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Konoha Side Stories

von

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Feuerregen 3

Heute
 

Ich stand früh auf. Zumindest früh für jemanden, der noch in der vorigen Nacht zwanzig Stunden den traumlosen Schlaf des Erschöpften geschlafen hatte. Also etwa gegen elf Uhr.

"Oh. Na endlich sehe ich dich einmal", tadelte mich Mutter, als ich eintrat. "Frühstück?"

"Ich mache mir schon was."

"Nichts da", sagte sie tadelnd und schob mich von den Schränken weg. "Wenn du schon mal nicht auf einer Mission bist, dann lass mich dich auch verwöhnen. Außerdem brichst du ja nach dem Mittag schon wieder auf, oder?" Da war kurz dieses Flackern in ihren Augen, die leichte Besorgnis um mich. Eine Mutter konnte eben nicht aus ihrer Haut, selbst wenn sie selbst einmal Shinobi gewesen war. Gerade weil sie einmal zu den Kunoichi Konohas gezählt hatte.

Ich setzte mich und bekam als erstes einen starken Kaffee vorgesetzt. Erfahrungsgemäß hatte die schwarze Flüssigkeit eine stärkere aufputschende Wirkung auf mich als Schwarztee, deshalb war er, wann immer es ging, das erste Getränk des Tages für mich. Zusätzlich nahm ich mir eine Flasche Wasser und schenkte mir ein Glas ein.

"Was hättest du denn gerne? Ein Wasser-Frühstück mit Toast und Aufschnitt, oder ein Blitz-Frühstück mit Eiern und Speck? Oder ein ganz traditionelles Feuer-Frühstück mit Miso-Suppe, Fisch und Reis?"

Ich brauchte nicht lange zu überlegen. "Blitz, bitte. Und wenn es geht, mit Toast, bitte."

"Das hätte ich mir denken können. Seit deiner Chunin-Prüfung liebst du diesen überfetteten Kram", murrte sie, schob zwei Toastscheiben in den Toaster und legte Frühstücksspeck in die vorgewärmte Pfanne. Sieh an, Mutter hatte meinen Menüwunsch vorausgesehen. War ehrlich gesagt auch nicht

schwer, denn Kumogakure hatte meinen Frühstücksgeschmack nachhaltig beeindruckt.
 

Vater räusperte sich, und ich erschrak. Ich hatte ihn bisher nicht registriert. Das konnte an der großen Zeitung liegen, hinter der er sich verschanzte.

"Was bist du nur für ein sensorischer Ninja", tadelte er hinter seiner Zeitungsbarriere. "Bemerkst den eigenen Vater nicht."

"Ein schlechter sensorischer Ninja", verteidigte ich mich. "Ein schlechter, erschöpfter sensorischer Ninja."

"Dann hättest du die Mission der Hokage nicht annehmen sollen", schnappte Mutter sofort.

"Schatz, wir haben darüber gesprochen. Bitte lass unseren kleinen Haudrauf auf die harte Tour lernen, wie es in der Welt zugeht. Gerade du solltest das nachvollziehen können."

"Sagt ausgerechnet der Mann, der meine Shinobi-Karriere damit beendet hat, dass er mir meine Älteste in die Röhre geschoben hat."

Irritiert hob ich beide Augenbrauen. "Leute, ist das für meine Ohren bestimmt?"

"Nun hab dich nicht so. Du bist sechzehn Jahre alt. In der antiken Kultur vor dem Reich des Feuers wärst du schon mit zwölf ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft gewesen und hättest als Erwachsener gegolten", sagte sie und schaufelte mein Frühstück auf einen Teller. Ein Teller, der die Masse an Speck und Spiegeleiern gerade so aufnehmen konnte. Sehr gut, endlich mal etwas anderes als Soldatenpillen.

"Und wie unterscheidet sich das von meinem Leben als Shinobi?", fragte ich argwöhnisch.

"Oh", meinte Vater und grinste mich über den Rand meiner Zeitung an, "du hättest dich wahrscheinlich schon mit zwölf mit Sake besaufen dürfen."

"Was für eine schauerliche Vorstellung. Mit zwölf hätte mir das Zeug sicher nicht geschmeckt."

"Es geht ja auch nur um das Recht dazu. Heutzutage wird dir ja nur erlaubt, mit zwölf schon auf Leben und Tod zu kämpfen." Vater legte den Kopf ein wenig schräg. "Und du hättest mit zwölf schon heiraten können. Oder müssen." Wieder grinste er, diesmal von einem Ohr bis zum anderen. "Dein Spielchen mit Hana-chan und Karin-chan hättest du damals nicht so lange durchziehen können. Aber damals hättest du sicherlich auch Polygamie betreiben dürfen. Oder, Mutter?"

"Ich bin mir da nicht ganz sicher, aber den Stammesführern und den älteren, erfahrenen Kriegern wurde bestimmt eine jüngere Zweitfrau erlaubt. Je nach Leistung."

Vater lachte kurz auf. "Ich bezweifle, das eine der beiden ein paar Jahrzehnte warten will."

"Leute", sagte ich wieder, "ist das für meine Ohren bestimmt?"

Der Toast landete auf meinem Teller, und stak mit einer Ecke im Speck. Nun, Mutters Shinobi-Fähigkeiten waren nicht eingerostet. "Das ist durchaus für deine Ohren bestimmt, Mamoru. Ich finde es nämlich äußerst peinlich, dass du die armen lieben Mädchen so an der langen Leine zappeln lässt. Wie lange willst du sie noch quälen?" Sie seufzte zum Steine erweichen. "Die arme Karin, sie ist so ein liebes, fürsorgliches Mädchen. Und sie hat es so schwer in ihrem Clan, weil alle denken, sie ist so unterernährt. Furchtbar. Nur wenn sie mit dir zusammen ist, lebt sie richtig auf. Und sie würde so wunderbar in unsere Familie passen. Sie kocht so gut, ist so aufmerksam, und so intelligent - und immer noch bescheiden. Was würde ich nicht geben für eine Schwiegertochter wie sie."

Nun legte Vater die Zeitung beiseite. "Und was ist mit der armen Hanako? Sie ist so lebenslustig, so fröhlich, und so ein schlaues, schlagfertiges Mädchen. Sie ist ein fixer Denker, sympathisch, aufgeschlossen und so verdammt geschickt mit Nadel und Faden. Und hilfsbereit. Ich weiß noch, wie auf der Nara-Feier letzten Monat mein Anzug an der Tür hängen blieb und aufriss. Sofort kam Hana-chan mir zu Hilfe und hat den Schaden in ein paar Sekunden geflickt gehabt. Und man sieht die Stelle nicht einmal. Ihre fröhliche, heitere Art tut unserem Mamoru wirklich gut, und die beiden lachen soviel, wenn sie zusammen sind."

So, damit waren die Fronten geklärt. Vater war ein Yamanaka-Anhänger, und Mutter hatte es mehr mit den Akichimis. Was bedeutete, das ich selbst Zuhause zwischen den Stühlen saß.

"Vielleicht mache ich besser der Hokage einen Antrag", scherzte ich.

Fehler, großer Fehler, denn nun verbündeten sich die beiden gegen mich. "Mamoru Morikubo, wenn du hier mit einem anderen Mädchen als Karin oder Hanako auftauchst...", drohte Mutter.

"Mamoru, du Dummkopf. Wenn du zu blind bist, zu sehen, was du diesen beiden Mädchen bedeutest, dann sollte ich..."

Abwehrend hob ich die Hände. "Ist ja gut, ist ja gut. Aber wollt Ihr wirklich mit mir streiten? Ich breche in wenigen Stunden wieder auf. Mit Hana-chan und Karin-chan."

Das beschwichtigte die Wogen für einen Moment. Vater nahm die Zeitung wieder auf, und Mutter begann das Frühstücksgeschirr abzuwaschen. "Der Junge ist alt genug, um seine eigenen Fehler zu machen. Und ich hoffe, er ist auch schlau genug, bestimmte Fehler nicht zu machen", sagte Vater bestimmt. "Kriege ich noch einen Tee?"

"Aber natürlich, Schatz. Lass dich nur bedienen an deinem freien Tag", säuselte Mutter in genau jenem Tonfall, der mir, wenn sie ihn mir gegenüber anschlug, die Nackenhaare aufstellte.

Vater hingegen sah interessiert dabei zu, wie sie seine Tasse neu befüllte. "Danke. Das hast du mit der Eleganz einer Yamanaka gemacht."

"Eigentlich mehr mit der Effizienz einer Akimichi", erwiderte sie.

"Ihr macht mich fertig", murmelte ich mehr zu mir selbst und flüchtete mich zu meinem Frühstück. Wenn ich kaute, musste ich mich wenigstens nicht rechtfertigen.
 

"Ach, bevor ich es vergesse: Shikaku will dich sehen, bevor du Senseis Grab besuchst."

Ich erstarrte, und ein großer Bissen Toast mit Ei fiel wieder auf meinen Teller. Ich wusste nicht, was mich mehr erstaunte: dass Onkel Shikaku, der Clan-Chef, mich sehen wollte, oder dass er davon wusste, dass ich vor meinem Termin bei der Godaime Hokage noch das Grab von Hayate-sensei aufsuchen wollte. Wurde ich berechenbar? Und was wollte Shikaku von mir?

Langsam begann ich weiter zu essen. "Gibt es noch etwas von Bedeutung?"

"Naruto war hier, vor zwei Wochen. Kurz nachdem du los gezogen bist", sagte Mutter.

Misstrauisch hob ich eine Augenbraue. "Ich hoffe, du warst nett zu ihm."

"Jajaja, keine Sorge. Ich war so nett zu ihm wie man sein kann, wenn man dem Träger des Kyuubi gegenüber steht."

"Was?"

"Mutter, bitte!"

"Na, irgendwann hätte er es ohnehin erfahren. Und wenn er sich weiter mit dem kleinen Hitzkopf abgeben will, ist es nur gerecht, wenn er die Wahrheit kennt."

Eine Zeitlang aß ich schweigend weiter, beobachtet von Vater. "Was hat er denn gesagt?"

"Das mit dem neunschwänzigen Fuchsdämon scheint dich nicht zu überraschen", sagte Vater erstaunt.

"Wie Mutter sagte, irgendwann hätte ich es ohnehin erfahren. Genauer gesagt weiß ich es schon seit über einem Jahr. Asuma hat es mir gesagt. Aus den gleichen Gründen wie Mutter." Ich zuckte die Achseln. "Ich habe da kein Problem mit. Ich mag den Kleinen."

"Magst du ihn auch noch, wenn der Kyuubi ausbricht, Konoha zerstört und dich tötet?", fragte Mutter übertrieben fröhlich.

"Dafür kann ja wohl Naruto nichts", hielt ich entgegen. "Außer, Konoha behandelt ihn weiterhin so schlimm, und er wird eines Tages vom Zorn übermannt. Anstatt das zu verhindern scheinen sich die Erwachsenen in Konoha vorgenommen zu haben, genau das passieren zu lassen." Meine Stimme war kühl geworden, beinahe ein wenig überheblich.

"Gemach, gemach, mächtiger Chunin Mamoru Morikubo", sagte Vater schmunzelnd. "Du bist nicht in Feindesland. In diesem Haus und im Nara-Clan herrscht die Meinung vor, dass der Junge für sein Schicksal nichts kann. Rate mal, warum Shikamaru schon als Kind erlaubt wurde, Umgang mit ihm zu haben."

Okay, das war ein wichtiger Punkt. Und das beruhigte mich.

"Und wenn du es wissen willst, Mutter hat den kleinen Uzumaki gefüttert, bis er fast geplatzt ist. Du siehst also, sie mag ihn auch, Kyuubi hin, Kyuubi her."

Sie räusperte sich verlegen. "Normalerweise mag ich ja keine blonden Haare, aber dieser Naruto ist schon ein freundlicher, strebsamer und aktiver Junge."

Nun musste ich lächeln. Und ich verstand, wessen Kind ich war. Auch wenn mein Vater nie ein Shinobi gewesen war, und meine Mutter dieses Leben hinter sich gelassen hatte, sie waren sehr feine Menschen. "Was hat er also gesagt?"

"Er wollte sich von dir verabschieden", sagte Mutter. "Er geht mit Jiraiya-sama auf eine Trainingsreise und wird für zwei bis drei Jahre unterwegs sein."

"Oh." Das tat mir leid, beinahe schon weh. "Moment mal, Jiraiya-sama?" Ich schwieg erschüttert. Der große weißhaarige Jounin galt als besonders. Einerseits für seine Künste als Shinobi, die ihn zu Lebzeiten zur Legende gemacht hatten, andererseits für seine Arbeit als Buchautor. Seine Recherche führte ihn oft mehrere Jahre von Konoha fort. Und nun hatte er Naruto für eine sehr lange Zeit mitgenommen.

Ja, es tat mir wirklich leid, nicht noch einmal mit ihm gesprochen zu haben. Oder gemeinsam mit ihm eine Schüssel Nudelsuppe zu essen. Aber mit Jiraiya-sama... Was würde er alles beim legendären Sannin lernen? Ich erschauderte, als mir die Tragweite dieser Worte bewusst wurde. Was für einen Naruto würden wir in zwei oder drei Jahren erleben? Ich war mir damals schon sicher, diese Wartezeit würde sich lohnen.

Gut gelaunt aß ich auf, leerte Kaffee und Wasser und erhob mich. "Danke. Hat gut geschmeckt. Ich komme vor meinem Aufbruch noch mal rein. Wo steckt Onkel Shikaku, Papa?"

"Wenn er nicht Zuhause ist, sollst du auf den militärischen Friedhof kommen, hat er gesagt."

Das passte mir eigentlich gar nicht. Der Friedhof war ein Ort, den ich mit niemandem teilen wollte, wenn ich dort war.

"Gut, ich schaue nach."

***

Ich hatte Glück, und fand den Führer der Nara hinter seinem Haus auf der Veranda. Er spielte Shogi mit meinem Cousin Shikamaru.

Als er mich sah, winkte er mich gleich heran. "Mamoru. Willst du was trinken?"

Ich machte eine abwehrende Handbewegung und setzte mich neben Shikamaru. Der junge Chunin hatte jene Pose eingenommen, von der er behauptete, sie helfe ihm beim Denken. Augen gesenkt, fast geschlossen, und die Fingerspitzen beider Hände aufeinandergelegt im Schoß ruhend.

Plötzlich sah er auf, seine rechte Hand schoss vor, und er machte seinen Zug.

Ich betrachtete die Steine. Shogi war nicht mein Spiel, ich bevorzugte Go oder Schach. Aber selbst ich Laie sah, dass der Sohn den Vater in eine aussichtslose Lage gedrängt hatte. Mit bedächtigen Bewegungen nahm Shikamaru einen gefangenen Stein vom Brett. "Hallo, Mamo-chan", sagte er zu mir, ganz so als würde er mich gerade erst bemerken. Ich nickte ihm zu und betrachtete das Brett, dessen Geheimnisse sich mir nur schwer enthüllten.

"Ach, hast du jetzt doch Interesse an Shogi?", fragte er spöttelnd.

"Wenn ich das hätte, würde ich kaum hier sitzen. Dann wäre ich weit, weit weg und würde mich nicht mit Niederlagen gegen euch zwei demoralisieren lassen."

Onkel Shikaku lachte auf. "Ein wahres Wort. Mamoru, was würdest du hier an meiner Stelle tun?"

"Aufgeben?", bot ich an. "Wenn eine Lage aussichtslos ist, gesteht man seine Niederlage ein, zieht sich zurück und ordnet die eigenen Reihen, für das nächste Mal."

"Da hast du es, mein Sohn. Ich gebe auf." Er erhob sich geschmeidig. "Bau bitte neu auf. Ich will mit Mamoru kurz eine Runde drehen."

Ich erhob mich ebenfalls. Gemeinsam stiegen wir von der Veranda und ließen sein Haus hinter uns. Unser Weg führte uns aus dem Nara-Bezirk hinaus. Die grobe Richtung war der Friedhof, wie ich missfallend feststellte. Doch Onkel Shikaku blieb auf halber Strecke stehen und lud mich jetzt doch zu einem Tee in einem Straßencafé ein.
 

Während wir also auf einer Bank vor dem Laden saßen, den Tee tranken und dem Treiben zusahen, schien sich der Führer der Nara ein Herz zu fassen. "Mamoru, du bist jetzt ein Chunin. Und das schon seit fast zwei Jahren. Du machst einen exzellenten Job als Ausbilder, und das sehe nicht nur ich so. Deshalb erscheinst du mir der Richtige zu sein, den ich um seine Meinung fragen kann."

"Ich höre."

"Was würdest du von einer Beförderung zum Jounin halten?"

"Worüber reden wir hier? Vom Vorgang der Beförderung zum Jounin, oder von meiner Beförderung zum Jounin?"

Shikaku ließ eines seiner seltenen Lächeln sehen. "Ersterem."

Gut, das erleichterte mich. "Jounin, tja. Spezialisierte Jounin gibt es zuhauf. Allgemeine Jounin wie dich, Asuma oder Kurenai-sensei gibt es nur wenige. Von welchem reden wir?"

"Erst einmal vom spezialisierten Jounin."

Spezialisierte Jounin waren eine Unterstufe des eigentlichen Jounin. Erwartete man von einem richtigen Jounin, dass er die Pflichten und Aufgaben seines Amtes für alle Aspekte des Ninja-Lebens wahrnahm, so hatte ein spezialisierter Jounin den Rang nur für seinen eng umrissenen Aufgabenbereich inne und nahm ansonsten Rechte und Pflichten eines Chunin wahr. Ein geflügeltes Wort in Konoha lautete: Wir können nicht alle Jounin sein. Und ich war da ganz froh drüber. Wenn ich daran denke, vielleicht mal Verantwortung für eine ganze Division übernehmen zu müssen, einhundert oder mehr Ninja, die auf meinen Befehl hörten, bekam ich das kalte Grausen.

"Ein gut ausgebildeter, erfahrener Chunin, der sich in einem bestimmten Bereich hervor getan hat, sollte in der Lage sein, in diesem Bereich die Arbeit eines Jounin zu verrichten. Wenn ich mich recht entsinne, hat auch Inoichi Yamanaka als Verhör-Jounin angefangen, bevor er durch seine weit reichenden Befähigungen ein Voll-Jounin wurde."

"Wir haben so ziemlich alle als spezialisierte Jounin angefangen. Es gab Ausnahmen." Er strich sich über den Kinnbart. "Würdest du dich übergangen fühlen, wenn ein Jüngerer an dir vorbei Jounin werden würde?"

"Himmel, warum sollte ich das sein? Ich habe kein Interesse daran, Spezialisierter Jounin zu werden, geschweige denn ein richtiger."

"Weil du die Verantwortung ablehnst?", fragte er spöttisch.

"Weil ich der Meinung bin, dass ich mich noch nicht weit genug hervor getan habe, um beanspruchen zu können ein Jounin zu werden, und weil ich auf keinem Talent derart brilliere um Spezialisierter Jounin werden zu können. Das Einzige, worin ich brilliere, das ist, Affen zu beschwören. Aber reicht das für einen Jounin-Rang?"

"Der Tag mag kommen, an dem es so ist", orakelte Shikaku.

"Na, danke. Wen genau hast du denn für die Beförderung im Auge? Ich habe was läuten hören, Shikamaru wäre das arme Schwein."

Verblüfft sah er mich an. "Diese Information wurde bisher nur im Rat weiter gegeben. Woher hast du sie?"

"Kou hat es mir gesagt. Du weißt doch, nichts bewegt sich so schnell wie das Gerücht. Und manchmal hat es Recht, Onkel Shikaku."

"Kou? Wenn ich mich recht entsinne, hat er Hyashi Hyuuga-sama zur Sitzung begleitet." Er atmete auf. "Gut, keine größere Sicherheitslücke. Das beruhigt mich. Aber was denkst du?"

"Wenn Ihr so wild drauf seid, deinen Sohn zu befördern, dann plädiere ich darauf, ihn als spezialisierten Jounin für Strategie und Analyse einzusetzen. Ich denke, dort kann er sehr gute Arbeit leisten."

Shikaku nickte bedächtig. "Du bestätigst meine Gedanken. Und was dich angeht, sei dir nicht so sicher, dass du nicht das Zeug für einen Jounin hast. Aber manchmal mahlen die Mühlen von Konoha langsam und bedächtig."

"UND ich habe kein Interesse an einer Beförderung", sagte ich mit einem Schauder in der Stimme. "Du weißt selbst am Besten, für wie viele Leben du als Jounin verantwortlich sein kannst. Einmal davon abgesehen, dass man als Jounin auch mal Babysitter für frisch gebackene Genin spielen muss."

Shikaku erhob sich und klopfte mir auf die Schulter. "Ich sehe zu, was ich für dich tun kann. Aber eigentlich habe ich geglaubt, Gekko hätte dir beizeiten beigebracht, dass man seinen Aufgaben nicht davon laufen darf, vor allem nicht, wenn es um das Wohl von Konoha geht. Oder gar des ganzen Landes des Feuers."

"Und die Kumo-Ninjas haben mir beigebracht, dass man das tun soll, was man kann, anstatt sich an unmöglichen Aufgaben aufzureiben", versetzte ich trotzig.

"Damit hast du natürlich Recht. Aber wir bestimmen, was für dich unmöglich ist, und was nicht." Er klopfte mir noch einmal auf die Schulter und wandte sich dann zum gehen. "Ach, übrigens. Eines habe ich noch. Wenn du die Mission erfolgreich abschließt, werden Hanako und Karin zu vollwertigen Chunin befördert. Du solltest also die nächste Zeit nutzen. Es kann sein, dass Ihr danach nicht mehr zusammen arbeitet, weil sie eigene Missionen und Trupps zugewiesen bekommen."

"Danke für die Warnung", sagte ich, trank aus und brachte meinen und Onkel Shikakus Becker zurück ins Café.

Wenn die Mädchen Wind davon bekamen, dann würde es eine ungemütliche Zeit für mich werden. Sehr ungemütlich. Verdammt. Und die Zeit danach würde noch schlimmer werden, das wurde mir schlagartig bewusst. Seit ich Chunin geworden war, hatte ich die meisten Aufträge mit Karin und Hanako erledigt. Das würde sich ändern, rapide ändern, und davor hatte ich schon ein wenig Angst. Es war nicht so, dass ich etwas gegen Veränderungen hatte, Himmel nein. Nara-Männer waren in der Regel Verfechter des Neuen und des Fortschritts. Aber sie neigten auch dazu, Bewährtes nicht auf Teufel komm raus zu ersetzen, vor allem wenn die Alternative schlechter war. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich ohne die beiden effektiver sein würde.

Vielleicht war das auch nur Wunschdenken, eine Ausrede vor mir selbst.

Derart in Gedanken versunken schlenderte ich weiter zum Friedhof.
 

Am Gekkos Grab kniete ich eine lange Zeit nieder. Er war vor Narutos Chunin-Examen getötet worden, von seinem Mörder fehlte jede Spur. Aber die Indizien am Kampfplatz bewiesen, dass er sich bis zuletzt erfolgreich gewehrt hatte. Es musste jemand gewesen sein, der Wind-affin war, und auf dem Level eines Voll-Jounin war er auch. Ein anderer Shinobi wäre kaum in der Lage gewesen, Gekko zu töten. Wind, das deutete auf Otogakure hin. Das bedeutete Orochimaru. Wütend ballte ich die Hände zu Fäusten. Orochimaru war es nicht selbst gewesen, und die Anführer seiner Leibgarde waren von Naruto und seinen Freunden einer nach dem anderen getötet worden, damals als der junge Uchiha entführt worden war. Na ja, mehr oder weniger entführt. Aber was sollte man auch davon halten, wenn ausgerechnet Orochimaru einem Vierzehnjährigen, der auf dem Rachetrip war, versprach, er würde ihn stark genug für seine Rache machen... Ich, in seiner Lage, hätte angenommen, wäre sein Schüler geworden. Selbst um den Preis hin, Konoha zu schaden.

Jedenfalls hoffte ich, dass mich meine Wege eines Tages zu diesem einen Jounin führen würden, und dass ich dann in der Lage sein würde, ihn oder sie zu töten.

Damals, nach dem Angriff, waren wir bis nach Otogakure vorgedrungen um die Oto-Nin für ihren feigen Angriff zu bestrafen, und ich hätte mehr als eine Gelegenheit gehabt, um meinen Rachedurst zu befriedigen. Aber seltsamerweise hatte ich keine Rache nehmen wollen. Es war mir nur darum gegangen, die Gefahr durch das kleine Ninja-Dorf zu beenden. Aber ich war sicher, dass mein Feind unter all denen gewesen sein musste, die uns entkommen konnten.

Doch, eines Tages, eines hoffentlich nicht mehr fernen Tages würde ich ihn finden. Notfalls in einem der vielen Verstecke und Labore von Orochimaru. Ich spürte, wie sich meine Fingernägel bei diesem Gedanken schmerzhaft in mein Fleisch gruben. Noch so eine Baustelle. Orochimaru hatte Sarutobi-sensei getötet.
 

Ich erhob mich, verbeugte mich vor dem Grab meines Senseis und ging zum Grab des Sandaime weiter. Auch dort hockte ich mich nieder, legte eine Hand auf den Stein, und ließ meine Gedanken treiben. Während ich an der Außenmauer gekämpft hatte, während mir befohlen worden war, die fliehenden Oto-Nin zu verfolgen, kurz nachdem Suna bereits kapituliert hatte, war Hiruzen Sarutobi-sensei schon lange tot gewesen. Gefallen durch die Hand seines einstigen Schülers, der nicht einmal davor zurückgeschreckt war, den verbündeten Kazekage zu töten, um an seiner Statt in die unmittelbare Nähe des Hokages zu kommen. Erst nachdem ich vom Angriff auf Otogakure zurückgekehrt war, hatte ich von seinem Tod, und dem von Hayate-sensei gehört. Vielleicht war das besser so. Zu der Wut, die bereits damals in mir gepocht und geschwellt war, wäre ein Hass gekommen, der mich vielleicht hätte Dinge tun lassen, die ich bei Nüchternheit sehr bereut hätte.

Und auch das war ein Grund, die Beförderung der Mädchen zu fürchten. In unserer Trauer waren wir verbunden, vereint gewesen, hatten den Schmerz auf drei Schultern verteilt. Den Beistand der Mädchen zu verlieren würde mir sehr zusetzen. Da brauchte ich mir nichts vormachen.

Wäre es anders gekommen, wenn ich hier gewesen wäre, anstatt kleine Diebe zu jagen? Oder wäre ich nur ein weiteres Opfer des Angriffs geworden? Die Affenkrieger, die ich herbei rufen konnte, waren mächtig, aber nicht allmächtig. Mir waren enge Grenzen gesetzt, denn ich war nur ein Mensch. Aber ich hätte mein Leben riskiert, um Hayate-sensei und den Sandaime Hokage zu beschützen.

Vielleicht, schlich sich dieser hinterhältige Gedanke in meinen Verstand, war es so rum also besser für mich. Ich hasste diese leisen Worte, die in meinen Geist geflüstert wurden, sofort. Auch weil ich wusste, dass sie richtig waren. Ich war nur ein Chunin, ein kleiner, unbedeutender Chunin. Es war fraglich, ob ich je Gekko Hayate rächen konnte, und es stand außer Frage, dass ich Orochimaru nicht besiegen konnte. Ha, beinahe glaubte ich, Naruto rufen zu hören, dass ich das nicht wissen konnte, ohne es zu versuchen. Oder hart trainieren konnte, um es eben doch zu schaffen. Für Naruto war die Welt recht einfach. Er ging mit Elan und unbegrenzter Energie an die Probleme und bewältigte sie genau wie seine Gegner mit Beharrlichkeit. Ich machte es mir da mit Zweifeln und Vorwürfen schon wesentlich schwerer.
 

"Es ist schon etwas her, seit du zuletzt hier warst, Mamo-chan", klang in meinem Rücken eine Stimme auf, die mir durch Mark und Bein ging. Erschrocken fuhr ich hoch und wirbelte herum. "Hatake-sensei."

Der hochgewachsene Jounin beachtete mich nicht wirklich. Er las im orangen Buch, das von Jiraiya-sama geschrieben worden war, Flirt-Paradies. Ohne sah man den legendären Kopier-Ninja nie in seiner Freizeit. Das Werk galt als literarisch gut geschrieben, aber auch als erotisch und pornographisch, weshalb es erst Volljährigen erlaubt war, es zu kaufen. Ich hatte es dennoch bereits gelesen, und dadurch einiges besser verstanden, vor allem Karin und Hana.

"Musstest du mich erschrecken?", tadelte ich ihn.

Kakashi Hatake streckte die linke Hand nach mir aus, gab mir einen Schnipser gegen die Stirn und sah mitleidlos dabei zu, wie ich über das Grab des Sandaime hinweg geschleudert wurde. Eindeutiger hätte er den Stärke-Unterschied zwischen uns beiden nicht deutlicher machen können. "Du bist ein sensorischer Ninja, Mamo-chan. Und du darfst niemals zulassen, dass du deine Umgebung vergisst. Nicht einmal hier, auf dem Friedhof, zwischen deinen toten Lehrern."

Ich rappelte mich ächzend wieder auf und rieb mir die Stirn. "Ein schwacher sensorischer Ninja." Es war besser ihm zu verschweigen, dass er heute schon der zweite war, dessen Anwesenheit ich nicht bemerkt hatte.

Der tadelnde Blick aus Hatake-senseis rechtem Auge war vernichtend. Das Linke war wie immer von seinem Stirnschutz bedeckt; es schonte das wertvolle Sharingan, das sonst nur der ausgerottete Clan der Uchiha sein eigen genannt hatte. "Die Betonung liegt nicht auf schwach, sondern auf sensorisch und Ninja, Mamo-chan", tadelte er. "Du könntest eines Tages jemanden verlieren, der dir wichtig ist, nur weil du deine sensorischen Fähigkeiten vernachlässigst."

Er hockte sich hin, klappte das Buch zu und legte wie ich zuvor eine Hand auf den Grabstein des Sandaime Hokage. "Ich weiß, dass du dir Vorwürfe machst, weil du nicht hier warst, um Sarutobi-sama zu beschützen. Und weil du Gekko nicht helfen konntest, als er offensichtlich Hilfe gebraucht hat. Ich habe dich zu oft hier gesehen, um das nicht zu wissen. Aber du darfst nicht den Fehler machen, dich in deiner Trauer zu verlieren, oder sogar Hass in dir zu nähren. Ich... Du begehst dann vielleicht Fehler, die nie wieder zu korrigieren sind. Auf diese Weise hat sich Orochimaru gegen uns gewendet, und auf diese Weise habe ich Sas... Ich meine, es ist richtig und gut, dass du der Toten gedenkst, und ihren viel zu frühen Tod betrauerst. Aber lass dich nicht von ihnen zwingen, sonst verbringst du deine Zeit unter den Toten, und nicht mehr unter den Lebenden."

So wie ich. Das schwang in seinen Worten mit, und mir wurde bewusst, dass ich, seit ich den Friedhof besuchte, Hatake-sensei bei gut einem Drittel meiner Besuche gesehen hatte. Vielleicht war er sogar öfter anwesend gewesen, und ich hatte ihn nur nicht bemerkt.

"Sensei, ich..."

"Mach nicht die gleichen Fehler wie ich", flüsterte er. Langsam nahm er die Hand wieder zurück. "Manche Dinge im Leben warten nicht auf dich, und wenn du aus deinem Albtraum aufwachst, hat sie bereits ein anderer genommen. Sei kein Idiot, Mamo-chan."

Langsam erhob er sich. "Wir haben Hoffnung in dich, Mamo-chan. Du hast dich als Chunin bewährt, und du wirst in Zukunft schwerere Aufgaben erhalten. Und ich bin sicher, du wirst sie meistern. Du bist selbstständig genug dafür. Auch wenn du heute ein wenig langsam bist."

"Na, danke", brummte ich, unvermittelt wieder die Stirn reibend.

"Übrigens, ich gratuliere dir dazu, dass du deine Mission ausgerechnet in Konoha abschließen konntest. Das macht dann fünfzehn erfolgreiche B-Missionen für dich, richtig?"

"Es war reines Glück, dass Aino ausgerechnet mich beklaut hat, und das in Konoha", wiegelte ich ab. Die meisten Missionen, die mehr als sechs Ninjas erforderten, waren als B eingestuft. Und nicht alle waren gefährlich, sondern brauchten einfach nur ein paar zusätzliche Hände und Augen.

"Ja, darüber haben viele Shinobi herzhaft gelacht. Du hast Glück, Mamo-chan. Und ein kluger Mann sagte einmal: Es ist gut, Glück zu haben, jedoch Dummheit, sich darauf zu verlassen."

Er klappte sein Buch wieder auf und begann weiter zu lesen.

"Und ein anderer kluger Mann hat gesagt: Beeil dich besser, denn du hast bis zu deinem Termin mit Tsunade-sama nur noch eine Stunde."

Ich erschrak. Wie viel Zeit hatte ich hier zugebracht, bevor Hatake-sensei hinzu gekommen war? Mein Blick zur Sonne verriet mir, dass es bereits früher Nachmittag war. Zugleich aber dämmerte mir, was mir Sensei damit hatte sagen wollen, als er gesagt hatte, ich sollte die Toten mich nicht zwingen lassen.

"Danke, Sensei. Ich habe heute was gelernt."

"Wenigstens einer von uns."

"Was?" "Nichts. Ich habe nur laut gelesen. Und jetzt verschwinde endlich. Du hast was vor, oder?"

Ja, das hatte ich. Ich nickte Hatake noch einmal zu, dann verließ ich den Friedhof. Und ich fragte mich, was ihm passiert war, und wer ihm die Freundin ausgespannt hatte. Nun, zumindest interpretierte ich seine Worte so. Aber vielleicht würde er mir später einmal mehr dazu verraten.

***

Im Büro der Hokage warteten wir geduldig, bis sie das Wort an uns richtete. Also mein Team drei, Team acht und die eilig zusammengestellte Unterstützungsdreierzelle aus Asa, Kenda und Kaminari. Wir waren ein paar Minuten vor dem Termin eingetroffen, waren aber schon eingelassen worden. Nun standen wir vor dem Schreibtisch und warteten ab, bis die Godaime Hokage ihren Papierkrieg für uns unterbrechen konnte.

Endlich legte sie den Stift beiseite und sah uns an, einen nach dem anderen. "So ist das also. Eine schöne Truppe. Behandle sie pfleglich, Morikubo-kun."

"Das werde ich, Tsunade-sama."

"Sehr gut. Seid Ihr alle ausreichend erholt? Fühlt Ihr euch fit für eine Reise ins Land des Wassers?"

Beiläufiges, bestätigendes Gemurmel klang auf. Wir waren bereit. Mehr noch, wir brannten in Erwartung der Mission.

Shizune-san, die Sekretärin der Hokage, hob eine Schriftrolle. "Hier ist der Kontrakt mit dem Auftraggeber. Die Mission wurde bereits vorab bezahlt. Die originalen Worte des Auftraggebers sind: Ich habe keine Zweifel daran, dass Morikubo-sama seinen Auftrag zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigen wird."

Für einen Moment wurde ich bleich und fühlte die Füße ein Stück nachgeben. Ich wusste nicht, was mich mehr irritierte. Die Verwendung des Suffix sama, das man Personen von höherem Rang oder generell einflussreichen Menschen an die Namen hängte, oder dieses absolute Vertrauen in mich.

"Ich versuche, dieser Erwartung gerecht zu werden", sagte ich. Hoffentlich waren diese Schuhe nicht zu groß für mich.

"Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel, Morikubo-kun", sagte Tsunade-sama im Brustton der Überzeugung. "Und jetzt, Team Morikubo, auf in die Schlacht!"

Das war recht pathetisch von ihr, und meine Teammitglieder ließen sich zu einem gemeinsamen Jubelschrei verleiten. Ich hingegen fühlte mich noch ein wenig mehr schrumpfen.

"Hier ist eine Karte mit dem Treffpunkt mit dem Auftraggeber. Er erwartet euch in einem Gasthaus jenseits der Grenze des Reiches des Wassers", sagte Shizune und reichte mir das mehrfach gefaltete Papier. Ich bedankte mich, schluckte den Kloß in meinem Hals runter und deutete eine Verbeugung vor Tsunade-sama an. Dann wandte ich mich um und verließ als Erster das Büro.

***

Nachdenklich, beide Hände vor dem Gesicht verschränkt und die Ellenbögen auf dem Tisch, sah die Hokage auf die Tür, die Team Morikubo gerade passiert hatte.

"Tsunade-sama, wann sagen wir Mamoru-tono endlich, dass...", begann sie, doch die Hokage winkte ab.

"Pschhh. Es läuft doch alles gerade so gut. Warum es kaputt reden?"

"Aber, Tsunade-sama, wir..."

"Pschhh."

"Mamoru-tono wird..."

"Shizune, was habe ich dir gesagt? Lass mich doch auch mal Spaß haben."

Ergeben seufzte Shizune. "Ja, Tsunade-sama. Das wird eine schöne Überraschung für Team drei, fürchte ich."

Die Hokage strahlte geradezu. "Ja, nicht wahr? Eine schöne Überraschung."

Shizune seufzte erneut. "Eine sehr schöne, Tsunade-sama..."

***

Damals
 

An der Stadtmauer selbst, an der Bruchstelle, die von drei oder vier gigantischen Schlangen gebrochen worden war, hofften wir am ehesten auf Verteidiger zu treffen. Tatsächlich war die Gegenoffensive schon seit dem Signal des Habichts im vollen Gange; in einem koordinierten Schlag hatten die Shinobi Konohas die Schlangen erledigt, und drängten nun mit schierer Überzahl den Gegner zurück.

Der erste Konoha-Ninja, den wir sprachen, war Aoba-sensei, einer der spezialisierten Jounin.

Er war nicht nur ein wenig überrascht, als wir dem fliehenden Feind zu fünft in den Rücken fielen. Wobei ich vor allem dadurch auffiel, das ich mich zurückhielt, um mein Chakra zu schonen. Ein paar der fliehenden Oto-Ninjas schienen das falsch zu interpretieren. Ihr Pech.

Als die Bresche sicher war, lagen wesentlich mehr tote und verletzte Oto-Shinobi auf dem Boden als Konoha-Nin. Zwei von ihnen gingen auf das Konto meines wohl dosierten Einsatzes meiner Katon-Kunst mit Hilfe eines Kunais und dem Draht an der Klinge, der mein Feuer weitergeleitet hatte. Dennoch, meine Kraft näherte sich dem Ende, auch wenn ich nur noch eine Beschwörung aufrecht erhalten musste.

Aoba-sensei benutzte gerade einen Feuerball, um seinen letzten unmittelbaren Gegner gegen die Stadtmauer zu treiben, wo seine Asche seine Umrisse nachbildete, und sprang anschließend zu uns. "Morikubo! Was zum Henker... Doktor Tofu!" Ehrfurchtsvoll begrüßte er den Affenkrieger mit einer tiefen Verbeugung. "Es ist mir eine Ehre. Und dies ist genau die richtige Zeit."

"Wir brauchen einen Überblick der Lage", sagten Tofu und ich gleichzeitig.

Die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln kräuselten sich unter seiner Sonnenbrille, als Yamashiro Aoba zu berichten begann. "Wir treiben sie wieder zurück. Die Oto-Ninjas nach Westen, die Suna-Shinobi nach Osten. Wir sind auch schon dabei, die Straßen zu klären. Dies ist das erste Mal, das wir es zur Bresche geschafft haben. Nicht zuletzt dank Ihrer Hilfe, Doktor Tofu."

Der Affenkrieger winkte ab. "Hätte ich dich und deine Leute nicht gesehen, hätten wir es nicht riskiert. Es wäre Wahnsinn gewesen, gegen so viele Oto-Nin anzutreten, selbst wenn die Meisten nur Genin waren."

"Oh." Ob Aoba vermutete, dass Ono ihn nur loben wollte, konnte ich nicht erkennen, aber sein Tonfall klang nicht sehr überzeugt. "Jedenfalls haben wir hier reichlich Ärger. Dazu brauchen wir nicht die beiden Riesenviecher, die da hinten miteinander kämpfen." Er deutete in die Ferne, wo sich Gama Oyabun und die Einschwänzige einen harten Kampf lieferten. "Oder Orochimarus Invasion. Er kämpft gegen den Sandaime."

Das versetzte mich in Unruhe. "Was können wir tun?"

"Was ist mit deinem Team passiert? Mit deinen Gefangenen? Außer dem da, meine ich."

"Er kämpft. Ich habe es ihm erlaubt. Bisher hat er gut gekämpft", sagte ich in entschlossenem Tonfall. "Die meisten haben wir schon übergeben. Unser Suna-Nukenin hat sich auch für den Kampf entschlossen. Er will Suna-Shinobi töten gehen. Da das unserer Situation hilft, habe ich ihn ziehen gelassen. Die meisten meiner Team-Kameraden sind verletzt und haben sich versteckt. Das, was du hier siehst, Aoba-sensei, ist im Moment alles, was kämpfen kann."

"Was ist mit Hayate-sensei?", mischte sich Hanako ein. "Wo kämpft er? Können wir zu ihm durchdringen?"

Für einen Moment schien der Jounin verlegen zu sein. "Ich denke, das kann ich nicht erlauben. Wir haben den Feind zurückgedrängt, aber nur für den Moment. Wenn wir zulassen, dass er sich sammelt und neu formiert, und wenn er merkt, wie schwer unsere Verluste schon waren..."

"Also Störangriffe", stellte ich fest. "Vereinigen wir uns."

Aoba-sensei warf einen kurzen Blick hinter sich. Mehr als zwanzig Genin und Chunin standen noch und kümmerten sich um die weniger Glücklichen beider Seiten. "Mein Auftrag lautet, die Bresche zu nehmen und zu halten, bis Entsatz eintrifft. Dann soll ich die Beschwörung weiterer Schlangen verhindern."

"Oh, dazu haben wir was zu sagen", warf Karin ein. "Wir haben einen Beschwörungskreis ausgeschaltet. Samt Oto-Beschwörern."

"Das hilft uns weiter, obwohl wir nicht sagen können, wie viele Beschwörungskreise es gibt." Er deutete hinter sich, wo die getöteten Schlangen wie riesige Wülste in der Stadt aufragten. "Jedenfalls gibt es die nächsten Tage Schlange satt, das kann ich versprechen."

"Schlange schmeckt ganz gut", sagte ich leise. Verdammt, musste sich ausgerechnet jetzt mein Magen melden?

"Bist du noch fit, Morikubo? Wie lange kannst du Doktor Tofu noch hier halten?"

Ich zögerte mit einer Antwort. Stattdessen nahm ich meinen Teil der Soldatenpille, die mir Ranko-sama gegeben hatte und wollte sie essen. "Lange genug."

Ono legte eine Hand auf die Soldatenpille. "Noch nicht, Mamo-chan. Yamashiro, hast du eine normale Soldatenpille für ihn?"

"Natürlich. Pfefferminzgeschmack sogar." Er kramte in seinem Tragebeutel am Gürtel und zückte die grüne Pille. "Macht drei Tage satt."

Ich nahm die Pille entgegen und schluckte sie unzerkaut. Beinahe sofort fühlte ich die aufputschende Wirkung, und eine Regeneration meines Chakras.

"Was genau ist in der Affenpille eigentlich drin?", fragte Kaminari misstrauisch.

"Nur gute Sachen. Ranko-chan würde ihrem Mamoru niemals etwas geben, was für ihn schädlich wäre. Aber da du wahrscheinlich länger als ein paar Tage aktiv sein musst, solltest du sie noch nicht nehmen, Mamo-chan."

Ehrlich gesagt war ich mit der Erklärung nicht zufrieden. Meine Kameraden auch nicht, denn jeder griff unwillkürlich dorthin, wo er seinen Teil der Pille verstaut hatte.

"Gut, dann ist das ja geklärt. Doktor Tofu, bitte verfolgen Sie die Oto-Nin mit Morikubos Team, und machen Sie Druck, so gut Sie können. Mein Team kommt nach, sobald wir entsetzt werden." Aoba kratzte sich nachdenklich unter dem linken Bügel seiner Sonnenbrille. "Und, falls das nicht zuviel verlangt ist, wäre es nett, wenn Sie einen Keil zwischen Suna und Oto treiben könnten."

"Hey, hey, ich bin auch nur ein einzelner Krieger", sagte Ono und hob abwehrend die Arme. "Auch wenn mit Mamo-chans Leute unterstützen."

Ja, unterstützen war das richtige Wort.

"Handeln Sie nach eigenem Ermessen. Ich werde den anderen Jounin mitteilen, dass Sie an unserer Seite kämpfen."

"Gut. Mamo-chan?" Der Affe sah mich erwartungsvoll an.

"Wir ziehen auf der Außenseite die Stadtmauer hinab, bis wir das Tor im Süden erreicht haben. Von dort stoßen wir vor und brechen notfalls - und falls wir es schaffen - den Verbund von Oto und Suna auf." Probeweise wirbelte ich das Kunai in meiner Hand herum. "Ich glaube, ich mag Pfefferminz, Aoba-sensei."

"Vorsicht, es ist ein starkes Aufputschmittel enthalten. Eine zweite Pille verbietet sich von selbst. Gut, ich werde deine Entscheidung auch weiter leiten, Morikubo."

"Wir machen uns auf den Weg", sagte ich, nickte Aoba-sensei zu und eilte davon.
 

Doktor Tofu überholte mich schon nach den ersten Metern und übernahm die Spitze. Karin und Hana übernahmen die rechte Flanke, Kaminari die Rückendeckung. Ich achtete auf Nachzügler, die über die Mauer kommen konnten. "Spürst du etwas, Doktor Tofu?", fragte ich.

"Nein, auf die nächsten vierhundert Meter sollten wir freie Bahn haben. Oder in den perfektesten Hinterhalt geraten, den ich je erlebt habe."

"Sag bitte so etwas nicht, wenn Orochimaru im Spiel ist", tadelte Hana-chan mit einem Schaudern in der Stimme.

"Legen wir einen Zahn zu", bestimmte ich, und benutzte Step. Die anderen folgten mir dichtauf.

Während wir dahin huschten, warf ich Kaminari einen kurzen Blick zu. "Ryu, jetzt wäre eine gute Gelegenheit, um mir zu erzählen, wie du Nukenin geworden bist. Ich meine, du hast nicht gelogen, als du gesagt hast, du willst Konoha verteidigen."

Der Mann, der unsere Rückendeckung übernommen hatte, lachte heiser auf. "Wie erkläre ich es dem Kinde... Weißt du, Mamoru Morikubo, ich war auch mal jünger. Und ich war der festen Überzeugung, das es keinen besseren Ninja als mich auf der Welt geben würde, wenn ich nur die richtigen Meister hatte. Da ich die in Konoha nicht finden konnte, zog es mich in die Welt. Damals war ich vierzehn. Das schien Konoha noch nicht besonders zu stören. Tatsächlich fand ich den einen oder anderen Lehrer, die mir etwas bei bringen konnte, was in Konoha nicht bekannt war. Oh, ich hatte damals wirklich vor, mit meinem neuen Wissen nach Konoha zurück zu kehren. Am besten wie ein Held gefeiert.

Leider ist das Leben da draußen nicht umsonst. Leider sind die Lehrer nicht umsonst. Meistens, jedenfalls. Und wenn du ein Shinobi bist, dann hast du normalen Menschen einiges voraus. Um meine Ausbildung zu bezahlen, wurde ich Bodyguard. Nicht gerade ein Elite-Bodyguard, verstehst du? Damals interessierte mich mehr das Geld, als die Tatsache, dass ich Yakuza und Banditen beschützte, solange sie mich nur gut bezahlten. Leider interessierte das Konoha dann doch, und irgendwann kam mir zu Ohren, dass ich auf der Liste der Deserteure stand. Anstatt nun zurück zu kehren und das Missverständnis aufzuklären, verfiel ich erst in Panik und dann in Trotz. Du weißt schon, ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert. Also mied ich Konoha-Nin und benutzte meine Fähigkeiten weiterhin als Bodyguard. Und irgendwann geriet ich richtig auf die schiefe Bahn. Letztendlich landete ich bei der Truppe, die du hoch genommen hast."

Hanako und Karin räusperten sich vernehmlich.

"Die Team Morikubo hoch genommen hat."

Das versöhnte die Mädchen wieder.

"Und irgendwann inmitten unseres Kampfes, als ich merkte, dass du mich nicht sofort töten wolltest, beschloss ich, nicht noch mehr Fehler zu machen. Ich habe es einfach gelassen, verstehst du?"

"Nein, das tue ich nicht. Aber ich habe dein vorbildliches Verhalten gesehen, und deinen Ernst. Du kannst sicher sein, dass ich das alles dem Sandaime Hokage berichten werde."

Kaminari lachte leise. "Meinst du, er hört dir zu?"

Nun war es an uns, leise zu kichern. Ich, Hana, Karin, sogar Ono konnte das Geräusch großer Erheiterung nicht unterdrücken.

"Habe ich was falsches gesagt?"

"Sarutobi-sama ist mein Sensei. Er hat mir den Kontrakt mit den Affen verschafft", sagte ich amüsiert. "Natürlich wird er mich anhören. Die Frage ist nur, wie viel er darauf gibt."

"Ach, eigentlich habe ich auch einen guten Eindruck von Ryu-chan, Mamo-chan", sagte Doktor Tofu. "Es sollte doch schon verrückt sein, wenn er nicht auf uns beide hören würde."

"D-danke", haspelte Kaminari.

"Bedanke dich nicht zu früh", gab ich spöttisch zurück. "Aber hier, das solltest du erst mal anlegen."

Mit diesen Worten nahm ich meinen Stirnschutz ab und warf ihn Kaminari zu. "Nicht, dass dich noch einer für einen Feind hält." Ängstlich, beinahe ehrfürchtig, betrachtete er das Metall und den Stoff in seiner Hand. Doch mit einem entschlossenen Ruck band er sich den Stirnschutz um. "Danke, Morikubo."

"Wir werden sehen, ob es was nützt", sagte ich, und wollte noch etwas hinzufügen, als ich stockte.

Eine Sekunde später verließ ich Step und stand still. Die anderen hielten ebenfalls. Doktor Tofu kehrte zurück. "Was ist, Mamo-chan?"

"Ich bin mir nicht sicher, aber... Es war mir als hätte ich eine vertraute Stimme gehört." Ich deutete tiefer in den Wald südlich von uns. Wir waren noch nicht beim Südtor, es fehlten noch achthundert Meter. Theoretisch waren wir im Aufmarschgebiet der Oto-Nin, mit denen wir zuerst zusammen geprallt waren.

"Ich habe es auch gehört", sagte Karin. "Es klang wie ein Schmerzensschrei. Der Schrei einer Frau. Ich kenne diese Stimme, und dann wieder doch nicht."

"Wir sehen nach", entschied ich.
 

Diesmal übernahm ich die Spitze, sprang in die Wald, und dort auf die breiten Äste. Nach mehreren hundert Metern kamen wir an einer Aschebedeckten Lichtung an, die es vorher nicht gegeben hatte. Hier hatten Kämpfe stattgefunden, und die Gegner hatten einander nichts geschenkt.

Was ich sah, war überraschend. Gut ein Dutzend Oto-Nin hatten eine Dreier-Zelle von Suna-Ninjas eingekreist. Zwei lagen am Boden, einer reglos, der andere von seiner Verletzung schwer atmend.

Das ging uns nichts an, und es nützte uns auch noch. Aber...

"Lian!" Hanakos Stimme war geflüstert, aber mir schien sie viel zu laut zu sein.

"Katou! Er bewegt sich nicht mehr! Mamoru, er bewegt sich nicht mehr!"

Darauf konnte ich nicht antworten, weil ich den Mann erkannt hatte, der halb am Boden kniete, und die verletzte Kunoichi in seinen Armen hielt. Tooma. Wir hatten unsere Freunde aus Sunagakure getroffen, und das ausgerechnet im Kampf.

"Wir müssen...", sagte Hanako hastig und wollte an mir vorbei eilen.

"Wir müssen gar nichts", sagte ich hart, griff ihr in ihre Kleidung und stoppte ihren ungestümen Angriff.

"Aber wir können doch nicht... Ich meine, Suna ist unser Feind, ja, aber..."

"Wir müssen erst sicher sein, ob Maria nicht noch mehr Oton-Nin da draußen hat. Das kann eine Falle sein, muss aber nicht", sagte ich beherrscht. "Doktor Tofu?"

Der Affe in Menschenverkleidung rückte die Lesebrille zurecht, was einen Reflex auf den Gläsern auslöste. "Ich erkenne vierzehn Leben im Umkreis von einhundert Metern."

"Vierzehn?" Karin schluchzte trocken auf. Katou lag regungslos am Boden. Es war nicht schwer, eins und eins zusammen zu zählen. Und unser Gegner war Maria. Die Frau aus Otogakure, die uns in der zweiten Phase des Chunin-Examens beinahe nacheinander getötet hätte. Sie hatte also überlebt, und jetzt war sie auf Rache aus. Verständlich, immerhin hatte Tooma sie zum Sterben zurück gelassen. Den Gefallen hatte sie uns offensichtlich nicht getan.

"Mamo-chan, darf ich an dieser Stelle anmerken, dass es taktisch klug wäre, erst zuzulassen, dass unsere beiden Feindgruppen einander gegenseitig dezimieren?", merkte Ono höflich an.
 

Ich hörte Maria lachen. Dann sagte sie mit klarer, tragender Stimme: "Oh, ich wusste gar nicht, dass Rache so süß schmeckt. Da stehst du also vor mir, mit zwei sterbenden Gefährten, und auf dem besten Wege, selbst zu sterben. Und dann dieser Blick. Dieser hasserfüllte, und doch so leidende Blick. Glaube mir, daran werde ich mich noch in Jahren erinnern, wenn du längst in diesen erbärmlichen Wald verrottet bist."

Toomas zornige Miene schien in Flammen zu stehen. Aber er schien nicht darauf zu pochen, dass sie eigentlich Verbündete waren, die einander nicht bekämpfen sollten. "Verschone die beiden und mach mit mir, was du willst", sagte er mit gepresster Stimme.

Sie lachte glockenhell. "Nein. Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon." Ihr Gesicht bekam einen wilden Ausdruck. "Du sollst deinen besten Freunden beim Sterben zusehen, Tooma! Und wenn ich mit dir fertig bin, suche ich die kleinen Schweinchen aus Konoha auf, Morikubo und seine beiden Schlampen! Und dann lasse ich ihn dabei zusehen, wie seine kleinen Mädchen sterben! Langsam, in Agonie und Gewalt! Und dann..."

Ein grollender Ton war zu hören. Ich brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, dass meine Kehle ihn produzierte. "Sensei...."

Doktor Tofu lächelte sein unschuldigstes Lächeln. "Aber natürlich, Mamo-chan. Einen Augenblick."

Ono verwandelte sich in eine Waffe. Neben mir lehnte nun ein Speer am Baum. Ein Speer mit beidseitig geschliffener, schwerer Klinge, die ein Kunai durchschneiden konnte. Und das war nicht seine einzige Fähigkeit. Ich nahm den Speer in beide Hände, und stieß ihn in Richtung der Oto-Ninjas. Eine Druckwelle sprang zu ihnen herüber, erfasste zwei von ihnen und wirbelte sie davon. Maria sah böse auf, sichtlich nicht erfreut über diese Störung. "Wer wagt es?"

"Ich gehe rein. Kaminari, gib mir Rückendeckung. Hanako, Karin, Ihr kämpft euch zu Tooma durch und beschützt ihn und Lian."
 

Ohne eine weitere Bestätigung abzuwarten sprang ich vom Ast, auf dem ich stand, und landete nur wenige Meter vom nächsten Oto-Nin entfernt. "Mamoru Morikubo wird bestimmt nicht dabei zusehen, wie seine beiden Mädchen sterben, Maria! Und er wird nicht länger zusehen, wie du seine Freunde tötest!"

"Konoha, was machst du denn hier?", fragte Tooma erstaunt.

"Oh, nur eine alte Schuld begleichen. Und diesmal sicher gehen, dass Maria ihre Strafe kriegt." Ich lächelte dünn, und Tooma erwiderte das Lächeln.

In meinem Rücken erschien Kaminari, das Kunai gezückt. Es stieß es auf meinen Rücken hernieder, während die Miene des Mannes vor Hass verzerrt war. Ein unwirklicher Schrei war seine Belohnung, und der Oto-Nin, der aus seinem Erdversteck hatte hoch schießen wollen, um mich im Rücken zu erwischen, fiel sterbend zu Boden. "Zählen kann ich noch! Und wenn von Zwölfen einer fehlt, ist der Rest nicht schwer zu erraten!", sagte er atemlos. "Noch jemand Lust auf ein schnelles Ende?"

"Danke", raunte ich.

"Du hast gesagt, ich soll deinen Rücken decken, Morikubo", raunte er zurück.

"Baika no Jutsu!", klang Karins Stimme auf. Ihre verlängerten Arme schlugen zwei überraschte Oto-Nin beiseite, und die Mädchen nutzten die entstehende Bresche, um neben Tooma und Lian zu landen. Dort zückten sie ihre Waffen, hielten sie kampfbereit vor sich.

Karin warf einen kurzen Blick zu Katou, dem Mann, der sie damals im Wald gerettet hatte. Ein leiser, verzweifelter Schmerzenslaut entrang sich ihrer Kehle. Umso entschlossener packte sie ihr Kunai. "Wir sind übrigens auch noch da", sagte Hanako wütend. "Und wir üben lieber Gewalt aus, als Gewalt zu bekommen!"

"Wie wahr, wie wahr", murmelte ich leise.

Marias Gesicht verzerrte sich vor Wut und Schmerz. "Tötet sie! Tötet sie alle!"

Von ihren noch lebenden zehn Begleitern griffen sechs Tooma und die Mädchen an. Vier attackierten mich und und Kaminari. Einer ging mich frontal an. Augenscheinlich hatte er keine Ahnung, was - oder vielmehr wer - meine Waffe war.

"Wachse!" Während der Speer immer länger wurde, schlug ich nach dem springenden Shinobi. Ich erwischte ihn mitten in der Luft, schlug ihn wie ein lästiges Insekt beiseite und trieb ihn gegen einen zweiten. "Schrumpfe!" Der Speer wurde wieder kleiner, und handlich genug, sodass ich den Schaft an mir vorbei nach hinten stoßen konnte, um den dritten Oto-Nin zu treffen, der glaubte, mich im Rücken angreifen zu können, während sein Kamerad Kaminari beschäftigte.

Tooma witterte Morgenluft. Er attackierte einen der Oto-Nin mit seiner Turban-Puppe mit der ihr üblichen Furiosität, und mit der gewohnten Tödlichkeit. Hana hatte indes einen der anderen Ninja unter mentaler Kontrolle und ließ ihn seine Kameraden angreifen. Karin wischte mit ihrem Baika no Jutsu jeden beiseite, der es auch nur in die Nähe der Gruppe schaffte.

Ich wirbelte herum und riss den Speer nach oben. Ein Schwall superkomprimierter, ultrascharfer Luft entstand, und teilte den Angreifer aus meinem Rücken in zwei Hälften. Er hatte nicht einmal Zeit, um zu schreien.

"Kann ich den Speer auch mal ausprobieren?", fragte Kaminari hoffnungsvoll.

"Nein." Ich lächelte kalt in Marias Richtung. "Aber sie darf mal."
 

Die Oto-Nin wurde bleich. Sie bekam Angst, Angst um ihr eigenes Leben. "R-Rückzug!", rief sie, und versuchte sofort, Distanz zu mir aufzubauen. Wer noch lebte oder dazu in der Lage war, folgte ihr. Kurz darauf war der Kampfplatz leer. Also hatten wir tatsächlich eine Bresche zwischen die Oto-Nin und die Shinobi Sunas geschlagen.

"Danke, Konoha, aber...", begann Tooma.

Ich wirbelte herum, und stieß die Waffe in seine Richtung. Die Druckwelle riss ihn von den Füßen. Karin, die ich halb mit erwischte, beschwerte sich lautstark, was mir eine peinliche Entschuldigung abrang.

"Mensch, Mamoru, was sollte das denn?", beschwerte sich Tooma, während er sich aufrappelte.

"Du wolltest gerade sagen, dass du dich jetzt zurückziehen willst, oder? Das kann ich nicht zulassen."

Sein Blick bekam etwas Gequältes. "Mamoru, du kannst von mir nicht verlangen..."

Ich stieß den Speer in den Boden. Beinahe sofort verwandelte er sich wieder in Doktor Tofu.

Mit schweren Schritten ging ich auf Tooma zu. Als ich ihn erreicht hatte, schlug ich ihn hart ins Gesicht. Als er zu Boden stürzte, zerrte ich ihn an seinem Hemd wieder hoch. "Du Idiot! Katou ist schon tot, und Lian stirbt gerade! Du schaffst es niemals zurück zu euren Linien!"

"Was soll ich denn deiner Meinung also machen?", fragte er.

"Ergib dich."

"Das kannst du nicht von mir verlangen!", blaffte er.

Eine blutige Hand langte nach ihm, erwischte sein Bein. Lian sah ihn an, die Augen fast geschlossen. "Flieh... Ich... bin... doch... schon... tot...", hauchte sie.

Verzweiflung übermannte seinen Blick. Er griff nach der Hand, entwand sich meinem Griff, hockte sich neben sie, bettete ihren Kopf auf seinen Schoß. "Lian! LIAN!"

"Ich kann ihr helfen", bot Doktor Tofu an.

"Ist ja gut. Ich ergebe mich! Ich ergebe mich ja schon! Aber helft endlich Lian!"

Der Affenkrieger eilte sofort herbei und legte seine Hände auf den Körper der verletzten Frau. Sie glommen unter seinem Chakra auf, und augenblicklich wurde die Kunoichi ruhiger.

"Katou?", fragte Tooma hoffnungsvoll.

Doktor Tofu schüttelte den Kopf. "Ich bin kein Nekromant, Junge."

"So." Tooma senkte den Kopf. Für einen Augenblick füllten sich seine Augen mit Tränen.

Er sah wieder auf. "Also Gefangenschaft."

"Erst einmal, ja", bestätigte ich. "Aber auch medizinische Versorgung."

"Gute medizinische Versorgung. Sie wird es schaffen, versprochen", sagte der Affe.

Für den Augenblick war Tooma erleichtert. "Mamoru, versprich mir..."

Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. "Ja. Ich finde sie. Ich töte sie. Ich räche Katou."

Mein Blick wanderte zu dem Riesen mit dem rot akzentuierten Gesicht. Karin kniete neben ihm und ordnete seine Gliedmaßen und seine Kleidung. Es gab kein sicheres Zeichen für einen Shinobi, das ein Kamerad gestorben war. Dabei weinte sie lautlos. Selbst Hanakos tröstende Hand auf ihrer Schulter konnte sie nicht trösten.

Oh ja, ich war fest entschlossen, Maria bei unserem nächsten Treffen zu töten. Vornehmlich in einer Situation, die ich aussuchte, und in der ich einem Sterbenden nicht schnell zu Hilfe eilen musste.

Erneut klopfte ich Tooma auf die Schulter und ging zu Kaminari. "Geh zurück zu Aoba-sensei. Sag ihm, wir brauchen hier Medi-Nins. Sag ihm, wir..." Zufällig ging mein Blick an den Waldrand, zu einem der höheren Aschehaufen. Auf ihm lag unser Suna-Nukenin. Er war tot. Aber er lächelte. Ich erkannte den Grund dafür, als ich fünf Stirnbänder mit dem Zeichen Sunagakures in seiner Hand sah; zwei weitere Tote lagen zu seinen Füßen. Seine Wunden sahen verräterisch nach Toomas Puppe aus. Ich beschloss, ihn später einmal zu befragen. Aber für den Moment hatte der Nukenin seinen Teil zum Schutze Konohas beigetragen und vielleicht sogar etwas Frieden gefunden.

Ein Frieden, von dem ich weiter entfernt war als jemals zuvor in meinem Leben.



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