Sunset over Egypt von Sennyo (Even if tomorrow dies) ================================================================================ Kapitel 6: Image ---------------- Seth durchbrach den Nebel mit dem Millenniumsstab und stellte sich Meira und Cyrus entgegen. Doch gegen seine Millenniumskräfte setzte die Tochter des Nebels die Magie der Millenniumskette. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe er hier ankam und so war sie bestens vorbereitet. Die kombinierten Kräfte des Nebels und der Kette standen unter Meiras Kontrolle und sie wusste sie einzusetzen. Sie hüllte den Priester ein und legte Nebelfesseln um seinen Körper. Er konnte sich nicht rühren, war gefangen in ihrem Nebel, noch bevor er mit seinem Stab zum Gegenschlag ansetzen konnte. Währenddessen hielt Cyrus die zappelnde Mana weiter fest, forderte sie auf, aufzugeben, damit ihr nichts geschah, doch sie weigerte sich ihm zu vertrauen. Sein finsteres Lachen zeigte ihr deutlich, dass er log. „Lasst ihn in Ruhe!“, fauchte sie, doch keine Reaktion folgte, die sie erhoffte. „Kümmere dich lieber um sich selbst“, schlug Cyrus ihr stattdessen vor, während er auch um sie den Nebelschleier dichter zog um sie damit gefangen zu halten. Mana hustete und strampelte. Sie wollte sich aus seinem Griff befreien, doch es ging nicht. Noch immer zitterte sie. Ihr Blick fiel auf Seth, all ihre Hoffnung lag in diesem Mann. Er starrte auf die Kette an Meiras Hals, die Millenniumskette, die niemals in ihren Besitz hätte geraten dürfen. Ohne die Kinder des Nebels wäre die Priesterin Isis wohl noch immer deren Hüterin, und auch ihr Bruder Marik wäre noch am Leben. Und dann, Seth stockte, dann würde wohl auch Manas Herz noch immer ihm gehören. Schuldbewusst blickte Seth drein. Wenn er genau darüber nachdachte, wusste er nicht genau, ob er den Tod des Priesters bedauerte. Doch Meiras und Cyrus Taten würde er niemals gutheißen, schon gar nicht, dass die Millenniumskette nun in ihren Händen war. Er kontrollierte sich auf seinen Millenniumsstab und richtete ihn gegen den Nebel. Auf diese Weise gelang es ihm, die Fesseln zu lösen, die ihn gefangen hielten. All zu gut schien Meira die Kette noch nicht beherrschen zu können. Gereizt und sauer sah sie ihn an, in ihren Augen funkelte ein bedrohlicher Glanz. „Niemand legt sich mit mir an“, drohte sie leise, doch Seth, ließ sich nicht einschüchtern, sondern richtete den Stab stattdessen gegen Meira, die davon zurückgeschleudert wurde. Sie hatte den Angriff nicht schnell genug kommen sehen. Eine Nebelwolke fing sie auf und verhinderte so ihren Sturz. Doch noch bevor sie sich wieder aufrappeln konnte, wurde sie ein weiteres Mal zurück geschleudert. Mit hassvollem Blick drehte sich Seth zu Cyrus um, der noch immer Mana in seiner Gewalt hatte. „Jetzt zu dir..“, murmelte er, ehe er den Millenniumsstab aktivierte und Cyrus angriff. Doch dieser hatte es kommen sehen und war darauf vorbereitet. So einfältig war er nicht. Ohne zu zögern konzentrierte er sich auf den Nebel und zog Mana vor sich. „Du solltest dein Temperament zügeln“, meinte er gelassen, „Sonst wird noch jemand verletzt.. und das willst du doch nicht, oder?“ Seths Angriff traf Mana, ohne dass er es noch verhindern konnte. Entsetzt sah er mit an, wie sie nach hinten geworfen wurde, hörte ihren erschrockenen Schrei. Sofort lief er zu ihr, von Gewissensbissen geplagt. Was hatte er nur getan? Er hatte sie auf keinen Fall verletzten wollen. Hätte es kommen sehen müssen, wissen müssen, dass so etwas würde geschehen können. Hinter ihm lachte Meira amüsiert und beeindruckt auf. „Gut gezielt, Priester! Weiter so!“ Doch Seth konnte nicht auf sie achten, all seine Aufmerksamkeit war auf Mana gerichtet. Sie versuchte sich aufzurichten, doch sie brach sofort wieder zusammen. Sie lächelte schwach, als sie in sein ernstes Gesicht blickte. „Ich versteh nicht, wie die das überstehen“, sagte sie leise und grinste leicht. Doch dem Priester war alles andere als zum Lächeln zumute. Er kniete sich neben sie, sah sie schuldbewusst an. „Mana.. das tut mir so leid..“ Er wusste kaum, was er sagen sollte. Er machte sich unglaublich viele Vorwürfe. Das Mädchen schüttelte den Kopf, lächelte immer noch. „Es ist nicht deine Schuld, hörst du?“ Nicht überzeugt, sah Seth zu Boden. „Ich hätte damit rechnen müssen“, bestand er auf seine Meinung, was wiederum ein Kopfschütteln Manas zur Folge hatte. Sie setzte sich leicht auf, verzog dabei schmerzhaft das Gesicht, sah ihn dann aber wieder lieb an. „Du kannst halt nicht alles wissen“, zwinkerte sie ihm zu, „Also.. kümmer dich um die beiden.. ich kann es nicht, sie haben mir meinen Stab weggenommen..“ Als sie das sagte, sah sie sehr traurig aus, und auch wenn Seth ihren Wunsch erfüllen wollte, so hatte doch etwas anderes zunächst Priorität. Er musste sie hier wegbringen. Und zwar schnell. Doch dafür musste er zunächst einmal an den beiden vorbeikommen, und es sah nicht danach aus, als würden sie sie so einfach gehen lassen. Seth versuchte Mana anzulächeln, scheiterte allerdings daran. Er drückte ihre Hand, ehe er aufstand. „Dafür werden sie bezahlen..“ Von Meira und Cyrus war nichts anderes als herzhaftes Gelächter zu hören. „Wie herzzerreißend!“, höhnte Meira, „Sieh mal, Cyrus, ist das nicht niedlich? Sieht ganz so aus, als stünden die beiden sich näher.“ „Das hätte ich wirklich nicht gedacht“, war von Cyrus zu vernehmen, „Ist so ein Verhältnis nicht schlecht fürs Image?!“ Sein Blick ruhte auf Seth, der voller Abscheu zwischen ihm und seiner Schwester hin und her blickte. Er aktivierte seinen Millenniumsstab und zielte auf die beiden. Doch auch Mana hatte Cyrus Worte vernommen. Verwirrt sah sie zu Seth, richtete sich vorsichtig auf. Mit der einen Hand stützte sie sich leicht an der Wand an, mit der anderen hielt sie sich ihren schmerzenden Bauch. „Schlecht.. fürs Image?“ Sie verstand nicht, was Cyrus damit sagen wollte. Doch Meira bot sich sofort an, es ihr zu erklären. „Natürlich, Kleine..“ Sie lächelte boshaft, „Meinst du ein Hohepriester kann es leisten, mit einem kleinen Mädchen etwas anzufangen?“ Ihre Worte waren wie ein Stich in Manas Herz. Unsicher schaute sie Meira an, blickte vorsichtig und kurz zu Seth und schüttelte den Kopf. „Du lügst!“ Die Rothaarige grinste finster, „Meinst du wirklich? Mana wankte. Zitternd sah sie zu Boden. Sie durfte ihr nicht glauben. Doch ihre Worte wiederholten sich endlos in ihrem Kopf. Ein Hohepriester konnte es sich nicht leisten etwas mit einem Mädchen anzufangen.. Entschieden schüttelte sie den Kopf, wollte die Gedanken daraus vertreiben. Meira lächelte. „Du wirst es ja sehen. Spätestens dann, wenn er dich abserviert hat, wirst du wissen, dass ich dir die Wahrheit gesagt habe.“ „Das stimmt nicht..“, sagte die Priesterschülerin ganz leise, doch sie wusste nicht, ob sie es auch selbst glauben konnte. Sein Image.. „Aber..“, Mana blickte verzweifelt auf, „Er war doch auch.. mit Kisara…“ Doch Meira ließ nicht locker, im Gegenteil. Sie hatte Spaß an dieser Unterhaltung, besonders weil sie Mana so quälte. „Kisara, ja?“, sie grinste, „Das Mädchen hatte den Drachen“, erklärte sie trocken und genoss jedes ihrer Worte, „Was hast du ihm zu bieten?“ Mana sackte in sich zusammen. Sie ließ Meira zwar nicht aus den Augen, doch widersprechen konnte sie ihr nicht mehr. Nein. Sie hatte ihm nichts zu bieten. Schmerzhaft verzog sie das Gesicht und schluchzte leise. Sie konnte kaum die Tränen zurückhalten. „Ich sage ja, warte darauf, bis er dich abserviert, es ist nur eine Frage der Zeit.“ Meiras Lächeln machte Mana wahnsinnig. Sie wollte ihr nicht glauben, wusste aber nicht, ob sie es nicht doch tat. Trotzdem. Sie musste sich zusammenreißen und so stand sie, auch wenn es ihr schwerfiel wieder auf, wischte sich die Tränen weg und hielt sich den Bauch. Sie sah Meira böse an. „Du hast doch keine Ahnung!“, fauchte sie entschieden, „Vielleicht wird das passieren, aber dieser Tag ist noch nicht Heute!“ Sie wollte auch gar nicht darüber nachdenken. „Bist du dir ganz sicher?!“ Cyrus stellte sich Seth entgegen. Er lächelte, sein Blick lag auf dem Millenniumsstab. „Hast du an die Folgen gedacht?“ Der Priester erschrak, brach seinen Angriff sofort ab. Cyrus Gelächter war blanker Hohn in seinen Ohren, natürlich hatte er das provozieren wollen. Regungslos starrte Seth vor sich hin. Es konnte nicht sein. Er musste ihn angreifen, aber er konnte es nicht. Er hörte auch nicht, was Meira sagte, alles was er hörte, war Cyrus, der, noch immer lachend, wieder dichter an Mana herantrat. Seth war total entsetzt. Er verstand nicht, weshalb er nicht angreifen konnte, er wusste, dass er ihnen dadurch in die Hände spielte, doch er konnte einfach nicht. Ein einziger Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest. Er musste Mana fortschaffen, irgendwie musste er es schaffen. Als sie plötzlich neben ihm stand, gelang es ihm kaum zu verbergen, wie verunsichert er war. „Und? Wie lautet der Plan?“, sie erschien zuversichtlicher als sie war. Seth schüttelte leicht den Kopf. „Augen zu und durch?“ Er versuchte dabei witzig zu klingen, was ihm jedoch nicht so ganz gelang. Nun, da sie direkt neben ihm stand, war die Wahrscheinlichkeit, dass Cyrus sie angriff noch viel höher als zuvor. Mana sah ihn skeptisch an, seine Unsicherheit konnte ihr nicht verborgen bleiben. Sie nickte zustimmend. „Und ohne Rücksicht auf Verluste! Dieses Mal lassen wir sie nicht entkommen, klar?!“ Sie lächelte ihn lieb und ernst an. Sie konnte seine Gedanken förmlich lesen. „Auch ohne Rücksicht auf mich oder den Palast!“, setzte sie entschlossen hinzu. Seth sah sie nicht an. Der Palast war ihm egal, doch sie war es nicht. Er musste die Nebelgeschwister nur angreifen, seiner Millenniumsmagie waren sie nicht gewachsen, wenn sie sich nicht hinter ihrem Nebel versteckten. Doch er musste sie angreifen. Erneut aktivierte er seinen Stab, zögerte. Meira lachte auf. „Meinst du das klappt dieses Mal?!“ Es war nur allzu deutlich, dass sie nicht daran glaubte. Auch Cyrus sah es nicht anders, zweifelte an des Priesters Willensstärke und dessen Mut. Seine Schwester anlächelnd, ließ er dichteren Nebel aufziehen. Sie konnten kaum noch etwas sehen, angestrengt versuchte Mana eine Veränderung wahrzunehmen. Seth wollte die Schmach nicht auf sich sitzen lassen, grummelnd konzentrierte er sich auf seinen Stab und griff Meira an. Mit Genugtuung beobachtete er, wie sie schwer getroffen in die Ecke geschleudert wurde und am Boden liegenblieb. „Ja, das klappt!“ Mana jubelte, hüpfte trotz ihrer Schmerzen auf und ab. Cyrus war erschrocken zu sehen, dass seine Schwester nicht wieder aufstand. „Das wirst du bereuen!“, schrie er und ließ den Nebel dichter werden. Einen Teil davon legte er um Meira, aus dem Rest formte er Kugeln, die in seinen Händen rot leuchteten. Er bewarf Seth damit, der jedoch rechtzeitig auswich. Er sah der Kugel hinterher. Feuer? Der Nebel brannte? Er musste zugeben, er hatte Cyrus unterschätzt, doch das hielt ihn jetzt nicht auf. Immer wieder wich er den Geschossen aus, einige wehrte er mit dem Millenniumsstab ab, andere folgen einfach vorbei. Cyrus war sauer, schleuderte ohne Unterlass weitere Feuerkugeln. Einer der Vorhänge, die vor dem Fenster hingen, fing Feuer, es breitete sich immer weiter aus. Seth wusste, dass er handeln musste, doch Cyrus griff in einem Tempo an, das ihm lediglich Zeit zum Ausweichen ließ, nicht jedoch zum Gegenschlag. Auch Mana musste einigen Kugeln ausweichen, sie konnte im Nebel kaum etwas erkennen. Hoffentlich passierte Seth nichts, dachte sie, beruhigte sich aber mit dem Gedanken, dass er sich zur Wehr setzen konnte. Sie erschrak, als sie erkannte, dass sie es nicht konnte, denn noch immer war ihr Stab verschwunden. Doch zu ihrem Glück griff Cyrus stumpf den Priester an, bis er ihn schließlich traf. Ein leichter Aufschrei zog sich durch den Raum, Seth humpelte. Er hatte die Kugel direkt gegen sein Bein gekriegt, das Feuer mit Mühe aber wieder ausgeklopft. Doch dadurch, dass er die Kugel gespürt hatte, wurde ihm bewusst, dass es sich bei ihnen um mehr als bloße Flammen handeln musste. Er zwang sich, den stechenden Schmerz zu ignorieren, zwang seine Augen durch den dichten Nebel und den dichter werdenden Rauch hindurch zu sehen. Mana hustete. „Bring dich in Sicherheit!“, rief er ihr zu, konzentrierte sich erneut, während er einer weiteren Kugel auswich und griff Cyrus an. Der jedoch konnte den Angriff gerade so abwehren. Er hatte Seths Worte gehört und fing nun an wie irre zu lachen. Seinen nächsten Angriff richtete er nicht auf den Priester, sondern auf Mana. Hustend und orientierungslos stolperte sie durch den Raum, fiel zu Boden, noch bevor die Kugel sie hatte treffen können. Erschrocken verschränkte sie ihre Hände vor ihrem Gesicht, zog sich voller Angst zusammen, machte sich so klein sie konnte. Sie konnte sich nicht wehren, sie wusste es, Seth wusste es und auch Cyrus wusste es. Und er nutzte seine Gelegenheit, griff sie immer wieder an. Seth konnte nur hoffen, dass er sie nicht traf, während er selbst Cyrus ohne Unterlass angriff. Die Schmerzen, die er selbst dabei verspürte, unterdrückte er so gut es ging. Cyrus war stark, doch mehrere Angriffe mit dem Millenniumsstab konnte auch er nicht überstehen. Er sank neben seiner Schwester zu Boden. „Das werdet ihr bezahlen..“, drohte er, zog den Nebel um sich und Meira dichter, legte einen Arm um sie und verschwand. Hosted by Animexx e.V. 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