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Abweisung!

von

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Routine!

Autor: littleblaze

E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de
 

Warnung: Shonen Ai

Disclaimer: Alle Rechte an den Charakteren und der Storyline gehören mir und die Geschichte darf nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden.
 

Abweisung – Part 08
 

Dreckiges Wasser floss vom Eimer in den Ausguss und ich wusch den benutzten Lappen immer wieder mit heißem Wasser aus. Ordentlich zusammengefaltet legte ich das Stück Stoff schließlich präzise auf den Rand des nun leeren Plastikgefäßes. In den letzten Minuten hatte ich mich sozusagen daran festgeklammert, mir eingeredet, dass es gerade nichts anderes zu tun gab, nichts, worüber ich mir Gedanken machen musste.

Doch was hatte ich getan? War ich eigentlich total durchgeknallt oder war mir wirklich nichts Besseres eingefallen?

Mit dieser doch eigentlich harmlosen Geste schien ich die Situation nur noch verschlimmert zu haben… Was hatte ich mir auch vorgestellt? Etwa ein romantisches Liebesgeständnis in einer Lache von Urin?

„Soll ich dir wirklich nicht helfen?“, drehte ich mich um.

Den Moment noch weiter hinauszuzögern, hätte rein gar nichts gebracht. Mein Blick lag nicht wirklich auf ihm, auch nicht auf den Rollstuhl, in dem er gefesselt galt. Meine Hand durchfuhr das warme Wasser im Waschbecken. Waschlappen und Seife lagen am Beckenrand bereit.

„Etwas zum Anziehen…“

„Oh ja natürlich, ich bring dir sofort was.“

Ich verließ den Raum, schon beinahe erleichtert darüber. Im Schlafzimmer angekommen schloss ich vollkommen unnütz die Tür hinter mir, folgen würde er mir garantiert nicht… wie auch? Tief einatmend nahm ich den durchdringenden Geruch nun an mir selber wahr. Ich fing fast schon panisch an, mir die Sachen vom Körper zu reißen und erlaubte mir erst wieder zu atmen, als ich vollkommen nackt in Raum stand. Jedoch überkam mich ein würgendes Gefühl.

Frische Luft, ich brauchte frische Luft. Ich wollte das Fenster aufreißen, doch solange hielt ich es erst gar nicht aus. Ich griff nach einem der Kissen und presste es mir aufs Gesicht, erst dann schaffte ich es die wenigen Meter zum Fenster hinter mich zu bringen und es aufzustemmen.

Meine Haare wurden von dem leichten Wind und mein Körper von einer wohltuenden Kälte erfasst.

„Komm schon, beruhig dich… was ist denn auf einmal los mit dir?“, stieß ich das Kissen von mir.

Meine Finger pressten sich in mein Gesicht, auch an ihnen haftete der intensive Geruch. Ich ließ sie sinken und drehte mich vom Fenster weg. Stieß ich wirklich jetzt schon an meine Grenzen?

Ich drückte mich vom Fenstersims ab und trat durch das Zimmer, welches mir plötzlich ziemlich klein vorkam, wie ein Gefängnis. Ich kniete am Schrank nieder und kramte aus der untersten Kiste ein Shirt hervor, das irgendein Typ mal hier vergessen hatte. Danach machte ich mich auf die Suche nach der Packung Boxershorts, welche noch nicht in den Genuss gekommen waren, von mir getragen zu werden.

Gefunden, zog ich eine davon selber an und schlüpfte außerdem in eine Trainingshose und ein neues Shirt. Der folgende Weg zurück war nicht einfach zu bewältigen und irgendwie musste ich mir zwangsläufig eingestehen, dass die meisten meiner Wege gerade nicht einfach waren. Doch woran lag dies wohl in erster Linie? Machte ich es mir selber unnötig schwer? Hätte ich schon vor langem einfach aufgeben und mein Leben einfach weiterleben sollen?

Ich stockte im Türrahmen. Das Krankenhaushemd bedeckte nicht mehr seinen Oberkörper und sein Schritt würde nur durch die Hilfe eines Handtuches vor neugierigen Blicken verschont. Natürlich war dies trotzdem eine der ersten Regionen, die ich anstarrte. Als nächstes starrte ich ziemlich unbeholfen auf die verkrusteten Stellen seiner Haut. Es war schwer, sich davon wieder abzuwenden.

„Ich… ich weiß nicht recht, wie… das klappen soll“, stammelte ich hervor und deutete auf die Boxershorts in meiner Hand.

Irgendwie schien mir jede Stelle seines Körpers eines Hinschauens unakzeptabel. Sein Schritt: unmöglich, seine Wunden: zu neugierig und in sein Gesicht, den Blickkontakt herstellen wollte ich schon einmal überhaupt nicht. Also starrte ich wieder zum Waschbecken und empfand das heftige Bedürfnis, mir die Hände zu waschen. Um dies nicht zu tun, schielte ich zur Ablage hinüber, auf der mir die Schere fast schon schreiend entgegen sprang.

„Warte kurz.“ Ich verließ abermals das Bad, durchschritt die Wohnung und kramte in meinen Nähutensilien. Mit zwei silbernen Sicherheitsnadeln kehrte ich wieder zurück.

„Einen Moment…“, griff ich nach der Schere und schnitt an einer der Seiten die Shorts durch. „…so geht’s.“

Ich hielt ihm Shorts und Nadeln hin und… ich weiß nicht, vielleicht hatte ich auf ein „Gut gemacht“ oder „Toller Einfall“ gehofft, aber natürlich kam nichts dergleichen.

„Ich geh dann mal die Sachen wegbringen“, war ich nicht bereit, diesen Moment noch länger hinauszuzögern. Ich fühlte mich so unwohl in seiner Nähe, dass ich nur noch weg wollte. Auf dem Weg hinaus hob ich das feuchte Hemd vom Boden auf.

Die Tür schloss ich nicht ganz zu, ein minimaler Spalt sollte mir Sicherheit geben. Das Hemd stopfte ich zu dem triefenden Kissen und den Handtüchern, mit welchen ich den größten Teil des Unglückes aufgesaugt hatte, in den Müllbeutel. Ich nahm mich meines Schlüssels an und verließ die Wohnung.

Nicht gerade bedacht darauf, schnell wieder zurück zu sein, drehte ich dem Fahrstuhl den Rücken zu und benutzte seit langem mal wieder das Treppenhaus. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, auf jede Stufe folgte noch eine und noch eine… doch irgendwann kam ich zu meiner Missgunst unten an, irgendwann musste jeder Weg ja zwangsläufig einmal zu Ende sein.

Ich trat hinaus ins Freie, die Nachtluft war überaus angenehm. Der Müllcontainer widersetzte sich mir wie die vielen Male zuvor. Es brauchte einiges an Feingefühl, um die verrostete Lade aufzustemmen. Den Müll endlich losgeworden, driftete mein Blick nach oben, zur einzigen Wohnung, in der noch Licht zu sehen war.

Ich wand mich erst ab, als ich dem fernen Leuchten eines vorbei fliegenden Flugzeuges nachjagte. Urlaub, mal wieder raus aus der Stadt, Sonne, Strand… wie damals, als ich mit Jeremy einfach alles liegen gelassen hatte und abgehauen war. Ein kleines Lächeln huschte über meine Lippen. Wie es ihm wohl ergangen war in der letzen Zeit?

Ohne es zu merken, fing ich an, über meinen Ringfinger zu streichen. Ich schloss die Augen und versuchte mir für einen Moment vorzustellen, dass es nicht aus mit uns wäre, dass ich nicht den Schwanz eingezogen hatte, als es ernst wurde, ihm nicht gesagt hätte, ich wäre noch zu jung, bräuchte meine Freiheiten. Was würde ich gerade dafür geben, dies alles ungeschehen zu machen und mit ihm ein gemeinsames Leben zu führen?

Mit einem lauten Knall verschloss ich den Container und begab mich wieder ins Haus. Hinauf nahm ich den Fahrstuhl, langsam übermannte mich die Müdigkeit. Alles in mir verlangte nur noch nach Ruhe.

Zurück in der Wohnung erwartete mich Ryan im Flur. Er trug Shirt, sowie Shorts am Leib und vermied genau wie ich selber den direkten Blickkontakt.

„Ich bin müde“, ließ ich ihn wissen. „Musst du noch einmal aufs Klo?“

Ein Kopfschütteln, also begab ich mich zu seinem Bett. Er folgte mir, ein wenig umständlich in dem Umgang mit dem Rollstuhl. Ich wartete geduldig und half ihm anschließend ins Bett hinein.

„Wenn was ist…“, warf ich ihm das Walky-Talky zu. „…sag mir dieses Mal bitte rechtzeitig bescheid.“

Selber noch der Toilette einen Besuch abgestattet, ließ ich das Wasser aus dem Waschbecken und ging zu Bett. Ich kuschelte mich feste in meine Bettdecke ein und versuchte nur an Jeremy zu denken. An ihn und mein Leben, dass ich hätte haben können.
 

~ * ~
 

Am nächsten Morgen setzten wir erste Maßstäbe für die kommende Routine: Nachdem ich ihm in den Rollstuhl geholfen hatte, bereitete ich das Frühstück zu, bezog sein Bett mit frischer Bettwäsche und verabreichte ihm seine Medikamente. Alles nur mit dem Nötigsten an Gesprächstoff. Er wusch sich und ich schmierte zu guter Letzt die Wunde am Bein ein.

Wieder in seinem Bett, ließ ich ihn allein und konzentrierte mich, um das eigentlich schon für Dienstag fertig sein sollende Projekt zu beenden. Als dies dann gegen frühen Mittag auch endlich der Fall war, verließ ich die Wohnung.

Zum Glück war Josh nicht im Büro und so musste ich mich dieses Mal nicht einem Kreuzverhör stellen. Mein nächster Weg führte mich zur Apotheke, dann zum Fresh Market.

„Chris… hey, Chris!“, hörte ich es hinter mir erklingen.

So verwundert ich mich umgedreht hatte, umso schneller tat ich es wieder in die andere Richtung. Mein Schritt beschleunigte sich, nahm mehrere Abzweigungen zwischen den unzähligen Tischen mit Obst und Gemüse, doch vergebens. Er hatte mich eingeholt.

„Hey, was rennst du denn vor mir weg?“, baute Steven sich vor mir auf. „Du bist doch nicht etwa immer noch sauer?“

Ich versuchte einen anderen Fluchtweg zu finden. Nein, worauf sollte ich auch sauer sein? Darauf, dass er meinen Wagen zu Schrott gefahren hatte, während er sich von einen anderen Typen einen Blasen ließ?

„Ach komm, Chris“, stellte er sich mir abermals mit diesem überaus großzügigen Grinsen in den Weg.

Ich drückte ihn beiseite und machte mir Platz.

„Ich habe gehört, dass du jetzt auf der Cansey wohnst“, wurde seine Stimme langsam leiser.

Trotzdem zuckte ich zusammen. Woher hatte er nur diese Information?

„Vielleicht komm ich dich ja mal besuchen.“
 

Ich erblickte David vor dem Haus und kam neben ihm zum Stehen. Demonstrativ lehnte er sich gegen seinen Wagen. Sein Blick suchte nach Antworten, eine Entschuldigung dafür, dass ich mich so lange nicht gemeldet hatte.

„Darauf habe ich jetzt gar keinen Bock“, wendete ich mich von ihm ab und ging aufs Haus zu. Schnell holte er mich ein, seinem Griff wich ich aus, blieb aber dennoch stehen.

„Was erwartest du, Chris? Dass ich einfach gar nichts tue, bis du dich wieder eingekriegt hast?“, wurde Blickkontakt hergestellt. „Bei der Arbeit sagt man, dass du dich da im Moment nicht blicken lässt, wegen privater Angelegenheiten, und seit fast drei Wochen, nachdem ich dich, um es noch einmal kurz zu erwähnen, zu Tode betrübt auf deinem Bett zurückgelassen habe, gab es kein Lebenszeichen mehr von dir. Was ist nur los mit dir?“

„Er ist wieder da.“

„Wer? Ryan?“

„Ja“, wand ich den Blick ab. Es war mir fast schon peinlich.

„Na, das ist doch gut… oder nicht?“, deutete er anscheinend meinen Gesichtsausdruck, und die nächste halbe Stunde verbrachte ich natürlich damit, ihm alles von den letzten drei Wochen und was ich über Ryan erfahren hatte, zu erzählen.

„Gott, dass muss man erst einmal verdauen“, setze er sich neben mich auf den Mauervorsprung.

In seinem Kopf schien es gewaltig gearbeitet zu haben und ich konnte den Drang, mir seine Sicht der Dinge mitzuteilen, förmlich spüren. Natürlich lag ihm irgendwie daran, mich zu beschützen, mir mit gutem Rat zur Seite zu stehen, aber andererseits, hatte ich mich bereits entschieden und wir wussten beide, dass da im Moment nicht viel zu machen war. Aus dem ein oder anderen Grunde heraus nicht. Ich war ihm mächtig dankbar dafür, dass er seine Ansicht der Dinge für dieses Mal für sich behielt.

Wir verabschiedeten uns an seinem Wagen. Irgendwie kam es mir gerade nicht passend vor, ihn mit hinauf zu nehmen.

„Sag mal, hast du noch Kontakt zu Jeremy?“, hielt ich ihn davon ab, den Autoschlüssel herumzudrehen.

„Ja, wieso fragst du?“

Ich wollte etwas sagen wie: „Bestell ihm Grüße.“ oder „Sag ihm, er soll mal von sich hören lassen.“ Erfahren, was er so machte, wie es ihm ging und ob er mittlerweile jemanden gefunden hatte, der seinen Antrag nicht auf bescheuerte Weise abgelehnt hatte.

„Ach, nicht wichtig… nur so“, lächelte ich und stemmte mich vom Wagen ab. „Fahr vorsichtig.“

„Mach ich. Ruf an, wenn was ist.“

„Ok.“

Eine Weile blieb ich noch stehen und schaute die Straße hinunter. Es war schon spät, ich war fast ganze zwei Stunden weg gewesen. Cassy stürmte gerade mit ihrem Rottweiler aus dem Haus. Ich wich einen Schritt zur Seite, obwohl ich eigentlich keine Angst vor Hunden hatte.

„Hey Chris“, winkte sie mir im Dauerlauf zu.

Ich winkte nur kurz zurück und griff nach der Tür, bevor sie wieder ins Schloss fiel.
 

Den Rest des Mittwochs verbrachte ich mit Essen kochen, aufräumen und endlich mal die Ablagen in meinem Arbeitszimmer auszusortieren. Ryan schlief, und wenn er nicht schlief schaute er fern oder las etwas. Ich versuchte erst gar nicht, mit irgendwelchen unnützen Themen ein Gespräch anzufangen. Weshalb sollte ich auch derjenige sein, der versuchte, für eine angenehme Stimmung zu sorgen, tat ich nicht schon genug für ihn?

Gegen Abend meldete sich das Telefon, hätte ich mir vielleicht kurz Zeit genommen, um die eingehende Nummer auf dem Display zu überprüfen, wäre ich vielleicht gar nicht erst rangegangen.

„Warum sollte er mich nicht sehen wollen?“

„Woher soll ich das denn wissen?“, verlor ich nach diskutierenden Minuten langsam die Nerven.

„Ich werde trotzdem am Wochenende kommen.“

„Wie du willst.“

„Wer sagt mir denn, dass es überhaupt seine Entscheidung ist, mich nicht sehen zu wollen?“

„Jetzt hör aber auf“, versuchte ich seinen Vorwurf abzublocken. Er war sauer, dass ich ihm nicht schon früher bescheid gesagt hatte… gut, das konnte ich verstehen, aber mir solche Hinterhältigkeit vorzuwerfen ging mir wirklich zu weit. „Was hätte ich denn bitteschön davon?“

„Du hast Angst, dass ich ihn wieder mit nach Hause nehme, ganz einfach.“

„Weißt du was…“, keifte ich in den Hörer und schritt mit festen Schritten den Flur hinunter. Die Irritation aus Ryans Gesicht galt natürlich nur mir, als ich vor seinem Bett zum Stillstand kam. „Frag ihn doch selbst“, schmiss ich das Telefon auf die Bettdecke und kehrte dem Ganzen den Rücken zu. Das war mir einfach zu blöd.

Nimm ihn doch mit… los, tu es doch… vielleicht würde dann endlich wieder alles… ja was denn? Aufhören? Zur Ruhe kommen? Vorbei sein? Würde es? Denn immerhin hatte seine vorige Abwesenheit auch nicht gerade dazu beigetragen.

Ich knallte die Schlafzimmertür hinter mir zu.
 

~ * ~
 

Der Donnerstag fing ziemlich früh an. 4.47 Uhr ließ mich der Wecker wissen, nachdem ich die Stimme aus dem kleinen, schwarzen Gerät vernommen hatte. Ich raffte mich auf und trat an sein Bett heran.

„Sorry, ich muss aufs Klo.“

„Schon in Ordnung“, half ich ihm aus dem Bett und in den Rollstuhl hinein.

Er fuhr in Richtung Bad hinfort und ich setzte mich wartend auf die Bettkante. Standhaft nicht der Verführung zu unterliegen, mich einfach hinzulegen. Um mich erfolgreich aufrecht zu halten, fing ich an, kleine Teile der abgefallenen Kruste vom Bettlaken einzusammeln. Beim glattstreichen dieses kam mir das Telefon entgegen. Die Leitung war immer noch offen, er hatte es nicht einmal versucht.

Ich legte auf, synchron mit dem Geräusch der Toilettenspülung.
 

Gegen zwei Uhr mittags war der Tag in meinen Augen so gut wie vorbei. Ich hatte mich um Ryan gekümmert, war einkaufen gewesen, hatte gekocht, Wäsche gewaschen und wieder alles sauber gemacht. Selbst beim neuen Entwurf, den ich am Morgen im Büro abgeholt hatte, gab es schon Erfolge zu verzeichnen. Ich konnte also ganz mit mir zufrieden sein…

Ich setzte mich auf die Couch und schaute ihm dabei zu, wie er ein Kreuzworträtsel löste. Natürlich ließ sich aus gut drei Metern nicht wirklich was erkennen, aber mir viel nichts ein, was ich sonst hätte machen können. Auch als er das Heft beiseite legte und den Fernseher anschaltete, sah ich ihn weiterhin an. Mich interessierten wieder die Nachrichten noch die Sportzusammenfassung der Woche. Ich sah ihn einfach nur an.

Er schaltete den Fernseher nach einigen Minuten wieder aus, schloss die Augen. Innerlich fand ich es belustigend, dass er sich nicht auf die mir abwendende Seite drehen konnte, um meinem Blick zu entgehen. Denn genau dies versuchte er und vielleicht hatte ich gerade deswegen so ein Vergnügen daran, ihn weiterhin anzustarren.

Doch nach gut zwei Stunden wurde das Spiel langweilig. Ich stand auf.

Sein Bett war nur einige Schritte entfernt, ich schaute nun aus nächster Nähe auf ihn hinab. Er hatte immer noch die Augen geschlossen, obwohl ich mir sicher war, dass er nicht schlief.

Auf seiner Haut erblicken immer mehr kleine, zartrosa Flecken das Licht der Welt. Auf der Kopfhaut wurden die meisten Krustenteile schon von den heranwachsenden Haaren übernommen, langsam versuchte alles wieder den Normalzustand zu erreichen. Ob wir dazu auch jemals in der Lage wären?

Ich sank tiefer.

Seine Lippen waren noch genau so schön wie zuvor, der Unfall hatte ihnen nichts anhaben können. Und ich unterwarf mich ohne Zögern dem Drang, sie zu berühren. Sein Zucken hielt mich nicht davon ab, meine Hand auf seine Haut zu legen. Auch schaffte es nicht sein Blick.

„Warum tust du das?“, hauchte er leicht gegen meinen Daumen.

„Was tue ich denn?“

„Du berührst mich“, hielten wir fest an unseren Blicken. Jeder versuchte in dem anderen zu lesen.

„Tue ich dies nicht schon seitdem du hier bist?“

Ich lächelte leicht.

„Du weißt genau, was ich meine“, drehte er den Kopf weg. Meine Hand rutschte hinunter.

„Ja, das weiß ich… aber, sag mir…“ Ich beugte mich ein wenig tiefer zu ihm heran. Unter all dem Krank und Cremen, war er immer noch da. „..was wäre so schlimm daran, es einfach drauf ankommen zu lassen?“

Ich küsste ihn.

Es war weder ein zärtlicher noch ein romantischer Kuss, es war einfach nur die Probe auf Exempel. Und genau wie ich vermutet hatte, setzte dem nichts nach. Seine Augen blickten mich nur weiterhin starr an und in seinen Lippen war nicht die kleinste Regung zu spüren.

„Vergiss es“, zog ich mich wieder zurück.

Ehrlich gesagt, konnte ich nicht einmal sagen, warum ich es getan hatte, denn mit einem wirklichen Effekt hatte ich eh nicht gerechnet. Wenigstens hatte es nicht in einem Fiasko geendet und wegrennen hätte er eh nicht gekonnt. Ich hatte einen schwachen Moment, es versucht, mehr nicht.
 

~ * ~
 

Aufwachen, Bett beziehen, Essen machen, sich gegenseitig anstarren, ignorieren und nur das Nötigste miteinander austauschen. Ein ganz normaler Tag, willkommen Routine.

Den ganzen Tag über zog sich diese super Atmosphäre durch, bis es am Abend unerwartet an der Tür klingelte.

„Es ist dein Bruder“, rief ich durch den Flur und hängte den Hörer der Gegensprechanlage wieder in seine Vorrichtung. Ich war nicht wirklich überrascht darüber, dass Lienn gekommen war.

Ich drückte die Haustür auf und entfernte mich von dem leicht geöffneten Spalt.

Am Eingang des Wohnzimmers blieb ich stehen und blickte Ryan an.

Wegrennen oder Verstecken war nicht, obwohl ich diesen Wunsch ganz deutlich in ihm ausmachen konnte. Nervosität umspiegelte sein gesamtes Sein, er hatte Angst. Nun war er gekommen, der Tag, an dem er sich wenigstens seiner Familie stellen müsste.

Ob ich darüber erfreut war, verängstigt? Ich konnte es immer noch nicht sagen. Wusste nicht, welchen Weg ich mir mehr wünschte. Es war so ein unsinniges, chancenloses Spiel. Ich konnte doch eh nur verlieren, warum also überhaupt spielen?

„Was?“

Für einen Moment geschockt blieb ich im Flur stehen. Nicht nur Lienn kam durch die Wohnungstür, ihm im Schlepptau war Steven.

„Er ist im Wohnzimmer“, konnte ich Lienn nur kurz zunicken, während ich auf die Beiden zuging. „Was tust du verdammt noch mal hier“, richtete ich mich sofort darauf an Steven und zog ihn wieder zur Tür.

Mich abgeschüttelt, schlüpfte er an mir vorbei und blickte Lienn neugierig hinterher.

„Ich sagte doch, dass ich mal vorbeikommen wollte“, lächelte er mich übertrieben an. „Ich wusste nur nicht genau in welchen von den Häusern du wohnst, aber anscheinend habe ich genau die richtige Person angesprochen.“

„Verschwinde!“, deutete ich auf die Tür.

„Warum denn?... Was treibst du hier eigentlich?“

„Das geht dich einen Scheißdreck an“, schob ich ihn nun unter ein wenig mehr Gewalt anwendend durch den Flur, in Richtung Ausgang. Doch er ließ sich nicht so leicht abwimmeln und drückte sich mit Füßen und Händen an der Wand ab.

„Komm schon, wir könnten doch ein wenig Sp-“ Die Türklingel unterbrach ihn. Ehe ich aber selber darauf reagieren konnte, öffnete er mit einer kleinen Bewegung auf den Schalter die Haustür. „Noch ein Gast? Du scheinst ziemlich gefragt zu sein“, grinste er, während er sich weiterhin wand.

Ich ließ von ihm ab. Damit nicht gerechnet, landete er auf dem Boden.

„Jetzt komm schon, mach dich vom Acker. Ich habe keinerlei Interesse zwischen uns irgendetwas aufzufrischen.“
 

Ich öffnete ihm die Tür, während er sich wieder aufraffte. Hoffend, dass er jetzt einfach verschwinden würde und ich endlich an anderer Stelle präsent sein könnte. Doch bevor es weder zu dem einen noch zu dem anderen kam, stockte ich ein zweites Mal in diesen wenigen Minuten.

„Hi“, traf mich ein Lächeln vom Türrahmen her.

„Hi“, kam es schwach von mir zurück.

Weshalb war er hier?

„Nicht so schüchtern, komm nur rein“, öffnete Steven die Tür um ein großzügiges Stück und ließ Jeremy ins Innere treten.

Obwohl ich auf der einen Seite total geschockt von seinem Auftauchen war, nutzte ich diese Gelegenheit, um Steven mit einem kräftigen Stoß hinauszubefördern.

„Er wollte eh gerade gehen“, kommentierte ich meine Tat.

Ich ließ die Tür ins Schloss fallen, ehe ein Widerstand von draußen zu vernehmen war.

„Jemand Wichtiges?“

„Nein, ganz und gar nicht. Aber… was tust du denn hier?“, setzte ich automatisch einen Schritt vor den anderen, durchschritt den Flur.

Mein Augenmerk wanderte kurz zu den weiteren Personen in der Wohnung, dann wieder auf ihn. Er hatte sich kein bisschen verändert, sogar der Haarschnitt war immer noch gleich. Ich hatte es immer so gemocht, zwischen den etwas zu langen Zotteln mit den Fingern zu streifen, ihn im Nacken zu kraulen, ihn zu küssen. Oh ja, ich hatte ihn so abgöttisch gerne geküsst.

„Oh, du hast Gäste?“

„Nein, nein“, winkte ich ab. „Also, sag schon, warum bist du her gekommen?“

„David sagte, dass du nach mir gefragt hast.“

„Deswegen bist du den ganzen weiten Weg gefahren?“, unterbrach ich ihn.

Ich wollte David töten, wenn ich ihn das nächste Mal zu Gesicht bekam. Was hatte er ihm bloß erzählt?

„Wie kommst du darauf. Ich wohne drei Blocks von hier. Hat dir das noch niemand verraten?“

„Nein“, und ich fragte mich sofort, warum dies so war. Schnell nahm ich seine Hände ins Visier, kein Ring.

„Ich bin vor zwei Monaten her gezogen.

„Wirklich? Ich hatte keine Ahnung.“

Drei Blocks? Das war ja fast schon um die Ecke… Man könnte mal zusammen etwas unternehmen, ins Kino gehen, etwas trinken… Zeit miteinander verbringen

„Sag mal, störe ich wirklich nicht?“, deutete Jeremy ins Wohnzimmer, wo Lienn sich gerade nicht mehr halten konnte und seine Stimme erhob: „Ich kann auch ein andermal wieder kommen?“

Nein, bitte geh jetzt nicht…

„Oder wir treffen uns mal irgendwo außerhalb?“

Nein! Ich wollte nicht, dass er geht. Einige Meter von uns entfernt wurde es noch ein wenig lauter, aber ich schaute nicht einmal hin. Gerade war es mir einfach nur egal. Er war extra hergekommen… zu mir. Ich war ihm anscheinen immer noch wichtig.

„Ich meld mich wieder, ok?“

Er berührte mich am Arm, lächelte und ich zog ihn an mich und küsste ihn.
 

Part 08 – Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (31)
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Von:  SemeMary
2009-02-13T13:10:44+00:00 13.02.2009 14:10
hui, das ging jetzt aber alles schnell
@.@
ich bemitleide den armen chris, der kommt i-wie leicht überfordert rüber!
naja, da muss er durch
und jetzt kommt noch das tonband: prima storyline, anbetungswürdiger schreibstil.
*deinen schreibstil anlove*
♥.♥
*deine story auch anlove*
♥.♥³
ich muss jetzt ganz schnell weiter lesen
*es eilig habs*

lg Mary-chan^^
Von: abgemeldet
2009-01-05T20:06:12+00:00 05.01.2009 21:06
was denn jetzt? irgendwo konnte man ein schelmischen grinsen in meinem gesicht erkennen. wahrscheinlich bin ich gerade nur so auf liebesentzug dass ich mich schon über jeden kuss freuen auch wenn er nicht zwischen chris und ryan passiert.
jetzt wird es also richtig spannend.
Von:  Yu_B_Su
2008-12-28T15:51:03+00:00 28.12.2008 16:51
So, vorletztes Kapitel, bis jetzt ... und mir will PARTOUT nicht einfallen, ob wir grade mitten im retardierenden Moment sind oder immer noch in der abfallenden Handlung... wer weis ...

Aufgefallen sind mir, neben den kleinen RGs und Zeiformen und Ausdrücklichkeiten, besonders zwei Dinge: die Erinnerung an Jeremy, die gut eingebaut und schön geschildert war, auch wenn es hätte etwas mehr sein können, die Frage beantwortet wird, warum er mit ihm so einen sommerlich-frühlingshafte Stimmung verbindet und der Vergleich der heilenden körperlichen Wunden mit dem Verhältnis der beiden. Ich fand das echt wunderschön, zu fragen, ob sie wieder in die Normalität zurückfinden.... .... ...

Dass du Stevens Namen nicht bei seiner ersten Begegnung mit Chris genannt hast, fand ich irritierend, weil er danach auf David trifft, auch wenn ich damit rechne, dass diese Irritation des Lesers geplant war, aber trotzdem finde ich, dass es besser gewesen wäre, weil es ja auch nix vorneweggenommen hätte ... aber es ist gut, dass Chris endlich aus seinem Loch, dass er sich zum größten Teil selber geschaufelt hat, wieder rauskommt und mit Steven und Jeremy ein paar Störfaktoren hinzukommen ... :-D

Alles in allem wieder ziemlich hübsch geworden ... Endspurt!!!

Von: abgemeldet
2008-11-12T23:20:06+00:00 13.11.2008 00:20
Ich mag Chris hauen, weil er Jeremy geküsst hat und ich würde Ryan hauen wollen, wenn er nicht sowieso schon genug abbekommen hätte, weil er so ist wie er gerade ist ... diese Nuss! TT______________TT
Es ist echt so scheiße, aber sooo toll ... ;___________;
Von:  _Haruka_
2008-10-24T14:34:36+00:00 24.10.2008 16:34
chris tut mir grad irgendwie leid XD
heheh ich finds gut das du Jeremy hast auftauchen lassen.
wie heißt es öfter mal was neues und neue personen oder direktere vorstellungen hauchen einer ff immer wieder neue aspekte ein usw ^^
ich freu mich scho aufs nässte kapi ^^
Von: abgemeldet
2008-10-17T11:38:09+00:00 17.10.2008 13:38
Jeremy?! Toll. Das nächste Kap ist schon da und ich habe keine Zeit.

Von: abgemeldet
2008-10-11T12:43:06+00:00 11.10.2008 14:43
Hallo^^
Ich hab deine FF gerade entdeckt und da ich ein bisschen Zeit entbehren konnte, na ja, hab ich gedacht, ich schau mal rein... und ich habe e s nicht bereut...
<War es wirklich schon so schlimm, dass ich jeden Penner als eine Art Bezugsperson ansah?> Hm, ich kenn das... wenn man wirklich einsam ist, versucht man immer in allem und jeden eine Person zu finden, damit diese doofe Einsamkeit endlich verschwindet... blödes Gefühl...
<„Ich werde es auch niemals sein.“> Interessant... schauen wir mal, wie lange er bei dieser Meinung bleibt...
<„Ich kann nichts dafür, dass du niemanden hast, der dich liebt.“> Scheiße, das ist hart... und unfair... auch wenn es von Chris nicht gerade fair war, gerade jetzt mit der Aussage "bei allem, was ich für dich gaten habe" zu kommen... soll Ryan riechen, dass er in ihn verknallt ist?
<„Ich weiß nicht, wie du unter soviel Dummheit überleben konntest, Chris.“> XDD Der Junge hat Humor! ne, aber jetzt mal im Ernst, ich finde auch, dass diese Leute nicht zu dem Chris aus Part 1 passen... aber er hat ja erklärt, dass das mit seiner familie zu tun aht... unter diesen Umständen finde ich es dann auch durchaus passabel, dass er sich so sehr von seiner Familie abgrenzt...
<David schlief auf der Couch.> Der war auch der einzige von diesen Freunden, der wenigstens versucht hat, Ryan positiv aufzunehmen und keine blöden Sprüche zu machen... Wenn schon einer dableiben musste, dann er.
<Niemand kommt schwul auf die Welt!< Sicher?
<Nur ein Kuss... der tut doch nicht weh, oder?> na ja, aber wenn man danach süchtig wird, was dann? Dan sollte man es doch lieber lassen, oder nicht??? Gerade weil Ryan sich doch och nicht sicher ist... also: keine gute Idee...
<Komischerweise, war ich so auf ihn fixiert, dass ich nur immer für kleine Augenblicke daran denken konnte, wie ich mich bei dem Ganzen eigentlich fühlte.> Das ist schlecht, denn wenn ihm dann später klar iwrd, wie das für ihn war und danach sein wird... vielleciht hätte er es dann lieber gelassen... aber so eine Story wäre ja nicht so eine Story, wenn die nicht gerade die dummen Ideen in die Tat umsetzten würden^^
<Irgendwann verfiel ich dem Wahn... > mist, das kann doch nicht gut gehen!
<Ich liebte ihn immer noch, auch das wollte ich nicht leugnen. > Na, immerhin ein Fortschritt, auch wenn die ganze Situation echt beschissen ist... er kann einem echt Leid tun und vor allem, als er Heim kam und nicht abgeschlossen war... kurz die Hoffnung, dass ryan nicht gegangen war und dann dieser blöde Umschlag :( Man, er tut mir einfach Ledi...
<Lienn Byncks> Aaaah ja. Nicht schwer zu eraten, dass das der Zwillingsbruder sein muss...
<Ryan war damals 14, als er damit ankam.> Okay, so viel zu dem Satz vom Anfang^^
<Zehn Minuten, die er nicht warten konnte, um zu seinem Fick zu kommen.> Will er deshalb nicht mehr schwul sein? Weil das ein teil von ihm ist, der mit dem Tod seiner Schwester in Verbindung steht???
<Wenigstens brauchte ich in Lienns Anwesenheit kein Bild mehr von Ryan mit mir rumtragen, einfach nur auf ihn deuten und fragen: Haben sie diesen Mann gesehen> XDD Stimmt! Das ist mir ja noch gar nicht aufgefallen :) So hat halt doch alles was positives...
<„Ja, gerne.“ Er lächelte und in meinem Inneren zog sich alles zusammen.> Tja, auch wenn sich die beiden ähnlich sehen, sie haben unterschiedliches erlebt, mussten mit anderen Dingen klar kommen als der andere und sind ganz unterschiedlcihe Menschen...
<Unruhig legte ich wieder auf.> Warum tut der sich das an?? ich meine, klar, ich weiß warum, aber... ich denke nicht, dass ryan sich sooo groß verändert haben wird und Chris wird nochmehr leiden als sowieso schon... also, warum macht der das???
<Er berührte mich am Arm, lächelte und ich zog ihn an mich und küsste ihn.> Na super, genau was er jetzt braucht... einen Lückenbüßer -.- Aber das hat dieser jeremy doch bestimmt nicht verdient und selbst, wenn es mehr sein sollte, was wird dann aus ryan, hm? Also alles in allem hat er es jetzt selber noch komplizierter gemacht als es sowieso schon war und der, der am Ende garantiert am meisten darunter leiden wird, ist er sleber..
So, ich hab den kommi hier einfach beim lesen geschrieben, also erwarte bitte nicht, dass die nächsten Kommis auch so lang werden, aber dass diesem hier noch weitere folgen werden, kannst du erwarten^^ Ich mag die Story, auch wenn man meist vorhersehen kann, was so in etwa passieren wird, ist mir noch immer nicht ganz kalr, wie das ganze am Ende enden soll... da lass ich mich überraschen^^
LG cada :)
Von:  Nyn
2008-10-09T10:52:00+00:00 09.10.2008 12:52
Hallöchen, ich bin gerade erst über Deine Story gestolpert und wollte gleich mal einen Kommentar hinterlassen. Dein Stil schreit geradezu danach!

Ich lese seit Jahren schon keine deutschen Bücher mehr, aber Dein Stil erinnert mich an die Großen, die man halt so in der Schule gelesen hat (Brecht, Lenz, etc.). Und das ist tatsächlich etwas Gutes, denn abgesehen davon, daß man sie lesen mußte, sind das hervorragende Schriftsteller. Ich glaube, was Du mit ihnen teilst, ist die Liebe zur Sprache. Deine Formulierungen sind so geschickt und treffend gewählt, daß es wirklich eine Freude ist! Damit könntest Du bestimmt auch veröffentlichen.

Was mir weniger gut gefällt, sind die Zeitsprünge zwischen Deinen Kapiteln. Grundsätzlich kann man den Lesern da ruhig etwas zutrauen, aber manchmal erfordern sie doch arg viel Bereitschaft, Dinge einfach hinzunehmen. Das ist vor allem dann schade, wenn es sich bei den weggelassenen Informationen um Dinge handelt, die für die Handlung entscheidend sind. So zum Beispiel der Sprung zwischen Kapitel 1 und 2. Natürlich lese ich Deine Geschichte, weil ich weiß, daß es um Shounen-Ai geht. Trotzdem möchte ich gerne wissen, WARUM Chris sich in diesen Obdachlosen verliebt hat. Was ist da geschehen, in den Monaten, wo er bei im gelebt hat? Wie sah der Alltag aus? Was an Ryan ist so anziehend wenn er sich doch sonst (und vor allem später noch) so kalt und abweisend gibt? Du hast da eine riesen Möglichkeit verschenkt, den Leser für Deine Charaktere zu begeistern, sie kennenzulernen. Bei einer normalen FanFiction würde ich sagen was soll's. Aber Du schreibst einfach so gut, daß so etwas nicht sein muß.
Die zweite, kleinere Sache, die mir aufgefallen ist, läuft auf ähnliches hinaus: Als Chris plötzlich bei Ryans Familie auftaucht. Wir Leser haben nie erfahren, daß Chris überhaupt Ryans Nachnamen kennt, geschweige denn seine Familie und wo sie wohnen. Und wieder: Dafür das Ryan so ein schweigsamer Typ ist, mutet es seltsam an, daß er solche persönlichen Informationen preisgibt. Ich sage nicht, daß das nicht möglich ist, aber dann hätte ich es als Leser gerne gezeigt bekommen. So fehlt mir jeglicher Bezug zu diesem Ryan und ich habe keine Ahnung, wie ich ihn einschätzen soll.
Auch das mag gewollt sein, aber wenn man es zu weit treibt, kann das auch zur Folge haben, daß der Leser das Interesse verliert.

Dein Stil ist traumhaft. Wenn Du jetzt noch den Inhalt auf ein ähnliches Niveau bekommst, würde ich sagen: Such Dir einen Verlag! :)

Liebe Grüße

Nyn
Von:  Sakashi
2008-10-05T09:02:57+00:00 05.10.2008 11:02
und noch ein ps ^^
mir fällt grade mal wieder auf, das 30.000 Wörter verdammt viel sind, also dafür nie ich schon in Ehrfurcht vor euch nieder ^^
Von:  Sakashi
2008-10-05T08:59:59+00:00 05.10.2008 10:59
Jetzt muss ich doch auch mal noch nen Kommi dalassen! Nachdem ich das hier gestern nacht noch gelesen habe und dann irgenwie zu faul wa, noch was dazuzuschreiben (wird alles wieder aufgeholt ^^)...

Also, mir gefällt die Story bisher gut, auch wenn ich ganz schön (ok, ziemlich) darauf gespannt bin, wie's jetzt weiter geht...
Mir stehn wirklich viele Fragen im Kopf... (was zum Teufel Jeremy jetzt macht,natürlich dann auch logischerweise wie Chris darauf reagiert, was eigentlich mit Ryan los ist, der sich wirklich um es noch einigermaßen nett auszudrücken bescheuert benimmt... uvm.)
Hoffe sehr auf das nächste Kapitel und bin jetzt schon gespannt...

lg ~Sakashi~
ps.: Ich muss sagen, dass ich selber gestern nacht dann noch rund 3 Stunden am Rechner saß und getippt habe,... (inspiration, inspiration... ^^) Habe seit langem mal wieder die Muße, was zu schreiben... Was mit Sicherheit auch zu einem Teil daran liegt, dass ich in den letzten Tagen soviel von Stiffy und heute von dir gelesen habe! Als vielen Dank dafür (Schreibblockade ade!)!


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