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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Lächeln

Es war seine Pflicht gewesen, nach der Prinzessin zu sehen, die ganze Nacht hatte er es getan und auch jetzt ließ es ihm keine Ruhe. Ihre Genesung hatte absolute Priorität, es hatte Auswirkungen auf das gesamte Königreich. Sie repräsentierte das Volk ebenso wie Atemu, ihr Einfluss war enorm, auch wenn sie sich dem gar nicht sonderlich bewusst war. Es war nur gut, dass der Krieg nun vorbei war, die Umstände hatten ihr mehr Kraft gekostet, als gut gewesen war. Jetzt, mit dem Pharao zurück an ihrer Seite, würde alles gut werden. Ein müdes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Es war wirklich Zeit gewesen, dass sich etwas veränderte. Es war wirklich an der Zeit, dass alles besser wurde und sich wieder dem Licht zuwendete.

Und jetzt war es an der Zeit, dass er seine Pflicht erfüllte und nach Teana sah. Eigentlich wollte er sie nicht stören, sie brauchte Ruhe, aber er musste sich vergewissern, ob sie sich diese Ruhe auch wirklich gönnte, oder ob sie ein wenig Gesellschaft brauchte. Der geeignetere Mann dafür wäre natürlich Atemu selbst gewesen, doch auch der sollte sich in diesem Moment die Ruhe gönnen, die er so dringend brauchte. Qadir konnte nicht ahnen, dass des Pharaos Vorstellungen von Ruhe nicht ganz mit den seinen in Einklang zu bringen waren.

Leichtfertig erhob der Arzt sich von seinen Unterlagen und schritt zur Tür. Schon im Gang verstand er, dass etwas nicht stimmte. Die Tür zum Gemach der Prinzessin stand offen. Er war sich sicher, dass sie zuvor geschlossen gewesen war. Er blinzelte. Warum stand die Tür offen? Sein Gang wurde schneller. Skepsis durchfuhr ihn, seine Stirn legte sich in Falten. Ohne zu zögern klopfte er an die geöffnete Tür. „Prinzessin?“, fragte er unsicher, bekam jedoch keine Antwort. Widerwillig trat er in den Raum, blieb aber sogleich wie angewurzelt stehen. Oh nein, etwas stimmte ganz und gar nicht. Die Situation schien eingefroren und lief doch in einem unglaublichen Tempo an ihm vorbei. „PRINZESSIN!“, schrie er auf, eilte dann an ihr Totenbett. Vollständig perplex versuchte er sie wach zu schütteln, doch das silberne Metall in ihrer Seite hatte seine Aufmerksamkeit längst erreicht und ihre Leblosigkeit war eindeutig. „PRINZESSIN TEANA!“, wiederholte er starr vor Schrecken, „TEANA, WACHT DOCH AUF!“ Was war denn nur geschehen? Wie war das denn nur geschehen?! Eben noch war doch alles in Ordnung gewesen, eben noch war sie doch auf dem besten Wege gewesen, wieder völlig gesund zu werden! Eben noch war sie noch am Leben gewesen! Vor ein paar Minuten nur!

Die Tür wurde knallend zur Seite gedrückt, und jede Wärme wich aus Qadirs Körper.

Atemu.

Er war hier.

Der Pharao war hier. Hinter ihm einige Diener.

Und die Welt um ihn herum war schwärzer als die dunkelste Nacht. Qadirs Augen waren aufgerissen, er konnte nur zur Seite treten um den Pharao vorbei zu lassen. Es war skurril. Atemu schwieg. Seine Augen waren starr auf den kalten Körper der Prinzessin gerichtet, weit aufgerissen und unfähig sich zu rühren. Qadir bemerkte es fast automatisch, ohne wirklich darauf geachtet zu haben, aber Atemu atmete nicht. Er stand nur da, voller Entsetzen, voller Unglauben und voller Panik. Ein einziges Wort nur war in seinen trüben Augen zu lesen: Nein.

Der Arzt schloss bedauernd die Augen, kurz nur, doch die Botschaft für den Pharao war völlig klar, selbst ohne das Kopfschütteln, das Qadirs stumme Aussage unterstrich.

Und dann war die Starre vorbei. Atemus Körper gab nach, der Schwäche, der Trauer und vor allem der Wut. Seine Augen verloren jeden Glanz, blickten stumpf auf den toten Körper, ein Zittern ließ seinen Körper erbeben, er taumelte leicht zur Seite. Ein Schatten legte sich auf sein Gesicht, es war voller Hass, verzerrt, entstellt. Selbsthass. Er hasste sich dafür, dass er sie allein gelassen hatte. Er hasste alles. Er hasste sich. Und er wusste nicht, was er tat. Er tat es einfach nur, einem Impuls nachgebend und es war doch das Einzige, das für ihn in irgendeiner Weise Sinn ergab. Für Qadir waren seine Handlungen völlig klar, auch wenn auch er wie gelähmt war. Atemu kam näher, riss an seinem Arm, schubste ihn zur Seite, stieß ihn grob weg von Teanas Totenbett. Der Arzt taumelte, konnte sich aber auf den Füßen halten.

„VERSCHWINDE!“, brüllte Atemu ihn an, rannte an ihm vorbei, fauchte auch die Diener an, von denen die meisten den Befehl sofort angespannt befolgten. Nur ein einziger Mann blieb außer dem Pharao und dem Arzt in dem Raum, betrachtete die Situation mit bloßem Kopfschütteln.

Qadir konnte sich nicht um ihn kümmern. Atemu hatte sich über Teanas Körper gebeugt, das Entsetzen noch immer in den Augen. Voller Verzweiflung strich er die Haare der Prinzessin aus ihrem Gesicht, ein Hauch von Wahnsinn ergriff ihn, als er seine Lippen auf die Ihren legte. „Wach auf... Du hast dich genug ausgeruht...“, hauchte er, die Stimme hoch und schrill und leise, aber sie durchdrang Mark und Bein. Wieder schüttelte er den Kopf. Immer und immer wieder. Und dann fiel sein Blick auf den Dolch. Er stockte, trat einen Schritt zurück, sofort jedoch wieder heran. Seine Hand legte sich an die silberne Waffe, er zitterte zwar, doch sein Griff war fest, als er das Metall aus Teanas geschundenem Körper zog. Fassungslos starrte er den Dolch an, die Augen aufrissen, den Kopf schüttelnd und dann lachte er einmal kurz laut auf. Er warf Qadir die Waffe vor die Füße. „Alles war umsonst...“

Es war lediglich eine Feststellung. Eine Feststellung, die der Arzt ebenfalls schon gemacht hatte. Er richtete sich wieder auf, überbrückte die Entfernung zwischen sich und Atemu in wenigen Schritten. Er dachte gar nicht daran, jetzt auf dessen Befehl zu achten. „Mein Pharao...“, versuchte er ihn anzusprechen, doch ohne Erfolg.

„ICH HABE GESAGT, DU SOLLST VERSCHWINDEN!“, wiederholte Atemu seine Worte, doch es lag eine andere Nachricht in diesem Satz. Qadir missachtete den Befehl. Sollte Atemu schreien, sollte er seinen ganzen Hass doch hinaus schreien! Es wäre um so vieles besser, als dieses Lächeln, das nun auf seinen Lippen lag, dieses Lächeln der Verzweiflung, das einem den Schmerz ins Gesicht schrieb. Er konnte es nachvollziehen. Er konnte es verstehen. Es war wahrlich Ironie, die mit dem Leben der Herrschenden gespielt hatte, doch er durfte sich davon jetzt nicht beeinflussen lassen. Er musste Professionalität zeigen, musste die Nerven bewahren. Er musste dafür sorgen, dass Atemu jetzt nicht den Verstand verlor und sich seinem Wahn hingab. Qadir schüttelte den Kopf. Kurzentschlossen lief er auf den einzigen Mann zu, der noch hier war. „Dein Name ist Xerxes, nicht wahr?“, fauchte er kurz, Höflichkeiten waren völlig fehl am Platz. „Geh und hole den Hohepriester Seth, ich denke er ist der Einzige, der jetzt mit ihm umgehen kann! Los!“

Xerxes blickte ihm nur ein einziges Mal in die Augen, nickte kurz und dann war er verschwunden.

Es war seine letzte Hoffnung. Er war seine letzte Hoffnung. Wenn er wenigstens die Blutung hätte stoppen dürfen, die die Prinzessin noch weiter entstellte, seit die Klinge ihr Fleisch verlassen hatte... Doch er durfte es nicht. Atemu ließ ihn nicht näher als einen Meter an das Bett seiner Liebsten heran, hielt ihn immer wieder auf, wenn er auch nur einen Schritt näher kam. Und immer wieder war da dieses Lächeln, das keinen irdischen Ursprung zu haben schien. Das Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. Kehlige Laute, die wohl ein Lachen hätten sein sollen, seltsam entstellt und von einer Grausamkeit erfüllt, die keine Grenzen kannte.

Die Zeit hatte keine bekannten Dimensionen mehr, ließ sich nicht mehr nachvollziehen. Es machte einfach nichts mehr einen Sinn. Die Zeit, die langsam verstrich, nicht und noch viel weniger der Pharao, dessen einzige kluge Tat es gewesen war, die Klinge wegzuwerfen.
 

Wieder schlug die Tür auf, dieses Mal war es fast wie die Erlösung aus einem tauben Schlaf. Qadir blickte sich um, sah in das vertraute Gesicht des Hohepriesters, der erst Atemus Lachen hörte, dann den Dolch erblickte, an dem das Blut noch nicht getrocknet war, und der schließlich zu Teana sah und sofort verstand. „Was ist geschehen?“, zischte Seth den Arzt an, dem die Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand.

Leicht fragend musterte Qadir die brünette Priesterin, die nach Seth das Gemach betreten hatte, ein erschrockenes Gesicht, die Hand panisch vor dem Mund und den Kopf ungläubig schüttelnd. Dann wandte er sich an den Hohepriester. In knappen Worten erzählte er ihm alles, von Teanas schwerer Zeit während des Krieges, von dem Verlust des Kindes, davon, dass sie nach einer langen Nacht endlich auf dem Weg der Genesung gewesen war und davon, dass sie nun tot in ihrem Bett lag. Seine Worte waren kurz, ohne viel Gefühl. Er durfte keine Zeit mit sinnlosen Reden verschwenden. Konnte es noch schlimmer werden? Tief seufzend blickte Qadir Seth an, ehe seine Sicht zu Atemu schweifte. „Ihr seid der Einzige, der nun mit ihm umgehen kann, befürchte ich...“ Er selbst wusste keinen Ausweg. Er konnte nur stumm beobachten.

Beobachten, wie Atemu an Teanas Bett stand, das Gesicht noch immer verzerrt vor Zorn. Er lachte immer wieder bitter süß auf. „Wie absurd die Sache doch ist... oder Schatz?“, hauchte er dem Körper entgegen. Er bebte. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, um das Zittern zu verbergen, das ihn beherrschte. „Unser Kind... Und nun du...“, flüsterte er erstickt, biss sich auf die Lippen, biss sie sich blutig ohne es zu bemerken. Er war in einer völlig anderen Wirklichkeit als sie, war sich ihrer Anwesenheit nicht bewusst, das wusste Seth, das wusste Qadir, doch wie sollte Atemu es erfahren?

Der Nachttisch wurde umgeschmissen, polternd brach er auseinander, weil der Pharao mit aller Kraft hinein getreten hatte. „WARUM?!“, schrie er auf, „WARUM? WARUM? WARUM?!“

Es war herzzerreißend.

Qadir bemerkte, wie Seth sich neben ihm in Bewegung setzte. Er wusste nicht, was er denken sollte, er wusste nicht, was er davon halten sollte. Er wusste nur, dass es der einzige sinnvolle Weg war.
 

Es war bizarr. Verzerrte Wirklichkeit, keine Realität. Kälte. Grausamkeit. Keine Gedanken hielten den Hohepriester auf, nichts, das ihn zögern ließ. Er hatte sich direkt vor seinen Cousin gestellt, zwang ihn dazu, ihn anzusehen. „Atemu?“, sprach er den Anderen an, wachsam und aufmerksam. Er rechnete fest damit, dass der Angesprochene ihn in seinem Wahn schlagen würde, doch er war bereit, das sofort abzufangen. Wie war das nur geschehen?

Das Blut lief Atemus Lippen hinab, er starrte ihn an, schien ihn nicht zu erkennen. Sein Blick war in die Ferne gerichtet und wie erwartet, holte er zum Schlag aus. Doch Seth hielt ihn auf. Er packte den zitternden Arm, hielt ihn fest.

„VERSCHWINDE!“, brüllte Atemu ihn an, ohne ihn zu sehen, er grummelte, versuchte sich aus dem Griff zu winden. Er riss an seinem Arm, versuchte sich zu befreien, doch Seth ließ ihn nicht los. Er zitterte wieder, sackte förmlich in sich zusammen. Und dann erkannte er ihn schließlich. „Seth...?“, fragte er verunsichert, gab seinen Kampf gegen die starke Hand auf.

Der Hohepriester sah ihm direkt in die Augen. Es war kein Wunder, dass Atemu zitterte, es war kein Wunder, dass er die Kraft verlor. Mit beiden Armen und festen Griffen sorgte Seth dafür, dass der Pharao nicht ganz zusammenbrechen konnte. Er musste ihn nun ansehen. „Ich werde nicht verschwinden“, antwortete der Priester schlicht, „Aber du musst dich jetzt zusammenreißen!“ Voller Nachdruck war seine Stimme. Er konnte ihn verstehen, konnte mit ihm mitfühlen. Auch er konnte sich nicht erklären, was mit Teana geschehen war, auf seltsame Art und Weise machte es überhaupt keinen Sinn. Wer sollte die Prinzessin töten?

„Und wofür?“, fragte Atemus zitternde Stimme, noch immer zierte das bittere Lächeln sein Gesicht, doch er schien bei Sinnen zu sein. Er stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf seinen Cousin, versuchte gar nicht erst, sich selbst zu halten. Wieder biss er sich auf die Lippen, er war hin und her gerissen zwischen Trauer und Wut, sein Gesicht spiegelte seine Emotionen besser, als jedes Wort, das er hätte sagen können. Seine Welt war zusammengebrochen. Sein Blick fiel auf den Dolch auf dem Boden und verhärtete sich.

Doch Seth konnte die ungestellten Fragen nicht beantworten. Sein Blick gefiel ihm überhaupt nicht, so hatte er Atemu noch nie gesehen. In letzter Zeit war wirklich überhaupt nichts in Ordnung. Auch sein Blick fiel auf den Dolch. Die Waffe, die das Leben der Prinzessin ausgehaucht hatte...

Doch sein bitterer Blick galt nun Atemu. Er schüttelte ihn aufgebracht. „WOFÜR?“, schrie er ihn an, entgeistert und ein wenig gekränkt. „Du bist der PHARAO!“, schrie er, „Es ist deine PFLICHT, dich um DEIN VOLK zu kümmern!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2011-02-13T13:42:02+00:00 13.02.2011 14:42
>>Die Tür wurde knallend zur Seite gedrückt, und jede Wärme wich aus Qadirs Körper.
Atemu.
Er war hier.<< DÖ DÖDÖ DÖÖÖÖ! *dramtatische Musik* XD

>>Er schüttelte ihn aufgebracht. „WOFÜR?“, schrie er ihn an, entgeistert und ein wenig gekränkt. „Du bist der PHARAO!“, schrie er, „Es ist deine PFLICHT, dich um DEIN VOLK zu kümmern!“<< Gänsehaut~! Seth und Atemu sind in dieser Szene richtig, richtig toll~
Von:  TeaGardnerChan
2010-05-02T13:28:34+00:00 02.05.2010 15:28
Nein nein nein.
Sie darf nicht tot sein.
Ey das ist doch nicht fair.
Was machst du denn *schnief*

Armer Ati...
Von: abgemeldet
2010-04-12T14:42:13+00:00 12.04.2010 16:42
Oh nein! Das ist ja grausam! Armer Atemu! Er tut mir schrecklich leid, das kann man ja fast nich lesen, so schlimm ist das. Also es ist so toll geschrieben, dass es für einen selbst sehr schlimm ist. ^^° Oh je, gibt Atemu jetzt auf? Menno, ich finde es cool das der Arzt daran denk das Seth ihm helfen könnte, aber seth ist so kalt oder? Irgendwie? Ich weßi nicht, jedenfalls versinkt er nicht in selbstzweifeln ^^° aber voll krass. Und adalia is auch noch mitgekommen und tut total egschockt xD total das arsch irgendwie oder? ^^° Mensch, nur noch ein Kapitel zu lesen ^^°


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