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Konoha Side Stories

von

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Schneidender Wind 5

5.

Ryoga wurde seinem Namen als einem der Stärksten des Affenclans gerecht, als sie die Anhöhe ins Tal erklommen, in dem der Gegner der Anti-Konoha-Fraktion campierte. Auf halbem Weg begegneten sie einem Alarmposten, der vom Lärm aufgeschreckt worden war. Ryoga schlug zu, und von der Wucht des Stoßes mit seinem supermassiven Regenschirm verschwanden zwei Gegner, als hätte es sie nie gegeben. Doch das war noch nicht alles. Der Stoß war so kraftvoll geführt worden, das auch der Bergkamm, in seiner ganzen Stärke von fünfzehn Meter, kreisförmig um den Schlag auf drei Meter verschwand.

"Musst du immer so übertreiben?", tadelte Doktor Tofu grinsend, während er durch die Reihen der Kämpfenden tänzelte, als wäre er auf einer Matsuri, nicht in einem Kampf auf Leben und Tod verstrickt.

"Das musst du gerade sagen", tadelte Ryoga seinerseits den ältesten Sohn des Königs, der wie beiläufig drei besiegte Feinde an ihrem Kragen hinter sich her schleifte.

"Nicht reden, sondern kämpfen, Jungs!", rief Ranko und huschte durch die von Ryoga geschlagene Bresche. Sie war die Erste. Das war in vielerlei Hinsicht eine gute Idee, galt sie doch als eine der Top-Kämpferinnen des Clans und hatte die vielleicht besten Reflexe der Elite-Krieger. Wenn jemand auf eine ungewohnte Situation angemessen reagieren würde, auf einer Skala von eins bis zehn, würde sie eine zweiundzwanzig schaffen. Heftiger Kampflärm bewies, wie recht diese Behauptung hatte.

Ryoga grinste schief, als er der Kameradin nacheilte.
 

Die Konoha-Shinobi teilten sich auf wie besprochen, und Asuma setzte sich ab, um die Wachtposten zu eliminieren. Je eher er damit fertig war, desto schneller würde er in die eigentlichen Kämpfe eingreifen können.

Blieben die drei Affenkrieger, Kakashi, Guy und Uzuki für die Attacke auf einen Feind unbekannter Stärke, der sie schon einmal damit überrascht hatte, dass er mit über dreißig Ninjas aufgewartet hatte. Das war eigentlich nach ihrem Wissensstand die maximale Zahl der Shinobis der Kontras, aber Kakashi war nicht so naiv zu glauben, dass sie die Ninjas bereits alle erledigt hatten. Im Gegenteil, ab hier konnte es nur noch schlechter werden.

Kankurou erschien direkt neben Kakashi, als dieser über den Hang glitt. Viel zu weit vorne für seine neutrale, beratende Situation. Andererseits hatte sich die Lage derart zu ihrem Nachteil verändert, dass ihnen diplomatische und taktische Spielereien nur weitere Nachteile bringen konnten.

Während sie Seite an Seite den Hang hinab liefen, erstarrte Kankurou für einen Moment. Die Zahl der Zelte lag weit über dem, was er erwartet hatte.

"Das kann nicht sein", sagte er ärgerlich und holte wieder zu Kakashi auf. "Wenn ich das richtig sehe, erwarten uns da unten über tausend Gegner!"

"Und wenn wir Glück haben, sind weniger als die Hälfte Shinobi", erwiderte Kakashi mit ruhiger Stimme.

Uzuki hatte den Ernst der Lage ebenfalls erkannt, und eilte so schnell sie konnte auf das Zeltlager zu.

"Nicht so weit vorneweg!", rief Kankurou, der die Gefahren selbst für einen guten Shinobi kannte, der die Rückendeckung seiner Partner verließ und sich exponierte. ANBU hin, ANBU her, ihr voreiliges Handeln konnte sie töten.

"Nur die Ruhe. Yaguo-chan weiß, was sie tut", versprach Kakashi, beschleunigte aber ein wenig, um schneller zu ihr aufzuschließen.

Ryoga schloss sich ihnen an, während Ranko und Dr. Tofu mit Guy die Zeltstadt umgangen, um den Feind von zwei Seiten anzugehen.

Das Zeltlager begann langsam zu erwachen. Alarm wurde geschlagen, und ein unglaubliches Durcheinander erfasste die Soldaten und Shinobi. Kakashi räusperte sich verlegen, als er erkannte, dass sie es selbst bei einem gelungenen Überraschungsangriff kaum besser hätten haben können. Der Feind war verwirrt, desorientiert und ohne jede militärische Struktur.

Als Uzuki die ersten Zeltreihen erreicht hatte, tat sie ihren Teil, um die Verwirrung ins Unendliche zu erhöhen. "DORYU TAIGA!" Zu ihren Füßen bäumte sich die Erde auf, als sie Erd-Jutsu und Wasser-Jutsu kombinierte, um eine alles verschlingende Schlammwelle zu erschaffen, die von ihrer Position aus pyramidenförmig ins Lager rollte und alles auf ihrem Weg mitriss. Über fünfzig Zelte verschwanden, als hätte es sie nie gegeben, und mit ihnen eine unbekannte Anzahl Soldaten, rund ein Viertel des Lagers. Einige Shinobi würden hieraus wieder kommen, aber die normalen Soldaten sahen ihrem sicheren Ende entgegen.

Trotzdem schien endlich jemand verstanden zu haben, und versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen. Ein Teil der Streitkräfte formierte sich um die Mitte der Zeltstadt, wo sich laut ihren Informationen die Drahtzieher der Kontras aufhielten, einflussreiche Fürsten und Politiker des Reichs der Winde.

"Katon! Dai Endan!" Kakashi schickte einen heißen Feuerball über die Schlammfläche in Richtung Zeltmitte. Das heiße Feuer trocknete den Schlamm aus und machte aus ihm eine betonharte Masse; zugleich schoss die Feuerkugel in die mittleren Zelte, ging durch sie hindurch wie ein heißes Messer durch frische Butter, und setzte alles in Brand, was sie berührte. Sie schoss über die Mitte hinaus, passierte die Peripherie der anderen Seite der Zeltstadt und hinterließ eine brennende Schneise der Verwüstung.

"Okay, ich bin beeindruckt, und das nicht nur ein bisschen!", rief Kankurou ihm zu. Er zückte eine Schriftrolle, setzte sie frei, und verfügte damit über zwei seiner drei Kampfpuppen, die er derzeit benutzte. Von ihnen flankiert warf er sich in den Kampf.
 

Guy, Dr. Tofu und Ryoga hatten sich derweil dazu entschlossen, nicht bis zum anderen Ende der Zeltstadt zu laufen, um dem Feind dort den Weg abzuschneiden. Sie drangen an der Stelle der Peripherie ein, an der das Zentrum endete. Wenn sie diese Flanke komplett zerstörten, war das mit einem Zangenangriff gleich zu setzen. Und niemand konnte zweifeln, das das grüne Biest und die beiden Affenkrieger das schaffen würden. Den Anfang machte Guy, der mit einem massiven Tritt, ausgeführt aus reiner Kraft, einen Spalt in die Erde riss, der von seiner Position aus das halbe Zeltlager durchwanderte und schnell mehrere Meter breit und tief wurde.

Als Ryoga angriff, hob die Druckwelle seines ersten Hiebes Dutzende Menschen und Zelte an, und wirbelte sie in alle Richtungen davon. Wer dem widerstand, wurde mit Doktor Tofu konfrontiert, der in seiner menschlichen Gestalt gerade mehr einem Dämonen glich. Er glühte vor geschmiedetem Chakra, das man meinen könnte, man hätte den Neunschwänzigen vor sich, während er seinen Wirt ummantelte. Ein einziger Fingerzeig von ihm wirkte wie ein Peitschenhieb auf alles und jeden, der im Wege stand.

Uzuki stand derweil im Nahkampf. Sie bewegte sich wie eine begabte Tänzerin durch die Reihen ihrer Gegner, und wo sie gefochten hatte, hinterließ sie nur Tote. Kakashi konnte sie verstehen. An Baki hatte sie ihre Rachegefühle nicht auslassen können. Aber hier, bei den Kontras, brauchte sie keinerlei Rücksicht zu nehmen. Es war im Sinne beider Ninja-Dörfer, im Sinne beider Nationen, wenn diese Bewegung schnell und nachhaltig in sich zusammen stürzte und nie wieder aufsteigen würde.

Kankurous Puppen, von ihrem Meister mittels Chakra-Fäden gesteuert, schnitten sich wie gierige Critter durch jene Unglücklichen, die sich ihnen in den Weg stellten. Was bewies, das sie es hauptsächlich mit Genin und normalen Soldaten zu tun hatten. Es bewies allerdings auch, dass sie hier mit weit mehr Shinobi rechnen mussten, als sie selbst bei pessimistischer Erwartung hätten vorfinden sollen.

Hinter ihnen klang eine Explosion auf. Asuma war eifrig bei der Arbeit. Immerhin.
 

Kakashi ließ sich etwas zurückfallen, gerade weit genug, um die Zeit zu haben, sein Sharingan zu benutzen. Er lüftete das Stirnband, das sonst sein linkes Auge verdeckte und benutzte das einmalige Augen-Jutsu der Uchiha. Schnell fielen ihm starke Chakra-Quellen im Zentrum der Zeltstadt auf. Aha, die Chunin und die Jounin. Kurz stockte Kakashi, als ihm ein wichtiges Detail auffiel: Er kannte einige der Chakras, auch wenn er ihnen vor Jahren das letzte Mal begegnet war. "Iwagakure", sagte er mit wehleidiger Stimme. "Werden die denn nie schlau?"

Dennoch, es passte gut zusammen. Iwagakure und Konoha hatten eine lange gemeinsame Geschichte als Feinde. Der Yondaime Hokage selbst galt in Iwa als Schreckgespenst, mit dem man kleine Kinder zur Räson zu bringen versuchte. Es hatte nie einen formellen Friedensvertrag nach den letzten Kampfhandlungen gegeben, und wo immer sich Iwa-Nin und Konoha-Shinobi trafen, konnte es schnell heiß her gehen, sogar tödlich werden. Es war relativ einfach zu erkennen, warum Iwa nicht am Angriff vor zwei Jahren auf Konoha beteiligt gewesen war; die Stadt versteckt unter den Blättern hätte dann schnell erkannt, das Suna Verrat betrieb, und sie hätten Kumo um Hilfe anrufen können; immerhin hatte Konoha besonders viele fähige Spione bei diesem Feind installiert, um einer solchen Attacke zuvor kommen zu können. Aber jetzt, fast zwei Jahre später, war es verständlich, warum sich Iwa beteiligte. Es rechnete keiner mit ihnen. Und es war ein bequemer Weg für sie, um sich an Konoha zu rächen. Ging es schief, konnte sich der Sandaime Tsuchikage immer noch damit rausreden, es wären Nukenin gewesen, oder das Dorf wäre bei der Kontraktschließung hintergangen worden.

Das änderte freilich nichts daran, das sie hier waren, und das sie die Reihen der Shinobi entscheidend verstärkt hatten. Was im Umkehrschluss bedeutete, dass die Jounin hier durchaus verlieren konnten. Es galt also, so viel Schaden wie möglich zu machen und so viele Krieger wie möglich zu besiegen. Das Hauptaugenmerk lag bei den Anführern. Waren sie einmal getötet, verloren auch die Truppen ihre Motivation für den Kampf. Zumindest der Teil, der nicht aus Iwa gekommen war, um gegen Konoha zu kämpfen.

"Yaguo! Kankurou! Es sind Iwa-Nin!", rief er zu ihnen herüber.

Uzuki, gerade dabei, einen gegnerischen Schwertkämpfer zu töten, der geglaubt hatte, das sie hinten keine Augen hatte, nickte ihm nach ihrem tödlichen Streich zu, um zu bedeuten, das sie verstanden hatte. Kankurou stieß einen wüsten Fluch aus, blieb aber konzentriert bei der Sache.

Ranko, die sich fast bis zur Mitte durchgearbeitet hatte, hinter sich eine Spur aus Tod und Verwüstung, wandte sich mit einem wilden Grinsen um. "Es ist doch egal, wer sie sind. Sie haben sich mit den Falschen angelegt, und werden nicht mehr viel Zeit haben, um es noch zu bereuen!"

Nun, dem musste Kakashi Recht geben.
 

Er eilte weiter, focht ein paar Sekunden mit einem Gegner auf Chunin-Rang, bevor er ihn in einem Erdversteck für den Moment neutralisierte, passierte ein paar bereits getötete Oto-Nin, und stutzte. Da war doch etwas gewesen... Etwas Bekanntes, an das er keine erfreulichen Erinnerungen hatte. Überhaupt keine erfreulichen Erinnerungen!

Er blieb stehen, fuhr herum, sah sich suchend um. DA! Eine der Leichen hatte einen versiegenden Rest an Chakra, was nicht sehr ungewöhnlich war. Ungewöhnlich war schon eher, das er dieses Chakra kannte, und den Besitzer nicht besonders mochte, wenn man es vorsichtig formulierte. "Suiton! Suiryuudan no Jutsu!" Das Wasser-Jutsu saugte jeden Tropfen Flüssigkeit aus dem Bach, der die Zeltstadt durchlief, und trocknete den Boden noch weiter aus. Es reichte für einen Wasserdrachen, der mit tödlicher Gewalt auf die Leichen niederfuhr, von denen eine noch Chakra in sich trug.

Als der Drache mit der Gewalt einer Explosion unter die Toten fuhr, stellte sich heraus, das einer der Toten nicht ganz so tot war, wie er vorgegeben hatte. Er sprang davon, und landete etliche Meter von Kakashi entfernt auf dem steinharten Lehm, den Uzuki beschworen und Kakashi festgebrannt hatte. "Wie immer mit Kanonen auf Spatzen schießen, Hatake-sensei", sagte der Bursche tadelnd. Sein feistes Grinsen hätte Kakashi auch erkannt, ohne das die Gesichtsmaske - zweifellos das tatsächliche Gesicht eines armen Teufels, der jetzt hoffentlich tot war - in Fetzen herab hing. "Kabuto!"

"Aber, aber. Ist das eine Art, mit einem alten Freund zu sprechen, Hatake-sensei? Ich hätte zumindest das Suffix San erwartet, nicht diese plumpe Vertraulichkeit."

"Ich hätte es wissen müssen. Wenn es gegen Konoha geht, und wenn Oto-Nin involviert sind, können Orochimaru und seine Schergen nicht weit sein! Ist dein Meister auch hier?"

"Diese Angelegenheit ist viel zu unwichtig, als dass Orochimaru-sama sich darum kümmern müsste. Ich bin auch nur hier als, ah, Beobachter. Aber so wie ich das sehe, ist meine Zeit hier ohnehin beendet. Du wirst gestatten, das ich mich empfehle, Hatake-sensei?"

"Du wirst nirgendwohin...", begann Kakashi, bevor er begriff, das er die Zeit, die er mit Reden verbracht hatte, lieber für ein Jutsu verwendet hätte, so wie Kabuto.

Als der Vertraute Orochimarus sein Jutsu gewirkt hatte, erstarrte selbst Kakashi, der schon vieles gesehen hatte, für einen Moment. Die Toten erhoben sich wieder, selbst aus der zu Stein getrockneten Schlammdecke schossen die Fäuste der Getöteten hervor. Ein rascher Überblick verschaffte ihm die genaue Zahl seiner Gegner. Mindestens dreihundert, und sie wirkten nicht gerade arthritisch auf ihn. Im Gegenteil, sie schienen über ihr volles Potential zu verfügen, und sie waren denen, die sie getötet hatten, nicht gerade dankbar.

"Ich lasse dir genug zum Spielen hier, Hatake-sensei. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest..." Kabuto benutzte Step, um zum Nordwestrand des Tales zu kommen. Zeitgleich wurde Kakashi von den wütenden Toten angegriffen. Sein Sharingan registrierte zwanzig verschiedene Ninjutsu-Angriffe auf Doton-, Suiton- und Raiton-Basis. Verdammt, dieser Kabuto war eine Gefahr für sich, beinahe so schlimm wie Orochimaru. Dieses Tote erwecken-Zeugs musste ein Jutsu seines Meisters sein; der ehemalige Schüler des Sandaime war schon immer vom Tod besessen. Und wie er ihn für sich selbst vermied. Die Frage war nur, wie lange diese toten Soldaten und Shinobi kämpfen würden. Allerdings waren bereits die ersten zwanzig Angriffe für ihn persönlich eine Gefahr. Eine Gefahr, um die er sich kümmern musste, anstatt Kabuto verfolgen zu können.

Hinter den Toten gab es eine heftige Bewegung, und rund zwei Dutzend der wandelnden Leichen wurden davon gewirbelt. Ein Teil der Jutsu erlosch, als die neue Bedrohung auftauchte, den anderen Teil konnte Kakashi dank des Sharingan abwehren.

Asuma stand inmitten der verdrehten Leiber, wie immer im Mund eine brennende Zigarette, ohne jede Angst mitten unter dem Feind. Er grinste, seine Faustklingen angriffsbereit gehoben. "Ich würde sagen, wir schicken Kankurou und Mamoru hinterher, während wir Konoha-Jounin hier weiter aufräumen."

Kakashi beschwor erneut den Wasserdrachen und fegte mit ihm über dreißig Tote hinweg. "Warum Kankurou?"

"Weil die Leichen ihn nicht als Gegner sehen und es Probleme und Fragen geben wird, je länger er kämpft."

Kakashi nickte, was unter anderem dazu führte, das er unter dem heftigen Schwerthieb eines Wiedererweckten hindurch tauchte. Ein Doton beendete dieses Problem. "Und die Affenkrieger?"

"Helfen uns. Danach können sie die Beschwörung auflösen, und Mamo-chan weiß, dass sie hier fertig sind." Asuma grinste breit. "Gehen lassen können wir den Bastard jedenfalls nicht. Ist ein viel zu schöner Zufall, das wir ihn hier getroffen haben."

"Ich gehe schon!", rief der Ratsherr aus Sunagakure, passierte die Toten, die ihn tatsächlich nicht behelligten, und machte sich gleich an die Spur des fliehenden Verräters.

"Ich benachrichtige Mamoru. KUCHIOSE NO JUTSU!"

Als sich der Rauch der Beschwörung verflüchtigt hatte, standen die restlichen Ninja-Hunde aus Kakashis Rudel vor ihm. "Untote, Kakashi-san?", fragte Buru, der größte der Nin-Ken.

"Untote. Ich habe gehofft, Ihr würdet mir ein wenig zur Hand gehen. Oi, Bisuke."

Einer der kleineren Hunde sah auf.

"Suche Pakkun auf. Mamo-chan ist bei ihm. Sie sollen Kankurou dabei helfen, Kabuto zu verfolgen, den wir hier zufällig getroffen haben."

Bisuke nickte zustimmend. Die Hunde sprangen auseinander, suchten sich ihre Gegner im Gewühl der Leichen, und Bisuke suchte sich seinen Weg, indem er Pakkuns Witterung folgte.

"Gut. Kommen wir zurück zu Teil A des Plans. Vernichtung der Kontras!", rief Asuma, lockerte die Finger ein wenig und ließ sie dabei laut knacken, bevor er sich wieder in den Kampf stürzte.

Sie waren noch keine drei Minuten im Lager des Feindes, aber sie hatten es schon zur Hälfte vollkommen verheert. Wie hätte es hier wohl ausgesehen, wenn ihnen ein Überraschungsangriff gelungen wäre?

***

"Kannst du sie riechen?", fragte ich aufgelöst, als ich das Gelände absuchte, so gut es meine sensorischen Fähigkeiten zuließen. Verdammt, wenn Anne tot oder verwundet war, schaltete sich ihr Jutsu dann ab? Oder lag sie hier irgendwo unter dem Tuch, mit dem sie sich verbarg, und würde bis in alle Ewigkeit nicht gefunden werden? Zumindest bis das Tuch verrottet war? Ich wusste es nicht. Und ich hoffte es auch nicht. Bis jetzt bedeutete es, das sie unsichtbar war, für mich das sie noch lebte. Punkt.

"Nein, kann ich nicht. Das Jutsu dieses kleinen Mädchens ist erstaunlich gut", erwiderte er. "Ich kann ihr Herz nicht hören, ihren Atem nicht hören, ich kann ihren Eigengeruch nicht riechen. Ich kann sie nur finden, wenn ich direkt über sie stolpere."

Ich spürte meine Hoffnungen sinken. Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt. Mir hatte zwar niemand die Verantwortung für das Mädchen aufgehalst - Kakashi schon, aber das war ja nichts Offizielles - aber ich war für sie eben doch verantwortlich. Und ich hatte diese Verantwortung nicht erfüllt. Vielleicht lag sie gerade hier irgendwo, einsam, sterbend, unfähig meine Rufe zu beantworten? Apropos Rufe, warum hatte ich nicht längst versucht, nach ihr zu rufen?

"Aber ich kann etwas anderes", sagte Pakkun.

Neue, vorsichtige Hoffnung flammte auf. "Und das wäre?"

Pakkun grinste mich an. "Ich kann das Stofftuch riechen, mit dem sie sich tarnt. Den Geruch kann sie nicht verstecken. Allerdings kann ich nur ungefähr sagen, wo sie sein kann, auf dreißig Meter oder etwas mehr genau."

"Das macht nichts! Ich kann die Schattenklone, die unser Lager beschützen, herbei rufen, damit sie uns suchen helfen!"
 

Wir huschten durch das Zwischental, in dem ich gekämpft hatte. Pakkun witterte, aber er nahm die Spur nicht auf. "Hier nicht!", bestimmte er und eilte weiter. "Hätte mich auch gewundert. Zuletzt gesehen habe ich sie auf der Campseite des Hangs."

"Und warum haben wir dann Zeit verschwendet, um auf dieser Seite zu suchen?", fragte ich vorwurfsvoll.

"Weil ich gerne auf Nummer sicher gehe. Genau wie ein gewisser Mamoru Morikubo", erwiderte er spitzzüngig.

"Punkt für dich", murrte ich.

Wir hetzten den Berghang hoch, der das Tal abgrenzte, in dem unser Lager stand. Der Boden war übersäht mit den Resten der Schlacht und mit den Toten. Selten wird einem Shinobi bewusst, das hinter seinen Künsten die Zerstörung und das ewige Vergessen steckt, weil es in einer Welt der Gewalt so schrecklich normal erscheint. Aber die Sinnlosigkeit, mit der mancher Shinobi stirbt, aus Stolz, aus Gleichmut, weckt dann doch den Trotz und fördert den Gedanken, das eine Welt ohne Gewalt eine bessere wäre. Leider erforderte es Gewalt, um die Welt ohne Gewalt zu erschaffen. Die pure Ironie, die dahinter steckte, bewies nur eines: Die Götter, die diese Welt geschaffen hatten, besaßen einen sehr merkwürdigen Humor.

Und all die Toten, die hier lagen, wofür waren sie gestorben? Für die vage Chance, Konoha auszulöschen. Und was hatten sie bezahlt für ihren Wagemut? Sie hatten ihre Leben hingegeben. Was für ein hoher Preis.

Ja, auch ich musste vielleicht eines Tages mein Leben geben, aus Gehorsam, aus Gleichmut, weil ich ein Shinobi war und man solches Handeln von mir erwartete. Und ich hatte Angst davor, einen so sinnlosen, traurigen Tod zu sterben, irgendwo in der Fremde, nicht in der Lage zu wissen, ob die Sache für die ich gestorben war, überhaupt einen Abschluss finden würde, und ob mein Opfer sie überhaupt begünstigt hatte.

Die meisten Shinobi, die auf dem Schlachtfeld starben, verreckten so dreckig. Sinnlos, meistens bei einem Rückzug in einer bereits verlorenen Sache, in einem Hinterhalt, dann auch noch durch einen verirrten Pfeil. Es war den wenigsten von uns vergönnt, im Duell mit einem oder mehreren großen Ninjas zu sterben, in einer Schlacht, die zur Legende wurde, und deinen eigenen Namen unsterblich machte. So wie der Yondaime Hokage, der dabei gestorben war, als er den Kyuubi im Körper Narutos versiegelt hatte. Oder der Sandaime im direkten Kampf mit seinem ehemaligen Schüler Orochimaru, den er zwar nicht besiegen, aber empfindlich verstümmeln konnte.

Für Anne, wenn sie hier gestorben war, hatte es einen ersteren Tod gegeben, wie für diese Shinobi hier. Sie hatte eigentlich nichts mit der ganzen Geschichte zu tun gehabt, und meine größte Hoffnung war, das sie das auch gewusst und sich raus gehalten hatte. Hoffentlich. Alleine, glauben konnte ich es nicht.
 

Wir huschten über den Hang, und Pakkun wurde aufgeregt. "Hier entlang!"

Ich legte beide Hände als Trichter an den Mund und rief die Schattenklone herbei. Einer gehörte mir, einer Asuma, der Nächste Kakashi und der Letzte Uzuki.

"Anne-chan liegt irgendwo im Umkreis von dreißig Metern von Pakkun unter ihrer Tarnung versteckt, womöglich verletzt! Helft mir suchen!"

Die Schattenklone reagierten wie die Originale, Kakashis Klon benutzte sogar sein Sharingan, um Annes Position zu finden.

"Hier in der Nähe muss sie sein!", sagte Pakkun bestimmt. "Ich kann das Tuch, hinter dem sie sich versteckt vage riechen!"

Also teilten wir uns auf und suchten rund um seine Position nach ihr. Mit wachsender Verzweiflung, weil ich nicht nur Amir erklären musste, was mit seiner Schutzbefohlenen passiert war, sondern weil ich auf diese Weise die Jounin weiter im Stich und alleine kämpfen ließ. Okay, so sehr kam es ausgerechnet auf meine Hilfe nicht an, schlecht fühlte ich mich trotzdem. Aber richtig schlecht würde ich mich fühlen, wenn ich den toten Körper des kleinen Mädchens finden würde.

"Anne! Wo steckst du! Anne-chan!"

"Hier!" Asumas Klon ging neben einem toten Shinobi in die Hocke. Der Kerl war groß, breit und massig. Er hob den gewiss drei Zentner schweren Brocken an, als wäre er nur Pakkun, und schleuderte ihn davon. Darunter kam blanker Boden zum Vorschein. Und ein Loch, aus dem eine feingliedrige weiße Hand ragte.

Asuma riss das Tuch beiseite, das Annes Jutsu transportierte und offenbarte den Blick auf das Mädchen. Augenblicklich begann sie zu husten und zu japsen. "Danke", sagte sie zwischen zwei halbherzigen Atemzügen, "der Kerl war so schwer, und mein eigenes Kunai hat mir in den Bauch gedrückt, Asuma-sama."

Ich stürzte zu dem jungen Mädchen. "Kakashi-sensei!"

"Schon da!" Kakashi musterte das Mädchen erneut mit dem Sharingan und schüttelte den Kopf. "Blaue Flecken und ein paar leichte Quetschungen, aber ansonsten geht es ihr gut."

Erleichtert atmete ich aus. Das war eine Sorge weniger. Fassungslos darüber, wie viel Glück sie gehabt hatte, fassungslos darüber, dass wir sie überhaupt erst in diese Gefahr geschickt hatten, tätschelte ich über ihren Kopf. "Schön, dass du noch lebst."

"Ja, das ist schön", murrte sie ärgerlich. "Aber ich habe mich so erschrocken, das ich meinen Schattenklon in Suna aufgelöst habe. Das gab bestimmt ein großes Hallo, als ich verschwunden bin."

"Falls die Prüfer nicht gemerkt haben, dass da nur ein Kage Bunshin von dir saß, waren sie bestimmt mehr als überrascht." Nun, nachdem ich ihr Tarn-Jutsu gleich zweimal erlebt hatte, zweifelte ich nicht daran, dass ihr Kage Bunshin nicht entlarvt worden war, bevor sie ihm ihre Unterstützung und damit seine Existenz versagt hatte.

"Schade eigentlich", murmelte sie. "Ich habe alle Fragen beantworten können. Ich hätte die Prüfung bestimmt bestanden."

Die Jounin lachten wissend, und auch ich verkniff mir den Hinweis darauf, dass die Prüfung nicht die Beantwortung der Fragen war, sondern der Beweis der eigenen Ninja-Kunst, meistens gewürzt mit einer Moral-Frage, wie bei meiner Prüfung. "Eventuell nehmen sie deine Freunde nicht aus der Prüfung raus und lassen sie für die zweite Prüfung zu zweit antreten", sagte ich erleichtert.

"Aber das müssen sie doch gar nicht. Ich habe für den Fall der Fälle einen zweiten Schattenklon zurückgelassen. Er wird behaupten, die richtige Anne zu sein, den Platz einnehmen, den der erste hinterlassen hat, und meine Freunde bei der Prüfung unterstützen." Sie wurde rot vor Ärger. "So weit wie es mir möglich ist, halt."

Ich schnaubte abfällig. "Du hast immer noch keine Ahnung von deinem Potential, richtig?"

Asumas Klon griff nach meinem Kopf und drückte ihn mit sanfter Gewalt in ein demütiges Nicken. "Schaut mal, wer da spricht", lachte er.

Die anderen Jounin stimmten ein. Nun, zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich mich damals immer noch daran geklammert hatte, nicht aus der Menge hervor zu ragen. Was nicht besonders schwer war in Konoha, das vor überragenden, fähigen Ninjas nur so wimmelte. Diese Einstellung war ein Erbe meiner Leidenszeit, als meine Fähigkeiten vom eigenen Clan wieder und wieder in Frage gestellt worden waren, und ich mich dazu entschieden hatte, eher im Hintergrund zu bleiben. Denn nur wer gesehen wurde, wurde auch kritisiert.

Jedenfalls war ich mehr als erleichtert, das Mädchen lebend wieder zu sehen. "Was machst du nur für Sachen", tadelte ich sie. Ich warf einen Blick auf den Mann, der auf ihr gelegen hatte, ihren Gegner. Oder sollte ich besser sagen: Ihr Opfer? Sie hatte ihn sehr sauber mit einem Kunai erwischt, sein Herz getroffen. Definitiv tödlich. Und eventuell ihr erster toter Gegner. "Aber du lieferst saubere Arbeit ab, Anne-chan."

"Ich konnte ihn doch nicht vorbei lassen", murrte sie. "Was, wenn er dich angegriffen hätte, Mamoru-sama?"

Ich war versucht, mir eine Hand vors Gesicht zu schlagen. Aber letztendlich war sie eine Shinobi, die sich selbst entschieden hatte, was sie tun würde. Und das nötigte Respekt ab. Meinen Respekt.

Ich richtete mich auf, Asumas Hand glitt von meinem Kopf, und ich erhob mich. "Ab hier keine Experimente mehr. Du bleibst hier mit den Klonen im Lager, verstanden? Ich kehre zu den anderen zurück und helfe in der Schlacht. Ich habe so ein mieses Gefühl, dass wir auf ein paar Gegner mehr treffen werden als wir erwartet haben, und..."

"Morikubo! Pakkun!" Einer der Hunde Kakashis kam den Berghang hinab geschossen. Er bremste zwischen uns ab und sah uns hektisch an. "Kabuto war im Lager, aber er konnte fliehen! Die Jounin sind auf das Dreifache an Gegners gestoßen, das sie erwartet haben und können ihn nicht verfolgen! Kakashi hat mir den Auftrag gegeben, dir zu sagen, dass du und Pakkun Kankurou-sama bei der Verfolgung unterstützen sollt!"

Ich reagierte sofort. "Pakkun!"

"Ich habe Kankurous Geruch bereits in der Nase! Er bewegt sich westlich am Tal vorbei!"

"Gut!" Ich huschte mit Step zu unserem Lager und nahm mein Gepäck auf. Um Kabuto, dem Erzverräter, den Weg abzuschneiden, war es wohl zu spät, und eine Verfolgung konnte lange dauern. Besser, ich verfügte dann über meine volle Ausrüstung.

Neben mir griff Anne nach ihrer Tasche.

"Ich komme mit!", sagte sie trotzig.

Mir lagen tausend Gegenargumente auf den Lippen, verbunden mit tausend Flüchen und der späten Einsicht, was für ein Früchtchen ich mir da eingefangen hatte. Aber ich kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie mir, wenn ich sie nicht gleich mitkommen ließ, hinterher schleichen würde. Alles was sie dafür tun musste, war ihre überlegene Tarnung einzusetzen.

"Ach, und noch etwas", meldete der Hund Kakashis.

"Was denn, Bisuke?", fragte Pakkun.

"Kakashi hat festgestellt, dass sich eine Menge Iwa-Nin unter der Truppe befinden. Nur für den Fall, dass Ihr auf Shinobi aus Iwagakure trefft, wisst Ihr Bescheid, das ihnen noch weniger als sonst zu trauen ist."

Ich nickte gewichtig. Verdammte Scheiße, Iwa war eine der fünf großen Ortschaften, und sie hatten wegen uns Konoha-Shinobi ohnehin ständig so 'nen Hals. Das war keine nette Entwicklung. "Kehre zu Kakashi-sensei zurück und melde ihm, das ich mit Pakkun und Anne die Verfolgung Kabutos aufgenommen habe. Ich rechne mit einer längeren Abwesenheit. Aber ich denke, Kankurou und ich können ihn stellen und überleben die Begegnung."

"Sollen wir mitkommen?", fragte Asumas Schattenklon.

Ich überlegte mir dieses Angebot einen Moment, bevor ich es verneinte. "Hier gibt es jetzt nichts mehr zu beschützen. Greift in den Kampf ein", sagte ich ernst. "Niemand weiß ob und wann eure Beschwörung aufgelöst wird, weil die Originale das Chakra brauchen. Ihr nützt ihnen im Kampf mehr."

Mein eigener Schattenklon hob eine Hand. "Du beschwörst gerade drei Affenkrieger und musst auch noch mich unterstützen. Ich empfehle, mich aufzulösen."

Ich nickte gewichtig und beendete das Kage Bunshin. Sofort floss das Wissen des Schattenklons auf mich über. Und ich stellte fest, das er mit Asuma einige tiefschürfende Diskussionen über Ethik und Moral gehalten hatte. Dinge, über die ich schon lange mit ihm hatte reden wollen.

"Wir sind dann auf dem Weg", verabschiedete ich mich von den Klonen meiner Senseis und nickte ein letztes Mal.

"Bisuke, mach dich auch auf den Weg. Pakkun, Richtung Westen?"

"Richtung Westen", bestätigte der kleine Hund.

Derweil machten sich die übrigen drei Kage Bunshin mit dem zweiten Hund auf den Weg in die Schlacht.

Ich benutzte Step, Pakkun auf der Schulter, und Anne dicht hinter mir. Kabuto, ausgerechnet Kabuto. Natürlich, wo sich ehemalige Oto-Nin zum Kampf auf Konoha bereit machten, konnten Orochimarus Schergen nicht weit sein. Aber warum ausgerechnet in Ninja, der über zehn Jahre lang unerkannt Konoha infiltriert hatte, und laut Kakashi auf dem Kampflevel eines ANBU war? Stand von vor zwei Jahren, wohlgemerkt.

"Ich schätze, du kannst jetzt mal zeigen, was du kannst, Kankurou-san", murmelte ich. Eventuell konnte ich ihm wenigstens ein bisschen nützlich sein. Ich würde es merken, wenn die Affen die Beschwörung lösen würden, was hoffentlich bedeutete, das die Schlacht geschlagen war. Dann hatte ich genügend Reserven, um einen anderen Affenkrieger für den Kampf mit Kabuto zu beschwören. Ein Kampf, der - das ahnte ich damals schon - noch in der Zukunft lag und langwierig werden würde.

***

Die Prüfer standen beieinander, sichtlich irritiert. Vor ihnen stand Anne aus Getsugakure. Allerdings war es wieder nur ein Schattenklon, darauf hatten die Jounin und Chunin diesmal besonders geachtet. Ihre Gruppe hatte die erste Prüfung bestanden und stand vor der zweiten. Die Frage war nun einfach, ob man den Schattenklon mitgehen lassen würde, oder ob man den beiden Getsu-Nin befahl, mit der Chancenungleichheit zwei gegen drei in die Prüfung zu gehen.

Für Amir war es relativ simpel. Im direkten Kampf würden Illan und Mohad ohnehin die Führung übernehmen, und Anne würde von hinten dirigieren. Allerdings würden alle anderen Gruppen wissen, dass diese Anne nur ein Schattenklon war, der bei einem geschickten Treffer ausgelöscht werden würde. War es da nicht besser, von vorne herein nur die beiden zu schicken? Und dann war da noch das Problem, dass Annes erster Klon sich aufgelöst hatte, der zweite jedoch nicht. Das bedeutete zumindest, das sie noch lebte. Aber wo zum Henker war sie? Und was hatte sie dazu gebracht, den Klon aufzulösen, der mitten in der Prüfung steckte? Amir schüttelte unwillig den Kopf. Warum konnte das Leben nicht einmal einfach sein?

Allerdings konnte er sich eine Frage selbst beantworten, nämlich die nach dem "wo". Aber wenn er die beantwortete, stellte sich eine andere Frage, die nach dem "wer".

Wenn Anne, das Original, in Mamorus Nähe war, sie sich aber nicht in Sunagakure befand, wer war dann der Morikubo vor ihm? Wenn er darüber nachdachte, dann war ihm schon aufgefallen, dass sich dieser Morikubo etwas unwirsch verhalten hatte, was das Original eher selten gezeigt hatte. Und er war verschlossen und wenig kommunikativ. Das traf auf die Jounin Konohas auch zu, die sich seltsamerweise zurückzogen, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten. Was also war hier los?
 

"Wir lassen den Schattenklon mitgehen", sagte Temari-sama, die Schwester des Kazekages, schließlich. "Ein Schattenklon ist zwar instabiler als das Original, aber er trifft seine Entscheidungen und begeht seine Taten ebenso wie sie. Aber..." Die blonde Frau legte eine Kunstpause ein, bevor sie auf das dünne Mädchen deutete. "Wenn du dich auflöst, aus welchen Gründen auch immer, ist dein Original durchgefallen, hast du verstanden?"

"Du bist aber großzügig, Temari-sama", stellte Annes Klon fest. "Also, ich hätte mich rausgeschmissen."

"Es gibt da gewisse Umstände, die für dich sprechen", sagte Temari schmunzelnd. "Zum Beispiel, das du zwei Schattenklone über so lange Zeit stabil halten konntest, und das in deinem Alter. Oder das du es geschafft hast, über zwanzig Chunin und Jounin mit deiner Kunst zu täuschen. Ich erkenne Potential, wenn es mir unter die Nase kommt."

"Oh. Dann sage ich danke." Fröhlich machte sich der Schattenklon auf dem Weg zu seinen Gefährten, um die gute Nachricht zu verkünden. Und es war ja auch eine gute Nachricht, fand Amir.

Der kleine Mann aus Getsu trat zu der Gestalt heran, die so aussah wie Mamoru Morikubo. "Mamo-chan, was wird hier gespielt?"

Morikubo grinste leicht. "Das wüsste ich selbst gern. Aber eine beeindruckende Leistung deiner Schülerin, muss ich schon sagen."

"Ich meine nicht bei Anne. Wo sie ist, dürfte auch dir klar sein, oder?"

Morikubo erblasste merklich.

Amir sah die Gestalt, die aussah wie Morikubu, auffordernd an.

"Später. Zuhause. Ich sage dann mehr", sagte er hastig. "Nur soviel: Es ist ein Auftrag."

Amir nickte zögernd. Einerseits war er sich jetzt sicher, das er es nicht mit dem Original zu tun hatte. Andererseits brannte er darauf, mehr zu erfahren, denn das bedeutete herauszufinden, in welcher Gefahr Anne gerade steckte.
 

Ein wenig abseits standen die jüngeren Getsu-Genin mit den Konoha-Genin beieinander.

"Es hängt natürlich von der Aufgabe ab, die wir zu erfüllen haben", sagte Neji gerade. "Bei meiner ersten Chunin-Prüfung wurden alle Gruppen in zwei Fraktionen aufgeteilt und zwei verschiedene Schriftrollen ausgegeben. Bestehen konnte nur, wer jeweils eine Schriftrolle erobern konnte. Aber von Mamoru weiß ich, dass die Gruppen bei seiner Prüfung in noch kleinere Gruppen aufgeteilt wurden und nur bestehen konnten, wenn sie mindestens eine Partnergruppe gefunden hatten. Wir wissen noch nicht, was Sunagakure bereit hält, aber wenn es hart auf hart kommt, versuchen wir, euch aus dem Weg zu gehen."

"Genau", sagte Tenten fröhlich. "Ihr seid doch jetzt unsere Kohais."

Illan bekam feuchte Augen, als sie das hörte. Sie sprang der Konoha-Kunoichi regelrecht in die Arme. "Tenten-chaaaan!"

Mohad räusperte sich verlegen. "Nehmt keine falsche Rücksicht. Wir haben ohnehin schlechte Karten, weil wir statt Anne nur ihren Kage Bunshin bei uns haben, und..."

Ein deftiger Schlag traf den jungen Getsu-Nin am Hinterkopf. "Was heißt hier nur den Kage Bunshin?", beschwerte sich Anne. "Autsch. Hast du einen harten Schädel."

"Du weißt genau, was ich meine", murrte er und rieb sich die schmerzende Stelle. "Ein Kunai, das dich streift, und du bist weg. Und wir sind dann nur noch zu zweit. Ich überlege ohnehin, ob wir hier nicht besser abbrechen, unsere Erfahrungen mitnehmen und es in einem halben Jahr noch mal probieren. Was meinst du, Shino-sempai?"

Der Insektenbändiger sah ihn blicklos an. Zumindest dachte Mohad das, denn wie immer trug Shino die undurchdringliche Sonnenbrille, die seinen Blick verhüllte. "Ich denke, Ihr solltet so weit wie möglich zu kommen versuchen. Es sind Erfahrungen, die euch nützen werden, solltet Ihr hier scheitern. Aber wichtiger noch ist es, am Leben zu bleiben. Ihr solltet also versuchen, in unsere Nähe zu kommen und mit uns zusammen zu arbeiten, egal wie die Losauswahl ausfällt, egal welche Aufgabe uns gestellt wird."

Nun waren es Mohads Augen, die feucht zu schimmern begannen. "Da-danke für das großherzige Angebot, Shino-sempai."

Shino wollte noch etwas hinzu fügen, aber dann ließ er es doch. Es brachte überhaupt nichts, ihnen ein paar Stunden vor der schwierigsten Prüfung zu erklären, dass sie bei der dritten Phase womöglich gegeneinander antreten mussten.

"Und davon abgesehen", klang Lees Stimme auf, "bietet sich euch eine gute Gelegenheit, potentielle Gegner kennen zu lernen. In Abschnitt drei kommt es zu Einzelduellen um den Einzug in Abschnitt vier. Da kann es durchaus passieren, dass Ihr gegen uns antreten müsst."

Shino seufzte leise. Lee hatte es netter formuliert, aber die demoralisierende Wirkung war die gleiche.

"Darum mache ich mir keinen Kopf", erwiderte Mohad. "Erst mal müssen wir durch die zweite Prüfung durch, dann kommt der Rest."

"Eine erwachsene Einstellung", lobte Neji. Es stand für die Konoha-Nin ohnehin fest, das sie mehr als ein Auge auf ihre Kohais haben würden; immerhin waren sie nicht die einigen Veteranengruppen, die es jetzt erst recht wissen wollten. Und nachdem man sie so oft miteinander gesehen hatte, würde jeder, der Konoha treffen wollte, zuerst Getsu attackieren.

Neji klopfte dem Jüngeren anerkennend auf die Schulter. "Wir schaffen das."

Allerdings gab es da zehn Gruppen, die dagegen Einspruch einlegen würden...

***

"Das wir mal ein Team bilden würden...", sagte ich grinsend, nachdem mein letzter Step mich neben den rasch dahin eilenden Kankurou gebracht hatte.

Der eher humorlose Mann ließ sich zu einer Grimasse hinreißen, die so ziemlich alles sein konnte. Ich interpretierte sie als Lächeln. "Das ich mal mit dir und diesem Gör eine Dreier-Zelle bilden würde... Wo war sie überhaupt?"

"Sie lag unter einem Toten, dem sie ihr Kunai ins Herz gejagt hat", erklärte ich.

Kankurous Stirn legte sich in Falten. "Hm. Ich muss meine erste Meinung über dich wohl etwas revidieren, Anne-chan."

Trotzig sah das Mädchen aus Getsugakure, das problemlos mit mir Schritt gehalten hatte, zu Kankurou herüber. "Und du wirst noch mehr revidieren, Kankurou-sama. Ich habe mir geschworen, Mamoru-sama nicht zur Last zu fallen, und dabei bleibe ich."

Kankurou lachte lauthals. "Ehrlich, du gefällst mir immer mehr." Er sah zu mir herüber. "Kabuto."

"Über den weißt du sicher mehr als ich. Er war euer Verbindungsmann für Oto in Konoha. Damals, beim feigen Überfall. Du erinnerst dich? Dein Chunin-Examen diente als Vorwand für den Angriff."

"Bist du da immer noch nicht drüber weg?", fragte Kankurou missgestimmt.

"Keine Sorge, ich stichele nur aus Gewohnheit, Herr Ich habe nur auf Befehl gehandelt."

Kankurou verzog die Miene zu einem eindeutigen sauren Lächeln. "Dir würde es auch nicht einfallen, einen direkten Befehl deines Hokages zu missachten."

Ich stockte einen Moment. Ein direkter Befehl von Tsunade-sama... Angenommen, ich missachtete ihn, verweigerte ihn... Was würde dann mit mir geschehen? Übergangslos begann ich zu zittern. "Garantiert nicht", bestätigte ich mit Grauen in der Stimme. Es hieß, Naruto habe mit ihr gekämpft und mithalten können. War sie nun einfach freundlich zu ihm gewesen, oder hatte der Bursche Glück gehabt? Denn Tsunade zu voller Kampfkraft entfesselt war... Gespenstisch. Ich war dankbar, das die Sannin auf der Seite Konohas war. Definitiv.

"Siehst du. Also wirf mir nicht vor, was du auch getan hättest."

"Schon gut. Hier ist das, was ich weiß: Kabuto Yakushi, ein Waisenkind, das nach einer Schlacht von Konoha-Shinobi mit einem unbekannten Feind überlebt hat. Einer der Medi-Nin nahm ihn an Sohnes statt an. Der Junge lernte medizinische Jutsu, ging auf die Akademie und wurde bereits mit zehn Genin. Danach war seine Entwicklung, nun, langweilig. Er war auf jeder Chunin-Prüfung der letzten Jahre, egal ob Konoha teilnahm oder nicht. Wir haben ihn auf meiner gesehen. Von Naruto weiß ich, das er die Gefechtsparameter jedes Genin aufgenommen hat, der auf einer der Prüfungen zu sehen war. Er hat also einen der besten Überblicke über den derzeitigen Nachwuchs aller größeren Ninja-Dörfer, wenn er diese Karten noch hat. Ich sehe es als sicher an, das er auch eine Karte von mir besitzt. Als es offensichtlich wurde, das er für Orochimaru arbeitet, benutzte er einen Skill, mit dem er einen toten ANBU lenkte, um Kakashi zu entkommen. Kakashi schätzt seine wahre Stärke auf Jounin-Level ein. Und durch sein starkes Chakra und seine medizinischen Fähigkeiten ist er nicht leicht zu töten." Ich sah Kankurou auffordernd an.

Der Jounin aus Suna dachte kurz nach. "Uns gegenüber trat er immer als direkter Vertreter des Utaukages auf, des Kages von Otogakure. Wir waren damals überrascht von der Chuzpe, sich selbst Kage zu nennen, aber auch von der unerwartet hohen Kampfkraft der Oto-Nin. Kabuto hat sich als heller Kopf, schneller Denker und Improvisateur heraus gestellt. Ein sehr gefährlicher Gegner. Er ist auf den Nahkampf spezialisiert. Er formt sein Chakra zu Klingen, die in den Körper eines Menschen eindringen können, ohne ihn zu zerschneiden. Im Körper hingegen richten sie dann furchtbare Verheerungen an. Und dieses Jutsu, das du angesprochen hast, Kabuto konnte meines Wissens nach zehn bis zwanzig präparierte Leichen mit Hilfe seines Chakras kontrollieren.

Heute aber hat er dreihundert Tote benutzt, die er nur vielleicht manipuliert hat. Kakashi-san und die anderen kümmern sich darum. Aber gefährlich bleibt diese Fähigkeit trotzdem."

"Was ist mit Beschwörungen? Weißt du, ob er Schlangen beschwören kann wie Orochimaru?", hakte ich nach.

"Das Schlangenbeschwören war gang und gebe unter Oto-Nin", mischte sich Anne ein. "Es sollte unwahrscheinlich sein, das er es nicht beherrscht. Allerdings muss man für die wirklich großen Tiere entweder Orochimaru selbst sein, oder entsprechend viel Chakra zur Verfügung haben. Viele solcher Beschwörungen werden von zwei oder mehr Shinobi ausgesprochen."

Ich nickte anerkennend. "Gehen wir also davon aus, das er uns zumindest Schlangen auf den Hals schicken kann, die auch gegen Konoha eingesetzt worden sind."

Ich runzelte die Stirn. "Apropos Kabuto. Du bist ihm doch auf der Spur, oder?"

"Ich habe ihn schon vor Minuten aus den Augen verloren, kurz bevor du kamst. ich folge dem letzten Kurs, den er eingeschlagen hatte. Ansonsten vertraue ich Pakkun, falls er statt durch diesen Pass lieber über die Berge kraxelt."

"Zu Recht", sagte Pakkun zufrieden. Er witterte. "Kabuto war hier, keine Frage."

"Also setzt er auf seine eigene Geschwindigkeit und eine lange Jagd", stellte Kankurou fest.

Ich nickte bestätigend. Wenn er wirklich eine Karte mit meinen Fähigkeiten sein eigen nannte, sollte er eigentlich wissen, dass ihm die Flucht nicht viel nutzen würde.

Ich stockte erneut mitten im Sprung. "Die Affen haben die Beschwörung aufgelöst."

"Das bedeutet, das der Kampf vorbei ist, so oder so. Nur wie ist er gelaufen?"

"Hm." Schnell nahm ich die übliche Geschwindigkeit wieder auf, um Schritt mit dem dahin eilenden Ninja und der jungen Kunoichi zu halten. "Pakkun, sag mir in fünf Minuten Bescheid, ja?"

Der kleine braune Hund auf meiner Schulter warf mir einen neugierigen Blick zu. "Bescheid für was?"

"Sag mir einfach Bescheid. Ich werde dann einen Affen beschwören."

"Ah, verstehe. Du gibst den anderen Kriegern genügend Zeit, um sich auszutauschen. Wenn du dann einen Affen beschwörst, wird er dir berichten können, was passiert ist", stellte Kankurou anerkennend fest.

"Nicht nur. Ich werde Gosunkugi beschwören. Er ist der beste Affenkrieger, wenn es darum geht, zu scouten und zu suchen. Nicht, das er der Klügste wäre, aber für solche Dinge hat er ein Faible. Abgesehen davon, das er Ninjutsu wesentlich lieber mag als Taijutsu."

"Ah." Kankurou schien nachdenklich. "Recht ungewöhnlich für einen Affen."

"Ja. Aber sie fächern ihre Talente ohnehin sehr weit auf, was sie sehr flexibel macht. Und da ich gerade der einzige Kontraktträger des Affenclans bin, stehen mir all diese Talente zur Verfügung."

"Was mich zu einer Frage bringt: Welchen Tribut leistest du den Affen für ihre Dienste?", fragte der Suna-Nin neugierig.

Ich schnaubte amüsiert. "Oh, die Affen sind sehr pflegeleicht. Sie wollen keine Opfergaben, keine Juwelen, kein Gold, kein Silber, keine Kriegstrophäen und dergleichen. Sie wollen ihren Tribut meistens zur gleichen Zeit, wie ich sie beschwöre. Aber alle zwei Jahre, da..." Ich stockte.

"Alle zwei Jahre muss ich all mein Chakra für einen vollen Monat aufsparen, ein Onsen-Gasthaus aufsuchen und die Affenkrieger beschwören. So viele wie ich kann. Dann muss ich mit ihnen auf meine Kosten feiern. Und zwar genauso lange, wie ich die Beschwörung durchhalte. Du kannst dir denken, dass sie dafür sorgen, dass das eine möglichst lange Zeit ist." Ich verzog mein Gesicht zu einer säuerlichen Miene. "Das hat bisher mein Sensei übernommen. Er konnte alle wichtigen Affenkrieger auf einen Schlag beschwören, wenn auch nur für einen Abend. Bald wird es Zeit für mich, diese Pflicht zum ersten Mal selbst auszuführen. Ich hoffe Enka O Enma wird mit meiner Leistung zufrieden sein."

"Du meinst, du schmeißt eine riesige Party für sie in den heißen Quellen?", fragte Kankurou mit weit aufgerissenen Augen. "Das ist alles?"

"Wie, alles? Hast du schon mal einen Affen feiern sehen? Ich sage dir, ich spare jeden Ryou, den ich kann, und diese Feier wird mich locker dreißigtausend kosten, wenn nicht noch mehr."

"Oh. Bei der Party wäre ich gerne dabei", lachte er.

"Ich lade auch Weggefährten der Affen ein. Vielleicht stehst du auf der Liste", scherzte ich.

"Ich bitte darum. Diese Party wird mir sicher Spaß machen."

Ja, Spaß würde sie machen. Und umgehen konnte ich sie ohnehin nicht. Auch wenn dreißigtausend Ryou oder sogar mehr ein Haufen Geld waren.
 

"Die fünf Minuten sind um, Mamo-chan", sagte Pakkun. "Hier ist er abgebogen, den Bergkamm hoch. Er versucht seinen Weg mit einem Aroma zu übertünchen, und legt eine falsche Spur mit dem puren Aroma, aber meine Nase kann er nicht täuschen."

"Gut zu wissen. Ich beschwöre jetzt den Affenkrieger. Kuchiyose no Jutsu!"

Die typische Rauchwolke entstand. Aus den Schwaden schälten sich die Umrisse eines gut zwei Meter großen Giganten mit breiten Schultern hervor. Der Affe, der sich aus den Schwaden schälte, hatte einen kräftigen Schädel mit gewaltigen Hauern, die scharf wie Dolche wirkten. Seine Klauen waren lang, schwarz und blinkten wie frisch geschliffener Stahl. "Ah, Mamoru. Hat Ranko doch richtig gelegen. Ich bringe Nachrichten", sagte der Riese mit dunkler Stimme.

"Später, Hikaru, später. Wir sind Kabuto noch immer auf der Spur. Verwandle dich in deine Reisegestalt und erzähl es mir unterwegs."

"Verstanden. HENSHIN!"

"Whoa!", machte Kankurou verwundert, und Anne rieb sich ungläubig die Augen. Wo zuvor der Bulle von Affenkrieger schlechthin gestanden hatte, befand sich nun ein dürrer kleiner Junge in der Kleidung eines Konoha-Shinobi. Auffällig an der mageren Gestalt war vor allem der dicke Schatten unter beiden Augen, der wirkte, als hätte Gosunkugi die letzten drei Wochen jede Nacht damit verbracht, durchzumachen.

"Weiter", befahl ich, und huschte voran. Es dauerte einen Moment, bis mir Gosunkugi folgte, und beinahe drei Sekunden, bevor Kankurou und Anne es ihm gleich taten.

"Ist das noch der gleiche Affe wie vorhin?", fragte Anne ungläubig.

Gosunkugi lächelte verschmitzt. "Wie hat Mamo-chan es doch genannt? Dies ist meine Reisegestalt. Ich bin der Fahnder und Infiltrator im Rat der Affen. Meine Familie hat eine lange Tradition als Schattenkrieger, Späher und Jäger. Wenn ich in der Welt der Menschen unterwegs bin, bewege ich mich unauffällig und versuche unerkannt zu bleiben. Ein kleiner, dürrer, nichtssagender Mensch mit einem uninteressanten Maß an Chakra kommt fast überall durch."

Ich grinste. "Genau. Aber unterschätzen würde ich Hikaru deshalb nicht. Auch wenn er jetzt so schmächtig und schwächlich aussieht, so hat er dennoch die Kraft seines bulligen Affenkörpers."

"Noch ein Vorteil, den diese Gestalt hat", sagte er ärgerlich, "man wird nicht so schnell auf seine Muskeln reduziert."

"Seit wann bist du so empfindlich?", tadelte ich lächelnd. "Pakkun, wie alt ist die Spur?"

"Zehn Minuten höchstens. Hier am Berggipfel vorbei in das Tal dahinter. Dann den Pfad bis zum Gletscher entlang. Ist er das nicht da hinten?"

Ich strengte meine Augen an, als ich den Gipfel passiert hatte. Tatsächlich, auf dem mehrere hundert Meter langen Gletscher war deutlich eine kleine Gestalt zu sehen, die tiefer ins Tal lief. Dabei bediente sie sich der gleichen Vorankommensweise wie wir. "Wir folgen auf jedem Fall deiner Nase, Pakkun", sagte ich. Ich wäre nicht der erste Ninja gewesen, der sich, seinen Augen vertrauend, von seiner Beute täuschen ließ.

"Wollte ich auch gerade sagen", merkte Kankurou an.

Wir stießen uns ab und machten einen Step in Richtung Tal. "Und, wie lautet deine Nachricht?"

Gosunkugi räusperte sich. "Zuerst die gute Nachricht. Bis jetzt leben noch alle, Jounin wie Affenkrieger."

"Wieso bis jetzt?", fragte ich argwöhnisch.

***

Nachdem Might Guy das fünfte Innere Tor, das Tor der Grenze, geöffnet und dessen Kraft angewendet hatte, war die Schlacht zum Erliegen gekommen. Der Widerstand flaute ab und erlosch schließlich ganz. Es gab nicht mehr als eine Handvoll Überlebender, die der Macht und Wut der Affenkrieger und Jounin Konohas entkommen waren. Es waren die Schlaueren, die reichtzeitig kapituliert hatten. Die große Mehrheit war nicht so klug gewesen, und auch wenn sie aus dieser Mehrheit einen großen Teil ein zweites Mal hatten töten müssen, stand außer Frage, wem das Schlachtfeld gehörte: Konoha.

Asuma erschuf zwei Schattenklone, die, zusätzlich zum Klon, der vom Lager herüber gekommen war, die Befragung der Gefangenen übernehmen würde und kam zu Kakashi herüber, der neben Uzuki kniete. Im Hintergrund beteiligten sich Ryoga und Dr. Tofu daran, nach weiteren Überlebenden in dieser perfekten Zerstörung zu suchen, zusammen mit dem Schattenklon Kakashis.

"Tut es weh?", fragte er die am Boden liegende ANBU.

"Nur wenn ich lache", ächzte sie. "Verdammt, am meisten tut mir weh, das ich mich wie eine Anfängerin habe erwischen lassen." Sie betrachtete den Speer, der sie einmal durchstoßen hatte, glücklicherweise auf Höhe ihrer Gedärme, nicht bei den wichtigeren Organen. Hier konnte es bestenfalls die Milz erwischt haben, was zwar tragisch, aber nicht tödlich sein würde.

"In der Hektik der Schlacht passiert das schon mal", sagte Kakashi, und betrachtete die Wunde mit seinem Sharingan. "Hast Glück gehabt. Vieles angeschnitten, aber nichts durchtrennt. Es wurden nur kleinere Arterien geöffnet. Nein, warte, die größeren hast du bereits selbst wieder geflickt."

"Und das ist keine Lösung auf Dauer. Ein guter Medi-Nin wird sie wieder öffnen und richtig versiegeln müssen", ächzte sie. "Können wir den Speer raus ziehen? Er behindert mich beim Gehen."

"Na, na, was soll denn der Galgenhumor?", mahnte Ranko, als sie zu der Gruppe trat. Sie kniete sich neben der Kunoichi nieder und musterte sie vorwurfsvoll. "Wer hat dir eigentlich gesagt, dass du dich am weitesten von allen vorwagen sollst? Sowas musste doch passieren, wenn du keine Rückendeckung hast."

"Entschuldige, Sensei. Ich habe jeden Tadel verdient." Sie stöhnte leise. "Aber ich freue mich darüber, das ich noch lebe. Es ist ein gutes Gefühl, zu leben."

"Ja, das ist wahr." Ranko berührte die Seite der jungen Frau, was die mit einem Schmerzenslaut quittierte. "Das wird jetzt etwas weh tun." Sie hob den Körper an und drehte ihn auf die Seite. Mit der Kralle ihres rechten Zeigefingers schnitt sie die Spitze des Speeres direkt am Schaft ab. Polternd fuhr die schwere Eisenwaffe, der Todesgruß eines Taijutsu-Nutzers, zu Boden. "Mindestens zwanzig Kilo. Hätte er deine Brust oder deinen Kopf getroffen, wärst du jetzt nicht mehr unter uns."

"Tut mir leid", ächzte sie, von Schmerzen gepeinigt, "aber das war das Beste, was ich rausholen konnte, als ich den Angriff bemerkte."

"Sarkasmus ist unangebracht, Yaguo-chan", erwiderte die Affenkriegerin sachlich. Sie griff nach dem Stiel des Speers. Alleine diese Bewegung ließ Schmerzwellen durch Uzukis Körper fahren, aber sie biss tapfer die Zähne zusammen. "Ich ziehe den Speer jetzt raus."

Die ANBU nickte heftig.

Ranko zögerte nicht lange, und riss den Speerschaft hervor, ohne lange zu zögern. Blut lief in Schwallen aus beiden Enden ihrer Verletzung, und die Kunoichi konnte einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken. Aber sie schrie nicht.

Ranko untersuchte beide Seiten der Wunde mit ihren scharfen Krallen. Sie entfernte Dreck, Holz und Metallsplitter, so gut sie es vermochte. Und bei einer Affenkralle, die einem Skalpell glicht, vermochte sie das richtig gut. Schließlich war sie zufrieden mit ihrer Arbeit. "Ich werde dich erst mal zusammenflicken, aber geschlossen werden kann die Wunde erst in Sunagakure in einem Ninja-Krankenhaus. Bis dahin wirst du es locker schaffen."

"Eventuell nicht auf den eigenen Füßen", schränkte Uzuki ein. Kurz sah sie sich auf dem Schlachtfeld um, das vor nicht einmal einer halben Stunde noch eine Zeltstadt für über tausend Menschen gewesen war. "Aber das war es wert, denke ich."

"Konohas Sicherheit ist vieles wert", erwiderte die Affenkriegerin. Sie legte je eine Hand auf eine der noch immer blutenden Öffnungen und ließ sie unter ihrem heilenden Chakra verschwinden.

Uzuki zuckte leicht zusammen, als die Heilung begann, aber sie wurde zusehends ruhiger.

"Du wirst es schaffen, Yaguo-chan", sagte Ranko mit Überzeugung in der Stimme. "Du bist ein zähes Mädchen und hast gutes Heilfleisch."

"Und jetzt zwei Narben mehr", seufzte sie.

"Narben sind dazu da, damit wir unsere Dummheit nicht vergessen", sagte Asuma grinsend.

"Apropos Dummheit. Wir sollten die Beschwörung auflösen und Mamo-chan sein volles Chakra zur Verfügung stellen. Ihr braucht uns ja nicht mehr, oder?"

Kakashi verneinte. "Geht ruhig. Wir haben alles im Griff."

Guy trat nun auch heran, musterte die ANBU besorgt. "Ihr geht es gut?"

"Den Umständen entsprechend." Ranko räusperte sich. "Wir kehren jetzt zurück. "

"Gut. Mamo-chan ist ein schlauer Junge. Er wird damit rechnen, das Ihr die Euren auf dem Affenberg über die Schlacht informiert. Er wird einen von euch beschwören, um zu wissen, was hier passiert ist. Und wenn das geschieht, sollte man ihm möglichst schonend beibringen, das Yaguo-chan verletzt ist."

"Ja, das wird ihn mitnehmen", sagte Ranko mit einem trotzigen Grinsen. "Und ich denke, ich weiß, wen er beschwören wird. Ryoga! Dr. Tofu! Wir wollen zurück!"

Die beiden Affenkrieger winkten zum Zeichen, das sie verstanden hatten. Kurz nacheinander verschwanden sie zurück auf den Affenberg.

Kakashi reichte Uzuki eine Hand. Als sie auf den Beinen stand, mehr schlecht als recht, stemmte er sich unter ihren linken Arm. "Aufräumen können andere für uns. Gehen wir mit unseren Gefangenen nach Suna zurück. Das war nicht die letzte Behandlung, die Yaguo-chan brauchen wird."

"Ist gut." Asuma drückte seine Zigarette aus und zündete sich eine neue an. Kein Wort fiel darüber, das Kakashi sich offensichtlich vorgenommen hatte, Uzuki bis nach Sunagakure zu stützen. Kein Wort fiel darüber, das er Uzuki zutraute, auf eigenen Beinen die Ninja-Stadt zu erreichen. Wozu auch? Sie waren Shinobi Konohas. Es gehörte zu ihrem Job, ihre Kameraden bestmöglichst einzuschätzen. Und es gehörte auch zu ihrem Job von diesem Schlachtfeld wieder zu verschwinden, als wären sie niemals hier gewesen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Ace_Kaiser
2013-01-27T12:22:47+00:00 27.01.2013 13:22
Damit die Gedärme rausquellen können, muss erst einmal ein Loch vorhanden sein, durch das sie herausquellen können, das hast Du gut erkannt. Und ein Speer hat eher selten einen Durchmesser, der es einer Darmschlinge erlaubt, auszutreten. Außerdem waren beide Löcher ja von Speer verstopft.
Chakra wirkt natürlich nicht antiseptisch. Außer, Du bist Medi-Nin und sorgst dafür, dass Dein Chakra es tut. In diesem Fall hat Ranko die verletzten Därme geheilt, für Wundbrand präventiv vorgesorgt, ausgetretene Körpersäfte aus den Wunden geholt und anschließend die Wunden geschlossen. Das kann man als antiseptische Vorsichtsmaßnahme bezeichnen. Wohl dem Team, das einen Medi-Nin dabei hat.
Von:  Miyu-Moon
2013-01-25T17:47:32+00:00 25.01.2013 18:47
Hier mal die Frage eines Nichtmedizin-Studenten. Warum sind bei Yugao nicht die Gedärme rausggequollen als der Speer weg war? Bei einem Pfeil ist das ja was anderes, aber gerade bei dem Durchmesser eines Speer, wären trotzdem 2 Löcher da, wo dann was raushängen könnte. Klar, die Äffin hat schnell gehandelt und- wirkt Chakra wirklich antiseptisch? Ich bin mir nicht sicher ob das jemals geklärt wurde.
Von:  Ace_Kaiser
2012-04-24T15:26:16+00:00 24.04.2012 17:26
Auf jeden Fall angenehmer als die andere Variante. XD

Ich gebe mir Mühe. ^^
Von: abgemeldet
2012-04-24T14:13:47+00:00 24.04.2012 16:13
Ja die Narbe wäre wohl noch mit das angenehmste :-D

Na da bin ich gespannt und finde gut das du nichts im Voraus verrätst ;-)
Von:  Ace_Kaiser
2012-04-23T20:43:32+00:00 23.04.2012 22:43
Nun, vielleicht bekommt er diesmal ein passendes Andenken von Kabuto. Aber ich hoffe dann auf eine Narbe. ^^°°°

Tatsächlich habe ich da den einen oder anderen Knaller in Petto, allerdings erst nachdem die Jagd... Aber das wirst Du noch lesen. ^^
Von: abgemeldet
2012-04-21T22:25:23+00:00 22.04.2012 00:25
Den Teil mit der natürlichen Todesursache habe ich bewusst "übersehen" ;-)
Ich lass mich mal einfach überraschen was mit ihr passiert xD
Das da alle wiederbelebt werden ist ja bekannt, wollte nur darauf hinaus dass sie vorher einfach nicht sterben kann/darf :-D
Das die Typ bis zum vierten Großen Krieg überleben muss ist leider Tatsache. Und das er nicht unterschätzt werden darf genau so ;-) Erinnere mich da an seine kleine "Auseinandersetztung" mit Yamato, Naruto, Sakura und Sai, die hatten zu viert schon mehr oder weniger Problem ihn fest zu setzten. :-D
Und "krachen" (wie du treffend formuliert hast :-D ) tuts mit dem in der nähe ja eh immer, hoffen wir mal das Mamo nicht schon wieder ein unangenehmes Andenken an eine Prüfungs Session hat :-D (obwohl wenn doch bleibt alles beim alten xD, 1. Jahr z.b. Narbe am rechten Oberarm, 2. Jahr z.b. unfreiwilliges Erstes Mal und Todesfälle, was kommt jetzt wohl im 3. Jahr :-D )

Sry das das jetzt so lang geworden ist.
Von:  Ace_Kaiser
2012-04-18T13:11:37+00:00 18.04.2012 15:11
Okay, da war ich wohl ein wenig zu gemein. Dass Anne stirbt, liegt einfach daran, dass bei Naruto jeder Charakter irgendwann mal stirbt, ganz wie in der realen Welt. ^^ Es bleibt Dir überlassen, ob ich ihren Tod überhaupt plane oder nicht. ^^
Soweit ich mich erinnern kann, wurden alle Toten in Konoha revitalisiert, dazu gehört dann auch Uzuki-chan. Dementsprechend lebt jeder, der in der kurzen Pain-Episode einen Auftritt hatte. XD
Kabuto kann ich natürlich NICHT töten, ohne mich voll gegen den Kanon zu stellen. Aber das bedeutet nicht, dass ich es nicht krachen lassen könnte. ;D
Von: abgemeldet
2012-04-16T16:15:38+00:00 16.04.2012 18:15
Bitte Schön
Das Anne stirbt hättest du vllt noch nicht verraten sollen ;-) Aber ok wäre auch ein Wunder wenn sie den wahrscheinlichen Kampf der drei mit Kabuto überlebt. (sofern es überhaupt zum Kampf kommt :-D )
Mir fällt auch grad ein Uzuki darf frühstens während Pain's Angriff sterben. Da sie dort noch nen Auftritt hat wenn auch mit Maske und ohne Namentliche erwähnt zu werden :-D
Und Kabuto ist ne wandelnde Landplage bei dem weis man oft nicht so genau wie manches hin bekommt, und ob er was verrä ist auch so ne Sache.
Von:  Ace_Kaiser
2012-04-15T15:48:36+00:00 15.04.2012 17:48
Danke für das Lob.
Das mit Anne war natürlich nur ein dramatischer Griff von mir. Sie stirbt erst wesentlich später.
Was Uzuki-sensei angeht, ich nehme an, sie ist besonders geladen, weil sie hier auf die Leute trifft, die ursprünglich für Gekkos Tod verantwortlich sind, für den Baki nur das ausführende Organ war. Natürlich wagt sie sich zu weit vor, und natürlich bezahlt sie den Preis für ihre Dummheit... Tja.
Sie hat Schwein, das sie nicht gestorben ist.
Was mich bei Kabuto in diesem Fall beschäftigt, ist, wie er die Sache vorbereitet hat. Dass er über Leichen geht und Verbündete für seinen Erfolg ans Messer liefert, ist jedem von uns klar. Aber er muss die Toten vorab präpariert haben, als sie noch lebten... Außer natürlich, ein Großteil der Ninjas war schon vorher tot. Ist bei ihm ja nicht auszuschließen. Würde passen und einiges erklären.
Ich werde ihn mal fragen, wenn Mamo-chan ihn festgenagelt hat. ^^V
Von: abgemeldet
2012-04-14T18:54:11+00:00 14.04.2012 20:54
Wieder mal sehr gut.
War zugegebenermaßen erleichtert das Anne überlebt hat. Ist sympathisch der "Zwerg". :-D
Und das mit Yaguo hat mich schon überrascht dachte einen kurzen Moment du würdest sie tatsächlich sterben lassen.
Und das Kabuto wieder mal auf Tote zurückgreift war ja klar bei dem feigen Sack :-D


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