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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Blutdurst

Er konnte es kaum erwarten. Der Nebel lag tief über der Stadt, längst konnte niemand mehr seine Macht und seinen Einfluss verleugnen. Alles lag in seiner Hand, der Nebel schürte die Angst, sorgte für Panik. Panik war gut. Panik brachte die Menschen dazu, die dümmsten Dinge zu tun, Dinge, die sie nie getan hätten, wenn sie bei Verstand gewesen wären. Panik war sein größter, sein stärkster Mitstreiter.

Nicht Shada. Nicht die Truppen, die er anführte. Es war die pure Angst. Die Schreie, die mit dem Nebel kamen, die Schreie, die die Erkenntnis weitertrugen. Cyrus schloss die Augen und atmete tief die nach Kämpfen riechende Luft ein. Einen angemessener Empfang – so konnte man es wohl nennen, hatte er ihnen beschert, ganz so wie er es geplant hatte. Unauffälligkeit war eine Tugend, die er satt hatte, ebenso Zurückhaltung. Er hatte lange genug gewartet. Hatte gewartet auf den schwächsten Moment, auf den Zeitpunkt, der so unfassbar geeignet war für sein Vorhaben. Dieses Mal würde sich ihm niemand widersetzen. Er fühlte sich unglaublich wohl, wie er von seinem hohen Throne aus die Truppen führte, alles verlief genau so, wie er es geplant hatte. Sollte Shada sich ruhig für den Anführer halten, dachte er und grinste finster, er würde schon noch früh genug erfahren, wie viel Wahrheit tatsächlich in dieser Vorstellung steckte.

Ein kaltes Lachen aus der tosenden Menge ließ ihn wieder zu dem Glatzköpfigen sehen. Sie hatten ihr erstes Ziel erreicht, die Stadtmauern waren überwunden und es ging los. Schwerter wurden gezogen und gegen die Männer Ägyptens gerichtet, Männer, die mit einem solchen Überfall sichtlich nicht gerechnet hatten. Männer, deren einzige Verteidigung die Steine und das Geröll waren, die in den Straßen lagen. Männer, die unbewaffnet waren. Die Truppen suchten sich ihre Wege durch die Gassen, fanden ihre unschuldigen Opfer mit tödlicher Genauigkeit.

„Nur zu!“, schrie Shada den Kämpfenden schrill entgegen, „STILLT EUREN DURST NACH BLUT!“ Und es war doch nichts als sein eigener Durst, den er zu stillen hoffte. Cyrus sah ihm dabei zu, wie er vereinzelte Soldaten des ägyptischen Heeres, die sich verzweifelt zu sammeln versuchten, mit dem Pferd niedertrampelte, andere erstach er ohne mit der Wimper zu zucken.

Sie waren nicht sein Ziel, es war völlig klar. Sie waren nicht die Beute, nach der er gierte, es war nicht ihr Blut, das er zu vergießen hoffte, auch wenn er ihren Tod dennoch nicht bedauerte.

Es war fast langweilig einfach, wie er sich den Weg zum Palast mit Leichen ebnete. Immer wieder ertönte sein Lachen, voller Wahn, voller Hohn. Immer wieder brachen die Menschen vor ihm und den libyschen Truppen zusammen und immer wieder waren sie nicht das eigentliche Ziel. Sie waren Opfer eines Krieges, der an anderer Stelle ausgetragen werden musste und eines Traumes, der nun endlich in Erfüllung gehen konnte. Ein Traum von Rache. Seine Rache sollte es werden, nicht die Shadas. Seine eigene. Niemals würde er den Hohepriester entkommen lassen, den Mann, der einst seine Familie auseinander gerissen, ihre Macht verspottet hatte. Der Mann auf den alles zurück fiel. Zurück fallen musste, aufgrund seines Starrsinns und seiner Blindheit für die Details, auf die es ankam. Zu lange schon hatte er seinen Schatten auf sie alle geworfen, zu lange dem Wahnsinn die Treue gehalten.

Dies nun sollte seine Rache werden, zu lange hatte er darauf gewartet. Viel zu lange schon. Und heute sollte es ein Ende haben. Dieses Land musste untergehen. Flüche gegen die Götter, Verrat und Verzweiflung an jedem Ort. Dieses Land hatte seine Würde verloren. Und nun war er hier um zu richten.

Ein Gefühl von tiefem Glück schien all seine Glieder zu wecken, fuhr in ihn wie Balsam, ein Elixier des Lebens, das ihn zu Höchstleistungen treiben konnte. Dies war sein Kampf. Er konnte nicht länger zusehen. Konnte nicht länger darauf warten, wie andere das Blut vergossen, das er fließen sehen wollte. Konnte nicht mehr abwarten, bis die kostbare Flüssigkeit, die Leben verhieß, ungeschätzt vergeudet wurde.

Der Nebel um ihn herum wurde durchsichtiger, ließ ihn in die Tiefe fallen und so stürzte Cyrus sich förmlich in die Schlacht. Ein Schwert aus blauem Nebel in der Hand, mischte er sich in den Kampf ein. Seine Waffe war tödlicher als jede Klinge, die sonst geführt wurde, und doch kämpfte er nur zur Belustigung seiner Selbst, nicht weil er ein Ziel damit verfolgte. Sein Ziel war nicht die Stadt.

Und auch Shadas Ziel war nicht die Stadt, auch wenn ihn das nicht davon abhielt, verbissen zu kämpfen. Lächerlicher Narr. Er vergeudete seine Reserven, verschwendete seine Kraft. Er machte sich angreifbar im entscheidenden Moment und konnte auf diese Weise nur verlieren. In gewissem Maße war es also als sein persönliches Glück zu bezeichnen, dass der Kampf, auf den der verstoßene Priester hinarbeitete, niemals eintreten würde. Nicht eine Sekunde lang ließ der Violetthaarige ihn aus den Augen, immer war seine Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, egal wie viele Feinde sich ihm auch entgegen stellten. Es waren ohnehin nicht allzu viele. Nicht viele waren tollkühn und lebensmüde genug, um gegen ihn anzutreten. Die Macht, die von ihm ausging, war fassbar, der Nebel zog tiefe Schlieren der Angst durch die Reihen, auch ohne, dass er ihn tatsächlich gegen sie einsetzte.

Die Stadt zu unterwerfen konnte nicht lange dauern, die Gegenwehr war schwach. Sie waren nicht erwartet worden, niemand hatte sie kommen sehen. Und die ägyptischen Krieger waren müde. Müde von den Kämpfen, die gerade erst gewonnen waren, müde von den Siegesfeiern, die das Land in eine falsche und trügerische Sicherheit gehüllt hatten. Und die Führung des Landes war schwach. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Palast entblößt wurde. Und dann, ihm Hofe des Palastes würde sich alles entscheiden.
 

Entsetzen. Mehr war es nicht, das ihn nun antrieb. Es war kein Triumph, es war in keinster Weise ein Sieg. Es war einfach nur ein grausames Zusammenspiel verschiedenster Faktoren, die nun dafür gesorgt hatten, dass das Millenniumspuzzle in seinen Händen lag. Die ihn zum Pharao gemacht hatten.

Pharao.

An dieser Stelle stoppten all seine Gedanken. Die Verantwortung über dieses Land und über all seiner Einwohner lag nun in seinen Händen. Wie oft hatte er in der Vergangenheit nach dieser Macht gestrebt? Wie oft hatte er mehr als den Verstand und die Freiheit riskiert um diese Position zu übernehmen?

Um als Pharao das Land zu regieren?

Alleiniger Herrscher, vom Volk zum Gott erhoben – von seinem Volk. SEIN Volk.

Er konnte das Puzzle nur anstarren, aber es nicht begreifen. Pharao. Er war Pharao. Im Zentrum aller Aufmerksamkeit. Von nun an würde jeder Blick sich nach ihm ausrichten, jeder Schritt genauestens verfolgt. Wie lange hatte er sich hiernach gesehnt? Wie lange fast alles dafür getan? Seine Ernennung zum Thronfolger war der erste Schritt auf einem Weg gewesen, den er niemals hätte einschlagen dürfen. Ein Weg, den er nun gegangen war und auf dem es kein Zurück gab.

Er war nun Pharao.

Und sie befanden sich im Krieg.

Atemus Hände zitterten, als er das Millenniumspuzzle übergab, zitterten, als er seine Hände davon löste. Es gab nichts, das seine Entscheidung hätte in Frage stellen können. Sie waren im Krieg und Atemu konnte es nicht. Atemu konnte die Truppen auf gar keinen Fall anführen.

Und so blieb Seth überhaupt keine Alternative. Er musste das Puzzle annehmen. Alles was er noch tun konnte für seinen Cousin, war es ihm etwas zu versprechen. Das Land würde nicht untergehen. Was auch immer geschah, er würde als Pharao für das Land einstehen und es verteidigen. Bis auf den letzten Mann, wenn es sein musste, doch das Land würde weiterbestehen.

Ein letztes Mal noch, so schien es ihm, atmete er durch, dann rannte er los.

Es war Krieg und er hatte das Kommando über alle Truppen. Die Männer unterstanden dem direkten Befehl des Pharaos. Sie unterstanden bedingungslos seinem Befehl.

Noch im Laufen brüllte er unzählige Anweisungen, das Puzzle in der Hand. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, es um seinen Hals zu hängen. Sie hatten keine Zeit. Sekunden nur waren ihm geblieben, je länger es dauerte, desto näher konnten die Feinde kommen. Desto näher kamen sie dem Palast und seinen Bewohnern. Desto näher kamen sie Mana.

Er hatte gewusst, was ihn erwarten würde, dennoch traf der Anblick der silber-schwarzen Nebelschwaden ihn wie ein heftiger Schlag. Er biss die Zähne zusammen. Wie hatte das nur geschehen können?!

Ihm blieb keine Zeit die Truppen zu sammeln. Wenn sie noch irgendetwas ausrichten wollten, dann mussten sie es sofort tun – ohne Kampfstrategie und ohne Aufstellung. In Windeseile bestieg Seth sein Pferd und dann erblickten seine Augen auch die Truppen, die gegen sie ins Feld zogen. Libysche Streitmächte. Es war unfassbar. Eben noch glaubte er sie besiegt und nun waren sie hier. Kampfbereit innerhalb seiner eigenen Mauern. Wieso nur hatte niemand die Warnung gegeben? War denn wirklich jeder ägyptische Bote getötet worden? Oder hatte man sie einfach nicht gefunden?

Es war egal. Es gab nicht die Zeit für solche Gedanken. Es war Krieg. Und er hatte die Truppen zu führen und das Land zu verteidigen.

Der warme Körper des Pferdes hatte eine erstaunliche Wirkung auf ihn. Entschlossenheit und Ruhe durchfuhr ihn – eine tödliche, eisige Kälte, die sich nun erbarmungslos über seine Züge legte. Die Macht des Krieges, die von ihm Besitz ergriff und ihn zu dem stolzen Heeresführer werden ließ, der er schon immer gewesen war.

Seine Truppen sammelten sich nicht – sie zogen direkt in die Schlacht. Kein langer Ritt war notwendig, der Feind war nahe und dieser Umstand brachte nicht nur starres Entsetzen, sondern auch lodernden Hass hervor. Hass, von dem sie nun zehren mussten.

Unaufhörlich gab er seine Befehle weiter, das Puzzle hing inzwischen um seinen Hals – es störte dort einfach am wenigsten. Zwar hatte niemand die Titeländerung mitbekommen, doch wagte es ohnehin keiner in diesem Moment nicht auf seine Worte zu hören.

Der Pharao kämpfte mit dem Millenniumsstab. Es war Magie, die er entfesselte, die wesentlich mehr Kontrolle erforderte als ein Schwert, aber dafür auch wesentlich wirkungsvoller war. Dort, wo er und seine Männer kämpften, konnten sie die Libyer zurückdrängen, allerdings beschränkte sich dies nur auf einen geringen Radius. Es waren einfach zu viele und sie hatten nicht die Zeit, angemessen zu reagieren. Alles hatte sich nun umgedreht... Am Fluss hatten sie die Feinde zurückdrängen, ihnen eine Niederlage abringen können, weil sie ihnen von vorneherein die Möglichkeit verwehrt hatten, eine Aufstellung einzunehmen. Dort hatten sie keine Chance gehabt. Und doch war es kein Sieg gewesen, wie sie nun bitter festzustellen hatten. Es war nur ein Aufschub des Unausweichlichen gewesen, etwas, das hätte vermieden werden können, wenn sie brutal und grausam jeden abgeschlachtet hätten ohne Gnade walten zu lassen.

Seths blaue Augen waren wie Eis. Wenn sie nur alle getötet hätten, wie ausgehungerte Raubtiere, hätte dies nicht geschehen können. Raubtiere mit Durst nach Blut.

Seine Stimme erklang über das Schlachtfeld, er versuchte jeden Ägypter zu motivieren, der ihn in diesem Moment hören konnte. „EUER LAND BRAUCHT EUCH!“, schrie er, ohne währenddessen auch nur eine Sekunde lang seinen eigenen Kampf zu unterbrechen, „IN ZEITEN DER GRÖSSTEN NOT RUFT ES EUCH UM HILFE! DIESER FEIND WIRD UNS NICHT BESIEGEN KÖNNEN!“ Er musste kein Hellseher sein, um zu wissen, dass diese Worte wenig Wahres enthielten. Ihre Situation war denkbar ungünstig, doch aufgeben konnten sie nicht. Es wäre das Todesurteil für das ganze Land und für jeden einzelnen, der hier lebte.

Widerwillig musste Seth sich weiter zurückdrängen lassen. Widerwillig nur gab er die Distanz zum Palast auf. Sie standen einer Übermacht gegenüber. Seine Männer in die Schlacht zu führen, war eine Tat, die weder von Sinn noch von Verstand zeugte, doch er hatte keine Wahl. Niemals würde er sich ergeben. Niemals würde er sich vor den Feinden in den Dreck werfen. Niemals würde Ägypten kampflos untergehen. Die einzige Hoffnung, die ihn antrieb, war die Zeit. Je länger sie den Einmarsch der gegnerischen Truppen verzögerten, desto mehr seiner eigenen Truppen konnten sich sammeln und in den Krieg eingreifen. Die Zeit war nun auf ihrer Seite. Sie hatten Reserven. Reserven, die nur mobilisiert werden mussten.

Bedingungslos, brutal und blutig – das wäre wohl die beste Beschreibung gewesen für den Kampf des Pharaos. Wäre sein Pferd nicht bereits schlachterprobt gewesen, hätte er es niemals geschafft. Doch das stolze Ross zeigte weder Scheu noch Müdigkeit, unermüdlich passte es sich den Bewegungen des Brünetten an, reagierte souverän bei Attacken und störte sich auch nicht daran, wenn Seth mit beiden Händen kämpfen musste und dementsprechend die Zügel nicht festhalten konnte. Er kämpfte erbarmungslos. Wie viele er tatsächlich schon getötet hatte, wusste er nicht und er dachte auch nicht darüber nach. Es wäre nur hinderlich gewesen. Dieses Mal gab es keine Gnade.

„ZEIGT IHNEN, WAS WIR ZU LEISTEN IM STANDE SIND!“, brüllte er grimmig, „NIEMAND WIRD DIESES KÖNIGREICH ANGREIFEN, OHNE DEN PREIS ZU ZAHLEN!“ Er konnte spüren, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Die Männer kämpften nicht weniger verbissen als er, die gleiche Entschlossenheit war auf ihren Gesichtern zu lesen und auch sie zeigten keinerlei Gnade.

Und dann sah Seth einen Mann, bei dessen Anblick der Hass ihn ihm ins Grenzenlose anwuchs. Seine Züge verhärteten sich, als er seinem Pferd die Sporen gab und auf ihn zu ritt. „Du steckst also dahinter“, stieß er voller Abscheu hervor, „Du kommst wie gerufen...“

Endlich...

Wie auf einen Schlag waren all seine Gedanken wieder da. Doch sie waren nicht chaotisch und wirr, standen ihm nicht im Weg. Sie zeigten alle auf ein und dasselbe Ziel: Shada. Dieses Mal würde er ihm nicht entkommen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  TeaGardnerChan
2010-07-05T08:13:14+00:00 05.07.2010 10:13
Oh wei... so viel Chaos.
Nur Chaos und Krieg.
Das ist echt keine schöne Zeit für das sonnige Ägypten
*schnief*
Wieso muss diese FF so verdammt gut sein, so wie sie ist *rofl*
Echt genial ^^
Von: abgemeldet
2010-04-17T09:15:45+00:00 17.04.2010 11:15
Toll ^^° der Kapitelname ist ja schon vielverpsrechend!
Oo Oh mman, Cyrus nimmt das ja ziemlich ernst mit der rache und so oder? Sind die soetwas wie Götter, wenn er das Land richtig will für gottlosigkeit oder so? ^^ Klingt jedenfalls total spannend!
Aber es darf sich nicht im Palast alles entscheiden >__> Im Palast sind Mana und so! Die dürfen da nie hinkommen ja ja ja?!
Als Seth feststellt das er keine Alternative hat wünscht er sich da eine? Das klingt immer ein bisschen so als würde er es alles bedauern ^^° Aber wenigstens heult er nicht rum xD
Oh, Seth gefällt mir in diesem Kapitel ja wieder richtig gut!! Er ist wieder im Kampf und da kann er nich rumjammern, steht ihm irgendwie besser ^^° Das ist ja wohl voll geil! Ich mag das Kapitel, dass ist richtig passend und spannend. Und jetzt haut er Shada zu brei, stimmts? ^^° Und natürlich erwähnst du Adalia und Mana nicht, da passiert sicher was, weil Mana doh nicht eifnach rumsitzt! Ganz sicher ^^° Und du machst es so spannend ^__^° Ich will das wieder Donnerstag ist, ehrlich! *sich total auf Donnerstag freu*


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