Abweisung! von littleblaze ================================================================================ Richtungswechsel! ----------------- Autor: littleblaze E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de Warnung: Shonen Ai Disclaimer: Alle Rechte an den Charakteren und der Storyline gehören mir und die Geschichte darf nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden. Abweisung – Part 13 Die einzelnen Utensilien, welche zu einem ausgewogenen Frühstück gehören, wanderten wie von Geisterhand auf den Tisch; ich ging nur beiläufig in meinem Kopf die Liste derer durch, die noch fehlten, widmete den Pancakes nur halb so viel Aufmerksamkeit, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, wenn ich abermals an den Tisch trat und etwas darauf abstellte. Die letzte Nacht hatte ich nicht alleine mit Schlaflosigkeit zugebracht, die Müdigkeit stand auch ihm unverhohlen im Gesicht geschrieben. Über was hatte er sich wohl den Kopf zerbrochen? Über sich, sein Leben, uns? Oder wie er es schaffen würde, mich erfolgreich in Jeremys Armen zu drängen? Wie konnte er auch nur im Ansatz denken, dass er mich auf diese Weise aus seinem Leben befördern könnte? War ihm diese Idee letztlich spontan gekommen, nachdem ich ihn von Jeremy erzählt hatte, oder spukte diese Möglichkeit schon länger in seinem Kopf herum? Überhaupt, war er, nachdem er aus dem Krankenhaus gekommen war, nicht mehr derselbe gewesen? „Hast du Orangensaft?“ „Ähm, ja…ich denke schon.“ Schnell hatten mich meine Füße zum Kühlschrank getragen. Ich schob einen Milchkanister zur Seite, um an den Saftkarton zu gelangen. Im Gehen überprüfte ich das Haltbarkeitsdatum des Getränkes, denn ich konnte mich bei weitem nicht daran erinnern, den Saft überhaupt gekauft zu haben. Vielleicht hatte ich dies ja auch gar nicht, denn mir wurde plötzlich bewusst, dass ich nicht gerade viel von Orangensaft hielt. „Bitte“, schenkte ich ihm ein Glas ein und setzte mich anschließend Ryan gegenüber. Mein Blick wanderte kurz über sein Gesicht. Abgesehen von der Müdigkeit gab es einen ruhigen Ausdruck preis; nichts von dem bekannten quatsch-mich-bloß-nicht-an-Blick war darin enthalten. Wieder einmal forschte ich krampfhaft nach einem Gesprächsansatz, während ich Butter auf meinen Bagel verteilte und kurz an der Erdbeermarmelade hängen blieb, die den Strahlen der Sonne ausgesetzt war. Ich überlegte, ob ich die Marmelade zur Seite schieben sollte, aber dann wäre unter Umständen die Butter dem Schein ausgesetzt... „Was denkst du, sollte ich meinem Elternhaus einen Besuch abstatten?“ Mein Kopf schoss in die Höhe. Ich hatte erwartet, mit seinem Blick konfrontiert zu werden, dabei lag dieser sanft auf dem Löffel, mit dem er in seinen Müsli rührte; die hellen Strahlen trafen auch ihn. Ich blickte wieder hinab auf meinen Teller. „Hast du das denn vor?“ Es lag ein rauer Unterton in meiner Stimme, er erinnerte mich stark an den Rechtsanwalt meiner Großmutter. Ich konnte ihn noch genau vor mir sehen; ein altes Gesicht, modische Anzüge und immer einen Stift zwischen den Fingern. Sogar den Rauch der teuren Zigarren konnte ich noch aus meiner Erinnerung hervorzaubern. So vertrauenswürdig ihn seine Aufmachung auch wirken lassen sollte, hatte ich keinen netten Charakterzug an ihm erkennen können. „Nein, eigentlich nicht.“ Ein Geräusch, ähnlich eines Lachens, drang von ihm herüber, was mich ihn wieder ansehen ließ, und was ich sah, gefiel mir irgendwie nicht, denn es war der heimliche Wunsch es zu tun, auch wenn er felsenfest etwas anderes behaupten würde. „Du solltest es tun.“ Ich führte meine Tasse an den Mund und ließ den Geschmack von warmer Schokolade in mich eindringen. Als Kind hatte er mich immer glücklich gemacht, jetzt hielt er mich eigentlich nur davon ab, irgendetwas Unkluges von mir zu geben, denn, um ehrlich zu sein, wollte ich nicht, dass er ging. Was, wenn er nicht wieder kommen würde, durchdrang es meine Gehirnwindungen. Doch es war nicht mein Leben, es war seins und ich wusste, dass es eigentlich das Richtige war, wenn er diesen Weg gehen würde. „Warum?“ Er legte den Löffel beiseite und sah mich an. „Um… euch auszusprechen.“ Ich zuckte leicht mit den Schultern und entschloss mich soeben, Marmelade sowie Butter einige Zentimeter zu verschieben. „Soll das etwa irgendwas wieder gut machen?“ „Ich weiß es nicht“, gab ich zurück und sofort erkannte ich, dass ich mich geradewegs in ein Gespräch vertiefte, dass ich nicht führen wollte. Diese Art Gespräche hatten immer die Angewohnheit zu eskalieren, Wut zu entfachen, und da ich neben ihm als einzige Person gerade anwesend war, würde ich zweifelfrei davon erfasst werden. „Wenn du es genau wissen willst, bin ich auch nicht gerade ein Vorzeigebeispiel, wenn es darum geht, mit der Familie gut klar zu kommen, und im Grunde genommen, kann ich dir nicht sagen, was du tun oder lassen sollst. Aber wenn du tief in dich blickst und etwas findest, was sich wünscht, deinen Bruder und deine Mom wiederzusehen, dann kann ich dir nur raten, es zu tun, bevor es vielleicht zu spät ist. Man kann schließlich nie wissen, was das Leben für einen im Petto hat.“ Wütend auf mich selbst, biss ich von meinem Bagel ab und verschluckte mich beinahe an dem zu großen Stück. Den Rest des Frühstückes dominierten alltägliche Themen. Aus verschiedenen Gründen heraus, wollten wir wohl beide nicht intensiver auf Ryans Familie eingehen. Während es bei ihm wohl meine Worte waren, hoffte ich nur, dass mir genau diese nicht zum Verhängnis werden würden. Vielleicht sollte ich noch einmal versuchen, Lienn zu einem Besuch zu überreden, oder dachte ich dabei einfach zu egoistisch? Nach dem Frühstück verließ ich die Wohnung und machte eine kleine Stippvisite ins Büro, nahm neue Aufträge mit nach Hause und lieferte ab, was ich fertig hatte. Natürlich war man immer noch nicht von meinen unregelmäßigem Kommen und Gehen begeistert und eigentlich hätte ich diesem Zustand, da sich Ryan ja mittlerweile ziemlich selbstständig bewegen konnte, auch Einhalt gebieten können, doch etwas in mir schien sich immer wieder zu sagen, dass mir die gemeinsame Zeit mit Ryan langsam durch die Finger rann. Ich nahm mir vor, ihn in den nächsten Tagen noch mal auf die Familie anzusprechen und mich gegebenenfalls mit Lienn in Verbindung zu setzen. Gerade das Haus betreten, stieg Jeremy aus dem Fahrstuhl. „Hey, was machst du denn hier?“ „Ich war gerade in der Gegend und dachte, ich schau mal vorbei.“ „Sorry, ich war nur kurz im Büro… willst du?“ Ich deutete nach oben. „Nein, ich muss zurück zum Dienst.“ Er lächelte und mir fiel es plötzlich schwer, es zu erwidern. Wie lange war er hier gewesen und hatte Ryan ihm irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt? Vorstellen könnte ich es mir allemal. „Wir sehen uns.“ Er lächelte weiterhin und hob die Hand zum Gruß. Ich tat es ihm gleich, doch kaum war er außer Sichtweite, stürmte ich auf den Fahrstuhl zu. Die einzelnen Stockwerke konnten gar nicht schnell genug vorbei gehen. Ich atmete fest ein, bevor ich die Wohnungstür aufschloss und hinein trat. „Jeremy war hier, du hast ihn nur knapp verpasst“, erreichte mich die Auskunft, gerade die Tür ins Schloss geworfen. Ich fand Ryan auf dem Sofa sitzend. Vor ihm lagen irgendwelche Zeitschriften, welcher Art war mir gerade so was von egal. „Wollte er etwas Bestimmtes?“, fragte ich mit gleichgültiger Stimme. Ich war selbst erstaunt, dass es mir so gut gelang. „Keine Ahnung. Ich denke, er war einfach nur in der Nähe und wollte kurz vorbeikommen, wenigstens hat er sonst nichts erwähnt.“ „Hast du ihn rein gelassen?“ Ich legte meine Arbeit auf dem Küchentresen ab und spielte ein wenig auf Desinteresse, fing an, die Aufträge durchzusehen, obwohl ich genau wusste, was in ihnen verlangt wurde. „Ja.“ Er mühte sich auf und lehnte sich etwas später neben mich an den Tresen, um die angestrengte Haltung unter den Krücken zu entlasten. Ich schwang in Richtung Kühlschrank davon und suchte nach irgendetwas Kaltem. Er folgte mir. „Ihr habt also geredet?“ „Ja… soll ich dir ein ausführliches Protokoll erstellen oder reicht dir die Erklärung, dass es dabei nicht um dich ging?“ Ich stoppte in meiner Bewegung. Seine Aussage ließ mich auf erfrischende Weise wissen, dass ich wieder einmal zu leicht zu durchschauen war. Ich drehte mich ihm zu. „Was dachtest du denn, dass ich tun würde?“ Er hüpfte einige Meter näher an mich heran. „Ein Six-Pack und ein Saisonticket der Yankees drauflegen, wenn er dich hier und jetzt nehmen würde?“ Seine Augen verrieten enormes Missfallen und dummerweise stimmte mein Kopf langsam in ein Nicken ein. „Tzzz“, zischte es zwischen den Zähnen hindurch. „Du verkaufst dich weit unter Wert.“ Er fischte über den Tresen hinweg nach seiner zweiten Krücke und schwang sich mit ihrer Hilfe um; das leise Auftippen der Gummiköpfe kurbelte meinen Herzschlag auf unnatürliche Weise an. Der Tag verging und ich verbrachte ihn wie schon so oft; ich hing halbherzig über meiner Arbeit, während mein Kopf sich in ganz andere Richtungen wand. Unruhe umgab mich, ein unbeschreibliches Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Ein Schmierentheater, alles nur vorgegaukelt, bis der große Knall kam. Was war im Krankenhaus passiert? Warum diese plötzliche Veränderung? Wo war die Widerspenstigkeit geblieben, wo die Kälte hin? Und warum tat er jetzt so auf verärgert, nachdem er mir zuvor noch eine gemeinsame Zukunft mit Jeremy verkaufen wollte? Als sich die Dunkelheit über uns legte, fühlte ich mich zum ersten Mal an diesem Tag unbeobachtet. Ich wollte nur noch schlafen und über nichts mehr nachdenken müssen… doch wie sie oft, wenn man sich sehnlich etwas wünscht, kommt es ganz anders. Ich riss unter der Berührung die Augen auf, seine Hand legte sich auf meinen Körper. Das Rascheln der Bettdecke hatte ich zwar vernommen, aber mehr damit auch nicht in Verbindung gesetzt. Der Schrecken ließ mich unkontrolliert aufatmen, mein Körper hielt jedoch still. Ein weiteres Rascheln durchzog die Luft, ich spürte, wie sein Körper näher rutschte. In seiner Bewegung versteckte ich leichte Atemzüge, seine Hand bewegte sich. Sie fuhr hoch und kurz darauf wieder hinab; ich spürte ein leichtes Vibrieren in seinen Fingern. Sein gebrochener Atmen streifte meine Haut und ich schloss die Augen wieder, versuchte mir vorzustellen, wo genau sein Gesicht lag, sein Körper und was ich fühlen würde, wenn ich meine eigene Hand in eine bestimmte Richtung ausstrecken würde. Oh Gott, wie sehr wünschte ich mir es einfach tun zu können. Ihn zu berühren und zu fühlen… ich wollte es doch schon immer… jedoch hielt mich die Tatsache, dass seine Finger immer stärker zitterten, davon ab. Sie glitten zwischen Brust und Unterleib entlang, doch sie machten mich alles andere als glücklich; sie beunruhigten mich geradezu. Ich hasste mich selber dafür, als ich seine Hand ergriff und ihn damit zum Aufhören bewegte. Abgesehen von seinen Atemzügen, die kurz ausgesetzt hatten, war es totenstill im Raum. Kurz wartete ich auf eine groteske Erklärung seinerseits, jedoch übernahm ich das Sprechen letzten Endes. „Warum tust du das?“ Ich drückte seine Finger leicht zusammen, loslassen wollte ich ihn nicht. „Was meinst du… Gefällt es dir denn nicht?“ „Doch, aber das beantwortet nicht meine Frage.“ Ich hielt seine Hand von einer weiteren Bewegung ab, keine Ahnung, ob er sie einfach nur wegziehen oder mich erneut berühren wollte. „Möchtest du wirklich eine Antwort auf diese Frage?“ Er kam näher. Seine freie Hand stützte sich auf der Matratze ab, er rutschte noch einige Zentimeter heran. Kurz vernahm ich einige Haarspitzen an meiner Wange, sogar die kleinen Risse in seinen ausgetrockneten Lippen konnte ich mir nun vorstellen… Ich spürte seinen Atem nur einen Fingerbreit weit entfernt. Es wäre so leicht gewesen, uns beide für einige Stunden vergessen zu lassen… „Ehrlich gesagt…“ Meine Augen versuchten die Finsternis zu durchdringen. Ihn ansehen, erkennen, was in ihm vorging… „Ja, genau das möchte ich.“ Ohne mir eine Antwort zu gewähren, wollte er die Lücke zwischen uns schließen; ich wich zurück. Vorsichtig rutschte ich unter ihm und aus dem Bett heraus. Hätte er nicht diesen beschissenen Gips wäre ich zweifelsohne in Versuchung gekommen, ihn mit einem kräftigen Tritt aus dem Bett zu befördern. Meine Finger befahlen dem Licht, seinen Dienst zu tun, und ich trat ans Fenster, um es zu schließen; immerhin musste nicht die ganze Nachbarschaft mitanhören, was ich zu sagen hatte. „Was soll das ganze Theater?“, wand ich mich ihm schließlich zu. „Mal abgesehen von den Lügen und alles was du mir so verschwiegen hast in der ganzen Monaten, sind wir doch immer auf den gleichen Wissenslevel gewesen, oder? Nämlich, dass ich…“ Ich untermalte meine Aussage mit einem kräftigen Fingerzeig auf meine eigene Person. „…dich liebe und du…“ Mein Finger glitt in seine Richtung. „…kein Interesse an mir hast. Ich meine, wenn ich von meinen Gefühlen gesprochen oder sie dir in irgendeiner Form gezeigt habe, hast du mit Abneigung reagiert und fingst an, mich zu ignorieren. Oder mich irgendwie anders auf die Palme zu bringen. Nicht gerade schön, aber gut… musste ich mit leben. Und ehrlich…“ Ich schüttelte leicht den Kopf. „…die letzten Tage weiß ich einfach nicht, was mit dir los ist und nun das hier…“ Ryan zog sich vorsichtig in die Höhe, die Decke rutschte tiefer uns ließ seinen nackten Oberkörper erkennen. Ob es wohl blöd kommen würde, wenn ich schreiend den Raum verlassen hätte? „Wie soll ich das verstehen?“, fuhr ich, deutend auf ihn, fort. „Soll ich dich einfach machen lassen und morgen früh tun wir beide so, als wäre nichts geschehen? Oder soll ich mir erst Hoffnungen machen, woraufhin ich dann wieder wie der letzte Dreck von dir behandelt werde? Ryan…“ Plötzlich erkannte ich, in welchem Aufzug ich vor ihm stand, übereilt tastete ich nach meiner Hose und zog sie mir über. „Bitte… ich kann das nicht mehr. Natürlich wäre ich glücklich darüber, wenn etwas zwischen uns passieren würde, aber ich habe Angst davor, dass du danach wieder eine Kehrtwende machst, dir danach wieder alles egal ist und ich wieder…“ Mich überkam der Wunsch einfach eine Ach-leck-mich-doch-Geste zum Besten zu geben. „Versteh doch… ich kann einfach nicht mehr.“ Ich ließ meine Hände fallen, mit denen ich zuvor doch einiges an Gestiken verschickt hatte, und blickte Ryan fast schon hilfesuchend an. Eigentlich war es für ihn doch ganz einfach, das Dilemma mit ein paar Worten zu beenden; auf die eine oder andere Weise. „Ich denke du hast Recht…“ Er zog die Decke hinauf. „…ich sollte wirklich mal nach Hause fahren.“ „Du weißt, dass ich das hier nie wollte.“ Mein Gesicht schweifte über unsere Umgebung hinweg. Lächerliche drei Tage hatten wir gebraucht, um alles für seine Abreise zu organisieren. Selbst die Beschaffung seiner Geburtsurkunde und Ausstellung eines vorläufigen Reisepasses war unglaublich schnell in die Wege geleitet worden. „Ich weiß, aber du hattest Recht… mit allem.“ Mein Blick hing fragend an seinen grünen Augen. Wie geheimnisvoll sie aussahen, wurde mir erst jetzt bewusst. „Es kann so einfach nicht weitergehen. Ich will dir nicht noch mehr zumuten.“ „Und indem du gehst, soll alles besser für mich werden?“ Wir saßen an einem Tisch, nahe dem gesicherten Bereich. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis er dahinter verschwinden würde. „Ich weiß es nicht, aber darauf kann ich gerade einfach keine Rücksicht nehmen. Ich muss erst einmal mein Leben versuchen, wieder in Ordnung zu bringen.“ Ich griff nach seiner Hand. „Warum lässt du mich nicht dabei helfen?“ „Du hast mir schon mehr als genug geholfen.“ Seine gefangen genommene Hand drängte zu meinem Gesicht vor. Ich berührte seine Finger kurz mit meinen Lippen, ehe ich ihm gestattete, sich zu befreien. Sanft war seine Berührung daraufhin und ich konnte nicht anders, als mich ihr entgegen zu lehnen. Ich fragte mich kurz, ob es die erste, wirkliche Berührung von ihm war. Seine Augen hielten intensiven Blickkontakt mit mir, bis unter erneutem Dröhnen die gefürchtete Lautsprecherdurchsage zu vernehmen war. Seine Hand stoppte und entfernte sich. „Das ist meine“, erhob er sich. Ich tat es ihm gleich und half ihm, den Rucksack anzuziehen. „Ich meld mich, ok?“ Mein Körper brachte zunächst nur ein Nicken zu Stande, doch bevor er sich umdrehen und weggehen konnte, hielt ich ihn an einer der Krücken fest. Mein Kopf signalisierte mir einen schweren Verlust… Trauer… Sehnsucht… „Wirst du zurückkommen?“ „Ich weiß es nicht.“ Ich wusste, dass er mir gegenüber nur ehrlich sein wollte und eigentlich hatte ich auch mit keiner anderen Antwort gerechnet, doch ich hatte mich so nach einer Lüge gesehnt. Ihm fiel es schwer, den Blick aufrecht zu erhalten, und ich wollte die Krücke nicht loslassen… Ich stürzte nach vorn und presste sein Gesicht mit meiner freien Hand an mich… ich hatte doch sowieso nichts mehr zu verlieren. Es war nur ein kurzer Protest, nichts was einem wirklich dazu brachte, von seinem Gegenüber abzulassen. Ein blinder Versuch eines Sehenden, also ließ ich von der Krücke ab und sperrte sein Gesicht zwischen meinen Händen ein, ließ mir Einlass gewähren. Es sollte kein vorsichtiger, sanfter Kuss sein. Nein, dass sollte nicht meine letzte Erinnerung sein, falls sie es sein würde. Ich wollte ihm zeigen, dass ich ihn wollte, nach ihm verlangte… und für einen Augenblick lang schenkte er mir das Gefühl, dass wir uns beide nach demselben sehnten. Ich schaute ihm noch zu, wie er hinter der Passkontrolle verschwand, dann drehte ich mich um und ging mit erhobenem Kopf den Weg zum Parkhaus ab. Ich schaute nicht zurück, verlangsamte nicht meinen Schritt. Am Auto angekommen nahm ich den verschlossenen Umschlag, der auf dem Beifahrersitz lag, in die Hand. Er hatte sich nicht gerade geschickt angestellt, ihn unbemerkt zu hinterlassen. Kurz schaute ich hinauf, drehte ihn einige Male, bis ich ihn kopfschüttelnd und mit einem Lächeln auf den Lippen ins Handschuhfach warf. „So einfach mache ich es dir dieses Mal nicht.“ Ich startete den Wagen und verließ das Parkhaus, ordnete mich auf der richtigen Spur ein und überlegte mir, welche Pose ich wohl für mein erstes Bild wählen werde. Abweisung - Part 13 - Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)