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Bis(s) zum Ende der Ewigkeit

Meine Fortsetzung zur Bis(s)-Reihe
von

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Einen Schritt weiter

Autor: littleblaze

E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de
 

Disclaimer: Alle Rechte an den Bis(s)-Charakteren gehen auf das Konto von Stephenie Meyer und ich selber verdiene keinen einzigen Cent mit der Story.
 

Neue Charaktere, die Storyline [dementsprechend, die Story selber], selbst erstellte sowie editierte Bilder und sämtliche, für die Story erstellte Extras gehören mir und dürfen nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden.
 

Kapitel 16 - Einen Schritt weiter
 

Meine gute Stimmung hielt den ganzen Tag über an. In der Schule hatten mich die vielen Versuche der Mädchen, Edward näher zu kommen, immer wieder zum Schmunzeln gebracht, was Kajika so gar nicht nachvollziehen konnte. Selbst hier wäre er am liebsten ein kleiner Ritter in der Not gewesen und hätte die aufdringliche Schar nur zu gerne vertrieben.

Erst in der dritten Schulstunde kam ich überhaupt dazu, mit meinem Mann ein Wort zu wechseln. Doch mein überbrachtes Mitleid bezüglich seiner Situation war nicht wirklich aufrichtig, denn auf eine gewisse Weise bewunderte ich die Mädchen mit ihren individuellen Ideen, einen Jungen für sich begeistern zu wollen. Ich hätte das niemals gekonnt.

Ian kam und ging an diesem Tag. So langsam musste man aufpassen, nicht unvorsichtig zu werden, denn obwohl er erst zum dritten Mal bei uns war, wurde seine Anwesenheit für uns alle immer normaler. Ich verdrängte innerlich noch die Gedanken an den Tag, an dem er zum letzten Mal kommen dürfte.
 

Ich zog mich gerade aus, als Edward in unser Zimmer kam.

„Nach der Hälfte von Fahrenheit ist sie endlich eingeschlafen.“

„Ich denke immer noch, dass sie solche Bücher noch nicht lesen sollte.“

„Soll ich Rosalie verbieten, ihr weiterhin welche zu schicken?“

Seine Finger streiften über meinen Arm hinweg, als er an mir vorbei ging.

„Quatsch, dann würden wir ja fast schon genauso handeln, wie in diesem Buch.“

Es waren ja auch nicht wirklich die Bücher, die mich so denken ließen. Es waren alles wunderbare Werke, die Rosalie ihr schickte, aber waren sie wirklich schon für ein so junges Mädchen geeignet? Verstand sie überhaupt schon die Zusammenhänge?

Edward setzte sich auf das Bett und schaute mir dabei zu, wie ich mich weiterhin von meiner Kleidung befreite. Wissend woran er bei diesen Anblick dachte, versuchte ich ihn nun abzulenken.

„Wie laufen eigentlich eure Nachforschungen im Krankenhaus?“

„Nervend!“

Er stand wieder; er war niemand, der ohne etwas zu tun lange still saß, und er war schneller als ich, als es an das Herausziehen der Schublade ging. Manchmal fragte ich mich, ob er meine Angewohnheiten einfach so gut kannte oder doch ab und an ohne mein Wissen in meinen Gedanken vordringen konnte.

„Es scheint, als würde mir jedwede Krankheit, die etwas mit den Gehirnströmen zu tun hat, Probleme bereiten.“

Sein nun frustrierter Blick schaute zu den Shirts hinab; ich wartete, bis er sich für eines entschieden und mir gereicht hatte. Dies tat er oft, kleine Entscheidungen für mich treffen, wenn er in Gedanken war; er merkte es nicht einmal. Ich konnte nur annähernd verstehen, wie er sich gerade fühlte.

„Dann können wir also nur hoffen, dass uns nicht ganz so viele gestörte Individuen Probleme bereiten wollen.“

Ich lächelte, und obwohl ich der Meinung war, dass dies ein grausiger Versuch war, ihn aufzumuntern, lächelte er zurück. Sein Blick blieb auf mir hängen; auf meinem halbnackten Ich.

Ich vernahm das leise Geräusch der sich schließenden Schublade; kurz darauf seine Hand an meiner Hüfte. Er zog mich zu sich, streifte mir den BH-Träger hinunter und küsste mich auf die nun freie Stelle. Nicht, dass mich seine Annäherung kalt ließ, aber ich hatte noch so viel zu erledigen, bis Charlie und Co. morgen eintreffen würden…

„Nicht jetzt!“

„Wann dann?“ Er stoppte sofort und ich schaute ihn irritiert an. Der ungeduldige Ton in dieser Frage war neu, als wollte er wirklich eine Antwort darauf. Normalerweise akzeptierte er ohne nachzufragen, wenn es für mich gerade unpassend war.

Es war so schwer, diesem Blick widerstehen zu wollen, wenn man wusste, wie sich seine Lippen auf der Haut anfühlten, die Finger, welche alle pikanten Stellen kannten.

„Sobald dein Vater in der Nähe ist, wirst du immer so…“

„Soooo?“, forderte ich ihn auf, weiter zu sprechen.

„Prüde?!“

Er grinste und streichelte großzügig und beruhigend über meine Arme hinweg.

„Prüde?“ Mit einer schnellen Bewegung meines Beckens und einem Lächeln auf den Lippen stupse ich ihn beiseite. „Das nennt sich Anstand, mein Schatz, Anstand!“

Ich öffnete eine weitere Schublade, erblickte ihren Inhalt, den ich total vergessen hatte, und wollte sie gerade wieder schließen, als seine Finger um mein Handgelenk griffen.

„Wir haben noch gar nicht damit gespielt.“

„Ja, es war einfach so viel los in letzter Zeit. Der Umzug, die neue Schule, Jacobs Heimweh, Renesmees Freiheitsdrang und die Sache mit Ian.“

„Und morgen kommen Charlie, Seth und Leah. Also…“

Seine Finger glitten wieder an meinem Körper hinab und ich blickte zu Edward auf. Seine Augen verloren schon wieder ein wenig an Glanz und dieser Umstand ließ es nicht zu, dass ich sofort in ihnen versank, im Gegenteil. Ich fragte mich, wie weit es bei mir schon wieder war, wie viel Zeit hatte ich noch, bis mein Hunger Überhand nehmen würde? Ich hatte letzte Woche nur den kleinen Fuchs gehabt und am Freitag war ich wegen Ian nicht dazu gekommen, noch etwas zu essen.

„Was hast du?“

Seine Berührungen hatten gestoppt und er lehnte sich ein wenig herab, um mich besser ansehen zu können.

„Nichts.“

Ich schüttelte den Kopf und lächelte.

„Wirklich?“

„Ja, wirklich“, wurde mein Lächeln noch breiter. „Ich habe nur ein wenig Hunger.“

„Auf mich, hoffe ich doch.“

Ich zog meine Lippen wieder etwas hinunter und gab dem Verlangen nach, durch sein Haar zu fahren. Es war so weich, so stark und es würde niemals ergrauen oder ausfallen. Sein Körper war kräftig und würde niemals an Stärke verlieren. War ich mir eigentlich schon darüber bewusst, was es hieß, ewig zu leben?

„Ich liebe dich.“

Er schaute mich an, als hätte ich etwas total Absurdes von mir gegeben.

„Ich liebe dich auch“, erwiderte er. „Ist wirklich alles in Ordnung?“

„Jaaaaa!“

Ich lachte unbeholfen auf. Natürlich konnte ich seine Sorge verstehen. In den letzten Wochen hatte mich so viel beschäftigt, dass man mich wahrscheinlich kaum mehr anders kannte. Aber nun schien es endlich aufwärts zu gehen. Wir hatten uns alle eingelebt und der ganz normale Alltag haftete langsam wieder an unserem Leben.

Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir hinab.

„Es ist alles so, wie es sein sollte.“

Ich küsste ihn.

Schnell gaben seine Lippen mir nach und nicht nur diese spürte ich auf meinen Körper. Er drängte sich nah an mich. Wir stolperten halb küssend, halb lachend durchs Zimmer, bis wir neben der Wand zum Bett landeten.

„Hier?“

„Warum nicht? Renesmee schläft schon und wir werden ganz leise sein.“

Sein schwerer Atem glitt über mein Gesicht.

„Aber ich mag das Bett.“

Er hob mich hoch und ich schwang meine Beine um seine Hüften.

„Dann sind wir eben nicht nur leise, sondern auch ganz vorsichtig.“

Er küsste meinen Hals und glitt mit mir hinunter auf die seidige Decke.
 

Nach wunderbaren Stunden, in denen wir es geschafft hatten, dem Bett keinen einzigen Kratzer zu verpassen, machte ich mich auf, um nach meiner Tochter zu sehen. Wie erwartet, schlief sie wie ein kleiner Engel. Wenn ich an meine früheren Träume dachte, sollte ich eigentlich nicht traurig sein, doch auf der anderen Seite vermisste ich es schon noch… das Kuscheln in die Decke, das vor sich hin Sinnieren, bis man plötzlich nicht mehr wusste, ob man die Grenze in den Schlaf schon erreicht hatte. Eine Sache, die den Tag abschließt, einen zur Ruhe kommen lässt. Etwas, das dir sagt: Dieser Tag ist vorbei und morgen kannst du noch einmal von vorne anfangen.

Ein kleines Zucken ließ mich plötzlich neugierig werden. Ich stieß mich vom Türrahmen ab, schloss die Tür hinter mir und legte mich zu meiner Tochter aufs Bett. Ihre Hand an mein Gesicht gehoben, wartete ich geduldig, ob ihr Unterbewusstsein dazu bereit war, sich mir mitzuteilen.

Es dauerte etwas, doch dann konnte ich sehen:

Renesmee ging zaghaft auf Jacob zu. Er wusch sich gerade den Dreck der Autowerkstatt von den Händen. Sie lugte an seiner rechten Seite vorbei und guckte ihn interessiert an.

„Macht es wirklich so viel Spaß?“

Sie deutete auf seine dreckigen Finger.

„Ja, und es lenkt mich ab.“

Gerade ausgesprochen, schien er selber gemerkt zu haben, dass er die falschen Worte gewählt hatte.

„Von was denn?“

„Bitte?“, tat er als verstünde er sie nicht.

„Von was soll dich das ablenken?“

Der letzte Schaum versiegte im Ausguss, der Wasserstrahl erstarb.

„Das verstehst du noch nicht.“

Er griff nach dem Handtuch.

„Woher willst du das wissen?“

Er wollte aus dem Bad hinaus, doch ihre zierliche Gestalt versperrte ihm den Weg. Natürlich wäre es kein Problem für ihn gewesen, sie beiseite zu schieben und sich den Weg zu erkämpfen. Er seufzt und schaut sie intensiv an.

„Es lenkt mich ab, darüber nachzudenken, was du gerade tust.“

Sie schien eine Weile zu brauchen, bis sie dachte, es verstanden zu haben.

„Ich würde mich sehr freuen, wenn du dabei wärst. Ich dachte nur, du kannst Ian nicht leiden und hättest kein Interesse daran, etwas mit uns zu unternehmen.“

„Das habe ich auch nicht“, erklärte er sich.

„Ich…“

„Sagte ich dir nicht, dass du es nicht verstehst?“

Er stupste sie an der Nase und drängte sich nun aus dem kleinen Raum heraus.

„Warum erklärst du es mir dann nicht?“ Ihre Stimme war leicht gehoben. „Wie soll ich es denn sonst verstehen?“

„Weil du es jetzt einfach noch nicht kannst.“

Mit schnellen Schritten stapfte sie an ihm vorbei.

„Ich mag dich gerade so gar nicht, Jacob Black.“

Sie knallte die Tür ins Schloss…
 

Wohin mich mein nächster Gang führen würde, wäre für jede andere Mutter nicht schwer zu erraten.

Ich klopfte, wartete aber erst gar nicht auf die Aufforderung einzutreten. Selbst durch die geschlossene Tür war sein Schnarchen nicht zu überhören.

Eben erst ins dunkle Zimmer eingetreten, versiegte auch schon das dröhnende Geräusch und Ohren und Nase zuckten leicht. Als Wolf wären diese Gesten vermutlich als ziemlich niedlich interpretiert worden.

Zwei Schritte ließ er mich machen.

„Was willst du, Bella?“

Ich wollte zunächst eigentlich vor seinem Lager aus Kissen und Decken stehen bleiben, aber eine unbekannte Kraft zog mich hinunter.

„Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht so genau.“

„Es ist wegen heute Nachmittag!“

„Heute Nachmittag?“, versuchte ich ihn aus der Reserve zu locken.

„Komm schon, Bella. Du würdest nicht hier sein, wenn dich nicht etwas stören würde.“

Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter den Kopf und sah mich an. War es wirklich so? Suchte ich nur noch seine Gegenwart, wenn ich irgendwas auf dem Herzen hatte?

Unsere Beziehung hatte sich verändert, das gab ich ja zu. Vom dem unreifen Reservatenjungen, der sich in mich verliebt und es sogar geschafft hatte, dass ich Gefühle für ihn entwickelte, war nichts mehr über. Er schien älter als ich… reifer… und verloren gegangen.

Ich blickte mich um, ein Teil der Umzugskisten schien immer noch gepackt zu sein, aber seine Lieblingsdinge hatten bereits einen Platz an Wänden und auf Regalen gefunden.

„Stören ist nicht das richtige Wort.“

Mein Blick schwang zu ihm zurück.

„Ich würde gerne noch etwas schlafen, also sag schon, was du zu sagen hast.“

Er gähnte herzhaft.

Seine Arme wanderten zu seiner Brust, verschränkten sich davor. Eine abwehrende Haltung; er war felsenfest von einem verbalen Angriff überzeugt. Und genau da sagte mir eine innere Stimme, dass ich mich vielleicht dieses Mal nicht einmischen sollte. Immerhin war nichts Gravierendes zwischen ihnen geschehen und dieser kleine Disput würde sich nach Ians Verschwinden bestimmt sehr schnell wieder auflösen.

Und während ich noch mit mir rang, gab er seine Haltung mit einem Male auf und sprach weiter.

„Ich habe nur irgendwie nicht damit gerechnet, dass jemand anderer, von der Familie mal abgesehen, einen Platz in ihrem Leben einnehmen würde, wenigsten nicht so schnell. Ziemlich naiv, was?“

Er lächelte gequält und sofort sprang mein Mitleid hervor.

Ich wollte etwas sagen, etwas, das ihn beruhigen würde und er sich sicher sein konnte, dass alles wieder gut werden würde. Aber konnte ich das? Es lag nicht in meiner Macht. Und anstatt mir etwas aus den Fingern zu saugen, legte ich einfach nur meine Hand auf sein Bein.
 

Ich ging hinunter in die Küche.

Alice saß mit Esme am Küchentisch und schrieb an einem Einkaufszettel.

„Gibt es irgendwas Besonders, was Charlie gerne isst?“

„Solange du ein paar Steaks und genug Bier im Kühlschrank hast, ist er ziemlich glücklich.“

Esme schrieb Bier auf die Liste.

„Gehen wir ein wenig raus?“

„Klar“, lächelte Alice verzückt und stand auf. Sie wusste genau, dass ich nicht einfach nur eine Runde ums Haus laufen wollte, ließ sich dies aber natürlich mit keinerlei Gesten anmerken.

Wir liefen einige Hundert Meter, bis ich das Wort an sie richtete. Trotz der Entfernung flüsterte ich nur.

„Wie geht es dir… ich meine, in dieser speziellen Sache?“

„Ich möchte nicht darüber reden.“

Ihr zartes Lächeln verlor sich von den Lippen.

„Es ist also immer noch da?“

„Ja.“

„Keine neuen Erkenntnisse?“

Sie antwortete nicht direkt, was mir sofort zu verstehen gab, dass es durchaus etwas gab, was sie mir mitteilen konnte.

Sie brach den dicken Zweig eines Baumes ab, ließ ihn nochmals bersten und warf ihn daraufhin von sich.

„Es kommt näher.“ Sie schloss die Augen. „Sehr viel näher…“

„Weißt du schon wann?“

Ich positionierte mich vor ihr.

„Nein.“

„Etwas, das uns besser darauf vorbereitet?“

„Nein, immer nur diese Küchenszene und dann…“

Sie ließ den Kopf hängen und wünschte sich wahrscheinlich, dass ihre Haare lang genug wären, um ihren Gesichtsausdruck dahinter verbergen zu können.

„Diese Szene… wie war das noch mal genau?“

„Wir sitzen alle in der Küche… na ja, nicht alle, eigentlich nur Jasper, Carlisle, Jacob, Edward und ich. Wir bereden irgendwas, ich kann nicht wirklich verstehen, um was es geht. Und als nächstes spricht Jasper mich an, lächelt und ich verlasse den Raum. Ich weiß jetzt, dass noch jemand mit mir geht, da ist ein Schatten hinter mir und dann… ich weiß nicht, wir sind irgendwo, ich und die andere Person laufen eine Straße hinauf; Geschäfte, Menschen und dann… wird alles schwarz.“

„Das ist doch aber schon viel mehr als beim letzten Mal.“

„Es war schon immer da, ich konnte es vorher nur nicht so richtig einordnen.“

„Aber vielleicht gibt es bald noch weitere Dinge, die du einordnen kannst und dann können wir es vielleicht-“

„Aufhalten?“, unterbrach sie mich. „Wollen wir das denn?“ Ihr durchdringender Blick ließ mich nicht antworten. „Es muss doch auch nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten, oder?“

„Ähm, nein…“, gab ich zu, allerdings glaubte ich nicht an diese Tatsache. „Also, möchtest du es gar nicht aufhalten?“

„Auch wenn ich es wollte, wüsste ich nicht wie.“

„Aber Alice, du brauchst doch ganz einfach nicht den Raum zu verlassen. Was es auch ist, bleib einfach sitzen und lass es vorbei gehen.“

Ich umfasste ihren Oberarm und bat sie, mich anzusehen.

„Und was, wenn es etwas Gutes gewesen wäre? Oder… wenn es etwas Böses ist und es, nur weil ich sitzen bleibe bin, jemanden anderen trifft? Was dann?“

„Ich bezweifle stark, dass es etwas Gutes ist, Alice.“

„Trotzdem…“ Sie wand sich aus meinem Griff. „Ich kann nicht riskieren, dass es jemand anderen trifft, was es auch ist. Also bitte Bella, halt dein Versprechen und lass es einfach geschehen.“

In ihrem Blick waren zwei Dinge unschwer zu erkennen: Sie wollte nicht mehr darüber reden und ich sollte mich nicht einmischen. Sie wollte den Dingen ihren Lauf lassen und meine Aufgabe dabei sollte nur die eine sein: Jasper nicht gehen zu lassen, wenn ihr etwas zustoßen würde.

Und von einer Sekunde auf die andere, ließ sie es wirken, als ob gerade gar nichts geschehen wäre. Sie spitzte die Lippen und gab ihr schönstes Lächeln zum Besten. Sie wirbelte im Kreis herum, als würde sie in dem Goldregen von Frau Holle tanzen.

„Es wird eine gute Woche, Bella. Charlie hat dir etwas Tolles zu erzählen und Leah… sie wird leider doch nicht mitkommen.“
 

~ † ~
 

Am frühen Morgen checkte ich noch mal die Abflugs- und Ankunftszeiten des Fluges im Internet. Nichts hatte sich diesbezüglich geändert, nur, dass nun nur noch zwei Plätze belegt sein würden, die für uns von Interesse waren. Warum Leah nicht mitkam, konnte mir Alice nicht sagen, sie meinte nur, dass ich mich diesbezüglich wohl besser an Seth wenden sollte. Ich hatte wieder einmal total vergessen, dass Alice ja auch nicht in das Geschehen um Seth und Leah vordringen konnte.

Am Frühstückstisch schaute ich interessiert meiner Tochter zu, wie sie die dritte Portion Eier mit Speck in sich hinein schlang.

Sie habe halt Hunger, war ihre Antwort auf meinen Blick, und Jasper spekulierte, ob sie vielleicht nur Angst hatte, bei so vielen weiteren Essern im Haus, nichts mehr abzubekommen.

Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zur Schule. Da Carlisle uns schon für die kommenden drei Tage vom Unterricht befreit hatte und der Flieger erst gegen Mittag landen würde, hatten wir beschlossen, dass sich der Rest der Familie um unsere Gäste kümmern sollte und wir wie gewohnt zur Schule gingen.

Im strömenden Regen dort angekommen, entwickelte der kommende Valentinsball eine neue Stufe der Euphorie. Ein riesiges Transparent empfing einen direkt nachdem man ins Trockne gelangt war. >Noch 7 Tage bis zum Ball< wurde jedem darauf mitgeteilt, wobei die 7 nur angehängt war und garantiert an jedem weiteren Tag durch eine niedrigere Zahl ausgetauscht werden würde.

Überall hingen rosa Ballons, Schleifen und Banner; man hatte das Gefühl, Barbies Clubhaus betreten zu haben.

Die Biologiestunde war noch ziemlich erträglich. Edward malte, wenn ihn gerade niemand beobachtete, kleine Herzchen auf meinen Block, während an der Tafel die Funktion der Mitose aufgegriffen wurde.

Die zweite Stunde, Englisch, war da schon um einiges nerviger. Nicht nur das Kate wieder so einiges zu berichten hatte, brachten die Annäherungsversuche Edward zwei Verwarnungen ins Klassenbuch ein.

Mit Alice den Kunstunterricht zu verbringen, war hingegen die reinste Erholung. Auf riesigen Leinwänden durften wir uns auf abstrakte Weise austoben.
 

Zu meiner Verwunderung fand ich vor dem Mittagessen beim Aufsuchen meines Spindes mehrere Zettelchen mit Anfragen zum Ball vor. Ich legte Englisch- und Biologiebuch ab und blätterte die Nachrichten durch.

„Johnson ist ein Arsch, vergiss ihn.“

Kajika kam neben mir zum Stehen und forderte mit winkender Geste auf, weiter zu blättern. Ich ließ mich nicht lange bitten.

„Oh Gott, wird ja immer schlimmer.“

Ich warf die Zettel auf meine Bücher und schloss meinen Spind.

„Und mit wem hast du vor hinzugehen?“

„Ich habe keine Ahnung, ob ich überhaupt hingehen werde.“

Ich schaute ihn fragend an. Mir vorstellen, dass es da nicht die ein oder andere gab, die ihn gefragt hatte, konnte ich mir nicht.

„Du doch auch nicht, oder?“

„Woher weißt du das?“

Ich war verblüfft, denn ich hatte mir noch nicht mal selbst die Frage gestellt, ob ich hingehen wollen würde. Und wenn, mit wem? Edward? Dann müsste ich aber langsam mal klar Schiff machen.

„War nur so geraten“, grinste er mich breit an.

Zusammen gingen wir in die Cafeteria, wo wir schnell wieder getrennte Wege einschlugen. Alice, Jasper und Edward saßen schon an unserem üblichen Tisch. Ich hoffte, dass die drei kichernden Mädchen nicht mehr davor stehen würden, wenn ich mir mein Essen geholt hatte.

Zum Nachtisch gab es Wackelpudding. Er bibberte und schwabbelte den ganzen Weg zum Tisch fröhlich auf meinem Teller herum. Er war grün und roch nicht gerade so, wie er laut meiner Erinnerung riechen sollte. Ich schob den Gedanken beiseite, einen Fall vorzutäuschen und den Wackelpudding auf einem der Mädchen landen zu lassen.

Ich setzte mich an den Tisch, doch die Mädchen würdigten mich keines Blickes. Sie quickten schrill und lächelten um die Wette. Lässig aneinandergelehnt beobachten Alice und Jasper das Schauspiel, wie Edward versuchte, sich aus jedem neuen Gesprächsthema heraus zu winden.

Ich drehte den Blick weg und traf auf Kajikas. Er winkte mir zu und ich zurück, versuchte zu hören, was er und seine Freunde erzählten. Alles war besser als das nervige Gequatsche an meinem eigenen Tisch, doch plötzlich überschattete ein grässliches Geräusch mein empfindliches Gehör. Ich blickte mich erschrocken um, bekam gerade noch mit, wie ein Stuhl zu Boden fiel und Edward in voller Höhe vor dem Tisch aufthronte. Was war passiert?

Edwards Hand griff über den Tisch und umklammert meinen Oberarm, er zog mich in die Höhe. Schnell kam ich auf die Beine, stützte meine Hände am Tisch ab, damit ich nicht fiel. Edward überwand den Abstand zwischen uns, während ich immer noch versuchte zu verstehen. Wurden wir angegriffen? Von wo kam die Gefahr?

Und dann… küsste er mich.

Ich war so erschrocken, dass ich zu keiner Bewegung fähig war, und als er so schnell wieder von mir abließ, wie es geschehen war, war ich mir nicht sicher, ob alles um uns herum wirklich still geworden war oder ob meine Ohren nur nicht in der Lage waren, etwas aufzunehmen. Ich konnte immer noch nicht glauben, was gerade geschehen war und wollte einfach nur fragen: „Was?“. Aber dann durchfuhr mich sein Blick; die vollkommene Hingabe, die er für mich empfand, die Liebe, welche er jeden Tag bereit war, neu zu beweisen. Und ich wollte ihm zeigen, dass ich ebenfalls so für ihn empfand, also war ich im Nu auf den Tisch geklettert und auf Knien über die Platte gerutscht. Seine starken Arme fingen mich auf und unsere Lippen trafen erneut aufeinander.
 

Die letzte Stunde nahm ich super gelassen hin, nein, eigentlich mehr als das. Ich war sogar irgendwie stolz darauf, nun nicht mehr das komische, unangepasste oder das Scheren-Mädchen zu sein. Nein, nun war ich die Schlampe, die ihren Bruder verführte, und ich grinste jeder lästernde Gruppierung aus vollem Herzen ins Gesicht.

Auch die gut zwei Liter Wackelpudding, die mich in meinem Spind erwarteten, änderten daran nichts. Ich packte das verdreckte Englischbuch, das Biobuch, sowie die vielen kleinen Zettelchen und warf alles in den nächstbesten Mülleimer.

Danach betrat ich die Toilette, um meine Hände von der glibberigen Masse zu befreien. Ein Mädchen kam aus einer der Kabinen, sah mich und verzichtete darauf, die Seife zu benutzen.

Der Wackelpudding ließ sich leicht abwaschen. Schon nach einigen Sekunden drehte ich den Wasserhahn wieder zu und griff nach den Papiertüchern aus dem Spender. Jedoch griff ich daneben…

Nun stand ich vollkommen still, lauschte, roch. Da war irgendetwas, ich war nicht allein.

Ich kniete mich hin und spähte unter die einzelnen Toilettenkabinen, doch nirgends war etwas zu erkennen.

Ich horchte nach einem Herzschlag, jedoch vernahm ich keinen innerhalb dieses Raumes. Es war nichts zu sehen, nichts zu hören oder zu riechen, aber mein Verstand sagte mir ganz deutlich, dass da etwas war.

Mit einem Male wurde die Tür heftig aufgestoßen, zwei Mädchen kamen kichernd hinein. Als sie mich sahen, verrauchte ihre Gelassenheit und sie gingen schweigend auf zwei der Kabinentüren zu. Fast schon war ich gewillt, zu rufen, dass sie nicht hinein gehen sollten, dass dort eine Gefahr lauerte, von der sie keine Ahnung hatten. Doch als die Türen sich öffneten, es nichts zu sehen gab und sie nun wieder albernd kichernd dahinter verschwunden waren, war ich schon fast der Überzeugung, verrückt zu sein.

Ich drehte mich zum Spiegel und grinste mich selber an. Litt ich jetzt etwa unter Verfolgungswahn?

Meine Finger wischte ich an meiner Hose ab und ging hinaus, wo ich Edward auf der gegenüberliegenden Seite entdeckte.

„Na du…“, lächelte er.

„Na…“, tat ich es ihm gleich.

Er legte den Arm um meine Schultern und leitete mich in Richtung Ausgang.

„Du hast nicht gerade irgendwas Komisches gemacht?“, konnte ich den Moment im Mädchenklo anscheinend nicht so einfach vergessen.

„Abgesehen davon, dich vor der ganzen Schule zu küssen? Lass mich überlegen… Nein! Wieso?“

„Ich glaube, ich leide so langsam unter Verfolgungswahn“, gestand ich.

„Immerhin hast du den heißesten Typ der Schule erobert.“

Er drückte mich fester an sich.

„Du hast recht… hoffe, ich krieg jetzt nicht tausende von Morddrohungen.“ Ich boxte ihn leicht auf den Arm. „Ach, ich müsste noch kurz im Buchhandel vorbei, ich brauch neue Bücher.“

„Was ist mit den alten passiert?“

„Unbrauchbar“, winkte ich ab und kuschelte mich an seine Brust.

Ich wollte ihm nicht erzählen, was vorgefallen war, denn es war einfach nur unwichtig. Gerade war ich einfach nur glücklich darüber, endlich da zu sein, wo ich sein wollte… an der Seite meines Mannes.
 

Kapitel 16 - Einen Schritt weiter - Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (51)
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Von:  LittleBastard
2009-12-02T16:23:35+00:00 02.12.2009 17:23
sooo..endlich kann ich auch mal reviewen :D

deine geschichte ist wirklich unglaublich gut.
eine sehr interessante, durchdachte fortsetzung der bis(s)-reihe...

die charaktere sind gut getroffen, jedoch etwas...ernster als gewohnt.
allgemein wirkt die geschichte erwachsener, ernster, etwas traurig...
auch mysteriös, vor allem was alice und ihre visionen betrifft...

was ich klasse finde ist, das du dirch über verschiedene dinge gedanken gemacht hast und versuchst, nachvollziehbare, logische erklärungen zu finden.
wie z.b das mit jacob und bella, der prägung auf nessy und so. das hat mich echt beeindruckt.
auch die ängste und gedanken der cullens und so, man merkt das es gar nicht so einfach ist ein vampir zu sein, aufpassen zu müssen, ewig zu leben.

auch die nebencharaktere die du reingebracht hast, sind interessant. vor allem den mitschüler mit seinen anfällen und das edward nicht ALLE gedanken richtig lesen kann ist sehr interessant aber auch beängstigend...

auch der kleine ian, nessys neuer freund...ich frag mich zwar was für eine funktion er in der geschichte hat. nessys ist jetzt wie alt? 14? (optisch gesehen)

es wird sicher in zukunft noch turbulenter, vor allem wenn nessy gefühle für jungs entwickelt, bella und edward damit klar kommen müssen, jacobs eifersucht und angst, alice visionen, edwards problem wegem gedankenlesen...es wird sicher noch einiges auf uns zukommen und ich bewundere dich dafür, das du so eine komplexe, interessante und wirklich lesenswerte geschichte schreibst!

respekt!

ich hoffe einfach, das es schlussendlich ein happy end gibt. das keiner der cullens stibt oder so. das könnte ich nicht verkraften.

momentan habe ich das gefühl das irgend etwas böses noch auf uns zukommt...und habe echt angst wie die geschichte endet...

ok, also...ganz fantastische arbeit die du da machst! und fleissig weiterschreiben!

lg, LB
Von:  koenigin
2009-12-01T19:56:15+00:00 01.12.2009 20:56
Super Kapitel ^^
Habe das FF zwar schon fast von Anfang an unter Fav, doch hatte bis jetzt überhaupt keine Gelegenheit gehabt, zu lesen. Hab jetzt aber alles in 3 Tagen gelesen xD Deine Schreibweise gefällt mir wirklich sehr gut.

Edwards Handeln am ende, das er sie einfach so küsst, hat mich doch ziemlich gewundert, hätte nicht erwatet, waren wohl doch zuviel, die gazen Mädels xD
Und ich frag mich immer noch, was das ist, was Edward Bella in Kapitel 6 geschenkt hat? (Zuerst in der Schachtel, jetzt in der Schublade)

Bin wirklich gespannt wie es weitergeht, freue mich auf die nächsten Kapitel.


@cada, könnte vllt daran liegen, das die zwei selbst noch "jung" sind, und Ness deren Schwestern eigentlich sein könnte.
Aber ich weiß was du meinst, kommt mir manchmal auch so vor.
Von: abgemeldet
2009-12-01T18:28:14+00:00 01.12.2009 19:28
hahaha ich fands so lustig xD
die schlampe die ihren bruder verführt =D
das kapitel war so toll. kajika ist jetzt sicher super enttäuscht...^^
naja. hoffentlich geht es schnell weiter (:

liebe grüße <3 jaze
Von: abgemeldet
2009-11-30T19:32:39+00:00 30.11.2009 20:32
Super Kapitel. Die Szene in der Cafeteria gefiel mir sehr gut. Bin auch gespannt, was auf der Mädchentoilette ist. Mach weiter so
lg
Von:  KarenChan
2009-11-30T17:11:59+00:00 30.11.2009 18:11
wie süß ^^ wunderschönes kapitel, vor allem in der cafeteria. ich denk nicht dass edward nochmal dumm angemacht wird und jetzt endlich auch in der schule bei bella sein kann <3
Von:  Egyptprincess
2009-11-30T17:06:44+00:00 30.11.2009 18:06
sehr toll weiter so ^^
Von: abgemeldet
2009-11-29T22:29:17+00:00 29.11.2009 23:29
wollte noch schnell ein lob für die seite geben. ich finde es richtig toll wie viel mühe du dir gibst den fans deiner story ein wenig was zu bieten. freue mich auch schon auf freitag. schon richtig gespannt ist.
Von: abgemeldet
2009-11-29T22:13:06+00:00 29.11.2009 23:13
So Hinterlasse dann auch mal was :)
Also ich finde diese Fortsetzung super und kanns kaum Abwarten das nächste Kapitel zu lesen :)
Die Szene in der Cafeteria fand ich zum Brüllen komisch als ich mir das Vorstellte. Die Gesichter der Mitschüler als Edward Bella küsst, in meiner Fantasie zum schreien xD
Hmmm... Mich würde auch interessieren was ihn dazu veranlasst hat.
Freu mich auf Nr.17
Lg Brina
Von: abgemeldet
2009-11-29T20:20:11+00:00 29.11.2009 21:20
So, irgendwie schäm ich mich grad ein bisschen dafür, dass ich dir noch nie ein Kommi hinterlassen hab, obwohl ich die FF einfach genial finde und schon seit längerem verfolge.
Das neue Kapitel fand ich einfach super. Schade das Leah doch nicht mitgekommen ist, ich mag sie irgendwie, aber ich freu mich schon wenn Charlie und Seth kommen. Die Szene in der Cafeteria hat mir auch gefallen. Ich frag mich was Edward zu so ner Show veranlasst hat ;)
Jake tut mir Leid. Er hats in deier FF ganz schön schwer. Erst Ian, und dann sagt Renesmee ihm auch noch, das sie ihn zur Zeit gar nicht mag. Aber naja das wird sich schon wieder geben, oder.
Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel.

lg. Farbklecks_
Von: abgemeldet
2009-11-29T16:43:08+00:00 29.11.2009 17:43
Aahh das Kapitel war wieder sowas von schön. Endlich Kann Bella sich mit Edward wieder überall als seine Freundin blicken lassen.
Bin schonwieder gespant wie es dan weiter geht.


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