Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 33: Schneidender Wind 7 ------------------------------- 7. Einen der Nachzügler zu überwältigen war relativ leicht gewesen. Zwar hatte die Gefahr bestanden, auf einen wirklich starken Gegner zu treffen, aber wenn ich mir die Gesamtleistung der Bewohner der Stadt in Erinnerung rief, so war es eher ihre schiere Zahl gewesen, die für uns gefährlich gewesen war, weniger ihr überragendes Können. Und einhundert Katons konnten einen Jounin ausradieren. Der Bursche, den ich mir aussuchte, war augenscheinlich ein Eigenbrödler, und zudem ziemlich hässlich. Pakkun bestätigte mir, das er zwar nach dem Öl roch, mit dem wir Ninjas unsere Kunais pflegten, aber nicht nach Sprengstoff-Tags oder exotischen Giften. Mit ein wenig Glück hatte ich einen der direkten Handlanger Orochimarus heraus gepickt. Allerdings hatte ich keine Zeit für langwierige Verhöre, und auch gar nicht die Gelegenheit. Alles musste schnell gehen. Pakkun war vor ihm aus dem Gebüsch getrottet, hatte sich aufgesetzt und "Tag auch" gesagt. Die Zeit, die mein Gegner gebraucht hatte um zu erkennen, dass er es nicht nur mit einem sprechenden Hund, sondern mit einem Ninja-Hund zu tun hatte, reichte mir, um hinter ihn zu kommen, ihm den Mund zu verschließen und mit einem schnellen Stich durch den Hals Klarheit zu schaffen. Das Ninja-Handwerk war ein blutiges, grausames Werk; dies vor allem, weil die Gegner grausam waren, und wir Ninjas uns nicht den Luxus leisten konnten, besser zu sein als sie. Nun, zumindest nicht sehr viel besser, moralisch gesehen. Pakkun hatte die Blutlache verscharrt, die der Tote hinterlassen hatte, ich hatte mir die Leiche aufgeladen und war in die Büsche verschwunden. Dieser Teil der Aktion hatte also funktioniert. Fünf Minuten später war ich mir sicher, das ich ein einhundert Prozent überzeugendes Trugbild von ihm erzeugen konnte. Ich war auch sicher, seinen merkwürdigen Gang imitieren zu können. Damit endeten aber auch meine Vorteile. Ich wusste weder seinen Namen, noch seine Funktion in dieser merkwürdigen Stadt oder in diesem Geheimversteck. Unterlagen oder Pässe konnte ich auch keine bei ihm finden. Wenn diejenigen, die das Versteck kannten, einfach so dort ein und aus marschierten, musste der Stützpunkt Orochimaru entweder reichlich egal sein, oder aber er sah die Sicherheit durch die Städter auf seiner Seite gewährleistet. Es half nichts. Ich würde improvisieren müssen. Dabei half mir allerdings die Persönlichkeit meines Gegners, die ich als mürrisch, ja, verschlossen einschätzte. Mit so einem Gesicht hatte man nur sehr, sehr mutige Freunde. "Wünsch mir Glück, Pakkun", sagte ich, und erschuf das Trugbild, das mich diesen Burschen darstellen ließ, und das bis ins letzte Detail. "Du brauchst kein Glück, du brauchst ein Wunder", murrte der Ninja-Hund, der bereits damit begonnen hatte, eine Grube für den Leichnam auszuheben. Später würde er den Burschen dort verscharren und dafür sorgen, dass nichts auf dieses einsame Grab hinweisen würde. "Wie auch immer. Ich gehe dann jetzt. Sollte ich im Morgengrauen nicht wieder hier sein, weißt du, was du zu tun hast." Der Hund nickte gewichtig. "Ich gehe rein und haue dich raus." "Äh, ja. Ich dachte mehr daran, zu Kakashi zurück zu kehren und ihn und die anderen hier her zu führen, damit sie meine Reste aufklauben können." "Siehst du. Da ist meine Idee doch viel praktischer. Ich habe wenigstens noch eine Chance, dich zu retten." "Pakkun", sagte ich in mahnendem Tonfall. "Oder ich komme gleich mit rein." "Das geht nicht. Ich brauche hier draußen jemanden, der nicht so leicht gefunden wird, und der von meiner Dummheit berichten kann." Der kleine braune Hund sah mich mürrisch an. "Wieso gehst du überhaupt erst rein, anstatt hier draußen deine Affenkrieger, Anne-chan und Kankurou-sama zu beschwören und dich gleich richtig um die Sache zu kümmern?" "Weil ich eine Gelegenheit erkenne, wenn ich sie vor mir habe", sagte ich bestimmt. "Und bei all dem Chaos, das ich verursacht habe, fällt eine kleine Erkundung doch überhaupt nicht weiter auf." "Dein Wort in Kakashis Ohr", murrte der Hund. "Gut, ich bleibe hier und warte. Aber wenn du was mit dir anstellen lässt, und ich Kakashi erzählen muss, dass ein Ratsherr aus Sunagakure wegen dir auf dem Affenberg festsitzt, dann suche ich deinen Geist heim, das verspreche ich dir." Ich lachte leise. "Ich verspreche, ich werde vorsichtig sein. Und ich verspreche, ich werde wiederkommen." Das beruhigte Pakkun nicht wirklich, aber wenigstens widersprach er mir nicht mehr. Ich winkte ihm noch einmal zu, dann verschwand ich zwischen den Büschen. Ich nutzte eine gute Gelegenheit, um mich an eine andere Gruppe zu hängen. Dabei tat ich so, als hätte ich gerade gepisst und käme nun erleichtert aus den Büschen hervor. "Sieh an, sieh an. Wir stehen alle Kopf, und der feine Herr Umato nimmt sich die Zeit für einen gemütlichen Struller", sagte der Linke aus der Dreiergruppe Männer. Sie wirkten alle mittleren Alters und machten nicht den Eindruck, besonders fähige Shinobi zu sein. "Der feine Herr Umato-sama!", knurrte ich angriffslustig. Nun hatte ich einen Namen. Und zugleich die Gelegenheit, um zu sehen, wie weit ich gehen konnte, welchen Status der hässliche Kerl, den ich imitierte, bei den Städtern und im Versteck hatte. "Nun blas dich mal nicht so auf. Du sitzt mit uns Städtern genauso im Boot, wenn wir uns vor Kabuto-sama rechtfertigen müssen!", sagte der andere. Allerdings waren seine Augen ängstlich aufgerissen, sein Tonfall beinahe weinerlich und seine Hände zu einer abwehrenden Geste aufgestellt. Der Mittlere, ein ruhiger Mann mit grau durchzogenen schwarzen Haaren, hob eine Hand. "Streit nützt uns gar nichts. Wir alle haben uns heute nicht mit Ruhm bekleckert. Weder wir vom Bündnis zum Erhalt der Stadt, noch die Shinobi in Orochimaru-samas Diensten. Das weißt du, Toko. Und du auch, Umato-san." "Mag sein, dass ich diese Shinobi-Ratten nicht erwischt habe. Aber wenigstens bin ich nicht so nervös wie Toko-kun und fürchte meinen eigenen Schatten. Ich gehe pissen, wenn ich muss", sagte ich mit tiefer Stimme. "Du brauchst gar nicht so zu grollen", meldete sich der Dritte zu Wort, ein kleiner, frettchengesichtiger Mann mit durchtriebenen Augen. "Du warst auf dem Dach und solltest die Flucht der Shinobi verhindern. Du warst auch mit der Verfolgung beauftragt. Man sagte mir, du hättest dich geweigert, in das brennende Gasthaus zu gehen." "Weil es viel zu heiß gebrannt hat. Es war ein Chakra-verstärktes Feuer. Und ich stehe zu meiner Entscheidung, draußen auf den Shinobi gewartet zu haben, anstatt drinnen zu Asche zu verbrennen." "Und dadurch ist er uns entkommen", ätzte Toko. "Und du willst ein Shinobi sein." Ich schnellte vor und umklammerte die Kehle meines Gegenübers. Dabei hoffte ich, nicht zu sehr aus der Rolle zu fallen. Andererseits hatte ich in meinen Tarnungen bisher eigentlich recht gutes Gespür für meine Umgebung gehabt. "Es gibt schnelle Shinobi und es gibt alte Shinobi", zischte ich. "Ich habe vor, ein alter Shinobi zu werden! In den sicheren Tod werfe ich mich nur auf einen Befehl Orochimaru-samas hin, nicht weil vielleicht ein Shinobi aus Suna eventuell nicht in seiner selbst produzierten Flammenhölle zu Asche verbrannt ist!" "Das reicht jetzt, Umato. Lass ihn los", sagte der Mittlere mit Autorität in der Stimme. "Du wirst dich ebenso vor Kabuto-sama verantworten müssen wie wir anderen auch. Wir werden sehen, wie er dein Handeln beurteilt." Langsam löste ich den wohldosierten Griff, der vor allem dazu gedacht gewesen war, Toko Angst zu machen. Das schien ich erfolgreich getan zu haben. Aber war ich damit aus der Rolle gefallen? Benahm sich Umato überhaupt so? Zumindest der Mittlere, der in der Hierarchie weiter oben angesiedelt sein musste, hatte keinen Verdacht geschöpft. Das Frettchen sah mich misstrauisch an. "Suna-Shinobi? Woher willst du das wissen?" "Ich habe irgendwen sagen hören, jemand habe ein verkohltes Suna-Stirnband in den Flammen gesehen, bevor es verbrannte. Was weiß ich", murmelte ich und täuschte Müdigkeit vor. "Es war eine lange Nacht, es ist viel passiert, und ich will nur noch meinen Bericht abgeben." "Ein Suna-Stirnband. Das ist hochinteressant. Gima, hatten wir Suna-Nin nicht bisher ausgeschlossen?" Der Mittlere zuckte erschrocken zusammen. War das Frettchen höher im Rang als er? Oder waren sie gleichrangig? "Es... erschien mir zu offensichtlich. Es war schlimm genug, das plötzlich Shinobi aufgetaucht sind, kaum das Kabuto-sama den Ort betreten hat. Und wir haben sie angegriffen, weil es eine Verfolgergruppe gewesen sein könnte. Aber bis jetzt habe ich nicht wirklich daran geglaubt. Und ich tue es auch jetzt noch nicht, Temmat." Das Frettchen sah ihn interessiert an. "Und warum tust du das nicht?" "Wegen dem Feuer. Es... ist typischer für Konoha. Und warum sollten Konoha-Shinobi Kabuto-sama aus dem Land des Windes verfolgen?" Beinahe hätte ich triumphierend gegrinst. Hatte es Kabuto tatsächlich versäumt, die Natur seiner Verfolger weiter zu geben? Ja, die verdammte Geheimniskrämerei hatte auch ihre Schattenseiten. Und irgendwann schlugen sie auf einen selbst zurück. Mittlerweile hatte sich Toko vom Schreck wieder erholt. Er stand wankend auf. "Das merke ich mir, Umato! Das wirst du büßen, verlass dich drauf!", giftete er mit sich überschlagender Stimme. "Du und welche Armee?", grollte ich böse. Er trat einen Schritt zurück, und das genügte als klares Signal, wer hier der Überlegene war. "Wir sollten weiter gehen", schlug ich vor. "Man lässt Kabuto-sama nicht warten." "Ja, da hast du sicher Recht, Umato-kun", sagte Gima, und ging voran. Ich ließ auch die anderen beiden passieren und folgte ihnen dann in einem Schritt Entfernung. Toko sah dabei mal ängstlich, mal böse immer wieder zu mir zurück. Wäre Umato nicht schon tot, jetzt hätte er sicherlich einen Todfeind gehabt. Ich hoffte inständig, während wir auf den Eingang des Verstecks zugingen, wo ein Verkehr wie am Konoha-Haupttor herrschte, dass dieser Umato auch so Redebegeistert war, wie ich ihn dargestellt hatte. Mit erhöhter Aufmerksamkeit entfaltete ich meine sensorischen Fähigkeiten, nur für den Fall, dass mir jemand eine Falle bereiten wollte. Bis zum Tor geschah nichts. Ich sah Männer und Frauen, darunter ein paar Jugendliche, die das Versteck betraten oder verließen. Die, die es verließen, waren darüber sehr erleichtert. Die, die es betraten, waren darüber mindestens ebenso tief nicht begeistert. Ich konnte mir vorstellen, was auf sie wartete, und angenehm war das nicht. Kabuto war mir und meinen Mädchen gegenüber die wenigen Male, die wir einander begegnet waren, stets freundlich gewesen. Aber er hatte nicht eine Sekunde gezögert, ANBU zu töten, als es ihm genützt hatte. Er war also gewaltbereit, verschlagen, kampfstark, hintertrieben, und, wenn er es konnte, zudem nicht zimperlich in dem, was er tat oder umsetzte. Eigentlich hervorragende Eigenschaften für einen Chunin oder gar Jounin, fand ich. Nur leider war er auf der ganz falschen Seite. Als ich hinter den drei Männern das Tor passierte, kamen uns ein paar Städter entgegen, die reichlich blass um die Nase waren. Es schienen zwei Paare zu sein, bei denen die Männer Brüder waren. Ich erinnerte mich flüchtig an sie. Der Kaufmann und der Postmeister aus der Nebenstraße vor unserer gefährlichen Gaststätte. Nur die Frau des Kaufmanns war nicht blass. Im Gegenteil, sie war so knallrot, das sie jederzeit zu platzen drohte. "Ich habe es euch immer gesagt", zischte sie, "es war ein großer..." "Hase, nun reg dich doch nicht auf. Komm, wir gehen nach Hause, essen ein schönes Frühstück und trinken heißen Tee, und dann sieht die Welt schon anders aus", beschwichtigte sie ihr Mann, dem der Schrecken noch immer in den Gliedern saß. "Ich will mich aber aufregen!", keifte die ältere Frau empört. "Seit dieser... dieser Orochimaru unsere Stadt heimge..." Mein Schlag traf sie an der Schläfe. Wohldosiert, damit ich sie nicht tötete. Aber sie würde mehrere Stunden bewusstlos bleiben. Sofort stürzte ihr Mann herbei, um sie aufzufangen, während sein Bruder und dessen Frau mich entsetzt anstarrten. "Verzeihung, Umato-san! Sie hat nur laut gedacht, und..." Ich legte dem Kaufmann meine Rechte auf die Schulter und drückte mit einem Großteil meiner Kraft zu. Er stöhnte vor Schmerzen auf. "Sag deiner Frau, wenn sie wieder aufwacht, dass sie das laut denken auf Zuhause beschränken soll. Nicht jeder Diener von Orochimaru-sama ist so nachsichtig wie ich, wenn der Meister kritisiert wird." Ich hoffte ehrlich, diese Warnung würde ankommen. Und das ziemlich deutlich. Gleichzeitig bereute ich es, mich eingemischt zu haben. Aber hätte die Frau weiter gesprochen, hätte es garantiert Ärger, wenn nicht gleich den Tod für die vier bedeutet. Orochimaru und seine Schergen fackelten nie lange. "Ja! Ja, selbstverständlich. Danke für den Hinweis, Umato-sama!" Er winkte seinem Bruder, der ihm tragen helfen sollte. Zu zweit wuchteten sie die Frau hoch und trugen sie in die Nacht davon. Mist, mein gutes Herz war wieder mal mein größtes Handicap. In dieser Situation konnte mein Handeln mir leicht den Tod bringen. Vor allem wenn ich daran dachte, was mich in Orochimarus Versteck unter Otogakure erwartet hatte. Ich würde noch viel Gelegenheit dafür haben, Mitleid zu haben, und das war auf einer Infiltrationsmission eine ganz dumme Handlungsweise. "Hier gibt es Ärger?", klang eine jugendliche Stimme auf. Die Menschen, die in den Eingang strömten oder ihn verließen, machten Respektvoll Platz für einen schmächtigen weißhaarigen Burschen, der mit einem Selbstbewusstsein einher schritt, das mit der Angst der Menschen vor ihm gut Schritt halten konnte. Für so ein dünnes Gerippe eine tolle Leistung. Andererseits durfte man ihn nicht unterschätzen, wenn er augenscheinlich in wichtiger Position für Orochimaru arbeitete. Vor allem nicht bei einem Typen, der seine Zähne hatte anspitzen lassen, damit sie wie ein Haifischgebiss aussahen. "Guten Morgen, Houzuki-sama", kam es von den Menschen, und selbst Gima und seine Gruppe machten dem jungen Burschen respektvoll Platz. "Kein Ärger", sagte ich ernst und machte eine abfällige Geste. "Nur eine alte Vettel die laut gedacht hat. Ich habe sie zum Schweigen gebracht. Eventuell getötet, was weiß ich." "Oho. Spielst du dich hier etwa als Scharfrichter im Namen Orochimaru-samas auf?", fragte der weißhaarige Zwerg und grinste mich an. Ich schnaubte amüsiert, während ich innerlich Blut und Wasser schwitzte. Meine sensorischen Fähigkeiten verrieten mir, das der junge Bursche vor mir durchaus auf Chunin-Level war. Und er lief quasi gerade im Leerlauf. Mich mit ihm anzulegen war die zweitdümmste Idee, die ich haben konnte. Dümmer war nur noch eine direkte Konfrontation mit Kabuto, ohne entsprechende Unterstützung durch ein, zwei Abteilungen ANBU. "Scharfrichter? Ich habe es nicht auf deinen Job abgesehen, Kleiner. Geh wieder rein und übe mit deinem Hackemesser", sagte ich in überheblichem Ton und deutete auf das Schwert an seiner Seite. Das Gesicht meines Gegenübers verfärbte sich merklich ins Rote. Aber dies war die einzige Möglichkeit gewesen, meine Situation zu retten. Entweder kämpfte ich hier und jetzt und suchte mein Heil in der Flucht, oder ich bluffte den Bengel und lavierte mich an ihm vorbei. "Hackemesser? HACKEMESSER?" Der Blick, den er mir zuwarf, konnte man am Besten mit tödlich beleidigt beschreiben. Ich spannte mich an, bereit meine Kunais zu ziehen und mich zu verteidigen. Zugleich ließ ich unauffällig Öl in meinen Mund tropfen, um für meine Feuerkunst bereit zu sein. Der tödlich beleidigte Gesichtsausdruck wandelte sich in tiefe Enttäuschung. "Du... Du doofer Kerl!" Mit einem Schluchzen warf er sich herum und verschwand wieder im Versteck. Auf diese Szene folgte einige Zeit absolute Stille. Ich fühlte mich von vielen Augen angestarrt. "Uff", klang es schließlich von Gima, "das war beeindruckend. Normalerweise ist Houzuki-sama bei seinem Katana noch empfindlicher als er ansonsten schon ist. Aber ich hätte nicht gedacht, das er vor dir kuschen würde, Umato-san, auch wenn du technisch gesehen sein Sempai bist." Temmat runzelte die Stirn. "Das ist nicht gut. Das kann nicht gut sein. Ich bin mir sicher, Houzuki-sama lässt das nicht auf sich sitzen. Mach dich gefasst darauf, das er dir eins auswischen wird, Umato-san." Toko griente mich an. "Vielleicht habe ich Glück, und er bringt dich einfach um." Ich trat vor und ergriff den Kleineren am Kragen. "Vorher breche ich dich in winzigkleine Stückchen, Kerl!" Temmat ging dazwischen, als der freche Kerl in meinem Griff vor Schreck quiekte. "Schluss damit! Wie ich schon sagte, wir sitzen im gleichen Boot! Wir alle!" "Gilt das auch für den Fall, dass Houzuki mir Ärger macht?", fragte ich sarkastisch, ließ Toko aber los. "Nein, natürlich nicht. Was erwartest du auch?", erwiderte Temmet. "Gut, das wir diese Frage geklärt haben." Ich drückte mich respektlos an ihnen vorbei und betrat den Stützpunkt. Gut, ich war drin, und ich war meine drei Begleiter los. Vorerst. Aber ich wusste, der kleine Weißschopf mit seinem Schwerttick und den Haifischzähnen würde mir noch mal über den Weg laufen. Garantiert. *** "Das dauert mir alles zu lange!" Ein lautes Krachen erfolgte, als der Tisch umflog, auf dem die Affen ein spätes Abendmahl für ihre Gäste serviert hatten. Zum Glück schon abgeräumt, aber unhöflich war die Geste dieses ungeduldigen Ninjas trotzdem. Kankurou starrte die kleine Anne entsetzt an. Woher hatte der Zwerg die Kraft genommen, den gewiss einen Zentner schweren Tisch umzuwerfen? "Beruhige dich, Anne-chan", sagte Ranko. "Du hilfst niemandem mit deiner Nervosität." Sie stand ein paar Meter abseits und kaute Fingernägel, versuchte dabei aber möglichst cool auszusehen. Von allen Anwesenden machte sie sich zweifellos die meisten Sorgen um ihren Schützling. "Ich will aber lieber bei Mamoru-sama sein!", entfuhr es ihr. "Und diese Warterei macht mich wahnsinnig! Wann beschwört er uns endlich wieder?" "Geduld ist eine der wichtigsten Tugenden, die ein Ninja haben kann, Anne-chan", sagte Ranko, ignorierte dabei aber geflissentlich ihr nervös auf den Boden trommelndes linkes Bein. "Ich will aber keine Geduld haben!", sagte Anne eine Spur zu scharf. "Ich bin sicher, Mamoru-sama erlebt gerade wieder ein spannendes Abenteuer! Und ich hätte ihn mit meiner Kunst begleiten können, ohne das mich jemand entdeckt! Aber nein, ich habe ja zuerst gehandelt und dann nachgedacht! Ich musste ja mit der blöden Akane auf den Affenberg gehen, und... Warum seht Ihr mich alle so entsetzt an? Ich habe doch nicht wirklich was Schlimmes gemacht, oder?" Hinter der jungen Kunoichi aus Getsugakure schienen sich zwei feurige Rubine aus dem Nichts zu schälen. Sie glühten wie die Abendsonne, und ihr Fokus ruhte auf dem Mädchen. "Blöde Akane?", klang es kehlig und viel zu tief hinter ihr auf. Anne wandte sich um. Auf ihrer Stirn stand kalter Angstschweiß, ihre Augen waren schreckgeweitet. "D-das hast du doch hoffentlich nicht missverstanden, Sempai?" Drei Sekunden später hockte Anne am Boden und hielt sich die fette Beule auf dem Kopf. "Autsch. Das hat wehgetan, Akane-sama." "Das sollte es auch!", rief die Affenkriegerin entrüstet. Aber jeder konnte sehen, das ihr Zorn verraucht war. "Ich mache mir doch auch Sorgen. Aber du machst uns alle nur verrückt mit deiner Wut, verstehst du das nicht, Anne-chan? Wir sind ohnehin selbst ein recht ungeduldiger Haufen." "Ich weiß ja, ich weiß. Aber ich kann mich nicht beruhigen! Mein ganzer Körper kribbelt, und... Und... Es geht einfach nicht." "Ach so. Nach dieser Kopfnuss bist du immer noch nervös?" Ein merkwürdiges Lächeln huschte über Akanes menschliches Gesicht. "Ich denke, da kann ich helfen. Oder vielmehr kenne ich jemanden, der es kann." Sie schnippte mit der rechten Hand. "Kasumi." Ihre ältere Schwester schien aus dem Nichts zu entstehen. Sie lächelte mit zusammengekniffenen Augen in ihrer menschlichen Gestalt. "Aber gerne doch, Schwesterchen." Bevor Anne es verhindern konnte, war die Kriegerin heran und herzte sie. Dabei drückte Kasumi das Mädchen mit Elan an ihren Busen. Das hatte einen merkwürdigen Effekt auf die Kunoichi. Sie wurde beinahe sofort ruhig, geradezu apathisch. Akane besah sich das Geschehen grinsend. "Ich wusste es. Die Mutter-Nummer funktioniert immer. Halte sie so noch einige Zeit, Kasumi. Sagen wir zwei, drei Stunden." Die Ältere lächelte mütterlich. "Keine Sorge, das halte ich auch vier Stunden oder länger aus. Anne-chan ist so ein hübsches, liebes Ding... Hach. Ich könnte sie ewig halten." "Du gibst die perfekte Mutter ab", kommentierte Ranko. Sie sah zu Akane herüber. "Was Neues?" "Wie man es nimmt. Der König will Kankurou-san sehen." Der Suna-Nin überlegte für einen Moment, ob ihm hier, ausgerechnet hier, auf dem Affenberg, deren Bewohner keinen Kontrakt mit Suna hatten, auf einem höflicheren Suffix bestehen sollte, wie Tono oder Sama. Dann entschied er sich dagegen. Zu deutlich stand ihm die Kopfnuss vor Augen, die Akane der kleinen Anne verpasst hatte. "Ich komme." "Ich bleibe hier und passe darauf auf, das Kasumi Anne-chan nicht zu Tode drückt." Kasumi sah kurz auf. "Ranko-chan, musst du mich immer necken?" "Ich tue gerne Dinge, die mir Spaß machen, das weißt du doch", erwiderte Ranko. Kasumi grummelte einen Laut des Unwillens, allerdings nicht sehr überzeugend, und widmete sich wieder Anne. Kankurou folgte Akane aus dem Saal des Königspalasts und trat in die Nacht hinaus. Wenn der Affenberg nicht in einer anderen Dimension lag, war dies ein Hinweis darauf, dass er zumindest keine halbe Weltendrehung von Suna entfernt war. Wenn die Dinge wirklich schief gingen, dann musste er zumindest nicht die halbe Welt bereisen, um nach Hause zurückkehren zu können. Bei Tag musste das hier ein phantastischer Anblick sein. Die Siedlung der Affen, die Obsthaine und die terrassenförmigen Reisfelder, die den Berg hinab liefen, das Schloss des Königs, die Trainingsanlagen, und was es noch alles zu sehen gab, wovon Kankurou keine Ahnung hatte. Für einen winzigen Moment überlegte er, ob es sinnvoll sein würde, einige Zeit hier zu bleiben, um mehr über die Affen zu lernen. Doch diesen Gedanken verwarf er wieder. Es war wichtiger, Mamoru zu helfen. "Ist es klug, das Gosunkugi nicht in der Nähe ist? Wie soll er Anne rechtzeitig erreichen, wenn er beschworen wird?", fragte Kankurou. Akane lächelte dünnlippig. "Du scheinst zu glauben, das wir Affen nicht sprechen können. Wenn Mamo-chan jemanden beschwört, der dich und Anne nicht mitbringt, wird er die Beschwörung wieder auflösen. Danach beschwört er die Affenkrieger, die euch beide mitbringen werden. Weil der erste Affe es ihm gesagt hat." "Dieses System ist ein Chakra-Fresser", merkte Kankurou an. "Oh, Mamo-chan ist durchaus nicht gerade mit wenig Chakra ausgestattet. Er kann in einer Kampfsituation drei Krieger zugleich beschwören und die Beschwörung über Stunden, ja, Tage aufrecht erhalten. Es gibt nur sehr wenige Shinobi mit diesem Potential." Sie zerbiss einen Fluch auf den Lippen. "Und einen viel Versprechenden haben uns die Frösche vor der Nase weggeschnappt." Konsterniert blieb Kankurou stehen. "Naruto?" "Naruto-chan", bestätigte Akane. "Er ist auch ein Schüler des Sandaime Hokage, und wir hatten große Hoffnungen in ihn. Aber dann ist der Sandaime Hokage gestorben, und ausgerechnet Jiraiya kam uns dazwischen. Ich meine, schon wieder. Es ist ein Kreuz mit dem Jungen. Aber wenigstens haben wir dank ihm rechtzeitig erkannt, dass Orochimaru nicht länger nach unseren Werten handelt." Kankurou setzte seinen Weg fort, diesmal aber erschrocken. "Orochimaru war Kontraktträger der Affen?" "Richtig. Er war. Eigentlich sollte Tsunade-chan Kontraktträgerin werden, aber diese verdammten Schnecken hatten sich bereits bei ihr eingeschleimt. Eine Kunst aus einer Seitenlinie ihrer Familie mütterlicherseits. Dann hatten wir die Wahl zwischen Orochimaru und Jiraiya." "Und Jiraiya lehnte ab", schloss Kankurou. "Ja, leider." Kankurous Augen weiteten sich. "Eigentlich wollte ich scherzen." "Kein Scherz. Wir haben es ihm angeboten, und er hat es abgelehnt. Stattdessen hat er einen seiner Schüler vorgeschlagen. Den Yondaime Hokage. Ein viel versprechender Bursche. Aber anstatt ihn uns zu überlassen, führte Jiraiya ihn bei den Fröschen ein." Akane fuhr mit ihrer Rechten durch die Luft, als gäbe es dort etwas zu zerfetzen. Kankurou war sich sicher, das die Affenkriegern gerade Luft in Fetzen gerissen hatte. "Also habt Ihr Orochimaru gewählt." "Nichts sprach gegen ihn", sagte sie, während sie nebeneinander den Pfad in Richtung Audienzraum betraten. "Er machte sich gut. Aber er nutzte unsere Dienste immer seltener, selbst noch im dritten Ninja-Weltkrieg. Irgendwann beschwor er uns gar nicht mehr. Dies tat er, weil er uns und unsere Integrität fürchtete. Nun, er wurde stärker und stärker, deshalb stand zu befürchten, das er einen von uns für seine Experimente beschwören und überwältigen würde. Deshalb lösten wir den Kontrakt mit ihm." Sie sah kurz herüber. "Affen sind langlebig. Und er war auf der Suche danach, lange zu leben." "Wäre er einfach ein Affe geworden, hätte er es einfacher haben können", scherzte Kankurou. Akane erwiderte nichts, aber sie sah den Suna-Shinobi mit einem Blick an, der ihm einen Eisschauder über den Rücken jagte. "Hier entlang, Kankurou-san." Das Volk der Affen galt als eitel, und einige von ihnen mochten das auch sein, aber der Thronsaal, in dem Enka O Enma seine Entscheidungen zu treffen pflegte, war schlicht eingerichtet und nicht besonders groß. Er hatte auch keinen wuchtigen Thron; für ihn und seine Minister gab es nur ein Rund von niedrigen Sitzhockern im Norden des Saals, wo sie auf gleicher Höhe sitzen konnten. Niemand führte hier den Vorsitz, und der König nahm bei jedem Gast und jedem Anliegen einen anderen Sitz ein. In einer Ecke stand ein wuchtiger, breiter Tisch, das eindrucksvollste Möbelstück im Saal, das aber auch einen Zweck erfüllte. Es war der Kartentisch, an dem der König mit seinen Ratgebern plante und diskutierte. An eben diesem Tisch standen Enma und sein Sohn Ono und diskutierten mit Ryoga, Hikari und Ranma. Die Ankunft der Affenkriegerin und des Menschen wurde bemerkt, und die Gespräche endeten. "Komm heran, Kankurou von Sunagakure", sagte der König und bat ihn, neben ihm am Tisch Aufstellung zu nehmen. Akane stellte sich zu Hikari Gosunkugi, weil ihrer beider Mission in der Menschenwelt noch nicht beendet war. Kankurou fiel auf, das Ranma dies so gut er konnte zu ignorieren versuchte. "Wir entscheiden gerade, wer gehen wird. Und wir haben uns entschlossen, deinen Rat zu berücksichtigen, Kankurou von Suna", sagte Ono, den die Menschen nur Doktor Tofu nannten. "Eine Entscheidung haben wir bereits getroffen. Die Ehre zu gehen wird nur jemanden treffen, der in dieser Mission bereits an Mamo-chans Seite gekämpft hat." Er deutete ins Rund. "Das ist außer dem König und den Anwesenden nur noch meine Schwester Ranko." "Ihr könnt entscheiden, wer beschworen wird?", fragte Kankurou verdutzt. "Wir spüren den Willen unserer Kontraktträger, wenn sie uns beschwören wollen. Dann hängt es von der Stärke seines Chakras ab, wen er beschwören wird. Ein Nutzer wie Mamo-chan, der ohnehin genügend Chakra hat, um selbst den König zu beschwören, ist aber ein anderes Kaliber. Für ihn gelten keine Obergrenzen, und daher entscheiden wir, wer von uns die Beschwörung ablehnt, und wer sie akzeptiert. Dafür haben wir bestenfalls ein paar Sekunden, wollen wir es nicht doch dem Zufall überlassen, wer letztendlich zu Mamo-chan geht. Deshalb sprechen wir jetzt darüber." Kankurou nickte. Das hatte er verstanden. Und er hatte ein paar wichtige Informationen erhalten. Es juckte ihm in den Fingern, mit dem König über einen Kontraktträger aus Suna zu verhandeln. "Sage mir, Kankurou von Suna, wie schätzt du die Situation ein? Mamorus Name auf der Schriftrolle ist nicht erloschen, also lebt er noch. Warum aber beschwört er keine Affen?", fragte der König. Der Suna-Ratsherr dachte einen Augenblick nach. "Es gibt nur zwei Möglichkeiten, warum er mich und Anne-chan noch auf dem Affenberg lassen sollte. Zumindest wenn wir ausschließen, das er gefangen und in Feindeshand ist." Ranma lehnte sich interessiert vor und auch Ryoga spitzte die Ohren. Die anderen Affen waren mehr oder weniger interessiert. Ein Zeichen dafür, das sie das Thema ausgiebig besprochen hatten und nichts Neues mehr erwarteten. Der König nickte ihm als Aufforderung zu sprechen zu. "Meiner Meinung nach, und wenn ich Mamoru richtig beurteile, hat er uns deshalb noch nicht wieder beschworen, weil er uns in Sicherheit belassen will. Das bedeutet entweder, das er noch immer auf der Flucht ist...", sagte Kankurou gedehnt. Ein Grinsen huschte über Ranmas Gesicht. Auch Ryoga ließ sich zu einem amüsanten Schnauber hinreißen. "...oder aber er infiltriert in genau diesem Augenblick die Basis des Feindes, um so viel Wissen wie möglich über ihn zu erlangen." Akane stöhnte genervt auf. Hikaru ließ ein "war ja zu erwarten" aus. Ranka grinste nur noch breiter, und Ryoga massierte sich die fleischigen Hände in stiller Erwartung. Ono wechselte einen Blick mit seinem Vater, hielt stummes Zwiegespräch. Laut sagte er: "Wir wissen nicht, ob er auf der Flucht ist, oder aber den Feind infiltriert. Darum frage ich euch jetzt nach eurer Meinung, basierend auf der Erfahrung, die Ihr mit Mamo-chan gemacht habt. Wer ist der Meinung, das er den Stützpunkt Orochimarus infiltriert hat?" Die Hände der Anwesenden schossen nach oben. Selbst Kankurou hob im Reflex die Hand. Und zu seiner Erheiterung sah er sogar Enma die Rechte heben. "Die Gegenprobe spare ich mir dann mal", sagte Ono leise glucksend. "Was also wird die Affen erwarten, die er in nächster Zeit beschwört?" "Krieg, Tod, Zerstörung, und eine große Portion Kampf", sagte Ryoga. "Wahrscheinlich." "Dem habe ich nichts hinzu zu fügen", sagte Ranma. "Dann sollten wir also festlegen, wer geht. Und wir müssen entscheiden, ob wir Kankurou-tono und Anne-chan mitgehen lassen. Bei Kankurou-tono sehe ich nicht wirklich das Problem. Er wird seinen Mann stehen. Aber das Mädchen? Sie wird in einer Situation, wie wir sie erwarten, in Lebensgefahr sein." "Werde ich nicht!", erklang die wütende Stimme der Getsu-Kunoichi. Für einen Augenblick wollte Kankurou resignieren, weil diese Entwicklung zu erwarten gewesen war. Dann aber griff er zu und holte quasi aus dem Nichts das Mädchen hervor, das sich nicht nur mit seiner Kunst perfekt getarnt hatte, sondern sogar bis an den Kartentisch getreten war. Etwa im gleichen Moment kam Ranko hereingestürzt, etwas außer Atem. "Ha-habt Ihr vielleicht Anne-chan ge... Oh. Hier. Gut. Das hätte ich eigentlich erwarten sollen." Sie trat neben das Mädchen an den Kartentisch. "Das nennst du also auf Toilette gehen, du kleine Biest." "Tschuldige, Ranko-chan. Aber ich finde, wenn über mein Leben entschieden wird, habe ich das Recht, mit zu reden." Flüchtig strich die Affenkriegerin dem Mädchen über den Kopf. "Ich glaube, da hast du nicht Unrecht." In die anderen Affen kam nun wieder Leben. "Ja", sagte der König und räusperte sich, "vielleicht nicht in Lebensgefahr. Ihre Kunst ist ganz erstaunlich, wenn nicht einmal Gosunkugi und Akane sie bemerkt haben." Die beiden schwiegen mit versteinerten Mienen. Das sagte genug. Ono strich sich übers Kinn. "Ich stelle also fest, dass Anne-chan defensiv gut aufgestellt ist. Offensiv wird sie dennoch nicht zu Leistungen auf dem Niveau eines Chunin fähig sein - entschuldige bitte, Anne-chan - aber darum geht es auch gar nicht. Wenn sie sich nicht in Lebensgefahr begibt, sobald sie in das Versteck beschworen wird, haben wir, fürchte ich, keine moralische Grundlage, um sie hier, nun, festzuhalten." Die Getsu-Kunoichi strahlte den Prinzen der Affen an wie der kommende Morgen. "Wirklich? Ich darf wieder mit zurück und Mamoru-sama helfen?" "Da hat wohl einer nicht richtig zugehört", kam ein Einwand von Hikari Gosunkugi. "Wenn du zurückkehrst, sollst du dich verstecken, und nicht versuchen dein Leben wegzuwerfen, indem du vielleicht gegen Kabuto selbst antrittst." "Das habe ich auch mitgekriegt", sagte sie mürrisch. "Aber wenn ich Mamoru-sama dadurch retten kann, dann bin ich gerne bereit, meines zu riskieren." Konsterniert schwiegen die Affen ein paar bange Minuten. "Wenn wir etwas schätzen, dann sind das Opfermut und Pflichtbewusstsein. Und selbstverständlich ein großes, liebendes Herz, wie du es dein Eigen nennst, Anne-tono", sagte der König. Verwundert registrierte Kankurou die Anrede, die der König verwendete. Sie war gleichgestellten Kriegern oder Beamten vorbehalten und wurde auch oft für Menschen höheren Ranges verwendet, wenn der andere Respekt, aber keine Demut zeigen wollte. Ranko beugte sich vor und flüsterte der Getsu-Nin ins Ohr: "Das heißt, du darfst mit. Endgültig. Und vielleicht noch ein wenig mehr." Enma sah sie ernst an. Aber seine Miene wich schnell einem Schmunzeln. "Ich glaube, du würdest gut zu uns passen, Anne-tono. Aber dazu vielleicht später einmal mehr." Der König sah ins Rund. "Ono oder ich, einer von uns beiden wird in jedem Fall gehen." Es durfte nur einer der beiden sein, das wusste jeder der Affen. Die Thronfolgelinie durfte nicht unterbrochen werden, wenn nicht das absolute Chaos ausbrechen sollte. Und da Ono weder geheiratet noch ein Kind gezeugt hatte, blieb das auch so. Und zwar noch für eine lange Zeit, denn der Krieger, der auf dem Schlachtfeld als Dr. Tofu gefürchtet war, konnte sich auf dem Schlachtfeld der Liebe nicht einmal selbst bezwingen. "Ich lasse dir den Vortritt, Vater", sagte Ono. Dies ließ die Affen aufraunen. Alle wussten, das die beiden nahezu gleich stark waren. Wenn Ono also dieses eine Quentchen mehr als notwendig erachtete, sagte das genug darüber aus, wie er die Situation einschätzte. "Wer noch?" Die Hände der übrigen Affen fuhren in die Höhe. Damit blieb die Wahl beim König. "Ryoga. Du wirst als zweiter gehen." Der große Krieger nickte gewichtig. Nun streifte der Blick des Königs zwischen den übrigen Affen hin und her. Rein von der Kraft her hätte seine Wahl auf Ranma, dessen Schwester Ranko oder auf Gosunkugi fallen müssen, aber jeder der drei brachte eigene, spezielle Fähigkeiten mit, die vielleicht gebraucht wurden. Der König atmete tief ein und wieder aus. "Stärke besitzt Ihr drei in großem Maße. Heilkunst, sensorische Fähigkeiten, Ninjutsu. Dies sind die Faktoren, nach denen ich entscheiden muss. Was nützt Mamoru-tono am meisten?" "Akane", sagte Ono schlicht. "I-ich?" Das Mädchen winkte ab. "So stark wie Ranko, Ranma oder Hikari bin ich nicht." "Das nicht, aber du bist stark genug. Außerdem hast du etwas, was den dreien fehlt", sagte Ono ernst. "Du bist mit Abstand die flinkeste Denkerin an diesem Tisch. Deine taktischen Entscheidungen waren bisher stets goldrichtig. Gegen viele Gegner wird dein Köpfchen gebraucht werden. Und zwar noch vor brachialer Gewalt." "Von der wir dank mir und dem König genügend haben werden", schloss Ryoga grinsend. "Dann ist es entschieden. Du, Akane, bist die Nummer drei. Gosunkugi, du wirst beschworen, sobald ich meine Beschwörung auflöse, sollte das nötig werden." Hikari nickte bestätigend. Besser als nichts. Kankurou verstand. Die Affen hatten eine Reihenfolge festgelegt für den Fall, dass Mamoru nur einen oder zwei der Affen beschwor. Eine kluge Entscheidung. "Es geht los!", rief Akane. Sie schnellte an Annes Seite und ergriff ihre Hand. Kankurou spürte, wie sich die Pranke des Königs auf seine Schulter legte. Es war nett von Mamoru gewesen, solange zu warten, bis sie hier auf dem Affenberg die Details geklärt hatten, fand der Suna-Nin. *** Die Infiltration des Stützpunkts barg keine Überraschungen. Er begann als langer, schier endloser Gang, der mit verschiedenen Fallen gespickt war. Die meisten waren ausgeschaltet oder wurden gewartet. Die Gespräche der Leute, die die Wartungen vornahmen, wiesen darauf hin, dass sie Städter waren. Wenn ich den Informationen trauen konnte, die ich so erhielt, dann war etwa ein Viertel der Stadt eingeweiht; sie hatten einen Pakt mit Orochimaru abgeschlossen, um seinen hiesigen Forschungsstützpunkt zu versorgen. Im Gegenzug hatte er Ninja-Training, Material und Geld angeboten. Diese Beziehung hatte sich über die Jahre vertieft und verstärkt, sodass das eine Viertel der Städter nun das restliche Dreiviertel dominierte und sich über die anderen erhoben hatte. Sie kontrollierten neunzig Prozent des Geldes, siebzig Prozent der Ernten, einhundert Prozent des durchgehenden Handels und fast sechzig Prozent der Geschäfte. Eigentlich ein Widerspruch, aber Gewalt, Terror, leere Versprechungen und hier und da ein geschickter Mord würden über die nächsten Monate und Jahre schon noch dazu führen, dass das obere Viertel seine Macht festigte und die anderen drei Viertel in eine moderne Form der Sklaverei führte. Bisher hatten sich die Paktisten auch sehr gut bei diesem Geschäft gefühlt. Es war ja auch nichts Gefährliches geschehen, und es war Geld geflossen. Das, was man hier oben zu sehen bekam, darüber redete man einfach nicht. Auch wenn es bedeutete, den Nachbarssohn, den man selbst abgeliefert hatte, hier oben nach einer längeren Versuchsreihe wiedergesehen zu haben. Dabei schien dieser Stützpunkt durchaus zu den Erfolgreichen zu gehören. Angeblich waren hier drei der vier als Oto-Quartett bekannte Oto-Shinobi "gezüchtet" worden. Diese Truppe hatte nach dem Angriff auf Konoha, selbst noch nach der Zerstörung Otogakures, zugeschlagen und den jungen Uchiha entführt. Wie man hörte, nicht ganz gegen dessen Willen. Eine gemeinsame Aktion Konohas und Sunas hatte die vier ausgelöscht. Das war einerseits beruhigend. Aber ich machte mir Vorwürfe, denn hätte ich damals bei der Vernichtung Otogakures nur ein klein wenig effektiver handeln können, hätte ich sicherlich einen oder zwei der Mitglieder stellen können. Das hätte Naruto und seinen Freunden, die auf diese Mission angesetzt gewesen waren, sicherlich einiges an Leid und körperlichen Schmerzen erspart. Nach mehreren hundert Metern zweigten die ersten Türen ab; später kamen Nebengänge dazu. Alles in allem ähnelte dieses Versteck jenem unter Otogakure, und daher wusste ich, wohin ich mich wenden musste. Die wirklich wichtigen Labors lagen bei den Kerkern, und wenn ich Kabuto irgendwo zu finden hoffen konnte, dann sicherlich dort. Und was tat ich, wenn ich ihn gefunden hatte? Zurückziehen, meine Gefährten beschwören und die Lage neu überdenken. Selbst wenn Kabuto uns entkam, wir waren ihm immer noch auf der Spur. Das war beruhigend zu wissen. Für einen Moment dachte ich daran, welches Ungemach der Leutnant Orochimarus wohl in Zukunft anrichten würde, wenn er mir entkam. Genügend. Mein Entschluss, ihn zu stellen, wurde dadurch nur noch vertieft. War ich erfolgreich, würde ich nicht nur Konoha in Zukunft eine Menge Ärger ersparen. Die ersten Labors enthielten das Übliche. Versuchsanordnungen für Tiere und Menschen, die vordergründig dazu dienten, sie zu quälen und zu traktieren. Hintergründig aber ging es um körpereigene Elektrizität, Lebenserwartung, Zellteilung und Reproduktion. Ich kannte viele dieser Bilder schon, und in meiner Verkleidung als Umato hatten sie mich nicht zu kümmern, geschweige denn als Ninja Konohas. Aber als Mamoru Morikubo fühlte ich Haß und Hilflosigkeit in mir aufsteigen, wenn ich mir ansah, was hier an menschenverachtender Forschung vollzogen wurde. Ich konnte es nicht lassen, ich musste eingreifen. Aber nicht, noch nicht. Nicht jetzt, nicht hier. Es brachte nichts, der Schlange ein paar Schuppen aus dem Kleid zu brechen. Man musste ihr das Haupt abschlagen. Für die bedauernswerten Menschen - und die Tiere - konnte ich nichts tun. Für viele von ihnen würde ohnehin jede Hilfe zu spät kommen. Sie waren längst in Agonie verfallen, und nur der Tod würde sie erlösen können. Ich ballte in meiner Wut die Hände zu Fäusten. Nein, ich durfte nicht eingreifen, nicht sofort. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht solange ich allein war. Nicht solange ich nicht wenigstens meine Gefährten und drei Affenkrieger beschworen hatte. Selbst dann würden uns die Städter und die Arbeiter und Forscher aus Orochimarus Versteck noch weit an der Zahl übertreffen. Aber eventuell gab es einen Ort, an dem ich das Verhältnis umdrehen konnte. Das war ein Schimmer der Hoffnung, und ich konnte den Blick von den Versuchsanordnungen abwenden. Mit eiligen Schritten ging ich voran, in Richtung des Kerkerbereichs. Dieses mehrstöckige, wie eine Theaterrondell aufgebaute Bauwerk hatte in Oto sechzig oder mehr Zellen Platz geboten. Untergebracht waren dort dreißig oder vierzig Leute, ich wusste es nicht mehr. Aber viele von ihnen waren Shinobi gewesen. Nun war Otogakure reichlich ausgebeutet gewesen. Vielleicht gab es hier mehr Gefangene? Gefangene, die bereit waren, sich zu erheben? Es war zumindest eine Chance. Allerdings würde ein Aufstand schwierig werden, solange Kabuto hier war. Er war ein Unsicherheitsfaktor, der meine Fähigkeiten nur zu gut kannte, aber den ich kaum einschätzen konnte. Und dann war da noch der kleine beleidigte Junge mit den Haifischzähnen, den ich auch nicht einordnen konnte, der aber wo er ging Angst verbreitete. Dennoch, das würden meine Affenkrieger kontern können. Aber ich brauchte einen Überblick, einen verdammten Überblick, wer sich in diesen Zellen befand, und ob sie bereit waren, für ihre Freiheit zu kämpfen. Und schnell musste es gehen, wenn ich daran dachte, was ich an Elend und Grausamkeit in den Labors gesehen hatte. Ich verstand nicht, wie die eingeweihten Städter dies ertragen konnten. Aber vermutlich war es eine Art Gewöhnungseffekt gewesen. Immer ein Quentchen mehr, bis es für sie normal geworden war. Und solange es sie nicht selbst betraf, schien es in Ordnung zu sein. Nun, das würde ich schnell und nachhaltig ändern, schwor ich mir selbst. Bald erreichte ich den Gang zum Gefangenentrakt und ging ihn so eilig wie ich konnte ohne aufzufallen hinab. Ein Geruch schlug mir entgegen, der in einen Kuhstall gepasst hätte, den man eine Woche nicht gespült hatte, dazu Aromen von Blut und Erbrochenem. Ja, das kannte ich aus Otogakure. Also waren die Verstecke identisch angelegt worden. Eine große Erleichterung für mich. Schon sah ich durch die ferne Ausgangstür in der gegenüberliegenden Wand die ersten eingelassenen Gitterstäbe der Zellen, hörte das leise Whispern ihrer Stimmen. Meine sensorischen Fähigkeiten reichten nicht so weit, aber mit jedem Schritt, den ich näher kam, erspürte ich mehr und mehr Menschen. Und diese Chakren passten recht gut zu Shinobi, wie ich fand. Zumindest einige. Das machte mir Hoffnung, und nun lief ich doch fast, indem ich in eine Art Trab fiel. Das war ungefähr eine Sekunde, bevor mir das recht mächtige Chakra auffiel, das sich rechts von mir befand. Als ich die dazu gehörige Tür passieren wollte, klang eine Stimme auf, die ich kannte. "Ah, Umato-san. Schön, dass du zufällig gerade in der Nähe bist." Ich blieb abrupt stehen. Langsam wandte ich mich der Tür zu, und damit dem Besitzer der Stimme. Es war Kabuto. Verdammter Mist. "Natürlich, Kabuto-sama." Ich räusperte mich verlegen und trat in das Labor. Der Nukenin war mit einem Experiment beschäftigt. Glücklicherweise beinhaltete es keine Menschen oder andere Lebewesen. Er untersuchte nur etwas unter einem Mikroskop. Als ich die Tür passierte, nahm ich erst die zweite Präsenz im Raum wahr. Kabuto hatte sie überdeckt, oder ich war zu sehr auf ihn fixiert gewesen, kaum das ich ihn gespürt hatte. Natürlich, Houzuki. Der freche Bengel griente mich an. Für einen Moment wirkte er auf mich wie der Klassenstreber, der gerade einen seiner Mitschüler verpetzt hatte, weil er auf eine Belohnung hoffte. Und damit lag ich wahrscheinlich nicht einmal so falsch. Kabuto sah mich kurz an und seufzte. "Weißt du, Umato, als ich dich herein rief, hatte ich ursprünglich vorgehabt, dir einen langen Vortrag zu halten. Darüber, das wir gegen die Stadt geschlossen auftreten müssen. Dass man seine Kameraden nicht vor einem Partner in Verlegenheit bringt. Dass wir alle in erster Linie Orochimaru-sama dienen, und uns das immer bewusst sein muss." "Hast du das gehört, du großer Trampel? Orochimaru-sama dienen! So, wie ich ihm mit meinem Schwert diene", maulte der Bengel. Kabuto brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. "Ich wollte dich daran erinnern, warum du hier hin gestellt wurdest, was sich Orochimaru-sama davon versprochen hat. Dass du nicht vergessen sollst, dass alle Menschen in diesem Ort nur dann einen Wert haben, solange sie Orochimaru-sama dienen. Dass wir alle mit all unserer Kraft dem hehren Ziel unseres Meisters dienen müssen, der uns teilweise aus der Gosse aufgelesen hat, und dem wir alles zu verdanken haben." "Genau! Alles zu verdanken!", kam es von Houzuki. Wieder gebot Kabuto ihm, zu schweigen. "Doch dann kamst du durch diese Tür, und alles hat sich geändert." "Wie, geändert?", rief Houzuki enttäuscht. "Ich dachte, ich kriege meinen Kampf, um ihm zu beweisen, dass ich ein Schwert führe, und kein..." Er holte Luft vor Entsetzen und Wut. "Und KEIN Hackemesser!" "Dazu wäre es auch noch gekommen", sagte Kabuto mit beschwichtigendem Lächeln. "Aber vieles hat nun keine Gültigkeit mehr." Der Leutnant Orochimarus sah mich an. "Weißt du, Umato, ich bin eigentlich eher zufällig hier. Eine große Operation unseres Meisters wurde verraten, und ich habe es erst vor wenigen Tagen geschafft, meine Verfolger abzuschütteln. Ich hoffte, hier etwas Erholung zu finden, vielleicht ein Mittel gegen meine Erschöpfung und meine Enttäuschung. Zumindest sah der Plan das vor, bevor die fremden Ninjas im Gasthaus abgestiegen waren." "Sie wurden vernichtet", knurrte ich. "Eventuell hast du Recht, Umato. Aber du duftest so herrlich, dass ich das nicht glauben kann. Nach Blut. Nach Tod. Umatos Blut und Umatos Tod." Er lächelte, und es hätte ein freundliches, vergnügtes, ja verschmitztes Lächeln sein können, wenn es auch nur ein Gramm Freundlichkeit in diesem Burschen gegeben hätte. "Erstaunlich, wie weit du es geschafft hast, vorzudringen. Es war eine vortreffliche Idee, dich der Identität eines meiner Untergebenen zu bedienen, der ohnehin als eigenbrödlerisch und mürrisch bekannt war. Aber du hättest ihn nicht selbst töten dürfen. Orochimaru-sama hat früher mit ihm Experimente mit einem Kekkei Gendai durchgeführt, die ihn befähigen sollten, seine eigenen Knochen zu kontrollieren und diese als Waffen zu benutzen. Deshalb kenne ich den Geruch seines Blutes sehr gut. Du hast dir nicht die Mühe gemacht, deine Kleidung zu reinigen und dich ganz auf deine Illusion verlassen." Er seufzte, während Houzuki langsam sein Katana zog. "Bleibt nur noch eine Sache zu klären, mein falscher Umato. Bist du zufällig hier, oder bist du einer meiner Verfolger aus Konoha oder Suna?" Okay, das erklärte einiges. Auch und vor allem, warum Umato so ein hässlicher, deformierter Kerl geworden war. Die wenigsten Menschen überlebten es, wenn man ihnen die genetischen Informationen zu einer Kunst einpflanzte, die wir Kekkei Gendai nannten, das Bluterbe. Wer es überlebte, überstand die Rosskur meistens nicht ohne schwerwiegende körperliche Schäden. Die Augen der Uchiha waren ein solches Erbe, ebenso wie die Augen der Hyuuga. Ein Bluterbe, das die Knochen kontrollierte, war mir bekannt, aber es hieß, der blutrünstige Clan, der es besessen hatte, hätte sich im eigenen Rachedurst verfangen und wäre ausgelöscht worden, und dies schon vor etlichen Jahren. Und das erklärte leider auch meine Enttarnung. Ich löste das Jutsu auf, ließ das Tarnbild erlöschen. Houzuki hinter mir stieß einen Laut der Überraschung aus. Kabuto verzog kaum eine Miene. "Na, wenn das mal nicht mein alter Freund Mamoru Morikubo ist. Wie geht es deinen Mädchen, vor allem der naiven süßen Karin?" "Willst du wirklich mit mir Konversation betreiben?", fragte er sarkastisch. "Nun, ich kann dich auch gleich töten lassen." Er nickte dem Jungen zu, der sofort in meine Richtung sprang, das Katana zum Schlag von oben bereit. Mit einer beiläufigen Bewegung schleuderte ich eines meiner Kunai an der rechten Hüfte vorbei. Ich hörte es aufschlagen und Houzuki überrascht aufkeuchen. Ich hatte auf sein Herz gezielt. "Nette Idee, aber wärst du schlau gewesen und hättest Umato vorher verhört, dann wüsstest du, das ich aus Wasser bestehe", klang seine höhnische Stimme auf. Ich wirbelte herum, Bestürzung simulierend, um meinen Körper in Richtung Tür drehen zu können. Tatsächlich, das Kunai steckte in seinem Leib, aber es schien darin zu schwimmen. Rund um den Treffer hatte sein Körper die gallerte Farbe von blauem Wasser angenommen. Und die Konsistenz. Ich sammelte Öl im Mund. "Katon!" Er lachte abfällig. "Suiton ist Katon gegenüber im Vorteil, hat dir das niemand beigebracht?", höhnte er. "DAI ENDAN!" Ich spie die Feuerkugel auf ihn. Sie hatte eine beachtliche Größe und füllte schnell den ganzen Raum mit Flammen. Hinter mir hörte ich Kabuto erschrocken aufkeuchen. Tja, mit so einem Wahnsinnigen wie mir, der in einem derart kleinen Raum ein Dai Endan auslöste, hatte er es nicht so oft zu tun. Und verbrannt war ich eh schon. Die Verwirrung nutzend huschte ich nach vorne, wo ich die Tür wusste. Hastig bog ich rechts ab, machte einen Step, und fiel, halb blind vom Flammeninferno, das ich selbst verursacht hatte, haltlos in die Tiefe des Gefangenentrakts. *** Kabuto musste zugeben, das er kalt erwischt worden war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Morikubo Katon einsetzen würde. Er hatte sich auf einen beschworenen Affen eingestellt. Stimmten die Gerüchte etwa doch, dass die Affen nach dem Tod des Sandaime alle Kontrakte eingezogen hatten? Schade, und doch wieder gut. Er konzentrierte sein Chakra, und begann damit, seine Hautverbrennungen zu heilen, während er gleichzeitig Alarm auslöste. Morikubo mochte nicht sehr stark sein, aber ihn frei in einem geheimen Stützpunkt Orochimaru-samas herum laufen zu lassen war gar keine gute Idee. Außerdem waren sie hier direkt neben dem Gefängnistrakt, und was der Konoha-Nin hier wollte, konnte sich Kabuto denken. Bevor er Morikubo verfolgte, fiel sein Blick auf den jungen Schwertkämpfer. Houzuki hatte es übel erwischt. Fast die Hälfte seines Körpers war verdampft, einfach verschwunden. Er lebte noch, aber es war abzusehen, das er ein paar Monate oder besser gleich Jahre in einem Labortank verbringen sollte. "Dieses Arschloch. Dieses verdammte Arschloch! Wenn ich ihn in die Finger kriege...", flüsterte Houzuki. Gewiss, wenn noch so viel Leben im Nukenin aus Kirigakure steckte, dann war seine Rettung einen Versuch wet, alleine schon wegen seiner überragenden Fähigkeiten. Aber Morikubo mit seinem ungewöhnlich heißen Katon musste zuerst gestoppt werden. Kabuto machte sich selbst an die Verfolgung. Und er hörte schon seine Leute herbei eilen, bereit zur Hetzjagd auf den Konoha-Nin. Blieb nur noch die Frage, ob er Morikubo töten sollte, oder ob er Orochimaru-sama lebend von Nutzen sein konnte. Sein Schicksal jedenfalls hatte er mit seinem frechen Eindringen besiegelt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)