waren sie auch schon in Richtung der kleinen Stadt unterwegs. Und ich wurde immer noch nicht schlau aus der Situation, so sehr ich Khal selbst auch mochte. "Mamoru, gehen wir ein paar Schritte", sagte Ranko-sama unvermittelt, und erhob sich. "Ich muss mir die Beine vertreten. Entschuldige mich kurz, Tsukikage-sama." Ich nickte und stand ebenfalls auf. Gemeinsam gingen wir an die Wasserlinie, wo die Wellen des Meeres rhythmisch an den Strand aufliefen. "Was denkst du eigentlich von Maria, so zwei Jahre danach?" "Ein merkwürdiges Thema", erwiderte ich. "Ich habe doch schon gesagt, das ich ihr nichts tun werde. Hier in Getsugakure nicht, und auch wenn sie mir da draußen über den Weg laufen sollte." "Denkst du, du hältst das durch? Sie hat es besonders schlimm mit dir getrieben." Ranko-sama legte kurz den Kopf schief. "Okay, unglückliche Wortwahl." Ich überging ihre letzte Bemerkung. "Sie ist jetzt eine Mutter, die ihr Kind allein groß ziehen muss. Sie hat wohl keine Zeit mehr, um sich an Tooma und Lian zu rächen. Also denke ich, das ein Waffenstillstand nicht das Schlechteste ist. Man muss ja auch bedenken, dass sie sich von Orochimaru losgesagt hat." "Was, wenn ich dir sage, dass Akira doch von dir ist?", fragte sie. Für einen Moment war ich verblüfft. Aber wirklich nur für einen Moment. "Ich wäre wahrscheinlich überrascht. Vielleicht auch zufrieden. Ich meine, Aki-chan ist gut entwickelt, wird mal ein hübscher Bengel, und eventuell ein fähiger Getsu-Nin. Als Vater könnte ich stolz auf ihn sein, denke ich." Ich lachte leise. "Aber das ist ja alles rein rhetorisch. Er ist zwei Wochen zu alt, als das ich ihn mit Maria... Nun." Ranko-sama sah mich erstaunt an, bevor sie aus tiefster Seele zu seufzen begann. "Okay, akzeptiert. Und was denkst du von Anne-chan?" "Was hast du akzeptiert?", fragte ich argwöhnisch. "Nicht so wichtig. Ich hätte deine Antwort einfach so erwarten sollen. Ich habe dir übrigens eine Frage gestellt." "Anne." Ein flüchtiges Lächeln spielte über meine Züge. "Ich mag sie. Sie ist ein wenig vorlaut, sie ist in mich vernarrt, sie unterschätzt sich gewaltig. Sie ist irgendwie wie eine kleinere, weibliche Version von mir." Ich lachte, diesmal etwas lauter. "Ich mag sie sogar sehr. Am liebsten würde ich sie mir unter den Arm klemmen und mit nach Konoha nehmen. Ich glaube, sie wäre eine tolle kleine Schwester." Ich stutzte. "Moment, Ranko-sama, du wirst mir jetzt doch nicht etwa erzählen, das sie in mich verliebt ist, oder so etwas?" "Nein, keine Sorge. Das ist keine Liebe, das ist mehr so eine Liebesform der Bewunderung. Immerhin hat sie sehr gut miterlebt, wie du den Oto-Nukenin fast allein die Flucht ermöglicht hast. So etwas prägt einen jungen Menschen wie sie. Aber es kann natürlich noch sein, dass sie sich richtig in dich verliebt, wenn sie ein wenig älter ist. Das soll ja schon ein paarmal vorgekommen sein." Ich wollte lachen, aber ich stutzte dabei. "Das arme Mädchen. Sollte das der Fall sein, wird sie ganz schön Ärger mit Hana-chan, Karin und P-chan bekommen. Und von den anderen beiden Frauen aus dem Mamoru-Pakt, die ich noch nicht kenne, oder?" "Es würde sich in Grenzen halten", erwiderte Ranko-sensei. Sie hob eine Hand. "Nummer vier vom Mamoru-Pakt ist übrigens hier." Skeptisch sah ich sie an. "Ja, klar." "Doch, doch, das ist schon richtig so. Weißt du, als Hana-chan, Karin-chan und P-chan ein wenig aneinander gerieten, als es um dich ging - also in der Zeit, als du zwar wusstest, das es Frauen gibt, aber nicht, was das bedeutet - da habe ich mich kurzerhand an die Spitze gestellt und meine Ansprüche an dir klargestellt. Daraufhin haben wir unsere Rechte an dir verglichen, und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir alle gleichgroße Rechte an dir hatten." Sie lachte leise. "Natürlich habe ich mehr so zum Spaß mitgemacht, damit zwischen den dreien nicht der große Privatkrieg ausbricht. Und weil ich es schwer fand, dich so früh schon herzugeben. Aber je älter du wirst... Je größer du wirst... Fällt es mir schwer, meine Rolle zu bewahren." Ich starrte die Affenkriegerin sprachlos an. Vielleicht eine geschlagene Minute. "Mensch, Ranko-sama, jetzt hast du mich aber ordentlich dran gekriegt. Beinahe hätte ich dir geglaubt. Aber es freut mich, dass du so etwas unmögliches überhaupt aussprichst." "Ah, Regel eins wieder", seufzte sie. "Ein bisschen Spaß muss halt sein, Mamo-chan. Und was Anne angeht, so wird sie warten müssen, bis einer der fünf Plätze vakant ist, oder dich aufgeben. Falls sie sich tatsächlich in dich verlieben wird. Aber deshalb wollte ich nicht mit dir sprechen." Interessiert sah ich sie an. "Ich bin ganz Ohr." "Du hast hoffentlich gemerkt, dass Akane ein gewisses Verhältnis zu Anne entwickelt hat. Eine Freundschaft, wenn du so willst", sagte sie bedächtig, und ging weiter. Die Wellen umspülten unsere nackten Füße, während wir voran schritten. Ein angenehmes Gefühl. "Ja, das habe ich gemerkt. Denkst du, der König wird ihr einen Kontrakt anbieten?" "Ja." Unverblümt auf den Punkt gebracht. "Sie wird eine Kontraktpartnerin der Affen. Und da du... der einzige Kontraktparter der Affen bist, zumindest bis jetzt, wirst du ihre Unterschrift abnehmen." Ich nickte bestätigend. "Das ist eine große Ehre für mich. Und riesengroße Fußstapfen, in die ich da treten muss. Ich hoffe, ich fülle Sarutobi-samas Schrittspuren irgendwann einmal aus." "Du hast Zeit dafür, um das zu erlernen", sagte sie zuversichtlich. "Was ich wissen will, ist, wie du dazu stehst." "Positiv", erwiderte ich, ohne nachzudenken. "Mir ist selbst schon der Gedanke gekommen, dass sie ein hervorragender Kontraktpartner sein würde. Und wie gesagt, ich mag sie, und die Affen mögen sie. Ich nehme an, auf dem Affenberg hat sie nicht wenige Affenkrieger überrascht." Ranko-sama lachte unterdrückt. "Ja, das kommt noch dazu." "Na, da habe ich doch einen tollen Vorwand, um sie ab und an mal zu sehen", erwiderte ich lächelnd. "Sie und eventuell den kleinen Akira." "Man wird sehen, was passiert", sagte sie mit leisem Erstaunen in der Stimme. "Hast du einen Narren an Aki-chan gefressen?" "Einen kleinen gewiss." Ich winkte ab. "Leider hatte ich nie jüngere Geschwister, und Shikamaru ist kaum zwei Jahre jünger als ich. Also denke ich, mir geht da einfach etwas ab, was ich als Kind nicht erlebt habe, und als Erwachsener vielleicht erleben werde." "Und so ein fremdes Kind macht dir ja auch keine Arbeit", stellte sie fest. "Und so ein fremdes Kind macht... Sensei!", rief ich vorwurfsvoll. Sie lachte, und klopfte mir dabei auf die Schulter. "Schön, dass du in vielen Dingen noch der Genin von früher bist, Mamo-chan." Ranko-sama hakte sich bei mir ein. "Gehen wir zurück zu den anderen." "Dein Wunsch ist mir Befehl, Ranko-sensei." "Und du tust gut daran, dass es auch so bleibt", mahnte sie lächelnd. "Nie im Leben würde ich dir widersprechen", versicherte ich. "Ich werde dich bei passender Gelegenheit daran erinnern." Sie lachte. Es war laut, glockenhell und klar. Ein schönes Lachen, das ich schon oft hatte hören dürfen, und das ich sehr mochte. Als wir an das Feuer zurückkamen, sah Anne uns mit brennenden Augen an. Ranko-sama lächelte sie an. "Er ist einverstanden, Anne-chan." Das junge Mädchen stieß ein erfreutes Quieken aus, derart hoch, das ich meine Entscheidung spontan wieder bereute, und raste auf mich zu. Bevor ich mich versah, steckte ich in ihrer Umarmung. "Mamoru-sama! Jetzt sind wir beide Kontraktpartner der Affen!" Zögerlich schloss ich auch meine Arme um sie. "Ja, das sind wir. Und vergiss niemals eines: Die Affen werden dich immer lieben, sobald sie dich einmal ins Herz geschlossen haben." "Wie wahr, wie wahr", säuselte Sensei, und legte ihren Kopf auf meine Schulter. "Bist du gewachsen?" "Ich wachse ständig in letzter Zeit, Sensei." Das brachte sie zum lachen. "Ja, das stimmt allerdings. In mehrerlei Hinsicht." Die Bedeutung des zweiten Satzes ließ ich mir vorsichtshalber nicht erklären. *** Am zweiten Tag unseres Strandurlaubs war es soweit. Ich hob Hikarus Beschwörung auf, und er kehrte auf den Affenberg zurück. Stattdessen beschwor ich - nach ein paar Minuten Wartezeit, damit sich der junge Gosunkugi mit den anderen Ratsmitgliedern austauschen konnte - erneut einen Krieger. Zu meinem nicht geringen Erstaunen war es Enka O Enma selbst. "Majestät." "Ah, Morikubo-tono. Wie ich sehe, hat sich Ranko gut um deine Verletzungen gekümmert." Er griff nach meinem Kinn, und bewegte mein Gesicht von links nach rechts. "Nicht mehr viel zu sehen von den Verbrennungen." "Und ich bin dankbar dafür. Aber wir Katon-Nutzer heilen Brandwunden ohnehin schnell aus." "So." Er tätschelte meine Wange, zufrieden, wie mir schien. Das hatte er noch nie zuvor gemacht. "Und wie stehst du zum Vorschlag, ein zweites Element zu lernen?" "Positiv", erwiderte ich. "Ich denke, Asuma wird mir das Wind-Element nahe bringen können." "Ranma-tono ebenso. Und zwei Lehrer sind besser als einer", sagte er mit bestimmtem Tonfall. Ich nickte. Das war ein guter Rat. Und ich würde mit Ranma in seiner Waffenform noch besser umgehen können, wenn ich seine Fuuton-Fähigkeiten mit meiner eigenen Beherrschung des Windes besser koordinieren konnte. "Und da ist ja auch schon Anne-tono", sagte der König der Affen. Er lächelte das Mädchen freundlich an. "Ehrlich gesagt freue ich mich auf das, was wir hier und heute tun werden, sehr." "Ich mich auch, Enma-sama", sagte sie mit vor Aufregung zitternder Stimme. "Dann wollen wir nicht mehr länger warten", verkündete Enma-sama. Sein Blick ging zum Tsukikage. "Ein großer Tag für Getsugakure, Tsukikage-sama." "Ein sehr großer Tag, Enma-sama", erwiderte der Tsukikage. "Noch nie hat unser Dorf einen Kontraktträger der Affen in seinen Reihen gehabt. Wir versprechen uns viel von dieser Entwicklung." "Wir auch", erwiderte der Affenkönig. Er löste ein Band auf seiner Brust, und von seinem Rücken löste sich eine Schriftrolle. Geschickt fing ich sie auf. "Morikubo-tono, du hast die Ehre." "Danke, Enma-sama." Ich kniete mich vor ihm nieder und entrollte die Schriftrolle, in der alle Kontraktträger der Affen eingetragen waren, lebende wie tote. Siebzehn Einträge waren zu sehen, drei weitere Felder waren weiß, weil die Namen hier gelöscht worden waren. Wieder glaubte ich im zweitjüngsten Namensfeld, das gelöscht worden war, Orochimarus Namen noch schwach erkennen zu können. Ich riss mich zusammen. "Anne, du musst deinen Namen mit deinem Blut hier rein schreiben", sagte ich mit feierlicher Stimme. Das Mädchen nickte, biss sich in den Daumen, und presste Blut hervor. Sie zitterte ein wenig, als sie zu schreiben begann. Aber schließlich prangte ihr Name auf der Rolle des Affenclans. Applaus der Umstehenden erhob sich, und die Schriftrolle verschwand in einer Verpuffung, als hätte es sie nie gegeben. Die Affen gaben diese Rolle nie einem Kontraktpartner, wie es zum Beispiel die Frösche zu tun pflegten. Deshalb wurde die Rolle nach der Zeremonie auch sofort wieder auf den Berg geschafft. "Nun, Anne-tono, versuche doch mal, einen Affen zu beschwören", sagte der König freundlich. "Okay." Sie drückte ihren noch immer blutenden Daumen auf den Boden, und rief: "Kuchiose no Jutsu!" Rauch stieg auf, und aus dieser trägen, weißen Wolke schälte sich eine kleine Gestalt hervor. Der winzige Affe, nicht größer als Ranko in ihrer Affentarnung, hoppelte auf Anne zu, kletterte an ihren Beinen hoch und erklomm ihre Schulter. Dort ließ er sich nieder. "Na, wenn das mal nicht Ryoga ist", stellte ich zufrieden fest. "Ich freue mich sehr, dass es dir wieder gut geht." Der kleine Affe mied meinen Blick. Also das war seine neue Aufgabe. Anfänger trainieren. Eine wichtige, aber ungeliebte Betätigung für die Krieger des Affenbergs. Doch das war immer noch besser, als niemals wieder beschworen zu werden. "Ich bin auch froh, das es dir wieder gut geht, Ryoga-sama", sagte Anne, schüchtern lächelnd. "Aha, Hibiki-tono also", stellte der König fest. "Du hast einen sehr mächtigen Krieger beim ersten Versuch beschworen. Das ist eine sehr gute Leistung. Du hast mehr Talent, als wir erwartet haben, Anne-tono." Sie lächelte verlegen, und sah zur Seite. "Danke, Enma-sama." Der König sah ins Rund. "Und jetzt lasst uns feiern." Dem war nichts mehr hinzu zu fügen. *** Als wir nach unserem Kurzurlaub aufbrachen, am Morgen des vierten Tages, war ich mir sehr sicher, in Getsu drei bis vier Kilo zugenommen zu haben. Das Essen war so gut und reichlich gewesen, es konnte nicht anders sein. Da standen wir also am Stadttor Getsugakures, und bereiteten uns darauf vor, mit Sais gemalten Vögeln zurück aufs Festland zu fliegen. Dort würden wir uns trennen. Die ANBU und Kaminari würden nach Konoha fliegen, und Anne würde mit mir und Kankurou nach Suna zurückkehren. Enma-sama war schon gestern Abend wieder zurückgekehrt, Akane und Ranko würden noch vor unserem Aufbruch auf den Affenberg zurückkehren. Geleitschutz bis Suna hielt ich nicht mehr für notwendig. Nach all den Kämpfen würden Akane und Ranko dann zu ihrer verdienten Pause kommen. Von all den anderen Affenkriegern mal ganz abgesehen. Diese Mission bedeutete auch eine sehr erfreuliche Entwicklung für mich, bewies sie doch, das ich mein Maximum von drei Affen immer länger aufrecht erhalten konnte. Für die große Party, die ich für die Affen ausrichten würde, waren das gute Nachrichten. Eventuell schaffte ich den Abend fünf, sechs, oder sogar sieben Krieger vom Affenberg zu mir zu holen. Und eventuell konnte ich ihre Beschwörung einen ganzen Abend aufrecht erhalten. Dabei hatte ich jetzt ja tatkräftige Hilfe, denn Anne hielt Ryoga noch immer in der Beschwörung, und das war definitiv keine Kleinigkeit. Nachdem sich die Affenkrieger von uns verabschiedet hatten, schickte ich sie zurück. Auch Anne löste Ryogas Beschwörung auf, obwohl es mich interessiert hätte, wie lange sie durchgehalten hätte. Nun war die Reihe an uns, auf Wiedersehen zu sagen. Ich schüttelte Khal und Hassin die Hand, umarmte Padme herzlich, und tauschte mit dem Tsukikage ein paar freundliche Worte. Dann ging ich zu meinen Mädchen. Um keinen Neid aufkommen zu lassen - damals war mir dieser Gedanke immer noch irgendwie unwirklich vorgekommen - umarmte ich beide zugleich. Hana-chan und Karin küssten meine Wangen zum Abschied. Im Anbetracht der großen Menschenmenge verzichteten sie darauf, mich richtig zu küssen, was leider auch nicht so oft vorkam. Dann nahm ich Aki-chan noch einmal auf den Arm und drückte ihn an mich. Wenn es einen Grund gab, warum ich Maria pauschal alles verzeihen sollte, dann war es definitiv ihr Sohn. Ich küsste dem Baby auf die Stirn, und gab es Hanako wieder zurück. "Wir sehen uns in Konoha", sagte ich zu den beiden. Ich tätschelte Akira den Kopf. "Sei ein braver Junger, ja?" Anschließend wandte ich mich um. Immerhin wartete da noch ein Chunin-Examensfinale auf uns. "Papa, nich' geh'n!", hörte ich Aki-chan rufen. Dies tat er mit so einer traurigen Stimme, das ich tatsächlich stehen blieb. Für einen winzigen Moment glaubte ich sogar, erstarrt zu sein. Für eine Schrecksekunde meinte ich, nicht mal mehr einen Finger rühren zu können. "Kai!", rief Karin hastig. Ich wandte mich ihnen wieder zu. "Kai? Welches Jutsu hast du gerade aufgehoben, Karin?" "Ahahaha. Nein, das hast du missverstanden. Da hinten steht nur Kai, ein Neffe von Hassin im gleichen Alter wie Aki-chan. Kai kommt manchmal zum Spielen rüber." Sie nickte gewichtig zu ihren Worten. Mit dem Ellenbogen stieß sie Hanako an, die nun auch zu lachen begann. "Richtig, Kai. Noch so ein süßer Fratz. Ganz Getsugakure steckt ja voll mit niedlichen Kindern. Hahaha." Ich musterte meine Mädchen besorgt. "Ihr schwitzt ja so. Ist euch nicht gut?" "W-wie kommst du denn darauf?", sagte Hana-chan hastig. "Nein, alles in Ordnung. Aber Karin hat zuviel Chili in die Miso-Suppe gemacht, glaube ich. Und jetzt, in Verbindung mit der Sonne..." Ich starrte sie fragend an. Mein Blick bohrte sich in ihre Augen. "Okay, das klingt plausibel." Ein Aufstöhnen ging durch meine Mädchen, das ich nicht so recht verstand. "Karin, ich weiß, du magst es gerne scharf, aber vergiss nicht, auf Hanako Rücksicht zu nehmen. Und nichts Scharfes für Aki-chan." "Ja, ja, ist schon klar. Und jetzt flieg endlich los", haspelte sie. "Musst du nicht Anne-chan zum Chunin-Examen bringen?" "Das habe ich nicht vergessen." Ich winkte noch mal, und wandte mich erneut zum Gehen. "Papa..." "KAI!" Ich sah über die Schulter zurück. "Ihr müsst nicht warten, bis ich abgeflogen bin, wenn Aki-chan mit Kai spielen soll. Wirklich nicht." "Gute Idee, Mamo-chan", sagte Hanako. Schwitzte sie jetzt noch mehr? "Weniger Chili, Karin." "Verstanden, Mamo-chan." Ein letztes Mal hob ich grüßend die Hand, bevor ich mich auf den vordersten wartenden Vogel schwang. "Schau mal, wer es auch noch zum Abflug geschafft hat", sagte Kankurou. In seinen Armen hielt er Pakkun. Der kleine braune Hund sah gelangweilt zu mir herüber. "Yo." "Aber gerade so rechtzeitig", murrte ich. Kankurou ließ den Hund auf die eigenen Füße, und sah zuerst meine Mädchen, und dann mich skeptisch an. "Du weißt aber schon, dass... Ach, schon gut. Sai, wir wollen starten." "Verstanden." Die beiden gezeichneten Vögel erhoben sich vom Boden, und erfüllten damit die Definition aus dem Befehl an Sai, "erst dann zu starten, wenn er meint, dass die Witterung seine Zeichnungen nicht auslöscht". Was nach meiner Definition an diesem Morgen zu erfüllen war. Schnell gewannen wir Höhe, und strebten in Richtung Sunagakure davon. Dort würden wir uns von den ANBU und dieser bequemen Art zu reisen trennen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)