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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Fremd

„Du bist ganz schön hart...“ Der Vorwurf war echt und doch spürte Adalia, dass Meira sich köstlich amüsierte. „Sie kann doch nun wirklich nichts dafür. Und sie hat doch schon so vieles mitmachen müssen.“ Sie genoss es, die Andere mit den Worten zu quälen, die die Wahrheit sprachen, genoss es sie zu provozieren und genoss es ihre Reaktionen zu beobachten.

Adalia sprühte vor Wut. „Du weißt es?“, fauchte sie, die Augen zu Schlitzen verengt. Doch dann beschloss sie, dass es ihr egal war, sollte sie es doch wissen. „Wie auch immer, du hast hier nichts zu suchen.“

Adalia zögerte nicht länger. Nun, da Mana sie nicht mehr beobachten konnte, war es mit der Selbstbeherrschung vorbei. Blitzschnell drehte sie sich um, konzentrierte sich kurz und griff die Rothaarige mit einem Zauber an, den sie seit Jahren beherrschte.

Gekonnt wich Meira aus. Sie war überrascht, aber nicht überfordert. Lautstark lachte sie auf. „Was habe ich dir getan? Warum bist du gleich so aufbrausend?“ Die Priesterin war eine weitaus interessantere Gegnerin als Mana, sie war in der Lage sich selbst zu verteidigen und sie war durchaus leicht zu reizen. Meira ließ den Nebel um sich herum aufziehen. „Ich habe mit der Kleinen noch eine Rechnung offen!“ , gab sie zu, als würde diese Aussage ihre Anwesenheit in Adalias Augen rechtfertigen.

Kalt trat die Priesterin durch den Nebel, vollkommen unbeeindruckt. „Sie hat jetzt keine Zeit zum spielen“, bestimmte sie und griff ein weiteres Mal an, dieses Mal war sie erfolgreich. Das Nebelkind wurde nach hinten geschleudert, ließ sich aber von ihrem Nebel abfangen. Ihr Lachen war nicht erloschen.

„Nur weil ihr ihr Gedächtnis gelöscht habt, heißt das nicht, dass auch ich vergesse“, erklärte sie lächelnd. Adalia war inzwischen vollständig vom Nebel umgeben und eigentlich hätte sie es merken müssen, doch es störte sie nicht. Meira wusste nicht, weshalb der Nebel sie nicht traf, doch im Grunde war es ihr egal.

Adalia wusste sehr wohl, weshalb sie geschützt war, inzwischen wusste sie, um wen es sich bei ihrer Gegnerin handelte. Es konnte nur eine sein, der Nebel erklärte alles. Sicherheitshalber hatte sie einen Bann um ihren Körper gelegt, sodass der Nebel nicht an ihre Haut kam. Sie war sich sicher, dass die Berührung des Nebels nicht das war, was man gesundheitsfördernd nannte, Meiras Blick bewies es eindeutig. „Was willst du erreichen?“, fragte sie, „Willst du Zeit schinden?“

„Was glaubst du denn?“, fragte Meira schneidend und schritt behände durch den Nebel. Doch die Priesterin stellte sich ihr in den Weg.

„Du wirst sie nicht bekommen“, zischte sie und sie war sich absolut sicher, dass sie sich nicht täuschte. Sie zweifelte keine Sekunde lang daran, dass sie Meira würde besiegen können. Es hatten schon einige versucht sich mit ihr zu messen, bisher war jeder gescheitert. Hochmut kam vor dem Fall, dass wusste auch Adalia. Doch sie war sich ihrer Macht durchaus bewusst, wusste die Gefahren für gewöhnlich verhältnismäßig gut einzuschätzen. Deswegen war sie die Beste, deswegen hatte der Hohepriester ausgerechnet sie erwählt.

„Und wer sollte mich davon abhalten?“, sie schüttelte den Kopf. „Du etwa?“ Völlig unbeeindruckt schritt Meira auf sie zu. „Das glaube ich nicht.“

Klang sie gelangweilt?

Unabhängig davon, ob sie es war oder nicht, lenkte sie den Nebel weiter. Da sie Adalia nicht erreichen konnte, richtete sie ihre Magie nun auf Mana, doch wieder war die Priesterin schneller.

Sofort lenkte diese die Kraft ab, genau das war es, was sie erwartet hatte. Mana war das Ziel, nicht sie. Dass sie sich überhaupt so lange auf sie konzentriert hatte, war überraschend genug. Sie hatte es selbst gesagt. Sie hatte noch eine Rechnung offen mit Mana, also gab es für Meira eigentlich überhaupt keine andere Rechtfertigung sich gegen Adalia zu wenden, abgesehen von der Tatsache, dass sie Mana schützte.

Adalia war die Nebelmagie nicht unbekannt. sie wusste nicht, woher diese Kraft kam, doch sie kannte ihre Macht. Selbstverständlich hatte sie sich in ihrer Ausbildung damit befasst, Seth hatte einen großen Wert darauf gelegt, dass sie die Magie kannte und jetzt wusste sie auch, wieso. „Das hättest du wohl gern“, warf sie Meira vor, nun ihrerseits provokant.

Dann geschahen zwei Dinge, die Adalia überraschte und die sie aus dem Konzept warfen. Manas schwache Stimme drang durch den Nebel, sie rief nach ihr. Die Priesterin blieb wie versteinert stehen. Sie hätte noch länger schlafen müssen, sie hätte all das nicht sehen dürfen. Im selben Moment flog eine leuchtende Kugel zum Fenster herein und zerstreute die Nebelwolken.
 

Dumpf und fast unbemerkbar erklangen die Töne, entfernt, wie aus einer anderen Welt, wie ein Traum, der langsam verblasste und noch nachhallte. Doch es wurde nicht weniger, im Gegenteil, die Eindrücke verstärkten sich je länger sie versuchte zuzuhören, versuchte etwas zu verstehen.

Fremd.

Alles erschien unbekannt und farblos. Sie wusste nicht, was um sie herum geschah, verstand nicht, dass sie all das nicht begreifen konnte. War wieder alles so wie vorher? War wieder alles weg? Es war so dunkel. Mana hatte Angst. Sie konnte es sich nicht eingestehen, doch was sie fühlte, beunruhigte sie aufs äußerste. All die Bilder, die sie mit Adalias Hilfe aufgebaut hatte – wo war all das geblieben? War alles verloren? Sie fühlte sich eingeschränkt und beengt. Fühlte sich gefangen in einer Welt voller Schatten.

Langsam wurden die Stimmen klarer. Sie kannte sie und doch erkannte sie sie nicht. Der liebliche Klang, der in ihrem Kopf erklang, wenn sie an die Stimme dachte, stand in eindeutigem Gegensatz zu dem Klang, den sie jetzt hörte. Es war, als versuchte man zwei ganz unterschiedliche Töne zu vereinen und als wollte man versuchen eine einzige harmonische Stimme zu erhalten, die letzten Endes das große Ganze darstellte.

Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, doch es gelang ihr nicht. Langsam floss das Leben zurück in ihren Körper und ihre Gedanken wurden wieder klarer, doch sie konnte sich nicht rühren. Sie war zum Zuhören verdammt, doch was sie hörte, war nichts als Hass. Es machte ihr Angst. Sie wollte weglaufen, doch es ging nicht. Sie konnte sich nicht bewegen, ihr Körper wollte ihr nicht gehorchen. Ihr Atem ging schneller, fast stoßartig. Ihr Herz schlug so laut, dass man es bis nach draußen hätte hören können, doch niemand achtete darauf. Die Panik schärfte ihre müden Sinne, alles in ihr schrie danach wegzulaufen, doch es ging nicht. Sie konnte sich nicht rühren. Und dann erkannte sie die Stimme.

„Adalia...“, brachte sie mit aller Kraft hervor, und es strengte sie so sehr an, dass sie glaubte, nie wieder ein einziges Wort sprechen zu können. Ihr Körper war wie erstarrt. Schließlich gelang es ihr, die Augen zu öffnen, doch was sie sah, ergab ebenfalls kein klares Bild. Alles war verschwommen, wie durch einen dichten Schleier. Ein Schleier aus Nebel.

Sie war verwirrt. Sie wollte fliehen, doch gleichzeitig regte sich in ihr der Wunsch es zu verstehen, der Wunsch zu wissen, was passierte.

Plötzlich flog direkt über ihrem Kopf etwas vorbei, dass sie ihre Augen zusammenkneifen ließ.
 

Meira war die Einzige, die nicht erschrak. Die Kugel raste direkt auf ihr Gesicht zu, doch sie fürchtete sie nicht. Dies war kein Angriff. Sie kannte die Nebelmagie ihres Bruders viel zu gut, als dass sie sich hätte täuschen lassen können.

Sie ließ von Mana ab und fing die Kugel mit einer geübten Handbewegung auf. Hätte sie nicht gewusst, dass diese Kugel ausschließlich aus Nebel bestand, hätte sie sie für etwas anderes gehalten. Wie aus reinem, durchsichtigem Kristall glänzte sie, wirkte zerbrechlich und doch massiv zugleich. Akim wusste genau, was er tat. Die Jahre des Sklavenstandes hier am Hof des Pharaos hatte seiner Geschicklichkeit keinen Abbruch getan.

Meira hielt die Kugel in beiden Händen und sah hinein. Sofort begann sich im Inneren ein blauer Schleier zu bilden, ein Schleier, der sich nach einigen Sekunden in einen kleinen Drachen verwandelte. Dann löste sich der Dreck wieder auf und wurde durch ein schleierhaftes Abbild von Seth ersetzt.

Die Rothaarige verstand. Sie grinste und trat ganz dicht an die Priesterhin heran. „Mit dir bin ich noch nicht fertig“, hauchte sie ihr versprechend ins Ohr und ließ sie dadurch erschaudern. Dann verschwand sie im Nebel und der Nebel mit ihr.
 

Erst jetzt erkannte Adalia, was geschehen sein musste. Nun, da die Sicht wieder klar war und der Nebel ihr Augenlicht nicht mehr trübte, erkannte sie, wer für all das verantwortlich war. Die zwei Gestalten, die draußen vor dem Fenster im Nebel hockten, waren schon äußerst bizarr. Er grinste schief und schien durchaus mit sich zufrieden zu sein; sie blickte missbilligend und verärgert neben ihm drein. Was hatte das nur zu bedeuten?

Doch bevor Adalia der Frage nachgehen konnte, hatte sie eine andere Verpflichtung. So schnell ihre Füße sie trugen, lief sie auf Mana zu, setzte sich zu ihr ans Bett, hob die Starre auf, die sie über ihren Körper gelegt hatte und schloss das verwirrte Mädchen in die Arme.

Diese drückte sich sofort an sie, erleichtert, dass die Starre durchbrochen war, ungeachtet dessen, dass eine solche krampfhafte Umklammerung alles andere als gut für ihre angeschlagenen Knochen war.

„Ich bin bei dir...“, flüsterte die Priesterin beruhigend und strich ihr übers Haar.

„Was war das?“, fragte Mana leicht schluchzend, „Ich versteh das nicht...“

„Du musst keine Angst haben“, sprach Adalia sanft wie bei einer Beschwörungsformel, „Es passiert dir nichts.“ Und dann begann sie mit schnellen Worten zu erzählen. „Das, was du gesehen hast, war Nebel. Und die Frau, die hier war, die mit dem Essen, das ist eine böse Frau“ – ja, doch. Manchmal war es einfacher, die Welt in gut und böse zu unterteilen – „Und sie hat dafür gesorgt, dass du dich nicht bewegen konntest.“

Das stimmte zwar nicht so ganz, doch es war die beste Erklärung, die Adalia ihr geben konnte, ohne selbst in Erklärungsnot zu kommen.

Kisara sprang geschickt aus dem Nebel heraus und kletterte durch das Fenster hindurch in das Zimmer. „Ist hier alles in Ordnung?“, fragte sie alarmiert und starrte Adalia an. Akim folgte ihr.

„Uns geht es gut“, antwortete die Priesterin, „Aber was machst du hier?“ An und für sich erschien es ihr unhöflich so zu fragen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass die Weißhaarige durch das Fenster eingestiegen war, kümmerte sie sich nicht weiter darum. Sie wusste nicht so genau, was sie von ihr halten sollte. Natürlich kannte sie Kisara, das Mädchen, dass Seth aus der Gosse geholt hatte – weshalb auch immer. Um an die Macht zu kommen, die sie in ihrem Körper verschlossen hielt, hätte er sie einfach töten lassen können, oder er hätte es selbst tun können. Sie wusste nicht, weshalb er so große Skrupel gehabt hatte. Das war nicht die Seite von Seth, die sie an ihm kannte.

Mana in ihren Armen rührte sich und erregte so ihre Aufmerksamkeit. Sie hob ihren Kopf und sah die Priesterin prüfend an, ganz so, als würde sie um Erlaubnis fragen wollen. Dann bildete sich ein schwaches und interessiertes Lächeln auf ihrem Gesicht. Adalia erlöste sie aus ihrem Griff und ließ sie aufstehen. Gerade jetzt durfte sie sie nicht festhalten, sie nicht in ihrer Freiheit einschränken, sollte sie tatsächlich glauben, dass es die Rothaarige gewesen war, die sie bewegungslos gemacht hatte. Die Rolle, die Adalia zu spielen hatte, war äußerst komplex, doch sie wusste genau, was sie tat.

Mana lief leicht hüpfend auf Akim und Kisara zu, ohne Misstrauen, ohne Angst, voller Interesse – unter den wachsamen Augen von Adalia. Sie blickte in die eisblauen Augen der jungen Frau, die ihr am nächsten war. „Und wer bist du?“, fragte sie kichernd, und fügte dann an Akim gewandt noch ein „Und du?“ hinzu.

Kisara, die zunächst auf Adalias Frage hin erklärte, dass Seth sie gebeten hatte, ebenfalls auf Mana zu achten, beugte sich leicht irritiert zu Mana. Es war ihr bewusst gewesen, dass diese sich verändert haben musste, doch es war dennoch befremdlich. War da überhaupt noch etwas von der Mana übrig, die sie zu kennen geglaubt hatte? All die Enttäuschung und die Abneigung gegen sie, war dieses Mädchen überhaupt noch das richtige Ziel dafür? Kisara biss sich leicht auf die Lippe.

Sie lächelte sie freundlich an. „Ich bin eine Freundin von Seth“, sagte sie schließlich sanft, „Mein Name ist Kisara.“ Es war ein merkwürdiges Gefühl, sich ihr so vorzustellen und sie kam sich albern vor. Und doch zwang sie sich dazu, diese Mana konnte nicht wissen, wer sie war, es sei denn, die Priesterin hätte ihr von ihr erzählt. Kisara bezweifelte, dass sie es getan hatte.

Der Zauber selbst, den Seth verwendet haben musste, war ihr selbstverständlich nicht unbekannt. Schon einmal hatte sie ein solches Kind gesehen wie Mana eines war, mehr als sechs Jahre war dies nun her und dieses andere Kind stand nun neben ihr. Doch war es anders, zumindest für die Drachenwächterin. Mana hatte sie vor der Verfluchung zu einem leeren Leben gekannt, Akim nicht. Dieser Unterschied war gravierend. Sie durfte das Mädchen nicht einfach weiterhin so behandeln, wie sie es gewohnt war, und sie konnte auch keine Erwartungen in sie setzen. Sie wusste nicht, wie diese neue Mana reagieren würde und sie selbst hätte es vermutlich auch nicht gewusst. Es war einfach alles anders. Es war einfach alles fremd.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  TeaGardnerChan
2009-07-09T16:20:40+00:00 09.07.2009 18:20
Meira ist echt ne Hexe XD
sorry... musste mal gesagt werden *g*

O.O
Was hat Meira verstanden?
Mit Seth ist doch alles in Ordnung... oder?
*betet*

mana tut mir so leid... wieso muss sie denn immer so viel durchmachen.
Du bist aber echt unfair zum manalein XD
Von: abgemeldet
2009-06-19T08:43:07+00:00 19.06.2009 10:43
Ein schönes Kapitel xD

>>„Sie kann doch nun wirklich nichts dafür. Und sie hat doch schon so vieles mitmachen müssen.“<< Und es fängt gleich so fies an ^^° Einfach unfassbar. Wie alle Mana nur noch auf das beschränken können ^^ Naja, ist ja auch irgendwie prägend. Aber Adalia übertreibt wirklich xD Sie gleich flachzulegen und auszuschalten, nur damit sie etwas aufmucken darf. ^^°

>>Manas schwache Stimme drang durch den Nebel, sie rief nach ihr. Die Priesterin blieb wie versteinert stehen. << Schön wenn etwas ungeplantes passiert ne? ^^ Etwas was man nicht in die Rechnungen mit einbezogen hat. Etwas was man von anfang an rausgeteilt wurde und nicht in die Rechnung passte. Tja ^^ Aber auch manchmal kommen großer Rechner zu falschen ergebnissen... Ich weiß ich kann da nicht so viel mitreden,a ber die formulierung ist tollx D Mussu zugeben xD

>>Sie war zum Zuhören verdammt, doch was sie hörte, war nichts als Hass. Es machte ihr Angst.<< Armes Mana,, erst legt Adalia sie lahm und dann auch noch sowas ^^ Die beiden Stimmen von Adalia hast du klasse beschrieben ^^ Echt super!

>>Er grinste schief und schien durchaus mit sich zufrieden zu sein; sie blickte missbilligend und verärgert neben ihm drein.<< Sind aber auch ein komisches paar xD Muss ein geiler anblick gewesen sein xD

>>Das war nicht die Seite von Seth, die sie an ihm kannte.<< Vielleicht kennt sie ihn doch noch nicht gut genug ^^° Vielleicht sollte man für sie Seth einfach nochmal vorstellen, immerhin hat er sich ganz shcln verändert


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