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Bis(s) zum Ende der Ewigkeit

Meine Fortsetzung zur Bis(s)-Reihe
von

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Neue Identität

Autor: littleblaze

E-Mail: little_blaze_2000@yahoo.de
 

Disclaimer: Alle Rechte an den Bis(s)-Charakteren gehen auf das Konto von Stephenie Meyer und ich selber verdiene keinen einzigen Cent mit meiner Story.
 

Neue Charaktere, die Storyline, selbsterstellte sowie editierte Bilder und sämtliche, für die Story erstellten Extras gehören mir und dürfen nicht ohne meine vorherige Zusage auf anderen Seiten, Portalen oder Foren gepostet werden.
 

Kapitel 04 - Neue Identität
 

Wir dachten nicht nach und gaben uns einfach dem Verlangen hin.

Sein Hemd lag schon eine halbe Ewigkeit auf dem verstaubten Boden, meine Bluse sollte in den nächsten Sekunden folgen. Seine Hände glitten an mir hinab, wieder hinauf und unter meine Kleidung. Meine umfingen seine Brust und drückten sich in sein Haar.

Wir flogen durch den Raum, wenigstens kam es mir so vor, da ich keinen Boden unter den Füßen spürte. Erregt presste er mich gegen die Wand, und meine eigene Lust auf ihn ließ mich die Befürchtung vergessen, dass diese unter uns nachgeben könnte.

Er drehte mich um, sein Körper drängte sich von hinten gegen meinen und seine Lippen zogen harte Kreise in meinem Nacken. Ich konnte die Anordnung seiner Zähne auf meiner Haut spüren, den leichten Druck, als würde er jeden Moment kraftvoll ins Fleisch vordringen. Dass mich dieser Gedanken immer noch so erregte, wusste er nur zu genau.

Mein Körper schleuderte herum und wir verschmolzen unsere Lippen miteinander. Meine Beine lagen um seine Hüften, mein Körper presste sich so stark gegen ihn, dass ein Mensch dies nicht überlebt hätte.

„WAS IST DENN DAS?“

Blitzschnell standen meine Füße wieder fest, augenblicklich hatte ich mich von dem begehrenswerten Mund gelöst. Mein Augenmerk richtete sich zur Tür. Alice stand im Türrahmen und fraß den Raum praktisch mit den Augen auf.

Unsere Sinne waren so voneinander gefesselt gewesen, dass wir nicht einmal mitbekommen hatten, wie jemand näher gekommen war. Vor Scham drückte ich mein Gesicht an Edwards Brust, dass ich nicht mehr rot werden würde, fiel mir erst einen Moment später wieder ein. Zu peinlich war die Situation, und noch peinlicher empfand ich sie, als ich mir wieder vor Augen hielt, dass es eine nackte Brust war, an die ich mich drückte.

Ich ließ Abstand zwischen uns entstehen.

Edward hob sein Hemd auf und zog es an. Ein feines Lächeln hatte sich auf sein Gesicht gestohlen, ehe er sich zu mir beugte und mich küsste. Alice durchschritt derweilen das Zimmer, streifte mit den Fingern über Regale und blickte uns anschließend angewidert an.

„Edward, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein? Dieses…“ Sie fuchtelte mit ihren Armen in der Luft herum, um das richtige Wort zu finden. „…. Ding hat ja mal null Charme. Hier ist nicht einmal genügend Platz für einen ordentlichen Kleiderschrank und….“ Sie drehte sich graziös im Kreis. „… ein eigenes Badezimmer scheint es auch nicht zu haben.“

Ihr Blick blieb schockiert, zu schön sah ihr kleines Gesicht somit aus. Und ich überwand die Scham und ging schnell auf sie zu, nahm ihre Hände in meine. Mein zufriedenes Lächeln ließ sie anscheinend kurz überlegen, ob es wirklich bedeutete, dass ich ihr zustimmte. Fühlte sie sich als meine Retterin in der Not oder ahnte sie schon, was ich ihr jetzt sagen wollte?

„Mir gefällt es“, gestand ich.

„Aber Bella, das ist doch….“ Ihr Blick analysierte mich, kam anscheinend zu der Feststellung, dass es mein voller Ernst war. „…dann… dann lass uns wenigstens die Wände streichen. Ein schöner, heller Ton. Einen weichen, edlen Teppich“, fing sie an zu sinnieren und sah die Veränderungen schon in ihrem Kopf Gestalt annehmen. Doch sie stoppte abrupt wieder. Ob es daran lag, dass ihre Augen für eine Sekunde geschlossen waren oder weil mein Blick sie überzeugt hatte?

„Du willst das hier wirklich?“

„Ja“, drückte ich ihre Hände kurz, um meinen Wunsch zu verstärken.

„Warum?“, fragte sie verständnislos nach, und ich brauchte keine Zeit zum Überlegen.

„Es ist Edward. Es ist seine Vergangenheit. Ich möchte nicht alles mit einem Eimer Farbe hinfort streichen, denn ich bin froh… nein, überglücklich, wenn ich Teile davon erhalten kann.“

Es gab so vieles, was ich noch nicht über ihn wusste, Dinge, die er mir wahrscheinlich auch niemals erzählen würde, wenigstens nicht freiwillig, und ich wollte doch so gerne alles über ihn erfahren.

Ich hatte das Bedürfnis mich umzudrehen, zu sehen, wie er auf meine Aussage reagierte, welcher Ausdruck auf seinem Gesicht lag. Doch viel wichtiger war es mir gerade, Alice zu überzeugen. Ich wollte nicht eines Tages nach Hause kommen und sie hätte all das hier mit neuer Tapete und Teppichboden zerstört.

„Kommt bitte alle in die Küche“, vernahmen wir den gedämpften Ruf zur selben Zeit.

„Ok, aber wenn du deine Meinung än-“

„Ja“, unterbrach ich sie. „Dann wirst du die Erste sein, die es erfährt.“

Ich tippte ihr leicht auf die Nase.

„Wenn ich es nicht eh schon vorher weiß“, zwinkerte sie verschwörerisch in den Raum, blickte ihn noch einmal an, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn in die Mangel nehmen würde. Mit einer weiteren Drehung ging sie in Richtung Tür davon.

Edward und ich folgten ihr. Er nahm meine Hand und legte sie sanft an seine Lippen. Ich sehnte mich gerade so sehr nach seiner Nähe.

Auf dem Korridor trafen wir auf Renesmee und Jacob, zusammen gingen wir hinunter. Am unteren Teil der Treppe bog ich kurz nach links und blickte in das riesige Wohnzimmer hinein. Auch hier hatte die Sonne bereits von der Einsamkeit Besitz ergriffen. Der Geruch von Tannen durchströmte den Raum, das erwachende Zwitschern der Vögel durchzog die Luft.

Die schweren, alten Möbel wirkten nun wie eine vergessene Pracht, wie Stücke in einem Museum, nach denen man so gerne die Hand ausstrecken wollte, aber es eigentlich nicht durfte. Die Erinnerung an mein Hochzeitskleid durchzog meinen Kopf und Bilder, wie die Welt vor 70 oder 80 Jahren ausgesehen haben mochte.

Alt! Für mich noch ein zu neuer Begriff.

Alt, so wie diese Möbel, so weit weg wie diese Zeit, so alt wie es auch der Mann war, den ich liebte.

Ewiges Leben! Was hatte Edward alles gesehen, was ich nur aus Filmen kannte? Was hatten Tanya und ihre Schwestern mit ihren 1000 Jahren gesehen, oder Aro mit seinen unglaublichen 3000 Jahren? Welche Erfindungen hatten sie miterlebt, welchen Ereignissen beigewohnt? Und… was würde ich alles erleben?

Würde ich tatsächlich hunderte, tausende von Jahren leben? Dabei sein, wenn die Menschheit den Weltraum bereist? Erfindungen, die es nur in Science-Fiction-Abenteuern gibt, plötzlich Wirklichkeit werden… unheilbaren Krankheiten geheilt werden… der Planet von der bedrohlichen Erderwärmung langsam dahinrafft und schließlich alles zu Grunde geht… Werde ich dabei sein?

Jedoch ließ mich die Hand, welche sanft Druck auf mich ausübte, schnell in eine andere Richtung denken. Wie oft hatte man versucht, mich in den letzten sieben Jahren umzubringen? Wie oft war ich nur um haaresbreite gerettet worden? Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Nein, ich würde garantiert nicht miterleben, wie die Welt unterging.

„Es ist anders, ich weiß.“

Edward deutete meine Gedankengänge falsch. Doch ich beließ ihn bei seiner Ahnung.

„Du kannst mir glauben, ich finde es überwältigend, im positiven Sinne“, drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange.

Seine Mundwinkel richteten sich nur zaghaft nach oben.

„Wirklich“, beteuerte ich und ich ging vom Wohnzimmer weg, folgte dem Geruch der anderen bis in eine riesige, hell erleuchtete Küche.

Hier hatte man anscheinend nur auf unser Eintreffen gewartet. Alle saßen um einen großen Tisch herum, der mit Unmengen von Papieren belagert war.

Jasper stand auf und bot mir seinen Stuhl neben Alice an. Er und Edward blieben an der Wand gelehnt stehen und kurz fragte ich mich, ob Esme größeren Tisch oder Stühle auf ihren Zettel gekritzelt hatte.

Carlisle erhob sich und blickte uns einen nach dem anderen an. Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte, Rührung in seinem Blick zu erkennen.

„Ok“, räusperte er sich und zog den größten Stapel Papier zu sich heran.

Er kam auf Rosalie und Emmett zu sprechen, deren Stand sich zu dem unseren ein wenig ändern würde, wenigstens in der Zeit, in der wir hier lebten. Emmett würde als Esmes Neffe bekannt werden, der auf dem College seine Freundin Rosalie geheiratet hat und diese somit mit in die Familie brachte. Beide würden den Namen Hale tragen.

„Streicht also aus euren Köpfen, dass ihr sie als Geschwister ausgebt, die zurzeit auf dem College sind… Jasper.“

Carlisle hob das oberste Dossier, welches aus mehreren zusammengehefteten Dokumentenkopien zu bestehen schien, vom Stapel ab und reichte es Jasper über den Tisch. Er streckte sich zwischen Alice und mir danach, weshalb ich einen flüchtigen Blick auf das oberste Blatt werfen konnte: Jasper Cullen, geb. Dearing.

In meinem Kopf ratterte es. Ich konnte mich zwar nicht mehr genau erinnern, aber es war bestimmt nicht der Name, den ich mit seinem früheren Leben in Verbindung brachte.

Als nächstes war Alice an der Reihe, auf ihrer Ausgabe stach die Angabe Alice Mary Cullen, geb. Grant hervor.

„Yippie, endlich wieder 17!“, sprudelte es begeistert aus ihr heraus. Ich wand meinen Blick von dem Papier zwischen ihren Händen ab und schaute Carlisle erwartungsvoll an. Doch natürlich war Edward vor mir an der Reihe. Er legte beruhigend eine Hand auf meine Schulter, als er sich ebenfalls über den Tisch streckte und von Carlisle seine neue Identität entgegen nahm: Edward Anthony Cullen, geb. Craven.

Ich hielt ihn in der Bewegung auf, um einen längeren Blick hinauf werfen zu können. Nirgends eine Erwähnung von Frau und Kind. Keine Erwähnung des Ortes Forks, nichts, was von einer gemeinsamen Vergangenheit zeugte. Ein wenig aufgewühlt ließ ich wieder von ihm ab, doch seine Hand verschwand nicht. Beruhigend ließ er sie über meinen Nacken gleiten.

Als Carlisle sich daraufhin mir zu wand, hätte ich am liebsten meine Finger an den beigefarbenen Stuhl getackert, doch mehr als ein paar Minuten hätte ich es eh nicht aufhalten können, weshalb ich meine Hand ausstreckte und das Zittern versuchte zu unterdrücken. Gebannt starrte ich auf die erste Angabe: Isabella Marie Cullen, geb. Linney.

Ich überflog das erste der Dokumente. Alter, Geburtsort, früherer Wohnort, Eltern… Nichts war wie es eigentlich sein sollte. Keine Erwähnung von einer Hochzeit, keine Geburt einer Tochter.

Ich blätterte weiter.

Eine gefälschte Geburtsurkunde, Adoptionspapiere, der Antrag auf Annahme des Namens der Adoptiveltern, eine Todesurkunde meiner Eltern, die ich nie zuvor gesehen hatte, und kurze Zusammenfassungen von jedem anderen Mitglied der Familie.

Nun war es also offiziell, nun war ich nicht mehr Isabella Marie Swan, die Tochter von Charlie und Renée, die in ihrer Kindheit jedes Jahr in ein verregnetes Kaff namens Forks kam, um ihren Vater zu besuchen; Nicht mehr das Mädchen mit der tollpatschigen Vergangenheit und dem bleichen, geheimnisvollen Freund an ihrer Seite.

Die Erwähnung von Jacobs Namen ließ mich zusammen zucken.

Ich wollte mich gerade zu ihm herüber beugen, auf sein Blatt schielen, als mir einfiel, dass eines in meinen Händen ja ebenfalls seinen Namen trug. Schnell blätterte ich bis zur richtigen Stelle: Jacob Billy Cullen, geb. Terrell.

Neugierig und irgendwie belustigt schaute ich wieder zu ihm. Ich hatte natürlich mit Protest auf den neuen Namen gerechnet, doch ich vernahm nur ein leichtes Schnaufen. Wahrscheinlich hatte er schon vorher gewusst, was auf ihn zukommen würde. Irgendwie hatte er ja sowieso so einiges vor mir erfahren, was mich im Nachhinein doch ziemlich nervte. Ich blickte wieder auf mein eigenes Dossier, musste mich ablenken, um nicht weiter drüber nachzudenken.

„Warum können wir eigentlich nicht unsere richtigen Namen als Geburtsnamen behalten?“, verließ es meine Lippen. Ich verstand einfach nicht, warum es ein anderer sein sollte als der, den ich bis jetzt mein ganzes Leben getragen hatte.

„Früher wäre das kein Problem gewesen.“ Carlisle hatte offensichtlich mit dieser Frage gerechnet. „Aber in der heutigen Zeit, wo alles über Computer und Internet läuft, können wir einfach nicht riskieren, dass eure Identitäten irgendwo im Netz gespeichert sind und wir nun mit ähnlichen antanzen.“ Er fügte eine kurze Pause ein. „Wahrscheinlich müssen wir uns demnächst sogar einmal von dem Namen Cullen trennen.“

Ein unnatürliches Geräusch durchfloss den Raum. Sogar ich, obwohl der Namen noch nicht besonders lange zu mir gehörte, sträubte mich dagegen, ihn abzulegen. Als würde Cullen das auszeichnen, was ich war. Jedoch fuhr Carlisle fort, ohne auf den allgemeinen Protest zu achten.

„Unser Hintergrund weicht dieses Mal nur ein klein wenig ab. Wie ihr aus euren Lebensläufen erkennen könnt, stammt ihr alle aus einem Heim für Jugendliche in Washington, DC. Dort ist vor knapp einen Monat ein riesiger Gebäudekomplex abgebrannt, der eine solche Organisation trug, die, natürlich nur in unserer Version, ein Onkel von mir leitete. Ich bot ihm nach der schrecklichen Tragödie meine Hilfe an, und nahm somit einige der Kinder zu mir.“

Sofort blätterte ich wieder in meinen Unterlagen herum, suchte nach dem Grund, weshalb ich angeblich in diesem Heim gelandet war. Schnell fand ich die richtige Stelle. Meine vermeintlichen Eltern waren bei einem schrecklichen Zugunglück, als ich elf Jahre alt gewesen war, gestorben.

Ob Mr. und Mrs. Linney an diesem Tag wirklich bei einem Zugunglück ums Leben gekommen waren? Innerlich betete ich dafür, dass es nicht so war.

Daraufhin bekamen wir, besser gesagt Jacob und ich, obwohl sich Carlisle an die ganze Gruppe wand, genaue Anweisungen, was wir erzählen und wo wir lieber auf stumm schalten sollten. Kleine Regeln zum besseren Verbergen unserer wahren Identitäten und raffinierte Tricks, um besonders nervige Menschen abzulenken. Gedanklich flog ich zu den Anfängen, zu den Tagen, als ich nach Forks gezogen war. Was ich alles über die Cullens gehört hatte, was Edward mir in der ersten Zeit erzählt hatte und wie seine Taten auf mich wirkten. Er hatte eindeutig versagt, was den Punkt Verschwiegenheit und Täuschung anging.

„Und was ist mit mir?“, brachte es Carlisle zum schweigen.

Er wollte schon antworten, stockte aber und schaute Edward, der immer noch hinter mir stand, an. Jacobs Gesicht ging zu Boden, und am liebsten hätte ich es ihm gleich getan, doch der Blick meiner Tochter verlangte meine Aufmerksamkeit.

„Es ist noch zu früh“, antwortete Jasper ohne Zögern und ohne irgendwelche Anspannung in der Stimme. Für ihn war im Moment nur eines wichtig: die Familie vor Gefahr zu schützen.

„Nur noch zwei Jahre“, fügte Carlisle hinzu, doch der Zorn war schon deutlich auf ihren Wangen erkennbar. „Vielleicht auch nur noch 1 ½, wir werden sehen.“

Ich holte Luft, um etwas zu sagen, selbst wenn ich genau wusste, dass es nichts war, was sie zufrieden stimmen würde, jedoch hatte mein Blick anscheinend schon verraten, dass dieses Thema keinen Diskussionsspielraum offen ließ. Sie riss sich regelrecht vom Tisch los, dessen Kante sie zuvor umklammert gehalten hatte.

Unsere Blicke folgten ihr aus dem Zimmer hinaus.

Aber nicht nur mein Blick verspürte dieses Verlangen, auch gab ich meinem Körper sofort den Befehl, sich zu erheben. Anscheinend war der meine nicht der einzige. Ich stoppte Jacob an der Tür, versperrte ihm den Weg.

„Ich geh schon“, teilte ich ihm mit und gab meine steife Haltung erst auf, als er begriff, dass es hier kein anderes Vorgehen geben sollte.

Er gab nur widerwillig nach. Verstand er denn nicht, dass es Dinge im Leben eines Kindes gab, wo es mehr seine Mutter als einen Freund brauchte?

Ich blickte kurz zu Edward, bevor ich die Küche verließ. Sein Blick war fragend und ich verneinte mit einer leichten Kopfbewegung. Alleine ging ich hinauf, unten fing Jacob das Diskutieren mit den anderen an.

Ihr neues Zimmer ließ ich hinter mir, es wäre nur Zeitverschwendung gewesen, hinein zu blicken. Wissend ging ich auf das Fenster am Ende des Korridors zu. Es war so typisch, wo mich ihr angenehmer Geruch hinführte.

Sie hatte schon ziemlich schnell ihre Liebe zu dem weiten Himmel über sich entdeckt, wahrscheinlich gab er ihr ein wenig Freiheit zurück in ihre eingeengte Welt. An fast jedem jagdfreien Abend hatte sie sich aufs Dach zurückgezogen und die Sterne stundenlang beobachtet.

Ich stieg ebenfalls hinaus und an der Häuserwand hoch. Schmollend fand ich sie auf dem Dach. Ihr Gesicht hielt sie in ihren Armen verborgen, welche auf den Knien gebettet waren. Ich ließ mich neben sie sinken.

„Es ist unfair“, fing sie auch sofort an.

„Du weißt, dass es das nicht ist.“

Ich legte meinen Arm um ihre Schulter und zog das schmollende Kind an mich heran. Wir hatten schon mehrere Male über diesen Punkt diskutiert, ihn mit der Familie erörtert und immer wieder beschlossen, dass es keinen anderen Weg gab, um uns zu schützen. Natürlich tat es mir im Herzen weh, meinem Kind die Freiheit zu nehmen, die es sich so sehr wünschte, doch es zu ändern lag nicht in meiner Macht.

Meinen Blick ließ ich über das rostbraune Dach schweifen, über die Wiese und über die Wipfel der Bäume. Die Sonne schien auf uns herab. Meine Haut schimmerte an Händen und Gesicht. Die meines Kindes hatte sich in den letzten Jahren normalisiert. Die zuvor durchscheinende Oberfläche war mit den Jahren alltäglicher geworden. Nicht, dass sie nicht mehr schön war, denn das war sie zweifellos, doch konnte sie ohne Probleme mit ihrer hellen, alabasterfarbenen Haut in die Sonne treten.

„Ich möchte auch sehen, was hinter den Bäumen ist.“

Sie drückte ihr Gesicht gegen meine Brust. Ihre angenehme Wärme durchströmte meinen kalten Körper.

„Das wirst du“, versicherte ich ihr.

„Ja, in zwei Jahren.“

Sie wand sich aus meiner Umarmung.

„Es ist nun mal wichtig. Oder möchtest du in ein paar Monaten schon wieder umziehen?“

„Nein, mir gefällt es hier“, kam es für mich unerwartet.

Renesmee hob den Kopf, ihre Finger strichen sanft über die Dachziegel.

„Wirklich?“

Bis jetzt hatte ich noch nicht besonders viel finden können, was mich zum bleiben angeregt hätte.

„Momma?“

„Ja?“

„Ich bin kein kleines Kind mehr.“ Sie schaute mich an. Ihre brauen Augen glitzerten mit der Sonne um die Wette.

„Ich… weiß“, gab ich nur ungern zu.

„Nein, wirklich… ich bin es nicht mehr, ein Kind meine ich. Ich hüpf zwar gerne mal auf Betten herum, aber… ich… ich habe auch andere Wünsche.“ Sie stockte kurz, biss sich nervös auf die Lippen. „Ich will auch frei sein. Ich will richtig leben und all die Dinge sehen, die ich nur aus dem Fernsehen oder aus Büchern kenne. Ich möchte Freunde haben, mich mit ihnen verabreden, in die Schule dürfen und… mich verlieben können.“

Bei der letzten Aussage vergaß ich glatt das Atmen, was allerdings nicht zu einem größeren Problem werden würde. Ihre Wangen waren von einem zarten Rot gedeckt, ihr Herzschlag hatte einen Zahn zugelegt. Ihre Aussage war nicht einfach so dahin gesagt, sie wollte es wirklich… das, was sie andauernd im Fernsehen sah, in unzähligen von Serien, ja sogar in den meisten Kinderfilmen, und was sie in hunderten von Büchern las… Sie wollte sich verlieben.

Ich versuchte den aufkommenden Gedanken an Jacob abzuschütteln, doch klappte das irgendwie so gar nicht. Das Bedürfnis, ihn glücklich zu sehen, für immer an der Seite meiner Tochter. Auf merkwürdige Weise hatte ich sogar das Gefühl, es ihm schuldig zu sein. Aber dürfte ich dafür ihre Wünsche untergraben?

Sie hatte keine wirkliche Ahnung, was sie und Jacob verband. Niemand sprach darüber, niemand hatte sie aufgeklärt. Und auch wenn… es war Jacob, der sich auf sie geprägt hatte, und nicht umgekehrt. Sie hatte einen freien Willen, sie konnte entscheiden, wem sie ihr Herz schenken würde. Jacob war bis jetzt nicht mehr als jedes andere Mitglied der Familie auch, nämlich Familie, wahrscheinlich mehr Freund und Vertrauter als irgendwer sonst, jemand, dem sie alles erzählen konnte, jemand, auf den sie immer bauen konnte. Wenn sie es nicht alleine für sich sah, war es nicht meine Aufgabe, es für sie zu tun. Ich konnte mich nicht dazu durchringen, sie in dieser Form zu beeinflussen, sie in etwas zu zwingen, was sie dann vielleicht nur aus Mitleid oder Verpflichtung ansehen könnte.

Ich konnte es nicht.

Ich versuchte, mich auf etwas anderes zu konzentrierten.

„Aber du lernst doch schon so viel“, wand ich lahm ein.

„Ja, Opa und Oma sind toll, aber das ist nicht dasselbe. Ich möchte mich mit anderen messen, Freundschaften aufbauen, sauer auf meine Lehrer sein… Verstehst du denn gar nicht, was ich meine?“

„Natürlich verstehe ich es.“

Sie verlangte nach Erfahrung und diese konnten auch Carlisle und Esme nicht ausgleichen in den unzähligen Stunden, in denen sie Renesmee ihr Wissen lehrten, ihr Französisch und Latein beibrachten oder ihr die neusten Rechenformeln ans Herz legten. All diese Dinge verschlang sie regelrecht, lernte schneller als ich es je für möglich gehalten hatte, aber… es war nun mal etwas ganz anderes.

„Ich verspreche dir, dass du all das bekommen wirst. Du hast so ein langes Leben vor dir, mein Schatz.“

Ich zog sie erneut an mich und drückte sie ein wenig hinunter an meine Brust. Es fehlte nicht mehr viel und sie wäre genauso groß wie ich selber. Ich berührte sacht ihr Haar.

„Du wirst so viele Erfahrungen machen, dass es für mehrere Leben reicht, dafür werde ich sorgen.“

„Versprochen?“

„Versprochen.“
 

Wieder zum Fenster herein, erwartete uns Jacob ungeduldig im Korridor. Ich schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Wie viel wusste er? Was hatte er vielleicht mit angehört, oder hatte sie auch ihm ihre geheimen Wünsche schon längst mitgeteilt?

Renesmee trennte sich von meiner Hand und nahm sofort von Jacob Besitz. Ich ging mit abgewandtem Kopf vorbei, während Renesmee ihm erzählte, wie schön der Blick vom Dach war und was sie alles gesehen hatte.

In der Küche angekommen, staunte ich erst einmal nicht schlecht über das Loch im Boden, wo zuvor der Tisch gestanden hatte.

Ich folgte dem Geruch der anderen hindurch. Edward drehte sich zu mir um, als ich leichtfüßig auf dem Steinboden aufsetzte.

„Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt nach.

„Ja, aber lass uns später noch mal drüber reden.“

Seinen fragenden Blick schob ich beiseite, die neue Umgebung fesselte mich im Moment ein beträchtliches Stück mehr. Der ganze Raum war mit alten Dingen und hunderten von Büchern voll gestopft. Landkarten prangten an den Wänden und jeder Mensch wäre in vollkommene Finsternis gehüllt. Die Wände erinnerten an alte Ritterfilme, dunkle Verließe, in denen die Abtrünnigen zu solchen Zeiten eingesperrt wurden.

Ein weiterer Durchgang im hinteren Teil erweckte mein Interesse. Mit Bedacht, nicht aus Versehen einen der vielen kleinen Holztische umzustoßen, durchquerte ich den Raum, um in den nächsten schauen zu können. Doch es war kein Raum, der sich mir entblößte, sondern ein langer, dunkler Gang. In meiner Erinnerung spiegelte sich mir ein anderer Gang wieder, ein langer, kalter und furchteinflößenden Gang, den ich nicht freiwillig entlang geschritten war, Edward und Alice an meiner Seite.

Ich wich einen Schritt zurück, Hände an den Schultern hielten mich auf.

„Du brauchst keine Angst zu haben“, flüsterte Jasper mir zu. „Es ist nur ein Fluchtweg, mehr nicht. Sechzig Meter in den Wald hinein.“

„Ja, ich weiß.“

Ich konnte die Tannen am Ende des Tunnels riechen. Trotzdem fühlte ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, diesen Weg irgendwann einmal durchschreiten zu müssen. Doch viel zu schnell und unnatürlich verflüchtigte sich diese Befürchtung.

Ich drehte mich um, die fürsorglichen Hände auf meinen Schultern verschwanden. Scharf kritisierend schaute ich in das Gesicht, welches von honigblonden Strähnen umsäumt war. Andere hätten jetzt vielleicht gelächelt, dadurch verborgen, was sie zu meiner Missbilligung getan hatten, aber nicht Jasper. Sein Blick war, wie auch sonst immer, ziemlich direkt und versuchte noch weiteres in mir zu finden, was er für kurze Zeit auslöschen könnte.

„Spar dir das für Wichtigeres auf“, trat ich an ihm vorbei und fragte mich wieder einmal, ob er das aus eigenen Stücken tat, weil Alice mich lieber glücklich sah oder weil Edward ihn vielleicht darum gebeten hatte. Wenigstens blieb mir die klaffende Angst vor dem dunklen Tunnel in meinen Träumen erspart.

Ich trat an Edwards Seite, der, voll mit Büchern bepackt, den Sprung nach oben abschätzte. Vor ihm sprang ich hinauf. Esme blickte kurz auf, ich schaute mich suchend um.

„Renesmee und Jacob schlafen“, lächelte sie mir entgegen und nahm Edward, der nun ebenfalls im Raum stand, die Bücher ab.

Er berührte mich kurz am Arm, bevor er wieder hinab sank.

Kurz horchte ich hinauf, um mich selber davon zu überzeugen, dass es beiden gut ging. Jacobs Schnarchen war allerdings auch ohne Vampirgehör gut zu vernehmen.

Ich verließ das Zimmer, zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Kurzwahltaste, die ich Charlie zugesprochen hatte. Ich ließ mich neben einem dicken Vorhang im Wohnzimmer, oder sollte ich besser Salon sagen, sinken und erwartete ungeduldig die Stimme, die jeden Moment erklingen würde.
 

Kapitel 04 - Neue Identität - Ende



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Kommentare zu diesem Kapitel (42)
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Von:  TARA!!
2009-03-12T19:51:06+00:00 12.03.2009 20:51
Hey ^^ bin zufällig über deine FF gestolpert ich find sie echt klasse ! Dein schreibstiel ist toll ^^ mit sag mir bescheit wenns weiter geht ja?

lg Tara ^^
Von: abgemeldet
2009-03-11T19:35:44+00:00 11.03.2009 20:35
wow...gefällt mir richtig gut und lässt viel raum für mutmaßungen. es ist als würde man fast wirklich den "fünfen" band von Stephanie meyer lesen. bitte weiter so!!!

ps nur so am rande(mein ich nicht böse^^) paar rechtschreibfehler hab ich schon entdeckt.

lg maria
Von:  Angel-San
2009-03-11T18:44:34+00:00 11.03.2009 19:44
ich find et einfach geil ^^
richtig geil geworden ^.^
ok manche fehler aber egal
schwamm drüber ^.^

Von:  Estel_13
2009-03-11T18:27:05+00:00 11.03.2009 19:27
ich bin zwar über über ein paar Worte und Satzstellungen gestolpert, trotzdem lässt dich deine Story wunderbar lesen fast wie Sthepanies und ich bin gespannt wie es mit dem ganzen Cullenclan und vor allem Nessi und Jacob weitergeht! also schön weiter schreiben ^.^

Von: abgemeldet
2009-03-11T15:34:09+00:00 11.03.2009 16:34
Wow deine Geschichte ist echt toll!
Bin schon sehr gespannt wie es weiter geht und hoffe du verlierst nicht so schnell die Lust daran und beerst uns noch mit vielen Kapiteln!?
LG
Von: abgemeldet
2009-03-11T11:53:57+00:00 11.03.2009 12:53
Hallo..
Habe gerade deine FF gelesen und ich muss sagen, ich bin begeistert. Du hast das super beschrieben und dein Schreibstil ist wirklich super, du hast alle super beschrieben und gut getroffen. Ich hoffe du schreibst schnell weiter. Würde mich sehr darüber freuen noch mehr davon zu lesen.
Den Teil wo Alice in Edwards Zimmer kommt - war einfach genial. Das war so "Alice" :o)

Mach weiter so.

Bin total gespannt wie es weiter geht.

Liebe Grüße Nicki

Von: abgemeldet
2009-03-10T23:46:01+00:00 11.03.2009 00:46
hi,
hab gerade deine FF gelesen und bin wieder begeistert (ich weis zimlich spät aber besser als nie).
Die gleichen Gedanken wie Bella hat ich auch schon, in Bezug auf die Zukunft, denn wenn man ewig lebt bekommt man zwangsweise das Ende der Welt mit. Irgendwie eine gruselige Vorstelung.
In der Hofnung das du schnell weiterschreibst.
LG Akari-Mizunashi

Von: abgemeldet
2009-03-10T19:05:58+00:00 10.03.2009 20:05
wieder ein ganz tolles kapitel.
ich finde es gut dass sie immer noch dein namen cullen tragen.
bin übrigens jetzt mit der reihe durch. eine freundin hat mir die restlichen bände geliehen. jetzt kann ich endlich alles verstehen was du hier schreibst.

also immer brav weiter schreiben sonst komm ich und hau dich XD
Von:  Bella_Cullen133
2009-03-10T18:41:32+00:00 10.03.2009 19:41
omg das kapitel is ja urrr geil <3
ich liebe es.. ich liebe alle kapitel die du schon geschriebn hast.. die sind einfach nur.. kaa... GEIL !!
und die nächsten werden FIXX besser <3
danke für die ENS..^^
bussi
hdl
Von: abgemeldet
2009-03-10T17:51:06+00:00 10.03.2009 18:51
Huhu!^^
wie er sehr schönes Kapitel, ich bin jedes mal total gebannt *_*
Das widerstreben der neuen identitäten hast du gut rüber gebracht und auch ness gefühle, dass sie frei sein will... auch dinge erleben will...
und ich denke jedem würde es schwer fallen, wenn alle raus dürfen nur sie nicht...
ich bin jetzt auf den ersten schultag von bella gespannt
freu mich auf mehr! x3
*knuddel*
lg


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