Konoha Side Stories von Ace_Kaiser ================================================================================ Kapitel 19: Feuerregen 9 ------------------------ Heute Man kann sagen was man will, aber einem Dutzend Käfer zu folgen hatte etwas Lächerliches. Fast erwartete ich, dass die kleinen Krabbler, während sie vor uns hinweg flogen, in der Finsternis des sehr frühen Morgens leuchteten; aber sie taten mir nicht den Gefallen, dieses Klischee zu nähren. Klar war die Methode effektiv, und dankenswerterweise war Shino nicht wie geplant mit entführt worden, was die Kontrolle über die Käfer erhöhte. Dummerweise fehlte er nun ebenso wie ich im Tross der Entführer. Wir hatten sie nur mit einen Ninja infiltrieren können, und das war beinahe gleichbedeutend mit einem Fehlschlag. Meine Strategie hatte vorgesehen, den Banditen nach einem halben Tag nachzufolgen, mit einer sicheren Methode, um sie aufzuspüren. Allerdings mit drei erfahrenen Shinobi Konohas unter ihren Gefangenen, die ihre anderen Gefangenen jederzeit effektiv beschützen konnten. Nun trug ein Shinobi Konohas alleine diese Bürde, und dass das ausgerechnet Hanako war machte es nicht leichter für mich. Gewiss, ich vertraute ihr wie kaum einem anderen Menschen, aber meine Angst um sie war ohnehin irrational und aus meinem Beschützerkomplex geboren. Dementsprechend waren wir zu früh aufgebrochen. Sechs Stunden oder gleich ein halber Tag machte schon einen Unterschied, aber an diesem Punkt der Ereignisse hatte ich mich mit meinem eigenen Plan nicht mehr wohl gefühlt. Es war eine alte Weisheit, dass man weit voraus planen konnte. Aber die Welt steckte voller Variablen und Unbekannten, sodass das, was anschließend passierte, nicht unbedingt dem Plan folgen würde. So war es auch jetzt, als wir den Banditen folgten. Dazu kam, das wir sie nicht einholen durften, bevor sie ihr Versteck erreichten. Es bestand die Gefahr, das wir jede Spur zu jenen Kindern verlieren würden, die vor einem Jahr entführt worden waren. Beim Gedanken, was ihnen in dem einen langen Jahr alles passiert sein konnte, stieg mir die Galle hoch. Beim Gedanken, was Hanako in den letzten sechs Stunden passiert sein konnte, kochte mein Gemüt über. Und beim Gedanken daran, was mit Suzume passiert sein mochte, stieg mein Blutdruck bedenklich an. Dennoch versuchte ich, ruhig zu bleiben, das Geschehen sachlich zu betrachten. Die Infiltration hatte nur zu einem Drittel funktioniert, das stand unumstößlich fest. Im Gegenzug aber hatte ich, mich eingeschlossen, acht Ninjas unter meinem Kommando, die ihre Ausrüstung bereits bei sich trugen und einsatzbereit waren. Das Missionsziel war die Rettung der Gefangenen. Mit einem Insider im Stützpunkt der Banditen und acht Ninjas, die von außerhalb attackierten, sollte ein Erfolg möglich sein. Nach meiner ersten Abschätzung würden die Banditen uns keinen großen Widerstand bieten; lediglich bei der Anführerin war ich mir nicht sicher, wie ich sie einzuschätzen hatte. Ihr merkwürdiger Befehl, mich hinter dem Haus exekutieren zu lassen, hatte meinem Plan in die Hände gespielt. Hanako hätte niemals alle Banditen und Dorfbewohner unter ihre Genjutsu nehmen können, und ich hätte einiges aufbringen müssen, um mich, Hana-chan und so wenig Banditen wie möglich an einen Ort zu locken, an dem ich meinen Tod inszenieren konnte. So war es sehr viel einfacher gewesen, und das gab mir zu denken. Das Leben machte nichts einfacher, es trat eher noch nach, wenn man schon am Boden lag. Und da war noch der Dicke, der gerade so in seine Rüstung gepasst hatte. Den Burschen würde ich auch im Auge behalten müssen, vor allem da Hinata-chan berichtet hatte, die Chakra-Zentren der beiden wären ungewöhnlich stark gewesen. Also hetzten wir den Käfern hinterher, mit Shino an der Spitze, dicht gefolgt von Hinata-chan, die mit ihren Byakugan den Weg auf Hinterhalte und Fallen absuchte. Ryu Kaminari und Inari Asa waren auf den Flanken, Karin bildete die Nachhut. Ich hielt mich mit Ikuko Kenda in der Mitte. Sie hatte ihr sensorisches Netz entfaltet, und ich machte mir derzeit Gedanken über unsere Situation. Shino pfiff leise. Das vereinbarte Zeichen, dass die Spur der Pheromone, der seine Käfer folgten, dichter wurde. Wir schlossen also auf, und das reichlich früh. Ich ließ halten. Wir sprangen von den kräftigen Ästen, die uns als Weg gedient hatten, und landeten auf dem Waldboden. "Niemand in der Nähe", sagte Ikuko. "Ich kann auch niemanden sehen", sagte Hinata-chan. "Wir können sie riechen", sagte Kiba. "Sie waren vor einer Stunde noch hier." Akamaru bellte bestätigend. Das "wir" irritierte mich ein wenig, aber immerhin hatte ich es bei dem Jungen mit einem waschechten Inuzuka zu tun. Für den Moment waren wir sicher. Fallen hatten sie auch keine auf ihrem Weg aufgebaut. "Kiba, Hinata, geht so nahe ran wie es euch möglich ist und schaut sie euch an", befahl ich. "Die anderen ruhen sich aus." Die beiden Genin von Team acht bestätigten und verschwanden wieder im Geäst der Bäume. Ich ließ mich gegen den Baumstamm sinken und angelte seufzend nach meinem Proviant. Die oberste Regel für einen Shinobi war Einsatzbereitschaft. Wer sein Chakra anstrengte, musste gut essen, um bei Kräften zu bleiben. Karin setzte sich neben mich. In ihren Augen flackerte Unsicherheit. "Meinst du, es geht ihr gut?", fragte sie unvermittelt. Ich tätschelte ihren Kopf, wie ich es bei einem kleinen Kind getan hätte. "Mach dir keine Sorgen. Wenn es jemanden gegeben hätte, der Hanako auch nur zu nahe gekommen wäre, hätten wir längst die Explosionen gehört oder eine Spur aus Leichen entdeckt." Sie lachte nicht über meinen Scherz, und das stimmte mich nachdenklich. "Es gibt Situationen, in denen es besser ist, nachzugeben, Mamo-chan", sagte sie nachdenklich. "Hana weiß, das mit ihr die Mission steht oder fällt. Und wir Kunoichi haben... Sie zögerte, sah mich an, sah wieder fort und errötete. "Wir haben eine besondere Ausbildung, die euch nicht zuteil wird. Euch Männern, meine ich. Wenn wir... Wenn wir alt genug sind, trainieren uns unsere Kunoichi-Sempais, damit wir mit unseren potentiell verletzlicheren Körpern in... bestimmten Situationen richtig agieren können." "Du sprichst davon, dass Ihr Kunoichi eher in Gefangenschaft vergewaltigt werdet als wir Männer?" Ich lachte rau. "Hast du Otogakure schon vergessen?" "N-nein, natürlich nicht. Aber ich dachte, euch Männern macht so etwas nicht so aus." "Es ist nicht so, dass ich mich darüber gefreut hätte. Und ich hatte Glück, dass es Maria war, und nicht Orochimaru. Zum Beispiel." Ich seufzte und schob diese irritierenden Erinnerungen beiseite. Das war über ein Jahr her, und noch ein Grund dafür, warum ich Maria umbringen würde, wenn ich sie das nächste Mal sehen würde. Niemand verfuhr mit einem hilflosen Konoha-Shinobi, wie es ihm gerade passte. Aber auch diesen Gedanken schob ich beiseite. "Das trifft es noch nicht ganz. Manche von uns werden ausgebildet, um..." Sie senkte wieder den Blick. "Man trainiert sie, damit sie solche Situationen zum Wohle der Mission überstehen. Damit sie später wieder als Kunoichi agieren können. In manchen Missionen gehören... sexuelle Gefälligkeiten zu den erforderlichen Dingen, die diese Kunoichi leisten müssen. Auch wenn wir nicht für diese Gruppe ausgesucht werden, so wird doch jedem weiblichen Ninja klar gemacht, was es bedeuten kann, in dieser Situation zu stecken. Und Hana-chan hat vor all den Leuten behauptet, du hättest mit ihr geschlafen." "Ach so", sagte ich, legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie an mich. "Mach dir doch keine Sorgen darum, dass die Banditen glauben, sie wäre leicht zu haben. Stell dir vor, einer dieser rauen, ungewaschenen Kerle schnappt sie sich, wenn diese Anführerin nicht aufpasst. Was wird er tun? Er schleppt sie in eine stille Ecke, wo sie alleine sind. Und dann?" Karins Augen begannen zu strahlen. "Und dann setzt Hana-chan ihn unter ihr Genjutsu!" "Richtig. Und was immer der Bandit glaubt, was er gerade erlebt, Hana steht daneben und versucht nicht zu lachen. Vertrau ihr also. Immerhin ist sie unsere Hanako Yodama." "Ja, du hast Recht. Hana-chan geht es vermutlich gut. Aber die anderen Mädchen? Suzume-chan?" "Hanako wird auf sie und die anderen Mädchen aufpassen. Falls sich einer der Banditen für eine von ihnen interessiert, wird sie ihn becircen, ins Abseits locken, und ihr Genjutsu benutzen. Falls die Banditen für so etwas überhaupt Zeit haben. Denn das erfordert eine Pause." "Mamoru-sempai!", klang Hinatas Stimme atemlos zu mir herüber. "Die Banditen machen eine Pause!" Ich tauschte einen überraschten Blick mit Karin. "Regel Nummer eins, Mamo-chan", sagte sie tadelnd zu mir. "Beschwöre niemals eine schlechte Entwicklung, indem du sie beschreibst." "Ich will es mir merken. Hinata-chan, konntest du Hanako und die anderen sehen?" Das junge Mädchen und Kiba landeten direkt vor meinen Füßen. Sie nickte heftig. "Man lässt sie rasten und hat ihnen zu trinken und zu essen gegeben. Es scheint, dass sie die letzten Stunden durchmarschiert sind. Sie waren also die ganze Nacht auf den Beinen." "Das ist aber noch nicht alles", sagte Kiba. "Es scheint, als wäre noch jemand mitten in der Nacht unterwegs." Er deutete nach Süden. "Und zwar unsere Freunde von der Steuererhebungstruppe des Daimyos Harusame. "Ich habe Akamaru ausgeschickt. Er wird zurückkehren, wenn die beiden Trupps aufeinander zu treffen drohen." "Wuff!" Akamaru kam über den Boden gehetzt, blieb vor seinem Herrn stehen und bellte erneut. "Was genau jetzt der Fall ist. Es scheint, als würde die Karawane des Daimyos genau in Richtung vom Rastplatz der Banditen ziehen." "Wenn etwas schief geht, dann aber auch richtig", murmelte ich verdrossen. Die Beamten des Daimyos waren gut bewacht; ich hatte die nicht gerade zahlreichen, aber sehr gut ausgerüsteten Soldaten gesehen. Trafen sie auf die Banditen, würde es zwangsläufig zum Kampf kommen. Und der Ausgang dieses Kampfes war nicht gewiss. "Verdammter Mist. Muss denn alles schief gehen?" Missmutig sah ich die anderen an. "Na toll, jetzt müssen wir alles noch mal umstellen." "Wenn es zum Kampf kommt, dann...", begann Kaminari. "Können die Gefangenen fliehen. Einige werden das sogar. Aber wohin werden sie laufen? Werden sie verfolgt werden? Sie wissen ja gar nicht, das wir hier sind. Was passiert mit den Beamten, wenn die Soldaten besiegt werden? Was wird aus den Gefangenen des letzten Jahres, wenn die Banditen besiegt werden?" Ich faltete die Hände vor meinem Gesicht ineinander und drückte sie auf meine Stirn. "Denk nach, Mamoru, denk nach." Stille herrschte, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen und die Situation an die neuen Daten anzupassen. "Hier ist der Plan", sagte ich schließlich. "Ryu, du und ich greifen auf Seite der Beamten des Daimyo ein, sobald der Kampf beginnt. Hinata-chan, Inari, Ihr zwei achtet auf Gefangene, die die Situation nutzen und fliehen. Sammelt sie ein und beschützt sie vor Verfolgern." Die beiden nickten. "Karin, Kiba..." Ich zögerte einen Moment. "Und Akamaru. Ihr dringt zu den anderen Gefangenen vor und unterstützt Hanako dabei, sie zu beschützen." Der Hund bellte bestätigend, und die beiden nickten. "Shino, Ikuko, Ihr überwacht die Banditen. Sobald einige von ihnen fliehen, verfolgt Ihr sie. Hoffentlich bis zu ihrem Versteck." "Verstanden", sagte der Käferjunge. Ikuko nickte. "Gut. Wie lange noch, bis die Karawanen aufeinander treffen, Akamaru?" "Wuff!" "Nicht mehr als eine halbe Stunde", übersetzte Kiba. "Gut. Wir schleichen uns an so nahe wie es geht, und warten auf das Ausbrechen der Kämpfe. Wir greifen sofort ein. Kein Zögern, kein Nachdenken. Sollte etwas schrecklich schief gehen, ist hier wieder unser Sammelpunkt. Haben das alle verstanden? Gut, dann lasst uns gehen." "Verstanden!" Sechs meiner Shinobi verschwanden, um ihre Positionen aufzusuchen. Kaminari und ich blieben zurück. "Du hast vergessen für den Fall zu planen, wenn die Banditen die Soldaten überwinden", tadelte Kaminari. "Für welchen Fall, Ryu?", fragte ich interessiert. "Kann es sein, dass du in letzter Zeit ein klein wenig selbstüberzeugt und arrogant geworden bist? Nur weil du auf Seiten des Daimyos kämpfen wirst, heißt das nicht automatisch, dass die Soldaten gewinnen werden." "Nein, das heißt es sicher nicht", sagte ich mit einem dünnen Lächeln. "Aber du kämpft auch auf ihrer Seite, oder?" Kaminari sah mich verblüfft an. Dann musste er lachen. "Okay, das ist ein sehr gutes Argument." Ich klopfte dem lachenden Mann auf die Schulter. "Lass uns gehen, alter Freund." Seite an Seite verschwanden wir im Wald, auf dem Weg zu bevor stehenden Schlacht. *** Kaminari und ich erreichten eine gute Beobachtungsposition zur Kolonne des Daimyos nur wenige Sekunden, bevor der erste Wachtposten der Banditen die fremden Reiter und Wagen entdeckte. Natürlich meldete er seine Sichtung. Die Fackeln, welche den Männern den Weg erleichterten, waren nicht zu übersehen. Und damit gingen die Dinge ihren Lauf. Im Lager der Banditen wurden Pferde klar gemacht, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bevor sie den Soldaten entgegen ritten. Der Anführer der Soldaten, Koji, ritt ihnen mit nur wenigen Begleitern entgegen. Ohne meine und Kaminaris Unterstützung stand ihnen eine blutige Niederlage bevor. Dachte ich. "Na, dann wollen wir doch mal", begann Kaminari und formte erste Fingerzeichen. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Warte." "Was?" Er hielt inne. "Stimmt was nicht?" "Sie ziehen ihre Schwerter nicht", sagte ich alarmiert. "Sie reiten aufeinander zu und ziehen ihre Schwerter nicht." "Jetzt wo du es sagst... Ach du Scheiße. Du meinst doch nicht etwa..." Keine fünfzig Meter von uns entfernt trafen sich die beiden Gruppen. Auf einer Seite Koji und seine Leute, auf der anderen Seite die geheimnisvolle Frau mit dem Beamten und dem Dicken an der Seite. Man begrüßte sich höflich, aber nicht überschwänglich. Von einem Kampf konnten sie nicht weiter entfernt sein. Sie sprachen einige Zeit miteinander. Es ging um Nutzen, Ertrag, Gesamtergebnisse. "Glaubst du, die Beamten lassen sich schmieren?", fragte Kaminari halblaut. "Ich glaube, es ist noch viel schlimmer", erwiderte ich ernst. Ich behielt Recht. Nach dem ersten Gespräch winkte Toji die Wagen heran. Im Lager der Banditen wurde es derweil laut, während die Banditen einen Teil ihrer Rüstungen gegen solche austauschten, welche die Männer des Daimyo Harusame zu tragen pflegten. "Ja, da soll mich doch...", brauste Ryu auf, aber wieder hielt ich ihn zurück. "Wir gehen zum Sammelplatz", raunte ich ihm zu. Lautlos verließen wir unsere Beobachtungsposition. Als wir unser altes Lager erreicht hatten, waren Hinata und Inari schon eingetroffen. Kurz darauf folgten Karin und Kiba mit Akamaru. Als Letzte trafen Shino und Ikuko ein. Für eine Zeit herrschte ein aufgebrachtes Durcheinander von Stimmen und Meinungen. Ich ließ sie ihren Ärger von der Seele reden, zumindest für eine gewisse Zeit. Dann hob ich die Hand. Die anderen kamen zur Ruhe. "Ich würde gerne eure Einschätzungen hören. Shino." Der Aburame blickte mich durch seine Sonnenbrille genau so stechend an, als wenn ich ihm direkt in die Augen sehen könnte. "Es ist offensichtlich, dass sowohl Banditen als auch die Soldaten des Daimyos gemeinsame Sache machen. Wahrscheinlich sind sie alle Soldaten." "Das kannst du nicht wissen", warf Hinata ein. "Es kann auch sein, dass sie die Beamten und Soldaten besiegt haben, um ihre Rollen einzunehmen." "Unwahrscheinlich", warf ich ein. "Genta kannte Koji vom letzten Mal." "Und wenn sie schon damals...?", begann sie hoffnungsvoll, seufzte aber und nickte verstehend. "Gut, dumme Idee. Der Daimyo wäre längst dagegen vorgegangen." Ich nickte zufrieden. "Also, was haben wir hier? Kiba?" "Von meiner Warte sieht es so aus, als würden diese Schweine unseren Auftraggeber gleich zweimal zur Kasse bitten. Zuerst ziehen sie die reguläre Steuer ein, dann holen sie sich noch ein Extra. Inklusive der Sklaven. Um die mache ich mir übrigens gerade ernsthafte Sorgen, denn sie haben gesehen, wie die Banditen sich umgezogen haben. Die müssen sich sehr sicher sein, dass ihre Gefangenen ihr Wissen nicht weiter geben werden." "Viele Möglichkeiten gibt es da nicht", fügte Inari hinzu. "Entweder werden sie alle getötet, lebenslang eingesperrt, oder in die Fremde verkauft." Ich konnte deutlich fühlen, wie das Unwohlsein in der Gruppe stieg. Hanako war da mitten drin. Suzume war da mitten drin. Und kamen wir für die Kinder aus dem letzten Jahr zu spät? "Kommen wir zu politischen Situation. Hinata-chan, wie ist die aktuelle Lage Im Land des Wassers?" "Mizu no Kuni besteht aus diesem Transitland auf dem Kontinent, und unzähligen größeren und kleineren Inseln, die teilweise tausende von Kilometern auseinander sind. Dies erfordert eine föderalistische Regierungsstruktur, keine Zentralregierung. Das heißt, dass das Festland in drei, und die Inseln in acht Regierungsbezirke aufgeteilt sind, denen jeweils ein Daimyo vorsteht. Über ihnen allen steht der Daimyo des Landes des Wassers. Er ist keiner der elf, sondern eine übergeordnete Instanz. Sein Titel wird vererbt. Er treibt zum Beispiel für Kirigakure, das Ninjadorf, überregionale Steuern ein. Oder für den Unterhalt der Armee, Pflege der Straßennetze und dergleichen. Dies sind alles Dinge, die unter seine direkte Jursidiktion fallen." "Hinata-chan, ich glaube, ich habe einen Hörsturz. Kannst du das noch mal erklären, ich meine in Worten?", fragte Kiba. "Tu-tut mir leid, war ich zu kompliziert?", fragte sie erschrocken. "Weiter im Text", mahnte ich, bevor die verbale Kabbelei Kibas ausufern konnte. "Der Reis, der in Gentas Dorf als Steuer erhoben wurde, ist also teilweise für den Mizu-Daimyo?" "Das ist richtig. Ich rechne ungefähr mit der Hälfte", sagte Hinata. Nachdenklich strich ich mir übers Kinn. "Korruption", sagte ich ernst. "Korruption?", echoten die anderen. "Korruption", bestätigte ich. "Daimyo Harusame lässt nicht nur Gentas Dorf auf diese Weise bluten, sondern viele weitere Dörfer unter seiner Aufsicht. Einige von ihnen sind daran zerbrochen, was den großen Zuzug in Gentas Dorf erklärt. Andere widerstehen noch. Alle Beschwerden über die Banditen gehen an Harusame, der der eigentliche Urheber dieser Übergriffe ist. Somit hat er nicht nur die Hälfte der Steuern in Form von Reis zur Verfügung, sondern das Anderthalbfache. Und da alle Beschwerden an ihn gehen, kann er das Spiel so lange weiter treiben, bis der Mizu-Daimyo einmal davon Wind bekommt und hier tüchtig aufräumt." "Aber so lange können wir nicht warten, oder?", fragte Kaminari grinsend. "Nein, können wir nicht", erwiderte ich. "Wir brechen sofort auf. Wir umgehen beide Karawanen und ziehen direkt zum Schloss des Daimyos." "Einen Moment noch, Mamo-chan", sagte Shino. "Es gibt immer noch die Möglichkeit, dass Harusame hiervon nichts weiß. Müssen wir uns nicht auf diese Möglichkeit vorbereiten?" "Die Möglichkeit besteht, aber sie ist verschwindend klein", erwiderte ich. "Was macht dich so sicher?" "Das Beamtensiegel. Es war echt, und mein gewalttätiger Freund ist sein rechtmäßiger Besitzer. Er ist das direkte Auge des Daimyos bei dieser Operation. Was ich sehr interessant finde, denn sein Herr hat ihn nicht Koji zur Seite gestellt, sondern der Frau, um auf sie aufzupassen." Ich klopfte dem Aburame-Spross auf die Schulter. "Aber ich behalte den Gedanken im Hinterkopf, nur für den Fall der Fälle." Ich sah ins Rund. "Gleiche Formation wie eben. Los jetzt, Konoha-Shinobi. Da wartet ein Job auf uns, für den wir bezahlt wurden." "Verstanden!" Nach und nach verschwanden meine Ninjas im Geäst des Waldes. Ich folgte nach. Warum musste die interessanten Dinge eigentlich immer mir passieren? Oder kam es mir nur so vor, weil die anderen Shinobi mit solchen Wendungen ihrer Aufträge nicht prahlten? *** Damals Auf der anderen Seite der Grenze zum Land der Reisfelder erwartete uns unser Verbindungsmann. Der große, breitschultrige Blondschopf trug seinen Kimono nachlässig offen, und hatte ein Schwert geschultert, das eher an einen Stahlblock denn eine Waffe erinnerte. "Ich bin Ryuji Nekozumi vom Clan der Nekozumi", stellte er sich vor. "Ich begleite euch Konoha-Shinobi, um sicher zu stellen, dass unsere Vereinbarungen eingehalten werden. Aber ich werde mich nicht an den Kämpfen gegen Otogakure beteiligen." Ich nickte bestätigend. "Das hat auch keiner verlangt. Seien Sie uns willkommen, Nekozumi-san." Damit hatte ich gleich richtig gestellt, dass ich den Mann keinesfalls als höhergestellt ansah. Er grinste schief. "Mamoru Morikubo-san, der ewige Chunin. Ich denke, ich werde diese Erfahrung, Sie kennen zu lernen, zu schätzen wissen." Mit dem Suffix San hatte auch er zum Ausdruck gebracht, dass er mich nicht als höherrangig ansah. "Das freut mich zu hören", sagte ich freundlich, während unsere Blicke eine einsames Duell ausfochten. "Ich hoffe, Sie können mit uns mithalten, Nekozumi-san." "Bisher ist mir noch niemand davon gelaufen, Morikubo-san", sagte er mit abfälligem Ton in der Stimme. "Gut. Wir haben Erlaubnis, bis Otogakure vorzustoßen?" "Die haben Sie." "Dann ziehen wir weiter." Zuerst die Vorhut, dann die Hauptmacht mit dem Flankenschutz, und schließlich die Nachhut setzten sich in Bewegung. Auf Ninja-Art, mit Steps. Im Zielgebiet angekommen empfing uns ein ANBU. Drei Teams waren eingesetzt, also zwölf der kampfstarken und hochgefährlichen Spezialisten. Wahrscheinlich hätten sie alleine gereicht, um Otogakure zu vernichten. Aber es wäre keine öffentliche Aktion gewesen, keine Warnung an die Welt, dass Konoha noch da war, noch stark war, dass man mit der Stadt rechnen musste. Noch immer. Also blieb es doch an mir hängen. Der ANBU deutete eine Verbeugung an. Seine Tiermaske zeigte einen stilisierten Tiger. "Haben Sie neue Anweisungen für uns mitgebracht, Morikubo-tono?", fragte er mit dumpfer Stimme. Ich verneinte. "Dann bleibt es bei den Anweisungen, dass wir nicht in den Kampf eingreifen werden. Allerdings überwachen wir weiterhin die Aktion, und sollten sich Konoha-Genin bis in unseren Überwachungsbereich zurück ziehen, werden wir sie natürlich unterstützen." "Dafür bin ich dankbar." Das war eine große Zusage gewesen, ein großes Eingeständnis und ein Zeichen der Kameradschaft. Der ANBU hatte seine Befehle sehr lax ausgelegt, beinahe schon dagegen verstoßen. Das konnte ihm Ärger einbringen, so paradox das auch klingen mochte. Aber die Arbeit der ANBU war etwas anderes als die Arbeit der Shinobi. Sie war schwerer und gefährlicher, und meistens auch hinterhältiger. Nun auch noch Amme für davonlaufende Genin zu spielen war daher eine großherzige Entscheidung. "Wann beginnen Sie, Morikubo-tono?", fragte Tiger-san. "Sofort", erwiderte ich. Auf mein Zeichen spritzten die Shinobi auseinander. Die ersten Schritte der Aktion verliefen schweigend und wie am Schnürchen. Ich bezog mit Kaminari als meiner Rückendeckung Position im Süden bei Rose und ihren Leuten. Nekozumi schloss sich schweigend an. Die anderen Teams huschten im Laufe der nächsten Stunde außerhalb des Fünf Kilometer-Radius, der von den ANBU nicht erkundet worden war, auf ihre Positionen. Als sich theoretisch alle Teams in Position befanden, marschierten wir voran, mit den sensorischen Ninjas in der ersten Reihe. "Wartet!", rief eine junge Kunoichi und ließ die Truppe halten. "Neji sagt, er spürt schwaches Chakra, aber weit verteilt." Kurz sah ich nach vorne, zu den Leuten an der Spitze. Ein Hyuuga war dabei. Exzellente Einteilung von Rose. "Sprengfallen", sagte ich zu ihr. Rose nickte. "Und vielleicht noch ein paar weitere Vorrichtungen, die uns treffen sollen, wenn wir die Sprengfallen-Tags auslösen." Kaminari griente mich an. "Kage Bunshin, so wie vor fünf Tagen, als wir die Position der Oto-Nin überrannt haben?" "Du willst die Sprengfallen auslösen?", fragte ich schmunzelnd. "Das widerspricht doch etwas der Idee, sich unentdeckt zu nähern. Wir..." Eine Explosion in der Ferne ließ uns aufschauen. Sofort krachte es in meinem Funkempfänger. "Fei hier! Mamo-chan, wir sind in einem Kampf ver... DU DENKST WOHL, DARAUF FALLE ICH REIN? FRISS DAS! HAHAHA! HAHAHA!" "Oh, es klingt, als hätte sie Spaß", sagte Nekozumi mit spöttischem Ton in der Stimme. "Nicht jetzt!", zischte ich ihn an. "Fei-chan!" "Was? Oh, sorry, ich hatte zu tun. Wir sind mitten in die Evakuierung des Dorfes hinein geschlittert! Dutzende Zivilisten verlassen Otogakure auf dieser Route, und sie werden nur von wenigen Shinobi beschützt. Oder anders ausgedrückt: Was soll ich mit denen machen?" Ich sah zu Rose. "Detachiere zehn Mann, Rose-chan." Die Kunoichi nickte und sandte mit einer knappen Anweisung zehn Genin auf den Weg. "Nakakura-kun?" "Hier, Morikubo-sama!" "Detachieren Sie ebenfalls zehn Leute für Fei Long, aber rücken Sie weiter vor. Fei-chan, behandle die Zivilisten vorerst wie feindliche Shinobi. Haltet sie auf, bindet sie, aber versucht dabei nett zu sein!" "Ich... Autsch, nicht beißen, du kleines Aas! Dir ziehe ich den Hosenboden stramm! Ich bin so nett, wie die mich lassen! Tooru, da kommen zwei Dreier-Teams! Fass! Also gut, ich versuche es zumindest. Wir binden sie und bringen die Situation somit unter Kontrolle." "Alle anderen: Räumt die Peripherie, so schnell Ihr könnt! In das Dorf zu kommen hat jetzt oberste Priorität!" "Verstanden!", hallte es mir mehrstimmig entgegen. Das Ergebnis waren weitere Explosionen. Ich hoffte, das diese nur entstanden waren, weil meine Leute die Tags absichtlich ausgelöst hatten. Nekozumi schnaubte neben mir anerkennend. "Sie werden Ihrem Ruf gerecht, ewiger Chunin." "Was immer Sie sagen, Nekozumi-san. Rose-chan, wir wollen weiter. Räumt die Spreng-Tags." "Ich mach das schon!", rief das Mädchen von eben. Sie wirbelte herum, entrollte eine Schriftrolle und entließ daraus eine Unzahl an Kunais, Shuriken und Schwertern. Diese streuten über das Gelände und schlugen eine regelrechte, mehrere Meter breite und hunderte Meter lange Schneise ins Gelände. Dabei lösten sie etliche Sprengfallen und noch ein paar andere Schweinereien aus, wie ein an Seilen befestigter Baumstamm gut zeigte, der mit einer Wucht unseren Weg schnitt, die ihresgleichen suchte. Kein Shinobi hätte solch einen Schlag überlebt. Ich warf mein Kunai auf die dicken Halteseile des Stamms. Als er wieder in die Waagerechte schwang, setzte ich den schmalen Draht mit meinem Feuer-Jutsu in Brand, der meine Hände mit dem Kunai verband. Die große Hitze unterbrach die Verbindung und ließ den Stamm zu Boden fallen. Dort begann er, einer Walze gleich, das sanfte Gefälle in Richtung Otogakure herab zu rollen. Dies löste weitere Sprengfallen aus. "Das war gute Arbeit, Ihr zwei", sagte ich zu den beiden. Das Mädchen griente mich an. "Keine Sorge, Morikubo-tono, da kommt noch mehr. Nicht, Neji?" Der Junge sah mich mit den typischen weißen Augen des Hyuuga-Clans an. Er musterte mich für einen Moment, während neben uns nicht nur Sprengfallen, sondern noch weitere Gemeinheiten ausgelöst wurden. Darunter war ein riesiger Bär, wie ich ihn schon von Beschwörungen der Oto-Nin kannte. Aber Rose war alleine schon mehr als genug für das Biest, sodass es selbst die Beschwörung auflöste und sich lieber in Sicherheit brachte. "Mamoru Morikubo-sama", sagte der Hyuuga-Junge anerkennend. "Kou spricht sehr wohlwollend von Ihnen. Ich bin Neji. Das ist Tenten." "Kou spricht so wohlwollend von mir, weil er mit meiner Schwester geht", wiegelte ich ab. Ich nickte in Richtung der Spitze. "Los, übernehmt wieder die Führung. Das hat sich bewährt." Die beiden lächelten kurz, dann verschwanden sie vor meinen Augen, nur um auf dem Baumstamm, der zur Ruhe gekommen war, wieder aufzutauchen. Wir hatten mehr als zwei Kilometer geschafft. "Noch ist alles frei!", rief Tenten von ihrer Position und winkte fröhlich. Ich sah Nekozumi an. "Nanu? Kein Kommentar?" Der große Mann schulterte sein Schwert in eine bequemere Lage und sah mich breit grinsend an. "Wozu? Die beiden sprechen für sich selbst." Er deutete nach vorne. "Sollten wir nicht aufholen?" Kurz sah ich zu Kaminari, der immer noch bei mir war. "Das sollten wir wohl, Nekozumi-san." Ich führte Step aus, schloss mit Ryu und Nekozumi zu Rose auf. "Die beiden gefallen mir. Solche Genin kriege ich normalerweise nicht für meine Missionen." Rose lachte. "Du kriegst vor allem die Problemfälle, die eine harte, aber gerechte Hand brauchen. Die beiden sind nichts davon. Sie sind das Team, das Guy-sama betreut. Und sie haben an der Chunin-Prüfung teil genommen. Der dritte der Runde, Rock Lee, liegt mit zerschlagenen Knochen im Krankenhaus. Tenten hat es zumindest in die dritte Runde geschafft, und Neji hat erst in der Endrunde gegen den Bengel verloren, der alleine lebt. Du weißt schon, den Lehrling von Jiraiya-sama." "Naruto Uzumaki", sagte ich. "Genau der. Der Kleine steht total auf Ramen. Ich habe ihn neulich bei Ichiraku essen gesehen... Würde er nicht noch wachsen, würde ich mich fragen, wo er das alles lässt. Jedenfalls hat Neji verloren." "Heißt das, dass Naruto Chancen darauf hat, Genin zu werden?" Mit einem Schauder erinnerte ich mich an meine Prüfung. Hätte ich damals gewusst, dass ich eines Tages Verantwortung für die Leben von zweihundert Shinobi übernehmen musste, hätte ich vielleicht freiwillig gegen den Kuro-Nin verloren. "Keine Ahnung. Der Letzte, der nach einem Examen zum Chunin befördert wurde, warst du, Mamo-chan. Und deine beiden Häschen auf Reserve. Es scheint so als wenn die nachfolgenden Jahrgänge nicht euren Biss haben." Sie grinste mich an. "Andererseits hätte ich mir dich als Anführer auch 'ne ganze Zeit nicht vorstellen können." "Wie überaus schmeichelhaft", erwiderte ich säuerlich. Ich presste eine Hand gegen meinen Empfänger. "Die erste Gruppe, die Otogakure erreicht, macht sofort Meldung über die Zustände, die dort herrschen." "Verstanden!" "Hanabi hier. Haben jetzt auch Feindkontakt. Keine Flüchtlinge in dem Sinne, aber... JOUNIN!" Ich reagierte ohne nachzudenken. Sofort hetzte ich los, formte noch im ersten Sprung die Fingerzeichen für das Kage Bunshin no Jutsu, und ließ fünf meiner Klone die Minensucher spielen. Fünfzehn weitere Klone rasten an mir vorbei. Eine Detonation weiter vorne bewies, wie weise diese Idee war. Ich sah kurz hinter mich, erkannte Kaminari. "Ich habe deinen Rücken, Mamo-chan." Ich nickte ihm zu. Dann ging mein Blick zu den anderen beiden Genin, die mich begleiteten. "Und Ihr?" Tenten lachte verlegen. "Rose-chan meinte, wir sollten Minenräumen helfen. Das muss jetzt ganz schnell gehen, sonst ist Hanabis Truppe Fischfutter." "Das waren nicht ganz ihre Worte, aber Recht hat sie trotzdem", sagte der Hyuuga. Er aktivierte die Byakugan. "Die nächsten fünfhundert Meter sind sicher." Neben Kaminari bewegte sich Nekozumi. "Ich habe mich dazu entschlossen, bei Ihnen zu bleiben, Morikubo-san. Aber ich greife nicht in die Kämpfe ein." Das ließ mich kurz schmunzeln. Vielleicht konnte man mit ihm ja doch auskommen, vor allem wenn man bedachte, dass zwei der Schattenklone von ihm gewesen waren. "Na, dann mal los", sagte ich. Um Rei Hanabi und ihre Leute zu erreichen musste ich Otogakure kreuzen. Fähige Shinobi dabei zu haben mochte sich noch als nützlich erweisen. Wir brachen aus dem Wald hervor, kamen an den Ortsrand. Keine Sekunde später meldete Karin über Funk: "Wir sind drin, Mamo-chan." "Ich komme von Süden und versuche Hanabi zu erreichen." Ich erhielt keine Rückmeldung von der Medi-Nin, und ich hoffte, das geschah nur, weil sie beschäftigt war. Nicht weil sie tot war. Ich hetzte durch das Dorf, mitten unter panisch durcheinander laufenden Bewohner und einige vereinzelte Genin, die verzweifelt versuchten, einen Überblick zu bekommen. Ich ignorierte sie, solange sie uns ignorierten. Doch das galt nicht für alle. Ich sah die Shuriken von einer Gruppe Oto-Nin heran fliegen, machte mich bereit, sie abzuwehren, aber Neji war plötzlich vor mir. Er fischte die gefährlichen Waffen aus der Luft oder schlug sie beiseite. Das war das Juuken, die geheime Technik seines Clans. "Ich kümmere mich um die und rücke nach", versprach er. Neji verließ unsere kleine Gruppe. Er landete direkt von den Oto-Nin, und machte bei seiner Landung einen so nachhaltigen Eindruck, dass die vier Shinobi angstvoll einen Schritt zurück wichen. Wir übrigen setzten den Weg fort. Wir überquerten das größte Gebäude des Dorfes, nutzten das Dach als Plattform für einen weiteren Sprung. Meine Nackenhaare richteten sich auf, als ich die kalten Ziegel berührte. Irgendwas an diesem Bau war merkwürdig. Ich sollte später herausfinden, was ich gespürt hatte. Und es würde mir nicht gefallen. Wir hatten fast zwei Drittel des Dorfes überquert, an drei Stellen erkannte ich Kämpfe zwischen Konoha-Nin und Oto-Shinobi. Kalt erwischt, nannte man das. Andererseits wäre das Dorf leer gewesen, wenn wir nur einen einzigen Tag länger gebraucht hätten. Aber wir hatten Hanabi-san noch immer nicht erreicht. Geschweige denn, dass sie sich per Funk meldete. Eine Wassersäule, die sich vor mir zum Drachen formte, verfehlte mich nur knapp. Ich wirbelte um das Wasser herum, versuchte wieder in den Tritt zu kommen. Hinter mir umgingen Tenten und Nekozumi das Wasser ebenfalls. Tenten trennte sich von uns, entrollte zwei Schriftrollen und attackierte den Wasser-Jutsu-Nutzer. "Ich komme gleich nach!", rief sie, und entließ einen Waffenschauer auf den Oto-Nin. Schließlich war der Ortsrand erreicht. Kurz bevor wir in den Wald eintauchten, um Hanabi-san zu erreichen, sah ich im Osten Tonaris Leute, die ohne jede Gegenwehr von Otogakure Besitz ergriffen. Im Norden war die Situation ähnlich. Hana-chan, gut zu erkennen an ihrer goldenen Haarflut, war schon beinahe bis zum Ortskern vorgedrungen. Allgemein eine positive Entwicklung, mit dem einen Fehler, dass ein Teil meiner Leute gerade in diesem Moment von Jounin massakriert wurden. Als ich zwei Kilometer tief im Wald Kampflärm hörte, wusste ich zumindest, dass nicht alle Genin aus Hanabis Gruppe getötet worden sein konnten. Ich hielt so plötzlich an, dass Nekozumi beinahe in mich hinein gerannt wäre. "Was ist los?" "Ich beschwöre jetzt meine Affen-Krieger", sagte ich. "Es wäre fatal, wenn ich in eine Situation laufen würde, die mich daran hindert, die Beschwörung auszuführen." Nekozumi grinste und schwang sein Schwert. "Das hätten wir doch mal sehen wollen, Morikubo-san." Ich lächelte matt. "Ich dachte, Sie wollten nicht kämpfen, Nekozumi-san." "Nun, sagen wir, eventuell könnte ich etwas Bewegung vertragen." Ich biss mir in den Daumen, bekam etwas von dem Blut, mit dem ich meinen Kontrakt unterschrieben hatte. "Kuchiose no Jutsu!" Es erfolgte die übliche Verpuffungswolke. Daraus schälten sich zwei Gestalten. Eine Doppel-Beschwörung? Das war mir bisher noch nie gelungen. Aber schnell wurde mir klar, warum ich plötzlich zwei Affenkrieger vor mir hatte. Auch wenn sie miteinander mehr stritten als zusammen zu arbeiten schienen, sie konnten nicht ohne einander. "Grüße von Doktor Tofu", sagte der Mann und rückte die überdimensionierte runde Brille zurecht, "er ist noch zu erschöpft von den Kämpfen um Konoha. Ebenso Ranma und Ranko. Von König Enma ganz zu schweigen." Suchend sah er sich um. "Wo ist der Feind?" "Genau!", ereiferte sich die Frau. "Wo Feind?" Ich lächelte kurz bei ihren Worten. Sie neigte dazu, Wörter zu verschlucken, wenn sie aufgeregt war, oder wenn sie sich freute. Augenscheinlich tat sie beides. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, um die beiden zu betrachten. Mousse, der schlanke, hochgewachsene Waffenmeister, hätte Tenten bestimmt gefallen. Ich konnte nie in Erfahrung bringen, ob er wirklich halbblind war und tatsächlich diese Brille brauchte. Aber ich wusste seinen Eifer und seinen Ehrgeiz zu schätzen. Seine stilvolle Robe im Stil des Lands des Wassers verbarg durch die gebauschten Ärmel seine Hände - und mindestens zwei bis drei Dutzend tödlicher Waffen. Shampoo hingegen konnte sehr gut sehen. Und sah auch noch blendend aus. Ihr Stil war der Nahkampf. Oder, um es mal mit Ranma-senseis Worten auszudrücken: Sie mochte es, wenn ein Kampf weder große Worte, noch große Techniken erforderte. Und wenn viel Körpereinsatz erforderlich war. Sie war eine Taijutsu-Meisterin, die es durchaus mit Ranko-sama aufnehmen konnte. Er war Fernkämpfer für mittlere Distanzen, sie ging die Kurzdistanzen an. Sie ergänzten einander, schoben sich gegenseitig die Ziele zu. Sie hassten sich, aber nur auf die eine Art, mit der man seine Liebe verbergen konnte. Für den folgenden Kampf gegen die Jounin der Oto-Shinobi waren sie perfekt geeignet. "Diese Richtung. Fünfundzwanzig Konoha-Genin, eine Chunin, die sich nicht mehr meldet. Der Feind ist eine unbekannte Anzahl an Jounin Otogakures." "Wir kümmern uns darum", versprach Mousse, rückte seine Brille zurecht und wollte davon springen, aber Shampoo erwischte ihn am Saum seiner Jacke. "Andere Richtung, Idiot!", zischte sie. "Blamieren du willst?" "Nun werde nicht gleich sauer. Dann geh du halt voran", murrte Mousse. Die beiden benutzten Step. Diesmal in die richtige Richtung. "Das waren Affenkrieger?", fragte Nekozumi erstaunt. "Ich hätte sie mir mit mehr Fell vorgestellt." "Sie tarnen sich. Als Menschen", erklärte ich. Ich biss mir erneut in den Daumen, förderte wieder etwas Blut. "Kuchiose no Jutsu!" Diesmal trat eine alte Bekannte aus der Rauchwolke. Besser gesagt, sie flog mir um den Hals. "Mamo-chaaaaan!" "Nicht jetzt, P-chan! Wir müssen ein paar Leben retten!" "Später vielleicht?", fragte sie hoffnungsvoll. Der Kampflärm wurde lauter, kurz bevor wir den Ort erreichten, an dem gekämpft wurde. Das lag an den Affenkriegern, die eingegriffen hatten. Der Kampfplatz selbst kündigte sich schon früh an. Mehrere Bäume waren entastet oder gleich gefällt. Einer stand in Flammen. Der Boden war aufgerissen, ein Teil unter Wasser gesetzt. Ich zählte auf Anhieb mindestens acht Konoha-Shinobi, die sich nicht mehr rührten. "Medi-Nin zur Gruppe Hanabi", sagte ich tonlos über Funk. P-chan löste sich von meiner Seite, sprang in die Tiefe. "Ich schaue mal, was ich tun kann", versprach sie. Nekozumi und ich eilten weiter, dem Kampflärm nach. Ein Oto-Nin, Blutüberströmt und schreiend wie ein Wahnsinniger, sprang auf mich zu, sein Schwert zum Schlag erhoben. Der Mann war vollkommen von Sinnen und in seinen Augen glomm Wahnsinn. Bevor er mich erreichen konnte, traf ihn jedoch der schwere Stahlblock, der Nekozumi als Waffe diente. Er wurde vom Schwert mittig getroffen und an den nächsten Baum geschleudert. Es gab zwei hässliche Geräusche, als der Baum brach, und irgendetwas in seinem Leib. Als Nekozumi die Waffe wieder abnahm, fiel der Oto-Nin ohne ein Wort zu Boden und blieb mit verrenkten Gliedern liegen. "Beeindruckend", sagte ich. Immerhin konnte dieser Mann ein Jounin gewesen sein, und der Mann aus dem Land der Reisfelder hatte ihn mit einem Schlag ausgeschaltet, vielleicht getötet. "Ach, man lernt halt dies und das, wenn man die Augen offen hält", wiegelte er ab und schulterte die Waffe wieder. Weitere Konoha-Genin lagen am Boden, ich zählte noch einmal fünf. Mehr als die halbe Truppe von Hanabi-san. Dann erreichten wir den Kampf selbst. Ich erkannte fünf weitere Konoha-Shinobi, die leblos am Boden lagen. Unter ihnen war auch Hanabi. Sie hielt sich ihren blutüberströmten Leib und atmete so flach, das ich es kaum sehen konnte. Ein Blick zu den Affenkriegern sagte mir, dass sie die Situation im Griff hatten, so wie es ihre Art war. Shampoo setzte einem Oto-Nin mit katzenhafter Gewandheit und Schnelligkeit zu, ließ ihre Krallen sprechen und tötete den überraschten Gegner; Mousse verfolgte mit seinen Waffen drei weitere Oto-Nin und erwischte den hinteren mit seinen gefürchteten Sicheln an den Waffenketten. Der Unglückliche wurde mit den Waffen an einen Baum genagelt. Die anderen beiden, ein großer Dicker mit orangen Haaren, und eine junge Frau mit Turban, schafften es gerade so, seinen anderen Waffen zu entkommen. Dies war der Moment, in dem ich erkannte, das es vorbei war. Aber um welchen Preis? Hätte ich den Weg, den die Jounin nehmen würden, nicht voraus ahnen sollen, ja müssen? Hätte ich ihre Anwesenheit nicht besser einkalkulieren müssen? Mousse wollte den anderen Jounin hinterher, aber wieder war Shampoo schneller. "Lass sie, die auf und davon. Mamo-chan, wenn nichts anderes zu tun, helfen wir jetzt Eroberung von Otogakure!" Ich nickte geistesabwesend. Beide waren keine Heiler wie Ranma oder P-chan. Sie nützten nur an der Frontlinie etwas, und die befand sich im Dorf. Im übrigen bestand immer noch die Hoffnung, dass die ANBU die fliehenden Jounin stellen würden. Als die Ruhe nach dem Kampf einkehrte, hörte ich von hier und da Stöhnen, Husten, leise Rufe nach Hilfe, und hier und da auch mal einen herben Fluch. Ein Mann kam aus einer Baumkrone herab gesprungen. Man hatte ihm alle Finger gebrochen, ein Auge blau geschlagen und dazu noch den Arm gebrochen. Das hatten sie getan, um einerseits einen natürlichen Sadismus auszuleben. Andererseits, um den Genin daran zu hindern, Fingerzeichen zu formen. Er sah mich mit bebenden Lippen an, als er mich erkannte. Er hob die demolierten Hände, wie um sich zu entschuldigen. Tränen liefen aus dem nicht zugeschwollenen Auge. "Schon gut, Haku. Niemand wird sagen, dass du vor dem Gegner geflohen bist." Meine Worte überzeugten ihn nicht ganz. Vielleicht würden sie das, wenn sein Schock vergangen war, und die Schmerzen seiner Verletzungen den Verstand reinigten. Ich klopfte dem Mann auf die Schulter. "Nicht deine Schuld. Es war meine Schuld." "Nein, Morikubo-sama, es war nicht deine Schuld", widersprach er heftig. "Nicht deine." "Wir werden sehen, was der Rat dazu sagt." Weitere Shinobi kamen aus dem umliegenden Gehölz. Manche mussten von ihren Kameraden gestützt werden. Allen war gemein, dass sie erschöpft waren, verletzt, zerschlagen. Ich sah am Boden fünf Shinobi mit den Insignien Otogakures, einer hing immer noch, von Mousse dorthin befördert, tot an einem Baum. Zwei weitere hatte ich fliehen sehen. Das machte neun mit dem, den Nekozumi erwischt hatte, und mindestens einer musste ein Jounin gewesen sein. "Ihr habt dem Gegner überraschend viel Widerstand entgegen gebracht!", sagte ich laut, damit mich alle hörten. Bei einigen hellte das die Mienen etwas auf. Manche, so sie noch die Kraft hatten, weinten lautlos oder starrten blicklos vor sich hin. Das war meine Schuld. Ich hatte sie hierher geschickt. Ich war der Anführer. Ich hatte die Truppe aufgeteilt, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass sich tatsächlich noch Jounin im Dorf befanden. Ich würde für diesen Fehler eine angemessene Bestrafung bekommen. Ich hatte sie auch verdient. Wie viele Shinobi waren hier gestorben? Zehn? Fünfzehn? Unter ihnen Rei Hanabi? Ich fühlte frustrierende Hilflosigkeit in mir aufsteigen. Ich hatte nie besonderes Talent für die Heilung gezeigt, war nie in Mutters Fußstapfen getreten. Ich konnte hier rein gar nichts machen, niemanden retten, nicht einmal jemanden trösten, so wie den Genin mit den gebrochenen Fingern. "PLATZ DA!", gellte es hinter mir auf. Gleich zwölf Genin auf einmal rauschten an mir vorbei. Gemein war bei jedem die Aura voll aufgeladenen Chakras. Zwei von ihnen waren sensorische Ninjas, die sich sofort auf die Suche nach den restlichen Konoha-Genin machten; die anderen waren Medi-Nin, die mit der Konoha eigenen Präzision ans Werk gingen. Ich sah mir die Szene für mehrere Sekunden wie gebannt an, sah Menschen aufschrecken, die ich schon für tot gehalten hatte, sah aber auch solche, die trotz aller Bemühungen der Medi-Nin nicht zu retten waren. Auch bei Hanabi-san hockte eine Medi-Nin, und ließ gut sichtbar Unmengen an Chakra in sie hinein fließen. "Verdammt, nun nimm es doch endlich an!", fluchte sie. "Morikubo-tono", sagte Nekozumi und legte mir eine Hand auf die Schulter. Er hatte seine Anrede an mich respektvoller gesetzt, und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der ich es nicht verdient hatte. Ich nickte schwer. "Sie haben Recht." Ein letztes Mal blickte ich auf die Menschen Konohas, die Hilfe brauchten, die Hilfe leisteten. Dann machte ich mich wieder auf den Rückweg. "Morikubo hier. Hanabi-sans Gruppe wurde ausradiert. Etliche sind tot oder schwer verwundet. Die Medi-Nin leisten bewundernswerte Arbeit, und ich hoffe, sie können einige von ihnen retten." Ich atmete tief durch, während ich an der Seite von Nekozumi von Baum zu Baum sprang. "Bericht. Rose, du fängst an." "Wir sind jetzt auf dem Dorfplatz. Haben hier etwa dreißig Zivilisten und fünf Shinobi, die sich ergeben haben, ergriffen. Zwei wurden getötet. Keine Verluste. Im Übrigen habe ich Neji und Tenten wieder eingesammelt. Auch ihnen geht es gut." Ein Lichtpunkt. Ein winzig kleiner. "Gut. Fei-chan." "Wir hatten als Erste Feindkontakt. Drei Verletzte, einer davon schwer. Aber wir haben acht Genin und etwas über zweihundert Zivilisten ergriffen. Außerdem haben wir weitere fünf Oto-Nin getötet." "Verstanden. Karin." "Kein Feindkontakt. Um die fünfzig Zivilisten ergriffen. Wir bringen sie gerade zum Dorfplatz zu Rose-chan." "Okay. Hanako." "Wir hatten Feindkontakt. Ein Toter, fünf Verletzte, teilweise schwer. Mousse-sama hat uns raus gehauen. Wir vermuten, dass wir auf den Jounin gestoßen sind, der die Nachhut bilden sollte. Und wenn ich schon mal dabei bin, dankenswerterweise bisher keine Spur von Orochimaru oder seinem Leutnant Kabuto." Ich nickte schwer. Der wievielte Tote war das unter meinem Kommando? Ich wusste es nicht. Und der Gedanke, dass ich sie auch alle hätten verlieren können, war nur eine dumme Ausrede, eines Ninja des Nara-Clans nicht würdig. "Ja, gut. Tonari." "Keine Verluste, aber auch keine Gefangenen. Wir sind gleich auf Anhieb bis zum Haupthaus durch gekommen. Der Osten ist bereits komplett evakuiert. Ich befinde mich gerade im Haupthaus. Unter dem Keller ist noch ein Keller, gespickt mit Fallen. Kann ich den Hyuuga für eine Erkundung kriegen?" "Bist du sicher, dass du da unten etwas erkunden willst?", fragte ich mit einem Schauder in der Stimme. "Nachsehen müssen wir", konterte er. "Also gut, Rose-chan, schick ihm Neji und Tenten nach." "Warum auch Tenten?", fragte Rose verwundert. "Brich niemals ein Siegerteam auf", antwortete ich. "Moriyama, Meldung." "Moriyama hier. Keine Verluste. Der Osten der Stadt ist tatsächlich evakuiert. Wir haben einen Gefangenen. Besser gesagt eine. Sie sagt, sie will zu Ihnen, Morikubo-sama. Ihr Name ist Maria." Für einen Moment fühlte ich mich, als hätte mein Herz ausgesetzt. Ich befand mich mitten im Sprung auf ein Häuserdach, und beinahe hätte ich die Steine verfehlt. Nur weil mich Nekozumi stützte, fiel ich nicht fünf Meter in die Tiefe. Maria? War sie doch noch hier? "Danke, Nekozumi-tono." Ich hoffte, auch er würde verstehen, was ich sagen wollte. "Moriyama, bringen Sie Maria zum Dorfplatz." Ich atmete tief durch. "Ich möchte gerne eines feststellen: Otogakure ist in diesem Moment fest in der Hand von Konoha. Wir sammeln uns in der Dorfmitte, versorgen unsere Verwundeten und unsere Toten, sammeln uns und ordnen unsere Reihen. Danach beginnen wir mit der Zerstörung sämtlicher militärischen Einrichtungen, der Waffenlager und der Häuser. Noch währenddessen werden Karins und Hanakos Gruppen die Zivilisten und die gefangenen Oto-Shinobi nach Süden führen, aus dem Ort raus. Die Gerichte im Land des Feuers werden sich jedes einzelnen annehmen; um die Shinobi werden sich Konohas Gerichte selbst kümmern." Wieder etwas mehr gefestigt setzte ich meinen Weg neben Nekozumi fort. "Warum sollen ausgerechnet Karin und ich das machen, Mamo-chan?", beschwerte sich Hanako. "Weil das eben die Aufgabe für einen Chunin auf Probe ist, Hana-chan", sagte ich barsch. In Wirklichkeit wollte ich sie und Karin außer Reichweite Marias haben. Ich musste mich mühsam zurückhalten, um nicht dem Wunsch nachzugehen, sie umzubringen. Wie mochte es da erst meinen Mädchen gehen? Zügig trafen wir vor dem Hauptgebäude ein. Die Menschenmenge umfasste vielleicht dreihundert Menschen und ungefähr vierzig Ninjas. Beinahe zwanzig tote Oto-Shinobi hatte man in einer Ecke des Platzes abgelegt, und es würden noch ein paar hinzu kommen. Unter ihnen die Jounin, die Mousse und Shampoo getötet hatten. Dennoch erkannte ich Maria in der Menge ohne Probleme sofort wieder. Da stand sie, lächelnd, mit ihrem blendenden Aussehen, ihrem wie Seide wirkenden, langem schwarzen Haar, kokett so stehend, das es ihre weiblichen Proportionen bevorteilte. "Hallo, Mamo-chan", säuselte sie. Ich ging auf sie zu, ergriff sie am Kragen, holte bereits aus, und hätte nicht ausgerechnet Mousse mich zurückgehalten, hätte ich sie geschlagen, so wie sie da stand. "Sag nie wieder Mamo-chan zu mir", zischte ich sie an, ließ aber langsam den Arm sinken und ihren Kragen fahren. "Was willst du von mir?" "Wie, was will ich von dir? Deine Leute haben mich gefangen", sagte sie salopp. "Halte mich nicht für dumm. Was ist es? Bist du wegen der Verluste beim Angriff auf Konoha in Ungnade gefallen und willst dich jetzt bei mir einschmeicheln? Suchst du mit einem perfiden Plan Rache? Oder hoffst du auf unser aller Vernichtung durch deinen Herrn Orochimaru?" Sie warf einen Blick auf die Zivilisten und Genin, die mit ihren Karren und Besitztümern zum Abmarsch vorbereitet wurden. "Was geschieht mit ihnen? Viele wussten nicht einmal, dass Orochimaru-sama dieses Dorf gegründet hat." "Das Recht des Siegers. Wir entscheiden, wer Schuld trägt, und wer nicht." Es klang arrogant, selbst in meinen Ohren. "Auf jeden Fall aber werden wir sie nicht pauschal verurteilen. Sie werden aber kaum zurückkehren können, jetzt wo Otogakure zerstört ist. Jene, die unschuldig sind, oder die zumindest nichts mit dem Angriff auf Konoha zu tun haben, werden wohl im Land des Feuers siedeln dürfen. Aber ich will dem nicht vorgreifen. Vielleicht dürfen sie auch ins Land der Reisfelder zurückkehren, wenn sie dies wünschen." Nekzumi sah mich ernst an. "Wir werden sehen", sagte er mit neutraler Stimme. "Also verlassen sie das Dorf." "Ja, ich lasse sie wegbringen. Wir zerstören es nachher." "Ich glaube, die Arbeit kannst du dir sparen", orakelte sie. Kurz ging ihr Blick zur Sonne. "Und ich will dir zeigen, warum. Habt Ihr die unterirdischen Kavernen schon erforscht? Orochimaru-samas hiesige Forschungseinrichtung?" Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. "Wir sind dabei", gestand ich. "Du solltest es dir ansehen. Sieh es als meinen Gefallen dafür, dass du die besiegten Genin nicht hinrichten lässt. Ein kleiner Fingerzeig der Freundschaft, denn eigentlich habe ich persönlich überhaupt nichts gegen dich, Mamo-chan." Ich musste mich abwenden, um ihr Gesicht nicht mehr sehen zu müssen. Was sprach dagegen, sie doch noch zu töten? Was sprach dafür, ihr zu glauben und ihrem ominösen Fingerzeig zu folgen? Ich sah sie erneut an, ergriff ruppig ihren rechten Arm und zerrte sie mit in Richtung Haupthaus. "Tonari, ich komme mit einer ortskundigen Gefangenen nach. Wie weit seit Ihr?" "So fünf Meter, würde ich sagen. Der Hyuuga ist unglaublich, aber hinter jeder Wand, hinter jedem Stein scheint ein Waffenarsenal zu stecken", sagte Tonari. "Oh, das kann ich bestimmt schneller", sagte Maria schmunzelnd. "Wir werden sehen. Enttäusche mich besser nicht", erwiderte ich. "Oh, du wirst auf deine Kosten kommen", versprach sie mit einem verheißungsvollen Lächeln. Verdammt. Sie hatte mich in der Falle, und sie wusste es auch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)