Sunset over Egypt von Sennyo (Even if tomorrow dies) ================================================================================ Kapitel 8: Vertrauen -------------------- „Spinnst du?!“ Mana sah ihn ungläubig und schockiert an. Er musste doch wissen, was es für sie bedeutete ihm ihren Bauch zu zeigen. Da konnte sie sich ja gleich ganz ausziehen. Mit hochrotem Kopf starrte sie ihn an. Der Priester grinste leicht. „Nun komm schon“, meinte er beiläufig, „Da ist dich nichts dabei. Wir müssen doch herausfinden, wie schwer du eigentlich verletzt bist.“ Genau genommen war es schon sehr verwunderlich, dass sie den Angriff einfach so weggesteckt hatte. Sie schüttelte den Kopf, sah verlegen zu Boden, mied seinen Blick. „Das.. das geht doch nicht.. Du willst das doch nur ausnutzen..“ Sie nuschelte sehr und so war es schwer ihre Worte zu verstehen. Doch Seth hatte sie verstanden, lächelte nur sanft. „Wie sollte ich das ausnutzen?“ Mana fielen hierzu viele Dinge ein, sie kniff ihre grünen Augen zusammen. Es ist nur Seth, versuchte sie sich einzureden. Gleichzeitig protestierte etwas in ihr. Was hieß hier nur? Völlig durcheinander und verwirrt hielt sie ihr Gewand fest, kämpfte mit sich um die richtige Entscheidung. „Soll ich mich lieber umdrehen?“, fragte Seth aufmerksam, versuchte ihr damit entgegen zu kommen und als Mana zur Antwort ganz stark nickte, legte der Hohepriester theatralisch die Hände vor seine Augen und kehrte ihr den Rücken zu. Selbst Mana musste grinsen, sie zog sich schnell aus, warf dabei ihr Gewand über Seths Kopf um zu verhindern, dass er doch hinsah. Dann wollte sie eigentlich ihren bauch untersuchen, doch stattdessen krabbelte sie so schnell sie konnte unter die Kissen und zog sich die Decke über den Kopf. Der Priester versuchte mit aller Macht das Gewand zu ignorieren, doch es irritierte ihn dermaßen, dass er kaum klar denken konnte. Ihr Duft war in jede Faser des Stoffes eingewebt und ließ ihm fast die Sinne schwinden. Er achtete weiterhin darauf, nicht die Augen zu öffnen, richtete dann das Wort wieder an sie. „Und? Wie sieht es aus?“ Von Mana war nur ein Quieken zu vernehmen. „Weiß nicht“, kicherte sie, und ihre Stimme klang gedämpft durch die Decke, „Ich habe nicht nachgeschaut.“ Ein liebgemeintes Lachen entwich dem Priester. „Das solltest du aber“, meinte er amüsiert, „Oder soll ich nachsehen?“ Mana überlegte kurz, zermarterte sich das Gehirn. Sie schwankte, wollte nicht, dass er sie so sah, wusste aber auch, dass sie sich selbst niemals würde behandeln können. Und außerdem war es Seth. Ihm vertraute sie doch? Nach langem Zögern stimmte sie schließlich zu. Der Priester machte sich einen Spaß daraus, sie aufzuziehen. „Du bist dir auch ganz sicher?“, fragte er grinsend und hinterhältig, „Weißt du, dazu muss ich nämlich die Augen aufmachen!“ „Verarsch mich nicht!“, zickte Mana ihn an, „Mach oder ich über leg es mir anders!“ Grummelnd zog sie die Decke ein Stück herunter, sodass ihr leuchtender Kopf zum Vorschein kam. „So schlimm sieht das gar nicht aus..“, meinte sie schließlich murrend. Das Gewand vom Kopf nehmend, drehte Seth sich wieder um, sah das Mädchen an, konnte aber natürlich nichts erkennen, da sie noch immer von der Decke verdeckt wurde. Mana musste seine Gedanken erraten haben. Mühsam versuchte sie die Decke so hinzuschieben, dass ihr Bauch und damit die Schnitte, die dort waren, nicht mehr verdeckt waren, doch es misslang ihr gründlich. Grummelnd legte sie die Arme über die Brust, schlug die Beine übereinander und kniff die Augen zusammen, bevor sie Seth die Decke wegziehen ließ. Er sah sie, noch immer lächelnd, an. „Entspann dich“, sagte er sanft, und griff nach einem sauberen, feuchten Tuch, „Ich will dich nicht fressen.“ Geschickt säuberte er ihre Wunden, die Schnitte schienen nicht tief zu sein, und es blutete kaum. Sie war doch härter im nehmen, als er gedacht hätte. Mana verzog schmerzvoll das Gesicht. „Das breeennt!!!“, wimmerte sie, biss aber die Zähne zusammen. Es sollte sich schließlich nicht entzünden, sie wusste, dass sie es aussitzen musste. „Es scheint wirklich nur geschnitten zu sein“, murmelte Seth abwesend und tastete vorsichtig ihren Bauch ab. Mana nickte, seine Berührungen verunsicherten sie total, dennoch war sie nun ruhiger als zuvor. „Was hast du denn gedacht?“, fragte sie verwirrt und der Priester seufzte. „Millenniumsmagie ist nicht gerade schwach“, erklärte er und fühlte sich wieder schuldig, sein schlechtes gewissen machte ihm wirklich zu schaffen. „Und ich habe mit voller Kraft angegriffen. Mana sah ihn ernst an, das Thema hatten sie schon einmal gehabt. „Hey!“, maulte sie und legte ihren Kopf schief, „Mir ist aber nichts weiter passiert, okay?“ Warum eigentlich? Warum war ihr nichts passiert, wenn er doch entschlossen gekämpft hatte? Sie verstand es nicht, und sie las in seinem Gesicht, dass auch er es nicht verstand. Ein Grinsen legte sich auf ihre Lippen. Es konnte nur eine Erklärung geben. „Vielleicht seid Ihr einfach zu schwach, Hohepriester!“ Sie wusste genau, dass sie Seth damit herausforderte, sie legte es darauf an. Der Angesprochenen musterte sie zunächst skeptisch, sah sie schließlich ebenfalls grimmig lächelnd an. „Ist das so?“, fragte er und in seiner Stimme lag etwas Bedrohliches. Mana zog erneut an der Decke, sah ihn herausfordernd und breit grinsend an. „Na ja, es ist möglich, oder?“, sie achtete sorgfältig auf ihre Worte. „Wenn Ihr nicht einmal eine Priesterschülerin beseitigen könnte..“ Sie streckte stolz ihre Nase in die Luft, sah dabei aus, als würde sie gleich eine Bombe platzen lassen wollen, und tatsächlich. „Vielleicht bin ich einfach über Eurem Niveau!“ Ihre Unterstellung hatte eindeutig die gewünschte Wirkung. Seth baute sich neben ihr auf, setze sich schließlich zu ihr. Finster grinsend, aber ernst, blickte er sie an. „Sei froh, dass dir nichts passiert ist, ich hätte dich genauso gut in Fetzen reißen können“, meinte er sachlich und traf damit die Wahrheit wohl eher als sie. Kichernd drehte Mana sich von ihm weg. „Vielleicht“, gab sie zu, ließ aber deutlich vernehmen, dass sie ihm kein Wort glaubte. Er schüttelte den Kopf. „Nicht vielleicht, auf alle Fälle!“, meinte er entschlossen, drehte ihren Kopf wieder in seine Richtung und sah ihr grimmig direkt in die Augen. „Willst du mir etwa widersprechen?“ Verunsichert sah Mana zu ihm hoch, es gefiel ihr nicht, wenn er so ernst war. „Und wenn es so wäre?“, fragte sie schüchtern. „Das überlege ich mir noch“, meinte er drohend, wandte dann aber den Blick kurz von ihr ab. Er musste sich mir den Händen an Bett abstützen, hatte fast vergessen, dass auch er verletzt war. Besorgt und verwirrt versuchte Mana seinen Blick wieder auf sich zu lenken. „Ist alles in Ordnung?“ Der Priester nickte, atmete tief durch, und fasste sich dann wieder. Das stärker gewordene Schwindelgefühl hatte wieder nachgelassen und so wollte er sie auf keinen Fall unnötig beunruhigen. „Du glaubst also, ich bin schwach“, sprach er, und lenkte damit die Aufmerksamkeit wieder von sich ab. Er richtete sich auf, sah Mana herausfordernd und entschlossen an. „Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen!“ Und noch bevor sie sich dagegen wehren oder auch nur protestieren konnte, hatte Seth seine Hände unter die Decke geschoben und angefangen sie zu kitzeln. Erschrocken fuhr Mana zusammen, strampelte und meckerte lachend. Dass die Decke dabei zu Boden fiel, beachtete sie gar nicht. Sie lachte. Sie war so unglaublich kitzlig, dass sie gar keine andere Wahl hatte. „Heeeeeeyy!“, rief sie, um sich schlagend, „Lass das!“ Seth dachte nicht daran auf sie zu hören, folterte sie weiter, grinsend. Es gefiel ihm, wie Mana lachte, auch wenn er sie förmlich dazu zwang. Immer näher beugte er sich zu ihr herunter, war schließlich genau über ihr. „Ich soll das lassen?“, wiederholte er sie und hielt für einen Moment inne. Mana nickte gequält und völlig außer Atem. Sie sah ihn traurig an, doch er wusste, dass diese Traurigkeit nur gespielt war. „Dann musst du zugeben, dass ich nicht schwach bin“, sagte er bestimmend und zog sie lächelnd an sich. Mana ließ es geschehen. „Ein bisschen schwach?“, setzte sie an, doch der Hohepriester schüttelte den Kopf. „Gar nicht schwach“, sagte er hochmütig. Ironisch lächelnd blickte die Priesterschülerin ihn an, kuschelte sich an ihn. Sie zitterte, wie er sofort feststellte und ihr brannte die Frage unter den Nägeln. „Kalt hier, oder?“ Sie blinzelte ihn an, blickte in sein frech grinsendes Gesicht. „Dir ist kalt?“, fragte er leicht spöttisch, „Ist doch kein Wunder, so wie du hier herumläufst.“ Er hielt sie mit einer Hand im Arm, mit der anderen griff er nach der Decke und legte sie ihr über die Schultern. Mana wurde auf einen Schlag knallrot, vergrub panisch ihren Kopf in seinem Gewand. In all dem Eifer hatte sie völlig vergessen, dass sie sich hatte entkleiden müssen. Nun wurde es ihr schlagartig wieder bewusst. Vor Scham wäre sie am liebsten im Boden versunken. Stattdessen drückte sie sich nun an Seth, vermied es, ihn anzusehen. Seth strich ihr über den Kopf, lächelnd. Er war ruhig geworden. „Du brauchst dich nicht zu verstecken“, flüsterte er leise. Mana blinzelte verwirrt, sah aber nicht auf. „Ach nein?“ Ihre Stimme war schriller als sie es beabsichtigt hatte, doch Seth störte sich nicht daran. „Nein“, antwortete er und wollte wieder anfangen sie zu kitzel, damit sie sich nicht so verkroch. Doch Mana schrie prustend auf, wirbelte herum und erhob unschuldig die Hände. „Nicht!“, sagte sie, und sah verträumt in seine eisblau glitzernden Augen, „Du bist auch nicht schwach.“ „Das hast du gut erkannt.“ Er lachte. Sein Blick fiel auf ihren Körper, er konnte ihn nicht mehr abwenden. Erneut schoss die Röte in Manas Gesicht, doch dieses Mal störte es sie nicht. Seine Augen faszinierten sie, hielten sie in ihnen gefangen. Sie blinzelte erst, als er seine Augen schloss und sie küsste, schloss dann ebenfalls sie ihre grünen Augen und versank in seinem Kuss. „Ist dir immer noch kalt?“, fragte der Priester neckisch, und zog sie an sich. Mana sah ihn unschuldig an, schüttelte entschieden den kopf. Ihr war nicht mehr kalt, seine Nähe ließ sie schwitzen. Die Unsicherheit zwischen ihnen spürten Beide deutlich, doch was nun zählte, war das Gefühl, das die beiden teilten. Ein Gefühl, dass keiner von ihnen geglaubt hatte, je wieder zu spüren. Dicht aneinander gekuschelt erkannten Beide, was es hieß, geborgen zu sein. Mana griff nach des Priesters Kopfbedeckung, ließ sie zu Boden fallen und sah ihn verspielt an. „So kenne ich dich gar nicht.“ Sie kicherte. Er blickte verwundert auf. „So kennt mich keiner“, stellte er mehr oder weniger überrascht fest. Manas Mund klappte auf. „Echt keiner?“, plapperte sie interessiert drauf los und sah ihn mit großen Augen an. Er dachte darüber nach. „Abgesehen von meiner Mutter niemand, nein“, antwortete er schließlich. Und Kisara, doch an sie wollte er jetzt nicht denken. Mana strich ihm durch sein Haar, hauchte ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Ohne siehst du freundlicher aus..“ Er fing ihren Blick auf. „Findest du?“ Vor seinen Augen drehte es sich, doch er achtete nicht darauf. „Dann muss ich es gleich wieder aufsetzen“, sagte er grinsend. Mana protestierte. Sie fand seine Haare höchst interessant, strich weiter hindurch. „Ich mag die so“, meinte sie und sah ihn lieb an. „Für mich, ja?“ Sie mochte sie? Seth betrachtete sie skeptisch. Er verstand nicht, was sie meinte. „Es sind doch nur Haare“, sagte er abwertend, woraufhin Mana ihn dichter zu sich zog. „Aber es sind deine Haare“, betonte sie erklärend und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Was an seinem Haar so besonders sein sollte, konnte der Priester noch immer nicht nachvollziehen, es war ihm aber schließlich doch egal. Auch dass ihm wieder schwindlig war, wollte er ignorieren, konzentrierte sich auf ihre Berührungen. Es wurde immer schlimmer, er konnte kaum noch Oben und Unten unterscheiden. Er wollte Mana nicht beunruhigen, wollte sich zusammenreißen, doch es ging nicht. Er löste den Kuss und ließ sich zur Seite in die Kissen fallen, die Augen krampfhaft geschlossen und innerlich fluchend. Schmerz durchzog seinen Körper, ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Mana setzte sich erschrocken auf, sah ihn verwundert an. „Seth?!“, fragte sie vorsichtig, „Was hast du denn?!“ Er sah sie nicht an, konnte die Augen nicht öffnen, ohne dass alles schlimmer wurde. Er verstand es nicht, Mana verstand es nicht. Eben noch war alles in Ordnung gewesen, abgesehen von einem bisschen Schwindel. Nun jedoch.. Alles war nun anders. „Mein.. Bein..“, brachte der Priester krächzend hervor, versuchte tief durchzuatmen, was ihm jedoch völlig missling. Voller Angst sah das Mädchen zu seinem Bein. Sie konnte einen Aufschrei nur knapp unterdrücken. Seine Wunde musste wieder aufgegangen sein, der ganze Verband war dunkelrot, selbst das Laken, auf dem er lag, war voller Blut. Tränen schossen in Manas Augen, sie wusste nicht, was sie tun sollte, fühlte sich völlig nutzlos, murmelte immer wieder seinen Namen. Warum verschloss sich die Wunde nicht? Seth verstand es nicht, zwang sich mit all der Willenskraft, die er aufbringen konnte, einen kühlen Kopf zu bewahren und nachzudenken. Er kam zu keinem Schluss, hörte Mana neben sich hilflos schluchzen. Unmöglich.. dachte er, die Augen immer noch geschlossen. Es gab nur einen Weg. „Mana...“, sagte er schwach, aber entschlossen, „Nimm.. meinen Stab..“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)