Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 22: Feuerregen 12 ------------------------- Heute Es war eine merkwürdige Sache. Der Arzt hatte sie freundlich behandelt, sie sogar zum Lachen gebracht, während er keine schwere Verletzung diagnostiziert hatte. Dennoch hatte er ihr ein paar Tage Ruhe verschrieben, in der sie nicht laufen durfte, nur langsam gehen. Dies missfiel den Daimyo augenscheinlich. Wahrscheinlich hatte er Hoffnung gehabt, sie erneut tragen zu dürfen. Gut so. Hanako hätte nicht gewusst, ob sie ihren erwachenden Abscheu vor diesem Mann weiterhin so gut hätte verbergen können. Glaubte der Kerl wirklich, nur weil er gut aussah und Macht hatte, dass alle Mädchen auf ihn flogen? Hana hatte einen Blick auf seinen Harem werfen können, auf sechs wirklich hübsche junge Mädchen, die in teure Kleidung gehüllt und aufwendig geschminkt worden waren. Sie waren wie hübsch anzuschauende Puppen, die sich mit Puppendingen beschäftigten. Hanako hatte sie beinahe sofort verachtet. Eine der Frauen, die einzige, die die neue Konkurrenz nicht mit Ablehnung angesehen hatte, hatte die Kunoichi in das Bad der Burg gebracht. Dort hatte sie sich mächtig ins Zeug gelegt, um Hanako zu entkleiden und ordentlich abzuschrubben, damit jeder Rest Dreck und Bäuerlichkeit, wie sie sich ausdrückte, abgewaschen werden konnte. Nach dem Spülen hatte Hanako den Gefallen erwidert und dem Mädchen, das wirklich eine wundervolle Haut hatte, den Rücken geschrubbt. Anschließend waren sie zu zweit ins angenehm heiße Wasser im großen Bottich gestiegen, und Hanako bemerkte, wie sehr sie ein heißes Bad vermisst hatte. In Gentas Dorf hatten die Leute kein gemeinsames Bad, jeder hatte seinen eigenen Kübel, den er aufwändig beheizen musste. Sich ausstrecken zu können erschien ihr auf einmal wie verbotener Luxus. "Ahhhhhh...", machte die junge Frau und streckte sich ebenfalls aus. "Das ist das Einzige, was ich hier vermissen würde, wenn ich von hier fort kommen könnte." "Du willst von hier fort?", fragte Hanako erstaunt. "Mach dich nicht lächerlich. Harusame scheint mir nicht der Mann zu sein, der gerne auf etwas verzichtet, was er haben will. Und seine Soldaten da draußen werden das zu verhindern wissen." "Kennst du die Geschichte vom Vogel im Käfig?", konterte sie. "Lange halte ich es hier nicht mehr aus, so oder so nicht." Hanako begriff. Die junge Frau testete sie. Warum sie das tat, wusste die Kunoichi nicht. Aber da Mamo-chan ohnehin bald angreifen würde, beschloss sie auf Risiko zu spielen. "Und das, obwohl es euch gut geht? Gutes Essen, teure Kleidung." Die junge Frau schnaubte verächtlich. "Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht." Sie fixierte Hanako. "Du musst auch aus Gentas Dorf sein, obwohl ich dich da nie gesehen habe." "Du bist aus Gentas Dorf?", fragte Hanako und legte Erstaunen in ihre Stimme. "Du gehörst zu denen, die letztes Jahr entführt wurden?" Das Mädchen nickte. "Das tue ich. Und seitdem behandelt mich Harusame wie sein Anziehpüppchen. Den anderen mag es ja gefallen, fürs Nichtstun teure Kleidung zu tragen und gutes Essen zu bekommen. Aber ich..." Sie ballte die Hände zu Fäusten. "Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube, ab heute tauschen wir die Plätze. Du bist ein hübsches Ding, und Harusame interessiert sich sehr für dich. Du wirst die nächste Zeit wohl seine neue Favoritin. Das gibt mir die Gelegenheit..." Sie verstummte. "Auszubrechen", vervollständigte Hanako. "Sicherlich hast du einen Freund oder einen Verwandten unter den Männern, die entführt wurden. Oder sogar mehrere. Und jetzt planst du, mit ihnen zu fliehen." Die beiden Frauen sahen sich ernst an. "Wirst du mich verraten?", fragte das Mädchen. "Nein", sagte die Kunoichi entschlossen. "Im Gegenteil, ich würde am liebsten mitkommen. Ich bin Hanako." "Ich bin Tsukasa. Kennst du meine Eltern? Sie haben ein Haus direkt neben Genta-sama." "Oh. Da haben wir drin gewohnt, bis wir uns ein eigenes Haus gebaut haben, sozusagen. Deine Eltern sind sehr nett." "Geht es ihnen gut?", fragte Tsukasa aufgeregt. "Es geht ihnen gut, aber sie leiden sehr, weil du und dein Bruder fort seid." "Das wird nicht mehr lange der Fall sein", sagte das Mädchen grimmig. "Und es wird auch nicht wieder vorkommen, denn wir kehren nicht einfach in unser Dorf zurück." Sie senkte die Stimme. "Wir beschweren uns beim Groß-Daimyo. Und dann hat der Spuk hier ein Ende. Kannst du also einige Zeit die Favoritin sein? Nur solange, bis Harusame abgesetzt wird?" Misstrauisch hob Hanako eine Augenbraue. "Was muss denn eine Favoritin so machen?" Die junge Frau errötete bis an die Haarspitzen. "Ach, du weißt schon. Was alle Frauen irgendwann machen. Dies und jenes mit dem Daimyo. Sie..." "Ja?" "Sie schläft mit ihm." Hanako blies die Wangen auf und spürte, wie Röte ihr ganzes Gesicht bedeckte. Unwillkürlich legte sie beide Hände auf ihren Schoß. Das kam ja wohl mal gar nicht in Frage! Nicht gegen ihren Willen und erst Recht nicht mit diesem Kerl! Wenn sie schon mit jemandem schlief, dann kam ja wohl nur Mamoru in Frage! "Nein!", sagte sie fest. "Eher bringe ich mich um! Oder ihn! Oder beides!" "Sei doch nicht so störrisch! Denke doch lieber dran, dass es dir hier nicht schlecht geht! Und wenn unser Plan funktioniert, kommen wir zurück und retten dich! Außerdem weiß Harusame, was er tut." Wieder wurde die Frau rot. "Und das sogar ziemlich gut. Wäre er nur nicht so ein sich selbst überschätzender Idiot..." "Du hast mit ihm geschlafen?", fragte Hanako direkt. "Hey, ich bin seine Favoritin! Natürlich habe ich! Es ist ja auch nicht gerade so, als hätte ich eine Wahl gehabt. Hätte er eher eines der jüngeren Mädchen aus der Küchen nehmen sollen? Schön war es nicht, aber notwendig." Hanako begann leise zu kichern. "Man ist doch mit ihm alleine, wenn er mit einem schlafen will, oder?" "Ja, das ist eigentlich immer der Fall", murmelte Tsukasa. Die Kunoichi nickte entschlossen. "Dann sollte ich versuchen, so schnell wie möglich mit ihm zu schlafen." Oder übersetzt, ihn unter ihr Genjutsu und damit außer Gefecht setzen, während sie mit Tsukasa die erste Person gefunden hatte, die sie retten wollten. Erstaunt sah Tsukasa sie an. "Woher dieser plötzliche Sinneswandel?" "Sagen wir, es passt in meine Pläne." Sie lächelte breit. "Und? Sind in Harusames Harem weitere Mädchen aus Gentas Dorf? Es waren vier Jungen und sechs Mädchen, richtig?" "Nein, ich bin die Einzige und die Jüngste. Deshalb sind die anderen Frauen ja so eifersüchtig. Erst auf mich, und jetzt auf dich." So, so, der Daimyo bevorzugte also tatsächlich junge Mädchen. Suzume in die Küche zu schicken war wahrscheinlich eine sehr gute Idee gewesen. "Die anderen sind unter der Dienerschaft. In der Küche oder der Wäscherei. Die Jungen sind in den Kasernen. Sie werden zu Soldaten gedrillt." Hanako hätte beinahe in die Hände geklatscht. Na, da lief ja beinahe perfekt. "Du kennst doch ihre Gesichter noch?", hakte sie nach. "Natürlich kenne ich ihre Gesichter noch!", erwiderte sie entrüstet. "Nur weil der Daimyo mit meinem Körper spielt, bin ich noch keine so abgehobene Schnepfe wie die anderen Frauen!" "Gut. Das wird für uns nützlich sein." "Nützlich bei was?" "Na, wenn du mit Hilfe vom Groß-Daimyo zurückkommst. Jemand muss die Jungs unter all den Soldaten identifizieren, oder?" "Ja, da hast du Recht." Irgendwo in der Festung erklang ein Signal. Tsukasa erhob sich. "Ich muss jetzt langsam mal raus aus dem Wasser. Ich muss Harusames Nachmittagstee zubereiten. Du hast noch ein wenig Zeit. Ich lege dir Kleidung bereit. Zwei Dienerinnen helfen dir beim Anlegen. Sie werden dich auch schminken und deine Haare zurecht machen. Danach bringen sie dich zu Harusame. Und wichtig ist, nenne ihn nie beim Namen. Sag Daimyo oder Tono zu ihm, nie seinen Namen. Das hat er nicht so gerne." "Ich verstehe." Tsukasa kletterte aus dem Wasser. Sie war höchstens ein Jahr älter als Hanako, und ihr Körper hatte nichts von der jugendlichen Schönheit verloren. Der Daimyo musste ein großer Egomane sein, wenn er dieses Mädchen für die Kunoichi auszutauschen gedachte. "Hast du genügend gehört, Terumi-sama?", fragte Hanako leichthin in Richtung der Fenster. Das Gesicht der Kunoichi erschien dort. "Genug, um Tsukasa sofort des Verrats anzuklagen und sie auf der Stelle hinzurichten." "Und? Warum tust du es dann nicht?", fragte Hanako. Die Frau lächelte auf eine äußerst liebenswürdige Art. "Wir wissen doch beide, das der Tag eine sehr scharfe Wendung nehmen wird." "Auf die du dich schon freust", stellte Hanako fest. Sie erhob sich nun ebenfalls aus dem Wasser. "In der Tat", erwiderte die Kiri-Nin, und es lag tatsächlich ein wenig Aufregung in ihrer Stimme. "Dann solltest du beim Daimyo sein, nachher, um nichts zu verpassen", sagte Hanako kess. Innerlich aber war sie in Aufruhr. Mamoru war kein Idiot, er wusste spätestens seit ihrer Nachricht im Gras ihres Rastplatzes, dass mindestens zwei Shinobi auf ihn warteten. Aber was, wenn diese Frau, diese stumpfsinnige Befehlsempfängerin, stärker als Mam-chan war? Das wollte sie sich nicht ernsthaft vorstellen. Im Vorraum erwarteten sie bereits die Dienerinnen. Sie trockneten das blonde Mädchen ab und hüllten es anschließend in mehrere Lagen eines farbenfrohen Kimonos, der vor allem mit herab fallenden Kirschblüten bedeckt war. Unter anderen Umständen hätte ihr das Kleidungsstück sicherlich sehr gefallen. Die Schminke wehrte sie ab, denn sie wusste ganz genau, das ihr hübsches Gesicht so wie es war, jugendlich und mit vollen roten Lippen, ihr größter Schmuck war. Sie ließ aber zu, dass ihr Haar kunstvoll aufgesteckt wurde. Die beiden Frauen verstanden ihr Fach. Nach einem Blick in den nächsten Spiegel wäre sie beinahe vor sich selbst zurückgezuckt, weil sie sich fragen musste, wer diese außergewöhnlich schöne Frau sein musste, die sie so kritisch musterte. Als sie zum Daimyo in den Residenzsaal geführt wurde, hatte sie alle unbewussten Zeichen ihres Körpers umgestellt. Alles, was "Komm" und "ich bin bereit für dich" sagte, strahlte Harusame entgegen, als man ihr eine Tatami neben dem Herrscher zuwies, auf der sie warten sollte, bis er seine Geschäfte mit dem Gesinde erledigt hatte. Sie hielt ihre Lippen ein wenig feucht, indem sie immer mal wieder langsam und bedächtig mit der Zunge drüber leckte, sie hatte sie immer einen Spalt weit offen und spielte mit einer Strähne ihres Haares. Sie saß in der gleichen Richtung wie er, aber ihr Oberkörper war ihm leicht zugedreht. Außerdem hatte sie ihren Kimono korrigiert, sodass man ein wenig Busen blitzen sehen konnte. Alles, was man ihr in Konoha beigebracht hatte, fand Anwendung. Sehr zum Missfallen der anderen Frauen von Harusames Harem, Tsukasa ausgenommen. Und so dauerte es auch nicht lange, bis sich der Daimyo nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren konnte. Endlich brach er die Sitzung ab und erhob sich. Er hielt Hanako eine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. "Komm!", sagte er. Hanako, innerlich triumphierend, ergriff die Hand. Nun musste sie nur noch mit ihm alleine sein, ihr Genjutsu entfalten und ihn in einem erotischen Traum einsperren. Schon hatte die Burg ihren Anführer verloren. Soweit die Theorie, als eine gewaltige Explosion erklang, deren Druckwelle sogar durch die Fenster bis in den Saal wehte und ihre Haare in Unordnung brachte. Missfallend und enttäuscht ließ sie den Daimyo wieder los, der sie schlagartig vergessen hatte und Befehle brüllte. Nur fünf Minuten, das hätte ihr gereicht, und sie hätte der Schlange das Haupt genommen. Aber die Explosion hatte auch etwas Gutes. Es war nicht zu überhören gewesen. Ihre Kameraden aus Konoha waren eingetroffen. Und natürlich Mamo-chan. Dieser Gedanke ließ sie wieder lächeln. *** Es mochte etwas hochtrabend klingen, wenn ich mich selbst als erfahrenen Chunin bezeichnete - in einem Alter von sechzehn Jahren. Dabei spielte natürlich hinein, dass ich wie die meisten Ninjas bereits mit zwölf meine erste Kampferfahrungen in der rauen Welt der Shinobi gemacht hatte und seit zwei Jahren als Chunin selbst Shinobi anführte. Daher, so denke ich, war meine Erfahrung vielleicht nicht sehr lange, dafür aber sehr intensiv. Natürlich, ich hatte bereits getötet, und es hatte mir nie besonders gut gefallen. Aber ich hatte immer getan, was notwendig gewesen war. Allerdings neigte ich nicht dazu, unnötig zu töten. Als ich also die Wachen am Tor ausschaltete, betäubte ich sie nur. Karin erschuf ein Erdversteck, in dem wir sie die nächsten acht Stunden verbergen konnten. Mit Hilfe der Körpertäuschung nahmen wir das Aussehen der beiden Wachen an und nahmen ihre Waffen an uns und ihre Plätze ein. Bald war Wachwechsel, und dann gelangten wir problemlos in die Burg Harusames. Außerdem hatten wir weitgehend freie Hand, da ich nicht vorhatte, brav in die Kaserne einzukehren. Ein paar herumvagabundierende Soldaten während der Freizeit würden hoffentlich lange genug nicht auffallen. Es galt ja immerhin, die entführten Kinder zu finden und zu befreien. Dabei würden wir die Burg auf dem Hügel durchsuchen, und, falls es notwendig sein sollte, Hanako retten. Während Karin und ich also regulär über das Haupttor rein kamen, schlichen sich Ikuko-chan und Inari über ein Nebentor ein. Sie als sensorische Ninja hatte beste Chancen, in einem unbewachten Moment über den Wall zu kommen. Ihr Ziel waren die Kasernen und die Gesinderäume unter der Burg, in denen wir weitere Entführte vermuteten. Sobald wir sie gefunden hatten, würde ich Kaminari, Hinata-chan, Kiba und Akamaru, Shino und Naruto das Zeichen zum Angriff geben. Sie würden die Festung attackieren und die Verteidigung testen. Das war auch ein wichtiger Test für meine weiteren Pläne. Ich würde anhand des Widerstands entscheiden, ob wir die Burg zerstören würden, oder uns mit den befreiten Gefangenen zurückzogen. Hierbei fiel Ikuko-chan und Inari die Aufgabe zu, zusammen mit Hanako Babysitter zu spielen und die Kinder während des Kampfes aus der Burg heraus zu führen. Karin und ich hatten die weitaus schwerere Aufgabe, dann die beiden Ninjas zu stellen. Die Anführerin des Raubüberfalls und den Dicken, der aus seiner Rüstung hervor quoll. Da sie augenscheinlich wussten, dass Ninjas auf ihrer Fährte waren - zumindest die Frau - standen die Chancen aber nicht schlecht, dass sie sich aus den Kämpfen heraus hielten. Allerdings verließ ich mich nicht darauf. Natürlich rechnete ich auch mit einer Falle, aber Hinatas Byakugan hatte zumindest auf den unteren Stufen der Burg keine Soldaten im Hinterhalt entdecken können, und auf ein Byakugan war wirklich Verlass. Also hatten sie ihren Verdacht nicht verraten, spielten ihr eigenes Spiel. War das womöglich Unterstützung für uns? Oder hatten wir es hier wieder mit egomanischen Ninjas zu tun, die taten und ließen, was immer sie wollten? Und spielte uns das in die Hände? Ich war versucht zu hoffen, dass es so war. Soweit die chronologische Reihenfolge, wenn alles glatt über die Bühne lief. Aber wann war das schon mal der Fall? Meine Erfahrung als Chunin hatte mir oft genug bewiesen, dass man gezwungen werden konnte, einen eigentlich guten Plan zu verwerfen und zu improvisieren. Nun, wir würden sehen, was uns hier erwartete, mit den beiden Ninjas als Unsicherheitsfaktor. Hinter uns öffnete sich das Tor, und zwei Soldaten traten hinaus. "Beeilt euch lieber mit den reinkommen. Vom Mittagessen ist fast nichts mehr da", sagte einer von ihnen und nahm meinen Platz ein. Ich eilte an ihm vorbei, und auch Karin wechselte ohne ein Wort in die Burg. Wir imitierten das Aussehen der Soldaten, nicht aber ihre Stimmen. "Hey!", rief einer von ihnen. Ich erstarrte. Neben mir hielt Karin an. Wir sahen zurück. Einer der neuen Wachleute warf mir einen Geldbeutel zu. "Der gehört doch sicher einem von euch beiden, oder? Seid froh, dass ich meine großzügigen fünf Minuten habe." "Danke, das ist meiner", rief ich und lief weiter. Mit ein wenig Glück würde er über meine Stimme nicht nachdenken, auch weil ich dabei gelaufen war. Karin folgte mir. "Wohin jetzt?", fragte sie leise. "Die Küche der Burg. Wir brauchen jemanden, der die Gefangenen vom letzten Jahr kennt." Ich lachte rau. "Und bei meinem Glück gehören die beiden, die wir in das Erdversteck verfrachtet haben, dazu." "Vorsicht, Mamo-chan, beschwöre es nicht", raunte Karin mir zu. "Beschwöre was nicht?", klang eine spöttische Frauenstimme vor uns auf. Ich hielt erneut und sah nach vorne. "War ja so was von klar", murrte ich, als ich die Anführerin der Banditen erkannte, und neben ihr den Dicken, von dem ich annahm, dass er ein Shinobi war. "Was war sowas von klar?", hakte die Frau nach, die diesmal ihren Gesichtsschutz nicht trug. "Wir unterhalten uns über schöne Frauen. War doch klar, dass wir dann prompt einer begegnen." "Was? Schöne Frau?" Verzaubert berührte sie die eigenen Lippen. "Ich?" "Das sieht doch wohl jeder", sagte ich hastig und drückte mich mit Karin an den beiden vorbei. "Doch jetzt haben wir dringende Geschäfte zu erledigen." "Ich bin also schön...", murmelte sie noch immer beeindruckt, und ich wünschte mir, dass sie das noch eine lange Zeit sein würde. Nun, ich hoffte es zumindest, bis ich den Schwall heißer Luft in meinem Nacken spürte, Karin wegschubste und selbst auswich, nur um einem lavaartigen Brei auszuweichen, der mir die Augenbrauen versengte und die Gesichtshaut fast verbrannte. "Nicht so eilig. Abgesehen das ich selbst weiß wie schön ich bin - habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr würdet euch so einfach ausgerechnet an mir vorbei schleichen können? Nun, Mamoru-kun?" "Ich weiß nicht wovon du sprichst!", rief ich und sprang wieder auf die Beine. "Was sollte das? Du hättest uns umbringen können!" "Vom Mann, der Otogakure vernichtet hat, habe ich erwartet, dass er meiner Lava ausweichen kann, also beschwere dich nicht, Mamoru Morikubo." Sie lächelte, und das auf eine Art, die man durchaus mit restlos bezaubernd bezeichnen konnte. Ich schnaubte aus. "Karin, mach weiter." "Aber Mamo-chan, du kannst doch nicht gegen...", begann sie. "Das ist ein Befehl!" Ich sah zu der Kunoichi herüber. "Sie darf doch gehen?" "Mein Herr hat mir nicht befohlen sie aufzuhalten. Oder, Kyun?" Der dicke Riese brummte bestätigend. "Los, ab!", rief ich Karin zu. Mit einem letzten Blick auf mich stürzte sie davon. "Mir scheint, Ihr seid eurem Herrn etwas untreu, wie?" Die Kunoichi lächelte. "Er besteht darauf, dass wir Anweisungen abwarten." "Ach, wie praktisch in dieser Situation", kommentierte ich. "Ja, nicht wahr? Sicherlich wird es ihn freuen, wenn ich ihm erzähle, dass ich deshalb den gegnerischen Anführer stellen konnte." Der dicke Riese grunzte ärgerlich. "Wir", korrigierte sich die Frau automatisch. Sie sah zu ihrem Kameraden herüber. "Willst du den ersten Versuch haben, Kyun?" Sie wandte sich wieder mir zu. "Du bist doch Feuer-affin, nicht wahr? Dann wirst du an Kyuns Attacke deine wahre Freude haben." "Darf ich wirklich?", fragte der Dicke mit einem erfreulich angenehmen Tenor, der nun wirklich nicht zu seiner Gestalt passen wollte. "Nur zu, sei mein Gast. Wenn er dir nicht wenigstens eine Minute stand halten kann, dann ist er meine Aufmerksamkeit nicht wert." Sie lachte leise. "Du brauchst übrigens keine Rücksicht auf die Gebäude nehmen. Sie sind leer." "Oh. Gut." Diese beiden Worte, vom Dicken gesagt, waren so mit Genugtuung gesättigt, dass es einem Angst und Bange werden konnte. Zumindest für den Moment. "Katon! Goukakyuu no Jutsu!" Konsterniert starrte ich auf die Fingerzeichen, die der fremde Ninja formte. Kein Zweifel, er würde auslösen, was er gesagt hatte, und eine große Kugel aus Feuerplasma ausspucken, die normalerweise alles auf ihrem Weg verbrannte. Aber dieses Jutsu hatte ich schon mit dreizehn gemeistert. Ich fühlte mich ehrlich gekränkt, weil diese recht einfache Kunst mich aufhalten sollte. Diese Kränkung hielt aber nur so lange an, bis ich sah, wie groß das Katon wurde. Schnell nahm es den ganzen Laufweg zur Burg ein, schnell schabte es an den umstehenden Häusern. Und schnell wurde mir klar, dass das Mistding, bis es sich aufgezehrt hatte den ganzen Weg bis zur Trutzburg gehen würde. Kyun löste das Jutsu aus. Die Kugel, beachtliche fünfzehn Meter oder mehr groß, raste auf mich zu. Mir blieb keine Wahl, ich musste versuchen, das Jutsu zu stoppen, wenn ich nicht die Gefangenen im Schloss gefährden wollte. Ich bedeckte meine Hände mit meinen eigenen Flammen. Dann stemmte ich mich in die heran rasende Kugel. Sie trieb mich zwanzig, dreißig, vierzig Meter weit, die Hitze ließ mir den Schweiß auf die Stirn treten. Das war definitiv nicht das Jutsu, das mir die Augenbrauen weg gesengt hatte. Dieses war viel zu kalt. Auf der anderen Hand aber war es mächtig, wirklich mächtig. So, so, Kyun war also auch ein Katon-Nutzer. Dann würde es ein Kampf darum werden, wer die besseren Techniken hatte, das meiste Chakra, den stärksten Willen. Als ich die Kugel endlich gestoppt hatte, begann ich selbst zu drücken, mein Chakra hinein zu pumpen. Damit setzte ich den Feuerball wieder in Bewegung, nur diesmal in die Höhe. Kaum zehn Meter über uns zehrte sich das Jutsu auf und explodierte in einer gigantischen Druckwelle, der ich nur entging, weil ich unter ihr stand, und damit im ruhigen Zentrum war. Ein Regen aus Feuer ging über den näheren Umkreis hernieder und setzte alles Brennbare in Brand. Ich löschte das Feuer auf meinen Armen wieder, um Chakra zu sparen. Vielleicht war es jetzt eine gute Idee, einen Affenkrieger zu beschwören. Na, zumindest das Signal zum Angriff hatte ich mir gespart. Vor mir rappelten sich die Kunoichi und der Shinobi wieder auf; die Druckwelle hatte sie von den Füßen gefegt. "Nicht schlecht", kommentierte Kyun widerwillig. "Soll ich wirklich...?" Die junge Frau grinste zufrieden und klopfte sich ein wenig Staub von der Kleidung. "Oh, bitte, sei mein Gast. Ich amüsiere mich gerade köstlich." Das brachte mich zum Grinsen. Solange sie sich amüsierte, würde sie hier bei mir bleiben und meinen Leuten damit freie Hand geben, und das in einer Burg, deren Bewohner mit Löscharbeiten beschäftigt waren. Außerdem war ich sehr gespannt darauf, was Kyun mir noch zeigen würde. Und was die Kunoichi drauf hatte. Es versprach, keinesfalls langweilig zu werden. *** Damals Ryuji Nekozumi war nicht der Mann, der leicht genervt werden konnte. Sein Clan war ein chaotisches Konstrukt, das auf Stärke und Gehorsam beruhte. Seine Position im Clan war knapp unter seinem Vater, dem Anführer. Und es war abzusehen, dass er auch dann noch eine hohe Position inne hatte, sobald seine älteste Schwester Vater in den Ruhestand schickte, so oder so. Natürlich musste er sich dabei gegen Intrigen, Angriffe und dergleichen von oben und unten wehren. Ein schwieriges Leben, aber er war es gewohnt. Und dank seiner Gelassenheit, seiner kühlen Überlegung - und weil er das große Eisenschwert beherrschte - war er jetzt da, wo er war, knapp unter dem Clanführer. Er konnte wirklich sagen, dass ihm nichts geschenkt worden war, er hatte sich alles unter den strengen Augen seines Vaters erworben. Er war hart, knallhart. Aber nicht unbedingt ungerecht. Doch dieser Lebensstil war es, der die Nekozumis zum stärksten der sieben Clans machte, die deshalb im fragilen Machtgefüge des Reichs der Reisfelder so etwas wie eine Führungsposition einnahm. Zumindest, was die Außenpolitik anging. Und es war genau diese Außenpolitik, die ihm gerade zu schaffen machte. Und zwar so sehr, dass er wütend alle Karten vor sich vom Tisch fegte und anschließend ärgerlich auf die Holzplatte einhämmerte. "Verdammt!" "Was ist denn los, Nekozumi-san?" Ryuji Nekozumi ließ sich auf einem Schemel nieder, stellte einen Ellenbogen auf den Tisch und stützte die Stirn darauf ab. "Ach, es ist nichts. Nicht mehr als gestern oder vorgestern oder den Rest der Woche. Morikubo-tono kann überall sein, und ich habe nicht die geringste Spur zu ihm! Wir suchen und suchen, und der Clan droht mir damit, die Unterstützung zu entziehen, weil er die Aussage des Affen für nicht relevant hält. Vater wäre es am Liebsten, wir würden ihn für tot erklären, Konoha unser Bedauern aussprechen und die Sache damit beenden." "Und das ärgert dich? Das wäre doch der einfachste Weg, oder?" Hinter ihm begann jemand, die Karten wieder einzusammeln. "Natürlich wäre es der einfachste Weg! Aber ich finde, er hat es nicht verdient, so abgeschrieben zu werden! Die Konoha-Shinobi berichteten, dass er bereit war, sich für seine Leute zu opfern. Und wie wollen wir ihm das vergelten? Mein Clan steht gegenüber Konoha im Wort, um genau das zu tun, was ich hier mache - nach ihm suchen! Aber jetzt die Suche abzubrechen halte ich für Verrat. Vor allem an Morikubo-tono." Er seufzte lange und laut. "Aber mit der Handvoll Leuten kann ich eh nichts reißen. Ich habe ja nicht einmal einen Anhaltspunkt, an dem ich beginnen kann! Wie hat er es aus der Explosion raus geschafft? Wo ist er hingekommen? Wo ist er jetzt? Fragen über Fragen. Und mir fehlen die Helfer hinten und vorne." "Na, dann wird es dich ja freuen, was ich zu berichten habe", sagte Rose und legte die Karten wieder auf den Tisch. "Ich bin gerade mit fünf Neun Mann-Zellen plus Chunin aus Konoha eingetroffen, um dir beim Suchen zu helfen." Entsetzt fuhr Nekozumi auf, als er erkannte, mit wem er die ganze Zeit geredet hatte. "Rose-chan! Was machst du denn hier?" Der Shinobi lächelte. "Nun, wir geben Mamo-chan auch nicht so einfach auf." Sie winkte hinaus. Daraufhin betraten fünf weitere Konoha-Ninjas das Zelt. "Also", sagte Rose und schürzte die Lippen, "bring uns auf den neuesten Stand. Wo hast du schon überall gesucht, und wo können wir weiter machen?" *** Ich erwachte mit einem fürchterlichen Brummschädel. Es fühlte sich ein wenig so an, wie als wenn mein Kopf eine riesige Bronzeglocke wäre, und jemand hatte nichts besseres zu tun gehabt, als ein paarmal kräftig mit dem nächstbesten mannsdicken Baumstamm darauf einzuschlagen, um sie zum Schwingen zu bringen. Ich kannte dieses Gefühl, es war mir vage vertraut. Ich hatte die Erfahrung schon ein paarmal durchgemacht. Sie nannte sich totale Erschöpfung bei komplettem Chakra-Verlust. Also hatte ich mich wieder bis über mein Limit strapaziert und zahlte nun den Preis. Dabei blieb aber eine wichtige Frage hängen: Wer war ich überhaupt? Ich wusste was Bronzeglocken waren, kannte Bäume und Chakra. Aber mein eigener Name wollte mir nicht einfallen. Meine Identität wollte mir nicht einfallen. Dabei wusste ich genau, dass das für mich sehr wichtig war. Noch schlimmer, mir fehlte so ziemlich alles, was für einen direkten Bezug wichtig war. Familie, Freunde, Heimatort, all das kannte ich dem Namen nach. Aber ich konnte diese Begriffe nicht mit Personen, nicht mit Bedeutung füllen. Ein ganz klarer Fall von Amnesie, vermutlich verursacht durch einen schweren Schock. In meinem Beruf konnte das durchaus vorkommen. Tröstlich für mich war, dass Mutter einmal gesagt hatte, so etwas wäre meistens nur temporär und würde wieder weg gehen... Mutter? Für einen winzigen Augenblick dachte ich, das Bild einer lächelnden Frau an einem Küchentisch erhaschen zu können. Aber da war es auch schon wieder weg. Also, rekapitulierte ich in Gedanken, was wusste ich? Definitiv war ich amnesiert, ich wusste nichts und gar nichts von niemandem. Zwar kannte ich Begriffe und Gegenstände, aber da mein Leben weg war, da meine Beziehungsverhältnisse komplett weg waren, war ich fast so hilflos wie ein Neugeborenes. Hm, immerhin wusste ich noch, dass ich ein Ninja war, sogar ein Chunin, was mich über die meisten Shinobi erhob und zu einem Anführer machte. Zu einem reichlich hilflosen, wie es ausschaute. Alles Zögern half nichts. Ich musste mich meinen Problemen stellen, ich musste mich der Welt stellen. Und das bedeutete, dass ich, gerade frisch erwacht, meine Umgebung kontrollieren musste. Dazu öffnete ich meine Sinne, so weit ich konnte. Riechen, hören, fühlen. Meine sensorischen Fähigkeiten erwachten und wussten mir zu berichten, dass es eine starke Chakraquelle in gut zehn Metern Entfernung gab. Und eine kleine, untrainierte keinen Meter von mir entfernt. Regelmäßiges Atmen verriet mir, dass die Person, die zum Chakra gehörte, schlief. Allerdings sehr unruhig, denn sie war immer wieder an der Schwelle zum Aufwachen. Ich sog den Geruch ein, der mich umgab. Sie hatte was von geschlossenen Räumen. Es ging kein besonders starker Geruch von der Person aus, daher schloss ich einen Mann oder eine Frau vorerst aus. Wahrscheinlich ein Kind. Das passte zur Größe des Chakras. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Tatsächlich ein Raum, nur halb beleuchtet durch ein Fenster, dessen Vorhänge zugezogen worden waren. Die Decke war schmucklos, lehmbraun und ohne Leuchtmittel. Ich sah an mir herab. Aha, ich lag also in einem Bett, und die Decke war mir bis zur Brust hoch gezogen worden. Die Brust war nackt, und das ließ eventuell auf den Rest schließen. Ein Gedanke, der mir Unbehagen bereitete, aber ich wusste nicht so recht, warum. Ich sah zur Seite, erkannte das Kind. Langes, schwarzes Haar, vielleicht ein Mädchen. Acht oder neun Jahre alt. In diesem Moment schreckte es wieder hoch und blinzelte für einen Moment verschlafen. Ich vergaß, dass es besser gewesen wäre, die Augen noch geschlossen zu halten, bevor ich mir darüber im Klaren war, ob ich hier Gast oder Gefangener war, und deshalb kam es, wie es kommen musste. Das Mädchen wurde ganz wach, lief aus dem Zimmer und rief einen Erwachsenen. "Maria-chan! Er ist aufgewacht!" Sofort merkte ich, wie die zweite Chakra-Quelle, die stärkere, trainiertere, den Standort wechselte und in meine Richtung kam. "Bist du sicher?", klang eine gutturale, weibliche Stimme auf, die mir sofort gefiel. Und sie kam mir sehr bekannt vor. Sie trat durch die türlose Öffnung in das Zimmer. Sie, das war eine nicht zu große, schlanke und sehr schöne Frau mit einem gleichmäßigen Gesicht, einem schmalen Schädel, hohen Wangenknochen, fröhlich glitzernden grünen Augen - grün wie meine - und langem schwarzen Haar, das ihr wie ein Wasserfall auf die Schultern fiel. Sie trug einen Kittel und eine Schürze und trocknete sich gerade die Hände an einem Tuch ab. Hausarbeiten? Ich sah ihr in die Augen. Wahrscheinlich war das ein guter Zeitpunkt, um herauszufinden, ob ich auch noch sprechen konnte. Übergangslos stürzte sie an mein Bett, griff nach meiner Rechten, die auf der Decke lag, und drückte sie fest. "Mamoru-sama! Endlich! Oh, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass du endlich aufgewacht bist. Ich weiß nicht, was ich hätte tun sollen, wenn... Aber so ist es ja nicht gekommen! Du bist wieder wach!" "Mamoru?", fragte ich. Ja, das brachte was zum Klingen. Ich mochte diesen Namen. Eventuell war es mein eigener, aber ich blieb vorsichtig. "Erkennst du deinen eigenen Namen nicht mehr, Mamoru-sama?" Bestürzt rückte sie zum Kopfende vor und legte beide Hände auf meine Schläfen. "Himmel hilf, hier ist ja einiges durcheinander. Die Explosion muss dir fast dein ganzes Chakra weg gerissen haben, bevor ich uns raus teleportieren konnte. Ich hätte dran denken müssen, die Verbindung zu Guin schneller zu unterbrechen. Aber es waren noch nicht alle in Sicherheit, und deshalb habe ich gezögert." Wieder ergriff sie meine Hand. Tränen standen ihr in den Augen. "Und das auf deine Kosten, Mamoru-sama." Okay, ich war mir ziemlich sicher, dass sie nicht log. Guin, der Name kam mir bekannt vor. Richtig, da war diese Kammer gewesen, der Mensch unter der Glasglocke. Etwas auf seiner Schulter war expandiert, und dann hatte er ein riesiges Chakra aufgebaut, das... Das... Ich fasste mir mit der Linken an den Kopf. Neue Schmerzwellen rasten hindurch, und ich glaubte fast, selbst explodieren zu müssen. "Ich glaube, das überfordert dich alles, Mamoru-sama", sagte sie leise. "Du solltest noch etwas schlafen, um dein Chakra zu ordnen und wieder zu Kräften zu kommen." "Nein", sagte ich ernst und drängte den Schwindel, die Übelkeit und den Schmerz beiseite. "Ich... Erinnere mich an Guin. An sein Chakra. Daran wie ich versucht habe ihn zu stoppen. Daran, wie alles in einer Explosion puren Chakras verging... Und auch nicht. Was ist passiert?" Maria setzte ein schüchternes Lächeln auf. "Verzeih mir, Mamoru-sama. Ich weiß, du wolltest nicht, dass ich mich in Gefahr begebe, aber ich war schon einmal in der Kammer, mit Kabuto-sama. Damals habe ich einen Spot gelegt, und das Gegenstück in den Wäldern, außerhalb der Reichweite der Explosion. Als die Konoha-Shinobi dann Guin als lebende Bombe auslösten und du versucht hast, ihn zu stoppen, um uns die Flucht zu ermöglichen - sogar den Shinobi aus Konoha - bin ich entgegen deines Befehls bei dir geblieben. Du dachtest sicherlich, ich wollte nur mit dir sterben, denn du wusstest ja nicht, dass ich schon einmal im Raum gewesen bin und einen Spot habe legen können." Sie musterte meine verwirrten Augen. "Tore zur Nebenwelt. Ich kann die Nebenwelt betreten und wieder verlassen. Wenn ich zwei oder mehrere Tore miteinander verbinde, kann ich sie als Weg benutzen. Das ist sehr anstrengend und Kräftezehrend, aber es war der einzige Weg, den ich gesehen habe, um dir das Leben zu retten, Mamoru-sama. Für dich ist mir keine Kraftanstrengung zu groß. Du hattest Recht, Mamoru-sama, du hattest mit allem Recht. Wir waren nicht mehr als Arbeiter, als fleißige Bienen für Orochimaru-sama. Unsere Leben bedeuten ihm nichts. Ob wir leben oder sterben ist ihm egal. Er hat Otogakure genauso schnell aufgegeben, wie du vorhergesagt hast. Er hat uns verraten, uns, die wir ihm vertraut haben. Uns, die wir für ihn unsere Leben riskiert haben, um Konoha anzugreifen... Und dann, als wir ein primäres Ziel für Konoha geworden waren, wo ihre Ninjas über uns herfielen, wo war da Orochimaru-sama? Wo sein Leutnant? Wo unsere Jounin? Nur wer Orochimaru-sama noch etwas nützte, durfte zu ihm kommen. Alle anderen wurden der Vernichtung durch die Chakra-Bombe Guin preis gegeben. Hätten die Konoha-Nin nicht vorgehabt, ihre Gefangenen ins Reich des Feuers zu schaffen, hätte es noch viel mehr erwischt, und... Aber ich schweife ab. Du hattest Recht, und ich hatte Unrecht. Ich kann nur um Verzeihung bitten, um Vergebung für meinen blinden Gehorsam, für meine unangebrachte Begeisterung für Orochimaru-sama... Nein, ich nenne ihn ab jetzt nicht mehr Sama. Er hat sich nicht als würdiger Führer erwiesen. Du aber, Mamoru-sama, du hast dein Leben wissentlich riskiert, für uns alle. Du hast so viele Menschen gerettet, so viele, Freund wie Feind, es ist unglaublich. Zwar sind viele in Gefangenschaft geraten, aber die Nachrichten sagen, dass das Land des Feuers die Zivilisten anständig behandelt. Sie verurteilen sie nicht für den Angriff unserer Shinobi auf Konoha." Sie lächelte verkniffen. "Auch das hast du vorher gesagt. Und dennoch, wir..." Sie zwinkerte, zwinkerte erneut und musste lachen. "Aber das weißt du ja gar nicht, weil ich es selbst organisiert habe! Als abzusehen war, dass Konoha angreifen würde, haben wir bei den Jounin die Evakuierung Otogakures durchgesetzt, erinnerst du dich daran? Nein? Nun, ich habe mich bemüht, heimlich und ohne Wissen der Jounin unsere eigene Evakuierung aufzustellen, die vornehmlich aus jenen Shinobi besteht, die gegen Konoha gekämpft haben und keine Gnade erwarten können. Wir haben Otogakure mit den Familien heimlich während des Trubels der eigentlichen Evakuierung in eine andere Richtung verlassen. Jetzt, im Moment, befinden wir uns in einem Sammellager, einer Zwischenstation, etwa zwei Tage von Otogakure entfernt. Oder dem, was davon übrig ist. Es sind jetzt acht Tage seit der Zerstörung des Ninja-Dorfs, und langsam wird es Zeit für uns, weiter zu ziehen. Wir wollten nur sichergehen, dass du transportfähig bist, Mamoru-sama. Und jetzt geht es dir bereits so gut. Oh, ich bin so dankbar." Das Mädchen von eben lugte schüchtern durch die Türöffnung. "Geht... Geht es ihm gut?" "Aber ja, Anne-chan. Du wirst sehen, bald ist er wieder bei Kräften. Und dann bringt er uns über die Grenze." "Über die Grenze?", fragte ich verwirrt. "Das Land der Reisfelder hat uns verständlicherweise aufgegeben. Aber damit habe ich gerechnet. Ich habe schon zuvor vorsichtige Verhandlungen mit einem der kleineren Ninja-Dörfer aufgenommen. Wenn wir es über die Landesgrenze schaffen, werden sie uns auf Probe aufnehmen. Sie..." Wieder zögerte Maria. "Ich weiß, dies ist meine Evakuierung, nicht deine. Du wärst lieber nach Konoha gegangen und hättest dich ihrer Gerichtsbarkeit gestellt. So warst du schon immer. Irgendwo weit oben, moralisch und ethisch, und ich war schon immer hier unten, nur das kleine hübsche Ding mit den falschen Werten. Aber diesmal wollte ich es richtig machen. Und ich habe gehofft... Ich habe gehofft, dass, wenn ich dich rette, dass du uns dann helfen wirst. Und dass du mit uns gehst. Dass du... " Sie wurde rot, bis zu den Haarspitzen. "Ah, das kann ich doch nicht sagen..." Ich hob beide Augenbrauen. "Was nicht sagen, Maria-chan?" "D-das... D-d-dass..." Sie versuchte sich an einem verlegenen Lächeln. "D-das du diesmal bei mir bleibst, Mamoru-sama! Hyaaaa, jetzt habe ich es wirklich gesagt!" "Hä?" Ihre Röte wich erschreckend schnell einer normalen Gesichtsfarbe, als sie mich konsterniert ansah. "Na, dass du... Dass wir... Ich meine, wir..." Sie seufzte. "Verzeihung, Mamoru-sama, ich vergesse immer wieder, dass du eigentlich noch so jung bist. Ich bürde dir immer viel zu viel auf deine Schultern, und jetzt komme ich auch noch mit einem Thema, das dich eigentlich gar nicht interessiert. Beziehungen zwischen Mann und Frau sind dir ja so was von egal..." Nun wurde ich rot. "E-es ist nicht so, als wären sie mir egal, aber ich habe keine Erfahrungen auf diesem Gebiet. Ich hatte nie Zeit dafür." Stimmte das? Merkwürdigerweise hatte ich keine Zweifel an diesem Gedanken. So weit ging meine Amnesie dann wohl doch nicht. "Aber was hast du denn davon, ausgerechnet mit mir eine Beziehung zu führen? Ich meine, so ein hübsches Mädchen wie du, und dann ausgerechnet mit mir..." Maria seufzte ergeben. "Er ist genauso, wie du gesagt hast, Maria-chan", lachte das Mädchen. "Ja, leider." Sie seufzte erneut. "Sagen wir, ich habe meine Gründe, Mamoru-sama. Wenn du also irgendwann einmal die Zeit findest, dich damit zu beschäftigen, bin ich gerne mehr als bereit, dir zu helfen, dich in das Thema einzuarbeiten. Und solltest du dann zu dem Schluss kommen, dass wir beide zusammen passen, dann..." Wieder errötete sie. "Dann sage ich nicht nein, bestimmt nicht." Eines wusste ich mit absoluter Sicherheit. Das war der direkteste Antrag gewesen, der mir je gemacht worden war, oder von dem ich je gehört hatte. Unsicher sah ich sie an. "Es ist vielleicht eine dumme Zeit, darüber nachzudenken, solange ich mein Gedächtnis verloren habe. Aber ich komme darauf zurück." "V-versprochen?", fragte sie hastig. "Du hast mein Wort." "Wirklich?" Freudestrahlend ergriff sie meine Rechte erneut und drückte sie auf ihren Brustkorb. Dabei bemerkte ich zum ersten Mal die wunderbaren Proportionen, die sie dort hatte. Ich hüstelte verlegen. Wie kam ich aus der Nummer wieder raus? Vorerst zumindest? "Ich würde gerne aufstehen", sagte ich statt einer direkten Antwort. Wie ich erwartet hatte, war Maria sofort besorgt. "Aber das geht nicht! Du bist noch zu geschwächt, Mamoru-sama!" Ich richtete mich auf und versuchte dabei zu ergründen, ob ich vielleicht vollkommen nackt war. "Mein Chakra-System ist stabil, und ich fühle mich kräftig genug. Ich habe nicht mal Hunger. Doch, Maria, ich würde jetzt gerne aufstehen." "Natürlich, Mamoru-sama. Anne-chan, bring uns den Yukata." "Bin schon weg." Es dauerte nur wenige Sekunden, dann war das Mädchen mit dem Mantel zurück. Ein ausnehmend schlichtes graues Stück, wie Bauern zu tragen pflegten. Mit einem knappen Danke nahm ich ihn entgegen, zog ihn über die Schultern und gurtete ihn über dem Bauch fest. Dann schlug ich das Deckbett zurück, registrierte erleichtert die Unterwäsche und schwang die Beine aus dem Bett. Mit sicherem Schritt stand ich auf. Ungewöhnlich für einen Mann, der am Ende seiner Chakra-Reserven war, aber ich nahm es hin. "Vorsichtig, Mamoru-sama", sagte Maria hastig und trat neben mich. Sie stützte mich nicht, drängte sich nicht auf, wie ich zufrieden feststellte. Aber sie stand neben mir, bereit mir zu helfen. "Hier, Mamoru-sama", sagte das Mädchen und hielt mir ein kurzes Schwert in einer Holzscheide hin. "Maria-chan sagt, du magst lieber Kunais, aber ich denke, dieses Wakizashi macht mehr her." "Danke", murmelte ich und verstaute die Waffe in meinem Gürtel. Ich kannte diese Dinger. Sie wurden von Soldaten und Samurai benutzt, und man schliff sie so scharf, dass ein Rasiermesser dagegen stumpf wirkte. "Das solltest du auch anlegen", sagte Maria und reichte mir einen Stirnschutz. Ich nahm ihn entgegen. Die Viertelnote von Otogakure prangte darauf, das Zeichen dafür, dass ich ein stolzer Shinobi dieses Ortes war. Aber ein Kunai oder ein Schwert hatte zwei lange und tiefe Kratzer mitten hindurch gerissen und bildeten ein X, dessen Zentrum sich auf der Note befand. "Nanu?", fragte ich. "Das Zeichen dafür, wo wir herkommen, und dafür, wohin wir nie wieder gehen werden", erklärte Maria. "Wir sind jetzt Nukenin, Mamoru-sama. Zumindest, bis uns ein anderes Dorf aufnimmt. Für uns ist es der Beweis, das wir mit Orochimaru gebrochen haben." Seltsamerweise zögerte ich nicht eine Sekunde, dem zuzustimmen. Nichts verband mich mit diesem Namen, außer einem leichten Ärger, wann immer dieser Name genannt wurde. Ich legte den Stirnschutz an, und seltsamerweise fühlte ich mich jetzt erst komplett. "Also gut", sagte ich, "schauen wir uns die anderen mal an." *** "Schön, dass du wieder gesund bist", rief Karin beinahe fröhlich zu ihrer Partnerin, während sie mit Steps über die grasbewachsene Ebene jenseits der Wälder hetzten. Ikuko Kenda schenkte der Jüngeren ein Lächeln. "Ich wäre schon bei der Mission gegen Otogakure dabei gewesen, wenn die Medi-Nin mich gelassen hätten. Aber nein, ich war ja soo schwer verletzt. Und was ist jetzt, nur einen knappen Monat später? Jetzt bin ich gesund genug, um wieder in den Einsatz zu gehen? Also, wenn du mich fragst, dann hat Konoha entweder wahre Zauberkünstler als Ärzte, die das Unmögliche vollbringen können, oder diese Quacksalber haben mich übermäßig geschont." "Ich hätte dich auch gerne gegen Otogakure dabei gehabt", gestand Karin. "Vielleicht hättest du heraus gefunden, was selbst den ANBU nicht gelungen ist. Wir wissen noch immer nicht, wie Mamo-chan aus der Explosion verschwunden sein kann. Wir wissen nur, dass er es ist und noch lebt." Sie brummelte etwas Unverständliches. "Was? Ich habe das nicht verstanden, Karin-chan", sagte Ikuko. "Ich habe gesagt, dass ich ihn das nächste Mal übers Knie legen werde, wenn er es wieder wagt, mich fortzuschicken!", murrte sie. "Wir sehen ja, wohin das führt." "In Chaos, Explosionen und... Hatte ich Chaos schon? Also eben typisch Mamoru", spöttelte die sensorische Kunoichi. Die beiden Frauen sahen sich an und lachten. "Es explodiert vielleicht nicht ganz soviel bei ihm wie bei den Jounin", fügte Karin mit todernster Miene an, "aber ich sehe da durchaus Potential. Bei den Explosionen, meine ich." "Durchaus, durchaus", pflichtete Ikuko ihr bei. "Und in den anderen Dingen? Wie sieht das Potential da aus?" "Hä? Was meinst du? Ob er Chancen hat, Jounin zu werden?" Ikuko lächelte verschmitzt. "Das steht doch hoffentlich außer Frage. Dieser kleine Tiefstapler soll doch bestimmt gleich nach seiner Rettung erneut befördert werden. Nein, was ich meine, das bist du, Karin. Denkst du, er lernt irgendwann mal, was er an dir hat? Und an Hanako?" "Oh, das." Karin stoppte, und auch Ikuko hielt an. "Ich bin mir sehr sicher, dass er weiß was er an Hana-chan und mir hat. Als Ninjas. Was uns als Frauen angeht, so bin ich mir nicht so sicher. Ich meine, er war damals in Kumogakure zusammen mit Omoi im Frauenbad, um zu spannen, also hat er schon mal nackte Frauen gesehen. Das war vielleicht der Fehler, denn jetzt sieht er uns nicht mehr als Frauen an. So konturlos und flach, wie wir sind." Ungeniert griff die Ältere der Kunoichi an den Brustkorb. "DAS nennst du flach? Manche erwachsene Frau würde sich da gerne eine Scheibe von abschneiden. Und ein gebärfreudiges Becken hast du auch. Ich schätze, du musst dich nur besser präsentieren. Sieh dir Hana-chan an. Sie hat weniger Oberweite als du, aber sie trägt immer enge Oberteile, damit es nach mehr aussieht. Und wenn du Recht hast, und unser Mamo-chan auf solche Reize fixiert ist, dann muss ihm das auffallen, wenn du engere Sachen anziehst." "Aber das ist unvorteilhaft für einen Shinobi, wenn die Sachen zu eng sind." Ikuko lachte laut auf. "Sag das mal nicht Mighty Guy. Der schwört auf seinen grünen, extra engen Kampfanzug. Und er hat Recht damit. Also, vielleicht probierst du es mal mit einem engen Top und darüber ein Netzhemd, das könnte ihm gefallen." "M-meinst du wirklich?" "Ähemm!", hörten sie eine herbe Männerstimme neben sich. Sie fuhren erschrocken herum und starrten Kaminari ins Gesicht. Der erfahrene Nukenin sah die beiden mürrisch an. "Abgesehen davon, dass wir den Mann gerade suchen, dessen Lernfähigkeit und dessen Augen Ihr gerade bewertet, solltet Ihr dieses Gespräch doch besser in eure Freizeit verschieben." Er deutete hinter sich, wo fünf Männer und drei Frauen standen, und mehr oder weniger peinlich berührt zur Seite blickten. "Die Jungs kriegen rote Ohren, wenn Ihr so weiter macht. Habt Ihr vergessen, dass Ihr in einer Neunerzelle unterwegs seid?" "Was kann ich denn dafür, dass Ihr so steif und verklemmt seid?", stichelte Ikuko. "Außerdem sind wir Kunoichi Konohas nicht zu Unrecht sehr stolz darauf, dass wir die bestgekleidetsten Kunoichis der fünf großen Reiche sind." Leise Zustimmung der anderen drei Frauen klang auf. "Wie auch immer. Auf jeden Fall sollten wir jetzt weiter suchen, Karins Oberweite hin oder her." Er räusperte sich verlegen. "Und ja, da wird manche erwachsene Frau neidisch. So, jetzt aber weiter im Text. Jeder kleine Hinweis kann entscheidend sein. Wir dürfen nichts übersehen! Karin-chan, du bist die Chunin auf Probe. Du musst uns... WHOA!" Die junge Akimichi war bei Kaminaris Worten tüchtig errötet. Als sie seinen Entsetzensschrei hörte, reagierte sie aber sofort und griff mit ihrem Körperjutsu zu, bevor der Ninja in den bodenlosen Schacht fallen konnte, über den er im wahrsten Sinne des Wortes gestolpert war. Aus den Tiefen klang scheppernder Lärm auf, als der Deckel, der nur ungenau aufgelegen hatte und für Ryu beinahe zur Todesfalle geworden war, aufschlug. "Danke, Karin-chan. Das war knapp. Was ist das hier?" "Ein Schacht, hier mitten in der Wildnis?" Karin ließ Ryu wieder los und trat an den Schacht heran. Sie griff in einen ihrer Beutel und zog ein Feuerzeug hervor. Dann rupfte sie trockenes Gras, drehte eine Fackel und entzündete sie. Das Feuer ließ sie in den Schacht fallen. "Unten scheint ein Gang zu sein." "Und wir haben Lampen", rief Ikuko aufgeregt. "Das ist unsere erste Spur! Sehen wir uns das an!" "Natürlich sehen wir uns das an", erwiderte Karin. "Und ich wünsche mir gerade, wir hätten den kleinen Hyuuga diesmal auch mitnehmen dürfen, wegen der Byakugan. Ryu, du darfst zuerst." "Das habe ich kommen sehen", murmelte er, griff nach seiner Lampe, aktivierte sie und kletterte in den Schacht. "Aha, eine Leiter. Ungefähr in einem Meter Tiefe. Da sollten wir alle ran reichen. Keine Anzeichen von Fallen." Er kletterte tiefer, bedächtig, sich immer wieder umsehend. Aber nichts passierte. Es wurden keine Fallen ausgelöst. Schließlich erreichte er den Boden und damit den Schacht. "Fußspuren!", rief er hinauf. "Von mindestens einer Frau und zwei Männern! Dazu Schleifspuren, die zwischen den beiden Männern verlaufen! Der Gang mündet in einem Gewölbe! Und wurde schon ewig nicht mehr gelüftet!" "Schleifspuren zwischen den beiden männlichen Fußspuren?", fragte Ikuko aufgeregt. "So als wenn zwei Männer einen dritten zwischen sich getragen hätten." Karin aktivierte ihr Funkgerät. "Rose? Karin hier. Es scheint, wir haben so etwas wie eine Spur gefunden. Kaminari ist im wahrsten Sinne des Wortes darüber gestolpert. Wir brauchen Inari oder einen der anderen sensorischen Ninjas hier. Und schick uns bitte Perine herüber. Ja, danke." Zehn Minuten später stand die Anführerin der Suchexpedition selbst im Gewölbe, neben ihr die Affenkriegerin in ihrer menschlichen Gestalt. Das Affenmädchen sog die stickige, staubige Luft tief in die Lungen ein - und musste husten, um den Dreck wieder aus ihren Atemwegen heraus zu befördern. "Verdammter Mist! Dämlicher Staub! Orochimaru könnte hier ruhig mal wischen lassen. Aber er war hier, definitiv." "Wer?", fragte Kaminari verständnislos. "Orochimaru?" "Nein, du Depp! Mamo-chan war hier!", rief P-chan entrüstet. "Was meinst du, wen wir hier suchen?" "Aber das Gewölbe hat nur einen Zugang", murmelte Rose und suchte die Wände ab. "Ein geheimer Zugang? Irgendwo? Eine Falltür oder dergleichen? Hm, nein. Nein, auch hier nicht. Dies hier ist ein gemeines Zwischenlager, nicht mehr und nicht weniger. Es ist leer und in einem schlechten Zustand. Es wurde aufgegeben, schon vor Jahren. Aber Mamoru war hier... Nur wie ist er hinein gekommen? Haben sie hier übernachtet, gerastet?" "Hier!", klang die Stimme von Inari auf. Er stand in der Mitte des Gewölbes. "Hier ist etwas!" Er legte eine Hand auf den Boden und leitete Chakra hinein. Beinahe sofort leuchtete ein Bannkreis auf." "Das ist ein Tor", sagte Karin bestimmt. "Ein modifizierter Kreis zur Beschwörung von Kontraktpartnern." "Okay. Ich glaube, wir kriegen so langsam eine Ahnung davon, wie Mamoru überleben konnte. Nur kann er das nicht selbst angeleiert haben, oder?", fragte Rose. P-chan sah entsetzt auf. "Maria! Sie soll bei ihm gewesen sein, bis zu Schluss! Wenn er in ihrer Hand ist, dann..." Entsetzt warf sie sich herum und versuchte zum Schacht zu kommen. Rose griff kompromisslos zu und hielt sie am Kragen fest. "Ruhig, Mädchen, ruhig. Alleine kopflos drauflos stürmen hilft ihm auch nicht. Wir wissen aber jetzt, wo er Otogakure verlassen hat, und das engt die Suche ein wenig ein. Wenn wir jetzt geordnet vorgehen, werden wir ihn viel schneller finden, als wenn du planlos einher stürmst." Die Affenkriegerin gab nach. "Du hast ja Recht. Aber Maria, verstehst du das nicht, Maria! Oh, wenn ich mir vorstelle, was sie alles mit ihm anstellen kann, wird mir Angst und Bange! Die beiden sind Todfeinde." "Sie hat ihn gerettet, also will sie nicht sofort seinen Tod", sagte Rose ernst. "Dafür sollten wir dankbar sein. Das gibt uns die Chance, ihn zu retten." Sie rieb sich die Nasenwurzel. "Egal was sie ihm antut, solange er lebt, hat sie nicht gewonnen." Karin nickte dazu bedächtig, und versuchte zu verbergen, wie sehr sie zitterte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)