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Bis(s) zum Ende der Ewigkeit

Meine Fortsetzung zur Bis(s)-Reihe
von

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Verlangen

Autor: littleblaze

E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de
 

Disclaimer: Alle Rechte an den Bis(s)-Charakteren gehen auf das Konto von Stephenie Meyer und ich selber verdiene keinen einzigen Cent mit der Story.
 

Neue Charaktere, die Storyline [dementsprechend, die Story selber], selbst erstellte sowie editierte Bilder und sämtliche, für die Story erstellten Extras gehören mir und dürfen nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden.
 

Kapitel 18 - Verlangen
 

„Hast du mich verstanden?“

Heiraten? Hatte er heiraten gesagt?

„Ich… ja, du hast gesagt, dass du heiraten wirst.“

Seine Finger hielten nicht mehr die meinen.

„Ich weiß, es kommt ein wenig plötzlich für dich, ab-“

„Nein, nein“, unterbrach ich ihn, stand auf, wedelte übertrieben mit den Händen durch die Luft und hoffte insgeheim, dass das Lächeln auf meinen Lippen nicht ebenso aufdreht wirkte. „Es ist Sue, nicht wahr?“ Ohne ihn antworten zu lassen, fragte ich nochmals nach: „Es ist doch Sue, oder?“

Ob Mensch, Wolf oder Vampir, wir hatten schon vor geraumer Zeit heimlich Wetten darüber abgeschlossen, wann es denn endlich soweit sein würde, bis die beiden diesen Schritt wagten. Sie waren so ein perfektes Paar, viel besser als es meine Eltern zusammen je waren.

„Ja, es ist Sue, und ich kann wirklich gut nachvollziehen, wie du dich jetzt fühlen musst, Bella.“

Er stand nun ebenfalls auf und griff erneut nach meinen Händen, und da erst verstand ich. Seines Denkens nach, war ich vermutlich nicht einverstanden mit ihren Vorhaben und durch das vorherige Thema hatte ich seine Annahme wahrscheinlich noch verstärkt. Aber das eine hatte für mich nichts mit dem anderen zu tun.

Natürlich, war ich irgendwie traurig darüber, dass meine Eltern sich immer mehr auseinander lebten, aber nie hatte ich damit gerechnet, dass sie wieder zueinander finden, sich lieben würden…

„Dad…“ Ich sprach es nicht oft aus, dieses Wort. Bevor ich nach Forks gekommen war, hatte ich mir nicht einmal träumen lassen, eine so enge Beziehung zu meinem Vater aufzubauen, dass er mir so wichtig werden könnte. „… ich freue mich wirklich sehr für dich.“

Ich schlang meine Arme um ihn. Nur ganz kurz, nahm ich mir vor.
 

Alles wollte ich daraufhin erfahren: Wie der Antrag vollzogen worden war, was für ein Ring es war und wie der Ausdruck in Sues Gesicht ausgesehen hatte, als er ihr gegenüber gestanden hatte. Wie seiner war, brauchte ich nicht zu fragen, denn er schien beim Erzählen das gleiche Leuchten in den Augen zu haben wie bei der Tat selbst.

„Und wann wollt ihr nun heiraten?“, fragte ich schließlich.

„Im Mai“, war die schnelle Antwort darauf.

Eine schöne Zeit zum Heiraten. Vor meinen inneren Augen zeichneten sich der farbenfrohe Wald und das Reservat, welcher für dieses Ereignis reichlich geschmückt worden war, ab.

„Es gibt aber leider noch etwas, das nicht so erfreulich ist, Bella.“

Ich horchte von meinen malerischen Tiefen auf, so intensiv, dass ich nicht nur die angespannten Schwingungen von Charlie wahrnahm, sondern auch die flüsternden Stimmen von Edward, Jacob und Seth. Eine Millisekunde befasste ich mich damit, woher sie kamen und konnte sie am oberen Treppengeländer ausfindig machen, dann wand ich meine Aufmerksamkeit wieder irritiert in Charlies Richtung. Was war hier los?

„Was ist?“

Was es auch war, es schien ihm unangenehm, es auszusprechen. Es machte ihn traurig. Ich bekam ein klammes Gefühl in der Magengegend. Konnte einem Vampir eigentlich so richtig schlecht werden?

„Weißt du… Sue will natürlich im Reservat heiraten.“

„Wo auch sonst“, pflichtete ich dem sofort bei. Ich sah noch die Hochzeit von Sam und Emily vor mir, die einfach nur wunderschön gewesen war. Die Feuer, die Gesänge, die Tänze, eine normale Hochzeit war gar nicht vergleichbar damit.

„Na ja, und der Stammesrat macht sich halt Sorgen, diese griesgrämigen, alten Knacker.“ Er lachte leicht auf, was ihn noch nervöser schien ließ. Und anstatt meinen Vater aufzufordern, weiter zu sprechen, kam ich nach kurzem Überlegen selber auf die Lösung.

„Sie verbieten uns zu kommen!“

„Ja.“ Er antwortete ohne Zögern. „Und du musst sie verstehen, Bella. Sie haben Angst. Angst, dass der Fluch weitere Verwandlungen auslöst, wenn ihr Forks betretet. Gerade haben sich die Dinge wieder beruhigt und es ist auch nicht so, dass-“

„Schon gut, Dad.“

Ich verstand es. Ja, doch, das tat ich. Trotzdem war es wie ein Schlag ins Gesicht. Ein heftiger, schmerzender Schlag. Und das schwerste daran war, ihn zu verbergen.

„Bist du dir sicher? Ich meine, vielleicht kann ich Sue noch überreden woa-“

„Nein Dad, es ist okay, wirklich.“

Ich lächelte so gut ich konnte und vernahm gleichzeitig wieder die Stimmen am Treppengeländer. Sie wussten es, sie hatten es die ganze Zeit über gewusst und keiner von ihnen hatte es für nötig gehalten, mich darauf vorzubereiten.

„Es tut mir leid, Bella.“

„Ich weiß, Dad.“

Ich strich ihm beruhigend über den Arm, während ich meinen Schild senkte und geladene Wellen durch die Tür schickte.
 

„Wir dachten halt, dass dies nicht unsere Aufgabe sei.“

„Eine kleine Vorwarnung hätte bestimmt nicht geschadet.“

Ich stand den Dreien gegenüber, die sich plötzlich so einig waren als wären sie siamesische Drillinge.

„Es tut mir leid“, war es Seth, der sich aus der Sicherheit der Gruppe löste und auf mich zukam. „Ich hätte etwas sagen müssen.“

Sein unschuldiger Blick machte mich ganz weich. Er würde bald nicht nur in meinem Herzen zur Familie gehören.

„Hatten Leah und deine Mom deswegen Streit, wegen der Hochzeit?“

Ich würde Bruder und Schwester bekommen.

„Nein.“ Er schüttelte heftig den Kopf. „Es hatte nichts damit zu tun. Leah mag zwar keine Vorschriften und Autorität, aber sie mag deinen Vater. Sie hegt keinen Groll gegen den Wunsch der Beiden.“

Meine Hände streiften unkontrolliert über mein Haar. Ich hatte keine Lust mehr, mir Gedanken darüber zu machen, denn es würde sich eh nichts ändern. Ich würde den Anordnungen des Stammesrates gehorchen und den Boden von Forks und seiner Umgebung nicht betreten. Doch ich tat es nicht für sie, nicht für die griesgrämigen, alten Knacker, sondern für die Kinder, denen ich ersparen würde, einen Fluch zu durchleben und einer Prägung unterstehen zu müssen.

„Ich geh ins Bett.“

Ich drehte mich um und ließ die Drei stehen.

„Ins Bett?“

„Ja, ich brauche das jetzt.“

„Vielleicht dreht sie jetzt durch“, hörte ich Jacob noch flüstern, bevor ich die Tür zum Schlafzimmer erreichte. Ich wand mich wieder um und schenkte ihm einen strahlenden Blick, welchen ihn, glaube ich, mehr ängstigte als alles andere, was ich hätte tun können. Von ihm abgelassen, wand ich mich gedanklich an Edward.

„Kommst du nicht mit?“
 

~ † ~
 

Der Mittwoch begann mit einem voll gestopftem Frühstückstisch. Wir saßen alle drum herum und versuchten. nicht zu sehr auf das Thema Hochzeit einzugehen. Offenherzig gab es einige Glückwünsche, nachdem nun alle von der freudigen Nachricht erfahren hatten, doch kaum einer hielt sich zu lange bei dem Thema auf.

Bis auf Renesmee.

Niemand hatte ihr bis jetzt gesagt, dass es keinen Ausflug nach Forks geben würde, keine Rosenblätter, die sie auf den Weg des Brautpaares streuen könnte, und kein Wiedersehen mit einigen der Wölfe, die sie mit der Zeit zu ihren Freunden gezählt hatte. Sie war so von der Vorstellung begeistert, dass wir sie noch für kurze Zeit in dem Glauben lassen wollten, wenigstens so lange, bis Charlie und Seth wieder abgereist waren.

Für sie war es eine ganz natürliche Sache, dass ihr Grandpa heiraten würde. Sie dachte nicht daran, wie sich ihre Grandma, die sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte, dabei vielleicht fühlen würde. Eine Frau, die sie nur von Bildern und Videos her kannte. Jemand, der nur in Geschichten existierte, wie der Weihnachtsmann oder der Osterhase.
 

Gegen Nachmittag fuhr ich Seth in die Stadt. Jacob war um die Mittagszeit in die Autowerkstatt gegangen, um noch etwas fertigzumachen. Danach wollte er mit Seth Namid besuchen.

Jacob selbst war schon vor einiger Zeit erneut in dem kleinen, voll gestopften Laden mit indianischen Souvenirs eingekehrt, um sich Geschichten über den ansässigen Stamm anzuhören. Heute wollte er mit Seth dorthin.
 

Wir durchfuhren eine Pfütze nach der anderen. Die Temperaturen stiegen und der Schnee schmolz von den höheren Lagen hinab. Überall war es nass, obwohl es seit gestern nicht mehr geregnet hatte. Meine Stiefel sogen sich mit Wasser voll, als wir den Wagen verließen.

„Ich glaube, wir fragen uns einfach durch.“

Ich hatte keine Ahnung, wo diese mysteriöse Autowerkstatt eigentlich lag.

„Quatsch, den erschnüffel ich auch so.“

Seth hob die Nase in die Luft und schnupperte in verschiedene Richtungen, bis er sich für eine entschied.

„Es ist nicht weit. Lass uns zu Fuß gehen.“

Er griff nach meinem Arm und hakte sich bei mir unter.

Wir gingen in der Nähe der Schule vorbei und an dem kleinen Möbelgeschäft, in dessen Schaufenster ich einen wunderschönen Frisiertisch erblickte. Er erinnerte mich an den meiner Mutter. Des Öfteren hatte ich sie dabei beobachtet, wie sie vor ihm gesessen und einfach nur stur in den Spiegel hineingeblickt hatte. Ich war noch klein gewesen und fragte nicht nach, was sie bedrückte. Ob sie es mir verraten hätte, stand auf einem ganz anderen Blatt; oder ob ich nur eine Lüge erhalten hätte, wie man sie kleinen Kindern nur zu gerne auftischte.

„Warum ist Leah nicht mitgekommen?“

Warum dachte ich gerade jetzt an sie?

Seth stoppte in seiner Bewegung.

„Was ist?“, kommentierte ich seinen Stillstand.

„Nichts, wir wären nur gleich da gewesen.“

Ich zog nun ebenfalls die Luft durch die Nase ein und nahm Jacobs Geruch zusammen mit einer Mischung von Benzin, Öl, Schweiss und einem ziemlich süßlichen Aroma wahr.

„Es hat wirklich nichts mit der Hochzeit zu tun“, versicherte Seth mir erneut.

„Das glaube ich dir ja auch, aber das beantwortet noch lange nicht die Frage. Also, was ist los?“ Ich war Leah in den letzten Jahren doch um einiges näher gekommen und wusste mit ziemlicher Sicherheit, dass sie sich eine Chance, Jake zu sehen, nicht so einfach entgehen lassen würde. „Was war zwischen ihr und eurer Mom?“

„Gott, wo fang ich da nur an?“

Er lächelte.

„Reduzier es einfach auf das Wesentliche.“

Ich zog Seth an der Jacke mit mir und lehnte mich an eine Häuserwand. Ein junges Paar ging an uns vorbei und beobachtete uns interessiert; was sie sich wohl in ihrer beengten Vorstellungskraft dachten?

„Du weißt ja, Leah war noch nie so wirklich zufrieden. Es gibt da nicht mal was Spezifisches, eigentlich findet sie immer irgendeinen Grund zu meckern, aber besonders schlimm ist es für sie, in Forks gefangen zu sein.“

Ich schaute auf meine Füße hinab. Es wäre idiotisch, Leah und Renesmee diesbezüglich zu vergleichen, aber die Erfahrung mit meinem eigenen Kind ließ mich Leah besser verstehen können.

„Sie hat eigentlich immer davon geträumt, hinaus in die Welt zu gehen. Nach New York, Chicago oder San Francisco, eine große Stadt mit einer Menge Menschen. Sie hat früher oft zu mir gesagt: Und wenn du die Schnauze voll hast von dem ganzen Mist hier, dann kommst du einfach zu mir.“ Er grinste in sich hinein und begutachtete abwechselnd seine Handfläche und deren Rücken. Ich wollte nicht nachfragen, welche Erinnerung sich in seinem Kopf abspielte. „Dann hat sie sich verliebt, na ja, wir wissen ja alle in wen und wie es ausgegangen ist, was den Drang zu verschwinden natürlich noch stärker werden ließ. Und dann-“

„… würde sie selber vom Fluch getroffen“, beendete ich seinen Satz.

Er nickte nur sacht.

„Und jetzt, wo ihr weg seid und alles ruhiger geworden ist, es nichts mehr zu bekämpfen gibt, will sie gehen. Sie will raus, weg… leben. Aber der Stammesrat, Sam und auch meine Mom sind natürlich dagegen. Nicht, weil sie vielleicht gebraucht werden würde, es gibt mittlerweile genügend Ersatz an Wölfen, sondern, weil es einfach zu gefährlich ist. Vampire gibt es schließlich überall auf der Welt, was wenn sie alleine einem begegnet? Wenn ihr ein Mensch weh tut oder sie wütend auf jemanden wird und es nicht kontrollieren kann? Wenn si-“

„Aber Jacob habt ihr gehen lassen“, störte ich seine Ansammlung an Argumenten.

„Jacob ist etwas anderes. Er ist bei euch, nicht alleine. Er stand in der Rangordnung oben und… er musste schließlich gehen. Er hätte ohne Renesmee nicht überleben könn-“

„Sag das nicht“, unterbrach ich ihn erneut. Auch wenn es vielleicht wahr war, stieß mich dieser Fakt immer wieder ab. Woher wollte man eigentlich wissen, was passieren würde? Gab es Präzedenzfälle dafür? Hatte man eine weltweite Studie bei Gestaltenwandler vorgenommen und sie darüber befragt?

„Wie dem auch sei, es ist anders. Auch ich finde, dass es nicht gerade gut wäre, Leah einfach so gehen zu lassen.“

Seine Ansicht enttäuschte mich ein wenig. Dachte er wirklich, dass es besser wäre, sie alle für ewig in ihrem kleinen Reservat einzusperren? Das war doch nicht der Seth, den ich kannte. Oder sah ich das alles gerade nur zu emotional, spiegelte ich vielleicht nur zu viel von meinem eigenen Familienleben in die Sache hinein? Ich hatte gerade sogar so viel Mitleid parat, dass ich mir kurz ausmalte, wie es sein würde, wenn Leah eine Weile bei uns leben würde.

„Aber was hat das mit diesem Besuch zu tun?“

Die Zusammenhänge waren mir noch immer nicht ganz klar.

„Es hat nicht wirklich etwas damit zu tun.“

Fragend schaute ich ihn an.

„Unsere Mom und Leah hatten am Tag zuvor einen mächtigen Streit wegen dieser Sache. Es flogen so richtig die Fetzen und es wurden ein paar wirklich hässliche Dinge gesagt. Es eskalierte immer mehr, bis Leah sich schließlich ungewollte verwandelte. Die halbe Küche ging dabei zu Bruch. Dein Dad, der die ganze Zeit versucht hatte, zu schlichten, ich dachte, ihm würde jeden Moment das Herz stehen bleiben. Ich meine, es ist schon was anderes, einen Werwolf einfach nur zu sehen oder einen zu erleben, wie er wutentbrannt die halbe Küche zerstört und der Frau, die du liebst, mit fletschenden Zähnen gegenüber steht. Aber er hat sich vor meine Mutter gestellt, mit gespreizten Armen, um sie zu beschützen. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, hätte ich nach meiner Waffe gegriffen. Ich war ziemlich beeindruckt davon, dass er dies nicht einmal in Erwägung gezogen hat.“

Ein erleichternder Laut ging über meine Lippen. Mir waren die gefährlichen und bedrohlichen Seiten eines Werwolfes ebenso bekannt wie seine schützenden und guten. Ich konnte mir sehr genau vorstellen, welche Angst mein Vater verspürt haben musste. Und trotzdem, hatte er beschützt, was ihm wichtig war.

„Danach ist Leah raus gerannt“, fuhr Seth fort. „Sie hat sich ins Cullenhaus eingenistet. Ich habe noch versucht, sie zu überreden, mitzukommen, aber sie meinte nur, sie könne Charlie gerade nicht in die Augen schauen.“

„Mmhh…“

„Es ist für uns alle nicht einfach-“ Er stoppte urplötzlich, als hätte ihn gerade ein Geistesblitz getroffen und sein Blick wechselte sprungartig von betrübt zu belustigt. „Sag mal, wie soll ich dich jetzt eigentlich nennen? Große oder kleine Schwester?“

„Ich bin immer noch älter als du.“

Ich streckte ihm meine Zunge entgegen.

„Wirklich?“

Er lachte auf und ich boxte ihn leicht in die Seite aufgrund seiner Stichelei. Das ich in jedermanns Augen eher als die jüngere gelten würde, störte mich eigentlich gar nicht, und ich wollte auch schon in sein ansteckendes Lachen mit einsteigen, als mir ein anderer Gedanke kam.

„Seth!“

„Ja?“

Er hatte sofort gemerkt, dass es mir ernst war. Sein Lachen verschwand.

„Versprich mir, dich mindestens alle zwei Tage kurz zu verwandeln.“

Seine Oberlippe verzog sich nur kurz, er hatte verstanden.

„Keine Angst, Bella. Ich werde dir schon nicht wegsterben.“

„Ehrenwort?“

„Großes Wolfsversprechen!“

Er salutierte, hob die Finger zum Schwur und brummte es mit einer autoritären Stimme hervor.
 

Einige Minuten zu spät steuerten wir schließlich die kleine Autowerkstatt mit dem einfallsreichen Namen „Jake’s Garage“ an.

„Passt doch“, grinste ich Seth noch vergnügt zu, bis mich das folgende erstarren ließ:

Dunkler Teint, schwarzes Haar, eine Größe von ca. 1,70 m und Augen, die wahrscheinlich den Großteil der Männerwelt direkt gefangen nehmen würde. Wenigstens wusste ich nun, woher der süßliche Geruch gekommen war.

Mit schnellen Schritten, wahrscheinlich ein wenig zu schnell, stand ich binnen kürzester Zeit neben dem Auto, unter dessen Motorhaube Jake zugange war.

„Ich glaube, deine Freunde sind jetzt da“, erklang es liebreizend und sie lächelte Seth und mich zaghaft an. Auch diese Geste war einfach nur schön und passte wunderbar in ihr Gesicht hinein. Ich hasste sie augenblicklich. Das unser Auftauchen ziemlich plötzlich von Statten gegangen war, wischte sie wohl einfach aus ihrer Wahrnehmung hinfort.

„Und wer bist du?“, fragte ich sie, während sich Seth zu Jacob hinunter beugte.

„Mein Name ist Chenoa.“

Sie streckte mir ihre Hand entgegen, deren Fingernägel bis ins kleinste Detail makellos waren. Wie konnte ein menschliches Wesen nur so perfekt sein? Die Sekunden vergingen viel zu schnell und es war nicht einfach nur ein Zögern, nein, ich hatte mich bewusst dazu entschlossen, ihr nicht meine Hand zu reichen.

Werkzeug, das auf den Boden gelegt wurde, ein Geräusch von kleinen Rädern und auch, dass Jacob im nächsten Moment neben mir stand, all das war nur vorhersehbar. Er presste meinen Körper gegen seine Seite und grinste blöd.

„Du musst sie entschuldigen. Sie hat es nicht so mit neuen Menschen.“

Sie war doch bestimmt schon 20 Jahre alt, wenn nicht noch älter.

Wieder blieb ich an ihrem makellosen Aussehen hängen, vergewisserte mich sogar, dass unter dem süßlichen Geruch des Parfüms auch noch der von noch süßerem Blut zu finden war.

„Ich muss sowieso jetzt los. Sehen wir uns morgen?“

Sie überging meinen analysierenden Blick kommentarlos und lächelte Jacob ungeniert an.

„Diese Woche komme ich nicht mehr.“ Er lächelte zurück.

„Schade…“ Bei dem eigentlichen Vorhaben, ihren Kopf traurig zu senken, stieß sie wieder auf meinen Blick. Sofort schwang ihrer wieder in die Höhe. „Dann, bis nächste Woche, Jake. War nett, euch kennen zu lernen“, richtete sie sich nun an Seth, der nur schweigend nickte.

Daraufhin verließ sie in graziöser Manier den Platz.

„Sag mal, tickst du nicht mehr echt“, hielt ich es keine weitere Sekunde mehr aus. Ich schlug ihm unabsichtlich einen Schraubenschlüssel aus der Hand; mit lautem Scheppern landete er auf dem Boden.

„Was habe ich denn getan?“

Er baute sich dicht vor mir auf und sah mir fest in die Augen.

„Was? Na, das da…“ Mein Zeigefinger schoss in die Richtung, in der Ms. Amerika verschwunden war. „Was soll das?“

„Und ich frage dich noch einmal: Was habe ich denn getan? Oder warte, ich verstehe. Wenn deine Tochter mit anderen Jungs die Biege macht, da sie ja immer noch ihren eigenen Willen hat und selber entscheiden kann, dann ist es okay, aber wenn ich, der ja dazu verpflichtet ist, ihr für alle Zeit beizustehen und sie zu lieben, nur mal mit einem anderen, hübschen Mädchen zu sprechen wage, ist es direkt der Weltuntergang in deiner kleinen, perfekten Welt.“

Die letzten Worte sprach er in einem zunehmend, gehässigen Tonfall aus.

„Das ist nicht fair“, zischte ich ihm, ohne zu überlegen, entgegen.

„Genau, das ist es nicht, Bella.“

Wenn Blicke dem Sprichwort nach töten könnten, wäre einer von uns garantiert tot umgefallen.

„Hey, hey! Beruhigt euch mal wieder. Es ist doch gar nichts passiert.“

Seth berührte uns beide an der Schulter.

Gut, vielleicht war nichts passiert, aber trotzdem… es fühlte sich so nach Betrug an.

Jacob schaffte es zuerst, den Mund aufzumachen.

„Sag das nicht mir.“

„Pah!“

Ich drehte mich um und schritt wütend von dannen. Ein schwächlicher Abgang, aber ich wusste schon zu diesem Zeitpunkt nicht mehr genau, ob meine Wut wirklich gerechtfertigt war.

„Bella!“

Meine Schritte wurden noch schneller. Wo hatte Seth nur den verdammten Wagen geparkt?

„Bleib stehen!“

Ich überquerte die Straße, ohne mir wirklich sicher zu sein, in die richtige Richtung zu laufen

„Bella, nun warte doch.“ Seine Hand schlang sich um meinen Oberarm und im nächsten Moment schaute ich ihm schon in seine großen, dunkelbraunen Augen. „Es tut mir Leid, okay. Aber, mein Gott, was willst du denn von mir hören? Dass ich nie wieder in meinem Leben mit einem Mädchen spreche? Sorry, aber das kann ich nicht bringen.“

„Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob du mit jemanden sprichst oder einem schönen Mädchen Hoffnungen machst“, ließ ich wieder ein Stück der Wut hinaus.

„Wer sagt denn, dass ich das getan habe?“

„Ach komm schon, dass war doch kaum zu übersehen.“

„Ich habe nichts dergleichen getan. Gar nichts! Es ist, wie soll ich sagen… schön!“

„Tzz.“

Ich drehte mich weg und abermals hielt er mich auf.

„Einfach nur schön, mal mit jemand Außenstehenden zu sprechen, nicht über Vampire, Wölfe, neue Identitäten oder blutige Angelegenheiten nachdenken zu müssen; einfach nur mal wieder ein ganz normaler Mensch zu sein, der über das Wetter und die steigenden Benzinpreise reden kann. Und wenn Chenoa sich dabei irgendwelche Hoffnungen machen sollte, dann ist dies ihr Problem und nicht meines. Bis jetzt hat sie mir diesbezüglich nichts erwähnt und wenn sie es tun sollte, werde ich ihr zu verstehen geben, dass sie keine Chance hat und dass ich anderweitig gebunden bin.“

Ich wusste genau, dass er nicht log, aber auf der anderen Seite ging es um meine Tochter. Um einen Menschen, der mir so wichtig war, dass ich unter keinen Zustand zulassen wollte, dass er verletzt werden würde.

„Es hört sich fast so an, als täte es dir leid.“

Er gab eine verzweifelte Geste zum Besten.

„Du interpretierst wieder einmal viel zu viel rein, Bella. Natürlich hätte jeder gern die Macht, sein Leben selbst zu bestimmen, dass heißt aber noch lange nicht, dass das vorgegebene schlecht sein muss.“

„Du würdest also nicht wieder nach Forks zurück, wenn du könntest?“

Er verstummte und nicht nur ich wartete gespannt auf eine Antwort. Seth war zwar körperlich einige Meter entfernt, aber ich konnte deutlich spüren, wie gebannt er war.

„Das steht doch auf einem ganz anderen Blatt.“

„Tut es das?“

„Ja.“

Ich wusste so genau, dass ich ihm gegenüber ungerecht tat, also zwang ich mich regelrecht zu meiner nächsten Aussage: „Du hast Recht. Ich sollte mich nicht einmischen. Es tut mir leid.“ und ließ ihn endgültig stehen.
 

Auf dem Weg nach Hause versuchte ich mir vorzustellen, welche Schritte die Prägung einleiten würde, falls Jacob Interesse an einem anderen Mädchen bekam. Funktionierte es überhaupt?

Gewiss, es war unfair, ihn als Eigentum meiner Tochter anzusehen, ihm zu verwehren, andere Bekanntschaften zu schließen, und ehrlich gesagt, konnte ich nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob es Renesmee groß stören würde.

Aber mich störte es!

Mir wurde klar, dass ich diese Einmischung von Außerhalb als Bedrohung für meine Familie ansah. Andererseits erlaubte ich Renesmee und mir selber, Freundschaften aufzubauen, was wiederum total egoistisch und einfach nicht korrekt gegenüber Jake war. War ich denn wirklich so verbohrt?

Ich parkte den Wagen neben Ians Rad hinter dem Haus und sofort schlug das schlechte Gewissen noch härter zu. Doch lange konnte ich nicht daran halten, stieß mir der deutliche Geruch von Tierblut in die Nase.

Mein steigender Hunger wurde mir schmerzlich bewusst.

Charlie und Esme spielten mit Ian und Renesmee ein Gesellschaftsspiel im Wohnzimmer. Alice und Jasper waren nicht da. Wo waren sie? Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie heute hatten ausgehen wollen.

Edward folgte gerade einem schnellen Pfad durchs Haus, um in die Küche zu gelangen und ich? Ich hing der unsichtbaren Spur von Blut in der Luft nach. Vor der Mülltonne blieb ich stehen. Als ich den Deckel gerade anhob, öffnete sich die Hintertür des Hauses; Edward stand in ihr.

„Blut?!“

Ich wusste nicht genau, ob ich es als Frage oder Feststellung hinaus gebracht hatte. Ein beinahe unkontrolliertes Verlangen ließ mich intensiver den Geruch einziehen.

„Ein Kaninchen und ein Eichhörnchen, Jasper vergräbt sie gerade im Wald.“

Ich legte den Deckel wieder auf.

„Renesmee?“

„Ja.“

Edward schloss die Tür hinter sich und kam die kleinen Stufen hinunter.

„Es ist nicht das erste Mal.“

„Ich weiß. Gestern konnte ich es in ihren Gedanken sehen.“

Ich wollte mich irgendwie bewegen, eine Geste der Unmut zum Besten geben, aber mir fiel nichts Passendes ein.

„Wir müssen mit ihr reden“, kam es viel zu sanft über meine Lippen.

„Das habe ich schon.“

„Und, was hat sie gesagt?“

Er griff nach meiner Hand und wir ließen das Haus einige Schritte hinter uns.

„Sie habe Hunger.“

„Das ist ihre Ausrede dafür?“

Ich löste meine Hand aus seinem Griff und rieb mir durchs Gesicht. Eine eigentlich total unnötige Geste.

„Normales Essen scheint sie nicht mehr richtig zu sättigen.“

Er sagte es so ruhig.

„Was willst du damit sagen? Dass sie jetzt zum 0-8-15 Vampir mutiert?“

Ich fuchtelte kurz mit den Armen in der Luft herum, fand dies aber auch schnell total unnötig und ließ sie daraufhin einfach nur wieder nutzlos an mir hinab hängen.

„Nein.“ Er schüttelte leicht mit dem Kopf; sollte mich das etwa beruhigen? „Carlisle meint, dass sie vielleicht nur einen Wachstumsschub hat und deswegen mehr Energie bräuchte.“

„Als ob sie nicht schon schnell genug wachsen würde.“

Ich war den Tränen nahe, wenigstens fühlte es sich laut Erinnerung so an. Warum musste alles nur so verdammt schnell gehen?

Zärtlich umschlossen mich Edwards Arme.

„Es ist in Ordnung, Bella. Sie tut nichts anderes als wir auch.“

Trotzdem musste mir dies nicht gefallen. Ich wollte immer, dass sie so normal wie möglich war, um in dieser Welt auch außerhalb der Familie bestehen zu können. So erleichtert war ich gewesen, dass sie auch mit normaler Nahrung überleben konnte; ab und an mal ein Tier, das war okay. Aber was, wenn das alles jetzt vorbei war… sie nur noch töten musste, um zu überleben? Und was, wenn ihr Tierblut vielleicht irgendwann nicht mehr reichen würde?
 

~ † ~
 

Plötzlich hatte ich wieder so viele Dinge, die mich beschäftigten, und was dabei an oberster Stelle stand, war ich nicht mal in der Lage zu sagen: Alices Visionen, Jacobs plötzliches Bedürfnis nach Gesellschaft oder Renesmees drastische Essensumstellung?

Wenigstens mussten wir uns wegen Ian keine Sorgen machen. Der Werwolfvorfall war laut Edward schon als so gut wie uninteressiert in seiner Erinnerung abgespeichert. Nichts deutete darauf hin, dass er dem noch irgendwelche Bedenken schenkte.

Am gestrigen Abend hatte ich meinen Mann des Weiteren gebeten, einen genauen Blick auf Jacobs Gefühlswelt zu werfen. Ob es richtig war, ihn auf diese Weise auszuspionieren? Ganz sicher nicht, aber ich wusste mir einfach keinen anderen Rat, um meine Unsicherheit beiseite zu schieben.

Wie er schon beteuert hatte, empfand er nichts bezüglich Chenoa. Er genoss ihre Anwesenheit, aber damit hatte es sich dann auch. Viel überraschter war ich, dass sich die Gefühle zu Renesmee im Laufe der vergangenen Woche auf eine neue Ebene begeben hatten. Ob das plötzliche Auftauchen von Ian damit in Zusammenhang stand, konnte ich nur vermuten. Fest stand jedenfalls, dass Jacob immer mehr davon absah, Renesmee als das kleine Mädchen zu sehen, dass es zu beschützen galt. Er verspürte Eifersucht, einen kaum zu bändigenden Zwang, sich zwischen Ian und sie zu stellen, und er träumte davon, sie nicht nur als Freund in den Armen zu halten. Ob er sich dieser Träume eigentlich auch bewusst war?
 

Heute wartete Renesmee voller Sehnsucht auf die Ankunft von Ian, da sie zusammen mit Charlie zum Bowlen verabredet waren. Sie tänzelte in einem neuen Outfit ungeduldig vor dem Haus herum. Etwa zehn Minuten bevor er dann endlich auftauchte, nahm mich Alice zur Seite.

„Er kommt nicht allein.“

„Sein Vater?“

Das letzte, was wir gebrauchen konnten, war ein Polizist im Haus.

„Nein, Kajika.“

Kajika? Was wollte er denn hier und warum kam er mit Ian hierher?

„Was will er?“

„Keine Ahnung, aber du kannst ihn das ja gleich selber fragen.“

Sie lächelte mich verzückt an. Irgendwie schien es ihr Spaß zu machen, mich mit ihm aufzuziehen, nur leider half mir das nicht groß weiter, als ich an der Reihe war, Edward und die restliche Familie auf unseren unerwarteten Besuch vorzubereiten. Was Edwards Abneigung gegen Kajika anging, so war es bestimmt nicht der Umstand, dass wir befreundet waren, sondern eher das Dilemma, dass er nicht in Kajikas Gedanken vordringen konnte. Wie dem auch sei, mussten wir uns nun mit seinem Kommen auseinandersetzen, und so ließen wir Renesmee alleine auf dem Rasen zurück, wartend auf ihren Freund.

Als Ian dann endlich aufs Grundstück einbog, winkte sie ihm fröhlich entgegen. Dass sie überrascht war, dass er nicht alleine kam, gab sie ausgezeichnet vor.

Ian stellte sie einander vor und erklärte, dass er Kajika unterwegs getroffen hätte und dieser sich spontan entschlossen hatte, seiner Klassenkameradin Bella einen Besuch abzustatten. Es hatte schon etwas belustigendes, wie die Beiden auf einem einzigen Fahrrad über den Weg gefahren waren.

Renesmee rief meinen Namen und einige Sekunden später trat ich hinaus.

„Kajika? Was tust du denn hier?“

„Spontanbesuch“, lächelte er mich freizügig an.

„Gibt es irgendetwas Besonderes?“

Ich spielte auch nicht gerade schlecht, wenn es darum ging, überrascht zu wirken.

„Nein, es war einfach nur so eine Idee, weil du ja wieder mal nicht in der Schule warst und ich nur mal fragen wollte…“ Er beugte sich ein wenig vor und zwinkerte. „… was so läuft.“

Was so lief? Einiges, aber damit konnte ich ihn nicht behelligen. Also schleifte ich ihn erstmal ins Haus und stellte ihm die Familie vor: Meine Adoptivmutter Esme, Charlie, der Vater von Esme, und Renesmee, die Nichte von Esme und somit meine Cousine. Seth stellten wir als alten Schulfreund von Jacob vor, der zufällig ebenfalls gerade zu Besuch war.

Ich hatte gerade alle miteinander bekannt gemacht, als Kajika zusammenklappte wie ein Akkordeon ohne die benötigte Luft. Reflexartig fing ich ihn auf und genauso schnell wurde mir die Aufmerksamkeit von Ian bewusst, woraufhin ich mich mit Kajika fallen ließ, als wäre er zu schwer für mich. Mit seinem Oberkörper gegen meinen gedrückt, kamen wir auf dem Boden an.

Renesmee schrie leicht auf und Esme, Edward sowie Ian kamen sofort zu uns gerannt.

„Das ist normal, keine Sorge“, durchdrang Ians Stimme alle besorgniserregenden Klänge im Raum. Er beugte sich zu uns hinab und griff nach Kajikas Handgelenk; er suchte und fand den Puls. Wie gut kannten sich die Beiden eigentlich?

„Ja, alles okay“, versicherte er noch einmal, nachdem er seine Aufmerksamkeit einige Sekunden auf den stabilen Rhythmus gerichtet hatte. Vielleicht hätte ich dies besser sein lassen, das Geräusch ließ mich nur wieder den Hunger spüren. Nur noch zwei Tage, mahnte ich mich. Am Freitag hatten wir mit Jacob und Seth einen kleinen Jagdausflug geplant, während Ian mit Charlie und Renesmee auf dem Mount Hays den Sternen ihre Aufwartung machen wollten. „Er wacht gleich wieder auf, er-“

„Ich weiß.“ Ich legte einen beruhigen Ton in meine Worte. „Lass ihn uns auf Sofa legen.“

„Es ist besser ihn nicht zu bewegen.“

„Wirklich? Das wusste ich nicht.“

Ich blickte auf den leblosen Körper hinab.

„Wenn er dir zu schwer wird, kann ich gerne übernehmen.“

„Nein, es geht schon.“

„Sicher?“

„Ja.“

Ian ließ nun von dem Jungen in meinen Armen ab und wand sich wieder Renesmee zu. Er erklärte ihr genau was gerade geschehen war und dass sie sich keine Sorgen machen müsste. Esme gesellte sich zu Charlie und den Kindern, und Alice trat zu uns heran.

„Er sieht wirklich niedlich aus, wenn er so ungeschützt daliegt, nicht wahr, Edward?“

„Ja, total“, kam es bissig über seine Lippen. „Aber wenigstens bekomme ich so einen kleinen Einblick in seine Gedanken.“

„Lass das“, stieß ich hervor.

Ob es Edwards Abneigung gegen ihn zu Grunde lag oder dass so eine schreckliche Krankheit feige ausgenutzt wurde, spielte keine Rolle. Ich fand es einfach nur abstoßend in diesem Moment. „Hör auf, in seinen Gedanken herumzustochern.“

„Bella?“

Er sah mich an, als könnte er nicht begreifen, was ich von ihm verlangte.

„Nein Edward. Du gehst hier eindeutig zu weit und solange es keinen Grund dafür gibt, ihm zu misstrauen, verbiete ich es dir.“

Alice ließ ein kleines Pfeifen durch ihre gespitzten Lippen dringen, drehte sich anmutig um 180 Grad und tänzelte davon.

„Du verbietest es mir?“

Sein Ausdruck hatte etwas ganz Neues angenommen. Enttäuschung vielleicht, Unverständnis.

„Ja, solange es keiner Notwendigkeit dient. Und das tut es hier meiner Meinung nach kein bisschen. Du bist nur neugierig und willst das, was du nicht haben kan-“

Eine kleine Zuckung in meinen Armen ließ diese Unterhaltung abrupt stoppen.

Mein Blick lag wieder auf Kajika, der immer noch die Augen geschlossen hatte. Edward schaute mich von der Seite her an, als wollte er mir mitteilen, dass das letzte Wort hier noch nicht gesprochen worden war, dann wand er sich ab und ging. Nur einen Atemzug später schlug Kajika die Augen auf.
 

Im Auto dachte ich immer noch über meine Worte nach. Richtig, seine körperlichen Schwächen gegen ihn auszunutzen, fand ich es immer noch nicht, aber ich konnte mich nun auch ziemlich gut hineinversetzen, wie Edward sich aufgrund meines Befehls gefühlt haben muss.

„An der nächsten Kreuzung musst du links.“

„Ihr wohnt aber ziemlich weit weg von der Schule.“

„Ja, aber gerade find ich es richtig gut. Das ist wirklich ein tolles Auto.“

Jungs und ihre Autoliebe.

„Möchtest du mal fahren?“

„Ich?“

Kajikas Augen leuchteten blitzartig auf.

„Sitzt noch jemand im Wagen, den ich hätte fragen können?“

„Ich würde wirklich nur zu gern, aber ich habe nicht mal einen Führerschein.“

„Hast du nicht?“

„Wegen meiner Krankheit darf ich nicht mal alleine mit dem Fahrrad fahren.“

Schon war das Leuchten wieder in ungeahnte Tiefen verschwunden.

„Das tut mir leid.“

Er starrte gedankenverloren aus dem Fenster und ich tat es ihm nach, während wir durch Pfützen fuhren, die schon beinahe kleine Seen sein könnten.

„Ist es Anfang Februar immer so mild.“

Es war ein einfacher Versuch, ihn wieder aus seinem Loch zu schaufeln.

„Als ich klein war, stand mir der Schnee bis zum Knie. Aber in den letzten zehn Jahren taute es immer schneller ab. Tja, wir bleiben wohl nicht von der Klimawende verschont.“

„Du wohnst also schon immer hier?“

„Da vorn musst du wieder links.“ Er deutete in eine weitere Kreuzung. „Und ja, schon mein ganzes Leben. Kanada ist kein Land, für das man sich so eben mal entscheidet. Entweder man wächst hier auf oder man läuft vor irgendetwas davon.“

Sein Blick zeigte zwar immer noch nach vorn, trotzdem fühlte ich mich ertappt.

„Na, vor was ich wohl davon laufe.“

Ich lachte leicht auf, um es witzig klingen zu lassen.

„Apropos davonlaufen. Seid ihr jetzt richtig zusammen, du und Edward?

„Ja.“

„Liebst du ihn, ich meine so wirklich?“

Dass mich sein Blick nun wieder mit voller Wucht traf, erschreckte mich ein wenig.

„Ja. Ja, das tue ich.“

„Gut.“ Er blickt wieder nach vorn. „Geht ihr am Dienstag auf den Ball?“

„Ich… ich weiß noch nicht. Wir haben noch nicht darüber gesprochen. Ehrlich gesagt, halte ich nicht so viel von dem ganzen Rumgetänzel. Sag mal, woher kennst du eigentlich Ian?“

„Das ergibt sich so, wenn die Eltern wichtige Posten in einer Stadt innehaben. Schon als Kinder besucht man die gleichen Veranstaltungen. So etwas schweißt zusammen. Da vorne, das beige Haus, da wohne ich.“

Die letzten Meter durchfuhr mich plötzlich die Annahme, dass vielleicht etwas nicht stimmte. Er war die ganze Zeit über so ruhig gewesen; keine Scherze, kein Versuch mich zum Lachen zu bringen.

Ich parkte an der Auffahrt und stieg zusammen mit Kajika aus.

„Schon gut, den Rest schaff ich schon alleine“, winkte er ab. „Ach, und Bella.“

„Mmhh?“

„Ich freue mich wirklich für dich und Edward.“

„Danke.“

Mit meiner Antwort vernahm ich ein Geräusch hinter mir. Kajika registrierte es einige Augenblicke später; zusammen schauten wir in dieselbe Richtung. Ohne Zögern winkte ich Alyssa zu, als ich sie erblickte. Erst jetzt viel mit wieder ein, dass sie direkt nebeneinander wohnten.

„Ich muss jetzt gehen.“

Er hob noch kurz die Hand zum Gruß und ließ mich dann stehen. Ich schaute ihm noch nach, bis er im Haus verschwunden war, dann begab ich mich zu der kleinen Grenze zwischen den Grundstücken.

Ein durchdringendes Gefühl im Nacken stach dabei auf mich ein, als würde mich jemand bei diesem Gang interessiert beobachten. Sollte es Kajika sein, der hinter einem Fenster lauerte, oder waren es fremde, feindselige Augen… Es fühlte sich so bekannt an… Ich blickte mich suchend um.
 

Kapitel 18 - Verlangen - Ende
 

Wettbewerb! Noch knapp eine Woche bis zum Ende des Wettbewerb. Wer noch nicht mitgemacht hat, kann gerne mal vorbei schauen: http://chiisa-na-sekai.hosting-kunde.de/blog/littleblaze-Eternity/index.html
 

Musikvideo! Das Twilight-Musikvideo, welches ich vor einiger Zeit mal als kleines Special zur Story erstellt habe und welches bis jetzt nur als Download verfügbar war, kann nun auch auf Youtube angesehen werden. Wer es also noch nicht kennt, kann gerne mal vorbeischauen... http://www.youtube.com/watch?v=2uDLmC9BlBk



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Kommentare zu diesem Kapitel (78)
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Von: abgemeldet
2010-02-13T11:28:58+00:00 13.02.2010 12:28
Das mit deiner Mom tut mir sehr leid!
Mach dir keinen Streß, wir können warten und sind bestimmt weiter sehr gespannt auf deine Story!!!!!
Bestell deiner Mom alles Gute....
Von: abgemeldet
2010-02-12T20:46:33+00:00 12.02.2010 21:46
Dein Fanfic is echt toll!!!
Bin echt ein Fan...
aber ich würde sagen mach dir kein Stress wegen dem 19 Kapitel!!!
Deine Mom ist 100000000.... fach mal wichtiger!!!!
Ich wünsch dir und deiner Mom das alles wieder gut wird...
und mach weiter so du schreibst echt super gut....
LG
Von: abgemeldet
2010-02-12T18:09:06+00:00 12.02.2010 19:09
Es war wieder mal ein tolles Kapitel. Bin auf die weiteren Handlungsstränge gespannt. Wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute.
LG Sandra
Von: abgemeldet
2010-02-12T07:53:29+00:00 12.02.2010 08:53
Ist dir irgendwas passiert?????
Von: abgemeldet
2010-02-10T18:32:37+00:00 10.02.2010 19:32
wie war des mit "am 7.2 kommt das neu Kapitel raus...." Fragezeichen!!!! xD
Von: abgemeldet
2010-02-10T12:18:50+00:00 10.02.2010 13:18
Wieder zwei Tage vorbei und immer noch nichts passiert.....
Du verstehst es aber auch echt die Leute bei der Stange zu halten.
Erst süchtig machen und dann auf Diät setzten....grins!!!

Von: abgemeldet
2010-02-08T21:31:52+00:00 08.02.2010 22:31
Das Kapitel ist soooooooo super Klasse.:)
ich freue mich schon voll derbe auf das neue und nächste Kapitel ich warte schon seid ich das letzte zuende gelesen hatte gespannt aufs neue (ist schon so bestimmt nen monat her das ich das letzte zuende gelesen hatte.. ) habe mir wiedereinmal die ganzen kapitel hintereinander im Zusammenhang durchgelesen;P
einfach nur Hammer mäßig geil
ich bin schon ein suchti von deiner story geworden

Liebe Grüße
Tami (Alice-x3)

PS: schreib bitte noch weiter okay? was soll ich sonst lesen wenn das zuende ist?? :O
aber erstmal denk ich nich ans ende sonern ans nächste neue kapitel was sicherlich auch supertoll ist
Von: abgemeldet
2010-02-08T13:02:56+00:00 08.02.2010 14:02
Kuckcuck!
Wann stellst du das nächste Kapitel online?
Ich = Suchti = verzweifelt!!!!
grins....
GLG
Von: abgemeldet
2010-02-07T16:09:42+00:00 07.02.2010 17:09
ist echt gut geworden aber bitte, bitte schreib weiter
Von:  charmingfussel
2010-01-31T23:11:40+00:00 01.02.2010 00:11
SOoo, ich habe nun "bis zum Ende" gelesen xD (was für ein Wortspiel das doch ist *lach*.
Und würde sehr gerne erfahren, wie es weiter geht.
Ich weiß nicht, ob ich die Art, wie du die Charaktere darstellst einfach genial oder nicht so toll finden soll ;).
Einerseits repräsentierst du sie Originalgetreu,andererseits aber aus einer anderen Sichtweise - (wahrscheinlich/vielleicht) Deiner Sichtweise?
Ich finde es total klasse, dass du das so hinbekommst, andererseits hatte/habe ich eine noch ganz andere Sichtweise von ihnen.
Daher war ich erst verwirrt, dass du eine komplett andere hast.
Zum Beispiel würde ich Edward niemals nachsagen, dass er auch nur ansatzweise egoistisch wäre, geschweige denn denken würde, du aber hast ihn mit vielen Erwartungen an andere/Bella dargestellt.
Oder Jacob. Ich könnte mir wirklich vorstellen, dass er nicht über Bella hinweg gekommen ist und nun so denkt, was mich echt irgendwie "überfordert" hat ;D.
Oder Bella. Ich habe nie daran gedacht, dass sie Edward mal so, bei einer solch "banalen" Sache derart zurechtweisen würde.
Und ganz ehrlich: Wenn die Edward und Bella so sind, wie du sie darstellst, zweifle ich, dass sie zusammen glücklich sind und ein Paar bleiben^^. Das klingt jetzt vielleicht wirklich hart, aber so empfinde ich das irgendwie *lach*
Nun ja, ich hoffe, dass du mich auf dem Laufenden hällst ;)!

die herrlichsten Grüße
charmingfussel



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