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Konoha Side Stories

von

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Feuerregen 5

4.

Lachend und scherzend ging ich mit den Jungs, also Kaminari, Asa. Kiba und Shino ins Herrenbad. Das heißt, vier von uns scherzten und lachten. Shino gab sich wie immer schweigsam und geheimnisvoll. Und selbst als wir alle gar nichts oder nur noch ein Handtuch um die Hüften trugen und eifrig mit Abseifen beschäftigt waren, trug Shina Aburame noch immer seine Sonnebrille.

"Sag mal, muss das sein, Shino-kun?", fragte ich tadelnd. "Kannst du die Sonnenbrille nicht mal im Bad absetzen?"

Der Käferjunge sah zu mir herüber. "Natürlich kann ich das. Aber sie hilft mir dabei, mich zu konzentrieren, Sempai."

"Hm", sagte ich, ging zu ihm herüber und stellte mich neben ihn. "Das musst du mir näher erklären. Das klingt interessant."

"Gerne doch, Mamoru-sempai." Er saß auf einem der typischen Plastikhocker, wie es sie vor öffentlichen Bädern zuhauf gab. Unverwüstlich, leicht sauber zu halten, aber selten hoch genug für mich. Ich stapelte meistens zwei ineinander.

Shino hob die rechte Hand, und fasziniert sah ich dabei zu, wie an seinem rechten Oberarm ein Käfer direkt aus der Haut zu entstehen schien. Das Tier kletterte zum Ellenbogen runter, dann den Unterarm hinauf, bis er auf dem Zeigefinger verharrte.

"Äh", sagte ich irritiert und deutete auf seinen Unterarm.

"Ein für uns Aburame vollkommen natürlicher Vorgang. Wir steuern die Öffnung unserer Brut- und Depottaschen willentlich. Es hat etwas vom beschleunigten Heilen eines Medi-Nin."

"Ich hätte mit großen Löchern im Körper gerechnet. Ich habe mich schon gefragt, wie du da baden willst, ohne deine Käfer zu ertränken", lachte ich gespielt. "Aber das erklärt ja einiges. Hast du keine Angst, dass..."

"Dass mich die Käfer eines Tages von innen heraus fressen?" Seine Miene verzog sich zu einem kaum merklichen Lächeln. "Eher weniger. Käfer sind klüger als die meisten Menschen, glaube ich. Einerseits ernähren sie sich hauptsächlich von meinem Chakra, und andererseits sind sie zu klug, um ausgerechnet ihrem Wirt und sicheren Rückzugsort zu schaden."

"Ja, das leuchtet ein." Menschen waren da definitiv weit unvernünftiger. Beinahe wurde ich neidisch auf sein symbiotisches Verhältnis zu den Käfern.

"Weißt du, Sempai, zwischen den Käfern und mir besteht eine Verbindung. Eine intensiver Verbindung. Der ganze Staat steht unter meiner Kontrolle, so wie er mich kontrolliert, um perfekte Lebens- und Brutumstände für ihn zu schaffen. Ich kontrolliere direkt, und er unterschwellig."

"Wie sieht diese unterschwellige Kontrolle aus?", fragte ich interessiert.

"Die Käfer mahnen mich, nicht zu sterben."

"Oh, das klingt logisch."

Der Käfer auf Shinos Fingerspitze breitete die Flügel aus und flog davon. "Ich teile mit meinen Tieren die Sinne", erklärte der Käferjunge. "Ich sehe was sie sehen. Rieche was sie riechen. Fühle was sie fühlen. Wenn ich also einen meiner eigenen Sinne minimiere, in diesem Fall meine Sehkraft, bin ich empfänglicher für die Sinneseindrücke der Käfer. Wir... AUTSCH! WAS SOLLTE DAS DENN, SEMPAI?"

Ärgerlich stand ich neben ihm, die Hand noch immer vom Schlag durchgeschwungen. "Wenn das so ist, mein lieber Freund, dann ruf besser sofort den Käfer zurück! Der fliegt nämlich ins Frauenbad rüber!"

"W-warte, Sempai! Käfer sehen vollkommen anders als wir! Ich könnte gar nicht, auch wenn ich wollte, bei den Frauen..."

"Dann macht es dir ja erst Recht nichts aus, ihn zurück zu rufen, oder?"

Shino seufzte ergeben. "Ja, ja. Schon verstanden." Der Käfer kam zurück und verschwand wieder in der versteckten Tasche an seinem Oberarm.

"Gut. Und weil du so gehorsam warst, wasche ich dir auch den Rücken."

"Ein Packen Eis für meine Beule wäre mir lieber", murrte Shino.

"Als Ninja nimmt man was man kriegen kann. Merk dir das, Shino-kun."

"Und das ist eine Rückenwäsche vom Anführer? Grandios. Was bin ich doch für ein Glückskind."

Ich beugte mich weit genug nach vorne, um ihm ins Gesicht zu sehen. "Ich könnte dich auch alternativ rüber zu den Mädchen werfen und abwarten, was passiert", zischte ich.

Der junge Genin wurde bleich. "Rücken waschen ist eine tolle Idee, Sempai."

"Na also", brummte ich zufrieden.

Derweil ging Kaminari als Erster nach draußen. "Soll ich die Tür auflassen? Kalt ist es ja nicht!"

"Nein, mach sie lieber z...", begann ich, aber es war bereits zu spät. Wir hörten bereits die ersten Gesprächsfetzen aus dem Frauenbad.
 

"Kyahhh! Du bist also Hinata-chan? Ooooh, du hast so vornehm blasse Haut. Und sie ist so weich und zart..."

"Ah! Nicht da... Ah!"

"Nun lass das arme Mädchen doch mal zu Atem kommen, P-chan!"

"Gut, wenn du meinst, Hana-chan..."

"Ich habe ihr nämlich versprochen, sie einzuseifen! Und ich stehe zu meinem Wort!"

"Ah! S-sempai...! Da bin ich kitzlig..."

"Wo denn, wo denn? War das hier?"

"AH! Du bist gemein, Sempai!"

"Ach! Du darfst mit Hinata-chan spielen, und ich darf es nicht? Hinata-chan, ich wasche dich vorne. Oh, du hast aber schon eine schöne Oberweite für dein Alter. Und sie haben eine so tolle Form... Ach, da werde ich glatt neidisch."

"Ahhhhhh! AH! P-perine-sempai, das... Das musst du aber nicht. Du hast so wundervolle Brüste, und sie... MGLMMMMMM!"

"Oh, danke, Hinata-chan, du bist so nett und artig und lieb! Ich könnte dich drücken, drücken, drücken..."

"Lass ihr dabei noch ein wenig Luft zum Atmen, ja?"

"Oh. Glatt vergessen. Gut, dass du es sagst, Hana-chan. Entschuldige, Hinata-chan."

"Sch-schon gut. Und sie sind so herrlich weich..."

Ich schlug mir beide Hände vors Gesicht. Das machten sie absichtlich! Das machten die Mädchen definitiv absichtlich! Da hatte ich keine Zweifel dran, nicht den Geringsten! Ich hatte es erwartet, und ich war bestätigt worden. Fehlte nur noch, dass...

"Ikuko-chan, kannst du mir helfen? Ich wasche dir dann auch den Rücken."

"Aber natürlich, Karin. Ohohoho, was fühle ich denn da? Hast du wieder zugelegt? Die passen ja gar nicht mehr in meine Hände, Schätzchen. Wie hast du das denn gemacht? Eifrig Milch getrunken für unseren Mamo-chan?"

"Lass den Quatsch. Das ist nicht mein Rücken. Soll ich mich vielleicht revanchieren bei der einzigen Frau, deren Oberweite Tsunade-sama gefährlich werden kann?"

"Psst! Karin, wenn die Männer das hören, wenn Mamo-chan das hört!"

"Das hättest du dir besser vorher überlegen sollen. Oh ja, die sind schön groß und weich. Man mag kaum glauben, dass du mit diesen Gewichten vorne einen ordentlichen Step machen kannst, ohne dauernd vornüber zu fallen."

"Das kitzelt."

"Soll ich aufhören?" "Das habe ich nicht gesagt, Karin..."
 

Kaminari schloss die Tür wieder und damit die Stimmen der Mädchen aus. "Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich brauche jetzt eine kalte Dusche", sagte er trocken, setzte sich an den nächsten freien Platz und brauste sich eiskalt ab.

Inari lachte laut. "Tja, verheiratet muss man eben sein, dann ist einem dieses Gerede vollkommen egal! Hahahahaha!"

"Dann hast du ja sicher nichts dagegen, jetzt mit ins Bad zu kommen", sagte Kaminari. "Dazu musst du aber aufstehen."

"Oh, das ist gerade etwas ungünstig."

"Ja, verstehe. Verheiratet sein und über den Dingen stehen."

Ein derber Fluch entrang sich Inaris zusammengepressten Lippen.

Kiba, der gerade seinen Hund eingeseift hatte, sah erstaunt auf. "Ist irgendwas? Ihr wirkt alle irgendwie angespannt."

Ich sah zu Ryu rüber, der warf Inari einen Blick zu, dieser sah Shino an, und der unterdrückte ein Prusten. Wir lachten alle gemeinsam auf.

"Nichts, nichts, es sind nur die Mädchen. Die scheinen sich drüben köstlich zu amüsieren."

"Na wenn das so ist", begann Kiba und brauste seinen Hund gründlich ab, "dann sollten wir das auch tun, oder? Ab ins heiße Wasser!"

"Wo er Recht hat, hat er Recht", sagte ich amüsiert und spülte Shinos Rücken ab. "Also, auf ins Bad."

Der Plan war simpel und einfach. Wenn wir selbst genügend Lärm machten, konnten wir die störenden Kommentare der Frauen vielleicht ausblenden. Das klappte nicht immer, vor allem nicht mehr nach meinem Geständnis, aber ab und an funktionierte es. Dumm nur, dass es diesmal überhaupt nicht funktionieren musste.
 

Als wir in das herrliche Außenbad traten, das gerade von der warmen Nachmittagssonne beschienen wurde, waren wir noch bester Dinge. Zumindest bis zu dem Augenblick, als ich sah, dass bereits jemand die heiße Quelle genoss. In Verbindung mit einer kleinen Flasche Sake. Das war nichts Ungewöhnliches.

Ich kannte den Mann. Das war auch nichts Ungewöhnliches.

Aber das wo und wann war entscheidend.

"AH!"

Aufmerksam geworden sah er zu mir herüber. "Ah, Morikubo-sama! Groß sind Sie geworden. Ein richtig feiner Kerl!"

Das war eine irritierende Antwort, vor allem, wenn man die Umstände betrachtete, unter denen ich ihn kennen gelernt hatte. "AH!"

Der große, vierschrötige Bursche, grinste mich an. Mit einem Mund voller falscher Zähne, die allerdings so gut gearbeitet waren, dass es schon meiner Erinnerung an einen Haufen schwarz verfaulter Stumpen bedurfte, die ich zuvor in diesem Mund gesehen hatte. "Ah?"

Bedächtig erhob sich der Mann. Zugegeben, er sah besser aus als vor knapp vier Jahren, als ich ihn das erste Mal gesehen hatte. Ziemlich betrunken, alkoholkrank und schmutzig, speckig, schmierig. Und er hatte sich ein neues Gebiss geleistet. Das warf doch einige Fragen auf, immerhin hatte ich ihn das letzte Mal als Anführer von vier ähnlich abgerissenen Straßenräubern kennen gelernt, die uns gegen Sex hätten passieren lassen... Und mich mit einem Mädchen verwechselt hatten!

Langsam spürte ich die alte Wut wieder hoch kochen.

"Beruhigen Sie sich, Morikubo-sama", sagte er hastig, als er meine zitternden Hände sah. "Ich bin Ihr Auftraggeber!"

"Was?", rief ich erstaunt.

"Was?", kam es vom Zaun, der das Frauenbad vom Männerbereich trennte.

Erschrocken fuhr der Bursche zusammen und verkrampfte sich um das Handtuch in seinem Schritt. "Ah! Nicht gucken!"

Hanako, die über den Zaun schaute - oh, welch ein Déjà-vu - wurde rot und verschwand wieder hinter dem Holz. "I-ich habe nur geschaut, weil Mamo-chan so geschrien hat! Ich wollte nicht schmulen! Und überhaupt, kenne ich dich nicht irgendwoher, Onkelchen?"

Entsetzt riss ich die Augen auf. Was irritierte mich mehr? Dass Hana-chan dem Burschen einen Kosenamen verpasst hatte, oder dass er nach eigener Aussage unser Auftraggeber war?

"Wie gesagt", setzte er erneut an, "ich kann alles erklären!"

"Na, da bin ich aber sehr gespannt."
 

"Als ich Morikubo-sama getroffen habe, da war ich sehr betrunken gewesen. Ich war damals ein Ronin, ein herrenloser Soldat, ohne Weg, ohne Ziel. Der einzige Lebenszweck, den ich und meine Leute hatten, war, auf der Straße ein paar Ryou für die nächste Ladung Alkohol abzupressen. Und, ich gebe es zu, auch wenn es keine Ruhmeszeit für mich war, wir erpressten auch, wann immer es ging, ein paar sexuelle Gefälligkeiten. Nun, das machten wir, zumindest bis wir auf Morikubo-sama und seine Konoha-Gruppe trafen. Ich weiß nicht mehr alles, es ging so furchtbar schnell, aber eines weiß ich noch: Ich hatte Sterbensangst. Noch nie in meinem Leben hatte ich so deutlich gefühlt, dass der Tod nur eine falsche Bewegung entfernt war. Und dennoch konnte ich jedes Wort deutlich verstehen, das Morikubo-sama zu mir gesagt hat. Sie haben sich mir eingebrannt.

Er sagte zu mir: Deine Männer haben heute eine kluge Wahl getroffen, die dein Leben gerettet hat.."Vielleicht solltest du jetzt eine gute Wahl für sie treffen, und darüber nachdenken, sesshaft zu werden, denn irgendwann werdet Ihr beim Raub auf der Straße auf einen Gegner treffen, der nicht so nachsichtig ist wie ich. Und dann sterben sie. Er, er, er, er... Und dann du."

Der große Mann lachte und wirkte auf einmal wesentlich sympathischer als damals. "Tja, das habe ich dann auch gemacht. Zwei von uns wollten sich weiter als Straßenräuber versuchen, und ich weiß nicht, ob sie überhaupt noch leben. Die anderen beiden, Kim und Yoshi, gingen mit mir. Wir beschlossen, mit dem Trinken aufzuhören und einen Ort zu suchen, an dem es sich leben lässt.

Es ist wohl verständlich, dass man uns wegen unseres abgerissenen Äußeren und wegen unserer Schwerter nirgends viel Vertrauen entgegen brachte, und das wir meistens nur geduldet waren, und das auch nicht für lange Zeit.

Also beschlossen wir, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Ich kannte ein Tal, fruchtbar, aber verlassen, in einer Senke zwischen Hügeln mit einem großen Fluss in der Nähe. Es war während des Ninja-Weltkrieges verwüstet worden, und die Bewohner hatte man vertrieben oder getötet. Seither hieß es, dass dort böse Geister leben, und das man sich eine tödliche Krankheit holt, wenn man in den alten Hütten übernachtet. Aber was hatten wir schon zu verlieren?

Wir zogen in dieses Tal, setzten für jeden eine Hütte instand, beseitigten die Überreste des Ninja-Krieges, die noch immer zu finden waren, also Skelette der Toten und vereinzelte Spreng-Tags. Und dann begannen wir, die Reisfelder zu reparieren."

Er machte eine Pause, setzte sich wieder ins Wasser. Und ich und die Jungs setzten uns ebenfalls. Herrlich warmes Wasser umspülte mich. Immerhin.

"Wisst Ihr, Menschen sind eine merkwürdige Spezies. Sie mieden das fruchtbare Tal, weil sie Geister und die Toten fürchten. Aber kaum lebte dort wieder jemand, kamen auch die Menschen wieder. Wie kleine Tropfen, nach und nach, sickerten die Menschen zu uns, setzten sich die Häuser instand, halfen auf den Feldern. Und aus den Tropfen wurde ein Schluck, aus dem Schluck mehrere Schlucke. Und schließlich mussten die Neuankömmlinge neue Häuser bauen, weil die alten belegt waren. Bevor ich mich versah, war der ganze Ort wieder zum Leben erwacht, und das Erntefest hielten wir schon mit dreihundert Menschen ab.
 

Und das war erst der Beginn. Wir überstanden den harten Winter dank der fruchtbaren Felder und der nahen, von Jagdwild überquellenden Wälder, der Nähe zum fischreichen Fluss und zum Meer. Anderen Dörfern erging es nicht so gut, und als freundliche Nachbarn teilten wir, was wir entbehren konnten. Wir hatten im Überfluss, und wenn nicht ich, wer sonst hätte sagen können, wozu Menschen in der Not oder aus Neid fähig waren? Im Sommer waren wir schon fünfhundert, dann sechshundert im Herbst. Wir waren eine gut funktionierende Gemeinschaft geworden, die prosperierte und wieder eine überreiche Ernte einfuhr. Und so gut wie es uns ging, erhob bald der Daimyo Anspruch auf den wiederentstandenen Ort. Ein widerlicher Typ, der uns aber für seinen Zehner an der Ernte in Ruhe lässt. Und weil der Bursche auch nicht zu mehr taugte, erlebten wir zur dritten Ernte den ersten Angriff der Banditen."

Er schwieg, schenkte sich nach und leerte den kleinen Becher auf einen Schluck. "Bereits vor der ersten Ernte habe ich eine Frau genommen. Nein, das ist nicht ganz richtig. Sie hat sich mir aufgedrängt. Sie meinte, ein starker Anführer bräuchte auch eine starke Frau, und bevor ich mich versah, stand ich unter dem Pantoffel. Ja, das mit dem Anführer hat mich auch irritiert. Aber die Menschen in meinem Ort waren nur zu gerne bereit, mich mit den Abgesandten des Daimyo sprechen zu lassen, mich die Bürokratie erledigen zu lassen, da ich als ehemaliger Unterführer der Bushi, der Krieger meines alten Herrn, die meiste Ahnung davon hatte. Davon, und von den kleinen, konservativen, ehrgeizigen und gierigen buckligen Kreaturen, die man uns schickte, damit sie die Steuern taxierten. So wurde ich Ortsvorsteher, und Kim und Yoshi wurden meine Leutnants.

Als die Banditen kamen, wäre Yoshi beinahe getötet worden, weil man sein altes Schwert in seiner Hütte gefunden hatte. Ich flehte um sein Leben, und letztendlich ließen sie ihn leben. So wie sie uns leben lassen. Sie nehmen nicht viel, wenn man die große Ernte betrachtet, die uns die vielen Felder ermöglichen, die uns der gute Boden ermöglicht. Nur gut einen Zehnten, so wie der Daimyo. Das können wir verkraften. Dafür müssen wir keinen Streit anfangen und die Leben meiner Leute riskieren. Aber sie kündigten an, dieses Jahr wieder zu kommen. Und sie haben im letzten Jahr..." Er stockte, füllte sich Sake nach und trank ihn wieder in einem Schluck weg. "Sie haben im letzten Jahr nicht nur Reis, Gemüse und Obst im Wert eines Zehnten gestohlen. Sie haben auch junge Leute entführt. Vier Jungen und sechs Mädchen haben sie mitgenommen. Und als eine Mutter ihr Kind nicht gehen lassen wollte, haben sie sie getötet."

Das Keramikgefäß in seiner Hand zerbrach, als er stark genug zudrückte. "Ich wollte mein eigenes Schwert holen, aber Yoshi hielt mich auf. Zu Recht, denn was hätte ich alleine gegen fünfzig gut organisierte und gut bewaffnete Krieger tun sollen?"

Langsam, beinahe bedächtig, zog er sich eine Scherbe aus der blutenden Wunde im Handballen. "Den Reis können wir verschmerzen. Wir verkaufen den Überschuss ohnehin auf dem Markt oder verteilen ihn an Ortschaften, die nicht so gut geerntet haben. So etwas erhält die Freundschaft und mildert den Neid. Aber das Leid der Familien, die entführten Kinder, das kann ich nicht hinnehmen. Also habe ich das Geld genommen, das wir mit unseren Überschüssen verdient haben, um nach einer militärischen Lösung zu suchen. Der Daimyo war wie erwartet keine Hilfe. Solange er seinen Anteil kriegt, sind die Räuber unsere Sache. So waren seine Worte. Kirigakure wäre eine Anlaufstelle gewesen. Aber man sagt von ihnen, dass sie zur Abschlussprüfung ihre besten Freunde töten müssen, und solche Bestien hätte ich nicht gerne in mein Dorf gelassen. Blieb mir nur noch eines, den einzigen Ninja anzufordern, den ich kenne. Der mein Leben verändert hat. Der viele Leben verändert hat. Mamoru Morikubo-sama, Sie sind der Mann, dem ich mein volles Vertrauen schenke. Sie sind der Mann, den ich beauftragen kann mit der Vernichtung der Banditen und der Rettung unserer Kinder beauftragen kann."
 

"Hm", machte ich.

"Und es soll Ihr Schaden nicht sein, Morikubo-sama. Zusätzlich zu dem, was ich bereits dem Hokage bezahlt habe, werde ich..."

"Ruhig, Onkelchen. Das war kein ablehnendes Hm, sondern ein nachdenkliches", klärte Inari den ehemaligen Ronin auf. "Hinter Mamo-chans Stirn pocht schon die erste gute Idee." Der Medi-Nin klopfte mir auf die Schulter. "Nicht wahr, Herr Chunin?"

"Lass den Quatsch", erwiderte ich. "Ich denke."

Zum Älteren gewandt sagte ich: "Danke für diesen Respekt mir gegenüber. Aber da bleibt eine wichtige Frage."

"Ja, Morikubo-sama?"

"Wie heißen Sie überhaupt?"

"Genta."

"Genta?"

"Genta."

"Kein Familienname?"

Er grinste mich an. Ja, das war doch ein erheblich besserer Anblick als die schwarzen, abgekauten Stummel. "Kein Familienname. Keinen, den ich verraten möchte."

"Es tut ja auch nichts zur Sache. Eigentlich." Nachdenklich massierte ich meinen Nasenrücken. "Und diese gut ausgebildeten Räuber, fünfzig an der Zahl, haben versprochen, wieder zu kommen? Dieses Jahr zur Ernte, um ihren Anteil zu nehmen?"

"Und um eventuell weitere Kinder zu rauben. Letztes Jahr war keines unter vierzehn Jahren unter den geraubten Kindern. Dieses Jahr sind fast zwanzig Kinder über diese Schwelle getreten."

Ein dünnes Lächeln umspielte meine Lippen.

"Oho, jetzt hat er nicht nur eine Idee, sondern auch noch einen Plan", sagte Ryu. "Die armen Räuber."

"Nein, es ist nur eine Idee. Noch. Sagen Sie, Genta, wie viele Leute wissen bei Ihnen Zuhause, dass Sie Konoha-Shinobi angeheuert haben?"

"Und Kunoichi!", rief Hanako von der Damenseite entrüstet.

"Und Kunoichi."

"Nur ich und meine beiden Leutnants. Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen, nur für den Fall, dass einer der neuen Dorfbewohner einen Nebenverdienst hat, oder jemand nicht die Klappe halten kann." Er kratzte sich ausgiebig am Haaransatz. "Wieso? Ist das wichtig?"

Nun musste ich grinsen. Jetzt war aus der Idee ein Plan geworden.
 

Nach dem ausgiebigen Bad kam das Essen dran. Natürlich wurde unser Arbeitgeber, der für unsere Dienste bereits bezahlt hatte, eingeladen. Und genauso natürlich übernahm ich als Gruppenleiter den Vorsitz. Genta saß mir gegenüber, und Team acht hatte die von mir aus gesehene linke Seite des Tisches eingenommen. Das temporäre Team saß rechts von mir, Hinata ergänzte Team acht als Leiterin, Karin hatte die Leitung von Kaminaris Mannschaft übernommen. Und P-chan... P-chan hatte sich mit temporärer Duldung meiner beiden Mädchen rechts von mir platziert, um mir in manierlicher, nicht aufdringlicher Art nachschenkte. Da ich im Einsatz war, trank ich nur Tee, um meine Fähigkeiten nicht zu beeinträchtigen. Ich hatte nie genug Resistenz gegen Alkohol entwickelt, um einen Abend durch zu trinken und am nächsten Morgen kampfbereit zu sein. Nicht, dass ich damals zu großartigem Konsum geneigt hätte.

Während das hervorragende Essen serviert wurde, das meiner Meinung nach das teuerste Restaurant Konohas locker in den Schatten stellte, plauderten wir noch recht belanglos über dieses und jenes. Aber nachdem wir unter uns waren, und Ikuko mir nickend zu verstehen gab, das sie auf heimliche Lauscher achtete, widmeten wir uns dem Thema.

Zuerst verschaffte ich mir einen Überblick über die Topographie, also Geländemerkmale wie Flüsse, Seen, Straßen, Felder und Wälder. Dass das Meer in der Nähe war, merkte ich mir auch. Nach der erfolgreichen Mission hatten wir vielleicht die Gelegenheit für ein Picknick und einen Badetag am Strand. Anschließend verschaffte ich mir einen Überblick über die Dorfbewohner, soweit mir Genta dabei assistieren konnte. Was er mir sagte, war nicht wenig. Und es erklärte, warum er unangefochtener Dorfvorsteher war. Es wäre wirklich eine Schande gewesen, wäre dieser Mann bei einem Straßenüberfall an den Falschen geraten und elendig verreckt. Seine Entschlossenheit, die Seinen zu beschützen, gab schließlich auch den Ausschlag für mich, die Geschichte vor der Chunin-Prüfung zu den Akten zu legen und ihm zu verzeihen. Und mich mit aller Kraft für diese Mission einzusetzen.

Dann ließ ich mir so viel wie möglich von den Angreifern schildern. Wie sie aufgetreten waren, was sie getan hatten, wie sie gesprochen hatten. Als Genta eine schweigsame, schwarzhaarige Frau erwähnte, die das Geschehen aus dem Hintergrund gelenkt hatte, schlug für einen Moment mein Maria-Radar an, aber ich schob den Gedanken als unwahrscheinlich beiseite. Wenn sie noch lebte, war sie sicherlich nicht im Reich des Wassers zu finden.

Schließlich zeichnete sich ein recht ordentliches Bild vor mir ab. Vor allem als ich erfuhr, warum die umliegenden Dörfer meistens im Winter unter Mangel litten.
 

"Alles in allem sieht es so aus, als sollte dein Ort abgemolken werden. Vorsichtig, allmählich, um den Menschen die Illusion zu lassen, dass es immer noch ein lebenswerter Platz ist. Dabei steigern die Räuber ihre Begierden mehr und mehr, und anschließend ist eine Ruine übrig wie jene, die dein Dorf einst war."

Ryu nickte zustimmend. Er hatte Erfahrung auf diesem Gebiet, allerdings von der anderen Seite aus. "Und deshalb sollten wir das Übel an der Wurzel ausreißen, anstatt die Symptome zu bekämpfen."

"Und wie wollen wir das machen?", fragte Karin.

Ich grinste so breit ich konnte. "Shino, klapp doch bitte mal deinen Kragen herunter und setz die Sonnenbrille ab. Danke. Jetzt versuch mal zu läch... Okay, ich glaube, das können wir überspringen. Ikuko, wer soll dein Mann sein? Ryu, oder lieber Inari?"

"Hä? Mein Mann? Warum machst du den Job nicht, Mamo-chan?"

"Hey!", kam es entrüstet von Hanako.

"Weil man mir bei meiner Körpersprache einen Dreißigjährigen auch mit einem Henge nicht abnehmen würde. "

"Was planst du schon wieder, du listiger kleiner Teufel?", fragte Ikuko.

"Ist doch vollkommen logisch!", meldete sich Kiba zu Wort. "Da niemand im Dorf weiß, das wir kommen, können wir uns als Neusiedler einschleusen und uns entführen lassen. Das wird uns automatisch zur Quelle führen, oder, Akamaru?"

"Wuff!"

"Gut mitgedacht, Kleiner. Also, wer darf es sein, Ikuko-chan? Der reife, sensible und rücksichtsvolle Inari Asa, oder der draufgängerische, energiegeladene und wilde Ryu Kaminari?"

Ikuko warf den beiden spöttische Seitenblicke zu. "Da nehme ich lieber Inari. Ryu ist mir doch etwas zu wild."

"Hey!", kam es von Ryu.

"Hat da deine Frau nichts gegen?", fragte Karin trocken.

"Wir werden doch wohl nur so tun als ob, oder?", fragte Inari erschrocken. "Und davon abgesehen, ist es ja die Mission, oder?"

"Natürlich werdet Ihr nur so tun. Und Shino wird euren Sohn mimen. Und, hm, da du, mein lieber Inari, blond bist, ist auch die Stelle für die große Schwester schon vergeben. Hanako, darf ich dir deinen neuen kleinen Bruder vorstellen?"

"Na, welche Ehre. Aber ich biege ihn mir schon noch zurecht, meinen kleinen Bruder."

"W-warum hast du mich oder Kiba nicht ausgewählt?", fragte Hinata aufgeregt. "I-ich hätte das auch geschafft! Ich bin eine Kunoichi Konohas, und... Und..."

"Weil wir nicht alle das Dorf infiltrieren werden. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, dich und Shino die Geschwister spielen zu lassen. Aber Ihr seid euch für Zwillinge nicht ähnlich genug. Da fiel meine Wahl eben auf einen meiner Leutnants."

Ich grinste Ikuko frech an. "Los, mach mir mal die Enddreißigerin."

"Na warte, das kriegst du wieder", murrte sie, machte die Handzeichen und verwandelte sich. Übergangslos saß ein graues Mütterchen an ihrem Platz, reichlich faltig und zudem zahnlos.

"Ich sagte: Enddreißigerin. Nicht Endachtzigerin."

"Du bist heute nicht leicht zufrieden zu stellen, Mamoru-sama", murrte sie und verwandelte sich erneut. Ikuko war Mitte zwanzig. Für ihre klischeehafte Rolle als Mutter musste sie nur ihre Haut ein wenig strapazierter machen, ein wenig Schatten unter die Augen legen und über ihrem Mund die Wangenfalten vertiefen. Auf diese Weise war sie immer noch ein hübsches Ding, aber eben ein älteres hübsches Ding.

"Okay, Inari, du bist vierzig. Zeig uns das doch mal."

"Ich will es versuchen", murmelte er und benutzte Henge.

Für die Verwandlung hatte er sein Gesicht aufgedunsen. Die Nase war knallrot, und dicke Tränensäcke prangten unter den Augen. Zudem trug er jetzt einen blonden Vollbart.

"Inari, ich wollte einen mittelalten Mann. Keinen mittelalten Säufer."

"Aber woher soll Ikuko-chan dann die Augenringe her haben, wenn ihr Mann nicht säuft?", fragte er keck.

"Na meinetwegen. Wir bauen hier ja keine Musterfamilie." Ich grinste noch immer, als ich in die Runde sah. "Ziel der Mission ist es, dass Shino und Hana-chan entführt werden. Wir werden einen von Shinos Käfern behalten. Er soll uns an den Ort bringen, zu den sie verschleppt werden. Sollte euch Gefahr drohen, kannst du, Hana, dich mit deinem Körperübernahme-Jutsu verteidigen. Und du, Shino, bist ja immer voll bewaffnet. Aber in diesem Fall bevorzuge ich doch, dass Ihr euch unauffällig wehrt, und genauso unauffällig verschwindet. Wir werden euch mit ein paar Stunden Abstand folgen, um unsere Gegner nicht misstrauisch zu machen. Ikuko, Inari, Ihr stoßt für diesen Teil der Mission natürlich wieder zu uns."

"Das ist viel Aufwand. Und das nur, weil wir die Gelegenheit dazu haben?", fragte Ryu.

"Nein. Das Reich des Wassers hat ein Ninja-Dorf. Entweder rechnen unsere Räuber damit, oder sie haben selbst Ninjas dabei. Durch Shinos Kunst müssen wir sie gar nicht verfolgen. Wir müssen ihnen einfach nur folgen. Damit sollten wir Shinobi ebenso aushebeln wie Maßnahmen gegen Shinobi."

"Und was macht Ihr in der Zeit?", fragte Inari.

"Na, was wohl. Wir bleiben in Sichtweite in einem guten Versteck und greifen notfalls ein, falls die Situation eskaliert."

"Warum machen wir sie nicht einfach gleich platt?", hakte Ryu nach.

"Weil wir auf diese Weise vielleicht die Möglichkeit verlieren, die Entführten zu finden. Das ist der Plan. Das heißt, das wird der Plan sein, wenn unser Auftraggeber zustimmt."

Genta nickte ernst. "Das tue ich. Jedoch bitte ich um eine Änderung. Meine Frau hat... eine kleine Schwester. Sie ist noch keine vierzehn, sieht aber älter aus. Ich fürchte, das sie ebenfalls entführt wird. Ich... Würde es sehr zu schätzen wissen, wenn ihr jemand helfend zur Seite steht. Jemand, der mit entführt wird. Jemand, den ich auf meiner Reise getroffen habe und aus Mitleid mit nach Hause genommen habe."

"Na prima! Das kann ich doch machen!", rief Kiba aufgeregt. "Sagt nur wann und wo und wie, und ich lege los!"

"Äh, eventuell sollten wir jemanden nehmen, der weder durch seine Tätowierungen auffällt...", warf Genta ein.

"Die kann ich doch mit Henge verschwinden lassen!", protestierte der Hundejunge.

"...noch durch seine permanente Unruhe gleich beim Angriff von den Räubern erschlagen wird."

Ich ächzte auf. "Ich ahne, worauf Sie hinaus wollen, Genta, aber mich werden die Räuber stehen lassen."

"Ich bitte ausdrücklich darum, Morikubo-sama", sagte der Dorfvorsteher mit Nachdruck.

"Was denkt Ihr?"

Karin nickte. "Kein Problem. Ich führe das Backup-Team. Einem Käfer zu folgen dürfte nicht die Schwierigkeit sein. Außerdem sind drei Shinobi im Herzen des Feindes keine so dumme Idee."

"Und bei euch?"

"Ich habe nichts dagegen, mit dir in den Einsatz zu gehen, Mamo-chan", sagte Hanako. "Auch wenn wir getrennt bleiben, weil meine Mama sicher darauf besteht, dass ich mich nicht mit diesem Streuner abgebe, den Genta aufgegabelt hat."
 

Die anderen lachten leise. Mir war weniger zum lachen. Es machte mir durchaus klar, wie meine Rolle aussehen würde. Und ich würde sie nicht mögen. Anfangs sicherlich nicht.

"Also ist es abgemacht. Dann sollten wir mir zerrissene alte Kleidung besorgen, dazu einen Lastkarren und etwas alten Hausrat. Damit die Siedlungsgeschichte auch glaubwürdig klingt."

Meine Leute nickten. Gut, Unterstützung bei meiner Entscheidung war mir wichtig. Und ich hatte genügend Vertrauen in Karins Führungsqualitäten. Der Rest konnte von uns manipuliert, aber nicht bestimmt werden. Und ehrlich gesagt freute ich mich auf dieses Abenteuer.

"Zu gerne würde ich ja mitkommen", seufzte P-chan neben mir. Sie war den ganzen Abend äußerst manierlich gewesen, zurückhaltend und wohl erzogen. "Aber ich habe Pflichten, jetzt wo ich erwachsen bin. Vergiss nicht, mich zu beschwören, Mamo-chan, wenn du Ärger hast. Ich habe mich stark verbessert und kann mich jetzt auch in eine Waffe verwandeln. Du sollst der Erste sein, der mich führt."

"Wenn ich in mittelschweren Ärger gerate, der mich nicht dazu zwingt, Ranko-sama, Ranma-sama oder Dr. Tofu zu rufen, werde ich das auch tun. Und, wann musst du wieder zurück?"

"Morgen früh?", bot sie mit gesenkten Augen an.

"Perine!", rief Karin entrüstet. "Denk an den Pakt."

"War ja nur Spaß. Ich gehe, wenn Ihr schlafen geht, okay? Aber vergiss es nicht, Mamo-chan, das war ein Versprechen. Du rufst mich, wenn du Hilfe brauchst."

"Versprochen."

"Dann bin ich zufrieden."

Irgendwie wusste ich aber, dass es nicht leichter werden würde. Nichts spezifisches, sondern alles. Aber schließlich war ich freiwillig Shinobi geworden.

***

Damals
 

Meine Truppe war auf vierzehn Personen zusammen geschrumpft. Die Meisten hatte ich an Verletzungen und die Erschöpfung verloren. Ich selbst war ein erstklassiger Kandidat dafür. Zwei waren getötet worden, und da hatte Glück und die Hast der Oto-Shinobi eine wichtige Rolle gespielt.

Und der Rest, der mir zur Verfügung stand, war auch kurz davor, zu kollabieren. Da waren wir wohl alle nicht großartig anders.

Als wir die Grenze des Landes des Feuers erreicht hatten, hatte ich also zwei Tote und vierzehn Erschöpfte in drei Lagern auf unserem Weg zurückgelassen. Ich rechnete nicht damit, dass sie schnell wieder aufholen würden. Ich rechnete auch nicht mit Unterstützung aus Konoha, wo die Dinge sicherlich noch mehr drunter und drüber gingen als bei mir. Nicht jetzt, jedenfalls. Aber für den Moment reichte es mir, dass wir über zwanzig Gefangene gemacht hatten, die meisten von ihnen beim überraschenden Schlag gegen Otos Wiederaufmarschgebiet, in dem ich Maria wiedergetroffen hatte. Den Rest führten wir mit uns. Und die armen Oto-Nin - wenn mir die Sympathie für das Fußvolk Orochimarus vergeben wird - waren meistens schlimm verletzt und noch erschöpfter als wir. Immerhin lag der Angriff auf Konoha zwei Tage zurück, und kaum einer hatte mehr als das Nötigste geschlafen. Mehr als einmal hatte ich mit dem Gedanken gespielt, Ranko-senseis Soldatenpille zu schlucken. Doch Dr. Tofus Warnung hielt mich letztendlich davon ab.

Als wir nun die Landesgrenze erreicht hatten und der letzte Oto-Nin die Fersen in die Hand genommen hatte und verschwunden war, als ich alle aktuellen Aufträge abgearbeitet hatte, blieb mir nur noch unsere Gefangenen zu sichern, die erste Wache zu übernehmen, eine arme Sau zur zweiten zu verdonnern und einen etwas Glücklicheren die dritte Wache zu befehlen. Dem Rest befahl ich strikte Ruhe. Und die hatten wir auch alle dringend nötig. Unsere Chakra-Reserven waren katastrophal, unser körperlicher Zustand dementsprechend desaströs, und unser Schlafdefizit enorm.

Als ich schließlich nach anstrengenden vier Stunden Wache meine Ablösung weckte, dauerte es nur wenige Sekunden, bis ich eingeschlafen war. Zwölf Stunden hatte ich eingeplant, um die schlimmsten Defizite auszugleichen. Acht davon gönnte ich mir selbst. Es war ein tiefer, traumloser Schlaf der Erschöpfung, aus dem ich viel zu früh geweckt wurde.

Wie ich nach einigen Sekunden der Orientierungslosigkeit merkte, war es meine eigene Ablösung. "Tut mir leid, Mamoru, aber es ist wichtig", sagte Kaminari. "Ein Jounin ist angekommen. Er hat neue Befehle."

Wankend richtete ich mich auf. Erst die langwierige, kräftezehrende Aktion gegen die Banditen, dann der noch Kräfteraubendere Kampf gegen die Oto-Nin, und jetzt waren mir nicht einmal vier Stunden Schlaf vergönnt. Geschweige denn traumhafte acht. "Wie lange habe ich geschlafen?"

"Gut drei Stunden."

"Okay. Wen hat der Hokage geschickt?"

"Er... Er kommt vom Rat. Nicht vom Hokage. Der Hokage ist... Aber das soll er dir selbst sagen."

Irgendwas an Ryus Ton gefiel mir überhaupt nicht, aber ich war zu erschöpft, um lange drüber nachzudenken. Stattdessen suchte ich den Jounin, der knapp außerhalb unseres Verstecks wartete, bis ich zu ihm kommen würde, um die anderen nicht zu wecken.

Ich erkannte ihn wieder. Im ersten Moment hielt ich ihn für Hayate-sensei, doch ich erkannte meinen Irrtum schnell, als ich genauer hinsah. Genma Shiranui, Jounin für besondere Aufgaben.
 

"Shiranui-sempai", sagte ich, und ging mit immer sichererem Schritt auf ihn zu.

"Yo, Mamoru", begrüßte er mich und hob winkend eine Hand. Der Senbon, den er wie immer im Mund hatte, um darauf herum zu kauen, wechselte den Mundwinkel, während ich näher kam. Das wertete ich als Nervosität.

"Neue Befehle?"

"Erst einmal spricht dir der Rat von Konoha ein Lob aus. Du hast unter widrigen Umständen eine schwierige Mission erfüllt und bist an die Grenzen deiner Leistungsfähigkeit gegangen. Konoha weiß das zu schätzen."

"Danke. Wäre ich nicht so furchtbar erschöpft, würde ich es sicher mehr zu schätzen wissen."

"Wir alle sind erschöpft, Mamoru", sagte Shiranui tadelnd. "Aber meine Befehle werden dir hoffentlich gefallen. Du hast den Auftrag, nachdem du dir sicher bist, dass kein Oto-Nin mehr im Feuerland ist, mit deinen Leuten nach Konoha zurück zu kehren. Wir... Wir werden eine Expedition ausrüsten, die Otogakure vernichtet. Und du wirst dabei sein. Allerdings starten wir erst in fünf Tagen. Du und deine Chunin auf Probe haben also Zeit, sich etwas zu erholen, bevor es zur Sache geht. Und keine Sorge darum, dass die Oto-Nin diese Zeit nutzen werden. Wir haben mehrere Gruppen ANBU auf sie angesetzt. Sie stellen sicher, dass die Expedition die Oto-Nin auch finden wird."

Das klang annehmbar. Also eine Strafexpedition. Das klang gut.

"Suna hat kapituliert. Wir haben sofort einen Separatfrieden geschlossen, und sämtliche Gefangenen ausgetauscht. Die Toten werden ebenfalls nach Hause überführt."

Ich atmete erleichtert aus. "Dann sind Tooma und Lian bereits auf dem Weg nach Hause."

"Ja, das sind sie. Ich soll dich von ihnen grüßen. Dich und deine beiden Mädchen."

"Es sind nicht meine... Ach, ist ja auch egal. Gut, dann werde ich zurückkehren, sobald sich meine Truppe weit genug erholt hat. Hat es uns sehr schlimm getroffen? Ich habe gehört, ausgerechnet Orochimaru hat uns angegriffen."

"Ja, das ist korrekt. Wir... Der Sandaime wurde getötet."

"Was?" Für einen Augenblick fühlte ich den Boden unter meinen Füßen nicht mehr. Genauer gesagt verlor ich den Boden unter den Füßen und stürzte hart auf meinen Hintern. "Sensei", sagte ich mit schwacher, weinerlicher Stimme. Härter, wütender und vor allem drohender sagte ich: "OROCHIMARU!"

"Das ist noch nicht das Ende der schlechten Nachrichten. Die Schäden in Konoha sind weit weniger schlimm als erwartet. Aber wir hatten doch empfindliche Verluste. Du hattest empfindliche Verluste. Gekko wurde auch getötet, vor etwa vier Wochen. Wir vermuten, dass er der Konspiration von Suna und Oto auf die Schliche kam, aber ermordet wurde, bevor er sein Wissen weitergeben konnte. Es war ein Fuuton-Benutzer."

"Nein! Das kann doch nicht wahr sein. Vor vier Wochen schon? Warum hat mich niemand informiert? Und wie soll ich das Karin und Hanako beibringen?"

Ich weinte. Und ich schämte mich meiner Tränen nicht. Wahrscheinlich, weil ich viel zu müde war. Zu erschöpft.

"Es tut mir leid, der Überbringer der schlechten Nachrichten zu sein, Mamoru. Aber eine habe ich noch."

Nun begann ich zu zittern. Im Kampf hätte ich nie gezittert, wäre nie unsicher geworden. Aber hier und jetzt war ich hilflos, war den schlechten Nachrichten ausgeliefert. Im Kampf konnte ich mich wenigstens wehren. Ich konnte nur wie ein Mantra beten, dass meiner Familie nichts passiert war.

"Tetsuo wurde in seinem Erdversteck von Oto-Nin aufgespürt und getötet. Sie haben ihn fürchterlich zugerichtet. Wahrscheinlich aus Frustration und aus Rache für die misslungene Invasion."

Im ersten Moment war ich erleichtert. Es hatte keinen aus meiner Familie getroffen. Zumindest durfte ich das hoffen. Aber der Schock stellte sich trotzdem ein. Ich war für Tetsuo Anba verantwortlich gewesen. Er war getötet worden, und ich hatte es nicht verhindern können. "War es das jetzt mit den schlechten Nachrichten?", fragte ich mit tonloser Stimme.

"Wenn man mal von der Gesamtlage in Konoha absieht, dann denke ich schon." Shiranui reichte mir eine Hand, um mich wieder auf die Beine zu ziehen. "Du hast deine Befehle. Eine Einheit der regulären Armee übernimmt die Grenzverteidigung, bis wir Otogakure abgestraft haben. Wir erwarten nicht, Orochimaru aufzuspüren. Aber wir wollen Otogakure ein für alle Mal die Möglichkeiten nehmen, Ninjas auszubilden und gegen uns in den Kampf zu schicken."

Er stutzte für einen Moment. "Die Trauerfeier für Sarutobi-sama war heute morgen. Es tut mir leid, das wir keine Möglichkeit hatten, dich nach Konoha zu schaffen."

"Sch-schon gut. Ich... WIR werden das nachholen, wenn wir wieder in Konoha sind. Danke für die Nachrichten, Shiranui-sempai. Ich... Ich habe jetzt die schwere Aufgabe, die schlechten Nachrichten weiter zu leiten."

Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. "Wir alle müssen damit leben, dass der Sandaime tot ist. Aber für dich muss es noch mal so schwer sein. Damit bist du der einzige Kontraktträger mit dem Affenclan in ganz Konoha."

Wieder füllten sich meine Augen mit Tränen. Sarutobi-sama hatte mich dazu gemacht. Die Erinnerungen, sie drohten mich zu überwältigen.

Noch einmal spürte ich die tröstende Hand des Jounin auf meiner Schulter. "Ich muss wieder zurück. Kopf hoch, wie ein wahrer Shinobi Konohas, Mamoru."

Ich nickte leicht. Was blieb mir auch anderes übrig?
 

Als ich zu unserem Versteck zurückkehrte, sah ich in Kaminaris Augen, dass er bereits informiert war. Er hatte auch schon die anderen geweckt, sodass sie mir leidlich zuhören konnten.

"Wir haben neue Befehle. Wir kehren nach Konoha zurück, während ANBU und reguläre Truppen unseren Platz hier einnehmen. Natürlich nicht sofort. Uns wurde zugestanden, uns erst einmal richtig auszuruhen.

"Und dafür weckst du uns?", klagte jemand.

"Es kommt schlechter, keine Sorge. Suna hat kapituliert und Frieden geschlossen. In fünf Tagen startet eine Strafexpedition gegen Oto. Wer von euch Glück hat, wird daran teil nehmen."

Leises, zustimmendes Gemurmel, immer wieder unterbrochen durch ein Gähnen, klang auf.

"Der Angriff wurde von Orochimaru eingeleitet, wie wir schon wissen. Aber..." Ich zögerte, um das Unglaubliche nicht in den Mund nehmen zu müssen. "Aber der Hokage wurde beim Kampf gegen Orochimaru getötet."

Ungläubiges Gemurmel erfüllte die Luft. Sprachlose Genin sahen einander an, sahen mich an. "Mehr weiß ich auch nicht darüber", sagte ich ernst. "Ruht euch jetzt weiter aus. Bitte. Wir wollen alle nach Hause kommen und wieder einsatzbereit werden. Karin, Hanako, kommt bitte mit."

Ich trat mit den beiden erschöpften Mädchen aus dem Versteck, ging ein paar Schritte. Dann erzählte ich ihnen, was mir Shiranui-sempai über unseren Sensei gesagt hatte. Es war wenig genug gewesen.

Wie ich erwartet hatte, brach Hanako regelrecht zusammen, während Karin nur leise vor sich hin schluchzte. Ich umarmte die beiden, so gut ich es konnte, spendete ihnen Trost, so weit ich es vermochte. Und ich zog aus ihren verzweifelten Umarmungen selbst ein wenig Trost.

Nichts auf der ganzen Welt würde mich davon abhalten können, an der Strafexpedition teil zu nehmen, um meinen Teil dazu zu leisten, den Sandaime zu rächen. Nichts.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Ace_Kaiser
2013-01-08T12:25:41+00:00 08.01.2013 13:25
Danke für das Lob. Shino ist m.E. einer der interessantesten Charaktere, was auch daran liegt, dass er als einer der wenigen gegen seine Natur handeln kann.
Der Vergleich mit der Onsen-Szene von Fumoffu ist gar nicht mal so verkehrt, Miyu-chan. ^^
Und ja, Inari ist verheiratet. Er ist zwar nur Genin, aber er ist verheiratet. ^^ Ja, er ist der Medi-Nin.

Was die Beerdigung angeht, es hat mich einige Mühe gekostet, etwas zu konstruieren, was Mamorus Fehlen gut begründet. Eigentlich schade, aber in der Naruto-Serie taucht er nicht auf. ^^
Von:  Miyu-Moon
2013-01-07T19:58:11+00:00 07.01.2013 20:58
Armer Shino. Nicht nur, das er ne Beuel kassieren muss, du hast seinen Namen auch falsch geschrieben! Ich hab mich immer schon gefragt, wie das mit der Smybiose so ist und deswegen freut es mich auch, das du:

a. weiterhin darauf eingehst
b. es trotzdem schaffst Shino ganz charakterlich auf seine eigene Art zu sowas zu kriegen. Andere Autoren hätten da wohl wieder versagt.

Oh ja, das machen die Mädels gewiss absichtlich. Erinnert mich irgendwie an FMP-Fumoffu, wo es auch en Onsen-Szene gibt.
Inari ist verheiratet? Wusste gar nicht das er so alt ist. Hab den wohl mit einer anderen Figur verwechselt. War das nicht der Medic -nin?
Welch Überraschung. An den Typen erinnere ich mich fast nicht mehr.
Autsch. Jetzt wissen wir wenigstens warum er nicht bei der Beerdigung war.

Von:  Ace_Kaiser
2011-11-11T10:44:19+00:00 11.11.2011 11:44
Oh, das ist ein sehr großes Lob. Dafür danke ich Dir. ^^
Von: abgemeldet
2011-11-10T20:25:37+00:00 10.11.2011 21:25
Klar, das ist ja immer so . Aber trotzdem, das macht es doch nur noch spannender :D Vor Allem, wenn Maria wirklich da ist !

Kein Ding, ich muss auch sagen, dass das eindeutig meine Lieblings-Fic auf Animexx ist ! :)
Von:  Ace_Kaiser
2011-11-10T11:59:38+00:00 10.11.2011 12:59
Ich weiß jetzt nicht welcher preußische General es war, Scharnhorst oder Blücher... Aber er sagte: Keine Planung überlebt den Kontakt mit dem Feind.
Mal sehen, welche Unwägbarkeiten noch auf die Truppe zukommen. ^^

Danke, dass Du immer so eifrig kommentierst. Das motiviert mich zum Weiterschreiben. ;)
Von: abgemeldet
2011-11-09T19:29:54+00:00 09.11.2011 20:29
Ahhh, es ist so toll !
Und ich bin gespannt, ob Mamos Plan klappt, gut ist er ja ^^


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