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Bis(s) zum Ende der Ewigkeit

Meine Fortsetzung zur Bis(s)-Reihe
von

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Der erste Schultag

Autor: littleblaze

E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de
 

Disclaimer: Alle Rechte an den Bis(s)-Charakteren gehen auf das Konto von Stephenie Meyer und ich selber verdiene keinen einzigen Cent mit meiner Story.
 

Neue Charaktere, die Storyline, selbsterstellte sowie editierte Bilder und sämtliche, für die Story erstellten Extras gehören mir und dürfen nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden.
 

Kapitel 08 - Der erste Schultag
 

Mit dem geliebten, blauen Hemd bekleidet, die Schuhe in der Linken und Edwards Hand in meiner Rechten betrete ich mit Edward unser neues Zuhause. Der Geruch von gebratenen Eiern zog uns in die Küche.

Seit Renesmee hauptsächlich menschliche Nahrung zu sich nahm, verbrachten wir einige Stunden am Tag dort. Es war schön, wenn wir wie eine ganz normale Familie um den Esstisch saßen.

Ein Grinsen lag auf einigen Gesichtern, als wir eintraten, und es wurde uns einen guten Morgen gewünscht. Wäre Emmett zugegen gewesen, hätten wir uns wahrscheinlich einen schmutzigen Witz über unsere gerade ausgetragene Tätigkeit anhören dürfen. Ich vermisste ihn schrecklich.

Ich entschuldigte mich kurz, um mir etwas anderes anzuziehen und mich zu waschen. Dass nur mein Körper von Schneematsch und Erde benetzt war, während Edward gerade mal eine Tannennadel an seiner Hose hängen hatte, war mal wieder so was von typisch.

Ich drehte mich zur Tür und entdeckte gerade noch, bevor ich den Raum verließ, die vier kleinen, eher unauffälligen, braunen Tüten auf der Anrichte: Schulbrote!

Zwar nur Tarnung, aber trotzdem ein eindeutiges Indiz, dass unser inszeniertes Leben in die nächste Runde ging.

Am liebsten hätte ich mich krank gemeldet. Da ich aber weder auf übernatürliche Weise schwanger geworden war, mir keine Gliedmaße fehlten und Viren und Bakterien meinem Körper nichts anhaben konnten, dachte ich nicht, dass ich mit dieser Ausrede auch nur die kleinste Chance gehabt hätte. Also Augen zu und durch, vielleicht gewöhnte man sich in den Jahren ja auch an das unbeliebte Phänomen: Erster Schultag.

Die bereitgelegte Kleidung auf dem Bett stieß mir sofort ins Auge, als ich das Zimmer betrat; Alice hatte mal wieder nichts dem Zufall überlassen. Ich ließ meine Schuhe auf den Boden fallen und fragte mich kurz, wo und ob ich überhaupt irgendetwas an Duschzeug eingepackt hatte. Ich verwarf die Überlegung aber schnell wieder, da mir einfiel, dass mir überhaupt keine Dusche zur Verfügung stand.

Wie aufs Stichwort stand Alice in der Tür.

„Du kannst natürlich das Badezimmer von Jasper und mir benutzen“, lächelte sie.

„Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte, Alice.“

Ich schlang meinen Arm um ihre zarte Schulter und zusammen gingen wir den Korridor hinunter.

„Danke, dass du es ihm nicht gesagt hast.“

Ihr Kopf drückte sich gegen meine Halsbeuge.

„Ich habe es dir doch versprochen“, wog ich ab, obwohl es mich schon ein klein wenig belastet hatte:

„Ab heute keine Geheimnisse mehr.“

Er zog mich zu sich und küsste mich erneut. Wir hatten gerade den Gipfel verlassen. Ich nickte nur leicht, als sich mein Gesicht wieder unter meiner alleinigen Kontrolle befand.

„Was ist?“

„Nichts, es ist nur…“

Natürlich wurde er sofort hellhörig, er musste denken, es gab etwas, was ich vor ihm verheimlichte, und genau genommen, war dies ja schließlich auch der Fall. Ich musste an Alice und ihre ungeklärte Vision denken oder besser, an eine Vision, die eigentlich gar keine richtige war. Ich hatte versprochen zu schweigen. Würde mir dieses Versprechen nun das Genick brechen?

„Es ist nur wegen Alice… ihre kleinen Geheimnisse, du weißt schon.“

Ich grinste breit und tat es mit einer Handbewegung ab. Jeder in der Familie wusste, dass sie mir einige unbedeutende Dinge erzählte, weil sie bei mir sicher vor Edwards Entdeckung waren.

„Ach so.“ Er grinste noch breiter als ich. „Die Kleinigkeiten von Alice sind von dieser Regel natürlich ausgeschlossen.“

Er drückte mich fest an seinen nackten Oberkörper. Das aufkommende Gefühl würde ich mit Übelkeit vergleichen… Ich fühlte mich richtig mies.
 

Es war schon ein komisches Bild, das die Tochter auf der Treppe des Hauses zeigte und den Eltern einen schönen Tag in der Schule wünschte. Ich grinste verkniffen, umfing sie in einer Umarmung und ermahnte sie, brav zu sein. Wer weißt, was ihr alles einfallen könnte, um ihre neue Umgebung zu entdecken.

Ich zwinkerte Jacob verschwörerisch zu, als Renesmee ihren Vater umarmte. Es war das erste Mal, dass wir sie so regelmäßig alleine lassen würden, nur Esme und Jacob würden bei ihr sein. Nicht wirklich beruhigend, musste ich mir eingestehen, beide waren einfach zu leicht von ihr beeinflussbar.

Ich fuhr mit Edward und Jasper bei Alice mit. Die Fahrt verlief zum größten Teil schweigend. Ich hatte mit ein paar aufbauenden Späßen gerechnet, aber Edward spürte wohl ganz genau, dass ich mich nicht wirklich wohl fühlte und beließ es fürs erste bei einem aufmunternden Lächeln. Meine Hand lag unter seiner begraben, während einer meiner Finger desinteressiert auf dem Radio herumtippte.

„Denk einfach daran, dass du stärker, schneller, gefährlicher und vor allem…“ Er hob meine Hand zu seinen Lippen und küsste zärtlich ihren Rücken. „…schöner als sie bist.“

„Ähm, lass mich das eben notieren.“

Gespielt suchte ich nach einem Stift.

„Wenn dir jemand zu Nahe kommt, fress ich ihn auf.“

Er ließ seine makellosen Zähne aufblitzen und knurrte verwegen. Ich konnte nicht anders als ihn gierig zu küssen.
 

Menschenmengen, laute Musik, durcheinander gewirbeltes Gequatsche, alles ganz normal für einen Parkplatz einer Highschool, und die ersten Anzeichen dafür waren schon Straßen vorher zu vernehmen. Würde mein Herz noch schlagen, würde es dies nun garantiert einige Takte schneller tun.

Es war nicht annähernd mit der Erfahrung in Forks zu vergleichen. Ich war nicht einfach nur Isabella Swan, ein ganz normales Mädchen, welches zu ihrem Vater gezogen war und nun auf eine andere Schule kam… nein!

Ich war Isabella Cullen, eine Waise, deren Eltern bei einem Zugunglück ums Leben gekommen waren; Ein Mädchen, das mit vier anderen Kindern von einem Arzt aus Washington adoptiert worden war; Ein Mensch, weder Vampir, noch Ehefrau, noch Mutter eines 4 ½ jährigen Mädchens. Mir fiel erschreckend ein, dass ich total vergessen hatte, mir noch einmal die gefälschten Papiere meiner Vergangenheit anzuschauen oder mich mit den Fakten der anderen vertraut zu machen. Doch nun war es zu spät dafür, wir fuhren bereits die Auffahrt der Schule hoch.

Es ging nur langsam voran, Schüler kreuzten unseren Weg. Doch als zügig dem schicken Wagen Platz zu machen, blieben die meisten neugierig stehen und versuchten, einen Blick auf die Insassen zu werfen. Ich presste meinen Körper steif in den Sitz, meine Hand hatte Edward derweil losgelassen.

„Stärker, schneller, gefährlicher und schöner“, presste er zwischen den Zähnen hervor und grinste gelassen in die Menge vor sich.

Ich schloss kurz die Augen, atmete tief ein und tat es ihm dann einfach nach. Ich lächelte.

Wir parkten neben Alice und Jasper am Rande eines Gebäudes. Edward tätschelte meine Hand, bevor er ausstieg und sich auf eine graziöse, lockere und einfach hinreißende Art gegen den Wagen lehnte. Er flüsterte mit Jasper, woraufhin dieser durch das Fahrerfenster zu mir hinein schielte und den Großteil der aufwühlenden Emotion für den Moment verschwinden ließ. Ich atmete noch einmal ein und stieg dann aus dem Wagen.

Unter anderen Umständen hätte Edward mir gentlemanlike die Tür aufgehalten. Er würde mich bezaubernd anlächeln, mir die Hand hinhalten und mich zu sich hoch ziehen. Vielleicht wurde ich in seinen Armen noch kurz innehalten und ihm gestatten, dass unsere Lippen sich zärtlich berührten, ihn küssen, begehren und dann versuchen, der Leidenschaft zu entfliehen… Doch zurzeit sollten wir uns zurückhalten.

Da unsere Familie nach Betrachtung von Fremden erst vor kurzem zusammen gefunden hatte, sollten wir kein zu großes Zugehörigkeitsgefühl symbolisieren. Mit den voranschreitenden Wochen würden wir ihnen dann eine oscarreife Vorstellung bieten dürfen, wobei uns jeder abkaufen sollte, dass wir uns gerade erst ineinander verliebten. Eine Aufgabe, die uns nicht besonders schwer fallen sollte.

Nun stand ich aber erst einmal alleine auf meiner Seite des Wagens und war mir gut zwei dutzend neugieriger Blicken bewusst. Schlimmer als das war aber ihr Getuschel hinter vorgehaltener Hand oder abgewandten Gesichtern. Natürlich waren sie sich nicht darüber bewusst, dass weder dies noch ihre Gedanken vor uns sicher sein würden.

Ich ließ die Autotür ins Schloss fallen und gesellte mich zu meinen angeblichen Geschwistern. Edward reichte mir meine Tasche aus dem Kofferraum, ich drehte mich zu ihm um, schaute ihm in die Augen und versuchte, die Blicke im Rücken zu ignorieren. Er lächelte… mal wieder.

Für ihn war dies hier nichts Neues, und auch wenn er versuchte, sich in mich hineinzuversetzen, konnte es ihm kaum gelingen. Meinen Schild wollte ich dennoch nicht fallen lassen, um ihn an meiner momentanen Gefühlswelt teilhaben zu lassen. Ich fühlte mich gerade so angreifbar, dass mein Schild das einzige war, worin ich etwas Sicherheit sah. Doch wovor sollte er mich schon auf einer Highschool mit ganz normalen Teenagern beschützen?

Wir gingen mit einem halben Schritt Abstand über den Schulhof hinweg. Edward schien sich Gesichter zu den jeweiligen Gedanken einzuprägen, Alice lächelte aufrichtig jedem ins Gesicht und Jasper schaute einfach starr in die fremden Gesichter, als wären dort gar keine vorhanden und schien die ganze Prozedur um einiges besser wegzustecken, als ich gedacht hatte.

Unser erster Gang führte uns in das Vorzimmer des Direktors.

Mrs. Patch überreichte einige Bücher und jedem von uns einen kleinen Zettel auf dem zwei Nummern notiert waren. Ich schielte flüchtig auf Edwards Papier in dessen Handfläche und steckte mein eigenes demoralisierend in die Jackentasche.

Als nächstes ging es durch einige Flure, durchstochen von Blicken. Ab und an tippten Finger ermutigend an meinem Körper. Ich war dankbar, dass er mir diese kleinen Gesten zugestand, genauso dankbar wie ich Jasper war, der mich immer wieder mit einem neuen Schub Sorglosigkeit beschenkte.

Ich versuchte erst gar nicht, in die vielen Gesichter zu sehen, ihre Gedanken heraus zu lesen, doch leider konnte ich mein Gehör nicht auf Kommando abschalten, und so war es eindeutig für mich, dass ich im Mittelpunkt ihrer Blicke stand. Edward und Jasper wurden zum größten Teil, ob bei den Mädchen als süße Typen oder bei den Jungs als toller Zuwachs für die einzelnen Sportmannschaften, gut aufgenommen. Alice war einfach nur niedlich auf ihre kindliche Art, der man einfach nichts Schlechtes zuschreiben konnte… Nur mich schien man nicht so richtig einordnen zu können.

An einem Kreuz aus Gängen richtete sich Mrs. Patch an Edward und zeigte mit ihrem alten, verschrumpelten Finger in Richtung einer Tür in der Mitte des Ganges zu unserer linken.

„Dies ist euer Klassenraum, meldet euch dort bei Mr. Higgins.“

Sie drückte Edward einen Zettel in die Hand, kräuselte kurz die Lippen und kehrte uns dann den Rücken zu, um sich an Alice und Jasper zu wenden. Ihr war unverblümt anzusehen, dass sie sich in unsere Nähe unwohl fühlte.

Während Jasper ihren Worten anscheinend begierig folgte, wirbelte Alice zu mir herum und schlang ihre Arme um mich.

„Keine Sorge, es wird alles gut werden.“ Sie grinste ohne Unterlass, das Szenario schien ihrem Gemüt wirklich Gefallen zu bereiten. „Und sei nicht so unhöflich zu dem Indianer“, flüsterte sie mir so leise ins Ohr, dass Edward es unmöglich hätte hören konnte. Ehe ich sie fragen konnte, worauf sie mit dieser Aussage hinaus wollte, hatte sie sich schon wieder Jasper und Mrs. Patch angeschlossen. Meine Hand blieb unwissend in der Luft hängen.
 

10. Stufe! Auch ohne meine Unsterblichkeit, war ich knappe drei Jahre älter als die Insassen des gut gefüllten Klassenzimmers, eine berauschende Aussicht.

Es herrschte abrupte Stille aufgrund unseres Eintretens, woraufhin der magere Lehrer hinter dem gewaltigen Pult verwundert den Kopf hob. Als sein Blick uns traf, schien er einen Moment in sich still zu stehen, fast schon erschrocken wirkte sein Ausdruck. Edward erlöste ihn aus seiner Starre, indem er ihm den Zettel von Mrs. Patch reichte.

Massenhaft Herzschläge pochten in meinem Kopf, die Wärme der vielen Körper im Raum durchdrang die Luft. Ich konnte mich zwar an den Geschmack von Menschenblut erinnern, aber eine wirkliche Jagd war mir dennoch fremd, und mit diesem erstklassigen Gratisbuffet malte sich die dunkle, eigentlich schlummernde Seite in mir gerade dieses Prozedere nur zu gerne aus.

Ein Opfer war ebenfalls schnell gefunden. Er war blond und saß der Tür am nahsten, hätte somit also die wahrscheinlichste Chance, mir erst einmal zu entkommen. Groß und stark schien sein Körperbau, wahrscheinlich Sportler, sein Herz pumpte das Blut am kräftigsten von allen durch die Arterien. Er würde mir Widerstand leisten, kämpfen, versuchen zu entkommen, alles andere wäre einfach nur uninteressant. Ich wollte seinen Körper zittern sehen, sich seinen Atem überschlagen hören und seinen Herzschlag, gemischt mit Unmengen an Adrenalin und Angst unter meinen Zähnen spüren.

„Ach so… ja…“, kam es holprig von der Seite.

Mittlerweile lag auch der letzte Blick auf uns, auch der des blonden Sportlers an der Tür. Ich ließ den Kopf sinken, als er mich ansah; unerfüllbares Wunschdenken, mehr nicht.

„Setzen Sie sich doch bitte dort hin“, wies er mich zu einem freien Platz in der Mitte des Raumes. „Und Edwin, Sie setzen sich bitte dort ans Fenster.“

„Mein Name ist Edward.“

Edward lächelte den Lehrer freundlich an, doch dieser schien dies nicht zu registrieren, oder wollte es einfach nicht, und widmete sich wieder seiner vorherigen Lektüre. Erregtes Flüstern durchzog nach Edwards Worten den Raum, kein Wunder, sie waren gerade zum ersten Mal in den Genuss einer wahrlich anziehenden und betörenden Stimme gekommen. Wenn sie nur wüssten, wie schön sie erst mit meinen Ohren klang. Innerlich rühmte ich mich mit Stolz, dass er mein war und sie niemals das haben könnten, was ich hatte.

„Stärker, schneller, gefährlicher und schöner!“

Edward ließ mir den Vortritt und ich versuchte, nicht allzu griesgrämig zu gucken, während ich an den Reihen von Schülern vorbei schritt. Wenigsten würde ich dieses Mal nicht in Versuchung kommen, über meine Füße zu stolpern, glaubte ich jedenfalls. Eigenartigerweise wurde ich diesbezüglich unsicher und starrte gebannt auf meine Schuhe, bis ich an der richtigen Stelle angekommen war.

Ich zwängte mich an einem Jungen mit dunklen Haaren vorbei und ließ mich gleitend neben ihm nieder. Sofort mahnte ich meinen Körper an, sich einfacher, unschöner zu bewegen, und ließ meine Tasche gespielt umständlich auf den Tisch knallen. Doch das war es nicht, dass mir die Neugierde meines neuen Sitznachbars einheimste; schon die ganze Zeit über hatte er mich fließend beobachtet.

„Hi, mein Name ist Kajika.“

Er streckte mir die Hand hin, die ich natürlich nicht annahm. Ich durchwühlte meine Tasche nach einem Block und einem Stift, wenigstens wollte ich diesen Anschein erwecken. Meine geschärften Sinne hatten ihn natürlich schon genau erfasst; dunkles, kurzes und leicht struppiges Haar, braune Augen, angenehmer Geruch und ein gesunder Herzschlag. Ich tippte auf 1,70 Meter, normaler Körperbau, und zwischen den Zähnen balancierte er einen Zahnstocher von einer zur anderen Seite.

Er wartete bis ich gefunden hatte, was ich suchte.

„Isabella. Isabella Cullen.“

Ich konnte schließlich nicht einfach stumm bleiben. Die Aussprache meines Namens ließ einige Gesichter zu mir umschwenken.

„Schöner Name. Was dagegen, wenn ich dich Bella nenne?“

Ich schluckte, er hatte mir tatsächlich meinen Satz geklaut. Aus dem Augenwinkel konnte ich ein breites Lächeln wahrnehmen, und ich wusste nicht recht, ob ich mich über dies und seiner Namensgebung freuen sollte. Ich suchte den Raum ab und fand Edward an einem Fensterplatz zwei Reihen vor mir, linke Seite. Seine Haltung war nicht zu steif, aber auch nicht zu lasch. Ich überprüfte unbewusst meine eigene.

Das Mädchen vor ihm hatte sich umgedreht und fragte ihn gerade über seine Hobbys aus. Was für ein schwaches Gesprächsthema. Hatte dieses pubertierende Kind denn nicht mehr zu bieten, oder störte mich einfach nur die Tatsache, dass sie gerade meinen Mann danach fragte?

„Kajika! Das bedeutet so viel wie Laufen ohne Ton“, fuhr der Junge neben mir munter fort. „Irgend so ein Indianerkram.“

Ich hielt in der Bewegung inne, meinen Block auf die erste leere Seite aufzuschlagen.

„Bist du etwa Indianer?“

Sofort schoss mir Alices Aussage durch den Kopf.

Mein plötzliches Interesse schien ihn zu irritieren. Nervös schaute er mich an, als befürchte er, dass ich jeden Moment schreiend aus dem Raum stürzen würde. Im gleichen Moment spürte ich Edwards Gegenwart, auch er schaute mich beunruhigt an, wahrscheinlich waren ihm die Gedanken des Jungen neben mir nicht fremd. Wie war noch mal sein Name?

„Nicht wirklich“, antwortete er schließlich. „So um ein paar Ecken rum.“

Sein Augenmerk haftete sich direkt an meines, schnell wand ich mich ab.

Was tat ich eigentlich, wie konnte ich nur so verdammt unvorsichtig sein… Gerade die Augen! Sie waren mir an Edward als allererstes aufgefallen. Schaffte ich es nicht einmal, uns einen Tag lang vor Entdeckung zu schützen?

„Warum fragst du?“, fragte er interessiert nach.

„Mir ist nur aufgefallen, dass es hier ziemlich viele gibt und du sahst so gar nicht wie einer aus.“

Ich schaute stur geradeaus und tat ein wenig auf naives Mädchen, was aber anscheinend sein Interesse an mir nicht zügelte, immer noch schaute er mich unvermittelt an.

Edward hatte sich wieder umgedreht. Ich spielte mit dem Gedanken, meinen Schild zu senken, um mit ihm in Verbindung zu treten, doch es hätte mich wahrscheinlich wahnsinnig gemacht, dass dieser Kanal einer Einbahnstraße glich. Zum Glück fing Mr. Higgins bald darauf mit dem Unterricht an, Geschichte.
 

Zu meinem Unmut hatten wir das nächste Fach, Mathematik, ebenfalls bei Mr. Higgins. Er stellte sich als ein ziemlich sturer Typ heraus, der Meinungen anderer nur schwer akzeptieren konnte, sogar anerkannte Lehren zitierte er mit herablassender Stimme und übertriebenen Gesten.

Kajika hatte sich bisweilen nicht davon abbringen lassen, mir das ein oder andere Detail über Schüler und Lehrer ungefragt mitzuteilen. Sein Blick klebte geradezu an meinem Gesicht, während ich seine Aussagen kaum bis gar nicht kommentierte. Doch das allgemeine Interesse an mir hatte für den Moment abgenommen.

Der zu vernehmende Schulstoff war bekannt, langweilig und zäh, trotzdem, hing ich an den Lippen des Lehrers und schrieb jedes Wort fleißig mit, bis mich ein kleines Geständnis aus dem Konzept brachte.

„Ich muss zugeben, du bist das Schönste, was ich in meinen 16 jungen Jahren gesehen habe. Na ja…“ Er drehte sich leicht von mir weg, dass erste Mal in diesen zwei Stunden, und ich schaffte es nicht mehr, ihm meine Aufmerksamkeit weiterhin zu entziehen. Vielleicht war gerade dies sein Plan gewesen. „…abgesehen von deinem Bruder vielleicht.“

„Er ist nicht mein Bruder.“

Der Bleistift in meiner Hand zerbarst.

Verdammt!

„Oh… ok.“

Er lächelte weiterhin, obwohl er ganz offensichtlich annehmen musste, dass er mich verärgert hatte. Was war bloß los mit diesem Typ?

Ich ließ die Reste des Stiftes in meine Tasche gleiten und fischte mir, als wäre es das normalste von der Welt, einen neuen hinaus. Es war immerhin nur ein Bleistift gewesen, auch als Mensch hatte ich schon einmal einen zerbrochen, und zum Glück hatte ich nur die Aufmerksamkeit einer einzigen weiteren Person auf mich gezogen; nur eine Sekunde blieb mir auf sein makelloses Gesicht, ehe Edward sein Interesse wieder der Tafel schenkte. Wie fühlte er sich gerade, nachdem er zweifellos mit angehört hatte, wie mir jemand anders ein Kompliment gemacht hatte?

„Wir sind alle nur adoptiert“, versuchte ich sachlich und ruhig zu klingen.

Ich war nicht bereit, eine andere Saat als diese zu säen. Das Gerede, wenn Edward und ich uns später näher kommen würden, wäre auch so schon groß genug. Ziemlich deutlich lag mir noch das Getuschel aus Forks in den Ohren. Hier würde es garantiert nicht anders werden; Geschwister, die sich liebten… irgendwie krank.

Die plötzliche Wärme an meiner Hand ließ mich ruckartig weichen, ich stand auf den Beinen, mitten im Gang. Einige Blicke trafen mich, Kajikas Hand war erhoben, zwischen seinen Fingern ein kleiner Holzsplitter. Das Klingeln zur Pause rettete die Situation.

„Es tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe.“ Er stand nun neben mir, während andere Mitschüler an uns vorbei liefen. „Ich wollte nur nicht, dass du dir wehtust.“

Er ließ den Splitter, den er wahrscheinlich nah bei mir vom Tisch aufgehoben hatte, in meine Hand fallen.

Wie war mir seine Annäherung nur entgangen? Ich durfte mich nicht mehr so intensiv in meine Gedankenwelt flüchten, wenn ich unter Menschen war, zu leichtsinnig, zu gefährlich.

Edward hielt sich im Hintergrund bis Kajika ebenfalls den Klassenraum verlassen hatte. Selbst Mr. Higgins schaute mich beim Hinausgehen an, als würde er an meinem Verstand zweifeln. Als sich der letzte Schüler ebenfalls auf den Flur gesellte, spürte ich nichts außer dem kleinen Luftzug.

Die Tür schloss sich und Edward versiegelte sie, indem er sich mit den Rücken an sie lehnte. Ohne auch nur das geringste Maß an Zeit zu verschwenden, presste ich mich gegen ihn. Das Verlangen hatte sich ums Unermessliche verstärkt, es nicht zu dürfen, hatte wohl ganz andere Auswirkungen, als es einfach nicht zu tun.

„Nicht hier“, hauchte er in den Kuss hinein.

„Ich weiß.“

Trotzdem verlangten meine Lippen nach mehr.

Seine Hand umklammerte mein Gesicht und schob es sacht, aber fordernd von seinem eigenen, mein Bein in seinem Schritt wurde ebenfalls zurückgedrängt.

„Wir müssen vorsichtig sein.“

Der Klang seiner Stimme ließ mich zurückschalten, mein Kopf traf resignierend auf seine Brust.

„Es tut mir leid.“

„Schon gut, du machst das ganz toll.“

Seine Finger strichen über mein Schlüsselbein.

„Wirklich? Du hast wohl die halbe Zeit geschlafen.“

Ich schmunzelte. Ich sprach ihn nicht auf das nervige Mädchen an und ließ dafür im Dunkeln, was ich mir in Bezug auf den blonden Sportler ausgemalt hatte.

„Dein neuer Freund redet ziemlich viel.“

„Und was denkt er?“

„Das ist das komische daran.“

„Was meinst du?“

„Ich komm nicht wirklich an seine Gedanken ran. Ich sehe zwar einzelne Bilder und kleine Bruchstücke seiner Emotionen aber mehr kann ich nicht entziffern… aber was er auch von dir denken mag, bestimmt hält er dich für ziemlich interessant, makellos und vermutet, dass man sich besser nicht mit dir anlegen sollte.“

Edward grinste und griff nach der Hand, mit der ich den Bleistift zerbrochen hatte. Er schaute sie an, als versuche er noch einen übrig gebliebenen Splitter ausfindig zu machen, etwas, wovor er mich retten könnte. Als ob irgendein Bleistift dieser Welt meiner Haut gewachsen wäre.

„Aber er scheint harmlos zu sein. Er redet mehr als er zu denken scheint… unvorsichtiger Typ.“

„Er trägt das Herz auf der Zunge“, fiel mir ein Sprichwort ein.
 

Nachdem wir die kurze Pause noch genutzt hatten, um unsere Spinde, die leider nicht gerade nahe beieinander lagen, aufzusuchen und überflüssige Bücher und das Sportzeug dort zu verstauen, ergatterten wir Sitzplätze nebeneinander in Amerikanische Literatur.

Alice und Jasper hatten wir leider aufgrund unseres kurzen Beisammenseins im Klassenraum nicht mehr getroffen, aber Edward versicherte mir, dass bei ihnen alles in Ordnung war.

Amerikanische Literatur wurde unterrichtet von Mrs. Lorengs, einer ziemlich kleinen Erscheinung, die riesige Hände zu haben schien. Der neue Klassenraum war halb gefüllt mit neuen Gesichtern, was das Tuscheln und Gucken wieder von neuen beginnen ließ, aber das war mir egal. Edward saß neben mir und streichelte leicht an meinem Bein entlang, nichts konnte mich aus der Ruhe bringen.

Mrs. Lorengs ließ den Begriff „Postmoderne“ in den Raum fallen und bat um Meinungen dazu.
 

Von Amerikanischer Literatur ein wenig beflügelt betraten wir die Cafeteria. Ich schätze sie auf gut drei Mal so groß, wie die frühere in Forks. Edward drehte schlagartig um, als hätte ihn jemand gerufen, natürlich war dies auch wirklich der Fall gewesen, nur dass alle anderen es nicht hören konnten. Alice winkte heftig von einem Tisch am Rande des Saals.

Mit unseren kleinen, braunen Tüten zogen wir durch das Getümmel und ließen uns in fließender Bewegung bei Alice und Jasper am Tisch nieder.

„Und, wie war es bei euch so?“

Ich seufzte hörbar und hoffte, dass ihr dies, bezüglich meiner Person, Auskunft genug wäre.

„So schlimm?“

Sie tat bedauernd.

„Sei nicht unhöflich zu dem Indianer“, gab ich ihren Wortlaut wieder und klatschte mein Brot auf den Tisch. Jasper versuchte, sich ein dreckiges Grinsen zu verkneifen. Wusste er vielleicht noch mehr? Edward schaute kurz von Alice zu mir und wieder zurück, beließ es dann aber dabei und tauschte sich auf schnelle, unhörbare Weise für Außenstehende mit uns aus.

Ich stierte wieder auf das Brot vor mir, auch ohne das Papier davon abzuwickeln, wusste ich, dass es mit Käse belegt war. Dieser Umstand ließ es zu, dass ich meinen Geruchssinn auf die Reise schickte. Ich schloss die Augen, um den neugierigen Blicken auszuweichen, und versuchte, mich nur auf meine Nase zu konzentrieren.

Neben Blut, welches für mich den stärksten Geruch von allem hatte, konnte ich Brot, Wurst, Käse, verschiedene Suppen, Kartoffeln, Nudeln und eine Vielzahl von süßen Nachspeisen so gut riechen, als stünden sie direkt vor mir.

Doch auch unangenehme Gerüche wie Schweiß, abscheuliches Parfüm und der penetrante Duft von gebratenem Fleisch hingen in der Luft. Die aber abscheulichste Witterung bestand in der Aufnahme von einigen, wenigen unangenehmen Menschen, anders konnte ich es nicht beschreiben. Wie manch Aroma Durst, den Schmerz in der Kehle auszulösen schien, gab es anscheinend auch das genaue Gegenteil davon… Übelkeit, Schwindel, einfach nur abstoßend.

Ich schüttelte angewidert den Kopf, stieß die Luft durch die Nase aus und stellte das Atmen weitgehend ein, dann doch lieber die schaulustigen Blicke der Menschen in diesem Saal.

„Was denken sie?“, fragte ich meinen Mann.

Ich verlagerte mein Gewicht, legte meinen Arm auf den Tisch und stütze meinen Kopf ab. Wenn von uns jemand im Punkto Körperhaltung nicht auffallen würde, dann eindeutig ich. Die typischen, nicht gerade vornehmen Macken waren noch zu fest in mir verwurzelt.

Ich blickte ungeniert in die Menge, während ich auf die Antwort wartete. Die meisten Köpfe drehten sich weg oder glitten nach unten. Dachten sie denn wirklich, dass wir nicht bemerkten, dass uns dutzende von Personen ansahen? Instinktiv suchte ich nach dem blonden Sportler.

„Das übliche, nicht von Belang. So kleinlich sind ihre Vorurteile, so unbedeutsam ihre Fragen.“

Jasper antwortete mir. Edward schien gerade wieder einmal in den Köpfen umher zu wandern. Heute beneidete ich ihn nicht für seine Gabe, mir gingen schon die unzähligen Stimmen auf den Geist. Wie mochte es erst sein, wenn man sie weder aus den Ohren, noch aus dem Kopf bekam?

Ich nickte in Jaspers Richtung. Wenn es etwas zu berichten gäbe, hätte wir es mittlerweile erfahren.
 

Nach der Mittagspause steuerten wir den Chemieraum in hinteren Teil des Gebäudetraktes an. Mrs. Kinth war die erste Person, die ich ohne Ausnahme als normales Erscheinungsbild beschreiben würde. Wieder fanden Edward und ich nebeneinander Platz, das Interesse aufgrund unseres Erscheinens störte mich kaum noch.
 

Chemie für den heutigen Tag ebenfalls erfolgreich abgehackt, stand Sozialkunde bei Mr. Pridge auf dem Plan. Wie der Zufall es so wollte, landete ich wieder neben Kajika. Er hatte heftig Laut gegeben, als ich den Raum betreten hatte, und mir schon gar keine andere Wahl gelassen, als neben ihm Platz zu nehmen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er in den letzten zwei Kursen gar nicht anwesend gewesen war.

„Gibt es eigentlich einen Grund dafür, warum du immer alleine sitzt?“

Ich tippte mal auf seine nervige Art, der ich indessen schon wieder seit einer guten Viertelstunde ausgesetzt war.

„Andere lenken mich manchmal ein wenig ab.“

„Von was? Vom Reden?“

„Nein.“ Kurz war das allgegenwärtige Lächeln von seinen Lippen verschwunden, tauchte aber mit der nächsten Silbe schon wieder auf. „Ich habe eine leichte Form von Autismus.“

„Autismus?“, stutzte ich.

Ich wusste nicht, was es war, aber es fühlte sich an, wie ein fetter, schwarzer Balken, der kurz vor meinen Augen erschien, der mich für einen kurzen Zeitpunkt an nichts hatte denken lassen.

Wieder unter meiner Kontrolle, durchforstete ich mein Gehirn, was ich schon alles über Autismus gehört hatte; Beeinträchtigung der sozialen Kontakte oder, untypische Verhaltensmuster, Sprachschwierigkeiten, emotionale Verhaltensstörungen und was weiß ich nicht noch alles.

„Es ist nicht schlimm, wirklich“, versuchte er beruhigend zu klingen. „Nur eine ganz minimale Erkrankung, aber manchmal fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren, und dann drifte ich einfach so ab.“

„Sollte ich mich dann nicht besser woanders hinsetzten?“, war das einzige, was mir darauf einfiel. Mein Gehirn wollte gerade so gar nicht mit mir zusammen arbeiten.

„Nein, bitte nicht.“

Seine Hand legte sich auf meinen Arm.

Ich starrte nur hinauf, anstatt ihn unter der Berührung wegzuziehen.

„Entschuldige.“

Er entfernte seine warmen Finger wieder von meinem Pullover, die Szenerie mit dem Splitter war wohl noch zu frisch in seiner Erinnerung. Zurück blieb ein bedrückendes Gefühl. Ich blickte zu Edward, der dieses Mal einige Reihen hinter mir saß, und konnte sofort erkennen, dass er ebenfalls Zeuge dieser Unterhaltung war. Ein Mädchen mit ausgefranstem Pony und einer Brille saß neben ihm.

„Man behandelt mich immer mit Vorsicht, so als wäre ich todkrank… Du bist seit langem die erste, die mich nicht wie ein rohes Ei behandelt hat, und ich würde mich sehr freuen, wenn du es auch jetzt nicht tust.“

„Ich soll also kaum mit dir sprechen und von deiner Anwesenheit genervt sein?“

„Ja!“ Er lachte heiser auf und der halbe Sozialkundekurs warf uns einen wissbegierigen Blick zu. „Wenn das deine normale Vorgehensweise gewesen wäre… bitte.“

„Warum hast du mir denn überhaupt von deiner Krankheit erzählt?“

„Du hast gefragt und ich wollte dich nicht anlügen.“

Ich wünschte, er hätte es getan, oder besser noch, ich wünschte, ich hätte gar nicht erst gefragt.
 

„Ich bring Alice um!“

Die Bücher landeten nicht gerade sanft in meinem Spind und ich kämpfte mit dem Sportzeug.

„Wenigstens wäre das eine eventuelle Erklärung dafür, warum ich solche Probleme habe, seine Gedanken zu lesen.“

„Du meinst Autismus bremst deine Fähigkeit?“, ließ ich vom Sportzeug ab.

„Keine Ahnung, aber es wäre wenigstens eine Möglichkeit.“

Er reichte mir mein Sportzeug.

„Trotzdem bring ich sie um.“

Natürlich verstand er nicht, was ich damit meinte, aber er war sich anscheinend sicher, dass ich einen guten Grund für mein Vorhaben hatte. Jedenfalls, fragte er nicht nach.

Beim Sportunterricht schaffte ich es nicht wirklich, mich abzureagieren. Ich musste meine Stärke auf einem so niedrigen Level halten, dass es mich noch wütender machte, als ich sowieso schon war. Das einzige, was mich kurz ablenkte, war die Aussicht auf die Jungs, die im anderen Teil der Halle Basketball spielten, während wir uns mit Leichtathletikübungen abgaben. Edward sah einfach nur atemberaubend aus, während er einen Punkt nach dem anderen für seine Mannschaft einheimste.
 

Nach dem Sportunterricht war die Schule für heute erledigt. Ich verabschiedete mich noch von Kajika, dessen Team leider nicht so viel Glück hatte, dann machten Edward und ich uns auf den Heimweg. Alice und Jasper hatten schon vor einer Stunde die Rückkehr zum Haus angetreten.

Als ich die Tür zu unserem Zuhause öffnete, stand Alice schon in abwehrender Haltung dahinter.

„Ok, ich hätte es dir sagen sollen. Entschuldige, aber ich wusste nicht, dass dies irgendeinen Unterschied macht.“

„Natürlich tut es das“, zischte ich sie an.

Renesmee trat mit Jacob an den oberen Treppenabsatz. Jacob hielt sie davon ab, die Treppe hinunter zu steigen.

„Und was?“

„Ich weiß nicht. Es ist nun mal etwas anderes, ob ich mit einem gesunden oder mit einem kranken Menschen spiele.“ Ein besseres Wort war mir einfach nicht eingefallen, aber im Grunde war es das doch; ein Spiel, oder?

„Glaub mir, Bella. Hätte ich gewusst, dass es wichtig für dich ist, hätte ich es dir gesagt.“

Ihre Augen verengten sich kaum merklich, es lag zur Abwechslung einmal kein vergnügter Ausdruck auf ihren schönen Wangen, und was sollte ich auch anderes machen, als ihr zu glauben, denn das tat ich. Sie würde mich, genau wie Edward, niemals absichtlich verärgern oder verletzen.

Im nächsten Moment drückte ich schon unsere kalten Körper aneinander und strich ihr übers spitze Haar. Von hinten umarmte mich Renesmee, es war ihre Art, mich vollkommen ruhig werden zu lassen, Jasper tat natürlich auch das seinige dazu bei. Nicht einmal richtig wütend konnte man mit dieser Familie werden.

Daraufhin verbrachte ich Stunden damit, Renesmee alles über meinen ersten Schultag zu berichten. Sie war so begierig nach Informationen, dass auch beim noch so unwichtigen Thema nicht locker gelassen wurde.

„Und wie war dein Tag?“, fragte ich, nachdem ich ihr wirklich nichts verschwiegen hatte.

Sie legte mir ihre Hand aufs Gesicht und ließ mich an den vergangenen Stunden teilhaben, in denen sie am Klavier gesessen, mit Esme einen Kuchen gebacken, Rechenformeln gelöst, mit Jacob durchs Haus gejagt oder mit ihm auf dem Dach des Hauses sinniert und ihre ersten beiden Lektionen in der rumänischen Sprache erhalten hatte.
 

Die halbe Nacht verbrachte ich damit, meine Kleidungsstücke zu sortieren. Der Stauraum im Zimmer war wirklich nicht für Alices Kleidervorlieben ausgerichtet. Dreiviertel meines unnötigen Besitzes wanderte erneut in die Kartons, welche ich im unbewohnten Zimmer nebenan verstaute.

Natürlich hätte ich vorher mit dem Aussortieren fertig sein können, doch ich wollte nicht in Versuchung kommen, hinunter zu gehen und Carlisle und Edward darüber reden zu hören, dass Kajika ein Sicherheitsrisiko für uns sei.

Abgesehen davon beschäftigten sie sich mit der Wahrscheinlichkeit einer Resistenz auf Edwards Fähigkeiten bei Autisten. Carlisle durchforstete die Datenbank des hiesigen Krankenhauses, zu der er nun, da er eingestellt worden war, Zugriff erhalten hatte.

Zuerst war mit der Überlegung gespielt worden, eine eigene Praxis in der Stadt zu eröffnen, aber die schnelle Zufuhr von Gerätschaften und Blut verbarg natürlich einen riesigen Pluspunkt für das Krankenhaus.

Sie suchten Versuchskaninchen, um die Wahrscheinlichkeit zu festigen, abklingen zu lassen oder gar zu beweisen.

„Immer noch nicht fertig?“

Ich tat weiterhin beschäftigt und er wusste dies.

„Fast.“

„Ist dir das Thema so zu wider?“, erklang seine Stimme schon viel näher.

„Es ist nicht das Thema.“

Ich stand auf, um den letzten Karton mit Kleidung ins Nebenzimmer zu schaffen. Edward trat beiseite, als ich vorbei wollte.

„Du magst ihn, nicht wahr?“

Ich stoppte am Türrahmen.

„Ich kenn ihn nicht einmal.“

„Aber du hast Mitleid mit ihm?“

Sein Atem strich nah an meinem Ohr vorbei.

„Ja, das habe ich wahrscheinlich“, drehte ich mich um und schaute ihm in die Augen, die langsam den goldenen Schimmer verloren.

„Du wärst nicht meine Bella, wenn du es nicht hättest. Immer noch so viel Mitgefühl in dir.“

Seine Finger strichen mir über die Wange. Seine Lippen kamen näher, ich ließ den Karton zu Boden fallen, ehe ich meine Arme um seinen Hals schlang.

„Ja, wahrscheinlich… mal schauen, wie viel Ärger uns das zum Schluss einbringen wird.“
 

Kapitel 08 - Der erste Schultag - Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (74)
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Von:  Nelli
2010-02-10T11:59:09+00:00 10.02.2010 12:59
Die Situation auf dem Schulweg im Auto - gut gemacht, wie Edward kurz und knapp das Wesen von Vampiren darstellt.
Und Alice ist mal wieder richtig süß: „Und sei nicht so unhöflich zu dem Indianer“. :-)
Und Bella gefällt mir: Endlich mal hat sie so richtige Vampier-Gier. Littleblaze, das ist ne Klasse Beschreibung.
Und Kajika finde ich faszinierend und sehr emotional (lieb). Ich bin gespannt, womit er noch so "aufwartet".

Liebe Grüße
Nelli
Von: abgemeldet
2009-06-27T09:21:08+00:00 27.06.2009 11:21
Echt wiedermal super geschrieben!!! Aber das ist bei dir eh schon fast normal...
xD
Ich bin zwar noch nicht ganz mit dem lesen fertig, komme aber heute sicherlich noch dazu. Weiter so!!!
lg, -Tinchen-
Von:  Kaddl92
2009-06-03T20:44:15+00:00 03.06.2009 22:44
wow wow wow wow wow
mehr kann ich dazu nich sagen...
ich habe erst vorgestern mit dem 4ten buch aufgehört (eine woche hab ich für alle 4 gebraucht) und war zutiefst enttäuscht, dass es vorbei war... habe mir schon den kopf zerbrochen ob ich nich auch meinen senf dazu abgeben sollte und eine eigene idee zum 5ten buch antippen sollte...
dann war ich neugierig und suchte hier ein bisschen und...
ich bin beeindruckt. man merkt kaum, dass das hier eine andere autorin ist :) autorin kann man dich schon nennen, finde ich :)
super
ich würde mich freuen wenn du mich benachrichtigst, sobald es was neues von dir gibt :)
grüßle kaddl
Von:  Toastviech
2009-04-13T09:59:39+00:00 13.04.2009 11:59
ich bin beeindruckt und wirklich sprachlos.
Im wahrsten Sinne des wortes.
Ich kann dich nur loben^^


lg toasty
Von:  P-Chi
2009-04-12T16:11:11+00:00 12.04.2009 18:11
Wow, ich bin von deiner Schreibweise sehr beeindruckt! So professionell...*neidisch is* xDD
Autist...hmm, wirklich interessant was du dir überlegt hast. Ist wirklich mal was neues^^ Ich wette Stephenie Meyer hätte es nicht besser gekonnt x33 *schleim*
Ich würde das Musikvideo übrigens auch gerne sehen, wenn ich darf^^

Lg Angels
Von: abgemeldet
2009-04-12T15:10:13+00:00 12.04.2009 17:10
das kapitel ist echt toll so wie die anderen natürlich...^^
ich würde auch gern das video sehen ...
das noch ne neue person dazu gekommen ist ist cool das bringt was unerwartetes.....freu mich schon aufs nächste kapitel
Von:  Selene85
2009-04-12T00:49:38+00:00 12.04.2009 02:49
Fand die Gesichte echt klasse und würde mir das Video gerne ansehen.
Du hast einen echt tollen Schreibstil. Freu mich schon mehr lesen zu können. ^^
Leni
Von: abgemeldet
2009-04-10T10:37:58+00:00 10.04.2009 12:37
also erst mal danke für die ens^^
boar das war echt ein klasse kapitel bin mal gespannt was aus bella und kajika wird...also dickes lob...ach jah und das video würde ich sehr gerne sehen lg
Von:  Stiffy
2009-04-08T19:11:39+00:00 08.04.2009 21:11
Hi Hase^^

1. Ich mag Kajika!!!! Gott, Frau, schieß Edward zum Mond und schnapp dir diesen Kerl!!! *ansabber* toll, toll, toll find!!!

2. Edward nervt mich *drop* aber das hat er schon immer... also ist es für dich eher positiv, da du ihn genau so bleiben lässt *lach*

3. Ich finde die Idee mit dem Autismus klasse! Das lässt viele Möglichkeiten offen und vor allem ist es ein wirklich interessantes Thema! Ich bin so gespannt, was du daraus machst, aber ich vertraue schon jetzt darauf, dass es klasse wird!

4. Du hast den 1. Schultag echt gut beschrieben! :)

So, mehr weiß ich grad nicht... war auf jeden Fall wieder toll!!
*Kajika-Doll bastel* ^__~
Von:  Bella_Cullen133
2009-04-08T12:13:29+00:00 08.04.2009 14:13
omg..
wieder einmal super gelungen!!!
alles passt..
find ich einfach nur geil!!!
interressant was du die über den jungen ausgedacht hast..
bin schon urr gespannt wies weiter geht :)
hdl bussie..
lg
Bella_Cullen133


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